Die PreVCo-Studie zur Verringerung der Anwendung von Zwangsmaßnahmen auf psychiatrischen Stationen wurde von März 2020 bis Februar 2023 auf 55 psychiatrischen Stationen in Deutschland durchgeführt. Erste Ergebnisse hatten wir auf dem DGPPN Kongress 2022 in einem Symposium präsentiert. Inzwischen liegen die vollständigen Ergebnisse vor. Die ersten zwei Vorträge sollen die Präsentation der quantitativen und qualitativen Ergebnisse beinhalten, die hinsichtlich ihrer Aussagekraft, ihrer Limitationen und im Hinblick auf die Nachhaltigkeit diskutiert werden. Danach soll der Fokus zur Leitlinienimplementierung wechseln. Dorothea Sauter wird Erfahrungen und Daten mit dieser Studie als Implementierungsberaterin berichten, Uta Gühne wird abschließend das Thema erweitern zur generellen Frage der Leitlinienimplementierung in der psychiatrischen Versorgung (Evidenz und eigene Erfahrungen mit der S3-Leitlinie psychosoziale Therapien).
Somatische Symptome wie Veränderungen des Appetits und Fatigue spielen eine wichtige Rolle bei Depressionen. Etwa die Hälfte aller Patienten – gerade bei höheren Schweregrad – leidet unter somatischen Symptomen und diese werden weniger effektiv durch gängige Therapien behandelt. Theorien zur Ätiologie der Depression postulieren, dass die Kommunikation zwischen körpereigenen Signalen und dem Gehirn über den Vagusnerv zu somatischen Symptomen beitragen könnte. Im Rahmen des Symposiums diskutieren wir deswegen aktuelle Erkenntnisse zu zentralen Mechanismen und innovativen Behandlungsansätzen.
Im ersten Vortrag präsentieren wir Unterschiede in der funktionellen Konnektivität des Belohnungssystems, welche jeweils einen Anstieg oder Rückgang des Appetits während einer depressiven Episode begünstigen. Im zweiten Vortrag diskutieren wir die strukturellen Veränderungen des Gehirns bei komorbider Adipositas, die Verbindungen mit einem verändertem Energiestoffwechsel verdeutlichen. Im dritten Vortrag beleuchten wir den Einsatz von nicht-invasiver Vagusnervstimulation zur verbesserten Wahrnehmung körpereigener Signale, was zum besseren Verständnis antidepressiver Effekte beitragen könnte. Im vierten Vortrag stellen wir die aktuelle Studienlage zum Einsatz von Vagusnervstimulation bei der Depression dar und diskutieren das Potenzial und die Herausforderungen in der klinischen Anwendung.
Ausgewählte Referenzen:
Edwin Thanarajah S, Reif A (2022) A pacemaker for happiness - tVNS in depression. Eur Neuropsychopharmacol
Kroemer NB, Opel N et al. (2022) Functional connectivity of the nucleus accumbens and changes in appetite in patients with depression. JAMA Psychiatry
Müller SJ, …, Kroemer NB (2022) Vagus nerve stimulation increases stomach-brain coupling via a vagal afferent pathway. Brain Stimul.
Opel N et al. (2021) Brain structural abnormalities in obesity: relation to age, genetic risk, and common psychiatric disorders. Mol Psychiatry
85 Jahre nach der ersten Behandlung mittels Elektrokonvulsionstherapie ist die EKT als hocheffektives und gut verträgliches Therapieverfahren nicht nur prominent in S3-Leitlinien (u. a. Unipolare Depression, Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen, Schizophrenie) vertreten, sondern auch als Handlungskompetenz in der Weiterbildungsordnung und als Zusatzentgelt im PEPP-System. Die DGPPN hat zusammen mit acht weiteren deutschsprachigen internationalen Fachgesellschaften 2022 in einer Stellungnahme die Indikationen zur EKT umfassend dargestellt. Seitdem hat die Evidenz zur EKT in vielen Bereichen weiter zugenommen, von denen vier in diesem Symposium dargestellt werden sollen. Im ersten Vortrag wird Annette Brühl über Neues zur Indikation posttraumatischer Belastungsstörung (mit und ohne begleitende Depression) berichten. Zur Diagnostik und Behandlung der Katatonie hat die Britische Gesellschaft für Psychopharmakologie (BAP) neue evidenzbasierte Leitlinien herausgegeben: unter anderem über den hierin aufgezeigten Stellenwert der EKT wird Dusan Hirjak berichten. Im dritten Vortrag wird David Zilles-Wegner die gegenwärtigen Erkenntnisse zu klinischen Therapieprädiktoren bei der Behandlung der Depression durch EKT auch vor dem Hintergrund der neuen Nationalen Versorgungsleitlinie Depression darstellen. Insbesondere nach der Zulassung der intranasalen Gabe von Ketamin zur Depressionsbehandlung fragen sich viele Kliniker, inwieweit Ketamin eine Alternative zur EKT-Behandlung darstellen könnte. Neue Daten zu diesem interessanten Fragenkomplex werden von Alexander Sartorius vorgestellt. Ziel dieses Symposiums ist es, eine lebhafte Diskussion zu rezenten klinischen Entwicklungen der EKT anzuregen und so für eine evidenzbasierte und patientenorientierte Anwendung der EKT in der psychiatrischen Versorgungslandschaft zu sensibilisieren.
Die Wirksamkeit von Disulfiram kann als gesichert angesehen werden. Unter supervidierter Gabe wurde metaanalytisch eine höhere Effektstärke als bei Naltrexon oder Acamprosat festgestellt. Da die Zulassung in Deutschland 2013 erlosch gibt die aktuelle S3-Leitlinie trotz Evidenzlevel 1b nur eine ‚kann‘-Empfehlung (Empfehlungsgrad 0). Disulfiram kann jedoch legal aus dem europäischen Ausland importiert und verschrieben werden. Um die Qualität dieser Behandlungsform einschließlich Pharmakovigilanz sicherzustellen haben sich 29 deutsche, ein österreichisches und ein dänisches Zentrum zum „Netzwerk alkoholaversive Pharmakotherapie (NAP)“ zusammengeschlossen. Im Symposium werden aktuelle Erfahrungen mit verschiedenen Subgruppen alkoholabhängiger Patienten aus 20 Therapiezentren berichtet.
Prof. Wedekind (Göttingen) wird aktuelle Vorstellungen zu pharmakologischen und psychologischen Wirkmechanismen erläutern sowie neuere Befunde zu Wirkungen gegen Malignome diskutieren.
Prof. Zimmermann (Haar) wird Daten einer Untersuchung zur Qualitätskontrolle im Rahmen des NAP berichten. Dabei werden Patienteneigenschaften, Trinkereignisse, Patientensicherheit, Nebenwirkungen, psychiatrische Komorbidität und begleitende Psycho- sowie Pharmakotherapie von 500 Patienten an 20 Behandlungszentren dargestellt.
Herr Dr. Plickert (Kopenhagen) wird am Beispiel der Stadt Kopenhagen darstellen, welch hohen Stellenwert Disulfiram aktuell im Versorgungssystem für Suchtbehandlung in Dänemark einnimmt und die nationalen dänischen Empfehlungen („Technologiebewertung“) zu Disulfiram vorstellen.
Frau Yvonne Krisam (Mannheim) wird berichten, wie sich die coronabedingten Kontaktbeschränkungen auf die supervidierte Behandlung mit Disulfiram auswirkten. Die daraufhin entwickelten telemedizinischen Möglichkeiten zur supervidierten Einnahme und ärztlichen Beratung der Patienten können künftig auch im Kontext von langen Anfahrtswegen sowie familiären oder beruflichen Verpflichtungen genutzt werden.
Das Symposium beschäftigt sich mit Fragen rund um die Bedeutung, Ausgestaltung und ethische Aspekte von psychopharmakologischen Behandlungsstrategien in forensisch-psychiatrischen Behandlungssettings und fokussiert dabei Unterschiede zwischen Allgemein- und Forensischer Psychiatrie, die Behandlung kriminogener Risikofaktoren, die antiandrogene Behandlung von Sexualstraftätern und Agonistentherapien im Justizvollzug.
Stichworte wie Recovery oder Empowerment zeigen, dass der Blick auf die Ressourcen von Menschen mit psychischen Erkrankungen in sozialpsychiatrischen Konzepten eine immer größere Rolle spielt. Zeitgleich mangelt es in einigen sozialpsychiatrischen Bereichen an Forschung, welche Faktoren entlastend sind und wie diese gefördert werden können.
In der Arbeit mit chronisch psychisch kranken Menschen bestehen z. B. kaum Kenntnisse zu gesundheitsförderlichen Maßnahmen bzw. Konzepten zur Ressourcenorientierung. Ein neuerer Ansatz in der sozialpsychiatrischen Versorgung ist der Einsatz von Psychiatrie-Erfahrenen als Genesungsbegleitende. Nach bisherigem Kenntnisstand bringt die Implementierung von Genesungsbegleitung für die psychosozialen Einrichtungen Herausforderungen mit sich. Es gibt aber kaum Wissen darüber, wie die Genesungsbegleitenden selbst ihre Arbeitssituation erleben und welche Arbeitsbedingungen diese als Ressourcen erleben.
Dieses Symposium nimmt explizit Ressourcen in verschiedenen Settings der Sozialpsychiatrie in den Fokus. Es wird eine konkrete Maßnahme zur Gesundheitsförderung vorgestellt, die innerhalb einer Evaluationsstudie entwickelt worden ist. Zudem werden Ergebnisse einer empirischen Forschungsarbeit vorgestellt, in der 176 Genesungsbegleitende bzw. Peer-Beratende befragt worden sind, welche Faktoren sie als entlastend in ihrer Arbeit erleben. Ebenfalls wird ein EX-IN Genesungsbegleiter über entlastende Faktoren in seiner täglichen, praktischen Arbeit im stationären Kontext berichten. Des Weiteren wird auf die Rahmenbedingungen kommunaler Gesundheitsförderung als eine Strategie eingegangen, die Maßnahmen des Settings Sozialpsychiatrie mit weiteren zu vernetzen.
Diese unterschiedlichen Ansätze bieten Raum für Diskussion über die Potentiale und Grenzen einer ressourcenorientierten Arbeit in sozialpsychiatrischen Settings.
Eine adäquate Personalausstattung ist eine Voraussetzung für eine gute Behandlungsqualität. Mit dem Ziel einer verbesserten Bestimmung des Personalbedarfs hat eine Arbeitsgruppe von wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Fachverbänden („Plattform Personalbemessung“) das sogenannte „Plattformmodell“ entwickelt, das die Abschätzung des Behandlungsaufwands unter Berücksichtigung von Bedarfs- bzw. Behandlungsclustern sowie einer leitliniengerechten Behandlung ermöglichen soll. Mit dem Projekt EPPIK soll das Plattformmodell evaluiert werden und eine Schätzung des Soll-Personalbedarfs vorgenommen werden. Erste Erkenntnisse in den Bereichen Erwachsenenpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychosomatische Medizin liegen vor und werden mit Schwerpunktsetzung auf das Plattformmodell, die Widerspiegelung des Patientenbedarfs im Plattformmodell, die Evaluation des Plattformmodells und Mindestvorgaben im Fachgebiet Psychosomatische Medizin vorgestellt.
In Deutschland weisen etwa 16% der Kinder und Jugendlichen Merkmale von psychischen Belastungen auf. Werden adäquate Unterstützungs- und Behandlungsangebote nicht in Anspruch genommen, kann es zu gravierenden Folgen in der Entwicklung kommen. Zudem ist das Unterstützungssystem gerade in den Übergängen (Kinder- und Jugendhilfe wie -psychiatrie, Erwachseneneingliederungshilfe und -psychiatrie) von Eigenlogiken und Abbrüchen gekennzeichnet. Um Exklusionsprozesse und chronische Verläufe zu verhindern, ist es notwendig, sich der Bedürfnisse dieser besonderen Zielgruppe der psychiatrischen und psychosoziale Versorgung bewusst zu sein und adäquate Unterstützungsangebote zu initiieren. Das Symposium nähert sich daher dem Thema Adoleszentenpsychiatrie aus verschiedenen Richtungen an. Michael Kölch geht zunächst auf die Transitionskriterien der DGPPN und DGKJP ein – als Grundlage für Kriterien der Struktur- und Prozessanforderungen an transitionsspezifische (teil-)stationäre Einheiten. Antje Werner stellt ein Modellprojekt des Landesverbands Sozialpsychiatrie M-V e. V. vor, das die Versorgungssituation von jungen Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen speziell im ländlichen Raum untersucht. Ausgehend von einer allgemeinen Bestandsaufnahme werden Empfehlungen zur Weiterentwicklung dargestellt. Junge geflüchtete Menschen stellen aufgrund der Kumulation an Belastungen eine vulnerable Zielgruppe dar. Anhand empirischer Ergebnisse des Forschungsprojektes „TraM“ werden durch Lisa Große die Besonderheiten der Zielgruppe aufgezeigt und Handlungsempfehlungen für die Praxis formuliert. Am Beispiel der Behandlung junger Erwachsenen mit einer ersten Psychose an den Universitätskliniken in Amsterdam wird Gesa Döringer exemplarisch darstellen, wie ein modernes, evidenzbasiertes ergotherapeutisches Angebot aussehen kann. Die einzelnen ergotherapeutischen Bausteine und deren Integration in ein multidisziplinäres Therapieprogramm werden vorgestellt.
Im ersten Vortrag (Dr. J. Schellong) werden die Ergebnisse der INVITE-Studie vorgestellt, die sich mit den Behandlungs- und Beratungspräferenzen bei psychischen Symptomen von Müttern befasst. Dabei werden mögliche Barrieren einer häufig nicht erfolgten Inanspruchnahme von Hilfe diskutiert. Die Studie liefert somit wichtige Erkenntnisse zu den Wünschen und Schwierigkeiten deutscher Mütter und Familien in der Peripartalzeit.
Der zweite Vortrag (M. Kramuschke) stellt Ergebnisse zur Validierung der deutschen Version der „Breastfeeding Self-Efficacy Scale-Short Form“ (BSES-SF; 14 Items; Dennis, 2003) vor. Der Fragebogen zur Erfassung der Stillselbstwirksamkeit dient zur Vorhersage des Stillverhaltens. Eine erhöhte mütterliche Stillselbstwirksamkeit nach der Geburt geht in früheren Studien auch mit einem höheren ausschließlichen Stillverhalten sechs Wochen nach der Geburt einher. Die Kurzform des englischsprachigen Fragebogens deckt ein unidimensionales Konstrukt ab. Die Ergebnisse aus einer konfirmatorischen Faktorenanalyse bestätigen die unidimensionale Struktur jedoch nicht für die deutsche Version. Die psychometrischen Maße der deutschen Übersetzung werden im Vortrag diskutiert.
Im Rahmen des dritten Vortrags des Symposiums (E. Wild, R. Oelkers-Ax) wird die Fallgeschichte einer mütterlichen Bindungsstörung mit Prozessmonitoring-Daten nach postpartaler Familienaufnahme präsentiert. Dabei wird auf einen systemischen Lösungsansatz in einer tagesklinischen familienpsychiatrischen Therapie eingegangen.
In Deutschland sind psychische Erkrankungen der zweithäufigste Grund für Krankschreibungen und verursachen durchschnittlich 28,5 Tage Arbeitsausfall. Zudem sind sie mit über 40% nach wie vor die Hauptursache für Frühberentung. Das etablierte System zur Förderung der beruflichen Teilhabe erreicht mit seinen aktuellen Maßnahmen keine hinreichende Inklusion von (schwer) psychisch erkrankten Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Um diese Versorgungslücke zu schließen, hat der Bund 2018 einen ersten Förderaufruf gestartet: „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“. Mittlerweile werden über 100 Projekte gefördert. Drei Projekte mit Fokus auf psychische Erkrankung und Supported-Employment sollen vorgestellt werden: 3for1 (Baden-Württemberg, 2. Förderaufruf), IPS-ZIB (Mecklenburg-Vorpommern & NRW, 1. Förderaufruf) und LIPSY (Leipzig, 1. Förderaufruf).
Einsteigend werden Daten von ca. 500 (Langzeit-)Arbeitssuchenden aus LIPSY zu psychischen Erkrankungen, arbeitsbezogenen Variablen und der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen präsentiert. Es folgt die Vorstellung des 3for1-Projektes, welches die Wirksamkeit einer Intervention mit drei Bausteinen untersucht: (i) Psychologische Sprechstunde, (ii) Jobcoaching nach Supported-Employment und (iii) Begleitung durch Peerlotsende. Ziel ist es, psychisch belastete Jobcenter-Kunden und -Kundinnen bei Genesung und Arbeitssuche individuell zu unterstützen. Anschließend wird das IPS-ZIB Projekt vorgestellt, welches bereits seit Januar 2020 umgesetzt wird. Es werden Daten präsentiert, die Hinweise zu notwendigen Anpassungen des ursprünglich angloamerikanischen Individual Placement and Support (IPS) Ansatzes auf den deutschsprachigen Raum geben. Abschließend werden Erfahrungen aus dem LIPSY-Projekt referiert, die Einblick darin geben sollen, wie schwer psychisch erkrankte Arbeitssuchende mittels IPS auf den ersten Arbeitsmarkt zurückfinden können. Alle Projekte zeigen Möglichkeiten und Grenzen der zu prüfenden Ansätze auf.
Der zunehmende Einsatz digitaler Gesundheitstechnologien wie “Apps auf Rezept” bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die psychiatrische Versorgung von insbesondere vulnerablen Patientengruppen. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben gezeigt, wie wichtig digitale Technologien für den Zugang zu Gesundheitsversorgung und Informationen sind, wenn in-person-Betreuung nicht möglich ist oder zu wenige Fachkräfte zur Verfügung stehen. Aufgrund der hohen Verfügbarkeit mobiler Geräte können digitale Gesundheitstechnologien Menschen aller sozioökonomischen Hintergründe erreichen und diese unterstützen ihre Symptome besser selbst zu managen und ein gesünderes Leben zu führen. Große Hoffnungen werden daher in die Verbesserung der psychiatrischen Versorgung (z. B. durch frühere Diagnosestellung, verbessertes Symptommanagement, verringerte Kosten) und Verringerung von gesundheitlichen Ungleichheiten (z. B. durch gerechtere Verteilung von Gesundheitsressourcen) gesetzt. Es gibt jedoch auch Bedenken, dass soziale Ungerechtigkeiten verstärkt werden könnten, wenn privilegierte Nutzende unverhältnismäßig stark profitieren. Darüber hinaus beeinflussen strukturelle Ungerechtigkeiten im Gesundheitswesen, einschließlich Rassismus und Sexismus, die Entwicklung und Erforschung von digitalen Gesundheitstechnologien. Das Symposium widmet sich einer interdisziplinären Perspektive, um eine gerechtere Versorgung für vulnerable Patientengruppen in der psychiatrischen Versorgung zu schaffen. Literatur aus Gesundheitssoziologie und Public Health Ethik wird systematisch zusammengefasst und praktisch angewandt. Die Debatte um den Einsatz von digitalen Gesundheitstechnologien in der Psychiatrie wird um Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Selbstverantwortung erweitert und Leitprinzipien anhand konkreter Fallbeispiele von Projekten im Bereich ambulantes Monitoring schwerer psychischer Erkrankungen (Berlin, Mannheim) und Management von Suchterkrankungen (Stuttgart) vorgestellt.
