Versorgungskonzepte neu gedacht
D. Erdmann (Köln, DE)
Details anzeigen
Autor*in:
D. Erdmann (Köln, DE)
Versorgungskonzepte neu gedacht
Hintergrund:
Seit einigen Jahren steht der Mangel an Hebammenleistungen im Fokus der Aufmerksamkeit, wenn es darum geht, dass Frauen und ihre Familien von Be-ginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Wochenbett – oder Stillzeit die bestmögliche Versorgung erhalten sollen.
Mehrere Stellungnahmen und Studien haben die Faktoren identifiziert, die dazu beitragen, dass ein Engpass vorhanden ist und auf gesellschaftlichen und politischen Ebenen werden unterschiedliche Arbeitskonzepte unter Berücksichtigung der persönlichen Ressourcen von Hebammen gefordert, aber auch der Blick für die Bedarfe und Bedürfnisse der betreuten Frauen und Familien wird geschärft.
Aktuelle Situation:
Die zunehmende Digitalisierung wirkt wie ein Brennglas, wenn es um die Situation im Gesundheitswesen - und auch ganz besonders in der Geburtshilfe - geht. Bestehende Mängel werden noch offensichtlicher und die Forderungen der Pati-ent:innenvertretungen sind seit Jahren sehr deutlich und beziehen mit Blick auf die Bundeselterninitiative auch Akteur:innen rund um die Geburtshilfe mit ein. Die Versorgungsqualität (Efficacy of Care) ist klar definiert, aber abhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen. Dazu gehören die Ausrichtung der interprofessionellen Zusammenarbeit, funktionierende Schnittstellen und die Integration adressatengerechter Versorgungsangebote bis hin zu digitalen Angeboten.
Vortrag:
Der Vortrag widmet sich der Fragestellung, welche Rolle das gesellschaftliche Verständnis von Mutterschaft spielt und welche Indikatoren die bestmögliche Versorgung von Mutter und Kind jenseits der reinen Prozess- und Outcome -Orientierung definieren.
Mit dem Blick auf
- die aktuelle Studienlage,
- auf die zu Versorgenden und deren Lebenssituation und
- auf die Arbeitsbedingungen von Hebammen,
werden Perspektiven eröffnet, wie Versorgungskonzepte aussehen können, welchen (neuen) Wege denkbar sind und welche Chancen sich bieten können.
Caseload Midwifery: Sektorenübergreifende und durchgängige Hebammenbetreuung in der peripartalen Lebensphase – ein zukunftsweisendes Versorgungsmodell für Deutschland?
A. Bruhn (Osnabrück, DE)
Details anzeigen
Autor*innen:
A. Bruhn (Osnabrück, DE)
F. zu Sayn-Wittgenstein (Osnabrück, DE)
Hintergrund: Das Betreuungsmodell Caseload Midwifery ist nach internationalen Studien mit verbesserten gesundheitsbezogenen Outcomes, einer erhöhten Zufriedenheit in allen Betreuungsbereichen sowie positiveren Geburtserfahrungen verbunden [1,2]. Caseload Midwifery impliziert, dass Hebammen eigenverantwortlich die durchgängige Betreuung einer vereinbarten Anzahl an Frauen pro Jahr übernehmen und dabei in einem kleinen Team organisiert sind [2]. Die in Deutschland derzeitige Versorgung in der peripartalen Lebensphase ist geprägt von Fragmentierung und einer Trennung der Sektoren. Eine sektorenübergreifende und durchgängige Betreuung über das gesamte Versorgungskontinuum durch eine der Frau vertraute Hebamme ist in Deutschland im Kontext der klinischen Geburtshilfe nur für etwa 7 % der Familien verfügbar [3].
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel war es, die Umsetzungsmöglichkeiten einer durchgängigen und sektorenübergreifenden Hebammenbetreuung im Team im Kontext der aktuellen Versorgungssituation in Deutschland zu untersuchen. Es sollte die Frage beantwortet werden, welche Chancen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für die Versorgungsform Caseload Midwifery aus Sicht von Expert:innen bestehen.
