Autor:innen:
E. Herrmann (Gießen, DE)
B. Raghavan (Gießen, DE)
A. Ecke (Frankfurt am Main , DE)
P. Meybohm (Würzburg, DE)
C. Hamm (Gießen, DE)
B. Aßmus (Gießen, DE)
Hintergrund Etwa 20% der Patienten, die sich einem größeren nicht-kardialen operativen Eingriff in Vollnarkose unterziehen müssen, leiden nach US-Literaturangaben auch an einer Herzinsuffizienz (HI). Diese Patienten haben, in Abhängigkeit von den Eingriffs-assoziierten Risiken sowie von den jeweiligen Versorgungsstrukturen, eine mittlere Komplikationsrate von 7-11% sowie eine Sterblichkeitsrate zwischen 0,8% und 1,5%. Daten aus Deutschland gibt es nicht. Daher war es das Ziel der gegenwärtigen randomisierten Pilotstudie, Patienten mit HI präoperativ zu identifizieren, und über eine Nurse-basierte, HI-spezifische Nachsorge die postoperativen Komplikationen im Vergleich zur Standardtherapie zu senken.
Methodik Patienten im NYHA-Stadium II mit bekannter oder Verdacht auf HI mit einem geplanten operativen nicht-kardialen Eingriff (mittleres und hohes Risiko nach ESC) wurden aus der Prämedikationsambulanz in die Kardiologie zum HI-Screening (Echo, NT-proBNP) überwiesen. Bei bestätigter HI und Einverständnis erfolgte präop. die Randomisierung in Standardtherapie (KG) versus Intervention (IG) (mind. alle 2 Tage postop. HI Nurse-Visite mit definierter Nachsorge, sowie mind. einmalige kardiologische Facharztvisite). Der primäre Endpunkt bestand aus der Kombination bis 30 Tage post-OP: Wiederaufnahme auf Intensivstation, inotrope Therapie, Pleurapunktion, radiologisch Lungenödem, anti-infektive Therapie bei Pneumonie, Beatmung. Aus logistischen Gründen wurde die Studie im zweiten Jahr abgebrochen. Bei geringer Fallzahl erfolgt eine deskriptive Darstellung.
Ergebnisse Innerhalb von 1,5 Jahren wurden 346 Patienten gescreent, 36 Patienten konnten in die Studie eingeschlossen und randomisiert werden, wobei 2 Patienten das Einverständnis widerruften. Die Patienten waren im Mittel 70,6±7,1 Jahre (Median 70,5; 8 IQR) alt, 15 litten an HFpEF und 19 an HFmrEF/HFrEF. Das NTproBNP lag im Mittel bei 2715±3936 pg/ml (Median 1413;2369 IQR). In der IG (n=16) wurden bei 14 Patienten 88 Nurse-Visiten durchgeführt. In der KG (n=18) erlitten 6 Patienten im 30 Tage-FU ein Ereignis des primären Endpunkts (33%), in der IG 4 (25%; p=n.s.). Die Länge des Intensivaufenthaltes betrug im Mittel 3±6,8 Tage (Median 0; IQR 1,5) in der KG und 0,9±2,8 Tage (Median 0; IQR 0) in der IG. Der Klinikaufenthalt dauerte im Mittel 13,7±8,7 Tage (13.5 Median; 11 IQR) in der KG und 18.4±18,3 Tage (13,5 Median; 19 IQR) Tage in der IG. Die Lebensqualität (SF-12, overall summary score) war in beiden Gruppen initial deutlich reduziert (KG 45±27, IG 43±26), und zeigte eine geringe Verbesserung in beiden Gruppen nach 30 Tagen (KG 53 ±26, IG 44±31).
Schlussfolgerung Patienten mit HI können präoperativ einfach anhand Anamnese und Biomarker identifiziert werden, und weisen ein hohes Risiko für HI-spezifische postoperative Komplikationen auf. Unsere Daten belegen die prinzipielle Machbarkeit eines derartigen Ansatzes. Weitere Studien sind für diese Risikopatienten mit HI und elektiver Operation in Planung.