12:15 Uhr
P14 - 01:
Sepsis bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm – eine Zwillingsstudie mit Daten aus dem Deutschen Frühgeborenennetzwerk (German Neonatal Network- GNN)
K. Hanke (Lübeck, DE)
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Autor:innen:
K. Hanke (Lübeck, DE)
M. Fortmann (Lübeck, DE)
K. Faust (Lübeck, DE)
A. Humberg (Münster, DE)
J. Rupp (Lübeck, DE)
C. Härtel (Würzburg, DE)
E. Herting (Lübeck, DE)
W. Göpel (Lübeck, DE)
Hintergrund:
Die Sepsis ist die zweithäufigste Todesursache bei Frühgeborenen. Für eine Reihe von Infektionskrankheiten sind genetische Faktoren beschrieben, wie z.B. der Zusammenhang von Blutgruppe A mit schweren Verläufen einer SARS-CoV2 Infektion (1). Bei Frühgeborenen ist die Blutgruppe AB mit einer höheren Rate an nekrotisierender Enterokolitis assoziiert (2), auch für das fast zeitgleiche Auftreten von Gruppe-B- Streptokokkeninfektionen bei frühgeborenen Zwillingen werden genetische Einflüsse postuliert (3), es liegen bislang aber keine reproduzierbaren Daten vor.
Fragestellung:
Wir untersuchten daher in einer Zwillingsstudie des German Neonatal Network (GNN) die Häufigkeit einer Sepsis mit positiver Blutkultur sowie der gram-negativen Sepsis in Abhängigkeit von der Zygotie.
Material und Methoden:
Die Zygotie gleichgeschlechtlicher frühgeborener Zwillinge mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm wurde durch Chip-Genotypisierung (AXIOM bzw. GSA) bestimmt. Die Häufigkeit der Sepsis beim 2. Zwilling wurde bei dizygoten und monozygoten Paaren verglichen, von denen mindestens ein Kind eine Sepsis mit positiver Blutkultur entwickelt hatte (Fisher’s exact test).
Ergebnisse:
Von 1106 Zwillingsparen (561 monozygot und 545 dizygot) erkrankte bei 214 Paaren (19,3%) mindestens ein Kind an einer Sepsis mit positiver Blutkultur. Bei dizygoten Zwillingen waren in 13 von 88 Paaren beide Zwillinge betroffen (14,8%), bei monozygoten Paaren war dies in 25 von 126 Paaren der Fall (19,8%; p=0,369, OR 1,43, 95%CI 0,7-3,0). Gram-negative Sepsis-Episoden traten bei 43 Paaren auf. Auch hier fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen di- und monozygoten Zwillingen in Bezug auf die Erkrankung beider Kinder (dizygot 2/19, 10,5% vs. monozygot 5/24, 20,8%; p=0,437; OR 2,24, 95%CI 0,4-13).
Diskussion und Schlussfolgerung:
Die Häufigkeit einer Sepsis sowie einer gram- negativen Sepsis bei beiden Zwillingen war bei monozygoten Paaren nicht signifikant erhöht. Wir führen derzeit weitere Untersuchungen zur Erregerspezifikation und potenziellen genetischen Einflüssen durch.
12:21 Uhr
P14 - 02:
Ascending Ureaplasma species infection after vaginal colonization in pregnancy and neonatal short- and long-term outcome
J. Rittenschober-Böhm (Wien, AT)
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Autor:innen:
J. Rittenschober-Böhm (Wien, AT)
K. Goeral (Wien, AT)
R. Fuiko (Wien, AT)
A. Berger (Wien, AT)
Background:
Intrauterine Ureaplasma species (U.spp) infection is mostly a result of ascending vaginal colonization and is associated with adverse pregnancy and neonatal outcome. In an earlier multi-centre study, not only intrauterine but also vaginal colonization in early pregnancy, which can be routinely screened for, was associated with adverse pregnancy and neonatal outcome. However, vaginal U.spp. colonization in pregnancy is very frequent and less is known about rates and risk factors for ascending infection.
