13:30 Uhr
P-13-01:
Wissensstruktur für Selbst- und patientennahe Diagnostik – Das 5 C-Modell im ersten Bachelor-Studiengang "Biomedizinische Labordiagnostik" in der Schweiz
S. Kaap-Fröhlich (Wädenswil, CH)
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Autor:innen:
S. Kaap-Fröhlich (Wädenswil, CH)
M. Fehlmann (Wädenswil, CH)
Fragestellung
Der erste Bachelorstudiengang "Biomedizinische Labordiagnostik" startete im Herbst 2022. Wie sieht eine Wissensstruktur für den Bereich Selbst- und patientennahe Diagnostik aussehen, die die fachbereichsübergreifende Ausrichtung zwischen "akademischen Gesundheitsberufe mit naturwissenschaftlichem Hintergrund" und "Naturwissenschaftler:in im Gesundheitswesen und in der Forschung" abbildet und eine Grundlage für die Umsetzung des akademischen Studiengangs darstellt?
Methode
Auf der Grundlage einer Berufsfeldanalyse durch den Berufsverband Labmed wurde das Curriculum von einer Projektgruppe entwickelt und anschließend akkreditiert. Die endgültigen Kompetenzen wurden auf der Grundlage der CanMEDs-Rollen formuliert. Auf der Grundlage dieser Vorarbeiten wurde eine Wissensstruktur entwickelt.
Die folgenden fünf Stichworte sollen die longitudinale Verankerung der Selbst- und patientennahen Diagnostik im Curriculum verdeutlichen:
CARE (pflegen), CONNECT (verbinden), COMMUNICATE (kommunizieren), COLLABORATE (zusammenarbeiten), CREATE (kreieren).
Das Modell wird laufend kommunikativ mit Studierenden und Lehrenden evaluiert.
Resultate
Den 5 Schlüsselwörter wurden den entsprechenden Rollenkompetenzen und exemplarischen Modulen aus dem Curriculum sowie strategischen Leitfragen zugeordnet.
Die dichotome Ausrichtung des Curriculums auf den Forschungsprozess (Planen, Durchführen, Auswerten) und den labordiagnostischen Prozess (Präanalytik, Analytik, Postanalytik) bilden die Grundlage. Die Analyse kann manuell durchgeführt werden, halbautomatisch oder vollautomatisch durch biomedizinische Labordiagnostiker:innen (Labordiagnostik), aber auch als patientennahe Diagnostik durch anderes medizinisches Fachpersonal (Point-of-Care-Testing) oder von Laien (Selbsttestung) durchgeführt werden. Hier müssen verschiedene Daten für die Gesundheitsversorgung vernetzt, kollaborativ verarbeitet und kommuniziert werden. Die Studierenden sollen grundlegende Kompetenzen für die Entwicklung neuer Tests in Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen und Patienten erwerben und diese evidenzbasiert umsetzen können.
Diskussion
Die vorliegende Wissensstruktur ist ein erster Entwurf und muss mit Expert:innen aus den Gesundheits- und Naturwissenschaften sowie mit Patient:innen diskutiert werden.
Take-Home-Message
Für die Implementierung eines neuen Bachelor-Studiengangs in der Schweiz wurde ein 5-C-Modell entwickelt, das auf dem Labordiagnostik und dem Forschungsprozessmodell, den CanMEDs-Rollen und grundlegenden Testansätzen (Labor, POCT, Selbsttest). Dieses soll die Dualität zwischen Gesundheitsfachleuten und Naturwissenschaftlern visualisieren, um ein neues akademisches Profil in der Labordiagnostik zu verankern für die aktuelle und zukünftige Gesundheitsversorgung zu verankern.
13:36 Uhr
P-13-02:
Von der Vision zur Mission?
R. Nerker (Innsbruck, DE)
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Autor:in:
R. Nerker (Innsbruck, DE)
Eine empirische Untersuchung zur Ergründung der Relevanz und des Potenzials der Kompetenzfacette Lerncoaching als unterstützende Maßnahme zur Professionalisierung der pädagogischen Handlungskompetenzen Lehrender in Gesundheitsberufen.
