In Deutschland gibt es kein aktuelles Personalbemessungsinstrument für die Hebammen im Kreißsaal, das den Eins-zu-eins-Betreuungsschlüssel impliziert. Im Poster ist die Entwicklung einer allgemein anwendbaren realistischen Berechnung des Personalbedarfs unter Berücksichtigung der Arbeit nach der S3 Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ dargestellt. Es wurde der Betreuungsschlüssel von 1 VK Hebamme : 60 Gebärenden pro Jahr ermittelt. Im LoPH-Rechner kann die Anzahl der Hebammen mit individualen Anpassungsmöglichkeiten durch die Kliniken berechnet werden.
Sportliche Betätigung leistet einen wichtigen Beitrag für die Lebensqualität beim Übergang zum Leben mit Kindern (Heegard, 2011). Wird das Sportprogramm individuell auf die Bedürfnisse der Mütter zugeschnitten, können Probleme wie Inkontinenz nach der Schwangerschaft, Verspannungen beanspruchter Muskelgruppen oder Haltungsprobleme präventiv angegangen werden.
Rückbildungskurse sind ein zentraler Lösungsbaustein für diese Probleme.
Leider sind diese Kurse zeitlich begrenzt und nicht für jede Mutter erreichbar. Darüber hinaus sind 45 Minuten in einem Rückbildungskurs nicht ausreichend - es wird jungen Müttern empfohlen 150 bis 300 Minuten Bewegung pro Woche zu betreiben (DiPietro, 2019). Auf diese empfohlene Bewegungsdauer kommen die meisten Mütter nicht, denn sie stehen vor Hürden der Motivation, weil das Kind, Haushalt und Partner höher priorisiert werden. Zum anderen sind ein Mangel an Zeit, Gelegenheiten und Energie Gründe für eine zu geringe Bewegungsdauer (Saligheh, 2016).
Wie können wir jungen Müttern helfen, diese Hürden zu überwinden?
Mit Valerie, unserer digitalen Begleiterin, wollen wir die bewegungsspezifische Selbstwirksamkeit junger Mütter steigern. Indem wir
Strategien und Gewohnheiten vermitteln, wie man Übungen in den Alltag integriert,
helfen das eigene Fitnesslevel einzuschätzen,
körperliche Einschränkungen durch die Geburt berücksichtigen,
Übungen mit und ohne Kind auf dem passenden Fitnesslevel anbieten,
Unsicherheiten bzgl. Stillen und Bewegung ansprechen.
Wir wollen aufzeigen, dass junge Mütter mit regelmäßiger Bewegung mehr Energie und Kraft für ihr Baby haben.
Zudem wollen wir über die Chancen und Grenzen von Bewegungsintervention bei
Rektusdiastase,
Inkontinenz und
psychischen Problemen
informieren. In schweren Fällen wird die digitale Begleiterin die junge Mutter an Hebammen, Frauenärzte und Physiotherapeuten verweisen.
So wollen wir jungen Müttern zu mehr Lebensqualität und Selbstwirksamkeit verhelfen.
Hebammenarbeit beginnt mit der Familienplanung und endet bei der Frühen Elternschaft . Letzlich zielt das auf eine gesunde Familie ab. Für diese gesunde Familie ist Sexualität wichtig, einerseits als Bindeglied, andererseits als wesentlicher Bestandteil der Beziehung zwischen der Frau und ihrem/r Partner. Die Stadien Schwanger werden, Schwangerschaft, Geburt, Stillen und junge Elternschaft sind mit allerlei sexuellen Folgen verbunden.
Leider fehlt in der Hebammenarbeit das Thema Sexualität fast vollständig. Dies gilt sowohl im Curriculum als auch in der täglichen Praxis. Und das scheint weltweit so zu sein.
Deshalb haben wir vor fünf Jahren ein Hebammen- und Sexualitätsprojekt gestartet. Eine Gruppe von 35 Experten aus 14 Ländern hat alle möglichen sexuellen Aspekte der Fortpflanzung und Schwangerschaft untersucht und ein Buch darüber geschrieben.