Aim:
Aim of the current study was to analyse the frequency of ascending U.spp. infection in vaginally colonized pregnant women delivering preterm and consequent long- and short-term outcomes of preterm infants.
Methods:
Women delivering < 33 weeks of gestation (wGA) with available data on vaginal U.spp. colonization in early pregnancy as well as amniotic and placental colonization screening during caesarean section were included. Neonatal short and long-term outcome was analysed depending on maternal vaginal and intrauterine colonization. Data on short-term outcome were collected from medical records and long-term outcome was examined via Bayley Scales of Infant Development at 24 months adjusted age.
Results:
72 women giving birth to 104 preterm infants were included. Positive placental cultures were found in 31.9% of pregnancies. The most common detected organisms were U.spp. (52.2%), followed by E.coli (21.7%) and Enterococcus faecalis (17.4%). Total rate of ascending U.spp. infection in vaginally colonized pregnant women was 28.6%. Ascending U.spp. infection only occurred in pregnancies delivering preterm due to preterm premature rupture of membranes or preterm labour and mainly in pregnancies delivering < 28 wGA. Rate of ascending U.spp. infection in this subgroup was 52.3%. Intrauterine U.spp. detection was associated with severe intraventricular hemorrhage, retinopathy of prematurity, bronchopulmonary dysplasia, and unfavourable psychomotor outcome compared to preterm born infants with U.spp. negative intrauterine results. Results remained significant after correction for gestational age.
Conclusion:
The current data assume, that the increased risk for adverse short- and long-term outcome only is true for those preterm born infants in whose mothers an ascending U.spp. infection actually occurred. Vaginal colonization without ascending infection was not associated with adverse outcome. In order to reduce U.spp. associated preterm birth, we have to identify those women with risk factors for ascending infections after vaginal colonization. Most likely, multiple factors including alterations of the vaginal microbiome as well as cervical damage have to be taken into account.
12:27 Uhr
P14 - 03:
Akutes Nierenversagen mit Hyperkaliämie und Anurie bei einem Frühgeborenen mit hämodynamisch relevantem persistierenden Ductus arteriosus und septischem Schock
S. Loest (Marburg, DE)
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Autor:innen:
S. Loest (Marburg, DE)
J. Putz (Marburg, DE)
M. Kömhoff (Marburg, DE)
P. Göbert (Marburg, DE)
I. Wallot (Marburg, DE)
G. Seitz (Marburg, DE)
C. Jux (Gießen, DE)
G. Klaus (Marburg, DE)
H. Hummler (Marburg, DE)
A. Leonhardt (Marburg, DE)
S. Weber (Marburg, DE)
N. Mand (Marburg, DE)
Hintergrund:
Die Peritonealdialyse (PD) ist ein invasives Verfahren zur Behandlung eines akuten Nierenversagens (AKI) bei Früh- und Neugeborenen. Vereinzelt wurden erfolgreiche und komplikationslose Anwendungen von PD bei extremely low birth weight (ELBW) Frühgeborenen (FG) beschrieben [1-2]. Indikationen für eine neonatale Dialyse sind angeborene Fehlbildungen, sich früh manifestierende chronische oder schwere akute Erkrankungen, wie z.B. eine Sepsis.