Ziel:
Die Novellierung der Gesetze in den Gesundheitsberufen mit dem Ziel, ebendiese zukunftsfähig und attraktiv zu gestalten, wird insbesondere für die MT-Berufe ab 2023, zur Herausforderung. Allgemeine Lernziele wie die Stärkung der Selbstwirksamkeit, die Fähigkeit zum transformativen Lernen und die Anerkennung des lebenslangen Lernens geraten neben der Vermittlung der Fachkompetenz vermehrt in den Fokus zukünftiger Lehr-Lernprozesse.
Die Vision, dass die Vermittlung von Lerncoachingelementen die Lehrenden zukünftig optimal bei der Begleitung der Lernenden zur Erreichung der o.g. Lernziele unterstützen und somit zur Professionalisierung der pädagogischen Handlungskompetenzen beitragen kann, habe ich in meiner Masterarbeit untersucht.
Ziel dieser Arbeit war, die Relevanz und das Potenzial der Kompetenzfacette Lerncoaching als unterstützende Maßnahme zur pädagogischen Professionalisierung der Handlungs-kompetenzen Lehrender in Gesundheitsfachberufen zu ergründen und mögliche Auswirkungen, die Lerncoachingkompetenz im Berufsalltag ebendieser erzielen kann, aufzuzeigen.
Methode:
Die Forschungsfragen zur Masterarbeit wurden zum einen mittels strukturierter Literaturrecherche beantwortet. Zum anderen unterstützte die Auswertung und Analyse leitfadengestützter Expert:inneninterviews mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) bei deren Beantwortung.
Ergebnisse:
Es zeigte sich, dass eine Lerncoachingausbildung unterstützende Auswirkungen auf die professionellen pädagogischen Handlungskompetenzen Lehrender in Gesundheitsberufen hat. Konkret zeigten sich die Auswirkungen in der Stärkung des Bewusstseins der Lehrer:innenrolle, der Haltung und der Selbststeuerungsfähigkeit. Des Weiteren berichteten die Lehrenden von einem enormen Zuwachs des Methodenrepertoires. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass die Lerncoachingkompetenz eine Schlüsselkompetenz in der Professionalisierung der pädagogischen Handlungskompetenzen darstellt.
Schlussfolgerung und Diskussion:
Die Vision, Lerncoachingelemente bereits im Studium zukünftiger Lehrender in Gesundheitsberufen zu implementieren, sollte wegen seines enormen Potenzials zur Förderung der Professionalisierung der pädagogischen Handlungskompetenzen, weiterhin verfolgt und demnach zu einer Mission werden.
Zu bedenken ist, individuelle und wirksame Lernbegleitung braucht Zeit und bindet personelle Ressourcen. Dies sollte in den Ausbildungsplanungen Berück¬sichtigung finden.
Letztendlich ist das Outcome der Lernenden von entscheidendem Interesse. Trotz erfolgsversprechender Hinweise stehen die Untersuchung zur tatsächlicher Wirksamkeit von Lerncoaching noch aus. Gelingt es Lehrenden mit der neuausgestatteten Lerncoachingkompetenz tatsächlich ihre Lernenden zu selbständigem, verantwortungsbewussten und sozial-kommunikativem Handeln zu befähigen? Gelingt es ihnen, das Feuer für lebenslanges Lernen zu entfachen?
Ebendiese Fragen bleiben unbeantwortet und stellen lohnende Herausforderungen für die Zukunft dar.
13:42 Uhr
P-13-03:
Streptococcus-Biofilme auf 3D-gedruckten Oberflächen für die Implantologie
A. Zöscher (Klagenfurt a. W, AT)
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Autor:in:
A. Zöscher (Klagenfurt a. W, AT)
Durch die fortschreitende Alterung der Bevölkerung nehmen orthopädische Eingriffe wie zum Beispiel Zahnimplantate einen immer größer werdenden Stellenwert in der Medizin ein. Technologien wie computer-aided-design (CAD) und Computer-tomographie (CT) kommen bereits heute in der Implantologie zum Einsatz und könnten zur Herstellung von Zahnimplantaten mittels 3D-Druck verwendet werden (1). Zu den wesentlichen Risikofaktoren für den Verlust eines Zahnimplantates zählen die Mucositis und Periimplantitis, die durch Biofilme hervorgerufen werden (2). Das orale Mikrobiom wird hauptsächlich von Streptokokken gebildet. Beispiele sind sowohl der physiologisch vorkommende Streptococcus sanguinis als auch der Kariesbildner Streptococcus mutans (3, 4).