"Midwifery and Sexuality" ist jetzt als 'Open-Access-Buch' erschienen.
Diese Präsentation wird einige der neuen Erkenntnisse zu Schlüsselthemen teilen, mit dabei sexuelle Aspekte der Präkonzeption, Umgang mit Sex während Schwangerschaftspathologie und Umgang mit vaginalen Schmerzen beim Stillen.
Das Buch steht zum kostenlosen Download zur Verfügung via:
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-031-18432-1
Abstract
Hintergrund und Ziel:
Im Dezember 2019 verabschiedete der Bundestag in Deutschland ein neues Hebammengesetz (HebG), das am 01.01.2020 in Kraft trat. Es löste das alte Hebammengesetz aus dem Jahr 1985 ab und brachte eine große Änderung in die Hebammenausbildung, die stufenweise durchgeführte Vollakademisierung des Berufsstandes (HebG, 2021). Im Rahmen dieser Gesetzesreform wurde auch eine neue Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen erlassen, die im Rahmen der praktischen Prüfungen der Studierenden alternativ zur in der schulischen Ausbildung durchgeführten Examensgeburt eine Prüfung in der Geburtshilfe „mit Modellen und Simulationspersonen“ (HebStPrV, 2020: § 29, Abs. 2) vorsieht.
Simulationen werden als „relativ komplex strukturierte“ Szenarien definiert, die unter anderem auch „unbekannte“ Situationen behandeln (Schröppel, 2021: 14). Auch wird die Kommunikation und Teamfähigkeit geübt (Kainer & Scholz, 2016: 2 – 3).
Simulationslabore (SimLab) sind ein neuer Lernort im Rahmen des Studiums der Hebammenkunde. Daher gibt es noch wenig Wissen zu den Erfahrungen, die Studierende in der Simulation machen. Die vorliegende Arbeit untersucht das Erleben der Studierenden im SimLab, insbesondere den Aufbau von Kompetenzen, die Steigerung der Selbstwirksamkeit und den Abbau von Ängsten und Unsicherheiten im Rahmen von Simulationen physiologischer Hausgeburten. Eine weitere Frage ist, ob sich die Simulationen auf Entscheidungen zur beruflichen Zukunft auswirken.
Methodik: Mittels leitfaden-gestützten Interviews wurden fünf Studierende des sechsten Semesters von zwei verschiedenen Hochschulen in Bayern befragt. Die Auswertung erfolgte mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.
Ergebnisse: Studierende der Hebammenkunde erfahren durch die Simulationen physiologischer Hausgeburten einen Aufbau ihrer Kompetenzen, insbesondere ihrer Fachkompetenz. Auch die Selbst- und Sozialkompetenz kann verbessert werden. Die Selbstwirksamkeit wird gesteigert. Es kommt teilweise zu einem Abbau von Ängsten und Unsicherheiten. Die Simulationen haben geringen Einfluss auf die Pläne nach dem Studium hinsichtlich der beruflichen Zukunft.
Es gibt zahlreiche Vorschläge zur Gestaltung und Verbesserung der Simulationen.
Diskussion: Simulationen physiologischer Hausgeburten fördern Fähigkeiten und Fertigkeiten von Studierenden der Hebammenkunde. Da dieser Lernort für viele Lehrende neu ist, ist eine Weiterentwicklung der Gestaltung der Räume, der Materialien und Szenarien sinnvoll. Briefing und Debriefing sind wichtige Komponenten der Methode und benötigen mehr Raum und Zeit. Weitere Untersuchungen zur Simulationen von Hausgeburten in Übergangssituationen (Verlegung der Hausgeburt, Notfall bei Hausgeburt) sind notwendig.
Handlungsempfehlung: Die Entwicklung eines Curriculums erscheint sinnvoll, das am Anfang des Studiums die Simulation physiologischer (Haus-) Geburten und im Verlauf eine Steigerung des Schwierigkeitsgrades in den Simulationen vorsieht. Darüber hinaus soll die Weiterbildung der Lehrenden in der Gestaltung sowohl von Simulationen als auch des Briefings und Debriefings gefördert werden.
