Autor:innen:
J. Knitza (Erlangen, DE)
R. Hasanaj (Erlangen, DE)
J. Beyer (Erlangen, DE)
C. Claussen (Erlangen, DE)
F. Ganzer (Erlangen, DE)
A. Slagman (Berlin, DE)
M. Bolanki (Berlin, DE)
H. Napierala (Berlin, DE)
M. Schmieding (Berlin, DE)
N. Al-Zaher (Erlangen, DE)
T. Orlemann (Erlangen, DE)
K. Tascilar (Erlangen, DE)
F. Muehlensiepen (Brandenburg, DE)
Y. Ignayev (Brandenburg, DE)
N. Vuillerme (Grenoble, FR)
G. Schett (Erlangen, DE)
S. Achenbach (Erlangen, DE)
K. Dechant (Erlangen, DE)
Zielsetzung: Notaufnahmen sind zunehmend überfüllt und die Versorgung von lebensbedrohlichen Fällen verzögert sich. Symptom Checker (SC) versprechen Patienten effektiver durch das Gesundheitssystem zu navigieren. Ziel der Arbeit war die Bewertung der Genauigkeit, Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz von zwei verbreiteten SC (Ada und Symptoma).
Methoden: Patienten, die sich in der Notaufnahme des Universitätsklinikums Erlangen vorstellten, wurden in einer prospektiven, randomisiert-kontrollierten Crossover-Studie nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1 Ada oder Symptoma und konsekutiv dem jeweils anderen SC zugeordnet. Der primäre Endpunkt war die diagnostische Genauigkeit der SC im Vergleich zur endgültigen ärztlichen Diagnose. Die sekundären Endpunkte waren die Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit und die Akzeptanz der SC.
Ergebnisse: Zwischen April 2021 und November 2021 wurden 537 Patienten gescreent und Daten von 437 Patienten (Durchschnittsalter 49 Jahre; 44% Frauen) für die finale Analyse verwendet. Die häufigste Hauptbeschwerde war Brustschmerz (37%). Ada gab signifikant häufiger die identische korrekte Diagnose als Top-Diagnose (und innerhalb der Top-5-Diagnosen) an im Vergleich zu Symptoma; 14% (35%) vs 4% (17%) (χ2= 35,779; P < 0.001). Die Wahrscheinlichkeiten der Diagnosevorschläge beider SC, waren bei falschen Diagnosen deutlich höher als bei korrekten Diagnosen. Ada und Symptoma schlugen bei 13% bzw. 14% der Patienten mit lebensbedrohlichen Diagnosen keine lebensbedrohlichen Diagnosen vor. Verglichen mit der ärztlichen Triage hat Ada 34% der Patienten korrekt triagiert, mit einer mittleren Genauigkeit von 74% bei Notfällen und 0% bei Patienten, bei denen eine Selbstbehandlung ausgereicht hätte. Die Bearbeitungszeit (Median) betrug bei Ada 7 Minuten, bei Symptoma 5 Minuten. 88% bzw. 78% der Teilnehmer bewerteten Ada und Symptoma als sehr einfach bzw. einfach zu bedienen. Der Net Promoter Score (NPS) von Ada lag bei -34 (55% Detractor; 21% Promoter) und der NPS von Symptoma bei -47 (63% Detractor und 16% Promoter).
Schlussfolgerungen: SC haben derzeit eine geringe diagnostische Genauigkeit und verwirren zusätzlich durch irreführende Wahrscheinlichkeitsangaben. Die Handlungsempfehlungen verleiten sowohl zu unnötigen ärztlichen Konsultationen als auch zu fehlender Inanspruchnahme in lebensbedrohlichen Fällen. Im Vergleich zu Symptoma zeigte Ada eine signifikant höhere diagnostische Genauigkeit, war einfacher zu bedienen und wurde insgesamt besser bewertet.