Autor*innen:
G. Ayerle (Halle (Saale), DE)
R. Schäfers (Bochum, DE)
E. Mattern (Bochum, DE)
S. Striebich (Hamburg, DE)
T. Oganowski (Bochum, DE)
R. Ocker (Halle (Saale), DE)
G. Seliger (Halle (Saale), DE)
Hintergrund
Die Förderung der physiologischen Geburt ist in Deutschland ein nationales Gesundheitsziel (Bundesministerium für Gesundheit, 2017). Gleichzeitig wird die vaginale Geburt in der Leitlinienentwicklung fokussiert (AWMF 2021). Die Be-Up-Studie gibt Antwort auf die Frage, inwiefern eine geänderte Gebärumgebung, die die mütterliche Mobilität, aufrechte Körperhaltung, Entspannung und Selbstbestimmung fördert, eine vaginale Geburt ermöglicht und das Outcome der Geburt verbessert.
Ziel/ Forschungsfrage
Das Ziel der randomisiert kontrollierten, multizentrischen Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ war prioritär die Überprüfung des Effekts des alternativ ausgestatteten Be-Up-Gebärraums (Intervention) auf den Geburtsmodus. Darüber hinaus wurde die Wirkung der Intervention auf sekundäre und weitere Outcomes bei Mutter und Kind geprüft.
Die Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (FKZ: 01KG1715) und im Deutschen Register Klinischer Studien: DRKS00012854 registriert.
Methodik
Von April 2018 bis Mai 2021 nahmen 3.719 Frauen in 22 Kliniken (9 Bundesländer) an der „Be-Up“-Studie teil. Sie wurden bei der Aufnahme in den Kreißsaal per online-Randomisierung entweder der Intervention (kein Gebärbett, stattdessen Elemente zur Förderung der Mobilität, aufrechten Körperhaltung, Entspannung und Selbstbestimmung) oder der Kontrollgruppe (üblicher Gebärraum) zugewiesen. Im Kreißsaal wurden quantitative Daten erhoben, die zum einen das Hebammen- und geburtsmedizinische Handeln bei der Geburt sowie den Geburtsmodus abbilden. Zum anderen geben sie Auskunft über die Nutzung des Gebärbetts, über die häufigsten Körperhaltungen während der Wehen und der Geburt sowie die gesundheitlichen Outcomes bei Mutter und Kind.
Ergebnisse
Das primäre Outcome (Geburtsmodus) zeigte auf dem Signifikanzniveau von p < 0,05 keinen Unterschied zwischen den Vergleichsgruppen auf (Interventionsgruppe: 89,1%; KI: 87,5% – 90,4%; Kontrollgruppe: 88,5%; 87,0% – 89,9%). Die Werte der fünf sekundären Outcomes (Episiotomie, PDA, Dammriss 3. & 4. Grades, kritisches Outcome bei Reifgeborenen) sind in den Vergleichsgruppen auf dem Signifikanzniveau von p < 0,01 ebenso nicht statistisch signifikant. Dennoch zeigt die Be-Up-Studie, dass eine vaginale Geburtenrate von 89% möglich ist. Das Gebärbett wurde im Be-Up-Gebärraum signifikant seltener sowie zeitlich signifikant später genutzt als im üblichen Gebärraum. Insgesamt gesehen ist die Geburt im Be-Up-Gebärraum (ohne das Gebärbett) mindestens so sicher wie im üblichen Gebärraum.
Relevanz
Die Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ erhob Daten einer sehr großen Stichprobe in 22 Kliniken in 9 Bundesländern. Sie zeigt die Ergebnisse quantitativer Daten, die die Hebammen- und geburtsmedizinische Versorgung in Deutschland dokumentieren und für die praktische Tätigkeit der Hebammen in Kliniken von großer Relevanz sind.