Abstract
Hintergrund
Als Folge des „Breech Term Trial“ und seiner vermeintlich negativen Auswirkungen auf das fetale Outcome sank die Rate durchgeführter vaginaler Beckenendlagengeburten rapide ab, weshalb geburtshilfliches Expertenwissen verloren ging.
Ziel
Ziel der Befragungsstudie war die Erhebung des Wissensstands sowie Fortbildungsbedarfs von Hebammen und werdenden Hebammen zur vaginalen Beckenendlagengeburt.
Methode
Im Mai 2022 wurde eine Studie mittels Onlinebefragung von Hebammen und werdenden Hebammen durchgeführt, die die bisherige Erfahrung zur Durchführung, des Wissens, des Sicherheitsgefühls sowie des Fortbildungsbedarfs bezüglich der vaginalen Beckenendlagengeburt erfasste.
Ergebnisse
474 Hebammen und werdende Hebammen beantworteten den Fragebogen. Nur knapp 30% der befragten Hebammen begleiten zum Zeitpunkt der Befragung BEL-Geburten, über die Hälfte würden dies jedoch gerne tun. Nur 10% der Hebammen nehmen regemäßig an Fortbildungen zur BEL-Geburt teil. 94% der Befragten würden sich durch regelmäßige Fortbildungsangebote in der Durchführung von BEL-Geburten sicherer fühlen. Besonders Simulationstrainings sowie virtuelle Angebote wurden von den Befragten als Wunsch geäußert.
Diskussion
Die Durchführung vaginaler BEL-Geburten ist nur im geburtshilflichen Team aus Hebammen und GynäkologInnen möglich. Weitere Forschung hinsichtlich der Förderung BEL-zentrierter geburtshilflicher Strukturen sowie fachspezifischer Fortbildungsangebote werden als dringend nötig erachtet, um Gebärenden eine echt Wahlfreiheit des Geburtsmodus zu geben und die Sectiorate bei BEL-Geburten zu senken. Gleichzeitig gilt es, die Forderung der HebStPrV umzusetzen und werdenden Hebammen die Teilnahme an vaginalen BEL-Geburten zu ermöglichen.
Schlüsselworte
Hebammen, Beckenendlage, vaginale Beckenendlagengeburt, Fortbildung
Die Mutter-Hebamme-Beziehung und ihre Bedeutung für das Geburtserleben beim ersten Kind
Zusammenfassung
Hintergrund:
Ein positives Geburtserleben korreliert mit positiven kurz-, mittel- und langfristigen perinatalen Outcomes. Bisher wurden nur wenig Primärdaten zum Thema Geburtserleben im Zusammenhang mit der Wahrnehmung der Mutter-Hebamme-Beziehung erhoben und quantitativ analysiert.
Ziel:
Analyse des Zusammenhangs des subjektiven Geburtserlebens beim ersten Kind mit der intrapartalen Mutter-Hebamme-Beziehung.
Methode:
Primärdatenanalyse der online-Umfrage Daten von 401 Wöchnerinnen aus Deutschland. Die Analyse möglicher Prädiktoren des Geburtserlebens erfolgte mittels logistischer Regression, die Stärke des Zusammenhangs mittels Odds Ratios mit 95% Konfidenzintervall.
Ergebnisse:
Zentrale Prädiktoren eines positiven Geburtserlebens waren eine interventionsarme Geburt (OR 4,12; 95% KI 1,44–11.81), eine vertrauensvolle Hebammenbeziehung (OR: 1.61; 95% KI 1.25-2.07), mehr Mitbestimmung während des Geburtsprozesses als erwartet (OR: 1.32; 95% KI 1.04-1.68), weniger Geburtsschmerzen als erwartet (OR: 1.59; 95% KI 1.28-1.97) und keine Angst vor der Geburt (OR: 1.32; 95% KI 0,68-2,64).
Schlussfolgerung:
Eine vertrauensvolle Mutter-Hebamme-Beziehung und eine möglichst interventionsarme Geburtshilfe sind Schlüsseldimensionen für das Geburtserleben von Erstgebärenden. Es braucht mehr Forschung zur Entwicklung von Handlungsleitlinien, welche respekt- und vertrauensvolle Beziehungen zu den Gebärenden fördern.