Fallbericht:
Wir berichten von einem FG, welches nach unauffälligem intrauterinem Verlauf bei 28+4 SSW durch sekundäre Sectio bei intrauteriner Wachstumsretardierung und pathologischen Dopplern mit einem Geburtsgewicht von 740g geboren wurde. Am 32. Lebenstag (LT) fiel das FG mit vermehrten Apnoen unter CPAP und erhöhten Infektwerten auf, daher Beginn einer iv.-antibiotischen Therapie. Im Verlauf des 34. LT zunehmende flüssigkeitsrefraktäre arterielle Hypotonie im Rahmen einer schweren Sepsis. Zusätzlich bestand trotz verabreichter Ibuprofengaben ein anhaltend großer, hämodynamisch relevanter persistierender Ductus arteriosus (PDA). Beginn mit Dobutamin und im Verlauf Hydrokortison, darunter Kreislaufstabilisierung. Intubation bei schwerer respiratorischer Insuffizienz. Parallel Kreatininanstieg bis max. 3,03 mg/dl sowie Hyperkaliämie (max. 7,2 mmol/l) und Hyponatriämie (min. 121 mmol/l), die mit parenteraler Natriumzufuhr substituiert wurde. Unter symptomatischer Therapie mit Salbutamolinhalation, intravenös verabreichter Glucose-Insulin-Lösung, Furosemid und Natrium-Bicarbonat war die Hyperkaliämie gut beherrschbar, Hypoglykämien traten nicht auf. Bei zunehmender Oligurie und schließlich Anurie am 36. LT Entschluss zur Nierenersatztherapie und Anlage eines Tenckhoff-Katheters. Postoperativ Beginn mit PD. Initial ausgeprägte Leckage, unter Sedierung und Relaxierung dann Erzielen einer effektiven Dialysesituation. Ab dem 44. LT einsetzende Diurese mit ca. 1 ml/kg/h mit Stabilisierung des FG bis zum interventionellen Ductusverschluss. Bei Entlassung am 145. LT normale Nierenfunktion.
Schlussfolgerungen:
Eine Hyperkaliämie kann auch bei ELBW mit o.g. symptomatischer Therapie unter engmaschiger Kontrolle des Blutzuckers und der Elektrolyte behandelt werden, um die Zeit bis zur Etablierung einer PD zu überbrücken. Trotz Invasivität ist die PD bei extrem unreifen FG bei entsprechender Expertise in einem kindernephrologischen Zentrum möglich. Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Intensivmedizin, Neonatologie, Kinderkardiologie, Kinderchirurgie und Kindernephrologie ist hierbei von großer Bedeutung.
12:33 Uhr
P14 - 04:
Septische Hirnabszesse bei einem Frühgeborenen durch Bacillus cereus
E. Rossow (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
E. Rossow (Hamburg, DE)
H. Wiedemann (Hamburg, DE)
C. Junge (Hamburg, DE)
A. von der Wense (Hamburg, DE)
1. Fallbericht: Wir berichten über ein eutrophes männliches extrem Frühgeborenes, das nach 27+0 SSW mit einem Geburtsgewicht von 980g (P 50) bei HELLP-Syndrom der Mutter (31-jährige Erstgravida) per Sectio caesarea nach abgeschlossener RDS-Prophylaxe geboren wurde.
Nach komplikationsloser Erstversorgung (NapH: 7,39, APGAR 9/9/9, Surfactant-Gabe via LISA) wurde der Patient an der CPAP-Atemunterstützung auf die NICU übernommen. Am 6. Lebenstag zeigten sich die klinischen Symptome einer Sepsis mit dem Nachweis von Bacillus cereus in der Blutkultur. Unter einer primär kalkulierten intravenösen antibiotischen Therapie mit Ampicillin und Tobramycin bessert sich der klinische Zustand rasch und ein sekundär erhöhtes CrP war wieder rückläufig. Eine Lumbalpunktion wurde nicht durchgeführt.
Nach zuvor unauffälligen cerebralen Sonographien fiel am 14. Lebenstag erstmalig eine Echogenitätssteigerung mit hyperechogenem Randsaum im Bereich des linken Thalamus auf. Im cMRT ließen sich multifokale Abszedierungen mit zwei größeren Herdbefunden nachweisen. Eine anschließende Liquordiagnostik blieb ohne zytologische Auffälligkeiten oder mikrobielle Nachweis. Es erfolgte die erneute resistogrammgerechte antibiotische Therapie mit Meropenem und Vancomycin für insgesamt 6 Wochen. Klinische Komplikationen wie fokale Krampfanfälle oder Entwicklung eines Hydrozephalus zeigten sich nicht.
