Autor:innen:
S. Kabisch (Berlin, DE)
A. Rybot (Berlin, DE)
M. Hrabě de Angelis (München, DE)
A. Schürmann (Nuthetal, DE)
M. Blüher (Leipzig, DE)
S. Bornstein (Dresden, DE)
N. Perakakis (Dresden, DE)
J. Szendrödi (Heidelberg, DE)
J. Seißler (München, DE)
S. Meyhöfer (Lübeck, DE)
R. Wagner (Düsseldorf, DE)
R. Jumpertz von Schwarzenberg (Tübingen, DE)
A. Birkenfeld (Tübingen, DE)
J. Spranger (Berlin, DE)
K. Mai (Berlin, DE)
A. Pfeiffer (Berlin, DE)
M. Roden (Düsseldorf, DE)
Zielsetzung: Kürzlich veröffentlichte Cluster-Analysen beschreiben die Heterogenität des manifesten Typ-2-Diabetes, dessen Subtypen sich in Merkmalen wie Leberfettgehalt, Insulinsensitivität und Betazell-Funktion unterscheiden. Cluster-definierende Parameter besitzen aber oft eine hohe Messvariabilität. Im Diabetes Prevention Program zeigten Prädiabetes-Patientinnen mit einem zurückliegenden Gestationsdiabetes (GDM) eine schlechtere Insulinsekretionsleistung, sprachen aber besser auf Präventionsmaßnahmen an. Im Rahmen der multizentrischen Deutschen Diabetes-Studie (DDS) prüfen wir das Vorliegen solcher metabolischen Unterschiede bei frisch diagnostiziertem Typ-2-Diabetes (T2DM).
Methoden: Die DDS untersucht PatientInnen im Altersbereich von 18-69 Jahren mit neu-manifestiertem Diabetes mellitus (< 1 Jahre Diagnosedauer) mit telefonischen und persönlichen Langzeit-Follow-ups. Die Phänotypisierung der TeilnehmerInnen erfolgt u.a. durch Nüchternroutinelabor, Glukagontests, intravenöse Glukosetoleranztests, hyperinsulinämisch-euglykämische Clamps mit Isotopenmarkierung, Anthropometrie und MRT/MRS zur Körper- und Leberfettquantifizierung. Unter den bisherigen TeilnehmerInnen mit T2DM waren 15 Frauen mit früherem GDM und 162 Frauen mit Schwangerschaften ohne GDM. Beide Gruppen wurden hinsichtlich anthropometrischer und metabolischer Parameter mittels Mann-Whitney-U-Tests bzw. ANCOVA verglichen.
Ergebnisse: Post-GDM-Probandinnen und Kontrollgruppe wiesen vergleichbare anthropometrische Basisdaten (Alter, Körpergewicht, BMI, Körperfettanteil, Leber- und Viszeralfett) auf. Post-GDM-Probandinnen zeigten (auch nach Adjustierung für Alter, Gewicht und M-Wert) im Glukagonstimulationstest eine signifikant schlechtere Insulin- (35,0±26,3 vs. 59,1±31,4 mU/l) und C-Peptid-Antwort (4,8±2,1 vs. 6,9±2,6 µg/L) sowie einen niedrigeren Harnsäurespiegel (4,4±0,8 vs. 5,6±1,3 mg/dl). Hinsichtlich Nüchternglukose, HbA1c, M-Wert (Insulinsensitivität), Lipid- und Inflammationsparametern sowie kardiometabolischer Medikation waren die Gruppen nicht unterscheidbar.
Diskussion: Nach unseren Daten zeigen T2DM-Patientinnen mit GDM-Vorgeschichte eine schlechtere Betazellfunktion und geringere Harnsäurespiegel, insgesamt passend zum Subtyp SIDD (severe-insulin deficient diabetes). Die Eindeutigkeit dieser Klassifikation und das metabolische Ansprechen auf therapeutische Maßnahmen sollten in Folgestudien aufgeklärt werden.