Existentielle Erfahrungen erscheinen in der psychotherapeutischen Praxis als störungsübergreifende Themen. Unabhängig von den jeweiligen Therapieverfahren findet die Arbeit an Einsamkeit, Kränkung und Verlusten in vielen Behandlungen statt. Alle drei haben einen hohen emotionalen wie kognitiven Anteil und erscheinen angesichts der vorherrschenden gesellschaftlichen und politischen Gesamtsituation hoch aktuell. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Kommunen fördern ein Kompetenznetz Einsamkeit. Das Internet ist voller Hinweise zum Umgang mit alltäglichen Kränkungserfahrungen, welche von sozialen Verletzungen bis zu toxischen Beziehungsmustern und dem Thema „narzisstischer Missbrauch“ reichen und bildet damit als Medienplattform die Grundkomplexität individueller moderner Lebenswelten ab. Die komplexen globalen Krisenzeiten führen zu Erfahrungen von Verlusten in vielerlei Bereichen. Alle drei Erfahrungen (Einsamkeit, Kränkung, Verluste) betreffen die gesamtgesellschaftliche Perspektive, die Arbeitswelt sowie das Privatleben und begleiten fast jede psychotherapeutische Behandlung. Kränkende Erfahrungen und das Erleben von Verlusten und Einsamkeit gehen sehr oft einher mit Verletzungen des Selbstwertes, mit geringer Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge. Die zugrundeliegenden Verletzungen machen für viele Menschen das Erleben bedrohlich und wollen psychotherapeutisch bewältigt werden, da alle drei das Potential haben, psychische Erkrankungen entstehen zu lassen oder diese aufrecht zu erhalten. Die Erfahrungen von Einsamkeit, Kränkung wie auch von allgemeinen Verlusten lösen emotionale Zustände aus, die zu den lebenslangen Herausforderungen aller Menschen gehören. Ihre existentielle Bedeutung und konstruktive Bewältigung soll in diesem Workshop betrachtet werden. Aspekte, die in diesem interaktiv gestalteten Workshop mit Hilfe verschiedener didaktischer Elemente zur Sprache kommen sollen, sind hier Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Einsamkeit und Kränkung, der Bezug zu Verlusten, die psychopathologische Einordnung, ihre Auswirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft, störungsspezifische Modelle sowie Ideen für die psychotherapeutische Bewältigung und ein professionelles Herangehen. Es werden u. a. einzelne Bausteine (Tools), Tipps und Anregungen für den konkreten psychotherapeutischen Praxisalltag dargestellt, eingeübt und kritisch diskutiert.
Der Workshop ist für Psychotherapeuten aller Ausbildungsgrade geeignet.
ICD-11 geht einen innovativen Weg in der Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen. Es werden die Persönlichkeitsstörungstypen aufgegeben und stattdessen – nahe an den von den Erfahrungsexperten berichteten Problemen im Lebensalltag – Schweregrade von Funktionsbeeinträchtigungen kodifiziert. Zudem findet sich ein Zweijahreskriterium der Mindestdauer, das das tradierte und häufig mit therapeutischem Pessimismus einhergehende Stabilitätskriterium ersetzt. Schließlich findet Berücksichtigung, dass sich eine Persönlichkeitsstörung selten durchgehend, in allen Lebenssituationen und über alle sozialen Kontexte hinweg darstellt, sondern sich in der Konfrontation mit leichteren und schwereren Stressoren manifestiert. Die dimensionale Klassifikation, so die Erwartung, führt stringenter als die Kategorien zur Therapieplanung und könnte auch das mit diesen Diagnosen immer noch verbundene Stigma mindern. In diesem Symposium werden ausgehend von einer Analyse der klinischen Nützlichkeit der dimensionalen Messung von Funktionsbeeinträchtigungen (Johannes Zimmermann/ Kassel) Studien vorgestellt, die sich mit Funktionsbeeinträchtigungen des Selbst und der interpersonellen Beziehungsgestaltung beschäftigen und dabei die Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen („traits“) und situativen Faktoren bzw. Herausforderungen in den Blick nehmen. Inga Niedtfeld (Mannheim) stellt eine Studie vor, die den ersten Eindruck analysiert, die Menschen in der Vielfalt ihrer (mal)adaptiven Persönlichkeitsmerkmale bei Anderen erwecken. Katja Bertsch (München) zeigt die Dynamik der Emotionsverarbeitung in Abhängigkeit des Kontextes im Laborexperiment als auch im Alltag Betroffener mittels „Ecological Momentary Assessment“ auf. Christoph Korn (Heidelberg) wird die Auswirkungen des Persönlichkeitsmerkmals Antagonismus/Dissozialität auf verschiedene Arten von sozialen Entscheidungsprozessen einschließlich der vermittelnden Hirnnetzwerke präsentieren.
„Ökologische Psychiatrie und Psychotherapie“ befasst sich mit der Bedeutung von der Lebenswelt der Betroffenen, sei es als Quelle von Belastungen wie als Ressource und Resilienzfaktor. Dies betrifft die biologische und kulturelle Umwelt, die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen und sozialen Milieus, wie auch Werte und Ziele. Besondere Belastungen haben Menschen zu bewältigen, für die kategorische Weichenstellungen im Leben anstehen (z. B. Jugendliche). Die „postmoderne“, „individualisierte“, kaum noch verbindliche Orientierung gebende Gesellschaft, erschwert entsprechende Entscheidungen und kann als eine Ursache für den mutmaßlichen Anstieg von psychischen Problemen angesehen werden. Konzeptuell wie praktisch steht die Psychiatrie vor der Herausforderung „personalisierte“ Perspektiven (mit dem Fokus auf die biologischen bis psychologischen Besonderheiten einer individuellen Person) mit dem Wissen um soziokulturelle bis ökologische Aspekte zusammenzuführen.
Im Rahmen dieses Symposiums wird anhand empirischer Daten aufgezeigt, in welchem Ausmaß unterschiedlichen Werte und (Lebens-)Ziele respektive Wahrnehmungs- und Bewertungsmuster Einfluss auf individuelles Belastungserleben, subjektive Lebensqualität und letztlich auch Therapieergebnisse haben. Es werden Resilienz-Konzepte vorgestellt, die mit Blick auf Jugendliche entwickelt wurden, die unter schwierigen Bedingungen heranwachsen. Aufschlussreich ist auch der Vergleich deutscher und chinesischer Jugendlicher. In einem weiteren Beitrag wird dargestellt, welchen Einfluss die Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Milieus und bestimmten Generationen auf die Nutzung und das Behandlungsergebnis stationärer Therapie hat? Abschließend wird diskutiert, wie psychotherapeutische Ziele und Strategien unter eudaimoner Perspektive erweitert werden können. Dabei geht es nicht um subjektives Wohlbefinden und Beschwerdefreiheit, sondern um eine Lebensbewältigung unter einer Lebensspannenperspektive.
Das Tourette-Syndrom ist definiert durch das Bestehen von multiplen motorischen und einem oder mehreren vokalen Tics, die nicht gleichzeitig, aber insgesamt für mindestens 1 Jahr bestehen müssen. Der Beginn muss vor dem 18. Lebensjahr liegen. Meist treten Tics aber bereits zwischen dem 5. - 7. Lebensjahr auf. Typischerweise liegt das Maximum der Tics zwischen dem 10.–12. Lebensjahr. Zu Beginn bestehen meist gering ausgeprägte einfache motorische (meist im Gesicht und am Kopf) und vokale Tics (etwa Schniefen, Räuspern). Motorische Tics beginnen typischerweise 2–3 Jahre früher als vokale Tics. Motorische Tics zeigen eine rostrokaudale Verteilung, das heißt, die Mehrzahl der Tics findet sich an Augen, Gesicht und Kopf. Stets überwiegt die Anzahl der einfachen gegenüber den komplexen und die der motorischen gegenüber den vokalen Tics. Tics schwanken im Verlauf spontan hinsichtlich Art, Lokalisation, Intensität, Komplexität und Frequenz. Tics können meist kurzzeitig willentlich unterdrückt werden. Mehrheitlich wird ein kurz dauerndes Vorgefühl am Ort des nachfolgend eintretenden Tics empfunden. Tics werden typischerweise durch zahlreiche situative Faktoren beeinflusst: Emotionale Anspannung (Stress, Angst, aber auch Freude) führt häufig zu einer Zunahme, hingegen Ruhe, Entspannung, aber auch Konzentration zu einer Verminderung der Tics.
Mehrheitlich bestehen neben den Tics psychiatrische Komorbiditäten wie ADHS, Zwänge, Depression, autoaggressive Handlungen und Ängste. Tic-Störungen zählen mit einer Prävalenz von 0,4 - 0,7% zu den häufigen psychiatrischen Erkrankungen. Funktionelle (dissoziative) „Tic-ähnliche“ Bewegungen stellen die wichtigste Differentialdiagnose dar. Häufiger als bisher angenommen entwickelt sich im Verlauf eines Tourette-Syndroms zusätzlich eine funktionelle Bewegungsstörung mit „Tic-ähnlichen“ Symptomen.
Zur Behandlung von Tics stehen neben der Psychoedukation verschiedene Verhaltenstherapien, medikamentöse Behandlungen und eine operative Therapie mittels tiefer Hirnstimulation zur Verfügung. Da die therapeutischen Möglichkeiten nach wie vor unbefriedigend sind, wird intensiv nach neuen Behandlungsstrategien gesucht.
Wohnungslosigkeit ist sowohl Risikofaktor für psychische Störungen, als auch mögliche Folge einer solchen. Die Prävalenz von Menschen ohne festen Wohnsitz liegt bei 60 (ohne) bis 95% (incl. Abhängigkeitserkrankungen). Die Inanspruchnahme medizinischer und psychiatrischer Leistungen liegt deutlich unter dem Durchschnitt in der Bevölkerung. Dadurch verlieren viele Betroffene den Kontakt zum Versorgungssystem und den Behandlungsangeboten, was deren Gesundheitszustand und die Teilhabechancen drastisch verschlechtern kann. Die psychiatrischen sowie sozialen Institutionen sind mit der Thematik der Wohnungslosigkeit immer häufiger konfrontiert und angehalten, Lösungsansätze zur besseren Versorgung und Inklusion der betroffenen Personen zu entwickeln.
Der einleitende Vortrag dieses Symposiums von Jörg Dittmann aus Basel soll einen Überblick über das Ausmaß und die Gründe von Wohnungslosigkeit verschaffen. Grundlage sind Daten aus einer Studie, die in den acht größten Städten der Schweiz in Einrichtungen für Armutsbetroffene durchgeführt wurde. Christoph Steiner aus Zürich erläutert die Prävalenz psychischer Störungen unter Wohnungslosen und deren Lebenssituation anhand von Daten der Züricher WOPP-Studie (Wohnen und Obdach gemeinsam mit Psychiatrischer Poliklinik PPZ).
Bedingungen und Möglichkeiten einer bedarfsgerechten Versorgung wohnungslos psychisch kranker Menschen nimmt Henning Daßler aus Fulda in den Blick, mit einem besonderen Fokus auf Teilhabeorientierung.
