vPE Hebammenwissenschaft UKE - Fachforum Konzepte im berufspraktischen Teil des Studiums
D. Vogel (Hamburg, DE)
B. Alpers (Hamburg, DE)
Details anzeigen
Autor*innen:
D. Vogel (Hamburg, DE)
C. Hild (Hamburg, DE)
B. Alpers (Hamburg, DE)
Hintergrund: Mit der Reform des Hebammengesetzes wurde die EU-Vorgabe zur Vollakademisierung des Hebammenberufs umgesetzt, womit auch gestiegenen wissenschaftlichen Berufsanforderungen und stark erweiterten selbstständigen Tätigkeiten Rechnung getragen wurde. Ziel ist dabei auch, die Berufsattraktivität durch weitere Tätigkeitsfelder zu steigern (DHV 2018). Den verantwortlichen Praxiseinrichtungen (vPE) kommt im Zusammenhang der Akademisierung eine besondere Rolle zu, sind sie doch als eine der beiden dualen Säulen des Studiums, verantwortlich für den berufspraktischen Teil des Studiums. Dieser wurde dabei im Vergleich zur fachschulischen Ausbildung auf 2200 Stunden gekürzt, umfasst aber nun auch eine gesetzlich festgeschriebene Praxisanleitung, die durch die vPE sicherzustellen ist. Mit den praxisanleitenden Hebammen organisieren die verantwortlichen Praxiseinrichtungen damit die Brücke zur praktischen Hebammenarbeit im Studium.
Struktur und Organisation einer Verbund-vPE: Seit Studienstart im September 2020 begleitet die vPE Hebammenwissenschaft am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) jährlich mehr als 50 Studierende durch den berufspraktischen Studienteil. Der Transfer aus dem Gesetz, diesen Studienteil seitens der vPE zu organisieren und sicherzustellen, wird in den Bundesländern unterschiedlich gelebt. Die vPE UKE hat sich für den Weg einer Verbund-vPE mit zwölf Akademischen Praxisstätten und damit einer Zentralisierung entschieden.
Methodik und zu diskutierende Aspekte: Im Rahmen einer interaktiven Methode sollen die Vorteile und Herausforderungen einer zentral organisierten Verbund-vPE, ihre strukturellen Handlungsfelder und zu empfehlende Erfolgsfaktoren für die Gründung und Betriebsdurchführung dargestellt werden. Neben einem Blick auf die Verantwortlichkeiten und Rollen der Partnerstätten in den klinischen und ambulanten Sektoren liegt der Fokus insbesondere auf der Praxisanleitung. Es sollen Beispiele modularisierter Praxisanleitungen gezeigt werden, mit denen das Ziel verfolgt wird, ein einheitliches Qualitätsniveau im Theorie-Praxistransfer sicherzustellen. Dabei werden Beispiele aufgeführt, wie ein fachlicher Diskurs zwischen kooperierenden Akademischen Praxisstätten und der vPE gestaltet werden kann und welche Herausforderungen sich im Kontext eines dualen Studiums ergeben. Zu diesen zählen dabei zu beachtende tarif- und arbeitsrechtliche Aspekte und im Fall einer wie hier vorgestellten Verbund-vPE auch eine zentral organisierte Praxiseinsatzplanung. Auf diesen Inhalten aufbauend, sollen folgende Fragen diskutiert werden: Zeigt die Vollakademisierung eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, die durch die verantwortliche Praxiseinrichtung mit einem einheitlichen didaktischen Konzept der Praxisanleitung und einer zentralen Steuerung der Praxiseinsätze geschlossen werden kann? Ist es möglich die erforderlichen Kompetenzen für die staatliche Prüfung zur Hebamme den Vorgaben der Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen (HebStPrV) entsprechend bei verschiedenen Akademischen Praxisstätten unterschiedlicher Versorgungslevel (1-4) auf einem vergleichbaren Qualitäts- und Umsetzungsniveau zu vermitteln und zu erwerben?
EPAs im Hebammenstudium - neue Wege des Assessments in der praktischen Ausbildung
J. Hennicke (Berlin, DE)
Details anzeigen
Autor*in:
J. Hennicke (Berlin, DE)
Mit dem neuen Hebammengesetz (HebG) wurde die flächendeckende Akademisierung des Hebammenberufs angestoßen. In dem neu gegründeten Institut für angewandte Hebammenwissenschaft an der Charité Universitätsmedizin Berlin wurde, wie an vielen anderen Standorten auch, ein Curriculum für ein duales Studium entwickelt. Dabei stand der gelungene Theorie-Praxis-Transfer im Fokus.
Im Rahmen eines fakultätsübergreifenden Forschungsprojekts wurde ein neues Assessmentinstrument für die praktische Ausbildung der Studierenden entwickelt. EPAs - Entrustable Professional Activities haben sich bereits in anderen gesundheitsbezogenen Studiengängen international bewährt und wurden im Rahmen eines Konsensusverfahrens für den Studiengang Angewandte Hebammenwissenschaft neu entwickelt. Der Kerngedanke dieses neues Assessmentinstruments ist es, nicht mehr einzelne Kompetenzen von Studierenden zu bewerten, sondern ihre Fähigkeit, diese Kompetenzen anzuwenden um Kernaufgaben von Hebammen auszuführen.
Für die Erstellung der ersten deutsche EPAs im Hebammenwesen wurde ein Expert*innengremium einberufen. Innerhalb des Gremiums wurden alle relevanten Perspektiven rund um die praktische Ausbildung von Hebammenstudierenden vertreten. In einem strukturierten Konsensusverfahren wurden diejenigen Aufgabenbereiche identifiziert, die jeweils Kernbereichen der Hebammenarbeit darstellen. In Abgrenzung zu den in anderen Disziplinen entwickleten EPAs, wurden erstmals auch nicht-verrichtungsorierte Aufgabenbereiche inkludiert.