Der Patient erhält auch nach Entlassung regelmäßige Physiotherapie und zeigt sich in den bisherigen entwicklungsneurologischen Nachsorgeuntersuchungen bis zum korrigierten Alter von 7,5 Monaten altersentsprechend. In den bildmorphologischen Kontrollen der Sonographie und cMRT zeigte sich eine Befundbesserung mit größenregredienten Residuen.
2. Diskussion: Bei etwa 10 % der bakteriellen neonatalen Meningitiden treten septische Hirnabszesse als Komplikation auf, bei gram-negativen Erregern sind es bis zu 20%. Bacillus cereus, als Sporen bildendes, weltweit in Erdböden und Staub vorhandenes gram-positives Stäbchen, gehört nicht zu den häufigen Erregern neonataler Meningitis. Allerdings werden typischerweise invasive Infektionen bei Neonaten und Kindern beschrieben, die sich als schwere Sepsis, Pneumonien oder Infektionen des zentralen Nervensystems mit Meningoenzephalitis, subarachnoialer Blutung oder Hirnabszessen manifestieren.
Dieser Fall unterstreicht die Bedeutung cerebraler sonographischer Verlaufskontrollen bei Frühgeborenen, insbesondere nach vorheriger Sepsis. Bei Auffälligkeiten sollte vorzugsweise ein cMRT durchgeführt werden. Kritisch zu hinterfragen ist der bewusste Verzicht auf eine Liquordiagnostik bei der intitalen Sepsisdiagnostik.
12:39 Uhr
P14 - 05:
Rückgang des Meropenem Verbrauchs bei Frühgeborenen mit Pneumoperitoneum nach Implementation eines adaptierten Behandlungspfades
S. Butzer (Köln, DE)
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Autor:innen:
S. Butzer (Köln, DE)
N. Jung (Köln, DE)
S. Duda (Köln, DE)
K. Mehler (Köln, DE)
Hintergrund:
Einem Pneumoperitoneum beim Frühgeborenen können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. Empfehlungen zur antibiotischen Behandlung sind sehr heterogen und fokussieren häufig nicht auf die zugrundeliegende Pathologie.
Im September 2021 erfolgte die Umstellung der antibiotischen Standardtherapie bei Frühgeborenen mit Pneumoperitoneum (mit oder ohne folgende operativer Versorgung) von einer Kombination aus Meropenem und Vancomycin auf einen adaptierten Behandlungspfad (überwiegend Piperacillin/Tazobactam). Ziel dieser Auswertung war der Vergleich des Verbrauchs von Meropenem und Piperacillin/Tazobactam vor und nach Einführung des neuen Standards.
Methoden:
Retrospektive Analyse des Meropenem und Piperacillin/Tazobactam Verbrauchs und der intraoperativen mikrobiologischen Befunde von 9/2019 bis 9/2021 im Vergleich zu 9/2021 bis 9/2022.
Ergebnisse:
Vor Umstellung auf den adaptierten Behandlungspfad wurden 35 Frühgeborene (24+2 SSW im Median (22+0 – 28+1)) mit Pneumoperitoneum behandelt, danach 10 (24+0 SSW im Median (22+0 – 26+2)). Nach Einführung des neuen Standards ging der Verbrauch von Meropenem auf der NICU von 1,8 auf 1,1 RDD/100 PT. zurück. Demgegenüber zeigte sich ein Anstieg von Piperacillin/Tazobactam von 0,9 auf 1,6 RDD/100PTKeiner der intraoperativ nachgewiesenen Erreger war resistent gegenüber Piperacillin/Tazobactam. Häufigste Erreger waren Koagulase-negative Staphylokokken (n=25/45).
Conclusio:
Die Reduktion des Meropenem Verbrauchs bei Frühgeborenen mit Pneumoperitoneum durch Einführung eines adaptierten Behandlungspfades ist ein Beispiel für eine erfolgreiche ABS Maßnahme in der Neonatologie.