Die Implementierung einer vernetzten Versorgung schildert Werner Nuber am Praxisbeispiel der Stadt Friedrichshafen.
Die schnelle Wirksamkeit von (Es)Ketamin zur Depressionsbehandlung ruft ein enormes Interesse von Patienten, Klinikern und Grundlagenwissenschaftlern hervor. In vielen Kliniken wird (Es-)Ketamin seit Jahren i. v. oder i. n. angewendet, seit kurzem ist das Präparat auch im ambulanten Rahmen verfügbar. Es ist unbedingt notwendig, Kliniker besser über diese Behandlungsstrategie zu informieren und verlässliche Standards zu entwickeln. Auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren umfangreiche Studien zu (Es-)Ketamin durchgeführt; in diesem Symposium wird der Stand der Forschung zusammengefasst und die aktuellen Befunde der beteiligten Gruppen präsentiert.
Zunächst geht Dr. Maria Gilles (Mannheim) auf die praktische, klinische Anwendung von (Es-)Ketamin bei therapieresistenten Depressionen ein. Sie wird die Indikationen und die mögliche klinische Standardisierung hinsichtlich Protokollen, Aufklärung, Durchführung und Überwachung vorstellen. Prof. Malek Bajbouj (Berlin) fasst in seinem Beitrag die sich schnell entwickelnde klinische Studienlage zum Einsatz von (Es-)Ketamin beim Menschen zusammen und fokussiert darauf, welche Patienten davon profitieren könnten. Im Folgenden spricht Prof. Martin Walter (Jena) zu den klinischen Erfahrungen nach der Zulassung von Esketamin und dessen Verfügbarkeit im ambulanten Rahmen und geht der Frage nach, in wie weit periphere und zentrale Nebenwirkungen von (Es)Ketamin prädiktive Marker für die Wirksamkeit der Substanz sein können. Er zeigt dazu Befunde aus Klinik und Bildgebung. Abschließend fasst Prof. Claus Normann (Freiburg) das aktuelle Wissen zu den Wirkmechanismen von (Es)Ketamin in Abgrenzung zu den klassischen Antidepressiva zusammen. In wichtigen Studien konnten in den letzten Jahren neue Anhaltspunkte dafür gefunden werden, an welche Strukturen (Es)Ketamin im Gehirn bindet (BDNF-Rezeptor, Untereinheiten des NMDA-Rezeptors auf Interneuronen, Kalium-Kanäle) und wie seine antidepressive Wirksamkeit zustande kommt.
Das Symposium zielt darauf ab, das Konzept des Psychosekontinuums als Grundlage für die Untersuchung kausaler Pathomechanismen zu diskutieren. Die Identifizierung gemeinsamer behavioraler, affektiver, kognitiver und neurobiologischer Faktoren, die zu einer erhöhten Vulnerabilität für Psychosen führen, könnte dazu beitragen, neuartige diagnostische und therapeutische Ansätze zu entwickeln.
Die digitale Phänotypisierung von Psychosen mittels Sprache ist das Thema des ersten Beitrags. Psychopathologie zeigt sich nicht nur am Inhalt von Sprache, sondern auch an ihrer Form. Philipp Homan wird quantitative Verfahren des Natural Language Processing vorstellen, mit deren Hilfe psychotische und psychosenahe Merkmale aus den formalen Aspekten der Sprache errechnet werden können.
Die Quantifizierung kognitiver Fähigkeiten, wie z. B. Gedächtnis, trägt auch zur Beschreibung des Psychosekontinuums bei. Defizite des Arbeitsgedächtnisses sind charakteristisch für die Schizophrenie. Andreas Papassotiropoulos wird molekulare Signaturen des Arbeitsgedächtnisses beschreiben, die in die Entwicklung und Testung neuer Therapieansätze resultieren.
Im Rahmen des dritten Beitrags wird Philipp Sterzer veränderte neurocomputationale Vorhersagemechanismen als Grundlage für die Entstehung psychotischer Phänomene diskutieren und zeigen, dass solche Veränderungen sowohl bei Menschen mit psychotischen Erkrankungen als auch bei Gesunden mit Neigung zu psychotischem Erleben nachweisbar sind.
Schließlich wird Tania Lincoln Ergebnisse aus einer Serie von Experience-sampling-Studien zur Rolle von Arousal, affektiver Valenz, Affektdynamiken und Affektregulation in der Vorhersage von paranoiden Bewertungen im Alltag vorstellen. Dabei werden Implikationen und Ansatzpunkte für präventive Interventionen diskutiert.
Diese interdisziplinären Beiträge verdeutlichen die Bedeutung einer integrativen Forschungsperspektive zur Verbesserung der Diagnose, Behandlung und Prävention von psychotischen Störungen.
Das Forum thematisiert die Selbstbestimmung von verurteilten Straftäterinnen und Straftätern mit einer Substanzkonsumproblematik hinsichtlich ihrer suchtmedizinischen Behandlung. Es soll aus einer multidisziplinären Perspektive heraus der Frage nachgehen, auf welchen Ebenen (z. B. Anordnung, Organisation, Zielfindung oder Inhalte forensischer Suchtbehandlung) und auf welche Art und Weise deren Selbstbestimmung beachtet bzw. wie sie gefördert werden kann und muss. Dies geschieht vor dem Hintergrund ethischer Erwägungen, suchttherapeutischer Erfahrungen und unter Beachtung des normativen Rahmens: Muss/Darf die forensische Psychiatrie als Sicherungsmaßnahme selbstbestimmungsfähige Patienten ohne/gegen ihren Willen behandeln? Beeinträchtigen Substanzkonsumstörungen die Selbstbestimmungsfähigkeit – wenn ja, bis zu welchem Grad und auf welche Weise? Welche Rolle fällt therapeutischer Motivationsarbeit in diesem Zusammenhang zu?
Das Forum schlägt damit einen Bogen vom Positionspapier der DGPPN, das eine Unterbringung gem. § 64 StGB von der Zustimmung der verurteilten Person abhängig machen will, über die Diskussion um eine Kriminalprävention durch „paternalistische“ Therapieangebote bis hin zu einer möglichen zieloffenen Diversifikation der Suchtbehandlung von Straftäterinnen und Straftätern. Dabei soll das Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmungsrecht und -fähigkeit sowie einem spezialpräventiv ausgerichteten Ansatz des Maßregelrechts beleuchtet werden. Suchttherapeutische Angebote, die außerhalb des Strafrechts, verankert sind, sollen einbezogen werden.
Nach einer kurzen Einleitung durch die beiden Vorsitzenden erläutern die Diskutanten in je sechs-minütigen Impulsvorträgen ihre Perspektiven auf die Thematik. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt dann auf der multidisziplinären Diskussion, ggf. unter Einbezug von Fragen und Statements aus dem Auditorium.
Ziel des Forums ist es, Patientenautonomie und Selbstbestimmungsfähigkeit vor dem Hintergrund der Besonderheiten des Maßregelrechts zu diskutieren.
An fast allen Stellen unseres derzeitigen Alltages sind wir mit fehlenden Ressourcen konfrontiert.
Mitarbeitenden aller Berufsgruppen Patienten und Angehörigen spüren dies teilweise recht schmerzhaft. Ich will im Einzelnen gar nicht darauf eingehen, ich glaube sie wissen alle, wovon wir sprechen.
In vielen Bereichen wissen wir seit Jahren, dass der Tag X kommen wird. Ob nun Energie, Arbeitskräftemangel, Finanzen oder was auch immer. „Überraschenderweise ist der Tag X nun da.“
Warum dies für viele so überraschend, ist zum Glück nicht unser Thema. Hier und heute geht es uns darum, im Bereich der psychiatrischen Versorgung, Behandlung, Begleitung, vielleicht einen kleinen, einen sinnhaften nachhaltigen und gangbaren Umgang damit zu finden.
Natürlich ist Genesungsbegleitung nicht die Lösung aller Problem im Gesundheitswesen. Und doch kann Genesungsbegleitung unterstützend, begleitend, zuverlässig, nachhaltig für das Wichtigste im Gesundheitswesen, die Patientinnen und Patienten, da sein. Nicht nur durch pure Anwesenheit, auch durch aktives Dazutun.
Außerdem führt die Erweiterung der Teams durch Genesungsbegleitung zu einer Entlastung, auch fachlich, der anderen berufsgruppen. Denn Genesungsbegleiter:innen sind nicht nur helfende Hände. Genesungsbegleitung ist qualifiziert. Nicht nur durch eigene Genesungserfahrung, sondern auch durch ein Art Ausbildung, sprich Qualifizierung.
Was braucht es dafür? Natürlich Geld! Feste, unbefristete, im Stellenplan verankerte Stellen.
Mit sinnhaften Stellenanteilen. Akzeptanz und Einbindung im Behandlungsteams.
Was bekommen wir dafür? Qualifizierte Mitarbeitende mit eigener Perspektive und Professur.
Einen Anteil an der Qualitätssicherung. Erhöhte Nutzerzufriedenheit. Eine Chance zu mehr Nachhaltigkeit. Ein breiteres Spektrum der Sichtweisen einer psychiatrischen Behandlung bei Genesungsbegleitung auch in Berufsausbildungen oder Studiengängen des Gesundheitswesens.
Möglichkeit höherer Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden mit allen positiven Konsequenzen.
Die speziellen Rahmenbedingungen der forensisch-therapeutischen Arbeit mit Straftätern stellen die dort Tätigen immer wieder vor besondere Herausforderungen, deren Bewältigung spezieller Expertise bedarf. Gleichzeitig werden für die psychiatrisch-psychotherapeutische Arbeit Entwicklungen der allgemeinen Psychotherapie rezipiert und adaptiert, um den besonderen sekundärpräventiven Auftrag der Reduktion eines Risikos für erneute Straffälligkeit weiter zu optimieren.
Dieses Symposion der AG Forensische Psychotherapie gibt anhand unterschiedlicher Beispiele einen Überblick über aktuelle Trends und neue Schwerpunktbildungen in der forensischen Psychotherapie. Raphaela Basdekis-Jozsa (Hamburg) erläutert, wie sich Veränderungen der Gesetzeslage auf die psychotherapeutische Arbeit mit Personen mit paraphilen Störungen im spezialisierten ambulanten Einzel- und Gruppensetting auswirken. Michel Schulte-Ostermann und Christian Huchzermeier (Kiel) stellen die Ergebnisse einer Pilotstudie über die Zuweisungspraxis zur Forensischen Schematherapie in einer Forensischen Fachambulanz vor. Tatjana Voss (Berlin) gibt einen Einblick in die ressourcenorientierte Arbeit mit Personen mit einem hohen Rückfallrisiko in Gewalt- und Sexualstraftaten mittels des Good-Lives-Modells, das zunehmend breitere Anwendung findet. Peter Fromberger stellt schließlich ein Projekt vor, das die Entwicklung einer onlinegestützten Nachsorge-Intervention für haftentlassene Sexualstraftäter zum Ziel hat.
Im DGPPN-Positionspapier „Klimawandel und psychische Gesundheit“ (2023) wird deutlich, dass Akteure und Akteurinnen und Einrichtungen im Gesundheitswesen angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise zunehmend gefordert sind, theoretische Überlegungen in konkrete Versorgungskonzepte umzusetzen.