Schlüsselwörter: Geburtserleben, kontinuierliche Betreuung, intrapartale Betreuung, Autonomie in der Geburt, Geburtsangst
Hintergrund:
Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebsart bei Frauen. Dabei korreliert das Risiko einer Brustkrebserkrankung bei zunehmendem Alter mit dem steigenden Altersdurchschnitt von Frauen bei der Geburt eines Kindes. Frauen unter 45 Jahren, die eine Brustkrebserkrankung und -therapie überstanden haben, bilden eine große Gruppe mit dem möglichen Interesse einer Familiengründung und -erweiterung. Hebammen, die in der Stillberatung auf diese Frauen treffen, benötigen spezifisches Fachwissen, welches nicht Bestandteil von Hebammenausbildung und -studium ist.
Ziel:
Herausarbeiten von Faktoren, die das Stillen nach einer Brustkrebserkrankung beeinflussen sowie Erstellung einer Handlungsempfehlung für die Stillberatung.
Methode:
Als Grundlage diente eine systematische, sensitive Datenbankrecherche im März 2022. Sieben Studien wurden nach dem „Critical Appraisal Skills Programme“ ausgewertet. Die geringe Anzahl vorliegender Studien zum Thema und fehlende Studien aus dem deutschsprachigen Raum zeigen den gegebenen Forschungsbedarf an.
Ergebnis:
Im Ergebnis zeigt sich, dass Stillen nach einer Brustkrebserkrankung von physischen, psychischen und sozialen Faktoren beeinflusst wird. Diese werden in der Arbeit tabellarisch dar-gestellt und lassen sich in hemmende und unterstützende Aspekte unterscheiden. Stillen ist in vielen Fällen, wenn auch teilweise nur unilateral möglich. Maßgeblichen Einfluss nimmt die Art der operativen Therapie sowie eine durchgeführte Strahlentherapie, abhängig vom zentralen Bestrahlungsgebiet und Strahlendosis. Beratungsgrundlage in der Stillberatung bei Frau-en nach Brustkrebs ist somit die individuelle Brustkrebsanamnese der Frau. Dies erfordert multidisziplinäres, evidenzbasiertes Wissen der Beratenden. Für eine informierte Stillentscheidung der Frau ist eine an ihren Ressourcen orientierte und evidenzbasierte Stillberatung und gezielte Unterstützung in der Schwangerschaft, direkt nach der Geburt und in der Stillzeit notwendig. Die bei jungen Müttern nach einer Brustkrebserkrankung stark ausgeprägten Ängste vor der Rückkehr des Krebses, sind zu beachten. Die Mutter-Kind-Bindung ist vor der Geburt bei Schwangeren nach einer Brustkrebserkrankung weniger ausgeprägt. Hier kann Stillen den Aufbau dieser Bindung nach der Geburt unterstützen. Frauen nach Brustkrebs profitieren vom Stillen auch in Bezug auf die Aufarbeitung ihrer Erkrankung in vielfältiger Weise und sollten zum Stillen ermutigt werden. Eine im Verlauf der Arbeit ausgearbeitete, schematische Darstellung der Handlungsempfehlung zur Stillberatung nach Brustkrebs, zeigt die Zeitpunkte der Stillberatung und die jeweiligen wesentlichen Inhalte übersichtlich auf. Sie kann in der Praxis als Grundlage zur Ausarbeitung eines Standards in der Stillberatung von Frauen nach einer Brustkrebserkrankung und -therapie dienen. Auch ein Einbezug der Thematik in die Leitlinie zur Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms erscheint sinnvoll. Das Thema „Stillen nach Brustkrebs“ eröffnet interdisziplinäre Forschungsperspektiven, die sowohl Medizin als auch Hebammenwissenschaften ansprechen.
Hintergrund
Die S3-Leitlinie in Deutschland ermutigt dazu, die Latenzphase im häuslichen Umfeld zu verbringen (1). In Deutschland werden jedoch 49% der Gebärenden mit einer Muttermundsweite von 0-2cm zur vaginalen Geburt in der Klinik aufgenommen (2).
