Autor:innen:
C. Jacob (Schwerin, DE)
A. Staudt (Schwerin, DE)
J. Ritz (Schwerin, DE)
S. Zimny (Schwerin, DE)
H. Willenberg (Rostock, DE)
U. Lichtenauer (Schwerin, DE)
In einem Maximalversorger wurden 2019 alle Patienten mit einem HbA1c-Wert > 8,0 %, Serumblutzuckerwert > 11,0 mmol/l (200 mg/dl) und/oder ≥ 2 Point-of-care-Messungen (POCT) > 11,0 mmol/l in einer internistischen (INN) und chirurgischen Klinik (CHI) im Vergleich zur Diabetologie (DIA) retrospektiv charakterisiert. 856 von 2892 Typ-2-Diabetiker wurden identifiziert, davon 86 (10 %) nicht-erwartete Erstmanifestationen, was einer Blutzuckerentgleisungsrate von 17,8 (INN), 34,2 (CHI) bzw. 60,9 % (DIA) aller Diabetespatienten und 5,3, 4,6 bzw. 25,7 % aller Fälle der untersuchten Kliniken entsprach. Die Dysregulation wurde bei nur 24,6 (INN), 14,0 (CHI) und 87,1 % (DIA) und erfolgte primär über den HbA1c-Wert (DIA 94,0, INN 95,8 %); in CHI aber über POCT (85,7 %), was die Diagnosestellung verzögerte (CHI 4,5 vs. DIA 1,6 und INN 2,6 Tage, p = 0,026). Diabeteskonsile wurden bei 8,9 (INN) und 19,8 (CHI) % der Fälle gestellt, wonach bei 60,0 % (INN) bzw. 56,5 % (CHI) die Insulindosis um durchschnittlich 20 bzw. 19 IE angepasst wurde. Ohne Konsil waren es 4,2 %, 9 IE (INN) und 8,6 %, 14 IE (CHI). Der Patientenanteil in einem Blutzuckerzielbereich 3,9 – 10 mmol/l (70 – 180 mg/dl) stieg mit Konsil von 32,5 auf 51,6 % (p < 0,01) INN und von 20,04 auf 35,09 % (p = 0,02) CHI. Bei nur 18 Fällen (4,0 %) erfolgte eine Verlegung / Wiederaufnahme in die Diabetologie.
Blutzuckerentgleisungen auf nicht-diabetologischen Stationen sind häufig, werden aber mehrheitlich nicht oder spät erkannt. Die HbA1c-Messung trägt maßgeblich zur Diagnosestellung und Konsilauslösung bei, wodurch sich die Blutzuckereinstellung relevant verbessert.