Das Symposium zeigt anhand von vier Beispielen auf, wie an verschiedenen Stellen der regionalen psychiatrischen Versorgung bereits neue Behandlungsangebote entwickelt werden, um auf direkte und indirekte Folgen der Klimakrise reagieren zu können. In unterschiedlichen Bereichen des Versorgungssystems werden ausgehend von Katastrophenereignissen in der Vergangenheit und den wahrgenommenen Veränderungen in der Gegenwart bereits neue Präventions- und Behandlungskonzepte etabliert. In der Veranstaltung wird mit der Vorstellung der Projekte modellhaft aufgezeigt, wie die im DGPPN-Positionspapier geforderten Präventionsmaßnahmen aussehen können und wie gesundheits- und klimabewusstes Verhalten angeregt werden kann.
Dabei werden nicht nur Strategien vorgestellt, die direkt an Patienten und Patientinnen ansetzen, sondern es wird auch die psychische Gesundheit der im Hilfesystem tätigen Personen in den Blick genommen.
Ziel der Veranstaltung ist es, unterschiedliche Einzelprojekte darzustellen und davon ausgehend Akteure und Akteurinnen zu vernetzen und über den Vergleich der Praxiserfahrungen interprofessionellen Wissenstransfer zu ermöglichen. Das Symposium versteht sich damit auch als Instrument zur Weiterentwicklung übergeordneter Strategien und zum von der DGPPN im Positionspapier geforderten „Empowerment innerhalb des Versorgungssystems“.
Trotz Bemühungen der translationalen Forschung, liegen spezifische Blutmarker in der psychiatrischen Praxis kaum vor. In dem Symposium werden Forschungsergebnisse aus vier verschiedenen Studienzentren berichtet und vielversprechende Blutmarker für eine zukünftige klinische Anwendung vorgestellt.
Dr. Francesco Bavato von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich wird seine Forschungsergebnisse über mikrostrukturelle Hirnveränderungen in psychiatrischen Störungen vorstellen, die mit Blutmarkern der neuen Generation wie Neurofilament-Leichtkette (NfL) gemessen werden können. NfL-Messung wird als eine Art «Hirn-Troponin» zur Diagnose und Überwachungsinstrument bei verschiedenen neuropsychiatrischen Störungen vorgeschlagen.
PD Dr. Miriam Schiele vom Universitätsklinikum Freiburg wird epigenetische Mechanismen hinsichtlich ihres Potentials als Prädiktoren des Therapieansprechens als auch als mögliche dynamische Korrelate klinischer Veränderungen im Therapieverlauf diskutieren. Dazu werden jüngste Forschungsergebnisse am Beispiel von Angst- und Zwangsstörungen auf Kandidatengen- (MAOA, 5-HTT, OXTR) als auch auf epigenomweiter Ebene vorgestellt.
Im Vortrag von Dr. Sabine Hoffmann vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim wird dargestellt, wie die Sexualhormone Progesteron und Östradiol bei Frauen und Männern mit süchtigem Verhalten assoziiert sind. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Schwankungen über den weiblichen Menstruationszyklus. Zudem wird diskutiert, welche neuartigen therapeutischen Strategien sich auf Grundlage der Ergebnisse in Zukunft entwickeln lassen.
PD Dr. Christiane Mühle vom Universitätsklinikum Erlangen führt in die Veränderungen des Sphingolipid-Stoffwechsels bei Depression und Alkoholabhängigkeit ein. Von besonderem Interesse sind die an der Regulierung der Konzentration des zentralen Ceramids beteiligten Sphingomyelinasen und Ceramidasen und deren diagnostisches und prädiktives Potential für diese Erkrankungen.
Die erste publizierte Anwendung der EKT in der KJP wurde 1941 in Europa durchgeführt (Bristol/United Kingdom). Dabei konnte eine vorher Therapie-resistente Serie epileptischer Anfälle bei einem 3-jährigen Kind gestoppt werden. Seither sind auch aus Europa eine Vielzahl von überwiegend erfolgreichen Behandlungen und relativ benignen Nebenwirkungen bei schweren psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter publiziert worden. Trotzdem bestimmt auch heute noch eine scheue Zurückhaltung die Diskussion um die EKT in der KJP. Dafür werden überwiegend 3 Gründe angeführt: erstens ein Mangel an qualitativ hochwertigen Studien, zweitens die Unerfahrenheit der KJP-Psychiater mit der EKT und drittens Befürchtungen um Schädigungen des sich entwickelnden Gehirns.
In diesem Symposium wollen wir mit eigenen Erfahrungen und Literaturübersichten zur Diskussion über EKT bei Kindern und Jugendlichen beitragen. Schwerpunkt bildet dabei die Situation in Europa. Steffen Weirich berichtet als Erwachsenen- und KJP-Psychiater über eigene Erfahrungen aus Rostock. Christiane Licht stellt eine Literaturübersicht zur Situation der EKT bei Kindern und Jugendlichen in Europa dar. Es werden ganz überwiegend Jugendliche über 10 Jahre behandelt. Daneben zeigen sich einige unerwartete Ergebnisse, die unter anderem Skandinavien ins Blickfeld rücken. Deshalb wird Saskia Wilhelmy die Anwendung der EKT bei Kindern und Jugendlichen in Skandinavien beleuchten. Olaf Reis wird internationale Daten zur Akzeptanz der EKT in der KJP vorstellen. Aus einer eigenen Arbeit werden wir Ergebnisse vorstellen, die die Einstellung zur EKT in der KJP überraschend eng mit der allgemeinen Einstellung zur EKT verbindet.
Der Einsatz von digitalen und internetbasierten Medien, hat im Rahmen von gesellschaftlichen Digitalisierungsprozessen auch in der gemeindepsychiatrischen Versorgung an Bedeutung gewonnen. Im Zuge des digitalen Wandels kam es in vielen gesellschaftlichen Bereichen zu grundlegenden Veränderungen der Lebenswelten und Kommunikationsformen. Eingebettet in diesen gesellschaftlichen Prozess müssen sich auch gemeindepsychiatrische Organisationen sowie psychosoziale Beratungs- und Unterstützungsangebote mit den veränderten Lebenswelten ihrer Zielgruppen auseinandersetzen.
Neben den durch die digitale Transformation einhergehenden neuen Herausforderungen für die Interventionen und Arbeitsweisen der psychosozialen Beratung und Unterstützung, verspricht der Einsatz von digitalen Technologien auch eine Vielfalt an neuen Möglichkeiten und Chancen im Rahmen der Niedrigschwelligkeit, Flexibilität und Anonymität. Zum Beispiel um bestimmte gesellschaftlich tabuisierte und stigmatisierte Themen (Suizidalität, Sexualität, Drogen etc.) durch anonyme digitale Beratungsformen optimaler zu begleiten oder spezifischen Zielgruppen (Frauen mit Gewalterfahrungen, psychisch belasteten Jugendlichen, Personen mit Stigmatisierungserfahrung etc.) einen besseren Zugang zu Unterstützungsangeboten zu ermöglichen. Insbesondere Menschen mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen können durch digitale Beratungsangebote niedrigschwellig und frühzeitiger erreicht und der Erstkontakt zu geeigneten Unterstützungsangeboten gestaltet werden. Im Rahmen des Symposiums werden aktuelle Herausforderungen von digitalen Beratungs- und Unterstützungsformen anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Praxiserfahrungen kritisch diskutiert sowie Chancen für die gemeindepsychiatrische Versorgung aufgezeigt. Hierzu gibt Karsten Giertz zu Beginn einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand zu digitalen Beratungs- und Unterstützungsformen in der gemeindepsychiatrischen Versorgung. Annegret Corsing berichtet über Praxiserfahrungen aus peergeleiteten digitalen Unterstützungsangeboten zur Förderung der Gesundheit und Resilienz. Kerstin Trostmann und Julia Paar berichten im Anschluss über Erfahrungen aus der peergeleiteten Online-Chat-Beratung PEER4U, welche sich insbesondere an junge Menschen richtet, die eine nahestehende Person mit psychischen Problemen in ihrem Umfeld haben. Zum Abschluss stellen Tina Lindemann und Kolleg:innen das Modellprojekt beon – Beratung online vor, über das ein bundesweites niederschwelliges, gemeindepsychiatrisches online-gestütztes Beratungs- und Kriseninterventionsangebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen und ihren Angehörigen und Bezugspersonen aufgebaut werden soll.
Die weltweit große Anzahl an Menschen mit Fluchterfahrung und deren hohe psychische Belastung verdeutlichen die Notwendigkeit, innovative und wirksame Behandlungen zu entwickeln. Menschen mit Fluchterfahrung haben ein hohes Risiko Traumata vor, während und nach der Flucht zu erleben und demzufolge an Traumafolgestörungen zu erkranken. Dabei haben sich für Menschen mit Fluchterfahrung kulturell adaptierte Versionen bestehender evidenzbasierter Interventionen als wirksam erwiesen. Um die Reichweite und Zugänglichkeit solcher Interventionen zu erhöhen, haben sich Smartphone-basierte Interventionen in verschiedenen Sprachen in den letzten Jahren etabliert.
In diesem Symposium sollen vier Projekte vorgestellt werden, die einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Fluchterfahrung in Deutschland leisten wollen und Smartphone-basierte Interventionen mit unterschiedlichen Zielen und Einsatzmöglichkeiten entwickelt haben. Aus den Projekten werden Erkenntnisse aus deren Entwicklung, ihrem Einsatz in der klinischen Praxis und erste Ergebnisse zu ihrer Wirksamkeit vorgestellt. Dabei nutzt der Stepped Care-Ansatz des MEHIRA-Projekts die App „Balsam“ als einen niederschwelligen Baustein in der Versorgung und stellt Ergebnisse aus der partizipativen Entwicklung und Evaluation des Behandlungsansatzes vor. Im Projekt I-REACH wird die unguided Version der App „Almamar“ als Blended-Care-Intervention im (teil)stationären Setting angeboten und wird über förderliche und hinderliche Faktoren in der Implementierung berichten. HELP@APP nutzt die psychoedukative Selbsthilfe-App „Sanadak“ als Stand-alone-Intervention und präsentiert Ergebnisse aus dem RCT. Abschließend wird die guided App-Version von „Almamar“ vorgestellt, die ein transdiagnostisches Stand-alone-Therapieangebot für Menschen mit verschiedenen Traumafolgestörungen anbietet und evaluiert.
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine schwere psychische Erkrankung, die bei Menschen auftreten kann, die traumatische Ereignisse erlebt haben. Obwohl die PTBS häufig in der Primärversorgung vorkommt, wird sie oft nicht erkannt oder nicht angemessen behandelt. Insbesondere subsyndromale Verläufe können leicht übersehen werden, da die Betroffenen die Thematik selbst oft vermeiden.