Methode: Der PEPPA Framework von Bryant-Lykosius und DiCenso diente als theoretischer Rahmen [4]. Innerhalb des ersten Schrittes wurden aus der Literatur Indikatoren für einen potenziellen Änderungsbedarf identifiziert. Weiterhin wurden nach dem positiven Votum der zuständigen Ethikkommission elf relevante interne und externe Stakeholder der peripartalen Versorgung in einem leitfadengestützten Expert:inneninterview befragt. Die Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Im dritten Schritt wurde der Bedarf an veränderten Rahmenbedingungen, um Caselaod Midwifery realsieren zu können, untersucht.
Ergebnisse: Chancen dieser Versorgungsform bestehen für die Nutzer:innen durch eine Beziehungskontinuität mit einem freiberuflichen Hebammenteam sowie einer individuellen Betreuung nach salutogenetischem Ansatz. Zu den Herausforderungen zählen die Zusammenarbeit von sektorenübergreifend betreuenden Hebammen als Team mit einem Krankenhausteam und ambulanten Leistungserbringer:innen in der Schwangerenvorsorge. Zukünftig könnten verbindliche Teamstrukturen, eine transparent geregelte interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine Anstellungsoptionen für sektorenübergreifend betreuende Hebammen im Team diese Versorgungsform befördern.
Zusammenfassung: Die Nachfrage nach durchgängiger und sektorenübergreifender Hebammenbetreuung ist derzeit höher als das Angebot [5]. Indikatoren für einen Änderungsbedarf sind zum einen das Verlangen der Nutzer:innen nach dieser Betreuungsform und zum anderen die anhaltend hohe Sectio- und Interventionsrate in Deutschland. Modellvorhaben und Forschungsprojekte bezüglich Kooperationsmodelle für die Zusammenarbeit von Hebammen, Krankenhäusern und Gynäkolog:innen könnten eine erweiterte Versorgung mit sektorenübergreifender Hebammenbetreuung fördern. Durch weiterführende Strategie-Workshops und Modellprojekte sollte die Festlegung von Prioritäten erfolgen, um langfristig sektorenübergreifende Hebammenbetreuung ausbauen zu können.
HebammenZentren, die Versorgungsform der Zukunft? Erfahrungsbericht aus Bremen
H. Schiffling (Bremen, DE)
A. Maetze-Schmidt (Bremen, DE)
Details anzeigen
Autor*innen:
H. Schiffling (Bremen, DE)
A. Maetze-Schmidt (Bremen, DE)
Zielsetzung des Vortrags:
Wir möchten die neue Versorgungsform „HebammenZentrum“ vorstellen, die die ambulante Hebammenversorgung in bisher unterversorgten Regionen verbessert und gute Arbeitsbedingungen für freiberufliche Hebammen vorhält. Wir möchten die Kolleg*innen an unserem Wissen und den gemachten Erfahrungen teilhaben lassen, sowie für Fragen zur Verfügung stehen.
Zusammenfassung:
Der Vortrag beleuchtet Rahmenbedingungen im Land Bremen und die Gründe eine neue Versorgungsform für die ambulante Hebammenversorgung in Stadtteilen mit hohem Bedarf zu implementieren. Der Prozess der Entstehung des Konzeptes wird erläutert und ein Überblick über begünstigende und hemmende Faktoren und die Zusammenarbeit mit Stakeholdern gegeben. Außerdem wird der Prozess der Umsetzung insbesondere deren Herausforderungen und die gemachten Erfahrungen zusammengefasst. Zudem wird die (Zusammen)Arbeit in den jeweiligen Quartieren und die Annahme durch die Zielgruppe beleuchtet.
Es werden die beiden bisherigen HebammenZentren im Land Bremen, ihr Angebotsspektrum und die jeweiligen Konzepte vorgestellt sowie der Planungsstand weiterer HebammenZentren im Land Bremen.