Der in Kanada entwickelte und validierte Fragebogen „Early Labour Experience Questionnaire (ELEQ)“ erfasst die Erfahrungen Erstgebärender zu der Latenzphase (3). Der erste Teil des Fragebogens fokussiert auf affektive Erfahrungen in der Latenzphase, im zweiten Teil werden die Erfahrungen mit der Betreuung während der Latenzphase abgefragt. Eine deutsche Version des ELEQ existiert bisher nicht. Ziel der Studie ist die Übersetzung und kulturelle Adaptation des ELEQ für den deutschsprachigen Kontext.
Methoden
Die Übersetzung und kulturelle Adaptation erfolgte in einem sequentiellen Verfahren basierend auf den „ISPOR Good-Practice“ Kriterien (4). Hierzu gehören die Hin- und Rückübersetzung, ein zweistufiges Delphiverfahren zur Überprüfung der Inhaltsvalidität und Konsentierung der Items durch ein Expert*innenpanel mit ausgewiesener fachinhaltlicher und methodischer Expertise sowie die Prüfung der Inhalts- und Augenscheinvalidität im Rahmen kognitiver Interviews mit Vertreterinnen der Zielgruppe.
Ergebnisse
Die Hin- und Rückübersetzung erfolgten durch erfahrene Übersetzerinnen, im Falle der Hinübersetzerin mit zusätzlicher inhaltlicher Fachexpertise. Für das Delphiverfahren konnten insgesamt 8 Expertinnen gewonnen werden (4 Wissenschaftlerinnen mit fachinhaltlicher und/oder methodischer Expertise im Bereich Fragebogenübersetzung, 2 Expertinnen aus der (klinischen) Praxis, eine bilinguale sowie eine Expertin aus der Zielgruppe). Zusätzlich wurde die Originalautorin bei durch das Panel nicht abschließend zu klärenden Fragen kontaktiert. Durch diese Maßnahmen konnten offene Fragen beantwortet und konzeptionelle Unterschiede geklärt werden.
Im Zuge der Übersetzung und kulturellen Adaptation wurde der Begriff „nurse“ durch „Hebamme“ ersetzt. Der Begriff der „Latenzphase“ wurde im Zusammenhang mit einer laienverständlichen Sprache stark diskutiert und schließlich mit dem Begriff „Anfangsphase der Geburt“ in den Fragebogen aufgenommen. Die Übersetzung der Fragen zu den affektiven Erfahrungen erfolgte eng am Original. Das Wording der Antwortskala für den zweiten Teil des Fragebogens wurde angepasst. Von den ursprünglich 26 Fragen der englischen Originalversion wurden 25 in die deutsche Version aufgenommen.
Zur Überprüfung der Inhalts- und Augenscheinvalidität wurden 12 kognitive Interviews geführt. Die Teilnehmenden bewerteten den Fragebogen insgesamt als verständlich, der durchschnittliche Zeitaufwand betrug 3 Minuten und 34 Sekunden. Die Auswertung der kognitiven Interviews steht noch aus.
Diskussion und Zusammenfassung
Den Herausforderungen in der Übersetzung und kulturellen Adaptation des Fragebogens konnte mit einer breiten Expertise begegnet werden. Die Beachtung der ISPOR Kriterien gewährleistete eine kontrollierte Vorgehensweise mit sorgfältig geplanten und dokumentierten Schritten. Erste Zwischenergebnisse deuten darauf hin, dass der Fragebogen sich zur Testung in einer Pilotstudie eignet.