Das Symposium wird die Hauptergebnisse der DFG-geförderten klinischen Studie PICTURE vorstellen (PICTURE – PTSD after ICU Survival, Caring for Patients with Traumatic Stress Sequelae following Intensive Medical Care). Bei dieser Studie wurde eine hausärztliche Kurzintervention in Form einer angepassten narrativen Expositionstherapie (NET) bei 319 Patienten mit PTBS-Symptomatik nach einer intensivmedizinischen Behandlung untersucht. Neben den klinischen Effekten auf die PTBS-Symptomatik und weitere Outcomes werden auch die Ergebnisse der qualitativen Begleitforschung vorgestellt.
Die Teilnehmenden sollen in dem Symposium ein gutes Verständnis für die Herausforderungen von Diagnose und Behandlung der PTBS erhalten, um eine frühe Erkennung und angemessene Behandlung zu fördern und eine verbesserte Bewältigung dieser Erkrankung in der Primärversorgung zu unterstützen.
Personalisierte Psychotherapie verfolgt das Ziel, für jede Patientin bzw. jeden Patienten die bestmögliche psychotherapeutische Behandlung zu gewährleisten und dabei individuelle Faktoren der jeweiligen Person zu berücksichtigen. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in der klinischen Praxis berichten, dass sie ihre Psychotherapien auf die Person abstimmen, welche vor ihnen sitzt, greifen bei der Personalisierung ihrer Therapie jedoch häufig auf ihre klinische Erfahrung, ihr Störungswissen oder ihre Intuition zurück. Da dieses Vorgehen jedoch nachweislich zu Überschätzungen der Erfolgsraten und Fehleinschätzungen von Symptomveränderungen führen kann, erscheinen datengestützte Routine Outcome Monitoring Systeme insbesondere dann hilfreich, wenn auch Feedback genutzt wird.
Das Symposium eröffnet Selin Demir (Greifswald) durch die Vorstellung des Greifswalder Psychotherapy Navigator Systems (GPNS) sowie der Präsentation von Daten, die die Intersession-Aktivität als einen potenziellen transtheoretischen Veränderungsmechanismus beleuchten. Anschließend widmet sich Julian Rubel (Osnabrück) dem Einfluss psychometrischer Rückmeldungen auf den Effekt von Allianzbrüchen in ambulanten Psychotherapien. Christoph Flückiger (Kassel) stellt anhand von Daten die „Kapitalisierung“, also Ressourcenaktivierung, als zentrale Personalisierungsstrategie vor, wobei abschließend Brian Schwartz (Trier) den Blick auf eine daten-informierte klinische Ausbildung weitet.
Die transkraniellen Hirnstimulationsverfahren (u. a. die repetitive transkranielle Magnetstimulation [rTMS], die transkranielle elektrische Stimulation [tES] und die transkranielle Ultraschallstimulation [tUS]) stellen ein sich rasch weiter entwickelndes Forschungsfeld innerhalb der interventionellen Psychiatrie dar. Insbesondere die Möglichkeit einer individualisierten Anwendung statt verschiedener „one size fits all“ Therapien ist vielversprechend und baut auf der Fülle und Komplexität unseres Verständnisses der strukturellen und funktionellen Pathophysiologie psychischer Erkrankungen auf. Das Symposium der Sektion für Transkranielle und Tiefe Hirnstimulation im DGPPN-Referat „Hirnstimulationsverfahren“ soll aktuellen Entwicklung in diesem sehr dynamischen Forschungsbereich nachgehen. Hierbei werden verschiedene Entwicklungsperspektiven vorgestellt und diskutiert: Jonathan Repple (Frankfurt) wird einen Einblick in die aktuelle Forschung zu Targets für transkranielle Hirnstimulationsverfahren bei psychischen Erkrankungen geben. Kerstin Krauel (Magdeburg) wird sich mit der klinischen Anwendung von Hirnstimulationsverfahren bei Kindern und Jugendlichen beschäftigen und die aktuelle Datenlage hierzu vorstellen. Frank Padberg (München) wird auf Grundlage einer paradigmatischen Meta-Analyse zu den transdiagnostischen Effekten einer rTMS des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex (Han et al. Lancet Psychiatry 2023) die Entwicklung der transkraniellen Hirnstimulation jenseits der klassischen diagnosebezogenen Anwendungen diskutieren. Aus dem Spektrum der tES wird Tobias Schwippel (Chapel Hill, USA) die transkranielle Wechselstromstimulation (transcranial Alternating Current Stimulation - tACS) herausgreifen, ihre Wirkmechanismen im Kontext oszillatorischer Hirnaktivität vorstellen, den Parameterraum der tACS beschreiben und von den Ergebnissen erster klinischer Studien bei depressiven Störungen berichten.
Blended Care bedeutet die Integration von E-Health-Anwendungen in Psychotherapie oder Prävention. Dieser Ansatz weist Vorteile gegenüber Stand-alone-Interventionen hinsichtlich Erreichbarkeit und Compliance der Zielgruppe sowie Wirksamkeit auf. In diesem Symposium wird gezeigt, wie Blended-Care-Interventionen unter Einbezug aller relevanten Akteure und Akteurinnen (z. B. Fachkräfte, Anwendende) entwickelt, in der Praxis angewendet und mittels quantitativer und qualitativer Methoden evaluiert werden können. Anhand innovativer Forschungsprojekte werden E-Health-Interventionen, z. B. digitale Online-Plattformen und Smartphone-Apps, sowohl im Therapie- als auch Präventionssetting vorgestellt. Ziel des Symposiums ist es, Lösungen für die Entwicklung von Blended-Care-Ansätzen und Herausforderungen in der Anwendung bei vulnerablen Zielgruppen aufzuzeigen und zu diskutieren. Im ersten Beitrag werden die Entwicklungsschritte von Blended-Care-Interventionen beginnend mit der Evaluation der Bedürfnisse aller Beteiligten über die Erprobung von Prototypen bis hin zur Prozessevaluation erläutert (C. Seiferth). Der zweite Beitrag stellt die Erfahrungen hinsichtlich der Erreichbarkeit und Einbeziehung vulnerabler Zielgruppen anhand einer App für psychosozial belastete Familien in der perinatalen Lebensphase zur Förderung von Gesundheitsverhalten dar (E. Boehlke). Ergänzt werden diese Erläuterungen durch den dritten Vortrag, welcher aus Sicht von begleitenden Gesundheitsfachkräften den Blended-Counseling-Ansatz evaluiert, diskutiert und zudem die Herausforderungen eines solchen Forschungsvorhabens darstellt (C. Henning). Es werden im letzten Vortrag Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung vorgestellt, deren Ziel es ist, Informationen über die Funktion und das Zusammenspiel von gemeinsamen Therapiesitzungen und Online-Lektionen sowie Mechanismen in der Umsetzung von verzahnter Psychotherapie aus Sicht der behandelten Patienten und Patientinnen (Angststörungen, Depression) zu erfassen (T. Sextl-Plötzl).
Auch in diesem Jahr präsentiert ein deutsches Netzwerk aus Psychologinnen und Psychologen auf dem DGPPN Kongress die Herausforderungen und auch Chancen für eine erfolgreiche Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einer Hörstörung. In diesem Jahr liegt der Fokus konkret auf einer Patientengruppe, die erst im Laufe ihres Lebens ihr Gehör verloren haben und nun schwerhörig oder taub sind. Diese Menschen besitzen meist eine hörende Identität und nutzen die Lautsprache als primäres Kommunikationsmittel, werden aber genau darin durch ihren Hörverlust behindert. Zudem tragen die immer älter werdende Gesellschaft sowie die immer lauter werdende Umwelt zu einer Zunahme der Betroffenen bei. Beide Variablen (das Älterwerden und die Hörminderung) können ebenfalls einen Risikofaktor für die psychische Gesundheit darstellen. Auf der Grundlage fundierter Expertisen werden Erfahrungen aus der Praxis, aber auch neuste wissenschaftliche Erkenntnisse vorgestellt und eingeordnet. Ziel des Symposiums ist zum einen Resilienz-, Coping- und Schutzfaktoren der psychischen Gesundheit schwerhöriger Menschen zu beleuchten und darauf aufbauend ein Projekt zur Förderung des Selbstmanagements vorzustellen. Im dritten Vortrag steht dann konkret der Umgang mit Schwindelsymptomen im Fokus – ein Symptom, dass im Rahmen einer Hörbehinderung, aber auch bei verschiedenen psychischen Störungen, häufig auftritt. Ergänzend zum Symposium wurde ein 1-Tages-Workshop zum Thema „Besondere Herausforderungen in der psychotherapeutischen Arbeit mit Schwerhörigen; CI-Trägern und Gehörlosen“ bei der DGPPN eingereicht.
In diesem Symposium werden Konzepte und Umstrukturierungsmaßnahmen für eine moderne Akutpsychiatrie diskutiert. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf kollaborativen Ansätzen (Angehörige, Peerbegleitende, Patientinnen und Patienten, Behandelnde, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler).
Im 1. Vortrag wird ein Projekt zur Implementierung des Behandlungskonzepts „Weddinger Modell“ und in der Folge die Umstrukturierung der Akutpsychiatrie in einer Berliner Versorgungsklinik vorgestellt. Hierbei wird in den Fokus gerückt, welche Veränderungen hin zu einer Recovery-orientierten und partizipativen Psychiatrie innerhalb der stationären Strukturen möglich sind, und wie akutpsychiatrische Stationen über diese Grenzen hinaus weiter umstrukturiert werden können. Es folgt im 2. Vortrag ein Überblick über aktuelle Entwicklungen und Evidenz zu Maßnahmen und Strategien im Bereich der Deeskalation, Zwangs- und Gewaltprävention, sowie Partizipation in der psychiatrischen Akutversorgung. Im 3. Vortrag wird als Teilaspekt akutpsychiatrischer Gestaltung das ‚salutogene‘ Innenraumdesign aufgegriffen. Insbesondere Menschen in psychischen Krisen sollten eine Umgebung vorfinden, die deeskalierend wirkt, Würde wahrend ist, und gleichzeitig den höchsten Sicherheitsanforderungen zum Schutz von Patientinnen und Patienten und Mitarbeitenden entspricht. Dies greift das Projekt ISO.Change auf, bei dem Isolationszimmer einer Akutstation neugestaltet und die Auswirkungen dieser Maßnahme multiperspektivisch evaluiert werden sollen. Ein weiteres Thema akutpsychiatrischer Umgestaltung wird im 4. Vortrag aufgegriffen, in dem es um eine Bedarfsanalyse zur Verbesserung der Situation von Patientinnen und Patienten gehen soll, die Zwang erlebt haben. Es werden Ergebnisse aus zwei Befragungen (quantitativ, qualitativ) zum Erleben der Situation, der Umgebung (auch: Raumgestaltung) und Mitgestaltungsmöglichkeiten Betroffener vorgestellt. Aus den Ergebnissen werden Möglichkeiten zur Deeskalation, räumlicher Gestaltung, und Reduktion von Zwang hergeleitet.