Da das Konsensusverfahren noch nicht abgeschlossen ist, können an dieser Stelle nur die erwarteten Ergebnisse präsentiert werden. Ziel des Verfahrens ist es, 20-25 Kern-EPAs für das gesamte Bachelorstudium konsentiert abzustimmen und in das Curriculum des Studiengangs Angewandte Hebammenwissenschaft zu integrieren.
Die Entwicklung und Implementierung von Entrustable Professional Activities in Hebammenstudiengängen bietet die Chance, die praktische Ausbildung der Studierenden schon während der durch die Akademsierung ausgelösten Umbruchphase deutlich zu verbessern. Im Gegensatz zu Kompetenzen sind EPAs sichtbar und messbar und erleichtern die Beurteilung des Lernfortschritts sowohl für die Studierenden selbst als auch für die Praxisanleitenden. Die Studierenden werden konkret auf die zu übernehmenden Aufgaben vorbereitet und der Theorie-Praxis-Transfer erleichtert.
Durch die Identifizierung der Kernaufgaben von Hebammen inklusive der nicht-verichtungsorientierten Tätigkeiten wird ebenfalls eine Grundlage geschaffen, die Arbeit von Hebammen vollumfänglich abzubilden. Die genauen Ergebnisse und deren Potentiale können allerdings erst nach Abschluss des Konsensusverfahrens im Februar/März 2023 vorgelegt werden.
Augmented Reality - Trainingssimulationen für (werdende) Hebammen im Skills-Lab und Zuhause - Projektvorstellung Heb@AR : Augmented Reality gestütztes Lernen in der hochschulischen Hebammenausbildung
N. Bauer (Köln, DE)
Details anzeigen
Autor*innen:
K. Vogel (Bochum, DE)
N. Bauer (Köln, DE)
T. Willmeroth (Bochum, DE)
A. Bernloehr (Bielefeld, DE)
Hintergrund und Ziele: Im Rahmen des Forschungsprojektes ‚Heb@AR - Augmented Reality gestütztes Lernen in der hochschulischen Hebammenausbildung‘ gefördert durch das BmBF (Förderkennzeichen 16DHB3019), wurde ein vollständiges digitales Lehr-/Lernkonzept unter Einsatz von ortsunabhängigen, mehrbenutzerfähigen Augmented Reality (AR) Trainingssimulationen entwickelt, evaluiert und im Studienbereich Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit Bochum curricular implementiert [1, 2]. Modellhaft wurden drei AR-Szenarien zu den Themen Vorbereiten einer Notfalltokolyse, Vorbereitung einer Schwangeren auf eine Sectio caesarea und Reanimation eines Neugeborenen entwickelt. Das Projektteam besteht aus einem interdisziplinären Verbund von Hebammenwissenschaftlerinnen, Informatikern (Hochschule Emden Leer) und Medizin-Didaktiker*innen (Ruhr-Universität Bochum). Es wird angestrebt, dass die werdenden Hebammen, unterstützt durch die AR-Trainingssimulationen, evidenzbasiert auf ein adäquates und effizientes Notfallmanagement vorbereitet und im selbstbestimmten Lernen unterstützt werden [2].
Methode: Zur fachdidaktischen Ausgestaltung des digitalen Lehr-/Lernkonzeptes und der technischen AR-Anwendungen wurde die Design-Based Research Methode angewendet [3]. Zur nachhaltigen curricularen Implementierung wurde ein Konzept für die Schulung von Lehrenden entwickelt. Sowohl die Lehrendenschulungen als auch die AR-Simulationstrainings werden unter anderem im Hinblick auf die Lernzielumsetzung und didaktischen Ausgestaltung evaluiert.
Ergebnisse: Die drei Notfall-AR-Szenarien konnten in der ersten Interventionskohorte curricular implementiert und evaluiert werden. Je nach Evaluationsdurchgang nahmen zwischen 26 und 40 Studierenden teil. In Abhängigkeit des AR-Szenarios empfanden 80 - 96 % der Studierenden die AR-Trainingssimulation als Lernmedium hilfreich [4]. Darüber hinaus wurden sechs Schulungseinheiten für Lehrende in Kleingruppen durchgeführt. Die Einheiten wurden mit einem praktischen Anteil konzipiert, um sowohl mit der AR-Technik vertraut zu werden als auch Ideen für den Transfer in eigene Lehrveranstaltungen zu generieren [1]. Die Lehrenden-Schulungen zeigten einen signifikanten Einfluss (p=.049) auf die persönliche Einstellung hinsichtlich des Einsatzes von AR-Lernszenarien für das Notfalltraining von werdenden Hebammen. Vor der Schulungsreihe (n=11) gaben die Lehrenden eine mittlere Skepsis gegenüber AR-Lernszenarien an. Nach der Schulungsreihe (n=10) bewerten die befragten Lehrenden den Einsatz von AR-Lernszenarien als eher positiv [1].
Zusammenfassung: Das AR-Training wird durch Hebammenstudierenden als geeignetes Lernmedium wahrgenommen. Damit AR-Trainings curricular implementiert werden können, ist das Mitwirken von motivierten Lehrenden notwendig. Lehrendenschulungen sind Bestandteil der Transfermaßnamen zur nachhaltigen Verankerung von AR-Simulation in die hochschulische Ausbildung von Hebammen.
Ausblick: Die Verwendung der notfallbezogenen Trainingsszenarien ist für berufstätige Hebammen sowie Wiedereinsteiger*innen im Sinne der Continuing Education geplant.