12:45 Uhr
P14 - 06:
Clean and Safe - Schulung/ Handling am zentralen Venenkatheter in der Neonatologie
M. Brandt (Hamburg, DE)
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Autor:in:
M. Brandt (Hamburg, DE)
Um die Patientensicherheit zu erhöhen haben wir uns auf der neonatologischen Intensivstation in den letzten 2 Jahren damit beschäftigt Standards/ Handling am ZVK zu verbessern.
Ziel: Längere Liegedauer des ZVKs, Infektionsraten am ZVK senken/ Mortalität und Spätfolgen reduzieren,
Sicherheit im Umgang mit ZVKs für pflegerische und ärztliche Mitarbeiter, einheitliches Vorgehen/ Standards nach neusten wissenschaftlichen Studien/ Vorgaben, Sicherheit bei der Infusion, Medikamenten/ Wirksamkeit und einer
Reduktion der Kosten .
Das Projekt wurde multiprofessionell begleitet ( Krankenhaushygiene, Krankenhausapotheke, Ärzte, Pflegeteam)
Wie können wir das Team nach neusten Erkenntnissen und Standards schulen und optimieren und einheitlich vorgehen ?
Wir setzen es wie folgt um:
Standards auf neusten Stand überarbeiten, Schulung, Praxisanleitung, Skill Training, Fortbildung anderer Praxisanleiter und Hygienementoren, Fotos, Checklisten, Standardperfusorenliste ( mit Haltbarkeit, Lichtschutz, Filtergängigkeit und Inkompatibilitäten), Implementierung in die elektronische Patientenakte.
Das Team hat die neuen Methoden gut umgesetzt.und wird aber weiter begleitet bei der Umsetzung Es ist sehr hilfreich und gibt Sicherheit im Umgang. Die Patienten haben große Vorteil weil zB. der belastende Katecholamin Wechsel satt 24 stündlich jetzt 96 stündlich erfolgen kann. Die Verbände sehen deutlich besser weil die Mitarbeiter beim Verbandswechsel erneut geschult sind und sie die Angst davor verlieren.
12:51 Uhr
P14 - 07:
Die Infektionsraten peripher inserierter zentraler Katheter unterscheiden sich nicht bezüglich der Imprägnierung mit Antiinfektiva
J. Koppitz (Rostock, DE)
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Autor:innen:
J. Koppitz (Rostock, DE)
R. Ascherl (Leipzig, DE)
F. Pulzer (Leipzig, DE)
U. Thome (Leipzig, DE)
Hintergrund. Aus anderen Bereichen der Medizin weitgehend verdrängt, stellen peripher inserierte zentrale Katheter (PICC) in der Neonatologie weiterhin einen wichtigen Zugangsweg da. Die relevanteste Morbidität von PICC sind Infektionen. Ob jedoch Antiinfektiva-Imprägnierungen der PICC deren Auftreten reduzieren, ist auf Basis der bisherigen Literatur nicht abschließend zu beantworten.
Fragestellung. Unterscheiden sich Antiinfektiva-imprägnierte PICC bezüglich Katheterinfektionen von unimprägnierten PICC?
Methoden. Es handelt sich um eine retrospektive Analyse der elektronischen Patientenakten der Neonatologie am Universitätsklinikums Leipzig. Zum Vergleich kamen mit Rifampicin und Miconazol imprägnierte PICC (IP-PICC) die zwischen August 2014 und Mai 2020 angelegt wurden gegen unimprägnierte PICC (S-PICC). Primärer Endpunkt war das Eintreten einer Katheterinfektion, deren Vorliegen standardisiert erhoben wurde. Dieser Standard beinhaltete klinische, laborchemische Parameter und Dokumentation einer Infektion durch Pflege oder Ärzte. Ausgeschlossen wurden Kinder, bei denen ein eindeutig anderer Infektionsfokus oder eine Infektion durch ein anderes vorher einliegendes Device bestand.