Die Verlagerung der Erstausbildung von Hebammen in Deutschland an die Hochschulen ist neben einem Setting-Wechsel auch mit einem Lehr-Lern-Kulturwandel für die Hebammenausbildung verbunden (vgl. Darmann-Finck et al. 2014). Der Wandel zu einer kompetenzorientierten Hochschullehre im Rahmen der Bologna-Reform impliziert einen Kulturumbruch, der die Rolle der Lernenden und eine selbstgesteuerte Konstruktion von Wissen in den Vordergrund rückt. Die hochschulische Lehre richtet sich an der studentischen Aneignung von Kompetenzen und nicht länger an der Vermittlung von Wissen bzw. Inhalten aus. Aus diesem Kulturwandel resultieren gewandelte Anforderungen an Hochschullehrende. Für den Gegenstandsbereich der Handlungspraxis Hochschullehrender besteht nicht nur im Bereich der hochschulischen Erstausbildung von Hebammen, sondern auch in der allgemeinen Hochschulforschung ein grundlegendes Forschungsdesiderat (vgl. Grieshop 20201).
Die Teilstudie B der Dissertation „Kulturen des Lehrens in der hochschulischen Erstausbildung von Hebammen in Deutschland – eine qualitativ-rekonstruktive Studie“ rückt die Hochschullehrenden in den Hebammenstudiengängen in Deutschland in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses. Diese strukturieren einerseits über ihr persönliches Lehrhandeln aktiv die hochschulische Ausbildung und bringen andererseits eigene implizite Muster und Orientierungen des Denkens, der praktischen Lehrtätigkeit und Professionsauffassung aus der vorberuflichen Sozialisation und dem berufsbiografischen Werdegang ein.
Über die Auswertung von 17 berufsbiografisch-narrativen Interviews mit Hilfe der Dokumentarischen Methode nach Bohnsack (2014) und Nohl (2017) lassen sich drei sinngenetische Lehrtypen rekonstruieren, welche sich in Bezug auf Handlungsorientierungen in ihrem berufsbiografischen Werdegang, ihrem Lehrhandeln im hochschulischen Setting und ihren Interaktionen mit Studierenden im Rahmen hochschulischer Lehre unterscheiden: ‚Lehren im Modus hochschulisch-institutioneller Abgrenzung & Distanz‘, ‚Lehren im Modus individueller & praxisorientierter Lernprozess-Begleitung‘ und ‚Lehren im sich entwickelnden Modus zwischen Theorie und Praxis & Nähe und Distanz‘. Lehrende, die bereits im Rahmen ihrer akademischen Qualifizierungsphase eine Integration in das hochschulische Setting erfahren haben, zeigen beispielsweise eine Inkorporation von Merkmalen, die dem Hochschulfeld eigen sind und verfügen über eine größere Sicherheit im Umgang mit dem Setting Hochschule. Gleichzeitig zeichnen sich Lehrende mit einer frühen Integration ins hochschulische Setting durch eine betonte Abgrenzung zur Praxis aus. Die rekonstruierten Typen werden durch einen Fallvergleich mit einem Lehrenden außerhalb der Hebammendisziplin und einem soziogenetischen Ausblick ergänzt.
Die Ergebnisse betonen die Relevanz der Reflexion der eigenen Position zwischen den Settings Hochschule und Praxis. Das Hebammenstudium ist gekennzeichnet durch eine Praxisorientierung, die Herausforderung eines Theorie-Praxis-Transfers und der sich zum Teil widersprechenden Interessen der beiden Settings von Hochschule und Praxis – zwischen Berufsbefähigung und Freiheit von Forschung und Lehre.
Hintergrund: Die intrapartale Übertragung von Gruppe-B-Streptokokken auf das Ungeborene stellt noch immer die führende Ursache für neonatale Infektionen dar. Dies ist besonders alarmierend, wenn bedacht wird, dass rund 10-30% der Schwangeren mit Streptokokken der Gruppe B besiedelt sind. Das aktuelle Screening-Verfahren sieht vor, positiv getestete Schwangere ab Wehenbeginn oder Blasensprung mit Antibiotika zu behandeln. Aufgrund nicht zu vernachlässigender Risiken, die mit einer prophylaktischen Antibiotikatherapie einhergehen, wie beispielsweise die Entstehung antibiotikaresistenter Organismen oder eine Beeinträchtigung der Entwicklung der Darmflora der Neugeborenen, wird dieses Vorgehen kontrovers diskutiert. Auf Basis dessen sollte überprüft werden, ob sich wissenschaftliche Rechtfertigung für eine solche prophylaktische Behandlung findet.
