Autor:innen:
C. Athanasiou (Heidelberg, DE)
B. Judith (Heidelberg, DE)
K. Kontogianni (Heidelberg, DE)
R. Eberhardt (Hamburg, DE)
J. Michels (Heidelberg, DE)
J. Schaefer (Heidelberg, DE)
M. Schellenberg (Heidelberg, DE)
M. Polke (Heidelberg, DE)
F. Herth (Heidelberg, DE)
F. Trudzinski (Heidelberg, DE)
Fragestellung
Zu Genderaspekten in der interventionellen Pneumologie gibt es bisher keine Daten. Das Thema wurde anhand der transbronchialen Kryobiopsie (TCB) bei interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) erstmalig untersucht.
Methoden
Alle im Zeitraum 11/17-12/21 konsekutiv in der Thoraxklinik der Universität Heidelberg durchgeführtenTCB bei ILD wurden in die Auswertung aufgenommen. Die Indikationsstellung erfolgte durch ein multidisziplinäres ILD-Board (MDD), nach Abschluss der Diagnostik wurden die Befunde in einem zweiten MDD diskutiert. Die Qualität der Bronchoskopien (Dauer, Anzahl und Qualität der TCB und diagnostische Sicherheit) sowie die Komplikationen (Blutung, Pneumothorax (PTX)) wurden in Abhängigkeit von Geschlecht und endoskopischer Erfahrung des Untersuchers analysiert.
Ergebnisse
Bei 406 Patienten (38,4% weiblich, 67,8±11,7 Jahre) wurde eine Bronchoskopie mit TCB durchgeführt. Die FVC der Patienten betrug 76,8% vom Soll, die DLCO 56,4% vom Soll. In 52,5% der Fälle wurden 2 Lungenlappen biopsiert, die Größe der Proben betrug 6,2±3,0 mm. Mittelschwere Blutungen traten in 35 Fällen (8,6%), Pneumothoraces in 48 Fällen (11,8%) Auf.
Die diagnostische Sicherheit gemäß MDD - definitive Diagnosestellung, hohe bzw. unsichere Zuverlässigkeit, keine Diagnose - lag bei 60,0%,11,6%, 8,2% bzw. 19,6%.
Bei 32 Untersucher:innen wurden 53% der Eingriffe von 16 Frauen durchgeführt. Die Untersuchungsdauer war bei den Untersucherinnen geringfügig länger (28,6 min vs. 26,9 min, p= 0,046), dafür biopsierten die Untersucherinnen häufiger 2 Lungenlappen (57,3%, vs. 51,8 p= 0,041). Die Probenanzahl war bei den Frauen höher als bei den Männern (3,6±1,5 vs. 3,2±1,4 p=0,021), die Probengrößen zeigten keine Unterschiede. Dokumentierte, schwerere Blutungen traten bei den Untersucherinnen häufiger auf (25,1% vs. 11,0% p < 0,005), in Bezug auf das Auftreten eines PTX zeigte sich kein signifikanter Unterschied (14,4% vs. 8,9% p=0,086).
In der multivariaten Analyse hatten nur das Untersuchergeschlecht und die FVC einen signifikanten Einfluss auf die diagnostische Ausbeute (Diagnose vs. keine Diagnose). Die OR für Untersucherinnen lag dabei bei 1,9; (p=0,009), die OR für FVC(%) bei 0,98 (p=0,007). Die Anzahl der Biopsien, Berufserfahrung in der Endoskopie und die DLCO zeigten keinen Einfluss.
Schlussfolgerung
Die Untersuchungsergebnisse der TCB bei ILD sind bei Frauen als Untersuchenden signifikant besser. Die größere Sorgfalt bei der Durchführung der Untersuchung führt nur zu einer minimalen Zunahme der Untersuchungsdauer. Inwieweit schwerere Blutungen bei Frauen häufiger auftreten oder nur häufiger dokumentiert werden, kann anhand der Daten nicht abschließend bewertet werden.