Europe is still confronted with the dramatic emergency of the war in Ukraine. Many people had to flee and are now living in neighbouring countries and do not know if they will ever be able to return to their homeland. A large proportion of these forcibly displaced persons suffer from the consequences of traumatic events and exhibit psychological problems or develop mental disorders, including post-traumatic stress disorder, depressive and anxiety disorders, and relapses in psychotic episodes. Only a small portion of them sought help so far. It is not yet known why the others do not seek any metal health care, although they are granted unrestricted access to the mental health care system in almost all European countries.
This symposium will present and discuss the conditions of mental health care for displaced persons from Ukraine in different countries.
This is a joint symposium of EPA Committee on Ethics, Section on Intercultural psychiatry and Psychotherapy, Migration of DGPPN and ECNP Suicide Network
Die mögliche Anwendung von Psychedelika, wie LSD und Psilocybin, aber auch MDMA und Ketamin, in der Psychiatrie und Psychotherapie erlangt zunehmendes Interesse im Fach, wie auch in der Öffentlichkeit. Nach einer Periode der legalen Anwendung Mitte des letzten Jahrhunderts, welche dann im Rahmen allgemeiner Verbote sistiert wurde, wird aktuell die Wirksamkeit wieder mit modernen Methoden erforscht. Im internationalen Umfeld entstehen Möglichkeiten des klinischen Einsatzes, für Deutschland ist dies noch offen, aber eine denkbare Entwicklung.
Der Workshop soll auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema vor allem in Hinblick auf die Psychedelika-augmentierte Psychotherapie bieten. Auf folgende Punkte wird eingegangen: historische Entwicklung, pharmakologische und psychophänomenologische Aspekte, Wirkmodelle von der Neurobiologie zur Psychotherapie, die Studienlage zu Psychedelika bei verschiedenen psychiatrischen Indikationen, Anwendungsaspekte wie Set und Setting, Fallbeispiele, Diskussionen zu Ethik, Recht und Standards, sowie der Versuch eines Ausblicks.
Der Workshop ist geeignet für Anfänger in dem Feld, welche sich basal informieren möchten, soll aber auch Kolleginnen und Kollegen mit Vorkenntnissen einen abgerundeten und vertieften Einblick ermöglichen. Neben der Wissensvermittlung wird ein aktiver Austausch zu praktischen Aspekten vorgesehen. Im Anschluss sollen sich die Teilnehmenden befähigt fühlen, eine eigene Haltung zu dem Thema zu entwickeln und allenfalls zukünftige oder derzeitige Anwendungen im legalen Umfeld fundierter zu begleiten.
Der Referent ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychedelische Forschung und Therapie (dgpft.de) und hat sich mehrjährig mit dem Thema auch im Rahmen von Weiterbildungen und über Schnittstellen zur Forschung auseinandergesetzt.
Der Workshop richtet sich vorwiegend an beruflich Tätige in der Erwachsenenpsychiatrie/-psychotherapie, welche an Schnittstellen arbeiten bzw. Interesse am Fachgebiet KJP haben. Eine wichtige Aufgabe des Faches liegt in der Prävention der Erstmanifestation bzw. Chronifizierung von psychiatrischen Erkrankungen und der Identifikation und Beeinflussung von Risikofaktoren für Entwicklungsstörungen. Besonderheiten in der Diagnostik und Therapie von psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind vor allem der Einbezug der entwicklungspsychologischen Aspekte und der familiären Struktur. Zudem spielen die schulische bzw. Ausbildungssituation und die gelingende Integration in eine Gruppe Gleichaltriger eine wesentliche Rolle. Die Arbeit in einem multiprofessionellen Team mit explizit pädagogischen Anteilen sowie die Vernetzung mit Dritten (Jugendhilfe, Familiengericht, Rehabilitation, Sozialhilfe, Schulen etc.) hat eine besondere Bedeutung.
Herausforderungen stellen z. B. der Umgang mit Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern, Kinder psychisch kranker Eltern, (unbegleitete) minderjährige Flüchtlinge, Umgang mit Suizidalität und selbstverletzendem Verhalten, aber auch Schulabsentismus und Delinquenz dar. Diverse psychische Erkrankungen treten nahezu ausschließlich im Kindes- und Jugendalter auf bzw. werden hier teilweise erstmalig diagnostiziert (Ausscheidungsstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen, Ticstörungen bzw. Tourette-Syndrom, ADHS etc.).
Im Workshop werden die Besonderheiten des Faches erläutert, es wird auf den Entwicklungsverlauf von (kinder-)psychiatrischen Symptomen bzw. Diagnosen eingegangen und es werden die zum Erwachsenenalter differenten Rechtsgrundlagen bzgl. psychiatrischer und pädagogischer Unterbringung gegen den Willen des Kindes und weiteren Zwangsmaßnahmen dargelegt. Auch Maßnahmen bei Kindeswohlgefährdung werden erläutert. Unterschiede bzgl. des Settings der Behandlung und der psychotherapeutischen sowie psychopharmakologischen Behandlung („off-label-use“, alters- und entwicklungstypische Besonderheiten bzgl. Pharmakokinetik und –dynamik) werden erläutert. Einige typischerweise in der KJP anzutreffende psychiatrische Erkrankungen werden exemplarisch mit ihren altersspezifischen Besonderheiten dargestellt.
Menschen mit chronischen, körperlichen Erkrankungen haben oftmals ein erhebliches psychisches Leid: negative Gefühle wie Wut auf sich selbst oder Trauer über das eigene Schicksal, Ängste vor dem Fortschreiten der Erkrankung, der nächsten diagnostischen Untersuchung oder vor Nebenwirkungen der Behandlung sowie Scham über den veränderten Körper können die Erkrankung begleiten. Aber auch die Erwartung, die Symptome und die damit verbundenen belastenden Gedanken und Gefühle noch irgendwie „bekämpfen“ zu können oder aus dem Weg zu räumen, kann zu einer Ausweitung des Leids führen. Zudem können diese Symptome auch unabhängig von dem Vorhandensein einer körperlichen Erkrankung auftreten und den Alltag von Menschen maßgeblich beeinflussen.
Ziel der ACT (Akzeptanz- und Commitment-Therapie) Gruppentherapie „Körper und Psyche“, wie sie in unserer psychosomatischen Ambulanz am Zentrum für Integrative Psychiatrie – ZIP gGmbH durchgeführt wird, ist es den Patienten Wege aufzuzeigen, wie sie ein sinnerfülltes Leben entlang ihrer persönlichen Werte führen können, trotz der Belastungen, die die Erkrankung mit sich bringt. Dabei werden Krankheitsakzeptanz und Veränderungsbereitschaft ins Gleichgewicht gebracht, um die psychische Flexibilität der Patienten zu stärken. Im Mittelpunkt der Behandlung steht also nicht, dass die Symptome verschwinden, sondern der neue Umgang mit den Belastungen.
Aufgrund des störungsübergreifenden Konzepts der ACT können Patienten mit verschiedenen Störungsbildern insbesondere mit somatischen Belastungsstörungen nach ICD-11 und mit Anpassungsstörungen oder Angsterkrankungen, ggf. in Kombination mit einer chronischen, somatischen Erkrankung von der Gruppentherapie profitieren.
Dieser Workshop soll im Schwerpunkt praxisorientiert die ACT spezifische Haltung vermitteln. Die theoretischen Grundlagen sollen anhand von Fallbeispielen und verschiedenster Übungen erlebbar werden, was den Teilnehmenden einen direkten Transfer u. a. in deren psychotherapeutische Tätigkeit ermöglichen soll. Dabei richtet sich der Workshop an alle ACT-Interessierten unabhängig von deren Vorwissen und ist somit für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.
Medizinisch notwendige genetische Diagnostik ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Die steigende Relevanz dieser Diagnostik für die Kinder- und Jugend- bzw. Erwachsenenpsychiatrie zeigt sich unter anderem durch den zunehmenden Eingang genetischer Diagnostik in fachrelevante Leitlinien.
Im klinischen Alltag werden die Empfehlungen für genetische Untersuchungen bisher nur begrenzt umgesetzt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Wesentlich scheinen fehlende Grundlagenkenntnisse der klinischen Genetik, Unsicherheiten in Bezug auf den diagnostischen Prozess und eine unzureichende interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den relevanten Fachdisziplinen zu sein.
Im Rahmen des Workshops wird ein Überblick über die klinisch relevanten Aspekte der Genetik erarbeitet, Informationen zum Ablauf der genetischen Diagnostik in Deutschland (u. a. gesetzliche Rahmenbedingungen, Finanzierung) gegeben und anhand ausgewählter Fallbeispiele der Benefit einer genetischen Diagnostik für den betroffenen Patienten/seine Familie gegeben. Pharmakogenomik ist nicht Teil des Workshops.
Methoden: freier Vortrag, PowerPoint-Präsentation mit Handout, praktische Übungen in Kleingruppen, Diskussion.
Zielgruppe: Die Fortbildung richtet sich an Ärztinnen und Ärzte der Erwachsenen- und Kinder- und Jugendpsychiatrie (unabhängig vom Weiterbildungsstand). Vorkenntnisse in Genetik sind nicht erforderlich.
Für eine wirksame klinische Supervision ist eine kontinuierliche Reflexion und Weiterentwicklung eigener Kompetenzen notwendig.
Dieser interaktive Workshop richtet sich daher an klinische Supervisorinnen und Supervisoren, die bereits eine gewisse Erfahrung in der klinischen Supervisionspraxis gesammelt haben. Die Idee dieses Workshops ist, etabliertes Wissen zu vertiefen und anhand des Öffnens gemeinsamer Erfahrungsräume theoretische und praktische Fertigkeiten zu verfeinern. Dies wollen wir konkret anhand von Videoaufzeichnungen von Supervisionssitzungen durchführen, die die Teilnehmenden aktiv einbringen. Wir achten dabei auf eine sichere und wertschätzende Arbeitsatmosphäre.
Zu den Schwerpunkten gehören die Reflexion und Lösungssuche bei herausfordernden Situationen in der Supervision, das Führen von Feedback-Gesprächen innerhalb der Supervisionsbeziehung unter Beachtung des Entwicklungsstadiums der Supervisanden und die Erkundung einer Vielzahl von Ansätzen zur Beurteilung und Bewertung herausfordernder Supervisions- und Therapiesituationen. Nicht zuletzt wollen wir dabei die eigene persönliche und berufliche Identität als klinische Supervisoren reflektieren und stärken.
Schlafstörungen weisen hohe Prävalenzen von bis zu 30 % auf und treten komorbid mit einer Reihe von somatischen (z. B. Schmerz) und psychiatrischen Beschwerden auf (z. B. Depression). Grundkenntnisse in der schlafmedizinischen Differentialdiagnostik sind deswegen von großer klinischer Bedeutung.
Methode: Teil 1 – Diagnostik: Orientiert an den Leitsymptomen Ein- und Durchschlafstörung, gestörte nächtliche Motorik und gestörte nächtliche Atmung, wird ein Überblick über die gezielte Anamneseerhebung und Differenzialdiagnostik gegeben. Hierbei werden die wesentlichen neurologischen, psychiatrischen und internistischen Erkrankungen berücksichtigt. Abklärungsempfehlungen werden anhand von Fallvignetten erarbeitet. Verfahren zur Differenzierung von Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit werden ebenso vorgestellt.
Teil 2 – Therapie: Kognitiv-behaviorale Therapieverfahren haben in den letzten 15 Jahren bei den häufig vorkommenden Insomnie-Formen eine gute Wirksamkeit gezeigt. Ambulant durchführbare Therapieoptionen werden aus Sicht des niedergelassenen Behandlers vorgestellt, das Vorgehen bei stationärer kognitiv-behavioraler Insomnie-Therapie aus der Sicht des Klinikers.
Darüber hinaus werden die Therapieoptionen bei Restless-Legs-Syndrom, Störung der zirkadianen Rhythmik und Hypersomnien anhand von klinischen Fällen diskutiert.
Ergebnisse: Der 1-Tages-Workshop soll einen Überblick über die wesentlichen zur Verfügung stehenden Abklärungsschritte bei Schlafstörungen geben. Der Workshop weist eine hohe Praxisorientierung auf (ca. 40 % praxisnahe Fälle, eigene Patientenfälle können diskutiert werden) und soll die Teilnehmenden zu einer an aktuellen Erkenntnissen orientierten Basisversorgung befähigen.
Allgemeiner Teil: Was ist KL-Psychiatrie und Psychosomatik? Epidemiologie psychiatrischer Störungen in der somatischen Versorgung. Welche psychotherapeutischen Grundkenntnisse braucht der KL-Psychiater?
Spezieller Teil: Differentielle Diagnostik und Therapie häufiger Krankheitsbilder im psychiatrischen Konsiliardienst: Delir – ein biopsychosozialer Notfall. Was muss der KL-Psychiater wissen? Was kann der KL-Psychiater vom Internisten oder Chirurgen erwarten? Besonderheiten der KL-Versorgung auf Intensivstationen; Depressionsbehandlung bei körperlich Kranken; Umgang mit Suizidalität im KL-Dienst; Probleme bei der konsiliarischen Behandlung von Patienten mit alkoholbedingten Störungen; Umgang mit opiat-bezogenen Problemen im KL-Dienst; Psychosomatische Störungen im KL-Dienst.
Zielgruppe: Ärzte in Weiterbildung und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (anrechenbar für das DGPPN-Zertifikat Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst)
Methode: Mischung aus mediengestützten Schwerpunktreferaten, Falldarstellungen mit Videovorführung, Gruppendiskussionen unter Einbeziehung der Teilnehmenden, Kleingruppenarbeit, Handouts.
In der Praxis weisen viele Patienten eine narzisstische Problematik auf. Während diese beim sog. grandiosen Narzissmus offensichtlich ist, ist dies beim sog. vulnerablen Narzissmus auf den ersten Blick oftmals nicht zu erkennen. Narzisstische Patienten weisen eine brüchige Therapiemotivation auf und stellen bezüglich der Beziehungsgestaltung eine große Herausforderung für die Therapeuten dar. Nicht zuletzt aufgrund der häufig schwach ausgeprägten Einsicht in die eigene Problematik und den auch im therapeutischen Setting auftretenden narzisstischen Abwehrstrategien stellt sich für die Therapeuten die Frage, woran und in welcher Form sie effizient arbeiten können.
In diesem Workshop soll ein integrativer Ansatz zur Therapie narzisstischer Patienten vorgestellt werden, der ein besonderes Gewicht auf die Gestaltung der therapeutischen Beziehung und die Arbeit an interfraktionellen Fertigkeiten legt. Dabei wird auch der vulnerable Narzissmus thematisiert, der in der Praxis häufiger vorkommt als der grandiose Narzissmus. Der Workshop ist für alle geeignet, welche mit narzisstischen Patienten arbeiten.
Hypnotherapie ist ein überaus vielseitiges und wissenschaftlich anerkanntes Verfahren. Dabei lässt sich die Hypnose sehr gut und zeiteffektiv in den psychiatrisch/psychotherapeutischen Stationsalltag oder in die ambulante Patientenversorgung integrieren. Dabei müssen Sie nicht jeden Patienten „hypnotisieren“, denn Kenntnisse hypnotherapeutischer Prinzipien können auch im normalen Patientengespräch, aber vor allem in Krisensituationen den entscheidenden Unterschied machen und insbesondere die Arbeit mit bisher „schwierigen“ Patienten erleichtern. Und falls Sie bereits mit imaginativen Techniken arbeiten, sei es bei der Imagination eines sicheren Ortes oder den imaginativen Techniken von Schematherapie oder Imagery Rescripting, dann kann ein solides Grundwissen über Hypnose Ihnen zu einem vertieften Verständnis verhelfen, wenn die Therapie mal nicht so läuft wie geplant.
In diesem Workshop möchte ich mit Ihnen wichtige Grundprinzipien der Klassischen wie auch der Erickson’schen Hypnotherapie erarbeiten. Dabei werden Sie Therapieprinzipien kennenlernen, die man auch als „Einsteiger“ gut in den Arbeitsalltag integrieren kann.
Polypharmazie beginnt lt. WHO ab 4 Medikamenten aufwärts. Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die durch Wechselwirkungen bedingt sind, gelten als „vermeidbare Medikationsfehler“ (Hiemke C, Eckermann G, Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279).
In diesem Workshop sollen medikamentöse Kombinationstherapien in Bezug auf Risiken, aber auch die mögliche erhöhte therapeutische Effizienz u. a. an praktisch-klinischen Beispielen dargestellt werden. Es werden Signale diskutiert, die auf die zu erwartenden Interaktionseffekte hinweisen und wir erörtern die sich regelmäßig ergebenden Fragen der z. T. Güterabwägung.
Arzneimittelinteraktionen werden in pharmakokinetische und pharmakodynamische eingeteilt: 1. Pharmakokinetische Interaktionen treten auf, wenn eine Substanz die Absorption, die Verteilung, die Metabolisierung oder die Exkretion eines Medikaments verändert und damit dessen Konzentration am Wirkort erhöht oder senkt. Die meisten pharmakokinetischen Wechselwirkungen finden auf der Ebene der Metabolisierung statt und hier an Enzymen des Cytochrom-P450-Systems (CYP). Es sind aber auch Interaktionseffekte zu berücksichtigen, die z. B. durch Resorptionsstörungen entstehen können, darauf wird oft zu wenig geachtet. 2. Pharmakodynamische Wechselwirkungen entstehen, wenn die kombinierten Substanzen an der gleichen Wirkstruktur oder an funktionell verbundenen Systemen gemeinsam angreifen. So können sich z. B. die Effekte auf die QT-Strecke im EKG durch Quetiapin plus Escitaloram (eine formale Kontraindikation!) zu einem TdP-Ereignis aufsummieren. Oder der additive Effekt von Blutbildstörungen, der natürlich gerade bei Clozapin nicht zu unterschätzen ist.
Ausführlich dargestellt werden Probleme, die sich bei der Kombination von Psychopharmaka mit Medikamenten ergeben, die bei internistischen Komorbiditäten eingesetzt werden, wie wir sie bei Infektionen und Entzündungsreaktionen, Tumorerkrankungen, z. B. Brustkrebs, neurologischen und endokrinologischen Erkrankungen finden. Dabei werden wir auch das Kapitel der sog. Prodrugs wie Tamoxifen, Clopidogrel oder Tramadol uns sorgfältig ansehen.
Diskutiert werden in diesem Workshop auch die Wechselwirkungen von Psychopharmaka mit Schmerzmitteln. Nahrungs- und Genussmittel (Rauchen) können zu erheblichen pharmakokinetischen Veränderungen der eingenommenen Medikamente und auch zu pharmakodynamisch additiven Schwierigkeiten führen, z. B. Goji-Produkte und Antikoagulanzien.
Diskutiert werden auch die pharmakogenetischen Polymorphismen. Ein veränderter pharmakogenetischer Status kann erhebliche Behandlungsrisiken in sich bergen wie z. B. Pseudotherapieresistenz, wenn man diesen Status nicht klärt. Auch dafür gibt es deutliche Signale, die man erkennen sollte.