Die IS-TDP (Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy) wurde von Habib Davanloo seit den 1960er Jahren in Montreal entwickelt. Ziele sind, mithilfe einer guten Teamarbeit in der therapeutischen Beziehung den Patienten zu ermöglichen, Angst und Widerstände zu erkennen und zu überwinden, um komplexe Gefühle innerlich zu durchleben und die unbewussten verdrängten Gefühle und Erlebnisse mit den frühen Bezugspersonen aufzudecken und durchzuarbeiten.
Nach einer Einführung in die Theorie werden wir ausgehend von der Analyse audiovisueller Aufzeichnungen von Therapiesitzungen und im Rollenspiel die Methode praxisnah einer genauen Betrachtung unterziehen und konzeptionelle und behandlungstechnische Fragen diskutieren.
Der Workshop richtet sich an psychotherapeutisch arbeitende Personen jeglicher Therapieschulen unabhängig von ihrem Ausbildungsstand.
Wie kann ich meine Patienten so begleiten, dass ihnen bewusst wird, was sie emotional wirklich bewegt, welche Verletzungen der kindlichen Seele sie zwangen, sich durch ihre persönliche Überlebensregel durch die Kindheit zu retten? Wie kann ich ihnen ermöglichen, sich als Erwachsene die Erlaubnis zu selbstwirksamem Verhalten zu geben? Und wie können sie durch eine sichere Bindung in der therapeutischen Beziehung ihre Emotionen und Affekte so gut regulieren lernen, dass sie kompetent mit Beziehungen umgehen? Wie kann ich ihnen helfen, ihre Theory of Mind/Theorie des Mentalen so zu elaborieren, dass sie sich und andere Menschen viel besser verstehen können? Und wie kann ich ihnen den Weg ebnen für ihre Entwicklung – zuerst auf die DENKEN-Stufe (Ursachen und Folgen des Verhaltens erkennen) und dann auf die EMPATHIE-Stufe (verstehen und mitfühlen)?
Im Workshop werden wir diese Fragen beantworten und so viel üben, dass die Teilnehmenden die erforderlichen Interventionen gut beherrschen. Dazu gehört auch einiges an Selbsterfahrung. Spannend und bewegend.
Literatur: Sulz (2021) Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie. Entwicklung von Affektregulierung, Selbstwirksamkeit und Empathie Gießen: Psychosozial-Verlag Sulz (2022a) Heilung und Wachstum der verletzten Seele. Praxisleitfaden Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie MVT. Gießen: Psychosozialverlag Sulz (2022b) Praxismanual Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie. Anleitung zur Therapiedurchführung. Gießen: Psychosozialverlag Sulz (2023a) Patienten-Handbuch 1: Warum meine Symptome entstanden und wie sie heilen. Gießen: Psychosozialverlag Sulz (2023b) Patienten-Handbuch2: Wie ich vom Überleben zum richtigen Leben komme und in meiner Persönlichkeit wachse. Gießen: Psychosozialverlag
Für die psychiatrische Notfallbehandlung sind bestimmte Grundfertigkeiten notwendig. Dazu zählen sowohl die Vorbereitung auf den ersten Dienst und Grundfertigkeiten der ärztlichen Gesprächsführung als auch das Wissen über die wichtigsten psychiatrischen Notfälle und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Alle diese Dinge werden in diesem Workshop in einem interaktiven Format vermittelt.
Aufbau
1. Allgemeine Fertigkeiten, u. a. Gesprächsführung und Konfliktdeeskalation
2. Akute Syndrome, u. a. Akute Erregung, Delir und Suizidalität
3. Psychopharmakologie für den Notfall
4. Rechtliche Rahmenbedingungen (PsychHG, BGB, etc.)
Zielgruppe: Psychiaterinnen und Psychiater in den ersten Berufsjahren; Studierende im Praktischen Jahr
Methode: kurzer Vortrag, interaktive Erarbeitung von Algorithmen der Notfallbehandlung, Einübung von wichtigen Techniken im Rollenspiel. Als Grundlage können gerne Fallbeispiele der Teilnehmenden dienen.
Weitere Infos und Handout: http://bit.ly/ErsterDienst.
Die Psychopharmakotherapie älterer Personen mit psychischen Erkrankungen stellt auf verschiedenen Ebenen eine Herausforderung in der klinischen Praxis dar. Pharmakokinetische Besonderheiten, Arzneimittelinteraktionen, Begleiterkrankungen und eine erhöhte Anfälligkeit für unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie anticholinerge Nebenwirkungen oder eine Erhöhung der Sturzneigung können die Psychopharmakotherapie häufig erschweren. Diese Probleme können potentiell im schlimmsten Fall zu (vermeidbaren) stationären Aufnahmen und signifikanten Folgeschäden führen. Häufig herrscht daher große Unsicherheit in diesem Bereich, welche sowohl zur Verordnung ungeeigneter Medikation als auch zu medikamentöser Unterversorgung dieser Patientengruppe führen kann. Gleichzeitig ist auch aufgrund der demographischen Entwicklung eine hohe Kompetenz in diesem Bereich der Psychopharmakotherapie im Alltag zwingend erforderlich.
Der geplante Workshop soll daher die wichtigsten klinischen Grundlagen zur Psychopharmakotherapie im Alter unter Berücksichtigung von psychiatrischen und somatischen Begleiterkrankungen vermitteln. Anhand von Fallbeispielen aus der klinischen Praxis sollen Herausforderungen und Möglichkeiten der Psychopharmakotherapie im Alter mit den Teilnehmenden erarbeitet werden. Es besteht auch die Möglichkeit für die Teilnehmenden, eigene Fälle aus der klinischen Praxis vorab einzureichen und diese im Rahmen des Workshops zu diskutieren.
Neurofeedback ist eine psychophysiologische Behandlungsmethode, die in den letzten Jahren für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit verschiedenen Störungen entwickelt und evaluiert wurde. Erfolge in der Behandlung von Epilepsien und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) konnten gezeigt werden. Auch andere Anwendungsbereiche wie z. B. Tinnitus, Tourette, Migräne, primäre Insomnie, Autismus oder Leistungssteigerung bei Gesunden werden zunehmend untersucht und/oder von Patienten nachgefragt. Damit ist in der Schnittmenge von Medizin und Psychologie eine Nachfrage entstanden, die weder Ärzte noch Psychologen in Ermangelung einschlägiger Ausbildung auch nur annähernd befriedigen.
Im Workshop werden die hirnphysiologischen und lerntheoretischen Grundlagen des Neurofeedbacks vorgestellt. Am Beispiel der ADHS werden Behandlungsprotokolle und ihre Einordnung in ein verhaltenstherapeutisches Vorgehen besprochen. Es werden Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit vorgestellt und ein Ausblick auf andere Anwendungen gegeben. Ein Schwerpunkt wird in der Einführung in die Technik liegen. Neurofeedback-Geräte stehen zu Demonstrationszwecken und für eigenständige Übungen zur Verfügung.
Zielgruppe: Psychiater, Psychotherapeuten, Pädiater, Neuropädiater, Psychologen, EEG-Assistenten.
Didaktische Methode: Vortrag, Demonstrationen und eigenständige Übungen am Feedback-Gerät.
Die Personalentwicklung und das Onboarding sind wichtige Prozesse in jeder Organisation. Insbesondere in der Psychiatrie und in der Psychosomatik, wo die Mitarbeitenden täglich mit anspruchsvollen Situationen konfrontiert werden, ist es von großer Bedeutung, die Kompetenzen und Fähigkeiten der Beschäftigten gezielt zu fördern. Eine effektive Personalentwicklung ist erforderlich, um das Fachwissen und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu verbessern und sicherzustellen, so dass die Patientenversorgung auf dem neuesten Stand der Forschung und Praxis bleibt. Ein optimiertes Onboarding-Programm kann dazu beitragen, die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeitender zu verkürzen und die Integration in das Team zu erleichtern. Eine angemessene Personalausstattung ist unerlässlich, um eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten sicherzustellen und den Mitarbeiterbedarf zu decken.
In diesem Workshop werden verschiedene Strategien und Best-Practice-Modelle vorgestellt, um das Personalmanagement in der Psychiatrie und in der Psychosomatik zu optimieren. Die Teilnehmenden werden über die aktuellen Entwicklungen und Trends in der Personalentwicklung informiert und erfahren, wie sie ihre Mitarbeitenden durch gezielte Schulungen und Weiterbildungen unterstützen können. Darüber hinaus werden bewährte Verfahren zur Implementierung eines effektiven Onboarding-Programms erläutert, das die Integration neuer Mitarbeitender erleichtert und die Arbeitszufriedenheit steigert. Schließlich werden die Teilnehmenden über die Anforderungen der PPP-RL informiert und erhalten praktische Tipps zur Umsetzung einer angemessenen Personalausstattung in ihrer Einrichtung.
Der Workshop richtet sich an Personalverantwortliche, Führungskräfte und Mitarbeitende in Einrichtungen der Psychiatrie und Psychosomatik, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Bereich des Personalmanagements verbessern möchten.
Mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 11 % ist Stalking in den Industrienationen ein weit verbreitetes Phänomen. Psychiaterinnen und Psychiater sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten aber auch Psychologinnen und Psychologen und Pflegekräfte müssen sich zunehmend mit dem Thema Stalking befassen. Es geht um Beratung und Therapie von Stalkingopfern, um Risikoeinschätzung, Begutachtung und Therapie von Stalkern. Darüber hinaus werden die Therapeuten selbst nicht ganz selten von behandelten oder begutachteten Patienten gestalkt.
Da in dem Workshop die gesamte Bandbreite von Stalking behandelt wird, sollten die Inhalte grundsätzlich für alle, die in der psychiatrischen Therapie und Begutachtung tätig sind, von Interesse sein. Es werden grundlegende Kompetenzen im Umgang mit den unterschiedlichen Facetten von Stalking vermittelt. Dabei werden systematisch die folgenden Aspekte besprochen: 1. Definition; Tatbestand Stalking (§238 StGB, Gewaltschutzgesetz) 2. Stalkingmethoden, Epidemiologie, Verlauf 3. Stalkertypologien 4. Auswirkungen von Stalking auf die Opfer 5. Praktisches Vorgehen bei einer Erstberatung eines Stalkingopfers 6. Spezielle therapeutische Interventionen für Stalkingopfer 7. Risikoeinschätzung bezüglich einer gewalttätigen Eskalation von Stalking 8. Behandlungsmöglichkeiten für Stalker 9. Praktisches Vorgehen bei der Begutachtung von Stalkern 10. Wohin mit den Stalkern: Gefängnis-Psychiatrie-Maßregel 11. Wie verhalte ich mich in der eigenen Praxis oder in der Klinik, wenn ich von Patienten gestalkt werde?
Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Psychologinnen und Psychologen, PJ-Studierende, Pflegekräfte
Didaktische Methode: Impulsreferat, praktische Übungen (Diagnostik, Risikoeinschätzung, Intervention) anhand vorbereiteter Fälle (Möglichkeit eigene Fälle der Teilnehmenden zu besprechen), Vorgehen bei der Begutachtung von Stalkingfällen.
Für die individuelle Therapiegestaltung eröffnen moderne verhaltenstherapeutische Verfahren vielfältige Möglichkeiten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie als Fertigkeitentraining angelegt sind. Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) und die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) konzentrieren sich vor allem auf intra- und extrapsychische Prozesse des Patienten.
