Autor:innen:
M. Zimmer (Offenbach, DE)
S. Özkaya (Offenbach, DE)
S. Sahm (Frankfurt, DE)
Zielsetzung
Der Hochrisikoarbeitsplatz Rettungsdienst benötigt eine gute Teamführung und Kommunikation zur Wahrung der Patientensicherheit [1]. Wie werden die Notärzte (NA) im Vergleich zum nichtärztlichen Personal (NÄP) in ihrer Teamfunktion wahrgenommen?
Methoden
Mitarbeiter im Rettungsdienst aus ganz Deutschland nahmen an der anonymen und freiwilligen Onlinebefragung teil.
Ergebnisse
Die Teilnehmer (TN) n=613 (w=22,7% m=77,3%) teilten sich in NA n=52, Rettungsassistenten n=102 und Notfallsanitäter n=448 auf, waren im Mittel 36,3±10,8 Jahre alt und hatten 14,3±9,5 Jahre Berufserfahrung. 67,8% hatten ein sehr hohes bzw. 25,9% ein hohes Interesse am Thema Patientensicherheit.
Teamarbeit
47,5% hielten sich selbst in jeder Situation für einen guten Teamspieler.
Die TN wiesen dem NÄP eine höhere Fähigkeit zum konstruktiven Konfliktlösen, eine eindeutigere Kommunikation und ein vermehrtes Zulassen kritischer Rückfragen zu als den NA [Datei 1]. Zugleich übernahmen eher gerne NÄP die Teamführung und NÄP bezogen das Team mehr in ihre Gedanken ein als die NA.
Die NA selbst wiesen dem Verhältnis zwischen NÄP und NA eine andere Gewichtung zu. Das Konfliktlösungspotential und die Eindeutigkeit der Kommunikation waren ähnlich und Rückfragen wurden aus Sicht der NA gleichermaßen zugelassen. Außerdem übernähmen NA eher die Führung und die Einbeziehung in die eigenen Gedanken sei fast gleich [Datei 2].
95,6% der TN stimmten voll / eher zu, dass NÄP gute Teamspieler seien und 63,8% sagten dies über NA. 94,1% der NA sahen andere NA als gute Teamspieler an. 35,8% der TN waren der Ansicht, dass Nachbesprechungen von vielen / allen NFS durchgeführt werden und 10,1% denken dies bei NA. Außergewöhnlicher Stress sollte bei NA stärker als beim NÄP die Teamfähigkeit vermindern. Das Führungsverhalten der NA wurde für 61,3% durch Stress verschlechtert und für 91,7% durch gutes Fachwissen verbessert. 46,6% der TN machten Übermüdung für ein schlechtes Führungsverhalten der NA verantwortlich und 87,6% die Persönlichkeit der NA. Hingegen sahen 64,4% ausgeruht sein und 85,2% die Persönlichkeit als positive Führungsfaktoren an.
Kommunikation
Immer/oft schlossen 43,8% Kommunikationsschleifen bei Anweisungen, 51,5% bei der Bekanntgabe von Messwerten und 48,4% bei allgemeinen Aussagen. Arbeitsintensive Situationen (51,9%) und Überheblichkeit (54,8%) waren häufige Gründe, weswegen Fragen von Teammitgliedern im Team übergangen würden. Außergewöhnlicher Stress sollte bei NÄP und NA zu einer Verschlechterung der Kommunikation führen (77,5% vs. 81,5%). Zugleich stimmten 92,3 % eher zu, dass NA in krisenhaften Situationen gut kommunizierten.
Zusammenfassung
Die Qualität der notärztlichen Teamführung wird unterschiedlich wahrgenommen, wiederholt auch negativer als die nicht-ärztliche. NA und NÄP sollten ihre Wirkung andere Teammitglieder kritisch evaluieren. NA sollten mehr über das Führen von Teams lernen und welchen Einflüssen ihre Kommunikation und ihr Führungsverhalten unterliegen.