Ergebnisse. Im Betrachtungszeitraum wurden 111 IP-PICC (bei 82 Patienten) inseriert und mit zufällig gezogenen 112 S-PICC (bei 86 Patienten) verglichen. In der Gruppe der IP-PICC fanden sich häufiger Kinder mit geringerem Gestationsalter (31+0/7 (36d) vs. 28+2/7 SSW (30d), p < 0,001) und geringerem Gewicht bei Katheteranlage (1,917 kg (1,041 kg) vs. 1,425 kg (0,780 kg), p < 0,001). Katheterinfektionen kamen bei IP-PICC nicht seltener vor, sondern im Gegenteil tendenziell häufiger (IP-PICC 18,9% vs. S-PICC 12,5%, p = 0,257). Die Number Needed to Harm läge somit bei 15,6. Katheter mit Infektion waren häufiger an der unteren Extremität inseriert (p=0,043). IP-PICC hatten eine längere Liegedauer (median: 219h [95%CI=192h-260h] vs. 372h [95%CI=291h-399h], p=0,004). Wenn gleichzeitig Vancomycin verabreicht wurde, lagen PICC ebenfalls länger ein (median: 206h [95%CI=171-224h] vs. 376h [95%CI=322-407h], p < 0,001). Eine Patientin, bei der ein S-PICC eingelegen hatte, verstarb 16 Tage nach dem Zug des betrachteten S-PICC (und somit außerhalb des Betrachtungszeitraums) an einer fulminant verlaufenen Sepsis.
Diskussion. Inwieweit sich die Infektionshäufigkeit zwischen den Beschichtungsgruppen unterscheidet, kann wegen der niedrigen Power (25 %) und der unterschiedlichen Gruppenzusammensetzung nicht geklärt werden. Zu selbem Ergebnis kamen auch die meisten anderen mit diesem Thema befassten Arbeiten. Ein groß angelegtes, multizentrisches, prospektives Studiendesign mit einfacher vergleichbaren Voraussetzungen in den Studienarmen erscheint empfehlenswert.
12:57 Uhr
P14 - 08:
Fünf-Jahres-Follow-up von Extremfrühgeborenen nach zeitgerechten oder verspäteten ersten Routineimpfungen
M. Dammann (Lübeck, DE)
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Autor:innen:
M. Dammann (Lübeck, DE)
M. Fortmann (Lübeck, DE)
A. Humberg (Münster, DE)
K. Faust (Lübeck, DE)
K. Hanke (Lübeck, DE)
M. Zemlin (Homburg, DE)
E. Herting (Lübeck, DE)
W. Göpel (Lübeck, DE)
C. Härtel (Würzburg, DE)
Hintergrund: Infektionen gehören zu den häufigen Komplikationen bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter unter 29 Wochen (extermely-low-gestational-age neonates, ELGANs). Auch nach Entlassung aus dem primären stationären Aufenthalt kennzeichnet die Kinder eine erhöhte Vulnerabilität, insbesondere gegenüber infektiösen Atemwegserkrankungen. Impfungen gelten als effektive und sichere Präventionsmaßnahme. Neben dem Schutz vor impfpräventablen Krankheiten werden unspezifisch trainierende Effekte auf das Immunsystem diskutiert. Dennoch werden Frühgeborene häufig nicht oder verspätet geimpft. Gründe hierfür und Konsequenzen für die Kinder sind bisher unzureichend untersucht.
Fragestellung: Die vorliegende Studie untersuchte den Anteil nicht zeitgerechter Impfungen bei ELGANs innerhalb des Deutschen Frühgeborenen Netzwerkes (GNN) sowie Risikofaktoren für eine verspätete Impfung und die damit verbundenen Langzeit-Konsequenzen im Alter von fünf Jahren.
