Autor:innen:
H. Bartos (Marburg, DE)
M. Kodré (Marburg, DE)
A. Mahnken (Marburg, DE)
C. Weiss (Mannheim, DE)
S. Diez (Erlangen, DE)
H. Müller (Marburg, DE)
Hintergrund: Bei Frühgeborenen werden immer wieder zum Zeitpunkt der eigentlichen Geburt erweiterte äußere und innere Liquorräume beobachtet, was häufig mit dem Verlust von Hirnsubstanz assoziiert wird. Zur Prävention von neurologischen Folgeschäden ist es wichtig zu wissen, welche Faktoren eine Auswirkung auf die Weite der Liquorräume haben.
Fragestellung: Die Untersuchung hat zum Ziel herauszufinden, ob klinische Faktoren aus der Pränatal- sowie Postnatalperiode mit der Weite der Liquorräume assoziiert sind.
Material und Methoden: Es wurden 153 Frühgeborene (68 weiblich, 85 männlich) retrospektiv untersucht, die an der Uni-Kinderklinik Marburg betreut wurden. Bei allen Kindern wurden bei der Schädel-Sonographie vor Entlassung die inneren und äußeren Liquorräume vermessen. Die klinischen Faktoren wurden den Krankenakten entnommen.
Ergebnisse: Die Kinder hatten ein medianes Geburtsgewicht von 2230 g (Bereich: 585 – 4320 g) und medianes Gestationsalter von 35,0 SSW (Bereich: 26,0 – 36,9). Die Schädelsonographie vor Entlassung wurde im Median im korrigierten Alter von 36,6 SSW (Bereich: 35,0 – 42,1) durchgeführt. Die craniocortikale Weite (CCW) rechts betrug zwischen 0,7 und 6,4 mm (Median: 2,3), die CCW links zwischen 0,7 und 6,0 mm (Median: 2,4), die sinucortikale Weite (SCW) rechts zwischen 1,0 und 6,0 mm (Median: 2,9), die SCW links zwischen 0,9 und 6,0 mm (Median: 2,9) und der Interhemispären-Weite (IHW) zwischen 0,3 und 5,9 mm (Median: 2,1). Bei der Regressionsanalyse zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen der CCW rechts und den Parametern Gestationswoche bei Geburt, pathologisches CTG (pCTG), Zwilling sowie zwischen der CCW links und einem pCTG und der Gestationswoche bei Geburt. Mit der SCW rechts und links war jeweils ein pCTG assoziiert, mit der IHW die Gabe von Antibiotika.
Die Weite des rechten Seitenventrikels (SV) im Koronarschnitt (Höhe Foramina Monroi) variierte zwischen 0,4 und 8 mm (Median: 1,7), des linken SV zwischen 0,3 und 7,9 mm (Median: 1,9). Die Tiefe des rechten SV betrug im Median 14,4 mm (Bereich: 6,0-22,7) und des linken SV 14,0 mm (Bereich: 6,4-22,1) und die mediane Länge des rechten SV-Hinterhorns betrug 13,6 mm (Bereich: 6,2-26,8) und des linken 13,9 mm (Bereich: 7,9-28,7). Die Regressionsanalyse ergab eine signifikante Assoziation zwischen der Tiefe des rechten SV und den Parametern pCTG, Körperlänge bei Entlassung sowie zwischen der Tiefe des linken SV und der Vancomycin-Gabe und Körperlänge bei Entlassung. Bei der Weite des SV war rechts der PDA und die Tage mit Ampicillin und links der ROP-Grad bei Entlassung signifikant assoziiert. Beim rechten Hinterhorn war nur der PDA und beim linken Hinterhorn der PDA und die Anzahl an Infektionen signifikant korreliert.
Diskussion: Verschiedene klinische Faktoren sind mit den Messwerten der Liquorräume assoziiert und ergeben mögliche Ansätze für eine Prävention hinsichtlich deren Erweiterung.