Methodik: Um den höchsten Grad an Evidenz zu ermitteln, wurde zunächst die Cochrane Datenbank durchsucht, wobei ein passendes Review gefunden wurde. Des Weiteren wurde eine AWMF-Leitlinie zur Beurteilung einbezogen. Aufgrund mangelnder Aktualität dieser beiden Quellen kam die Durchführung einer zusätzlichen systematischen Literaturrecherche in PubMed hinzu. Dabei konnten ein Review und eine prospektive Kohortenstudie identifiziert werden. Weiterführend konnte eine Analyse von Krankenversicherungsdaten Zahlen für Deutschland liefern.
Ergebnisse: Das herangezogene Cochrane Review involviert drei Studien mit insgesamt 488 Neugeborenen GBS-positiver Mütter. Verglichen wurde der Effekt einer antibiotischen Gabe im Vergleich zu keiner Gabe. Es ergab sich eine signifikante Reduktion der Early-Onset-Infektionen der Gruppe der Neugeborenen, deren Mütter Antibiotika-Prophylaxe unter der Geburt erhalten haben. Eine der Quellen verzeichnet außerdem einen Rückgang der Early-Onset-Infektionen in den USA um 80%, was sich auf die Einführung des Gruppe-B-Streptokokken-Screenings und die damit einhergehend prophylaktische Antibiotikatherapie zurückführen lässt. Die Analyse der Daten einer deutschen Krankenkasse zeigt zudem, dass schwere Verläufe von Early-Onset-Infektionen über den Beobachtungszeitraum 2005 bis 2017 um 72% gesunken sind.
Schlussfolgerung: Es lässt sich eine Tendenz zur Empfehlung für AB-Prophylaxe in GBS-positiv gescreenten Schwangeren erkennen. Darüber hinaus zeigen explizit die Daten für Deutschland, dass eine Verbindung zwischen gestiegener Häufigkeit GBS-besiedelter Schwangerer und gesunkener Rate an Early-Onset-Infektionen besteht, welche für ein Screening und damit die Prophylaxe spricht. Beachtet werden muss jedoch, dass dies die Ergebnisse teilweise hoch verzerrter Studien sind und keinen randomisierten Fall-Kontroll-Studien zugrunde liegen. Diese wird es vermutlich aus ethischen Gründen auch in Zukunft nicht geben. Der Fokus weiterführender Diskussionen sollte daher auf der Optimierung des vorgeburtlichen Screenings und/oder eine Impfung gegen GBS gelenkt werden.
Zielsetzung: Frühgeborene haben gegenüber Reifgeborenen ein deutlich erhöhtes Risiko eine Zerebralparese zu erleiden. Dieses Krankheitsbild birgt große Einschränkungen und Beeinträchtigungen im Leben der Kinder und ihrer Familien. Die antenatale Verabreichung von Magnesiumsulfat an die Mutter vor Entbindung stellt eine Maßnahme dar, um das Risiko für eine infantile Zerebralparese zu senken. Die Hebamme spielt eine zentrale Rolle in der Beratung der Frauen zu, sowie bei der Verabreichung und Überwachung von Magnesiumsulfat. Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung des aktuellen Forschungsstands zum Thema und die Überprüfung der Evidenz dieser Maßnahme.
Methoden: Im Februar 2022 wurde eine systematische Literaturrecherche in der elektronischen Datenbank PubMed durchgeführt, um alle relevanten Veröffentlichungen zum Thema zu identifizieren. Die Suche wurde mit Hilfe des PRISMA-Schemas strukturiert. Daraufhin wurden die wichtigen methodischen Kennzeichen, sowie die Ergebnisse der Studien herausgelesen. Außerdem wurde eine Qualitätsbewertung der Studien mit dem AMSTAR-Score durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden zwei systematische Reviews mit Metaanalyse ein systematisches Review und eine Individual Participant Data Metaanalyse in diese Arbeit eingeschlossen. Es ergab sich eine Gesamtprobandinnenzahl von n=6178. Die Publikationen kommen zu dem Ergebnis, dass eine antenatale Magnesiumsulfat an die Mutter das Risiko für das Erleiden einer Zerebralparese bei Frühgeborenen signifikant mindert. Aufgrund der hohen Qualität von drei der vier Studien kann eine hohe Evidenz angenommen werden.