Wir kümmern uns um die Probleme und Risiken durch Phytopharmaka und Selbstmedikation, die u. U. ein Hochrisiko-Hazard-Spiel darstellen.
Für die Psychopharmakotherapie speziell bedeutsame elektronische Interaktionsdatenbanken werden genauer vorgestellt: www.psiac.de und ein vergleichbar interessantes Programm wie www.mediQ.ch
Das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) ist eines der effektivsten Werkzeuge, um die Effekte von Wechselwirkungen zu detektieren und zu steuern. Durch Messung der Plasmakonzentrationen ist es möglich, die Dosis sehr patientenindividuell anzupassen. Allerdings ist die Interpretation von TDM-Befunden nicht ganz trivial. Wir werden uns deshalb das präzise Vorgehen bei der Befundinterpretation von Medikamentenblutspiegeln an Beispielen genauer anschauen. Das kann auch einmal haftungsrechtliche Bedeutung haben.
Ganz wesentlich geht es in diesem Workshop auch um die Fälle der Teilnehmenden, die diese besprechen möchten. Alle Kolleginnen und Kollegen sind aufgefordert, eigene Fälle mitzubringen, die sie als schwierig, interessant oder sehr komplex verstehen. Und wir bearbeiten diese Fälle gemeinsam. Und natürlich diskutieren wir auch Kasuistiken, die ad hoc eingebracht werden.
Weiterführende Literatur
Hiemke C., Eckermann G., Kombinationstherapie/Polypharmazie: Interaktionen von Psychopharmaka. Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279. Geisslinger/Menzel „Wenn Arzneimittel wechselwirken – wichtige Interaktionen erkennen und vermeiden“. Verlag Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2017.
Psychisch Erkrankte sind in besonderem Maße von beruflicher Überlastung, Arbeitsunfähigkeit und einem erhöhten Risiko zu Frühberentungen betroffen. Der Workshop gibt einen Überblick über aktuelle Daten beruflicher Belastung und Burnout sowie zentrale Konzepte, Indikationsstellung und die praktische Durchführung berufsbezogener Einzel- und Gruppentherapie (vgl. Koch et al. 2022; 2015; Hillert et al.2017). Bewährte verhaltenstherapeutisch fundierte Interventionen zur Behandlung von chronischem beruflichem Stress und Burnout werden vorgestellt: Motivation und Fokussierung, Stressbewältigung, kognitive Interventionen, soziale Kompetenz am Arbeitsplatz, Erholung, sowie Zusatzmodule z. B. zum Thema berufliche Gratifikationskrisen.
Berufsbezogene Interventionen sind zur Ergänzung störungsspezifischer Therapien konzipiert und dienen durch die gezielte Bearbeitung auslösender und die Symptomatik aufrechterhaltender beruflicher Belastungen der Transfersicherung und Rückfallprophylaxe.
Literatur: Koch, S., Lehr, D. & Hillert, A. (2022). Chronischer beruflicher Stress: Behandlungsansätze mit Psychotherapie. Psychotherapie, Psychosomatik und medizinische Psychologie, 72, 497-512. Koch, S., Lehr, D. & Hillert, A. (2015). Burnout und chronischer beruflicher Stress. Reihe Fortschritte der Psychotherapie (Band 60). Bern: Hogrefe. Hillert, A., Koch, S. & Lehr, D. (2017). Burnout und chronischer beruflicher Stress: Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie (Band 39). Göttingen: Hogrefe.
Zielgruppe: Ärzte, Psychologen, Sozialtherapeuten und verwandte Berufsgruppen mit Interesse an verhaltenstherapeutisch fundierten berufsbezogenen Interventionen
EMDR hat sich in zahlreichen Studien als wirkungsvolle Intervention erwiesen und erhielt 2006 die wissenschaftliche Anerkennung für einzelne Anwendungsbereiche vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) in Deutschland. 2015 erfolgte die Zulassung als Richtlinienverfahren zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen in Deutschland. In den USA ist EMDR bereits seit 1998 anerkannt (APA) und in Großbritannien seit 2001 (UK Dept. of Health).
EMDR gilt als effektiver Weg in der Therapie der PTBS auch in schweren und chronifizierten Fällen sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen. Der Einführungskurs verfolgt das Ziel, anhand praktischer Fallbeispiele erste Kompetenzen zur Durchführung von EMDR in der Therapie der PTBS aufzubauen und einzuüben. Neben Indikationen und Kontraindikationen, werden vor allem die acht Phasen der EMDR-Behandlung (EMDR-Standard-Protokoll) ausführlich vorgestellt. Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt. Im Workshop werden hierzu Therapievideos gezeigt, Rollenspiele durchgeführt und die Theorie anschaulich vermittelt. Zudem wird auf typische Probleme in der Therapieplanung einer posttraumatischen Belastungsstörungen eingegangen.
Mit der Substitutionstherapie steht Medizinern in Deutschland eine Behandlung zur Verfügung, die vielen opioidabhängigen Menschen eine gesundheitliche und soziale Stabilisierung ermöglicht. Derzeit befindet sich jedoch weniger als die Hälfte der geschätzt 200.000 Betroffenen in einer substitutionsgestützten Behandlung. Die aktuelle Versorgungslage gibt Anlass zur Sorge: Substitutionsärzte gehen ohne gesicherte Nachfolge in den Ruhestand, dem gegenüber stehen steigende Patientenzahlen.
Dieser Praxisworkshop richtet sich deshalb an Ärztinnen und Ärzte jeglicher Fachrichtungen sowie alle anderen suchtmedizinisch interessierten Personen, die sich über die opioidgestützte Substitutionstherapie informieren oder auch selbst substituieren möchten. Gemeinsam werden die rechtlichen Grundlagen der Opioidsubstitution erarbeitet, die praktische Umsetzung im Klinik- und Praxisalltag beleuchtet und mit einem besonderen Augenmerk auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit anhand von Fallbeispielen diskutiert. Insbesondere wird dabei auch auf die gegenwärtigen Entwicklungen in der Versorgung opioidbezogener Störungen eingegangen (beide Workshopleiter sind an der Erarbeitung der S3-Leitlinie „Opioidbezogene Störungen“ beteiligt). Ein besonderes suchtmedizinisches Wissen oder Vorerfahrungen in der Substitution werden für die Teilnahme an diesem Workshop nicht vorausgesetzt.
Lehrmethoden: Gruppenarbeit, Falldiskussion
Im Workshop werden die Grundlagen der neuropsychologischen Diagnostik und Therapie bei erwachsenen Patienten vermittelt. Nach einem kurzen Überblick über normale Veränderungen des Gehirns im Alter werden die aktuellen und empfohlenen Screeninginstrumente („BrainCheck“ und „Montreal Cognitive Assessment“) in der praktischen Umsetzung besprochen. Der Schwerpunkt liegt anschließend bei der Abklärung von neurodegenerativen Krankheiten bzw. Störungsbildern, wie sie typischerweise in einer Memory Clinic bzw. einer Gedächtnisambulanz angetroffen werden. Neben einem Überblick über geläufige neuropsychologische Untersuchungsverfahren und die zugrundeliegende funktionelle Neuroanatomie wird insbesondere auf die Differentialdiagnostik bei Demenzerkrankungen eingegangen und ursachentypische neuropsychologische Testprofile besprochen. Abschließend folgt ein Überblick über neuropsychologisch fundierte und evidenzbasierte Präventions- und Therapieansätze. Für den Präventionsansatz „BrainCoach-Programm“ findet eine spannende, praktische Selbsterfahrung statt. Der Workshop richtet sich primär an Psychiater und Neurologen, welche daran interessiert sind, neuropsychologische Testprofile nach grundlegenden Prinzipien zu interpretieren und Befunde aus neuropsychologischen Berichten richtig einordnen zu können. Selbstverständlich sind auch Psychologen mit Interesse an Neuropsychologie willkommen.
MBCT (mindfulness based cognitive therapy) ist eine achtsamkeitsbasierte Rückfallprophylaxe, die bei wiederkehrenden Depressionen hilfreich ist. Sie ist in den S3-Leitlinien zur Behandlung von rezidivierenden Depressionen aufgenommen und wissenschaftlich evaluiert. MBCT verbindet verhaltenstherapeutische Methoden und achtsamkeitsbasierte Übungen miteinander und lässt sich sowohl in der Gruppe als auch im Einzelsetting anwenden.
Die Referentin stellt zunächst den theoretischen Rahmen und die Struktur des MBCT-Kurses ganz anschaulich vor. Es wird deutlich, dass MBCT direkt am Rückfallrisiko für Depressionen ansetzt und neue Strategien anbietet: Erfahren statt Vermeiden, Körperpräsenz statt Grübeln, Freundlichkeit statt Selbstabwertung. MBCT ermöglicht ein erfahrungsbasiertes Lernen, das die Selbstwirksamkeit und Resilienz stärkt. Es wird auch deutlich, wie ein traumasensitives Vorgehen aussieht, das den Teilnehmenden eine selbstbestimmte Wahlfreiheit vermittelt. Metaphern und Symbole veranschaulichen abstrakte Inhalte und bleiben nachhaltig in Erinnerung.
Die Refentin vermittelt ganz praktisch grundlegende Methoden von MBCT (Body Scan, 3-Minuten-Atemraum, Verhaltenstherapeutische Methoden, Gehmeditation, achtsame Bewegung, Freundlichkeitsmeditation). Nach jeder Übung gibt es Raum für Erfahrungsaustausch und Fragen. Die Referentin weist auf Indikationen und Kontraindikationen für MBCT hin. Entscheidend für die Wirksamkeit von MBCT ist das regelmäßige Üben zu Hause. Es wird deutlich, wie der Aufbau einer stabilen Übungspraxis gelingen kann.
Das Ziel des Workshops ist, MBCT als wirksame Methode in der Behandlung von Depressionen kennen zu lernen und Patienten gezielter empfehlen zu können. Auch einzelne Grundideen und Methoden lassen sich wirksam sowohl im therapeutischen Einzelsetting als auch in der Gruppe anwenden.
Der Workshop richtet sich an Ärzte und Psychotherapeuten. Berufseinsteiger und erfahrene Kollegen sind gleichermaßen willkommen.
Für psychiatrische Institutionen besteht aktuell eine Anforderung darin, ihre Angebote Recovery-orientiert auszurichten. Recovery wird definiert als ein „zutiefst persönlicher, einzigartiger Prozess des Wandels seiner Haltungen, Werte, Gefühle, Ziele, Fertigkeiten und Rollen“ und „eine Lebensweise, die ein befriedigendes, hoffnungsvolles und engagiertes Leben ermöglicht, trotz der Beeinträchtigungen einer Erkrankung“. Zahlreiche Institutionen engagieren Genesungsbegleitende, um die Recovery-Orientierung sichtbar zu machen. Die Beteiligung von Genesungsbegleitenden steht mit den Werten der praktischen Recovery-Arbeitsweise im Einklang. Doch ist der Paradigmenwechsel der Arbeitsweise nicht einfach durch die Erhöhung der Zahl der Mitarbeitenden um die Genesungsbegleitenden zu erlangen.
Der Recovery-orientierte Ansatz erfordert von psychiatrischen Dienstleistungen, die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Fachpersonen, Patienten und Angehörigen zu fördern. Zentrale Werte dabei sind erweiterte Formen der selbstbestimmten Partizipation und der Selbstfürsorge. Ein weiteres Merkmal ist die Unterstützung der Patienten bei der Verfolgung der von ihnen festgelegten Recovery-Ziele. Auch wenn gegenüber dem Recovery-Ansatz breiter Zuspruch vorhanden ist, erweist sich die Implementierung in psychiatrischen Institutionen als Herausforderung. Es gilt dabei, traditionelle Arbeitsweisen zu überwinden, die stark hierarchisch und von Silodenken der einzelnen Berufsgruppen geprägt sind. Auch scheint die primäre Ausrichtung von psychiatrischen Institutionen auf Symptomreduktion und Stabilisierung, eine Barriere darzustellen. Gelungene Transformationsprozesse machen deutlich, dass die Verwendung von partizipativen Ansätzen von Anfang an vielversprechend ist. Auch haben sich Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen und ein angemessener Zeitrahmen als wirksam erwiesen.
Im Workshop werden die verschiedenen Herausforderungen und Hindernisse bei der Entwicklung einer Recovery-orientierten Arbeitsweise thematisiert. Die Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, die eigene Arbeitsweise und ihr Arbeitsfeld zu reflektieren. Auch werden verschiedene Strategien für die Weiterentwicklung der eigenen Recovery-orientierten Arbeitsweise vermittelt.
Die theoretischen Inhalte werden anhand eines Inputreferats vermittelt. Für die Reflexion werden entsprechende Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt. Die in der Diskussionsrunde gewonnenen Erkenntnisse der Teilnehmenden werden auf Flipchart visualisiert.
Lernziele: hinderliche und förderliche Faktoren der Recovery-orientierten Arbeitsweise kennenlernen; eigene Arbeitsweise und Arbeitsumgebung reflektieren; Transfer in die eigene Praxis erkennen.
Zielgruppe: Pflegefachpersonen, psychiatrisches Fachpersonal, Genesungsbegleitende, Erfahrene, Angehörige, Interessenten.
Tiergestützte Behandlungskonzepte kommen bei psychischen Erkrankungen zunehmend zur Anwendung. Achtsamkeitstherapie, Ergotherapie, Pflege, Psychotherapie u. a. werden durch die Hinzunahme von Hunden auf eine für Patienten motivierende Weise bereichert.
Im Workshop werden hundegestützte Interventionen aus den Perspektiven verschiedener Disziplinen vorgestellt und erlebbar gemacht. Zwei unterschiedliche Therapiehunde, ein 7-jähriger Berner Sennenhund und ein 3-jähriger Zwergschnauzer, werden zur Demonstration von spezifischen Einsatzbereichen und für die Selbsterfahrung in den Workshop integriert. Es werden ausgewählte Behandlungssituationen vorgestellt und in Hinblick auf Nutzen und Durchführbarkeit diskutiert: Blutabnahme (insbesondere in der KJP), Krisenmanagement, Umgang mit Stimmungseinbrüchen, hundegestütztes Wecken (von Patienten mit Morgentief), hundegestützte Steigerung der körperlichen Aktivierung – störungsspezifische Konzepte – u. a. rechtliche Fragen zur Gestaltung der Rahmenbedingungen zum Einsatz von Hunden in der ambulanten und stationären Behandlung von psychischen Erkrankungen werden erläutert. Auf die besonderen Gegebenheiten in Psychosomatik, Psychiatrie und Suchtkliniken wird eingegangen. Anbieter hundegestützter Interventionen sind explizit willkommen, da ein Expertenaustausch als Bereicherung gesehen wird.
Entspannung ist ein wichtiger Baustein in vielen Einzeltherapien und verschiedenen Kliniksettings. Sie können bei regelmäßiger Übung dazu beitragen, das Grundlevel der Anspannung generell zu senken, gezielt therapeutische Interventionen zu unterstützen, Selbstfürsorge und euthymes Verhalten zu verbessern, Stresstoleranz zu erhöhen und Emotionsregulierung zu erleichtern.
Dieser Workshop gibt eine kurze Einführung in gängige Entspannungsverfahren mit praktischen angeleiteten Übungen und damit der Möglichkeit die jeweilige Entspannungsmethode selbst für sich zu erfahren und stellt auch eine Einordnung der jeweiligen Methode im Hinblick auf passendes Setting, Indikation, Diagnose und geeignete Patientengruppe zur Verfügung. Die vorgestellten Entspannungsverfahren umfassen dabei: klassische Verfahren wie das Autogene Training und die Progressive Musekelrelaxation als auch Imaginative Verfahren wie Fantasiereisen und Metta-meditation und achtsamkeitsbasierte Kurzinterventionen wie Bodyscan und Gehmeditation.
Zielgruppe sind Fachtherapeuten und Pflegepersonal.
Die Behandelbarkeit der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Es stehen mittlerweile mehrere evidenzbasierte Methoden sowohl von verhaltenstherapeutischer als auch von psychodynamischer Seite zur Verfügung. In diesem Symposium wird zunächst die aktuelle Datenlage zur Wirksamkeit der psychotherapeutischen Behandlungsmethoden für BPS zusammengefasst. Anschließend wird der theoretische Hintergrund und das praktische Vorgehen anhand desselben Fallbeispiels für drei störungsspezifische Behandlungsmethoden, die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) und die Schematherapie (ST) verdeutlicht. In der Diskussion sollen dann vor allem Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Methoden herausgearbeitet werden und darüber diskutiert werden, ob es Hinweise für eine differentielle Wirksamkeit gibt und welches die wirksamen, methodenübergreifenden Komponenten von erfolgreicher Psychotherapie bei BPS sind.
Vor dem Hintergrund der vielfältigen Einbindung des Endocannabinoid-Systems in relevante physiologische Prozesse stellt dessen Beeinflussung mittels medizinischem Cannabis eine neurobiologisch interessante therapeutische Option dar. Dennoch gibt es neben der Hauptindikation Schmerz weiterhin eine Evidenzlücke hinsichtlich des klinischen Nutzens für neuropsychiatrische Krankheitsbilder. Als Leiter der Arbeitsgruppe für „medizinisches Cannabis“ wird Oliver Pogarell Rationale und Datenlage zum Einsatz dieser Therapieform bei psychischen Erkrankungen erläutern. Symptome im Grenzgebiet zwischen Neurologie und Psychiatrie scheinen durch medizinisches Cannabis ebenfalls günstig beeinflussbar zu sein. Diesbezüglich wird Daniel Huys über den Nutzen von Cannabis bei Tic-Erkrankungen und dem Tourette-Syndrom und Alzheimer-bedingter Unruhe berichten. Hinsichtlich der alltäglichen Verordnungssituation gibt es für Cannabispräparate seit 2017 einen Sonderweg, der jüngst leichtgradig modifiziert wurde. Teil dieses „Sonderwegs“ war eine Begleiterhebung, über deren Auswertung und Interpretation Peter Cremer-Schaeffer, Leiter der Bundesopiumstelle, berichten wird. Eine Besonderheit beim medizinischen Cannabis ist auch die häufig berichtete positive Patienten-Akzeptanz, die womöglich im Kontrast zu synthetischen Psychopharmaka steht. Diesbezüglich wird Dana Krämer interessante Ergebnisse aus einer eigenen monozentrischen Datenerfassung berichten.