Dieser Workshop vermittelt einen lebendigen Eindruck, wie Tools aus der ACT und der DBT geschickt eingesetzt werden können, um schwierige Therapiesitzungen zu meistern (z. B. Non-Compliance, schwierige Patienten-Therapeuten-Beziehung, Suizidalität, Selbstverletzung). Dabei werden diese Verfahren sowohl im Einzelnen vorgestellt als auch praxisnah demonstriert. Anhand von Rollenspielen werden Fallvignetten zu verschiedenen Problemsituationen aufgearbeitet. Neben der Möglichkeit, Ihre konkreten Patientenfälle zu diskutieren, werden Sie vielfältige Anregungen erhalten, wie Sie Ihre psychotherapeutische Arbeit zukünftig noch effektiver gestalten können.
Methoden: Kurzvorträge; interaktives Rollenspiel; Übungen; Praxisbeispiele; Austausch und Reflexion.
Ziel: Erweiterung der eigenen Methodenvielfalt in psychotherapeutischen Situationen wie auch psychiatrischen Gesprächssituationen.
Zielgruppe: ärztliche und psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Studierende der entsprechenden Fachrichtungen, Psychologinnen und Psychologen
Literatur: Bohus, M. & Wolf-Arehult, M. (2018) Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten: Das Therapeutenmanual. Stuttgart: Schattauer; Romanczuk-Seiferth, Burian, Diefenbacher (2021). ACT in Klinik und Tagesklinik. Stuttgart: Kohlhammer; Hayes, Strosahl, Wilson (2014). Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Paderborn: Junfermann.
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema Qualitätsverbesserung von psychiatrischen Gutachten und halte in diesem Zusammenhang Vorträge bei der Hamburger Justizbehörde, den Ärztekammern in Hamburg und in Münster und bei der Deutschen Richterakademie.
In dem Workshop soll es um das praktische Vorgehen bei der Begutachtung in betreuungsrechtlichen Fragen gehen, außerdem sollen die „Fallstricke“ bei der Begutachtung dargestellt werden. Die Teilnehmenden sollen am Ende des Workshops in der Lage sein, ein Gutachten zu erstatten, dass den von Seiten der Justiz geforderten Anforderungen genügt.
Der Workshop ist für Anfänger geeignet, Fortgeschrittene können ggf. weitere Impulse erhalten.
Immer wieder im Verlaufe von Studium und sich daran anschließender Facharztweiterbildung stellen wir uns Fragen nach nächsten Schritten: Was ist mir im privaten und Berufsleben wichtig? Wie sieht meine Lebensplanung aus? Was will ich an der bestehenden Lebensplanung verändern? Wie kann ich es verändern? An welcher Stelle will ich meine Berufstätigkeit verbringen?
In diesem Workshop nähern wir uns gemeinsam mit Ihnen den Schwellen und Übergängen im Laufe der Ausbildung und des Berufslebens. Wir zeigen Ihnen die Breite unserer Tätigkeit auf und ermutigen Sie, über die eigene Karriere nachzudenken und diese aktiv zu gestalten. Wir thematisieren die Angst vor der Herausforderung genauso wie Entscheidungen, in bestimmten Konstellationen auch mal einen Rückwärtsgang einzulegen. Sowohl die Vorträge als auch die Übungen werden lebenspraktisch durch zwei erfahrene Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie gestaltet. Ein weiterer Schwerpunkt des Workshops soll das Thema „Führungsposition“ sein. Wir erkunden z. B. gemeinsam mit Ihnen, welche Kompetenzen dafür erforderlich sind, welche Fehler wir machen und welche Entscheidungen für das Tragen von Personalverantwortung getroffen werden müssen. Der Workshop lebt von den mitgebrachten Fragen und Themen.
Bis zu einem Drittel aller Depressionen nehmen einen chronischen Verlauf von mehr als zwei Jahren. Etwa knapp die Hälfte scheint therapieresistent, wobei es keinen Konsens zur Definition des Begriffs der Therapieresistenz gibt. Persistierende Depressionen werden in den Klassifikationssystemen der ICD-11 und des DSM-5 unterschiedlich aufgeführt. Die meisten Patienten berichten einen frühen Beginn vor dem 21. Lebensjahr und frühe zwischenmenschliche Traumatisierungen, insbesondere emotionale Vernachlässigung. Außerdem weisen persistierende depressive Störungen im Vergleich zu akut-episodischen Depressionen höhere Komorbiditätsraten, stärkere soziale Beeinträchtigung, häufigere Suizidversuche und Hospitalisierungen sowie stark ausgeprägtes Vermeidungsverhalten und einen feindselig-submissiven Beziehungsstil auf. Auf diesem Hintergrund gelten sie auch als schwierig zu behandeln.
Chronisch depressive Patienten sprechen allgemein weniger gut auf psychotherapeutische und pharmakologische Behandlung an als akut episodisch Depressive oder sie benötigen höhere „Dosen“ und eine längere Behandlungsdauer, um eine Verbesserung zu erreichen. Die neue Nationale VersorungsLeitlinie „Unipolare Depression“ (DGPPN et al. 2022) trennt die Behandlungsempfehlungen nach „bislang nicht behandelten chronischen Depressionen“, bei denen die Schweregrad-spezifischen Empfehlungen für akute depressive Episoden angewendet werden sollen. Und nach „trotz Behandlung chronifizierten Depressionen“, bei denen nach einem vorgeschlagenen Algorithmus (verschiedene Maßnahmen bei Nichtansprechen bzw. Therapieresistenz) vorgegangen werden soll.
Adipositas ist eines der vordringlichsten Gesundheitsprobleme weltweit mit weiterhin steigenden Prävalenzen bei eingeschränkter Prognose und Therapieerfolgen. In der evidenzbasierten, multimodalen Therapie der Adipositas spielen neben ernährungs- und bewegungsbezogenen Interventionen verhaltensorientierte Ansätze und psychotherapeutische Interventionen eine zentrale Rolle. Auch Psychotherapie kann je nach Problemstellung und Komorbiditäten bei Menschen mit Adipositas indiziert sein. Adipositas ist häufig auch mit einer Essstörung vergesellschaftet, am häufigsten mit der Binge-Eating-Störung, was besondere Herausforderungen an die Diagnostik und Behandlung Betroffener stellt. Das Symposium gibt ein Update zur Rolle häufiger psychischer Komorbiditäten, insbesondere der Binge-Eating-Störung, für Diagnose, Therapie, Nachsorgen und Verlauf der Adipositas, gibt ein Update zu neurobiologischen Erkenntnissen der Essstörungen im Adipositasspektrum, sowie zu psychotherapeutischen Interventionsansätzen für Menschen mit Adipositas mit und ohne Binge-Eating-Störung.
Flucht ist auch 2023 eines der größten globalen Probleme. Im Juni 2022 schätzte die UNHCR, dass erstmals mehr als 100 Millionen Menschen weltweit innerhalb ihres Landes vertrieben oder auf der Flucht sind, darunter ca. 36 Millionen Kinder. Dies stellt nicht zuletzt eine große Belastung für die mentale Gesundheit dieser Schutzsuchenden dar. Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass nach der Ankunft in Deutschland 40–50 % der Schutzsuchenden an psychischen Störungen leiden (Nesterko et al, 2021; Schröder et al. 2018). Fehlende Sprachmittlung, bürokratische Hürden, lange Wartezeiten und fehlendes Wissen in der Community sowie Angst vor Stigmatisierung erschweren die Behandlung von Schutzsuchenden (Baron & Flory, 2020), zudem ist die psychotherapeutische Versorgungslage, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich, unzureichend und mit sehr langen Wartezeiten verbunden. Unter den Lebensbedingungen in Sammelunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen leiden insbesondere psychisch kranke Geflüchtete und Kinder (Brandmaier & Friedmann, 2019). In ressourcenbeschränkten Regionen ist der Versorgungsengpass im psychosozialen Bereich allerdings noch viel dramatischer (WHO, 2018). Um diesem Versorgungsengpass zu begegnen, werden im Symposium innovative Ansätze für verschiedene Settings und Gruppen von Schutzsuchenden präsentiert.
Das Symposium eröffnet Katharina Lange durch einen Bericht aus der Praxis zu Ansätzen in der humanitären Nothilfe im Bereich der psychosozialen und psychologischen Unterstützung in ressourcenbeschränkten Regionen. Rayan El-Haj-Mohamad wird anschließend aktuelle Ergebnisse der internetbasierten Psychotherapieplattform „Ilajnafsy“ für arabischsprachige Menschen präsentieren. Im Anschluss stellt Claudia Calvano Forschungsergebnisse sowie eine Pilotstudie für eine Kurzzeitintervention für geflüchtete Kindern im Kontext sequentieller Traumatisierung vor. Abschließend widmet sich ein Vortrag der Vorstellung eines Modellprojekts, das geflüchteten ukrainischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine kulturell adaptierte Interpersonelle Psychotherapie als Kurzzeitintervention anbietet, wobei erste Ergebnisse hinsichtlich Akzeptanz und Wirksamkeit präsentiert werden.
Psychische Störungen gewinnen seit Jahren stetig an Bedeutung, sowohl in der Prävention als auch in der Versorgung. Beispielsweise hat sich der Anteil der psychischen Störungen am Krankenstand in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt, bei den krankheitsbedingten Frühberentungen stehen sie inzwischen an erster Stelle. Die Inanspruchnahme von ambulanten und stationären Leistungen für Menschen mit psychischen Störungen steigt stetig an. Hinzu kommen weitere psychosoziale Problemlagen, wie die Zunahme von schwer psychisch kranken Wohnungslosen in Großstädten und eine steigende Zahl von Unterbringungen im Maßregelvollzug. Gleichzeitig befindet sich das Versorgungssystem in einem Umbau, denn ein zunehmender Fachkräftemangel beeinflusst die Leistungserbringung. Für eine gesundheitspolitische Reaktion auf diese Entwicklung und zum frühzeitigen Erkennen fehlen vielfach Daten zur Epidemiologie und zum Versorgungssystem. Daten einer Psychiatrieberichterstattung sollten Mental Health Outcome Measures, im Sinne des Matrixmodells von Thornicroft & Tansella, auf den Ebenen des Bundes, der Länder und der Kommunen inkludieren. Das Symposium stellt Ziele, Chancen und Grenzen einer Psychiatrieberichterstattung in Deutschland aus der Perspektive des Bundes, der Länder und der Kommunen dar und diskutiert sie.
Anfang 2020 wurde die Systemische Therapie als Richtlinienverfahren für die vertrags-psychotherapeutische Versorgung in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen. Schon viele Jahre zuvor wurden Methoden der Systemischen Therapie insbesondere in der stationären, teilstationären und institutionell ambulanten psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung punktuell in sehr unterschiedlichem Ausmaß angewendet. Insbesondere für Mehrpersonensettings, d. h. Paar- und/oder Familientherapie hatte sich darüber hinaus insbesondere in städtisch geprägten Regionen ein Netz von Praxen entwickelt, die das Verfahren auf Selbstzahlerbasis anboten. Inzwischen befinden sich Kolleginnen und Kollegen in der Approbationsausbildung, arbeiten in Praxisphasen in Versorgungskliniken und die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen machen Erfahrungen mit Systemischer Therapie und ihren Möglichkeiten in der Regelversorgung.