Ziel der Bachelorarbeit war es, die Biofilmbildung auf verschiedenen 3D-gedruckten Materialien für Zahnimplantate zu testen. Als Testkeime wurden S. mutans und S. sanguinis herangezogen.
In einem Biofilm-Assay wurde mit jeweils einem der beiden Bakterienstämme auf verschiedenen 3D-gedruckten Materialien die Biofilmbildung induziert und diese nach 24 Stunden geerntet. Anschließend wurde das Ausmaß der Biofilmbildung mittels Vitalfärbung mit flowzytometrischer Auswertung und Proteingehalt-Bestimmung mit spektrophotometrischer Auswertung bestimmt.
Sowohl in der Vitalfärbung als auch in der Proteingehalt-Bestimmung konnten für S. mutans deutlich höhere Messwerte als für S. sanguinis ermittelt werden. Die höchsten Zellzahlen für beide Bakterienstämme konnten auf hirtisiertem Titan Grade 2 festgestellt werden. Auf dem polierten PEEK wurden die niedrigsten Zellzahlen für beide Bakterienstämme festgestellt.
Das Keramikmaterial VIT105 eignet sich am besten als Material für Zahnimplantate, da sich im Vergleich zu den anderen Materialien mehr S. sanguinis-Biofilm aber weniger S. mutans-Biofilm bilden konnte. Weitere Tests mit den Materialien in Flow Chamber-Systemen oder mit anderen Bakterienstämmen des oralen Mikrobioms sollten durchgeführt werden.
13:48 Uhr
P-13-04:
Validierungsstrategie für NGS-basierte Panelsequenzierung zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA)
R. Eichner (Mannheim, DE)
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Autor:innen:
R. Eichner (Mannheim, DE)
A. Duda (Mannheim, DE)
V. Ast (Mannheim, DE)
V. Haselmann (Mannheim, DE)
ZIELSETZUNG: Das Liquid Profiling gewinnt als Alternative zur gewebsbasierten Diagnostik insbesondere für die Companion Diagnostik, d.h. für den Nachweis tumorspezifischer genetischer Veränderungen als Voraussetzung für die Administration zielgerichteter Therapeutika, zunehmend an Bedeutung. Die kontinuierlich steigende Anzahl zugelassener zielgerichteter Pharmaka erfordert aus analytischer Sicht eine zeitgleiche Analyse einer immer größer werdenden Vielfalt genetischer Varianten. Um dieser Erfordernis gerecht zu werden, ist der Einsatz von hochsensitiven NGS-basierten Assays erforderlich. Da diese in der Regel nicht für die Krankenversorgung zugelassen sind, ist eine aufwendige laborinterne Validierung erforderlich, die u.a. auch die Herstellung eigener Kontrollmaterialien notwendig macht.
METHODEN: Die Validierung eines lab-developed Tests (LDTs) in der Molekulargenetik erfordert neben einer ggf. erforderlichen Assayoptimierung, eine Validation des Untersuchungsmaterials, des gesamten präanalytischen Arbeitsablaufes, der Bestimmung der Nachweis- sowie Quantifizierungsgrenze, des Linearitätsbereiches, der analytischen Spezifität, einer möglichen Verschleppung, potentieller Störsubstanzen, von Präzision und Richtigkeit sowie schlussendlich der diagnostischen Sensitivität und Spezifität. Weiterhin besteht die Herausforderung, dass häufig kein kommerzielles Referenzmaterial bzw. interne Kontrollen erhältlich sind.
ERGEBNISSE: Exemplarisch wird die Validierungsstrategie für einen kommerziell erhältlichen research-use-only (RUO) Test zur Panelsequenzierung aus zellfreier DNA dargestellt. Im Laufe des Validierungsprozesses wurden sowohl kommerziell erhältliche Referenzmaterialien getestet als auch eigene Kontrollen hergestellt.
DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNG: Für das Liquid Profiling kommen zunehmend Panelsequezierungen zum Einsatz. Neben der Präanalytik und Bioinformatik stellt der hohe Anteil von RUO Tests eine analytische Herausforderung dar, der insbesondere im Hinblick auf die IVDR eine zielgerichtete und optimierte Validierungsstrategie erfordert.