Bei 40–80% der von COVID-19-Genesenen treten nach der Erkrankung länger als 12 Wochen anhaltende Symptome auf, die jedes Organsystem betreffen können und als „Post-COVID-Syndrom“ gegenwärtig intensiv erforscht werden. Besonders häufig werden in Bevölkerungsstichproben Fatigue mit Belastungsintoleranz, kognitive Störungen, Schlafstörungen und Depressivität beschrieben. Viele Betroffene sind erstmals mit psychischen Symptomen konfrontiert und suchen mit Verzögerung eine adäquate Behandlung auf. Viele Behandelnde sind verunsichert aufgrund der unzureichenden Sensitivität der verfügbaren klinischen Untersuchungsmethoden und der fehlenden Evidenz für wirksame Behandlungsempfehlungen. Die epidemiologische und neurowissenschaftliche Datenlage zeigt mittlerweile deutlich, dass es sich um eine komplexe, chronische Erkrankung mit noch unklarer Prognose handelt. Als Pathomechanismen werden eine anhaltende Virusaktivität, fortgesetzte systemische, möglicherweise autoimmune, (Neuro)inflammation bei gestörter Integrität der Blut-Hirn-Schranke und regenerative Prozesse geschädigter Gewebe diskutiert. Dynamische Inzidenzen und die nicht schnell genug anwachsende Datenbasis machen es anspruchsvoll, zeitnah die dringend benötigten evidenzbasierten Therapieformen zu entwickeln und anzubieten. Die Vortragenden ergänzen ihre Beiträge in diesem Jahr mit neuen Forschungsergebnissen. Zunächst erfolgt eine Darstellung der vielgestaltigen Symptomatologie von Post-COVID im Wechselspiel von Körper und Seele und die Bedeutung psychosozialer Faktoren im Kontext dieses Syndroms. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf den Schlafstörungen, die in bidirektionaler Beziehung zu den psychopathologischen Symptomen stehen. Zudem wird die zugrundeliegende Pathophysiologie anhand aktueller Befunde aus der Neurobildgebung in Verbindung mit inflammatorischen Biomarkern diskutiert. Darüber hinaus werden innovative Versorgungsstrukturen zur Behandlung von Betroffenen mit Post-COVID-Syndrom vorgestellt.
Tobias Teismann stellt in seinem Überblicksvortrag strukturierte Psychotherapieprogramme zur Überwindung von suizidalem Erleben und zur Prävention von Suizidversuchen/Suiziden vor. Berücksichtigt werden sowohl Kurztherapieprogramme als auch umfassendere Therapieprogramme, die sich in ersten Studien als vielversprechend erwiesen haben. Die Programme selber und die zugehörige Evidenz werden im Rahmen des Vortrages skizziert, darüber hinaus wird die Umsetzbarkeit in verschiedenen Settings reflektiert. Robert Zappe referiert in seinem Vortrag über die Erfahrungen des „Dresdener Weges“. Es besteht ein internationaler Expertenkonsens bezüglich des optimalen Vorgehens zur Erfassung der Suizidalität. Dennoch wird Suizidalität bzw. das Suizidrisiko in den meisten Kliniken nicht strukturiert erfasst. Assessments wie der NGASR bieten die Möglichkeit eines strukturierten Vorgehens und können zur Steigerung der beruflichen Kompetenz und Handlungssicherheit beitragen. Michael Durrer stellt in seinem Vortrag einen weiteren Ansatzpunkt der Suizidprävention dar. Die Selbstmanagement-App SERO ist seit Anfang des Jahres in den App-Stores kostenlos verfügbar. Sie beinhaltet Schwerpunkte wie einen Sicherheitsplan, Kontaktierung von Bezugspersonen und eine visuelle Selbsteinschätzung der Suizidalität mittels PRISM™-S. Die Folgeversion wird um Funktionalitäten für Angehörige erweitert. Die App wie auch erste Nutzererfahrungen werden erläutert und aufgezeigt.
Jacqueline Rixe fasst den aktuellen Stand zur Einsatzmöglichkeit von Behandlungsvereinbarungen und Krisenpässe im Rahmen der Suizidprävention zusammen. Obgleich bisherige Studien hierzu nur indirekt Rückschlüsse zulassen, stellen Krisenpässe einen wichtigen Bestandteil der niedrigschwelligen Prävention dar, da sie ein frühzeitiges Intervenieren in Krisensituationen ermöglichen. Behandlungsvereinbarungen mit einem individuell abgestimmten Vorgehen bei Krisenzuspitzungen könnten darüber hinaus positive Effekte auf das Vertrauensverhältnis zum Behandlungsteam im Rahmen der Suizidprävention haben.
Das Vorliegen einer Insomnie, insbesondere Störungen der REM-Schlafkonsolidierung, trägt als wichtigster transdiagnostischer Faktor zum Risiko, zur Symptomatik und Chronizität sowie zur Rückfallwahrscheinlichkeit von Angststörungen und Depressionen bei. Hans-Peter Landolt wird die ersten präklinischen Befunde eines internationalen Kollaborationsprojekts vorstellen, bei dem die neurobiologischen Grundlagen und der mögliche klinische Nutzen einer pharmakologischen Schlafverbesserung als Prävention von affektiven Erkrankungen untersucht wird.
Durch personalisierte Therapieentscheidungen, wie die präemptive pharmakogenetische Auswahl eines Antidepressivums und frühe biomarkergestützte Vorhersage eines Ansprechens oder Nicht-Ansprechens lässt sich die Effizienz der Therapie steigern. Neben Ergebnissen aus zwei prospektiven kontrollierten Studien wird ein integrativer, rationaler Algorithmus präsentiert.
Psychomotorische Verlangsamung ist ein häufiges Problem bei Psychosen, das zu niedrigem Funktionsniveau beiträgt und auf Medikation kaum anspricht. Wir haben 88 Patientinnen und Patienten mit schwerer psychomotorischer Verlangsamung bei Schizophrenie mit transkranieller Magnetstimulation über dem supplementärmotorischen Areal behandelt. Es gab 15 Sitzungen in 3 Wochen. Mit dem inhibitorische Protokoll von 1 Hz erlebten 68% eine klinische Verbesserung, mit Placebo nur 32%.
Da ältere Studien aus den 1960er und 70er Jahren auf ein therapeutisches Potential von Psychedelika bei Alkoholabhängigkeit hinweisen, haben wir in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie die Wirksamkeit einer Psilocybin-gestützten Therapie bei dieser Erkrankung untersucht. Die Studienintervention bestand aus einer einmaligen Gabe des 5-HT2A-Agonisten Psilocybin (25mg; oder Placebo) und einer begleitenden psychotherapeutischen Kurzintervention. Primärer Endpunkt war das Trinkverhalten 4 Wochen nach der Psilocybingabe.
Kunsttherapie kennt kein Alter
Der Dokumentarfilm widmet sich dem komplexen Thema „Alter“ und gibt Einblicke in Kunsttherapie, Medizin und Forschung. Der Film betritt ein neues Terrain der wissenschaftlichen Arbeit mit älteren Menschen. Im Mittelpunkt steht der alte Mensch und die Wirkung von Stift und Papier. Die individuellen Stärken und Gefühle der Menschen werden deutlich, nicht ihre Krankheiten und Beeinträchtigungen.
Der Film wurde vom DUERER-Studienteam des Klinikum Nürnberg produziert, von der STAEDTLER-Stiftung gefördert und entstand in Kooperation mit einem Nürnberger Seniorenheim.
Als eine der größten Herausforderungen in den Fächern der Sprechenden Medizin gilt der sich zunehmend verschärfende Fachkräftemangel. Für eine leitlinienorientierte Behandlung in Psychiatrie und Psychotherapie mit den Mitteln des Krankenhauses sind Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen auf medizinische Kompetenz und kundige Kontinuität in der therapeutischen Beziehungsgestaltung angewiesen. Behandlungskonzepte zur Verhinderung von Zwangsmaßnahmen bedürfen therapeutischer Expertise und der Einbezug des Lebensumfeldes ist ohne stabile Kontakte zu den Behandelnden nicht denkbar. Gleichzeitig entsteht eine wachsende Verknappung der Ressource sprachlich und schriftlich sicherer ärztlicher Kompetenz. Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern stellt dies im Vergleich zu anderen medizinischen Disziplinen vor erhebliche Problemlagen, da der Einsatz wechselnden Fremdpersonals mit erheblichen Gefahren für die Behandlungsqualität einhergeht. Neben Recruitment-Initiativen und Zusatz-Angeboten von Arbeitgeberseite stellt sich insbesondere in kleineren Systemen die Frage wie berufsgruppenübergreifende Konzepte ärztliches Handeln so ergänzen können, dass einerseits eine Entlastung ärztlicher Kolleginnen und Kollegen ermöglicht wird und andererseits eine Verbreiterung der Handlungsoptionen in Personalmangelsituationen gelingt ohne die Behandlungsqualität zu beeinträchtigen. Das Symposium befasst sich mit erfolgreich umgesetzten Beispielen durch Referierende, die bereits über praktische Expertise in derartigen Konzepten verfügen. Zur Rahmung erfolgt außerdem eine juristische Einordnung, die die schon jetzt bestehenden Möglichkeiten aufzeigt.
In der öffentlichen Diskussion ist die Reform der Krankenhausversorgung seit langem angekommen. Den aus Patientensicht sinnvollen Mindestanforderungen an Personal- und Strukturqualität steht eine wachsende Personalverknappung im stationären wie gemeindepsychiatrischen Kontext entgegen.
Psychiatrisch-psychotherapeutische ambulante wie stationäre Versorgungsangebote müssen SGB-übergreifend, bedarfsgerecht, die begrenzten Personalressourcen nutzend, nach bundesweit einheitlichen und aus Sicht der Fachgesellschaft angemessenen Standards geplant und weiterentwickelt werden.
Es liegen Evidenz-basierte internationale, wie nationale Modelle mit Fokus auf veränderten Kooperations- und Netzwerkstrukturen vor, was Ingmar Steinhart in seinem Vortrag adressiert. Die PPP-Richtlinie mit definierten Mindeststandards, soll(te) ein weiterer Baustein der qualitativ angemessenen Weiterentwicklung der Versorgung werden. Was die Bewertung der von den beiden Bänken beim GBA ausgehandelten PPP-RL angeht – sind die Einschätzungen durchaus unterschiedlich und sehr differenziert, wie etwa der Beitrag von Herrn Neubert vom GKV-Spitzenverband darlegt. Frau Rümmelin vom kkvd wird hierzu eine Einschätzung versuchen, welche politischen Rahmensetzungen wir für eine gelingende Adaption des Psych-Versorgungssystems an die zukünftigen Herausforderungen und zum Erhalt der Versorgungssicherheit brauchen. Die Auswirkung von Ambulantisierung und Komplexbehandlung auf die Mindestvorgaben und Versorgungstruktur erläutert in diesem Zusammenhang Herr Neubert. Dr. Tolzin, Leiter des KompetenzCentrums Psychiatrie und Psychotherapie der Gemeinschaft der Medizinischen Dienste, die Prüfungen nach der PPP-RL durchführen, berichtet abschließend von den ersten Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung der Richtlinie.
Ziel des Symposiums ist die Entwicklung einer gemeinsamen Perspektive zur Verbesserung der Versorgung im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie inkl. Psychosomatik.
Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung erwähnte „Ambulantisierung“ der Medizin ist eine Chance für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Nur wenn medizinische und psychotherapeutische Interventionen indikationsgerecht und institutionsunabhängig erfolgen, ist der Aufbau ressourcenschonender, patientenzentrierter Versorgungsstrukturen möglich, die auch weiterhin im Rahmen der GKV leistbar sind. Dafür muss aber Bewegung in die starren Strukturen der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung kommen. Das Beharren auf bestehenden Versorgungsstrukturen behindert Innovation.
Die KSV-Psych-Richtlinie ermöglicht für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und besonderem Hilfebedarf eine multiprofessionelle Versorgung, wie sie in den Leitlinien gefordert wird. Diese zu etablieren ist für die Vertragsärzte und -ärztinnen und Vertragspsychotherapeuten und -psychotherapeutinnen eine enorme Herausforderung. Für das Bewältigen bürokratischer Hürden und die Änderung etablierter Arbeitsgewohnheiten bei nur mäßigem wirtschaftlichem Anreiz bedarf es Enthusiasmus und Gestaltungswillen der Kolleginnen und Kollegen im Sinne der Patientenversorgung.
In diesem Symposium bekommen Sie umfassenden Einblick in 1 Jahr KSVPsych-Versorgung für Erwachsene und hören von der KSVPsych-Entwicklung im Kinder- und Jugendlichen-Bereich. Neben dem Blick in die Praxis soll auch ein Blick in die Klinik und deren ambulante Interventionsmöglichkeiten (PIA, StäB) erfolgen.
Anhaltende, weitreichende kognitive Defizite sind ein wesentliches Hindernis für die funktionelle Rehabilitation von Patienten mit Schizophrenie. Der Mangel an effektiven Behandlungsmöglichkeiten stellt eine erhebliche Lücke in der Therapie der Erkrankung dar. In diesem Symposium werden aktuelle Ergebnisse zur Identifikation neuer pro-kognitiver Interventionen bei Schizophrenie diskutiert. Christoph Mulert berichtet über die zentrale Rolle von Gamma-Band Oszillationen für Kognition und Wahrnehmungsprozesse und deren Störungen bei Schizophrenie. Aufgrund ihrer engen Verknüpfung mit der Balance von Excitation und Inhibition in kortikalen Netzwerken können Gamma-Band Oszillationen wichtige Informationen für die personalisierten Medizin z. B. durch glutamaterge Modulation oder nichtinvasiver Hirnstimulation geben. Mishal Qubad präsentiert Daten zur neurobiologischen Rationale der Therapie mit intravenösem Erythropoietin (EPO), der aktuellen Evidenz sowie zu klinisch-praktischen Erfahrungen anhand von Kasuistiken. Diese Ergebnisse werden in den Kontext der klar belegten Effektivitität neuroplastizitätsfördernder Strategien gestellt. Hannelore Ehrenreich referiert über Befunde, welche belegen, dass eine Reihe nichtmedikamentöser neuroplastizitätsfördernder Ansätze ihre Wirkung durch funktionelle Hypoxie und die konsekutive Aktivierung des zerebralen EPO-Systems entfalten. Diese Befunde bilden die Grundlage für die Behandlung kognitiver Störungen mittels normobarer Hypoxie. Robert Bittner berichtet über transdiagnostische psychophysische Untersuchungen zu Arbeits- und Aufmerksamkeitsstörungen bei Schizophrenie und bipolarer affektiver Störung, welche Hinweise für erhaltene kognitive Funktionen und das prokognitive Potential von Stimulussalienz und Hinweisreizen geben. Weiterhin präsentiert er bildgebende Befunde, welche eine neuroplastizitätsfördernde Wirkung von Schizophrenie-Resilienzgenen als Grundlage für deren pro-kognitive Effekte nahelegen.
Das Symposium soll einen Überblick über die Bedeutung der architektonischen Gestaltung in der Psychiatrie geben. Welchen Beitrag kann Architektur zur Genesung leisten? Wie kann gelungene Architektur das Arbeiten im Krankenhaus unterstützen und erleichtern? Welche (besonderen) Aspekte sind beim Bau psychiatrischer Einrichtungen zu beachten? Wie können die Nutzenden in den Planungsprozess einbezogen werden? Welche gestalterischen Elemente können zur Schaffung einer heilsamen, angenehmen Atmosphäre genutzt werden?
Martin Voss (Psychiatrie) wird in das Thema einleiten und die besonderen Erfordernisse, die in der Psychiatrie zu beachten sind, beleuchten.
Jason Danziger (Architektur) wird an einem konkreten Beispiel zeigen, wie eine maximale Beteiligung der Nutzenden am Planungsprozess das Gesamtergebnis (eine psychiatrische Station) positiv beeinflusst und wie die Auswahl von Materialien, Farben, Raumproportionen sowie eine Optimierung des Grundrisses zur Schaffung eines heilsamen therapeutischen Milieus beitragen. Julia Kirch (Architektur) wird ebenfalls Beispiele für gelungene und genesungsfördernde Architektur in der Psychiatrie vorstellen und die Prinzipien der jeweiligen Entwürfe erläutern. Zum Schluss wird Iris Hauth (Psychiatrie) ein kürzlich in einem interdisziplinären Workshop entwickeltes Architekturkonzept zur Gestaltung psychiatrischer Akutstationen vorstellen. Das Konzept enthält konkrete Vorschläge, wie Sicherheit, Nachhaltigkeit und Funktionalität einerseits sowie wohnliche, angenehme Atmosphäre andererseits in Einklang gebracht werden können. Die Schaffung einer optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittenen Umgebung kann so einen Beitrag zur Vermeidung von Zwang und Gewalt auf Akutstationen leisten.
Bei Ausschreibungen für Forschungsprojekte wird in den letzten Jahren immer häufiger verlangt, die Menschen, die vom jeweiligen Forschungsthema persönlich betroffen sind, in die Planung und Durchführung des Projekts einzubeziehen. Diese Entwicklung folgt einer alten Forderung der internationalen Behindertenrechtsbewegung – „Nothing about us without us“. Zugleich werden bei der Erstellung von Leitlinien im medizinischen Bereich zunehmend Patienten- und Angehörigenorganisationen beteiligt. Neben den menschenrechtlichen Aspekten (der gleichberechtigte Einbezug Betroffener ist eine zentrale Forderung in der UN-Behindertenrechtskonvention) spielt hier die Erkenntnis eine Rolle, dass die Erfahrungsexpertise Betroffener häufig zu praxisnahen, pragmatischen Ergebnissen führt und die Effektivität von Interventionen tendenziell verbessert. Unser Symposium stellt unterschiedliche innovative Ansätze der partizipativen und kollaborativen Forschung sowie der Patienten- und Angehörigenbeteiligung vor. Der erste Vortrag diskutiert, wie gut die Einbindung von Betroffenen- und Angehörigenvertretenden bei der Leitlinienentwicklung in der Psychiatrie gelingt. Der zweite Vortrag stellt ein trialogisches Gremium aus Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten an einer Universitätsklinik vor, das seit Jahren erfolgreich Forschungsprojekte in unterschiedlichen Stadien (von der Antragsvorbereitung bis zur Auswertung und Publikation) berät. Im dritten Vortrag wird ein Modellprojekt vorgestellt, bei dem Erfahrungsexperten und -expertinnen selbständig Studien erstellten; der Schwerpunkt liegt auf dem eigenen Projekt der Referentin. Im abschließenden Vortrag reflektieren Mitarbeitende eines kollaborativen Forschungsprojektes zur Implementierung von Peer-Begleitung von zwei unterschiedlichen Standorten ihren gemeinsamen Arbeitsprozess.
Vor 50 Jahren wurde die Diagnose Homosexualität aus dem DSM gestrichen. CURED nimmt sein Publikum mit auf einer Zeitreise zu einem enorm wichtigen Meilenstein des Kampfes für die Rechte der LGBT-Community: 1973 entschied die American Psychiatric Association, Homosexualität von der Liste der Geisteskrankheiten zu streichen. Mit Hilfe von Interviews und Augenzeugenberichten sowie bislang unbekanntem Archivmaterial enthüllt der Dokumentarfilm, wie es einer kleinen Gruppe von Aktivist:innen gelang, diesen unerwarteten Sieg zu erringen.
Der Film findet unter Anwesenheit der Regisseure statt und wird in englischer Sprache (mit deutschen Untertiteln) gezeigt.
Einleitung: Therapieresistenz ist ein häufiges Phänomen der Schizophreniebehandlung. Obwohl Häufigkeitsangaben aufgrund der unterschiedlichen verwendeten Definitionen schwierig sind, gehen Guidelines davon aus, dass etwa 30% der Patienten nicht genügend auf eine initiale Behandlung ansprechen.
Im Wechselspiel der beiden Referenten wird der Vortragende anhand eines konkreten Falls auf folgende Punkte eingehen:
1. Welche Faktoren müssen, ausgeschlossen werden, bevor man von Therapieresistenz ausgehen kann? Welche Rolle spielen hierbei Serumspiegelbestimmungen und schnelle Metabolisierer?