Das Symposium widmet sich dieser Entwicklung in den Kernbereichen der vertrags-psychotherapeutischen Versorgung, der Krisenintervention und der Nutzerperspektive. Dieser kommt unter dem Aspekt der Förderung von Ressourcenorientierung und Selbstorganisationsmechanismen eine besondere Bedeutung im Rahmen systemischer Konzepte zu. Anhand von Erfahrungen und aus Beispielen im europäischen Ausland wird aufgezeigt, dass die Systemische Therapie in zahlreichen Ländern eine etablierte Rolle innerhalb der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung vor allem bei schwerwiegenden Verläufen psychischer Störungen spielt, die sich in Deutschland noch im Entwicklungsstadium befindet.
In vielen JVAs herrschen kritische Zustände für Inhaftierte mit psychischen Erkrankungen, vielen fehlt der Zugang zu (fach)ärztlicher psychiatrischer Versorgung, die in der Regel deutlich schlechter ist als die somatische Versorgung. Gleichzeitig weisen Studien auf hohe Prävalenzen psychischer Störungen unter Inhaftierten und eine hohe Suizidrate hin. Die DGPPN hat im Frühjahr 2022 eine Task-Force ins Leben gerufen, um die aktuelle Situation der psychisch erkrankten Insassen und Rahmenbedingungen der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung in den deutschen Haftanstalten zu beleuchten und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Das Diskussionsforum soll die Behandlungsbedingungen und den Handlungsbedarf in den JVAs aufzeigen. In kurzen Impulsreferaten werden psychiatrischer Behandlungsbedarf, Versorgungssituation und Verbesserungsbedarf dargestellt.
Die paranoide Schizophrenie ist eine schwere psychiatrische Störung und geht mit erheblichen neuropsychologischen und sozialen Beeinträchtigungen, sowie einem erhöhten Risiko für kriminelles Verhalten einher. Als Folge des erhöhten Risikos für kriminelles Verhalten findet sich ein hoher Anteil an Patienten mit einer schizophrenen Störung im psychiatrischen Maßregelvollzug. Da nur 5% aller Patienten weiblich sind, sind geschlechtsspezifische Verläufe schizophrenen und kriminellen Verhaltens nur unzureichend bekannt, denn der Großteil der Studien wurde an männlichen Patienten durchgeführt. Daher sollen in diesem Symposium schizophrene Frauen im Maßregelvollzug im Fokus stehen. In einem ersten Vortrag werden geschlechtsspezifische Unterschiede in der psychopharmakologischen Behandlung schizophrener Patienten im Maßregelvollzug betrachtet. Die Reduktion von kriminellen Verhaltensweisen durch antipsychotische Medikation ist ein wichtiges Ziel, allerdings sind Untersuchungen zu medikamentösen Therapiestrategien im Maßregelvollzug eher selten. Eine mangelnde Compliance der Patienten ist eines der zentralsten Probleme in der Versorgung schizophrener Störungen und deren Folge für den Erkrankungsverlauf gravierend. Eine weitere Studie adressiert daher den Einfluss der Compliance schizophrener Patientinnen im Maßregelvollzug auf die Behandlung. Die Unterbringung im Maßregelvollzug zielt darauf ab, das Risiko eines kriminellen Rückfalls zu reduzieren. Diesem Thema widmen sich die weiteren Vortragenden und identifizieren geschlechtsspezifische Prädiktoren gewalttätigen Verhaltens schizophrener Patienten. Die im Rahmen des Symposiums gewonnenen Erkenntnisse dienen dem Verständnis geschlechtsspezifischer ätiologischer Verläufe und der Weiterentwicklung therapeutischer Interventionen.
In dieser Session werden aus unterschiedlichen Perspektiven mit namhaften Expert:innen und Betroffenen der Begriff Neurodiversität in Zusammenhang mit ADHS kritisch diskutiert.
Durch Impulsvorträge, einem Umfrageergebnis und Diskussionen wird erörtert, inwiefern die neurodivergente Sichtweise auf ADHS zu einer Entstigmatisierung beitragen kann. Ferner wird diskutiert, inwiefern Betroffene von ADHS gerade durch diese besonders befähigt sind, im „richtigen“ Umfeld ihre Stärken zeigen zu können. Die neurodivergente Sichtweise bietet viele Chancen auf eine ressourcenorientierte Herangehensweise, wird jedoch dem teilweise mit ADHS einhergehenden Leidensdruck und den Einschränkungen nicht ganz gerecht. Dies wird unter dem provokativ formulierten Aspekt der „Schön-Rederei“ diskutiert.
Psychiatrisch-psychotherapeutischer Konsiliar- und Liaisondienst (KL) für stationär somatisch behandelte Menschen ist zunehmend gefragt. KL ist in der Weiterbildungsordnung verpflichtend verankert. Die abnehmende Zahl somatischer Betten, Liegezeitverkürzung, Zunahme des Durchschnittsalters der Patientinnen und Patienten, Zunahme von Multimorbidität und Polypharmazie fordern heraus wie die individuellen soziokulturellen Belange. KL als patientenzentrierte aufsuchende fachärztlich-psychologische Dienstleistung findet in den gegebenen ökonomischen Grenzen statt, kann ressourcen-sparend ökologisch wirksam sein. Unterschiedliche Modelle, KL aus der neurologischen Abteilung im somatischen Krankenhaus, aus einer psychiatrischen Abteilung im Verbund, aus einer psychosomatischen Abteilung und aus einem psychiatrischen Krankenhaus mit externem Konsiliardienst werden im Symposium in Aufgabe, Struktur und Leistung mit Fallbezug transparent. Patientinnen und Patienten im Konsiliardienst haben oft psychiatrische Abteilungen fordernden somatischen Versorgungsbedarf. In somatischen Kliniken mangelt es an psychiatrischer Fachpflege, in psychiatrischen Kliniken an somatischer Fachpflege. Rechts- und revisionssichere Erstellung/Dokumentation/Umsetzung von Konsilen wird durch verlässliche Organisation und Algorithmen erleichtert. KL erfordert umfassendes Verständnis biopsychosozialer Genese von Verhaltensbesonderheiten und psychischen Störungen als patientenzentrierte und angehörigenorientierte wie auch teamorientierte Dienstleistung für das anfordernde Team. Das Themen- und Spannungsfeld der Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie und-psychotherapie wird im Symposium in seiner Unterschiedlichkeit mit Fallvignetten und Leistungsdaten dargestellt und diskutiert. Es wendet sich an in Konsiliar- und Liaisondiensten tätige/KL entwickelnde Kolleginnen und Kollegen.
Seit Herbst 2022 wird der Forschungsverbund P4D – „Personalisierte, prädiktive, präzise und präventive Medizin für Depressionen – Charakterisierung und Biomarker-gestützte Therapie von Patientinnen, innovative Integration von Forschungs- und Routinedaten, Etablierung neuer Biomarker“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Im Symposium sollen die Ziele und das Vorgehen des Verbundprojekts vorgestellt werden (Hannah Maier, Hannover), wobei eine Besonderheit des Verbundes die enge Verzahnung von klinischer Datenerhebung einerseits und informationstechnischer Datenverarbeitung andererseits ist. Jan Voges (Hannover) stellt das Speicher- und Verarbeitungskonzept für die enormen Mengen an Gesundheits- und Genomikdaten vor, die im Rahmen des P4D-Projekts für die Präzisionsbehandlung der Depression erzeugt werden. Insbesondere liegt ein Schwerpunkt auf der Verarbeitung von Long-Read-Daten des menschlichen Genoms im Petabyte-Bereich, einschließlich der neuesten Erkenntnisse aus den spezialisierten Bioinformatik-Workflows und der Komprimierung von Long-Read-Sequenzierungsdaten. Hans Grabe und Michael Lucht (Greifswald) stellen mögliche klinische Dimensionen der Subtypisierung depressiver Störungen vor, wobei ein besonderes Augenmerk neben Fragen der Geschlechtsunterschiede in der Diagnostik und der Rolle frühkindlicher Traumatisierung auf der Alexithymie liegen wird. Der Koordinator des Verbundes, Helge Frieling (Hannover) erläutert das innovative Design der im Verbund durchgeführten diagnostischen Studie zur Validierung der BDNF CpG-87 Methylierung als möglichem Marker für das Nicht-Ansprechen auf Antidepressiva.
Die Psychopathologie ist das Fundament der klinischen Psychiatrie. Die heutigen Grundlagen wurden ab dem 19. Jahrhundert gelegt. Die BGPN befasst sich seit ihrer Gründung 1867 intensiv mit psychopathologischen Fragen. Diese Tradition soll mit dem BGPN-Symposium fortgesetzt und der Blick in die Zukunft gerichtet werden, da aktuelle psychopathologische Konzepte z. T. Begrenzungen und unbeantwortete Fragen aufweisen.
Das Ausmaß psychischen Leids, mithin der inneren Qual, ist ein Kernmerkmal des psychischen Befundes mit u. a. engem Bezug zur Suizidgefahr, gehört aber nicht zu den üblichen psychopathologischen Kategorien. F. Reischies wird neue, auch neurobiologische Ergebnisse und Möglichkeiten der differenzierten Untersuchung und ihre Bedeutung für Diagnose, Prognose und Behandlung darstellen.
Die psychopathologische Zuordnung der charakteristischen posttraumatischen Intrusionen ist uneindeutig. T. Bschor wird ausführen, dass sie aufgrund des szenisch-bildhaften Charakters Aspekte optischer und akustischer Wahrnehmungsstörungen haben, dass sie aufgrund hoher emotionaler Beteiligung und Widerstand der Betroffenen hiergegen auch Merkmale von Angst und Zwang aufweisen. Besonders treffend können sie als Filterstörung des Gedächtnisses beschrieben werden (1).
Die Etablierung des AMDP-Systems war ein großer Gewinn für allgemeines Verständnis, Einheitlichkeit und Reliabilität des psychopathologischen Befundes. B. Ochs diskutiert, wo das System inzwischen an Grenzen stößt. Aus dem Nutzerfeedback des von ihm entwickelten und betriebenen Befundomat – einem in Deutschland umfassend genutzten Online-Systems zur psychopathologischen Dokumentation (2) – sowie aus einer Clusteranalyse psychopathologischer Variablen entwickelt er einen Vorschlag zur Ergänzung und Weiterentwicklung von Erfassung und Dokumentation des psychopathologischen Befunds.
Die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker (AA) wurde im Jahr 1935 gegründet und stellt seit langem eine weltweite Bewegung dar. Der Alkoholismus wird bei den AA als chronische Erkrankung verstanden, von der die Betroffenen mithilfe des 12-Schritte-Programms genesen können. Ist das 12-Schritte-Programm aber in der Lage, die professionelle Therapie zu unterstützen? Zahlreiche Erfahrungen lehren uns, dass diese Frage mit „Ja“ beantwortet werden kann.
