Autor:innen:
T. Poulain (Leipzig, DE)
C. Meigen (Leipzig, DE)
W. Kiess (Leipzig, DE)
M. Vogel (Leipzig, DE)
Zielsetzung: Mehrere Studien haben gezeigt, dass strikte Kontaktbeschränkungen während der COVID-19-Pandemie negative Auswirkungen auf Wohlbefinden, Bewegungsverhalten und Mediengebrauch von Kindern und Jugendlichen hatten. In unserer Studie haben wir untersucht, inwiefern Eltern längerfristige negative oder positive Auswirkungen der gesamten Pandemie auf verschiedene Bereiche der Entwicklung ihrer Kinder bemerken.
Materialien und Methoden: Die Daten wurden im Februar 2022 mittels Online-Fragebogen im Rahmen der LIFE Child-Studie in Leipzig erhoben. Insgesamt 465 Eltern von ein- bis 18-jährigen Kindern (51% Mädchen) haben Angaben darüber gemacht, welche Veränderungen (negativ, eher negativ, keine, eher positiv, positiv) sie seit Pandemiebeginn in verschiedenen Bereichen der Entwicklung ihrer Kinder (Gesundheit, Wohlbefinden, Familienbeziehung, Freundschaften, Autonomie, Lernbereitschaft, Schulleistung) beobachtet haben. Wir haben ausgewertet, in welchen Bereichen welche Veränderungen wahrgenommen wurden und inwiefern die beobachteten Veränderungen sich in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht der Kinder, Sozialstatus der Familie (SES) und Angst der Kinder vor COVID-19 unterscheiden.
Ergebnisse: Ein Großteil der Eltern (40-60%, je nach Bereich) gaben keine Veränderungen in der Entwicklung ihrer Kinder an. Bezüglich Gesundheit, Wohlbefinden, Freundschaft, Lernbereitschaft und Schulleistung waren die beobachteten Veränderungen eher negativ, während bezüglich Familienbeziehung und Autonomie eher positive Veränderungen beobachtet wurden. Bei Jungs, älteren Kindern/Jugendlichen und in Familien mit geringerem SES wurden häufiger negative Veränderungen wahrgenommen als bei Mädchen, jüngeren Kindern und in Familien mit höherem SES, vor allem bezüglich Lernbereitschaft und Schulleistung. In den Bereichen Gesundhit und Autonomie wurden zudem eher negative Veränderungen beobachtet, wenn Kinder Angst vor COVID-19 hatten.
Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen, dass langfristig eher wenige pandemiebedingte Veränderungen in der Entwicklung von Kindern wahrgenommen wurden und dass diese nicht nur negativ, sondern teilweise auch positiv waren (z.B. bezüglich Familienbeziehung). Sie zeigen aber auch, dass gerade bildungsrelevante Entwicklungsbereiche durch negative Veränderungen geprägt waren und dass vulnerablere Gruppen, z.B. Jugendliche und Familien mit niedrigerem SES, davon besonders betroffen waren.