Autor:innen:
E. Lamprecht (Feldkirch, AT)
S. Gang (Feldkirch, AT)
A. Blassnig-Ezeh (Feldkirch, AT)
V. Sparr (Feldkirch, AT)
B. Fußenegger (Feldkirch, AT)
D. Riedl (Innsbruck, AT)
B. Simma (Feldkirch, AT)
Hintergrund: Die therapeutische Hypothermie stellt die einzige neuro-protektive Therapie bei moderater bis schwerer hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie von Neugeborenen dar. Ein Monitoring mit Serumbiomarkern soll als Ergänzung zur bisherigen Diagnostik, bestehend aus klinischen Untersuchungen, laborchemischen Parametern, elektrophysiologischen Untersuchungen sowie Bildgebungsverfahren, frühzeitige Interventionen ermöglichen und Informationen über den Therapieerfolg und die Prognose liefern.
Fragestellung: Im Rahmen der populationsbasierten Beobachtungsstudie wurde der Zusammenhang zwischen den Konzentrationen der Serumbiomarker S100B und NSE und dem entwicklungsneurologischen Outcome von Neugeborenen mit moderater bis schwerer hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie und einer Behandlung mit therapeutischer Hypothermie untersucht.
Material und Methoden: Retrospektiv wurden die Daten von 34 Kindern erhoben, die zwischen 2008 und 2020 in Vorarlberg mit therapeutischer Hypothermie behandelt wurden. Für die Beurteilung des entwicklungsneurologischen Outcomes wurden die Kinder zur Durchführung einer klinisch-neurologischen Untersuchung und einer dem Alter entsprechenden standardisierten neurokognitiven Testung eingeladen. Angewendet wurden der Bayley Scales of Infant and Toddler Development (BSID-III), der Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence (WPPSI-IV), der Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC-V), das Gross Motor Function Classification System (GMFCS) und der Pediatric Cerebral Performance Category Scale (PCPCS).
Ergebnisse: Die Serumkonzentrationen der Biomarker S100B und NSE wiesen eine signifikante Korrelation mit dem entwicklungsneurologischen Outcome auf. Für S100B wurde ein Cut-off-Wert von 4,8 µg/L (Sensitivität: 80 %, Spezifität: 86,4 %, PPV: 72,7 %, NPV: 90,5 %) und für NSE ein Cut-off-Wert von 86,8 µg/L (Sensitivität: 70 %, Spezifität: 59,1 %, PPV: 3,8 %, NPV: 81,3 %) definiert. Des Weiteren hatten auch die APGAR-Scores zur Minute 5 und zur Minute 10, der erste neonatale pH-Wert, das HIE-Stadium, das aEEG sowie ein pathologischer MRT-Befund am 7. Lebenstag eine Korrelation mit dem Outcome. Die größte prognostische Aussagekraft für ein schlechtes entwicklungsneurologisches Outcome hatte die Kombination aus S100B, NSE und dem Stadium der HIE (Sensitivität: 70 %, Spezifität: 95,5 %, PPV: 87,5 %, NPV: 87,5 %) auf.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine signifikante Korrelation zwischen den Konzentrationen der Serumbiomarker S100B und NSE und dem Outcome von Neugeborenen mit hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie besteht und sich die Biomarker als Prädiktoren für das entwicklungsneurologische Langzeit-Outcome eignen. Eine Kombination aus Serumbiomarkern und weiteren Parametern ermöglicht noch präzisere Prognosen.