2. Wie lange sollte man ein Antipsychotikum geben, bevor man von Unwirksamkeit ausgeht und die Medikation umstellt?
3. Was ist die beste Strategie bei initialer Non-Response – Dosiserhöhung oder Substanzwechsel?
4. Gibt es Wirksamkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Antipsychotika?
5. Was ist der Stellenwert von Clozapin?
6. Welche Evidenz gibt es für verschiedene Augmentierungsstrategien (Benzodiazepine, Mood-stabiliser, Antidepressiva, EKT)?
7. Was ist die Datenlage über die Effektivität von Antipsychotikakombinationen und welche Kombinationen sind am Ehesten geeignet?
Am Ende des Symposiums werden die Teilnehmer mit dem aktuellen Stand der Evidenz vertraut sein.
Ungefähr 20 – 50 % aller Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte gehen auf Personen mit unklaren körperlichen Beschwerden und assoziierten Problemen zurück, die oftmals unter die Diagnosegruppe „somatoforme Störungen“ (bzw. nach DSM-5 unter "somatische Belastungsstörung") fallen. Diese darin gefassten Störungsbilder stellen Behandler oftmals vor besondere Herausforderungen, da viele dieser Patienten bereits negative Behandlungsvorerfahrungen haben, eine starke organmedizinische Orientierung aufweisen, schwer für psychiatrische, psychosomatische und psychotherapeutische Ansätze motivierbar sind sowie misstrauische Interaktionsstile sichtbar werden.
Aktuelle Klassifikationsansätze und Störungsmodelle für diese Störungsgruppe werden vorgestellt, die Weiterentwicklungen (z.B. DSM-5 Somatische Belastungsstörungen) werden diskutiert und es werden ausführlich verschiedene psychotherapeutische Zugänge beschrieben.
Wissenschaftlich sind zwischenzeitlich zahlreiche psychologische und psychobiologische Faktoren identifiziert worden, die zur Symptomentstehung und -chronifizierung wesentlich beitragen. Es werden Richtlinien für ein medizinisches Management der Symptome vorgestellt sowie Wege aufgezeigt, wie die betroffenen Patienten auch für Psychotherapie motiviert werden können. Eine ausführliche Beschreibung und wissenschaftliche Bewertung komplexer psychotherapeutischer und anderer therapeutischer Ansätze belegt, dass auch für diese Patientengruppe erfolgreiche Interventionen vorliegen. Meta-Analysen bestätigen die kurz- und längerfristige Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie, aber auch Adaptationen psychodynamischer Therapieansätze für diese Patientengruppe werden vorgestellt.
Der Klimawandel kann über unterschiedliche Mechanismen zu psychischer Belastung führen und psychische Störungen begünstigen. Ein neues Störungskonzept im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist die Solastalgie, ein vor wenigen Jahren eingeführter Begriff um anhaltenden Stress, Angst und weitere emotionale Reaktionen auf die Zerstörung der eigenen Lebensumwelt zu beschreiben. Hierbei spielt die erlebte Hilflosigkeit eine Rolle und das Gefühl an den lebensbedrohlichen Entwicklungen des Klimawandels nichts ändern zu können. Der bekannte Anstieg der Inzidenzen für Depressionen, Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen nach extremen Wetterereignissen als auch in Reaktion auf langsame Veränderungen der Lebensumwelt, wie z. B. Dürren, kann dabei auf Solastalgie als beteiligten Pathomechanismus zurückgeführt werden. Die Konzeptualisierung dieses stressabhängigen Störungsmodells für „Klimastress“ ist eine entscheidende Basis zur Entwicklung von dringend benötigten Psychotherapiekonzepten wie auch zur Entwicklung eines Theoriemodells auf dem eine Beforschung der Solastalgie möglich wird. Das Diskussionsforum fasst bisher bekannte Konzepte und Daten zum Störungsmodell der Solastalgie zusammen und leitet daraus erste Psychotherapiekonzepte ab.
Seit dem 01.01.2020 gilt die Richtlinie über die Ausstattung von stationären Einrichtungen der Psychiatrie und Psychosomatik mit dem für die Behandlung erforderlichen therapeutischen Personal, die mittels verbindlicher Mindestvorgaben geeignete Maßnahmen zur Sicherung der Qualität festlegt und einen Beitrag zu einer leitliniengerechten Behandlung leisten soll. Bei Nichterfüllung der Mindestvorgaben sieht der Gesetzgeber in § 137 SGB V weitreichende Sanktionen vor.
Ab 2024 sollen nun komplexe Sanktionsmechanismen in Kraft treten zur Durchsetzung der Mindestvorgaben. Die betroffenen Kliniken werden hierdurch mit weitreichenden Strafzahlungen belegt und befürchten einen ungesteuerten, regional unterschiedlichen, drastischen Wegfall von psychiatrisch-psychosomatischen Behandlungsangeboten für schwer psychisch erkrankte Menschen.
Diese Situation soll aus den verschiedenen Perspektiven der Träger, der Kliniker, der Beschäftigten und der Kostenträger diskutiert werden. Vorgestellt werden auch erste Daten aus dem BAG-Benchmark Projekt der Universität in Regensburg.
Nationale VersorgungsLeitlinien fassen die neueste Evidenz und Expertise zum klinischen Vorgehen in Diagnostik und Behandlung sowie Versorgung der depressiven Störungen zusammen. Damit müssen auch neue Leitlinien-Empfehlungen mit der „Disease-Management-Programm-Anforderungen-Richtlinie“ (DMP-A-RL) abgeglichen werden und die DMP-A-RL sollte in einem nächsten Schritt angepasst werden. In dem Symposium werden neben den Empfehlungen der Versorgungsleitlinien auch die neuesten Entwicklungen in der Behandlung der unipolaren Depression diskutiert. Neben der Psychopharmakotherapie wird auch speziell auf Hirnstimulationsverfahren und Psychotherapie eingegangen.
Prof. Frodl referiert über die Behandlung bei akuter depressiver Störung und geht auf Diskrepanzen zwischen der derzeitig gültigen DMP-A-RL und der Leitlinie ein. Prof. Reif beleuchtet die Evidenz und die Empfehlungen zu den Maßnahmen bei Nichtansprechen und Therapieresistenz. Prof. Schramm stellt die Evidenz zu, aber auch die Umsetzbarkeit von psychotherapeutischen Verfahren in der Praxis vor, insbesondere bei der therapieresistenten Depression. Prof. Fallgatter stellt neue Studien zu Hirnstimulationsverfahren wie der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) und der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) vor und beschreibt wie diese zukünftig in der Praxis wirksam werden können und doch breiter als in spezialisierten Zentren eingesetzt werden können.
Durch den demographischen Wandel steigt der Bedarf an Früherkennungsuntersuchungen und medizinischer Forschung im Bereich der Demenz. Die Nachfrage und der Einsatz von Biomarker-basierter Früherkennungsdiagnostik der Alzheimer-Krankheit hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Die Trendwende von Diagnosestellung in späten Krankheitsstadien hin zur Risikoprädiktion bei noch gesunden Personen, also prädiktiver Präzisionsmedizin, wird sich durch die jüngsten Erfolge im Bereich der krankheitsmodifizierbaren Therapien weiter beschleunigen. Das Management von Risikopersonen ist jedoch komplex und umfasst unter anderem eine umfassende Aufklärung über die Möglichkeiten und Grenzen der prädiktiven Demenzdiagnostik. Durch die zunehmende Evidenz für das Potential von primären und sekundären Präventionsstrategien zur Demenz-Risikoreduktion, steigt die Nachfrage nach Präventionsangeboten. In diesem Symposium wird diese Thematik durch empirische Studien vorgestellt und eröffnet den Raum für weiterführende Diskussionen.
Hierzu wird Frau Gerards mit dem interdisziplinären europäischen Projekt PreTAD die Bedürfnisse und Perspektiven von kognitiv gesunden Personen mit erhöhtem Demenzrisiko in Bezug auf die Demenz-Prädiktion adressieren. Die Ergebnisse einer Befragungsstudie zum Wissen der älteren Allgemeinbevölkerung über Risikofaktoren für Demenzen werden von Frau Zülke vorgetragen. Frau Perry wird eine empirisch-ethische Analyse der Rahmenbedingungen für die Demenz-Früherkennung in der hausärztlichen Versorgung darstellen. Schließlich wird Herr Thyrian mit einem Vortrag zum Thema der Demenzprävention im Versorgungskontext abschließen.
Seit mehreren Jahren ist es möglich, psychisch kranken Menschen Digitale Psychotherapie anzubieten, beispielsweise in Form von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs). Bislang nutzen nur wenige Betroffene dieses Angebot. Das liegt möglicherweise auch daran, dass die gegenwärtig verfügbaren Interventionen nicht gut integriert sind in die Behandlung im persönlichen Kontakt. Das Ziel von so genannter Blended Therapy ist es, die Behandlung im Persönlichen Kontakt um Angebote der Digitalen Psychotherapie zu erweitern. In diesem Symposium werden vier Studien vorgestellt, die zeigen, wie man die Häufigkeit der Nutzung der Digitalen Psychotherapie erhöht bzw. durch Blended Therapy die Wirksamkeit der Behandlung steigert. Den Anfang machen drei vom Innovationsfonds des G-BA geförderte Studien. Margrit Löbner von der Universität Leipzig untersucht in der ersten dieser drei Studien die Auswirkung einer Implementierungsstrategie für ein bestimmtes Online-Training (moodgym) und zwar nicht nur bei Fachärzten und Psychotherapeuten, sondern auch bei Allgemeinmedizinern. Lena Steubl von der Universität Ulm berichtet von einer multizentrischen cluster-randomisierten Wirksamkeitsstudie, in der untersucht wird, wie Online-Lektionen bestmöglich in die psychotherapeutische Routinebehandlung von Angststörungen und depressiven Störungen integrieren werden können. Auch Carmen Schaeuffele von der Freien Universität stellt eine randomisierten Wirksamkeitsstudie vor. Im Rahmen dieser Studie wurden störungs- und verfahrensübergreifende Module entwickelt, welche Psychotherapeuten gezielt in ihre Behandlung integrieren können, unabhängig davon ob sie psychodynamisch oder verhaltenstherapeutisch arbeiten. Bartosz Zurowski von der Universität zu Lübeck stellt die Ergebnisse einer randomisierten Wirksamkeitsstudie vor, in der Patienten mit einer Angststörung zusätzlich zu einer Behandlung mit einem Therapeuten eine auf virtueller Realität basierende DiGA angeboten wurde.
Das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) wurde aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung als Netzwerk der deutschen Universitätsklinika ins Leben gerufen. Es verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen Grundlagen für ein besseres Verständnis der Auswirkungen von COVID-19 auf die Gesundheit der Bevölkerung geschaffen und zum anderen Strategien und Strukturen zur pandemic preparedness entwickelt werden. Dabei kommt der psychischen Gesundheit eine zentrale Bedeutung zu. Jürgen Deckert als Sprecher der FOSA Psychische Gesundheit im NUM beschreibt Ergebnisse der POP-Kohorte des zentralen NUM Kohortenprojektes NAPKON und wie dieses in der zweiten Förderperiode als Napkon-Tip weiterentwickelt wird. Hauke Wiegand berichtet aus dem Projekt NUM PREPARED zur zentralen Rolle der psychischen Mitarbeitergesundheit für die pandemic preparendess und wie in PREPARED die Evidenz des Leitlinienprozesses der S3-Leitlinie „Psychische Gesundheit von Gesundheitspersonal in anhaltenden Krisen und Katastrophen“ mit SOPs für konkret in der Versorgung implementierbaren Interventionen verknüpft wird. Im Herbst 2023 startet das von Malek Bajbouj mitkoordinierte Projekt CollPan, welches die Auswirkungen der Pandemie auf besonders vulnerable Gruppen wie Menschen mit psychischen Erkrankungen untersucht und Strategien zu deren Schutz entwickelt. Daran anschließend beschreibt Kristina Adorjan, welche Auswirkungen die COVID-19-Pandemie auf die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung hatte und wie zukünftig eine Surveillance der Versorgung im Rahmen des NUM PREPARED Arbeitspakets „klinische Implementierung“ zu besser adaptierten Maßnahmen beitragen könnte.
Sporttherapie ist als Behandlungsoption bei vielen psychischen Erkrankungen wirksam. Trotzdem ist unklar welche Faktoren Behandlungserfolg und Adhärenz bedingen und die Etablierung im klinischen Alltag bleibt herausfordernd. Sporttherapeutische Programme für Patient:innen mit Traumafolgestörungen sind mit besonderen Schwierigkeiten und Herausforderungen behaftet. Häufig finden sich andere komorbide psychische Störungen und die Adhärenz ist mäßig. Andreas Ströhle stellt vielversprechende Resultate einer Untersuchung an Patient:innen mit einer PTBS vor die sich einem hochintensiven Intervalltraining unterzogen haben. Bei Angststörungen wird Ausdauersport als Therapieoption empfohlen. Jens Plag stellt auch andere Formen von körperlicher Aktivität vor die nachweislich eine Wirksamkeit innerhalb dieser Erkrankungsgruppe haben und benennt Faktoren, die den anxiolytischen Effekt von Sport beeinflussen. Isabel Maurus wird in ihrem Vortrag über die Therapieadhärenz von 180 Menschen mit Schizophrenie berichten, die im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie an einem 6-monatigen sportlichen Trainings teilnahmen. Darüber hinaus berichtet sie über die Ergebnisse einer Querschnittsstudie mit 1700 Teilnehmenden mit und ohne psychische Erkrankung, die näher erfasste, was Hindernisse und Hilfen für eine regelmäßige körperliche Aktivität sein können. Dirk Wedekind wird in seinem Vortrag von der Implementierung eines standardisierten und strukturierten 6-wöchigen Sportprogrammes im akut-stationären Klinikalltag berichten. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Patient:innen mit Suchterkrankung, geringen körperlichen Beschwerden und fehlender Sportvorerfahrung weniger gut von der Sporttherapie profitieren und geringere Compliance aufweisen. Die Diskussion der Ergebnisse des Symposiums soll dazu beitragen, sporttherapeutische Interventionen allgemein und individuell an die Bedürfnisse einzelner Erkrankungsgruppen anzupassen und zu ermöglichen.
Psychotic disorders remain one of the main contributing factors of global disease burden. It has long been known that psychotic disorders are associated with alterations of speech and language and that these symptoms relate to different dimensions of the core psychopathology of psychotic disorders. However, only today the rapid technological developments in neuroimaging, speech recording as well as the analysis of speech and text on the basis of language-models such as GPT allow for an unique opportunity to characterise language abnormalities in patients with psychotic disorders. These insights offer a novel interdisciplinary research field between neurolinguistics, cognitive neuroscience and psychiatry with the potential to provide new avenues for treatment, diagnostics and personalised predictions. In the present symposium, we will demonstrate complementary ways how these approaches can be employed in the research of psychotic disorders. Valeria Lucarini will present recent findings on semi-automatic analysis of turn-taking patterns in Italian-speaking subjects with and without schizophrenia and how these relate to different dimensions of psychopathology. Derya Cokal will report the language profile of Turkish participants with a first episode of psychosis, ultra-high risk syndrome for psychosis, and familial risk for psychosis. Afterwards Wolfram Hinzen will report computational analyses of semantic structure in spontaneous speech and their brain-functional correlates. Lastly, Philipp Homan will report findings regarding the relationship of language network dysfunction and formal thought disorders in patients with schizophrenia.
Die sogenannten „Drogengroßhändler“ haben in den Maßregelvollzügen nach § 64 StGB in den letzten Jahren deutlich zugenommen, was insgesamt zu einer langsam veränderten Klientel in den forensischen Entziehungsanstalten führte. In den Daten der Stichtagserhebung 2022 zeigte sich, dass Untergebrachte mit einem BtM-Delikt mittlerweile ein Drittel der Patientenpopulation in den Entziehungsanstalten ausmachen (im Vergleich: Im Jahr 1995 waren es noch etwa 10%). Mehr als jeder zehnte Patient wurde aufgrund eines Anlassdelikts nach BtMG mit einer Parallelstrafe ab 5 Jahren untergebracht. Es zeigt sich, dass diese Klientel in vielen der untersuchten Faktoren (u. a. Bildung, Sozialisation, zwischenmenschliche Fertigkeiten, Krankheitsfaktoren) günstigere Werte aufweisen als die restlichen Patienten in den Entziehungsanstalten. Zudem erreichen sie das Behandlungsziel einer Bewährungsentlassung signifikant häufiger, vor allem im Vergleich zu den Patienten mit Beschaffungskriminalität. Es verwundert nicht, dass gut strukturierte, funktional und sozial besser gestellte Patienten das Behandlungsziel einer Entziehungsanstalt eher erreichen als schwer Suchtkranke mit geringeren sozialen Ressourcen. Suchtmittelkonsum und Kriminalität sind in der Realität zwei Phänomene, die häufig zusammen auftreten, aber nicht immer kausal zusammenhängen. So stellt Drogenkonsum für eine Vielzahl von Kriminellen einen lebensbegleitenden und keinen lebensbestimmenden Faktor dar. Auf Basis der Daten der Stichtagserhebung soll die Frage diskutiert werden, ob viele der sogenannten „Drogengroßhändler“ in den Entziehungsanstalten wirklich gefährlich sind, weil sie Suchtmittel konsumieren oder Suchtmittel konsumieren und gefährlich sind.
Die „Aktion Psychisch Kranke“ (APK) hat bis zum Jahr 2022 dem vom Bundesministerium für Gesundheit initiierten ersten Psychiatriedialog organisiert – aktuell wird dieser mit erweiterter Thematik von der APK fortgeführt. Dabei ist Ziel und Thema des aktuellen Psychiatriedialogs, die Schnittstellenproblematiken zu den anderen Sozialgesetzbüchern herauszuarbeiten, insbesondere in den Bereichen Arbeit, Wohnen, soziale Teilhabe bezogen auf die gesamte Lebensspanne und Lösungswege aufzuzeigen. Das Symposium wird folgenden Ablauf haben: Dr. Kirsten Kappert-Gonther wird aus ihrer Perspektive als Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der APK die Thematik aufgreifen. Prof. Dr. Peter Brieger stellt die bisherigen Ergebnisse dar und zeigt Perspektiven der weiteren Diskussion auf. Jörg Holke erläutert den Verlauf und Prof. Dr. Katarina Stengler konkretisiert die Schnittstellen zu den anderen Sozialgesetzbüchern.
Das Symposium will Handlungssicherheit in Bezug auf die ersten Schritte im Umgang mit traumatisierten Personen geben. Es richtet sich dabei primär an angehende Psychiaterinnen und Psychiater und Psychologinnen und Psychologen, kann aber auch anderen Mediziner in der Notfallversorgung Hilfestellung geben. Wir beabsichtigen zum einen ein Update der Empfehlungen zum Umgang mit akut traumatisierten Personen. Zum anderen möchten wir kurze Stabilisierungsübungen vorstellen und auch zu Interventionen ermutigen.
