16:36 Uhr
KV-12:
Bedarfe von Patienten, Angehörigen und Behandelnden zum ergänzenden Einsatz von Telemedizin in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen
J. Deckers (Kassel, DE)
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Autor:in:
J. Deckers (Kassel, DE)
Zielsetzung. Im Rahmen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen (SAPV-KJ) werden lebenslimitierend erkrankte Kinder in der Häuslichkeit von hochspezialisierten Teams versorgt. Die aufsuchende Versorgung bedingt lange Fahrtzeiten der Behandelnden, welche den Familien auch bei Krisen 24/7 zur Seite stehen. Für eine Verbesserung der Versorgungsqualität ist der ergänzende Einsatz von Telemedizin vielversprechend. Erstes Ziel des Forschungsprojekts TelPa_kids ist es, die Bedarfe und Befürchtungen der Behandelten und Behandelnden bezüglich der Einführung von Telemedizin zu untersuchen.
Material und Methoden. In einem ersten Schritt wurden in den drei SAPV-KJ-Teams Fokusgruppen (n1 = 10, n2 = 11, n3 = 7) durchgeführt. Es folgten in einem zweiten Schritt halbstrukturierte Interviews mit Behandelten und deren Familien (n = 15). Beide Schritte wurden begleitet von quantitativen Befragungen (Mixed-Methods-Ansatz). Die qualitativen Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Auf Basis der Bedarfserhebung wurde eine Telemedizin-App mit dem entsprechenden Funktionsumfang erstellt.
Ergebnisse. Es ließen sich insgesamt neun Bedarfe identifizieren, die unterschiedlich priorisiert wurden. Mit sehr hoher bis hoher Priorität sind zu nennen: Videotelefonie, Datenübertragung, Zugriff auf die Patientenakte, Symptomfragebögen, Informationsmaterial und elektronische Stethoskope. Die identifizierten Befürchtungen adressierten die Annahme einer Verschlechterung des Status Quo. Potenzielle Ursachen für die Verschlechterung wurden in negativen Auswirkungen auf die Patientenversorgung, unangebrachtem Nutzungsverhalten oder technischen Anforderungen vermutet. Einschätzungen zu konkreten Potentialen, Limitationen und Einsatzbereichen der Funktionen einer Telemedizin-App werden aus Sicht der einzelnen Nutzergruppen diskutiert. Als Ausblick wird fertige App vorgestellt und die laufende wissenschaftliche Anwendungsbeobachtung unter der Einführung der App in Hessen skizziert.
16:48 Uhr
KV-13:
Teletherapie für Kinder mit Zerebralparese anhand von körpergesteuerten Videospielen: vorläufige Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie
L. Kiwull (München, DE)
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Autor:innen:
L. Kiwull (München, DE)
M. Kutter (München, DE)
L. Schulan (München, DE)
F. Heinen (München, DE)
S. Schröder (Maulbronn, DE)
Zielsetzung:
Ein interaktives Therapiesystem auf der Basis von Videospielen, das speziell für Kinder mit Bewegungsstörungen entwickelt wurde, wurde erstmals in der Heimteletherapie eingesetzt. Ziel der Begleitstudie war es, die Machbarkeit zu überprüfen und erste Ergebnisse zur Wirkung zu sammeln.
Methoden:
In einer universitären Ambulanz für Kinder mit Bewegungsstörungen wurden 36 Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren nach dem Zufallsprinzip in 4 Gruppen TV, tV, Vt und tv eingeteilt: mit (T) und ohne (t) intensive teletherapeutische Betreuung während der ersten 3 Wochen sowie mit (V) und ohne (v) zusätzliche Vibrationstherapie.
Die Kinder erhielten 6 Wochen lang 5 Mal pro Woche mindestens 35 Minuten Therapie. Alle Kinder wurden zu 4 Zeitpunkten untersucht: V0: 3 Wochen vor Beginn; V1: zu Beginn der Therapie; V2 3 Wochen nach Beginn; V3 am Ende der Therapie nach 6 Wochen. Die Zeit zwischen V0 und V1 diente als Kontrollzeitraum. Hier möchten wir die Ergebnisse der ersten 10 Kinder (6-13 Jahre; GMFCS I-III; 4xTV, 3x tv, 2x Tv, 1xVt ) vorstellen. Zusätzlich wurde nach jeder Sitzung ein automatisches Feedback von den Patienten und ihren Eltern eingeholt und einige Wochen nach Therapieende ein Abschlussfragebogen ausgefüllt.
Ergebnisse:
Patienten- und Elternfeedback, exemplarische Ergebnisse bei 3 der 12 Fragen, die direkt nach der Therapie gestellt wurden: "Hat Ihnen die Therapie heute gefallen?" 91 (0-100); "Wie effektiv fanden Sie die Sitzung für die Therapie Ihres Kindes?" 66 (0-100); "Wie gut konnte die heutige Sitzung in den Alltag integriert werden?" 26 (-50 - +50).
Exemplarische Ergebnisse der Abschlussfragen 3 Wochen nach Therapieende: Die meisten Eltern würden die Therapie wiederholen: 83 (0-100); Die therapeutische Tele-Supervision per Online-Video-Support wurde als "hilfreich" empfunden: 83(0-100). Die Eltern würden die Therapie weiter empfehlen: 87(0-100).
Exemplarische funktionelle Verbesserungen: Zunahme des GMFM D um 1,8 %; Zunahme des GMFM E um 3,9 %; Veränderung im 6-Minuten-Gehtest um +49 Meter; Verbesserungen der COPM-Leistung um +1,2; COPM-Zufriedenheit um +1,2;
Schlussfolgerungen:
Die Teletherapie mit körpergesteuerten Videospielen hat sich in dieser Studie nach ersten subjektiven und objektiven Beobachtungen als ausgereift und wirksam erwiesen. In Zeiten der Corona-Pandemie, aber auch darüber hinaus, könnte dieses Heimtherapiekonzept eine echte Ergänzung zu konventionellen Therapien sein.