Autor:innen:
J. Netto (Bielefeld, DE)
A. Teren (Bielefeld, DE)
R. Burkhardt (Regensburg, DE)
A. Willenberg (Leipzig, DE)
F. Beutner (Leipzig, DE)
S. Henger (leipzig, DE)
G. Schuler (Leipzig, DE)
H. Thiele (Leipzig, DE)
B. Isermann (Leipzig, DE)
J. Thiery (Kiel, DE)
M. Scholz (Leipzig, DE)
T. Kaiser (Bielefeld, DE)
Zielsetzung
Risikofaktoren der koronaren Herzerkrankung sind heute gut untersucht. Für Biomarker, die als Folge einer koronaren Herzerkrankung in das Blut gelangen, besteht dagegen noch weiterer Untersuchungsbedarf. Unsere Studie hatte die Prüfung zum Ziel, ob in der Klinik etablierte Biomarker wie Troponin, NTproBNP, Copeptin, Interleukin-6 und CRP geeignet sind, um
a) zwischen koronargesunden und koronarkranken Patienten zu unterscheiden und
b) eine Aussage zu dem Langzeit-Mortalitätsrisiko (10 Jahre) von Patienten mit stabiler KHK zu machen.
Methode
Wir haben in der Patientenkohorte der Leipziger LIFE-HEART Study Biomarker mit potentieller diagnostischer Wertigkeit für die KHK untersucht. Hierzu analysierten wir das Blut von 3072 Patienten (davon 36% Frauen) mit Verdacht auf KHK und einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 10 Jahren. Alle Patienten erhielten zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses eine medizinisch indizierte Koronarangiographie. Zu den untersuchten Biomarkern gehörten hs-cTNT, NT-proBNP, Copeptin, hsCRP und Interleukin-6.
Die Patienten wurden nach dem Schweregrad der KHK stratifiziert: CAD 0 (keine Koronarsklerose), CAD1 (nicht-obstruktiv, d.h., Stenose < 50%) und CAD 2 (≥ eine Stenose ≥ 50%). Zwei Gruppenvergleiche (GC) der Biomarker in Gruppen mit unterschiedlichem Schweregrad der koronaren Herzerkrankung wurden analysiert: GC1: CAD0 + 1 vs. CAD2 und GC2: CAD0 vs. CAD1 + 2.
Die Schwergrad der Stenosierung CAD0, CAD1 und CAD2 wurden bei 1271, 631, bzw. 1170 Patienten festgestellt.
Ergebnisse
Unter Berücksichtigung der klassischen Risikofaktoren, unterschieden sich hs-cTnT, NT-proBNP und IL-6 signifikant in beiden GC. Diese drei Biomarker erlaubten in der univariaten Analyse Patienten mit schwerer KHK von Patienten ohne KHK zu unterscheiden. hsCRP ermöglichte zusätzlich in GC2 die Unterscheidung von Patienten ohne KHK von Patienten mit leichten und schweren Koronarstenosen.
Nach der multivariaten Analyse mit Einbeziehung aller Biomarker und Einflussfaktoren blieben hs-cTnT, NT-proBNP und IL-6 in GC1 signifikant. In GC2 erreichten hs-cTnT (p < 0,001) und Copeptin (p = 0,014) Signifikanz.
Die 10-Jahresüberlebensrate in den Gruppen CAD0, CAD1 und CAD2 betrug 88,3%, 77,3% und 72,4%. Durch die Einbeziehung von hs-cTnT, NT-proBNP, Copeptin und IL-6 wurde die Risikovorhersage verbessert (p < 0,001).
Schlussfolgerung
Die untersuchten Biomarker hs-cTNT, NT-proBNP, Copeptin, hsCRP) und Interleukin-6 können zu einer präzisen Identifizierung des Schwergrades der KHK und des Mortalitätsrisikos bei KHK-Patienten beitragen. Die schnelle Zugänglichkeit der Biomarker Diagnostik in der Klinischen Routine-Analytik erlaubt jetzt eine Translation dieser Befunde in die Klinik für eine primäre und sekundäre KHK-Prävention. Unsere kürzlich publizierte Studie (Netto J et al, Nutrition 2022) zählt zu den weltweit größten Langzeitstudien über 10 Jahre von Patienten mit stabiler KHK, wie dies kürzlich in einer Metaanalyse gewürdigt wurde.