Autor*innen:
B. Bacchetta (Berlin, DE)
J. Leinweber (Berlin, DE)
Einleitung: Die Schwangerschaft und der Übergang zur Elternschaft sind wichtige Entwicklungsphasen mit bedeutenden Auswirkungen auf Eltern und Neugeborene. Die werdenden Eltern möchten gut über Fragen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft und dem Übergang zur Elternschaft informiert sein. Es ist wenig bekannt über die Erfahrungen bei der Informationssuche während der Perinatalperiode von arabisch- und türkischsprachigen Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Methode: Unter Verwendung eines qualitativen Studiendesigns wurden zwei Fokusgruppen im November 2018 und Januar 2019 im Interkulturellen Familienzentrum (TAM) in Berlin durchgeführt: eine mit arabischsprachigen Frauen (n=9), eine mit türkisch sprechenden Frauen (n=13), die Teilnehmerinnen wurden von Stakeholdern aus ihren Communities rekrutiert. Ein Leitfaden für die Fokusgruppen wurde in Zusammenarbeit mit anderen Forschern des Baby Buddy Forward-Projektteams entwickelt. Die Fokusgruppen wurden auf Tonband aufgenommen, wortwörtlich transkribiert und ins Englische übersetzt. Die übersetzten Transkripte wurden mit Techniken der Inhaltsanalyse analysiert. Ergebnisse: Die Teilnehmerinnen waren zwischen 26 und 40 Jahre alt, lebten meist in einer Partnerschaft und waren zwischen 30 und zwei Jahren in Deutschland ansässig. Aus den Daten der Fokusgruppen wurden sechs Hauptthemen ermittelt: 1) Sprachbarrieren; 2) sich isoliert fühlen; 3) keine Zeit für Fragen; 4) nicht im Internet nachsehen; 5) tun, was man für das Beste hält; 6) Informationen, die Angst machen. Diskussion: Die Frauen berichten, dass das Internet die Informationen, die sie bereits von der Familie und von Peers erhalten haben ergänzen und aktualisieren kann, dass die Informationen aus dem Internet jedoch nicht ausreichen, um neues Wissen einzuschätzen und anzuwenden. Die Frauen waren oft unsicher, wie sie die Informationen, die sie erhalten, auf ihren Wahrheitsgehalt und Anwendbarkeit überprüfen können. Sie kamen zu dem Schluss, dass sie sich in vielen Fällen auf ihr "Bauchgefühl" oder auf die Methode "Versuch und Irrtum" verlassen müssen, um zu wissen, was das Beste ist. Interaktion mit Peers oder Gesundheitsfachkräften werde als hilfreich bei Bewertung und Umsetzung von Informationen wahrgenommen. Die Appelle von Ärzt:innen und Hebammen, das Internet nicht zu nutzen, wirken realitätsfern, können aber auch Ausdruck mangelnder Internetkenntnisse unter den Angehörigen der Gesundheitsberufe widerspiegeln. Schlussfolgerungen: Um ihren Informationsbedarf, während der Perinatalperiode zu decken, müssen alle Frauen Zugang zu aktuellen, evidenzbasierten fundierten Informationen in ihrer Sprache haben. Hebammen und Ärzt:innen sollten sich in der Schwangerschaft und nach der Geburt Zeit für Fragen nehmen und Frauen dabei unterstützen Informationen, die sie aus anderen Quellen erhalten haben, zu bewerten. Dafür müssen ggf. Dolmetscher hinzugezogen werden.