Material und Methoden: Im Rahmen der multizentrischen Beobachtungsstudie des GNN wurden ELGANs zwischen 2009 und 2019 eingeschlossen und im Alter von 5 Jahren hinsichtlich ihrer Entwicklung und Lungenfunktion nachuntersucht. Einschlusskriterien für die vorliegende Analyse waren ein Geburtsgewicht von < 1500g, ein Gestationsalter zwischen 22+0 und 28+6 Wochen sowie ein primärer Krankenhausaufenthalt von mindestens 60 Tagen. Eingeschlossene aber in diesem Zeitraum nicht erstmals immunisierte Kinder (7-fach Impfung) wurden als nicht zeitgerecht geimpft definiert und mit (zeitgerecht) geimpften Kindern verglichen. Uni- und multivariate Analysen wurden durchgeführt, um Risikofaktoren für eine Verzögerung der Impfung und damit assoziierte Outcomes im Alter von fünf Jahren zu identifizieren.
Ergebnisse: In unserer Kohorte von n=8401 ELGANs erhielten 9.8% der Frühgeborenen keine zeitgerechte Impfung mit dem Sechsfach- und Pneumokokken-Impfstoff. Risikofaktoren für eine verzögerte Impfung waren eine intrauterine Wachstumsretardierung (18.1% vs. 13.5%; OR 1.3, 95%CI: 1.1 - 1.7), eine postnatale Wachstumsverzögerung und Surrogatparameter für einen komplizierten klinischen Verlauf (z.B. Katecholaminbedarf, nekrotisierende Enterokolitis). Im Alter von fünf Jahren hatten die zeitgerecht geimpften Kinder ein niedrigeres Risiko für Bronchitiden im vergangenen Jahr (27.3% vs. 37.7%; OR 0.6, 95%CI: 0.42 - 0.86), ohne dass ein Effekt auf die Lungenfunktion messbar war.
Diskussion: Fast 10% der Extremfrühgeborenen in Deutschland wurden nicht zeitgerecht geimpft. Dies betrifft insbesondere die in höchstem Maße vulnerablen Kinder mit Wachstumsrestriktion und kompliziertem klinischem Verlauf, obwohl gerade diese Kinder in besonderem Maße von den positiven Effekten einer zeitgerechten Impfung profitieren könnten. Hierzu gehört ein vermindertes Bronchitisrisiko im Alter von 5 Jahren, möglicherweise auf dem Boden von „trained-immunity Effekten“ durch zeitgerecht durchgeführte Routineimpfungen.
13:03 Uhr
P14 - 09:
Risikofaktoren für supratherapeutische Gentamicin-Talspiegeln bei Neugeborenen
C. Ebenebe (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
J. Trah (Hamburg, DE)
P. Deindl (Hamburg, DE)
A. Luister (Hamburg, DE)
C. Langebrake (Hamburg, DE)
D. Singer (Hamburg, DE)
C. Ebenebe (Hamburg, DE)
Hintergrund: Gentamicin ist eines der am häufigsten verwendeten Antibiotika bei der Behandlung von Neugeborenen. Aminoglykoside haben jedoch eine enge therapeutische Breite, so dass ihre Konzentration innerhalb eines angemessenen Bereichs liegen muss, um die maximale bakterizide Wirkung gegen toxische Konzentrationen abzuwägen.
Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, Faktoren zu identifizieren, die mit erhöhten Gentamicin-Talspiegeln bei Neugeborenen in Verbindung stehen.
Methoden: In dieser monozentrischen retrospektiven Studie korrelierten wir demografische und klinische Faktoren mit Gentamicin-Talspiegeln von Neugeborenen, die in der ersten Lebenswoche mit Gentamicin behandelt wurden. Wir berechneten ein multivariates lineares Regressionsmodell mit den Prädiktoren Kreatininspiegel, Gentamicin-Dosis, Alter, Geschlecht, C-reaktives Protein und Dosierungsintervall, um den Einfluss auf die Gentamicin-Konzentration zu analysieren.
