Autor*innen:
J. Leinweber (Berlin, DE)
Y. Fontein-Kuipers (Antwerp, BE)
S. Karlsdottir (Akureyri, IS)
A. Ekström-Bergström (Trollhättan,, SE)
G. Thomson (Preston, GB)
Entwicklung einer umfassenden frauzentrierten Definition von positivem Geburtserleben: Diskussionspapier
Abstrakt
Einleitung: Ein positives Geburtserleben fördert die Gesundheit der Frau sowohl während als auch nach der Perinatalperiode. Das Verständnis dessen, was ein positives Geburtserleben ausmacht, ist daher von entscheidender Bedeutung für eine qualitativ hochwertige geburtshilfliche Betreuung. Gegenwärtig gibt es keine klare, umfassende frauzentrierte Definition für ein positives Geburtserleben, an der sich Praxis, Ausbildung und Forschung orientieren könnten.
Zielsetzung: Formulierung einer umfassenden frauzentrierten Definition des positiven Geburtserlebens.
Methoden: Nach einer rapid review wurde ein sechsstufiger Prozess eingeleitet: (1) Schlüsselkonzepte aus der rapid review, die mit einer positiven Geburt assoziiert werden, wurden abgeleitet; (2) interdisziplinäre Experten in der Autorengruppe verwendeten die Schlüsselkonzepte, um einen Definitionsentwurf zu erstellen; (3) der Definitionsentwurf wurde Klinikern und Forschern während eines europäischen Forschungstreffens zur perinatalen psychischen Gesundheit vorgestellt; (4) die Autoren bezogen das Expertenfeedback ein, um die Arbeitsdefinition zu verfeinern; (5) eine überarbeitete Definition wurde mit Frauen von Konsumentengruppen in acht Ländern geteilt, um ihre Plausibilität zu bestätigen; (6) auf der Grundlage des Feedbacks der Frauen erfolgte die Formulierung einer abschließenden Definition.
Ergebnisse: Folgende Definition wurde formuliert:
„Ein positives Geburtserleben bezieht sich auf die Erfahrungen einer Frau, von Interaktionen und Ereignissen, die direkt mit der Geburt zusammenhängen und bei denen sie sich unterstützt, begleitet, sicher und respektiert fühlt; ein positives Geburtserleben kann Frauen das Gefühl von Freude, Zuversicht und/oder Erfolg vermitteln und kann sich kurz- und/oder langfristig positiv auf das psychosoziale Wohlbefinden einer Frau auswirken.“
Schlussfolgerung: Die integrative, frauzentrierte Definition betont die Wichtigkeit von Interaktionen mit Fachkräften in der geburtshilflichen Betreuung als Schlüssel zu einem positiven Geburtserleben, wobei das Vermitteln eines Gefühls von Unterstützung, Selbstbestimmung, Sicherheit und Respekt im Mittelpunkt steht. Mit dieser Definition könnten ein positives Geburtserleben bzw. positive Geburtserlebnisse identifiziert und validiert werden; die Definition gibt Impulse für Praxis, Ausbildung, Forschung, Lobbyarbeit und das Abstimmen von gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen im Bereich respektvolle Geburtshilfe.
Schlüsselwörter:
Geburtserleben, subjektiv, postpartal, Definition, frauzentriert, positive Geburt, Interaktionen mit Fachkräften