Die Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen bedarf einer eng vernetzten Versorgungsstruktur. Primäre Zugangswege sind die hausärztliche Versorgung und ambulante fachpsychiatrische, teils aufsuchende Angebote, aber auch der Weg über eine stationäre Akutaufnahme. Auf Grund der hohen Prävalenzen und des breiten Spektrums psychischer Erkrankungen und ihrer Verläufe werden viele Patient*Innen ausschließlich oder überwiegend im hausärztlichen System versorgt. Andererseits überwiegt insbesondere bei schwereren psychischen Störungen und daraus resultierenden Teilhabeeinschränkungen die fachpsychiatrische Versorgung. Um Patient*Innen zeitnah konsiliarisch fachärztlich oder hausärztlich vorstellen und im Sinne einer interdisziplinären Zusammenarbeit optimal versorgen zu können, sind bei allen beteiligten Versorgern hohe Kompetenzen im jeweils anderen Fachgebiet und zuverlässige Kommunikationswege erforderlich. Es existieren weltweit und in Deutschland verschiedene Modelle, wie dies realisiert werden kann.
In dem Symposium sollen Daten zum Versorgungsgeschehen präsentiert, Modelle vorgestellt und zukunftsfähige, patientenzentrierte Lösungen diskutiert werden.
Eine der zentralen Herausforderungen in der Entwicklung neuer diagnostischer Biomarker und therapeutischer Ansätze für psychiatrische Erkrankungen ist die Inhomogenität der aktuellen Krankheitsentitäten. So kann z. B. die nötige Kombination an primären und sekundären Symptomen für die Diagnose einer Depression durch Tausende von verschiedenen Varianten erreicht werden. Auch bei Erkrankungen wie der Schizophrenie, der bipolaren Störung oder dem Autismus unterscheiden sich die betroffenen Personen oft in Symptomen, Verlauf und Therapieresponse deutlich voneinander.
Als ein nicht-invasiver, vielschichtiger Zugang zur individuellen Neurobiologie stellt die funktionelle und strukturelle Bildgebung ein zentrales Instrument für die Aufklärung der Heterogenität diagnostischer Entitäten und der Definition von biologisch spezifisch(er)en Subgruppen dar. Auf der anderen Seite sollte die a priori Stratifizierung anhand von klinischen bzw. phänotypischen Merkmalen, z. B. Einschränkungen entlang der sogenannten RDoC Kriterien, durch die verbesserte Homogenität aussagekräftigere Bildgebungsstudien einschließlich prädiktiver Vorhersagemodelle ermöglichen.
In diesem Symposium des DGPPN-Referats „Bildgebung und Systemische Neurowissenschaften“ widmen wir uns der vielschichtigen Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Stratifizierung diagnostischer Entitäten durch und für die Bildgebung. Hierbei werden sowohl die konzeptuellen Perspektiven und Herausforderungen beleuchtet als auch jeweils konkrete Erfahrungs- bzw. Anwendungsbeispiele für entsprechende Stratifizierungsansätze vorgestellt.
Frauen haben ein hohes Risiko für psychische Erkrankungen, das neben biologischen Faktoren, die bisher nur unzureichend verstanden sind, auch durch zahlreiche psychosoziale Bedingungen wie niedrigen sozioökonomischen Status, Verantwortung für Angehörige und Unterdrückung und insbesondere Gewalterfahrung mit bedingt ist. Denn statistische Daten zeigen, dass jede dritte Frau in Deutschland von sexueller und / oder körperlicher Gewalt betroffen ist. Jede vierte Frau erlebt sexuelle und / oder körperliche Gewalt in der Partnerschaft. 42% der Frauen sind psychischer Gewalt ausgesetzt. Nur 20% nutzen die bestehenden Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen. Beschrieben wird zudem, dass die Gewalt intensiver und häufiger ist, wenn die Frau schwanger ist oder kleine Kinder hat.
Das Symposium möchte dazu beitragen, dass die Folgen der Gewalterfahrungen besser erfasst und verstanden werden sowie die Behandlungsmaßnahmen verbessert werden.
Die erste Rednerin wird der Frage „Gewalt privat und in der Arbeit – was macht „othering“ mit uns?“ nachgehen, die zweite Rednerin wird sich der Frage stellen „Gewalt und ihre Folgen – wie können Frauen mit Migrations- und Fluchthintergrund gestärkt werden?“. Die dritte Rednerin wird das Thema „Mütter mit Gewalterfahrung – Compliance und Therapieerfolg in der Peripartalsprechstunde – werden ihre Bedarfe adressiert?“ fokussieren, während die letzte Rednerin das Thema „Umgang mit Stigmatisierung bei Betroffenen von Partnerschaftsgewalt“ aufgreifen wird.
Alle Präsentationen werden mit dem Plenum diskutiert.
Der Islam ist in Deutschland zur zweitgrößten Religion geworden, ca. 5 Mio. Muslime sind ein inzwischen selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft. Der Islam vermittelt praktizierenden Muslimen nicht nur einen entscheidenden Sinnhorizont, sondern prägt als Religion von Glaube und Handlung, Selbstverständnis und Alltagsleben in vielen Bereichen unterschiedlich stark. Dadurch nimmt die Religion einen Einfluss auf die psychischen und religiös-spirituellen Entwicklungsaufgaben ihrer Anhänger. Daher unterscheiden sich religiöse muslimische Patienten in der Psychiatrie und Psychotherapie in den meisten Fällen von Nichtmuslimen, sodass Helfer in den Berufen der psychosozialen Versorgung fast unvermeidlich mit den religiösen Auffassungen von Patienten und Klienten in Kontakt kommen und professionell mit ihnen umgehen müssen.
In der langjährigen Fortbildungsarbeit mit Kollegen zeigt sich immer wieder eine große Unsicherheit im Umgang mit religiösen, insbesondere muslimischen Patienten. Ziel des Workshops soll daher sein, Kollegen mit dem Grundlagenwissen und praktischen Werkzeugen für ein religions- und kultursensibles therapeutisches Arbeiten auszustatten und mehr professionelle Sicherheit im Umgang mit muslimischen Patienten zu vermitteln.
In den Theorieteilen des Workshops sollen grundlegende Themen erarbeitet werden wie: der Islam als Religion. Das Verhältnis von Religion und Tradition, Grundsätzliches zum Umgang mit dem Islam und Muslimen in der Therapie, die Bedeutung und Erhebung der religiösen Anamnese bei Muslimen.
In den interaktiven Teilen sollen Fallvignetten der Teilnehmenden besprochen, aber auch praktische Übungen zu speziellen Themen (Scham, Handreichen, Kopftuch, Sexualität usw.) durchgeführt werden, wobei Dr. Rüschoff auch mögliches Patientenverhalten im Rollenspiel darstellen wird.
Einen kurzen, aber wichtigen Teil soll die Klärung der Frage des eigenen Standpunktes zur Religion allgemein und persönlich darstellen, der für einen Therapieerfolg mit religiösen Patienten von Be-deutung ist.
Die Teilnehmenden erhalten schon vor der Veranstaltung Fallvignetten und wichtige Fragestellungen für den Workshop, sodass die Arbeit vor Ort zielgerecht und praxisorientiert erfolgen kann.
Psychoedukation ist ein Behandlungsmodul, das in der Psychiatrie hochgeschätzt und in den Therapieleitlinien eingefordert wird. Wie eine Umfrage von Rummel-Kluge (2013) an den psychiatrischen Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigte, werden allerdings noch viel zu wenige psychoedukative Gruppen für Patienten bzw. Angehörige angeboten.
Im Workshop sollen die Standards der Psychoedukation gemäß der Deutschen Gesellschaft für Psychoedukation (DGPE) vermittelt und gängige Manuale zu den verschiedenen psychiatrischen Krankheitsbildern vorgestellt werden. Die konkrete Umsetzung soll am Beispiel des an der Technischen Universität München entwickelten psychoedukativen Programms („Arbeitsbuch PsychoEdukation Schizophrenie“ von Bäuml et al. 2010) demonstriert werden. Es wird sowohl auf die einzelnen Informationsinhalte, auf deren didaktische Vermittlung als auch auf die relevanten emotionalen Themen der jeweils acht psychoedukativen Gruppensitzungen – getrennt für Patienten und Angehörige – eingegangen. Die interaktive Arbeitsweise wird in live-inszenierten Gruppensequenzen veranschaulicht. Durch Rollenspielübungen und gezielten Erfahrungsaustausch der Workshopteilnehmende können Lösungsansätze für mögliche problematische Gruppensituationen entwickelt werden. Auf Wunsch kann auf die Umsetzung der psychoedukativen Gruppen bei anderen Krankheitsbildern näher eingegangen werden. Die Teilnehmenden erhalten das notwendige Knowhow, um möglichst rasch mit eigenen Gruppen starten zu können.
Die Neuropsychiatrie beschäftigt sich mit organisch bedingten kognitiven und psychischen Störungen im Grenzgebiet zwischen Neurologie und Psychiatrie. Im klinischen Alltag sind diese Krankheitsbilder oft herausfordernd und bedürfen der interdisziplinären Zusammenarbeit.
In unserem Workshop wollen wir mit Hilfe von Kasuistiken neuropsychiatrische Kenntnisse im Bereich der neurodegenerativen und entzündlichen ZNS-Erkrankungen sowie Epilepsie vermitteln. Die Teilnehmenden des Workshops werden Gelegenheit haben, eigene Fälle vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.
Der Workshop richtet sich an alle Berufsgruppen, die mit neuropsychiatrisch Erkrankten zu tun haben, insbesondere an Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie/Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie.
Abhängigkeitserkrankungen sind keine Phänomene, die nur Einzelne am Rande der Gesellschaft betreffen. Viel mehr nimmt die Zahl der Betroffenen in allen Altersklassen in den letzten Jahren zu oder stagniert auf einem hohen Niveau. Mit einer steigenden Anzahl an Betroffenen rücken spezielle Aspekte der Behandlung dieser Störungen wie die Behandlung von suchterkrankten Eltern, die Therapie der Medikamentenabhängigkeit und neue Behandlungsansätze zur Therapie der Alkoholabhängigkeit, wie z. B. Konzepte zu reduziertem Trinken in den Fokus des klinischen Handelns. In diesem Workshop sollen anhand von Fallbeispielen praxisorientiert interaktiv mit den Teilnehmenden Behandlungskonzepte für suchterkrankte Eltern, zur Therapie der Medikamentenabhängigkeit sowie spezifische Aspekte zur Diagnostik und Therapie der Alkoholabhängigkeit besprochen werden.
Der Workshop richtet sich an im ambulanten oder stationären Bereich tätige Psychiater, Neurologen und Hausärzte und deckt die Besonderheiten in der Behandlung dieser Patientengruppen in den verschiedenen klinischen Settings ab. Es werden neben medikamentösen Behandlungsstrategien auch spezifische psychotherapeutische Therapieansätze für die betroffenen Patienten dargestellt.
Der Workshop stellt die wissenschaftliche Erkenntnislage zum Nutzen von Antidepressiva dar und zieht hieraus praktische Konsequenzen für den Behandlungsalltag. Aktuelle Leitlinienempfehlungen werden einbezogen.
Antworten auf folgende Fragen sollen gegeben werden: Wann sollen Antidepressiva eingesetzt werden, wann nicht? Wie unterscheiden sich die ca. 30 verfügbaren Antidepressiva, welches sollte ausgewählt werden? Welche Dosis soll gewählt werden? Wie sollten zeitlicher Ablauf und Wirküberprüfung einer Antidepressiva-Behandlung erfolgen? Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen das Antidepressivum zu wechseln? Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen das Antidepressivum aufzudosieren? Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen eine Serumspiegelbestimmung (TDM) durchzuführen? Ist es sinnvoll, Antidepressiva zu kombinieren, wenn ja welche Kombinationen? Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen zu augmentieren? Mit welchen Substanzen? Welche Therapiealgorithmen (antidepressive Stufenpläne) gibt es, um Therapieresistenz zu vermeiden oder zu überwinden?
Zielgruppe: Ärzte in Weiterbildung und Fachärzte aus Klinik und Praxis mit Erfahrungen in der Depressionsbehandlung, Psychologen aus Klinik und Praxis mit Erfahrungen in der Depressionsbehandlung und Grundkenntnissen der Pharmakotherapie
Didaktische Methoden: Strukturierung und Theorievermittlung durch den Referenten. An vielen Stellen des Workshops werden die theoretischen Inhalte anhand konkreter Patientenbeispiele, die von den Teilnehmenden und vom Referenten eingebracht werden, in der Interaktion zwischen den Teilnehmenden des Workshops illustriert. Zahlreiche klinisch hilfreiche Tabellen und Algorithmen werden vorgestellt. Aktuelle nationale und internationale Leitlinien zur Depressionsbehandlung werden den Zuhörern vertraut gemacht. Visualisierung aller relevanten Informationen und Schemata durch Wandprojektion. Es wird ein umfangreiches papiergebundenes Handout zur Verfügung gestellt.
Für psychisch kranke Frauen und für ihre Behandler ist ein konkreter Kinderwunsch ebenso wie eine Schwangerschaft während der Behandlung mit Psychopharmaka eine besondere Herausforderung. Sorgen und Befürchtungen kreisen häufig um potentiell teratogene und fetotoxische Einflüsse auf das Kind sowie um mögliche Krankheitsrezidive während der Schwangerschaft und postpartal. Insbesondere wenn Absetzversuche anamnestisch zu Rezidiven geführt haben und eine Schwangerschaft ohne Medikamente nicht möglich erscheint, suchen Patientinnen Rat, erhalten aber oftmals unklare oder sich widersprechende Informationen. Ein abruptes Absetzen oder Umstellen der Medikation im Falle einer ungeplanten Schwangerschaft verunsichert die Patientinnen und kann zu einer psychischen Destabilisierung mit gravierenden Folgen führen. Insgesamt ist eine engmaschige psychiatrische Betreuung der Patientinnen während der Schwangerschaft und im Postpartum (bis zu 12 Monate nach Entbindung) notwendig, um sie bei anstehenden Entscheidungen beraten und Krisen frühzeitig entgegenwirken zu können. Die Schwangerschaft an sich erhöht das Exazerbationsrisiko zwar nicht, aber durch sinkende Medikamentenspiegel können in dieser Zeit vermehrt Symptome auftreten, so dass engmaschige Kontrollen und insbesondere ein häufigeres therapeutisches Drug Monitoring anzuraten sind. In der Postpartalzeit ist dann das Rückfallrisiko deutlich erhöht, insbesondere bei Patientinnen mit affektiven Erkrankungen sowie Angst- und Zwangserkrankungen. Daher muss der postpartalen Rezidivprophylaxe beim peripartalen Management besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Im Workshop werden die Prinzipien der Nutzen-Risiko-Abwägung für die Gabe von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit sowie Behandlungsstrategien für die Praxis vorgestellt. Auch werden Möglichkeiten der Rezidivprophylaxe im Rahmen des peripartalen Managements besprochen. Die Risiken von Teratogenität und Fetotoxizität für einzelne Substanzen werden diskutiert. Exemplarische Kasuistiken ergänzen die Darstellung der peripartalen Betreuung und individuelle Fälle und Fragen der Teilnehmenden können diskutiert werden.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung, so könnte man meinen. Während früher vor allem die Kontrolle von Zielsymptomen im Fokus einer Psychopharmakotherapie standen, so spielt heutzutage zusätzlich die Vermeidung von Nebenwirkungen, sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, UAW, eine zunehmend wichtigere Rolle.
Der Workshop adressiert klinische Probleme einer „Real-Life-Psychiatrie“, die jedem klinisch tätigen Arzt begegnen und deren Adressierung sowohl den Therapie-Outcome als auch die Patientencompliance erhöhen. Etablierte und experimentelle Strategien zum Nebenwirkungsmanagement werden fallbasiert adressiert und sollen hierdurch dem Kliniker Denkanstöße bieten, um die Behandlung psychiatrischer Patienten zu optimieren.
Die Erkenntnisse über biologische Veränderungen in umschriebenen neuronalen Netzwerken bei Patienten mit psychiatrischen Störungen sowie die rasanten elektrophysikalischen technischen Entwicklungen sind wohl zwei wesentliche Säulen, weshalb im klinischen Alltag verschiedene Stimulationsverfahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben (Mutz et al. 2019). Dies führte auch dazu, dass die Neuromodulationsverfahren in das Facharzt-Prüfungsprogramm aufgenommen wurden.
Während des 2-tägigen Workshops sollen Zuweiser, Anwender sowie Auszubildende eine detaillierte Übersicht zu Elektrokonvulsionstherapie (EKT), repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS), tiefer Hirnstimulation (THS), Vagusnervusstimulation (VNS) und transkranieller direkter Gleich- und Wechselstromstimulation (tDCS) erlangen. Einleitend wird der historische Hintergrund der Stimulationstechniken beleuchtet. Es werden dann die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der Verfahren auch in Hinblick auf ihre klinische Bedeutung, insbesondere Differentialindikation und Handhabung, dargestellt. Dabei werden die elektrischen respektive magnetischen Stimulationsarten erörtert. Die Wirkungen werden unmittelbar am Stimulationsort, indirekt über Netzwerke oder durch ein generalisiertes Anfallsgeschehen vermittelt. In weiterer Folge wird auf die einzelnen Stimulationsverfahren eingegangen. So wird die Indikationsstellung zur EKT in der Akut- sowie in der Erhaltungstherapie, die Effektstärke, die Aufklärung von Patienten und Angehörigen sowie die Durchführung praxisrelevant diskutiert und u. a. anhand eines Films illustriert. Genauso wird die Indikation zur rTMS bearbeitet. Hier wird auch auf das enorme stimulationstechnische Entwicklungspotential eingegangen und die evidenzbasierte Anwendungsprotokolle der rTMS von den experimentellen unterschieden. Die Einführung zu THS, VNS und tDCS erfolgt informativ und auf der Basis der bestehenden Evidenz aus Fallserien oder durch Expertenmeinung unterlegt mit einer aktuellen Nutzbarkeit in der Klinik.
Die Stimulationstechniken sind somatische Verfahren, die integrativer Bestandteil eines gesamten bio-psycho-sozialen Behandlungskonzeptes sein müssen. Besondere Bedeutung erfährt deshalb die Indikationsstellung zur Psychotherapie v. a. als Begleittherapie der EKT. Abschließend werden die Teilnehmenden eingeladen, einen Algorithmus für die Indikation und Anwendung von Neuromodulationsverfahren auf der Basis der jeweiligen klinischen Expertise zu erstellen.
Dieser Workshop richtet sich an Ärzte, Pflegefachpersonen, Fach- und Psychotherapeuten. Sie bekommen hilfreiche Impulse für die eigene Selbstfürsorge sowie für das Unterrichten bzw. die fachliche Vermittlung des Themas.
Die Referentinnen führen zunächst in die Theorie ein und stellen ein anschauliches Modell der Selbstfürsorge vor (Juchmann, 2022). Dies berücksichtigt biografische Prägungen, Persönlichkeitsfaktoren und für die Zielgruppe wesentliche strukturelle Arbeitsbedingungen. Ausgewählte Praxisbeispiele und prägnant zusammengestellte wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, wie Achtsamkeitsmethoden, kontemplative Techniken und Selbstreflexion dabei helfen, die eigene Selbstfürsorge zu stärken.