Zusammenfassung: Die Behandlung mit Magnesiumsulfat hat Nebenwirkungen für das Kind, welche nur bei sehr hohen Dosierungen auftreten. Diese hohen Dosen werden von den empfohlenen Dosierungsschemata nicht erreicht. Bei der Mutter können Nebenwirkungen im Herz-Kreislauf-System auftreten, weshalb eine engmaschige Überwachung der mütterlichen Vitalzeichen und ihres Befinden erforderlich ist. Schwere maternale Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. In den Studien wurden unterschiedliche Dosierungen verwendet. Die kleinste effektive Dosierung konnte bei einem Bolus von 4g über 15–30 Minuten und einer Erhaltungsdosis von 1 g/h für 12 h beobachtet werden. Dies entspricht weitgehendst der aktuellen AWMF-Empfehlung. Da das Risiko für eine Zerebralparese mit steigendem Gestationsalter sinkt, ist die Relevanz der Neuroprotektion unter 32 Schwangerschaftswochen besonders groß. Die Evidenz für die antenatale Magnesiumsulfatgabe zur Prophylaxe von Zerebralparesen des Frühgeborenen ist hoch. Jedoch muss weiter erforscht werden, welche Dosen an Magnesium und bis zu welchem Gestationsalter die Gabe sinnvoll ist.
Einleitung / Hintergrund
Schwangere, die in den seit Mitte des 18. Jahrhunderts entstehenden Entbindungsheimen und Gebäranstalten gegen Kost und Logis aufgenommen wurden und ihren Körper als Gegenleistung der Lehre und Forschung als Untersuchungsobjekt zur Verfügung stellten wurden bis ins späte 20.Jh Hausschwangere genannt. Oft waren es ledige und mittelose Frauen mit prekärem sozialen Status, die sich als Hausschwangere in Entbindungsanstalten haben aufnehmen lassen.
Bislang gibt es wenig Übersichtswissen zur Verbreitung und zu den Charakteristika des Einsatzes von Hausschwangeren in geburtshilflichen Kliniken im deutschsprachigen Raum.
Methoden
Integrative Literaturreview nach der Methode von Whittemore und Knafl (2005) zum Thema Verbreitung und zu den Charakteristika des Einsatzes von Hausschwangeren in geburtshilflichen Kliniken im deutschsprachigen Raum
Ergebnisse
Hausschwangere wurden in vielen Gebärkliniken / Geburtshilflichen Abteilungen (im deutschsprachigem Raum) eingesetzt. Während der Einsatz von Hausschwangeren im 20. Jahrhundert deutlich weniger zu werden schien, gibt es vereinzelte Berichte von Kliniken, in denen Hausschwangere bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts dokumentiert waren.
Diskussion / Schlussfolgerungen
Hauschwangere waren ein weitverbreitetes Phänomen. Über einen langen Zeitraum haben werdende Hebammen sowie Medizinstudierende entweder direkt an Hausschwangeren gelernt oder aber sind in einer klinischen Umgebung sozialisiert, in der Hauschwangere als selbstverständlich angesehen wurden. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass Hauschwangere und der Umgang mit ihnen die geburtshilfliche Kultur mitgeprägt haben. Aus der Geschichte der Interaktionen zwischen Hausschwangeren und Lernenden in der Geburtshilfe könnten relevante Informationen abgeleitet werden, die die Komplexität von Interaktionen im sozialen Raum ‚Geburtsklinik‘ erklären und das Etablieren einer respektvollen geburtshilflichen Betreuung fördern könnten.
Weitere Forschung ist notwendig, um den Einfluss des Phänomens der Hausschwangeren auf die heutige geburtshilfliche Kultur zu analysieren.
Konklusion
Hauschwangere waren bis ins letzte Jahrhundert hinein ein häufiges und relevantes Phänomen in der Ausbildung von Hebammen und Geburtshelfern. Diese sollten darüber informiert sein.