Ergebnisse: Wir analysierten Gentamicin-Behandlungen von 215 Neugeborenen. Achtundsechzig Patienten (31,6 %) waren Frühgeborene, die ≤ 30 Schwangerschaftswochen geboren wurden. Das Regressionsmodell ergab, dass kürzere Dosierungsintervalle (p < 0,001), höhere Kreatininwerte (p < 0,001) und höhere Gentamicin-Dosen (p = 0,009) mit höheren Gentamicin-Talspiegeln assoziiert waren. Im Gegensatz dazu waren erhöhte CRP-Werte (p < 0,001) mit niedrigeren Gentamicin-Talspiegeln verbunden.
Schlussfolgerung: Ein Dosierungsschema mit verlängerten Intervallen kann das Risiko von supratherapeutischen Gentamicin-Talspiegeln bei Frühgeborenen wirksam verringern.
13:09 Uhr
P14 - 10:
Inflammasome-dependent Alarmins Serve as a Tool for Stratification of Neonatal ICU Patients with Infection
L. Reng (Jena, DE)
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Autor:innen:
L. Reng (Jena, DE)
S. Duduskar (Jena, DE)
M. Ghait (Jena, DE)
S. Deshmukh (Jena, DE)
H. Proquitté (Jena, DE)
Background: Diagnosis of neonatal sepsis is complicated due to limited accuracy of biochemical, microbiological and phenotypic parameters of infection. Hence, early recognition is fundamental in reducing the risk of sepsis-related diseases and mortality. As part of the innate immune defense mechanisms, inflammasomes sense exogen and endogen danger signals thereby effecting the secretion of inflammatory mediators as well as cell death. We first evaluated the secretion of the inflammasome-dependent alarmins Galectin-1 (Gal-1), progranulin (PGRN) and resistin in septic neonates and subsequently examined if surface lipoproteins of Staphylococcus aureus (S. aureus) activate toll-like-receptor 2 (TLR2) for the inflammasome-dependent release of PGRN.
Hypothesis:
1. Release of Gal-1, PGRN and resistin is triggered by infection and gestational age and correlate to the infection markers IL-6 and CRP.
2. Bacterial lipoproteins induce PGRN release independent of TLR2.
Methods: The total study population of 78 neonates was divided into an infected (n = 29) and non-infected group (n = 23). 26 newborns were excluded from the study. Blood serum samples and clinical data were evaluated retrospectively. The determination of alarmin levels was performed via ELISA. To elucidate the role of S. aureus in the release of PGRN, we generated a lipoprotein lipidation deficient S. aureus mutant (ΔLgt S. aureus) via CRISPR/Cas9-mediated base editing. Human leukemia cells (THP1 monocytes) were treated with heat-killed wild type S. aureus, ΔLgt S. aureus as well as the synthetic lipoproteins and TLR2 agonists Pam3CSK4 and FSL-1. PGRN and TNF-α release in cell supernatants were detected via ELISA.
Results: Serum resistin levels were significantly elevated in infected neonates compared to the non-infected controls (163,5 ± 96,1 vs. 105,7 ± 73,0 ng/ml, p = 0,0182). Infected full-term born neonates exhibited higher values of PGRN than non-infected full-term infants (70,9 ± 19,3 vs. 44,4 ± 9,3 ng/ml, p = 0,0173). In turn, resistin showed significant elevated concentrations in infected preterm newborns compared to non-infected preterm newborns (175,2 ± 94,0 vs. 87,1 ± 49,8 ng/ml, p = 0,0007). In infected neonates, PGRN showed significant association to IL-6 (r = 0,3720, p = 0,0469). The comparison of PGRN and TNF-α release after cell stimulation with bacterial and synthetic lipoproteins showed that PGRN secretion is lipoprotein-dependent and does not require TLR2 activation.
Conclusion: PGRN and resistin emerge as potential sepsis markers in newborns considering their gestational age-dependent secretion. Furthermore, PGRN serves as an early sepsis marker since PGRN correlates to IL-6. On the contrary, Gal-1 shows no association to neonatal sepsis. By investigating the S. aureus-induced PGRN secretion pathway, our findings contribute to uncovering the pathomechanisms of Gram-positive infection in newborns.
Conflict of interest: The authors declare no conflicts of interests