Der Praxisteil des Workshops ermöglicht Anfängern sowie Fortgeschrittenen, selbst aktiv zu werden. Die Trainerinnen laden zum Üben von unterschiedlichen Methoden (u. a. Bodyscan, achtsame Bewegung, Gehmeditation, Meditation zu herausfordernden Gedanken) ein. Besonders wichtig ist auch die Einführung in die Mettameditation (Freundlichkeitsmeditation). Im Anschluss an die interaktiven Praxiseinheiten ist stets Raum für Rückmeldungen in der Gruppe und Austausch über individuelle Erfahrungen. Wir stellen ansprechend gestaltetes Übungsmaterial vor, das speziell für die Selbstfürsorge in helfenden Berufen entwickelt wurde.
Das Ziel des Workshops ist, spürbar zu machen, dass Selbstfürsorge Freude bereiten kann und den eigenen Arbeitskontext bereichert. Die Teilnehmenden erkennen, dass ein selbstfürsorglicher Umgang kein Luxus ist, sondern die Basis für die (professionelle) Sorge um andere darstellt.
Autistische Störungen im Erwachsenenalter sind gar nicht selten – Experten schätzen, dass bis zu 1 % der Erwachsenen unter Symptomen leiden, die man dem Spektrum der Autistischen Störungen zuweisen kann. Dabei sind dies nicht alles „inselbegabte“ Menschen, die in bestimmten Bereichen des Lebens extreme Begabungen haben, sondern es sind oft genug Menschen mit ganz normalen, durchschnittlichen Begabungen. Auffälligkeiten im Verhalten, die auf ASS zurückzuführen sind, sind mal mehr und oft eher weniger im Verhalten offensichtlich. Bei Menschen mit Autismus bestehen in der Regel Einschränkungen in fünf verschiedenen Bereichen des Daseins, Fühlens und Wahrnehmens. Diese Probleme entstehen wahrscheinlich, weil die Nervenzellen in den Gehirnen von Menschen mit autistischen Störungen teilweise abweichende Funktionen haben. So ist die „Theory of Mind“, also das Verständnis von sich und anderen als unabhängig fühlenden Wesen, gestört. Die Fähigkeit, eine zentrale Kohärenz zu schaffen, ist beeinträchtigt und es finden sich Hinweise, dass im präfrontalen Kortex Funktionen gestört sind, die für flexible Planung und Handlung wichtig sind. Emotionswahrnehmung und -ausdruck sind beeinträchtigt. Aufgrund der Besonderheiten können massive Beeinträchtigungen des Soziallebens und der allgemeinen Funktionsfähigkeit bestehen. Autismus-Spektrum-Störungen werden nicht immer in der Kindheit erkannt. Gerade im Bereich vom hochfunktionalen Autismus ist die Fallzahl von Erwachsenen, die keine Diagnose in der Kindheit erhalten haben, sehr hoch. Diese Patienten stellen sich zunehmend bei Psychiatern und Psychotherapeuten mit dem Wunsch nach einer ausführlichen Diagnostik vor.
Dieser Workshop bietet einerseits ein umfangreiches Fachwissen zu Symptomatik von ASS im Erwachsenenalter und stellt andererseits standardisierte Verfahren und Methoden zur Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter vor. Der Fokus liegt auf der Anwendung. Am Ende des Workshops sollte jeder Teilnehmende in der Lage sein, die gewählten Testverfahren sicher durchzuführen und auszuwerten und auf Basis der Ergebnisse eine fundierte Entscheidung zur Diagnosestellung zu treffen. Nachdem der Workshop bereits im letzten Jahr gut lief, wollen wir den Fokus dieses Jahr noch stärker auf den praktischen Teil legen.
PKP beinhaltet kurze psychiatrische und psychotherapeutische Strategien in Praxis und Klinik auch außerhalb der Richtlinien-Psychotherapie. Die Arbeitsgruppe PKP wurde auf dem DGPPN Kongress 2009 in Berlin von einigen in psychiatrisch-psychotherapeutischer Klinik oder Praxis tätigen DÄVT- und DGPPN-Mitgliedern gegründet. Ihre Initiative entstand aus vielen Gedanken, wie die Vielfalt bekannter therapeutischer Maßnahmen konkreter im Routine-Alltag psychiatrischer Versorgungssysteme nutzbar gemacht werden kann, da kaum strukturierte psychotherapeutische Interventionen außerhalb der Richtlinien-PT stattfinden.
PKP verfolgt eine systematische Therapiestrategie mit Hilfe von aneinander gereihten Sprechstundenkarten (SSK) als Fortsetzungsserie von kurzen (10 bis 25-minütigen) psychiatrischen und psychotherapeutischen Interventionen. Konzeptuelle Basis ist das 3-Säulen-Modell der Strategischen Kurzzeittherapie: Symptomtherapie (psychiatrisch), Fertigkeitentraining (verhaltenstherapeutisch), Persönlichkeitsentwicklung (psychodynamisch).
In diesem Workshop erfolgt die Einführung in die PKP-Sprechstundenkarten für das Störungsbild Depression. Ambulante und stationäre Anwendungen sind inhaltlich aufeinander abstimmbar und können sich ergänzen. Sie integrieren transparent mehrere Therapeuten des den Patienten behandelnden Teams ohne Verlust des Gesamtkonzepts. Die Sprechstundenkarten – für alle besteht eine Kopiererlaubnis – liegen durch beschriftete Reiter übersichtlich geordnet in Karteikästen und sind individuell erweiterbar. Sie geben einen Leitfaden für Patientenkontakte über mehrere Termine und bedienen gleichzeitig auch Leitlinien, Dokumentationsverpflichtungen, Supervision und Ausbildung durch Theorieausführungen auf den Rückseiten. Zu Therapie-Ende liegt je Patient ein PKP-Ordner in Papierform vor: für den Patienten als Selbsthilfebuch bzw. dem Therapeuten als Behandlungs- und Dokumentationsnachweis. Es gibt alternativ eine digitale PDF-Datei-Fassung als Kopiervorlage; das angestrebte Ziel der digitalen Nutzung ist die direkte Beschriftung auf dem PC/Pad und das platzsparende Speichern der bearbeiteten SSK auf einem externen Speicher-Medium (z. B. USB-Stick). Beide Techniken werden im Workshop demonstriert. Die Anwendung im Einzelsetting bei depressiven Patienten erfolgt erfolgversprechend seit nun schon über 10 Jahren in mehreren Praxen und Kliniken. In einigen Kliniken starteten Anwendungen im Gruppensetting auf der Station bzw. in Tageskliniken.
Im Workshop werden Einzel- und Gruppenkonzepte der „PKP der Depression“ theoretisch vorgestellt und zugleich in der praktischen Durchführung trainiert. Die einfache Handhabung der Sprechstundenkarten mit Visualisierungshilfen hilft auch bei Sprachbarrieren im therapeutischen Kontakt. PKP-Depression ist als Handbuch in der deutschen, englischen, türkischen, russischen, polnischen und ungarischen Sprache veröffentlicht. Griechisch in press.
Die Bearbeitung von Gutachtenaufträgen beinhaltet eine Reihe von Tücken. Zum einen gilt es, den Inhalt der Gesetze und der Rechtsprechung zu verstehen, die im Rahmen der Begutachtung seelischer Erkrankungen von Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang ist es für Sachverständige oftmals schwierig, das normative Denken der Juristen zu verstehen und dieses Beurteilungsraster mit dem in den psychiatrisch-psychologischen Wissenschaften üblichen Denken in Kontinuitäten in eine sinnvolle Übereinstimmung zu bringen. Weiter gilt es, die Sprache (und damit das Denken) der Psychiatrie so zu übersetzen, dass auch medizinische Laien verstehen, was gemeint ist.
Der Workshop soll sich deshalb mit einigen ausgewählten Aspekten befassen, die bei der Begutachtung psychisch Kranker unabdingbar sind.
Die Schematherapie nach Jeffrey Young stellt eine moderne psychotherapeutische Methode zur Behandlung von Patienten mit chronischen, komplexen psychischen Erkrankungen dar. Die Verbreitung hat in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen der guten Studienergebnisse in der Behandlung von Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen stark zugenommen. Die Schematherapie geht davon aus, dass Menschen bereits in der Kindheit überdauernde, dysfunktionale Konzepte (Schemata) von sich selbst, von anderen und der Welt entwickeln, wenn die Grundbedürfnisse von Kindern (z. B. Sicherheit, Liebe oder Akzeptanz) nicht erfüllt werden. Während Schemata eher überdauernd und rigide sind („traits“), können die daraus resultierenden Modi sehr schnell wechseln und beschreiben so den aktuellen emotionalen Zustand („states“) einer Person. Das Modusmodell stellt die zentralen Probleme einer Person im Hier und Jetzt klar dar, wird schnell verstanden und ist das zentrale Element in der aktuellen schematherapeutischen Arbeit.
Dieser Workshop wird entsprechend der aktuellen Entwicklung der Schematherapie die Arbeit mit dem Modusmodell in den Vordergrund stellen. Neben der Vermittlung theoretischer Grundkenntnisse (Schema- und Modusmodell) sollen exemplarisch schematherapeutischer Techniken demonstriert und trainiert werden.
Methoden: Vortrag mit Powerpoint-Präsentation, Video- oder Livedemonstration, Arbeit mit Fallbeispielen mit Erarbeitung eines Moduskonzepts, Einübung der therapeutischen Techniken in Rollenspielen, Handout.
Zielgruppe: Vorkenntnisse zur Schematherapie sind nicht erforderlich.
Literatur: Zens, C. & Jacob., G. (2015). Poster Schematherapie. Das Modusmodell auf einen Blick. Weinheim: Beltz. Zens, C. & Jacob, G. (2014, 2015). Buch und DVD. Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz. Fassbinder, E., Schweiger U., Jacob, G. (2011). Therapietools Schematherapie. Weinheim: Beltz. Jacob, G. & Arntz, A. (2015). Schematherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz. Young, J. E., Klosko, J. S. & Weishaar, M. E. (2006). Schematherapie – ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann.
Die personalisierte Medizin gilt als eine Weiterentwicklung der evidenzbasierten Medizin, wobei individuelle Faktoren der Patienten in den Vordergrund gerückt werden. Neben bekannten Faktoren wie Alter, Geschlecht und klinische Symptomatik werden hierbei auch Faktoren wie ethnische Herkunft, Arzneimittelinteraktionen, TDM und pharmakogenetische Untersuchungen in den Vordergrund gerückt.
Im Workshop werden alle relevanten Grundlagen zu Arzneimittelinteraktionen, TDM sowie derzeit gängige genetischen Testverfahren präsentiert. Zu den ersten zwei Themengebieten wird Herr Dr. Eckermann zahlreiche und äußerst lehrreiche Fallbeispiele vorstellen, die detailliert erörtert und mit den Teilnehmenden diskutiert werden. Dabei wird nicht nur die Bedeutsamkeit von CYP-Enzymaktivitäten und Arzneimittelinteraktionen intensiv verdeutlicht, sondern auch haftungsrechtliche Implikationen aufgezeigt, um ärztliche Behandlungsfehler zu vermeiden. Zur Pharmakogenetik werden von Herrn Prof. Müller Grundlagen vermittelt, die auch auf derzeitige Empfehlungen von Expertengremien und Arzneimittel-Aufsichtsbehörden eingehen werden. Zusätzlich wird Frau Dr. Schmiedhofer Kasuistiken aus der Praxis aufzeigen, wie in schwierigen Behandlungsfällen genetische Untersuchungen zielführend eingesetzt werden können. Schließlich wird auch auf regionale Besonderheiten der genetischen Variabilität eingegangen, die in der Behandlung von Patienten mit nicht-europäischem Hintergrund bedeutsam sind.
Zusammenfassend werden in diesem Workshop die folgenden Lernziele angestrebt: Vermittlung von Grundlagenverständnis zu relevanten Arzneimittelinteraktionen, TDM und genetischer Variabilität; Präsentation von Fallbeispielen mit problematischen Arzneimittelnebenwirkungen/ Wechselwirkungen und wie diese zu vermeiden sind und Vorteile in der Anwendung von pharmakogenetischen Untersuchungen mit Fallbeispielen (insbesondere zu CYP2D6 und CYP2C19).
Zielgruppe: klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte im ambulanten und stationären Bereich, wie auch wissenschaftlich interessierte Kolleginnen und Kollegen zum Thema Behandlungsoptimierung durch vertiefende Einblicke im Bereich Genetik, TDM und Arzneimittelinteraktionen
In den letzten Jahren sind innerhalb der psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosomatischen Fachgesellschaften verstärkt Bemühungen sichtbar, die bisherigen ambulanten, teilstationären und stationären Behandlungen um digitale Versorgungsangebote zu bereichern. Unter dem Stichwort „Mental Health“ kommen dabei komplexe und innovative Virtual-Reality-Technologien zur Therapie mentaler Erkrankungen zum Einsatz. VR-Technologien nutzen die Idee der neuroplastischen Modellierbarkeit des Gehirns und adaptieren bewährte Ansätze aus der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT). Die Ergänzung der Behandlungsansätze um innovative, wissenschaftlich anerkannte virtuelle Explorations- und Interaktionstechniken ermöglicht den Patienten erlebnisorientierte Erfahrungen, indem die Patienten tief in die indikationsbezogenen virtuellen Szenarien eintauchen können. Diese virtuellen Behandlungsansätze umfassen derzeit affektive Störungen, Phobien, Suchterkrankungen sowie Traumata und bieten darüber hinaus auch diverse Stressbewältigungsprogramme inklusive Meditationsanleitungen und Achtsamkeitsübungen. Hervorzuheben sind hier vor allem die Möglichkeiten des selbständigen Übens sowie die Überwindung von Sprachbarrieren und individuellen Handlungsblockaden. Durch den Einsatz können Szenarien wie Vortragssituationen ohne größere Aufwände in das Behandlungssetting integriert werden.
Mit der Idee des erfahrungsbasierten Lernens haben wir die VR-Technik in unserer verhaltenstherapeutischen Praxis seit einem Jahr eingesetzt. Wir möchten daher die Integration der Technologien in bestehende Behandlungskonzepte und konkret die Umsetzung mit Patienten vermitteln und eine erste Möglichkeit des Erfahrens und Austausches bieten.
Der Workshop richtet sich an alle therapeutisch arbeitenden Kollegen sowohl aus dem ärztlichen als auch psychotherapeutischen Kontext.
Der Workshop umfasst die Darstellung der wissenschaftlichen Rationale zum Einsatz der VR in der Psychotherapie (80 min), eine Live-Demonstration der Anwendung in indikationsbezogenen virtuellen Szenarien (60 min) und das eigenständige, interaktive Arbeiten mit der VR-Brille am Beispiel der PsyCurio-Brille (60 min), jeweils unterbrochen von einer 15-minütigen Pause und abgerundet durch eine Fragerunde im Plenum anknüpfend die Diskussion der erlebten Erfahrungen.
Literatur: Altenhofer, M.; Pauli P.; Gromer, D.; Lanzinger, J.; Täuber, M. (2022): Virtual-Reality-Therapie. Anwendung in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Hamburg - Taschen Verlag Eichenberg, C. (2021): Virtual-Reality in der Psychotherapie: Anwendungen mit klinischem Potenzial. PP 20, Ausgabe November 2021, Seite 515, Ärzteblatt.de.
Nach belastenden Erlebnissen entwickelt eine bedeutende Minderheit der Betroffenen anhaltende psychische Syndrome. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist die bedeutsamste und am besten untersuchte Traumafolgestörung. Deren Diagnose ist im Alltag mitunter nicht leicht und wird kompliziert durch komorbide Störungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klassifikationssysteme ICD und DSM unterschiedliche Wege gehen. Die Diagnostik der (komplexen) PTSD anhand der Klinik, wie auch von Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren wird vorgestellt. Risikofaktoren, Eigenschaften des Traumas selbst, die initiale psychopathologische Symptomatik sowie Kognitionen tragen zur Entwicklung einer (komplexen) PTSD bei. Diese Grundlagen werden im Workshop dargestellt. Traumatisierungen erschüttern die Integrität des Menschen, sein Weltbild, seine Überzeugungen und Einstellungen. Die Bearbeitung der Kognitionen ist ein wichtiges Element der Therapie und wird in Grundzügen vermittelt. Die Symptomatik wird von Patienten häufig nicht als Traumafolge verstanden bzw. kann nicht eingeordnet werden. Eine intensive Psychoedukation ist notwendig. Zur ersten Wiedergewinnung von Kontrolle haben sich Entspannungsverfahren und Atemtechniken bewährt. Zentral in der Verhaltenstherapie der PTSD ist die Konfrontationstherapie. Das von der Arbeitsgruppe von Edna Foa entwickelte Modell der Konfrontationstherapie wird im Workshop vorgestellt. Dies ist ein für Patienten wie Therapeuten belastendes Verfahren mit der Notwendigkeit, die bisher vermiedenen Emotionen und Kognitionen zu mobilisieren und mittels Habituation zu bewältigen. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden weitere spezifische Therapiemethoden entwickelt und evaluiert, z. B. die EMDR, die kurz gezeigt wird. Psychopharmaka reduzieren in kontrollierten Studien erfolgreich die PTSD-Symptomatik. Detailliert wird die medikamentöse Vorgehensweise im akuten wie auch chronischen Fall behandelt. Die Form und Wirksamkeit von Frühinterventionen sind umstritten. Aufgezeigt wird der aktuelle Forschungsstand wie auch Interventionen z. B. nach Unfällen oder Gewalterlebnissen. Die Wirksamkeit der genannten Verfahren in Metaanalysen und Cochrane-Analysen bei manifester PTSD wird vergleichend vorgestellt, ebenso die Empfehlungen der neuen AWMF-Leitlinie zur PTSD. Der Workshop hat einen verhaltenstherapeutischen Schwerpunkt mit den am besten evaluierten und wirksamen Verfahren bei Typ-I-Traumata. Die einzelnen Stufen und Elemente der Behandlung werden an Beispielen vorgestellt und geübt. Jedoch sind auch die Diagnostik und Behandlung von Typ-II-Traumata Gegenstand des Workshops. Die Begutachtung von Traumafolgestörungen wird ebenfalls vorgestellt. Auch werden Literaturempfehlungen und Links gegeben.
Didaktische Methoden: Vortrag, Video, eingehende Diskussion
Zielgruppe: Ärzte in fortgeschrittener Weiterbildung sowie Fachärzte
Literaturangaben: Frommberger, U., Nyberg, E., Angenendt, J., Lieb, K., Berger, M. (2019) Posttraumatische Belastungsstörungen. In: Psychische Erkrankungen (M. Berger, Hrsg.), S. 501-524, 6. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München.
Immunologische, metabolische, hormonelle und Alterungsprozesse tragen zur Entstehung von Depressionen bei. Ferner erhöhen traumatische Lebensereignisse das Risiko, eine Depression zu entwickeln. Die Folge ist ein heterogenes Krankheitsbild mit unterschiedlichen Subformen. In diesem Symposium werden Depressionsformen und Faktoren erörtert, die zur Entstehung und Erhaltung von Depressionen beitragen, mit dem Ziel die Heterogenität der Krankheit besser zu erfassen.
Metabolische Substanzen greifen in den epigenetischen Stoffwechsel ein und können die Neuroplastizität im ZNS beeinflussen. Prof. Frodl stellt neue Ergebnisse zu immun-metabolischen Veränderungen bei Depression vor und berichtet über Untersuchungen von Stoffwechselmarkern mittels MR-Spektroskopie und Protonen-NMR sowie von immunologischen Markern zur Diagnose und zum Therapieverlauf.
Die Zeit um die Geburt ist bei jungen Eltern häufig mit Stimmungsschwankungen verbunden. Diese sind jedoch nicht homogen und umfassen eine Reihe von klinischen Bildern. Spezifische Risikofaktoren und Genderaspekte, die bei der Entstehung von Depressionen bei Müttern sowie bei Vätern nach Geburt des Kindes eine Rolle spielen, werden von Prof. Chechko anhand neuer Daten demonstriert.
Zu den stärksten Risikofaktoren für schwere Depressionen gehören Misshandlungen in der Kindheit. Prof. Dannlowski berichtet in seinem Vortrag welchen Spuren Misshandlung und Traumata in der Kindheit auf der Gehirnentwicklung hinterlassen und wie sie zur Entstehung der Depression beitragen.
Depressionen im Alter können einen Risikofaktor für dementielle Erkrankungen sein. Prof. Teipel berichtet in seinem Vortag zur Differentialdiagnostik von Depression und Demenz. Auch die Behandlung von Depressionen im Alter weist Besonderheiten auf aufgrund veränderter Pharmakokinetik, häufig bestehender Polypharmazie und erhöhter Anfälligkeit für anticholinerge Nebenwirkungen. Zugleich ist der Zugang zu Psychotherapie für ältere Patienten oft erschwert.
Kaum ein medizinisches Fach ist so dicht an gesellschaftlichen Stimmungen angesiedelt wie die Psychiatrie und Psychotherapie. Daraus lassen sich eine besondere gesellschaftspolitische Verantwortung aber auch Handlungsmöglichkeiten unseres Faches ableiten. Die Sequenz globaler Krisen der letzten Jahre prägen das Befinden der gesamten Gesellschaft und das Erleben einer ganzen Generation. Hierzu gehören die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Inflation genauso wie die immer deutlicher werdenden Folgen des Klimawandels. Dabei spielt das Gefühl der Angst eine herausgehobene Rolle, die die Auswirkungen dieser Veränderungen auf das eigene Leben, auf die soziale Umgebung wie auch auf die natürliche Umwelt betrifft. Eine Folge hieraus ist eine politische und eine soziale Atmosphäre, die von zunehmender Polarisierung geprägt ist. Das Ergebnis ist u. a. das Erstarken von nationalen bis hin zu nationalistischen politischen Bewegungen, die nicht allein auf politische Randgruppen begrenzt scheint und sich besonders auch in sozialen Medien finden lässt. Psychiatrie und Psychotherapie können über diese Zusammenhänge und eigene Handlungsmöglichkeiten aufklären, damit Polarisierung entgegenzuwirken und somit eine wirksame Rolle in der Demokratieförderung einnehmen. Über diese Aufgabe der Psychiatrie und Psychotherapie diskutieren wir mit diesen Gästen:
Die medizinische Versorgungssituation von trans* Personen ist von konträren fachlichen und rechtlichen Vorgaben geprägt. Das Verständnis von Trans*Identität hat sich unter Fachpersonen wie in der Gesellschaft in den letzten Jahren essentiell verändert. Mit der 2018 veröffentlichten S3-Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit“, dem 2020 verabschiedeten „Gesetz zum Verbot von Konversionstherapien“, das sich ausdrücklich auch auf Geschlechtsidentität bezieht, und dem Streichen der Diagnose „Transsexualität“ aus dem ICD 11 hat die Fachwelt bedeutsame Grundsteine gelegt, um eine verbesserte medizinische Versorgung und psychotherapeutische Begleitung von trans* Menschen zu bewirken.
L. Mahler wird im Vortrag einen Überblick über die bestehende Evidenz zu Entstehungsmodellen der Trans*Geschlechtlichkeit, zur Wirksamkeit von körpermodifizierenden Behandlungen, Möglichkeiten der psychotherapeutischen Begleitung sowie zu psycho-sozialen Belastungen von trans* Personen – insbesondere durch Minderheitenstress – geben.
D. Pauli gibt einen umfassenden Überblick über die wissenschaftliche Evidenz sowie umfangreiche praktische Erfahrungen zur Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie.
Darauf aufbauend diskutiert M. Günther die wichtigsten Besonderheiten hinsichtlich Behandlungsentscheidungen und Einwilligungsprozessen bei Minderjährigen aus klinischer und ethischer Sicht. Ein besonderer Fokus liegt auf der gesellschaftlichen und fachlichen Kontroverse zur Risiko-Nutzen-Abwägung bei körpermodifizierenden Behandlungen bei Minderjährigen anhand bisheriger Evidenzlage.
K. Teren wird einen Überblick über Transitions- und Re-Transitionsentscheidungen geben. Im Hinblick auf die Erfordernisse einer sicheren und diskriminierungssensiblen Begleitung werden Anforderungen an partizipative Entscheidungs- und Reflexionsprozesse im therapeutischen Setting dargestellt.
Kognitive Verhaltenstherapie und Kognitive Remediation werden mit dem höchsten Evidenz- und Empfehlungsgrad zusätzlich zur Pharmakotherapie bei Menschen mit Psychosen in der aktuellen S3-Leitlinie empfohlen. Im vorliegenden Symposium sollen aktuelle Weiterentwicklungen und Evaluationen dieser Ansätze und verwandter Strategien vorgestellt werden.
Dr. Daniel Müller (Universitäre Psychiatrische Dienste Bern) stellt die Ergebnisse von Kognitiver Remediation und die Effekte des Gruppensettings aus einer großen randomisierten Studie mit über 150 Teilnehmenden dar. Prof Dr. Tania Lincoln (Universität Hamburg) präsentiert einen neun Therapieansatz, der den Aufbau selbstsicherer Interaktionen mit akustischen Halluzinationen, die in Rollenspielen eingeübt werden, evaluiert. Eine kleine Pilotstudie in Großbritannien ergab einen großen Effekt auf halluzinationsbedingte Belastung. Die vorgestellte randomisierte Machbarkeitsstudie an n=75 dient zur Abschätzung des zu erwartenden Effekts für eine prospektive, randomisiert-kontrollierte, multizentrische, Parallelgruppenstudie, die demonstrieren soll, dass der Zusatz eines Relating Moduls (RM) zur Standardbehandlung (Treatment-As-Usual = TAU) einer reinen TAU-Bedingung im Hinblick auf die Reduktion halluzinationsbedingter Belastung überlegen ist. Dr. Dr. Kerem Böge (Charité Universitätsmedizin Berlin) berichtet über Ergebnisse verschiedener Studien zu achtsamkeitsbasierter Therapie bei Menschen mit Psychosen. Hier insbesondere über eine randomisierte Feasibilitystudie mit n=40 Teilnehmenden einer stationären achtsamkeitsbasierten Gruppentherapie. Dr. Felicitas Ehlen (Vivantes Klinikum am Urban und Charité Universitätsmedizin Berlin) berichtet über eine Pilotstudie zur Evaluation der Wirksamkeit eines Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)-basierten Behandlungsprogramms mit stationären gruppentherapeutischen Interventionen bei Patientinnen und Patienten mit Psychosen.
Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Im Hinblick auf Entstehungsmechanismen spielen sowohl psychologische als auch biologische Faktoren gleichermaßen eine wichtige Rolle. Im Rahmen des Symposiums werden unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen in Krisensituationen in den Fokus genommen. Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder Kriegshandlungen werden als potentielle Auslöser oder Mediatoren in der Entstehung von Angsterkrankungen von A. Bendau diskutiert. Die speziellen Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Beschäftigten im Gesundheitswesen – in diesem Fall von Mitarbeitenden in einem großen psychiatrischen Versorgungskrankenhaus - werden von K. Feldker-Kasperek mit besonderem Fokus auf Angst in den Blick genommen. Aktuelle Ergebnisse zu neurobiologischen Korrelaten bei sozialer Phobie und deren Beziehung zur klinischen Symptomatik werden von B. Kreifelts dargestellt. Abgerundet wird das Symposium durch Untersuchungen von C. Plessen zur Effektivität digitaler Interventionen bei Angst.
Berliner Gespräche über mentale Gesundheit ist vom Wellcome’s mental health programme inspiriert und wurde in Zusammenarbeit mit mehreren akademischen Instituten, Kliniken und Gemeinden realisiert. Der Film ist das Ergebnis einer Reihe von Interviews, die 2022 mit Experten zum Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und strukturellen Ungleichheiten in Berlin geführt wurden.
Ein zentraler Aspekt von Substanzkonsumstörungen besteht darin, dass es Betroffenen nicht gelingt, (automatisierte) appetitive Prozesse zu inhibieren und so den Substanzkonsum zu kontrollieren. Entsprechend nimmt das Ungleichgewicht zwischen zu starken appetitive Prozessen und einer mangelnden inhibitorischen Kontrolle eine zentrale Rolle in psychologischen und neurowissenschaftlichen Suchtmodellen ein. Einem translationalen Ansatz folgend wurden in jüngster Zeit Trainingsverfahren entwickelt, welche zum Ziel haben, die exekutive Kontrolle von Patientinnen und Patienten im Suchtkontext zu verbessern.
Im Symposium werden einerseits aktuelle Befunde zur neurobiologischen Grundlage von (substanz-spezifischer) Inhibition bei Suchterkrankungen präsentiert, wobei ein Fokus auf Befunden liegt, welche einen Zusammenhang mit dem Rückfallgeschehen und dem Therapieerfolg zeigen. Andererseits wird reflektiert, inwiefern das Vorliegen einer ausgeprägten Impulsivitätsproblematik, wie sie beispielsweise im Kontext komorbider ADHS-Erkrankungen besteht, den Therapieverlauf von Subtanzkonsumstörungen beeinflussen kann. Schließlich wird anhand von zwei Beispielen – einem alkohol-spezifischen Inhibitionstraining und einem schach-basierten kognitiven Remediationstraining – darauf eingegangen, inwiefern solche Trainingsverfahren als Zusatzmodule den Therapieerfolg bei Substanzkonsumstörungen verbessern können und welche Wirkmechanismen dabei wichtig sind.
Patienten mit anhaltend aggressivem Verhalten zeigen eine hohe Prävalenz von Polypsychopharmakotherapie und Hochdosistherapie – trotz begrenzter Evidenz und erhöhtem Risiko für Interaktionen und unerwünschte Wirkungen. Dies betrifft nicht zuletzt Patienten mit einer gewalttätigen Vorgeschichte, welche sich im Maßregelvollzug befinden. Welche zusätzlichen Herausforderungen bringt die Pharmakotherapie straffällig gewordener Patienten mit sich? Hier zeigt eine aktuelle Studie der Referenten, dass Verschreibungspraktiken sich primär nicht an Psychopathologie orientieren. Eine direkte Anwendbarkeit von Forschungsergebnissen aus der Allgemeinpsychiatrie auf den forensisch-psychiatrischen Bereich ist kaum gegeben: Hier spielen nicht nur die höheren Komorbiditätsraten, sondern auch der gerichtlich angeordnete und damit meist unfreiwillige Behandlungskontext eine Rolle. Gleichzeitig sind kontrollierte Medikamentenstudien in forensisch-psychiatrischen Populationen aufgrund diverser Limitationen in der Durchführbarkeit rar. Entsprechend lückenhaft ist der Wissensstand. Zum Abschluss des Symposiums wird mit einer aktuell an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich laufenden Mirror-Image-Studie eine Möglichkeit zur Untersuchung der Wirkung antipsychotischer Präparate erläutert.
Das Referat Notfallpsychiatrie widmet sich aktuellen Themen der Notfallpsychiatrie im Kontext der neuen Versorgungssituation in Deutschland, im Kontext der Ereignisse der Pandemie und der weltweit geführten Diskussion um die Legalisierung von THC und deren Folgen für die Notfallpsychiatrie.
Die zunehmende Ambulantisierung stellt die Kliniken vor neue Herausforderungen. Stationäre Behandlungsplätze werden nicht in derselben Zahl wachsen, wie der Bedarf. Daher müssen neue Wege gegangen werden, die uns bisher fremd oder gar unmöglich erschienen. Eine davon ist die häusliche Versorgung von psychiatrischen Notfällen im StäB-Kontext. Was ist machbar? Wann ist die Klinikeinweisung unumgänglich?
Die Coronapandemie hat auch die psychiatrische Notfallversorgung vor große Herausforderungen gestellt. Wie sich dies auf Notarztkontakte ausgewirkt hat, erläutert ein Vortrag des Symposiums.
Cannabis ist nach wie vor eine der wichtigsten Drogen, welche als Auslöser psychotischer Erkrankungsbilder verantwortlich ist. Das Symposium liefert hier ein Update und versucht anhand von Erfahrungen anderer Länder zu prognostizieren, wie sich eine Cannabislegalisierung in Deutschland auf die Notfallpsychiatrie auswirken könnte.
Die hohe Komorbidität von Adipositas, Diabetes und psychischen Erkrankungen lässt vermuten, dass eine ungesunde Ernährung und Stoffwechselstörungen sowohl einen Einfluss auf die Entstehung psychischer Erkrankungen haben als auch ihren Verlauf ungünstig beeinflussen.
Das Symposium gibt eine Einführung in das Thema mit kritischer Diskussion der aktuellen Studienlage. Zunächst wird dargestellt, welchen Einfluss gastrointestinale Hormone auf die Signalübertragung im Gehirn haben. In den letzten Jahren wiesen Grundlagenstudien nach, dass gastrointestinale Hormone und Stoffwechselmetabolite die Signalübertragung im Gehirn direkt beeinflussen. Auf diese Weise können sie Kognition und das Entscheidungsverhalten modulieren. Wir werden darstellen, wie ein westlicher Ernährungsstil, sowie Übergewicht und Diabetes diese Regelkreise beeinträchtigen und somit potentiell die Entstehung psychischer Symptome begünstigen können. Es wird thematisiert, wie Übergewicht und Adipositas mit Veränderungen der Hirnstruktur bei psychischen Erkrankungen interagieren. Multizentrische Studien konnten die Bedeutung von Übergewicht für hirnstrukturelle Veränderungen bei psychischen Erkrankungen untermauern und zudem demonstrieren, dass Übergewicht mit den neuroplastischen Effekten antidepressiver Interventionen, wie der Elektrokunvulsionsbehandlung interferiert. Darüber hinaus, wird diskutiert, wie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und die damit verbundenen Risikokonstellationen (erhöhter HbA1c-Spiegel, genetische Prädisposition) die Architektur des Gehirnnetzwerkes beeinflussen, und dadurch mit kognitiven Defiziten bei psychischen Erkrankungen assoziiert sind.
Ein besseres Verständnis über diese neuro-metabolischen Zusammenhänge, kann dazu beitragen, Therapiestrategien zu entwickeln, die Stoffwechselveränderungen bei betroffenen Patienten gezielt zu behandeln.
In dem Symposium wird das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Seelenarbeit im Sozialismus“ vorgestellt. Das Forschungsprojekt untersucht u. a. die Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR und hier insbesondere professionelle Strukturen sowie inhaltliche Entwicklungen. Im Kontext der Einbettung in die Gesundheitspolitik der DDR wird auch der Frage nach der politischen Instrumentalisierung der Fachgebiete nachgegangen. Bernhard Strauß wird darüber sprechen, was inhaltlich und konzeptionell aus der DDR-Psychotherapie übriggeblieben ist, aber auch, wie die Diktaturerfahrung die Einstellung zur Psychotherapie und zum Gesundheitswesen bis zum heutigen Tag beeinflusst. Dafür verwendet er Daten aus einer Repräsentativerhebung. Um das Ausloten von Handlungsspielräumen in der sozialistischen Diktatur geht es im Beitrag von Kathleen Haack. Sie fragt nach Gestaltungsmöglichkeiten für psychiatrisches Handeln unter den gegebenen persönlichen und strukturellen Rahmenbedingungen. An ausgewählten Beispielen werden Möglichkeiten selbstbestimmten Handelns und der damit verbundenen Mitgestaltung bei Inhalten, Zielen und Aufgaben der Psychiatrie in der DDR untersucht. Die Zeitschrift „Deine Gesundheit“ bot insbesondere den Reformkräften der Psychiatrie der DDR ein Podium zur Darstellung ihrer sozialpsychiatrischen Konzepte. Der Vortrag von Thomas R. Müller zeigt dies anhand von Beiträgen im Kontext des Rodewischer Symposiums (1963) und einer Artikelserie zum Leipziger Modell in den 80er Jahren. Die forensische Psychiatrie in der DDR wurde bislang kaum aufgearbeitet. Nach 1990 gerieten einige in den Blickpunkt skandalisierender Berichterstattung – darunter die forensisch-psychiatrische Klinik Berlin-Buch. Der Beitrag offenbart anhand von Archivmaterialien einige Innenansichten. So zeigt sich der Eindruck vom Missstand innerhalb der Psychiatrie der DDR und der staatlichen Unfähigkeit, das zu ändern. Es werden zudem Antworten auf Mutmaßungen im Zusammenhang mit dem Wirken des MfS gegeben.
Im höheren Lebensalter gehen affektive Symptome einer Depression wie Niedergestimmtheit, Freudlosigkeit, Antriebs- und Interessensverlust häufig auch mit körperlichen Einschränkungen einher. Diese führen zu erheblichen Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens und der Lebensqualität der PatientInnen.
Die rein pharmakologische Behandlung der Altersdepression ist in ihrer Wirksamkeit und Effizienz beschränkt, weshalb adjuvante Therapieansätze mit vorteilhaften Nebenwirkungs- und Kosten-Nutzen-Profilen dringend benötigt werden. Bei jüngeren PatientInnen zeigen sich sport- und bewegungstherapeutische Ansätze sowohl in der Prävention als auch der Behandlung von Depressionen als sehr wirksam und effizient. Als neurobiologische Wirkmechanismen der antidepressiven Wirkung körperlichen Trainings wurden u. a. erhöhte Expressionen der Tryptophanhydroxylase, einem zentralen Enzym bei der Serotoninsynthese, sowie des neuroprotektiven bzw. -regenerativen BDNFs beschrieben. Inwiefern sport- und bewegungstherapeutische Ansätze auch bei Altersdepression durchführbar und wirksam sind, ist bislang nicht ausreichend untersucht.
In diesem Symposium werden zentrale Aspekte auf dem Weg hin zu einer „Gerontopsychiatrie in Bewegung“ aus multidisziplinärer Sicht dargestellt und ihre klinischen Effekte diskutiert. Ausgehend von einem Beitrag zu der Weiterentwicklung des geriatrisch-gerontopsychiatrischen Assessments wird eine Sensor-basierte Erfassung der körperlicher (In)Aktivität bei 80 PatientInnen mit Altersdepression vorgestellt. Im nachfolgenden Beitrag werden Ergebnisse einer RCT zu den Effekten eines aeroben Ausdauertrainings auf die depressiven Symptome von insgesamt 100 PatientInnen mit Altersdepression vorgestellt und diskutiert. Der abschließende Beitrag zeigt zentrale Befunde zur Durchführbarkeit und Wirksamkeit verschiedener Exergaming-Interventionen (d.h. motorisch-kognitiver Trainings) bei älteren PatientInnen mit affektiven / depressiven Erkrankungen.