Die professionelle Therapie leistet Hervorragendes. Bereits während und nach deren erfolgreichen Abschluss ist eine dauerhafte Begleitung der unverändert alkoholkranken Person notwendig, da Alkoholismus aus Sicht der AA nicht geheilt, sondern nur zum Stillstand gebracht werden kann. Hier greift das 12-Schritte-Programm wie ein optimal passender Legobaustein und sichert durch die notwendige psychische Veränderung den Erfolg des Genesungsprozesses.
Im Symposium werden die Wirkungsweise des 12-Schritte-Programms, dessen Unterstützung einer professionellen Therapie und der Gesamterfolg anhand eines realen Erfahrungsberichtes beleuchtet.
Für die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen sind Hausärztinnen und Hausärzte die ersten Ansprechpartner. Zusätzlich zur psychosomatischen Grundversorgung bekommt der Einsatz von E-Mental-Health Programmen (digitale Gesundheitsanwendungen, DiGA) für Betroffene mit psychischen Erkrankungen eine zunehmende Bedeutung, um Beschwerden zu bessern, Selbstmanagement-Fähigkeiten zu stärken und ggf. Wartezeiten bis zu einer psychotherapeutischen Mitbehandlung zu überbrücken.
Hausärztinnen und Hausärzte haben als meistverordnende Fachgruppe bereits Erfahrungen im Umgang mit DiGAs gesammelt, Routinen zur Verordnung entwickelt sowie geeignete Patientinnen und Patienten und Behandlungssituationen identifiziert. Erfahrungen hierzu stellt S. Gehrke-Beck vor: Ein Teil der Hausärztinnen und Hausärzte bleibt zurückhaltend, ihre Skepsis begründet sich durch die noch unklaren Versorgungseffekte und die teilweise hohen Kosten. Neben den unklaren langfristigen therapeutischen Effekten wird auch diskutiert, dass DiGAs nicht alle Patient*innen gut erreichen. Die Rolle der Behandelnden ist bei der Versorgung mit DiGAs zudem meist nicht klar definiert und kann daher zu einer eher unkoordinierten Versorgung führen.
Erfahrungen und Perspektiven von Hausärztinnen und Hausärzte zum Einsatz von E-Mental-Health-Programmen im Zeitverlauf stellen den Gegenstand einer von M. Löbner vorgestellten Studie dar. In dieser wurden N = 107 Hausärztinnen und Hausärzte schriftlich zu Einstellungen, Erfahrungen und Barrieren zum Einsatz von E-Mental-Health-Programmen in der Praxis befragt.
Über diagnostische Tools, Entscheidungshilfen und Behandlungspfade, deren Nutzbarkeit wie auch Limitationen ihrer Anwendung in der hausärztlichen Versorgung psychischer Störungen berichtet I. Demmer im dritten Vortrag.
In diesem Referats-Symposium wird unter besonderer Berücksichtigung der hausärztlichen Situation die Bedeutung von Unterstützungsmöglichkeiten beleuchtet und diskutiert.
In dem Symposium werden vier vielversprechende Wirkstoffkandidaten sowie deren Neurobiologie dargestellt. Im Fokus steht dabei der Stand der Forschung im Hinblick auf die Wirkmechanismen, sowie den klinischen Nutzen neuer Medikamente bei Depression und Angststörungen.
F. Bavato wird die Ergebnisse einer Placebo-kontrollierten Studie zu GHB («liquid Ecstasy») bei Patienten mit Depression vorstellen. GHB ist ein GHB/GABAB-Rezeptor-Agonist, der wichtige homöostatische Funktionen wie das Ess- und Sexualverhalten sowie den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Die klinische Anwendung als Schlafmedikation in der Psychiatrie wird diskutiert.
Der Tiefschlaf wird auch durch den selektiven α2-Rezeptor Agonisten Dexmedetomidin verstärkt. Dexmedetomidin verringert die noradrenerge Neurotransmission und zeigt angstlösende, schmerzlindernde und neuroprotektive Wirksamkeit. L. Schnider wird die Ergebnisse von zwei Placebo-kontrollierten Phase-I-Studien mit einer neu-entwickelten buccalen Form von Dexmedetomidin bei leicht schlafgestörten Patienten und gesunden Probanden berichten.
Erste klinische Studien weisen darauf hin, dass Dimethyltryptamin (DMT)-haltige Präparate eine schnell eintretende Wirkung bei Depressionen und Angststörungen haben können. Der Vortrag von M. Scheidegger fasst die Erkenntnisse aus eigenen Studien zusammen und zeigt auf, wie sich die Wirksamkeit, die Verträglichkeit/Sicherheit und die Pharmakokinetik von DMT-Präparaten für den klinisch-experimentellen Einsatz in der Psychiatrie durch innovative galenische Ansätze optimieren lassen.
Der Vortrag von J. Jungwirth befasst sich mit den sozialen Kognitionen im Kontext der psychedelischen Forschung und Therapie. Was bedeuten Psychedelika für die Fähigkeit sich in andere zu versetzen und geben die sozialen Kognitionen Aufschluss über Wirkfaktoren des Psilocybins? Es wird eine Placebo-kontrollierte Studie zur Veränderung der Empathie nach Psilocybin-assistierter Psychotherapie bei depressiven Patienten vorgestellt.
Hintergrund: Für den deutschsprachigen Raum existieren speziell für psychiatrische Versorgungssettings bislang keine umfänglichen Daten hinsichtlich der Situation und des Einsatzes akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen. Vor diesem Hintergrund wurde die AkaPP-Studie auf Grundlage einer deutschlandweiten Online-Befragung im Querschnittsdesign durchgeführt.
Übergeordnete Zielsetzungen: Im Rahmen des eingereichten Symposiums sollen unterschiedliche Aufgaben- und Tätigkeitsprofile akademischer Pflegefachpersonen in der Psychiatrie analysiert, spezifische Rollencluster identifiziert sowie wichtige Aspekte der „Rollenentwicklung und Rollenimplementierung“ in Zusammenhang gebracht und entsprechend diskutiert werden.
Übergeordnete Diskussion: Die AkaPP-Studie liefert im Gesamten erstmals umfängliche Daten zur Situation akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen in psychiatrisch-psychosozialen Handlungsfeldern in Deutschland. Die im Rahmen des Symposiums vorgestellten erweiterten Ergebnisse der AkaPP-Studie liefern nicht nur einen Einblick in die Situation akademisch qualifizierter psychiatrischer Pflegefachpersonen in Deutschland, es konnten zudem wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der adäquaten Rollenentwicklung und Rollenimplementierung gewonnen werden, die nicht nur für Deutschland, sondern für den gesamten deutschsprachigen Raum relevant sind.
Übergeordnete Schlussfolgerungen: Vor dem Hintergrund der präsentierten Ergebnisse und des vorgestellten Tools zur Implementierung akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen in der Psychiatrie wird nicht nur das Verständnis hinsichtlich der Rollenentwicklung und Rollenimplementierung geschärft, es werden auch Handwerkzeuge zur Verfügung gestellt, um die unterschiedlichen Rollenprofile adäquat in die Pflegepraxis zu integrieren.
Sexarbeit ist die Bereitstellung sexueller Dienstleistungen gegen Entgelt. Sie kann in Freiheit und Freiwilligkeit erfolgen oder unter Zwang (Zwangsprostitution), in Verbindung mit Menschenhandel und moderner Sklaverei. In diesem Fall handelt es sich fast immer um eine sexuelle Ausbeutung von Menschen durch Gewalt, Betrug und Nötigung. Die häufigste Form des Menschenhandels (79%) ist die sexuelle Ausbeutung. Oftmals wird Sexarbeit verharmlosend auch als horizontales Gewerbe, idealisierend als das älteste Gewerbe der Welt und mehrdeutig als „käufliche Liebe“ bezeichnet. Während bisher hauptsächlich das Vorkommen von übertragbaren Infektionskrankheiten untersucht wurde, standen Untersuchungen zur psychischen Gesundheit bislang wenig im Fokus.
Das Symposium möchte sensibilisieren und auf die psychische Gesundheit dieser sehr bedürftigen Gruppe aufmerksam machen. Der erste Vortrag wird in die Thematik einführen und berichten, was Sexarbeit für die psychische Gesundheit bedeuten kann. Der zweite Vortrag wird die Heterogenität der Sexarbeit und die Herausforderungen für besondere Forschungsbereiche wie Sexarbeit fokussieren, während in den nächsten beiden Beiträgen Ergebnisse von qualitativen Erhebungen zu Inanspruchnahmebarrieren zum Gesundheitssystem und Transgender und Sexarbeit im Rahmen von Bordering präsentiert werden. Alle Beiträge werden selbstverständlich mit dem Plenum diskutiert.
Psychische Störungen sind der Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit. Die Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitsraten wegen psychischer Erkrankungen sind alarmierend und bei weitem die auffälligste Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitsstatistik der letzten Jahre. Die psychische Gesundheit ist damit ein zentraler Faktor – nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für die Unternehmen. In diesem Zusammenhang werden aktuell zunehmend arbeitsplatzbezogene psychosoziale Belastungen und deren Folgen auf die psychische Gesundheit und Aspekte der Verhaltens- und Verhältnisprävention diskutiert. In dem vorgeschlagenen interdisziplinären Symposium wird der Frage nachgegangen, ob psychosoziale berufliche Belastungen psychische Erkrankungen (mit-) verursachen können und welche Möglichkeiten der Verhaltensprävention auf individueller Ebene und der Verhältnisprävention in der Arbeitswelt bestehen. Besonders wird hier auf die psychische Gefährdungsbeurteilung eingegangen, die für Betriebe gesetzlich vorgeschrieben ist.
Der Austausch sozial-emotionaler Informationen ist von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche soziale Interaktion. In der natürlichen Kommunikation werden soziale Signale nicht nur auf verbaler Ebene (durch Sprachinhalte), sondern auch nonverbal (durch Mimik, Sprachmelodie, Gestik, Körperhaltung und nonverbale Vokalisation wie z. B. Lachen) ausgedrückt. Die Integration dieser unterschiedlichen Kommunikationssignale ist die Voraussetzung für eine sichere Einschätzung des emotionalen Zustands, sowie der Absichten und Einstellungen des Gesprächspartners. Bei sozialen Interaktionssituationen können natürlich auch Konflikte entstehen (z. B. durch provokatives Kommunikationsverhalten oder bei Erwartungsverletzungen). Bei unterschiedlichen psychischen Erkrankungen (z. B. Psychose, Depression, bipolare Störungen, Soziale Phobie, Autismus, Borderline-Persönlichkeitsstörung) können darüber hinaus Fehldeutungen oder Wahrnehmungsverzerrungen auftreten, die das Risiko für Missverständnisse und Konflikte erhöhen. Dies kann zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen. Das individuelle Ausmaß der Beeinträchtigung hängt von vielen Faktoren ab, dabei können u. a. auch das Alter und das Geschlecht eine wichtige Rolle spielen. In dem Symposium sollen aktuelle Befunde zu sozial-interaktionellen Fertigkeiten und ihren neurobiologischen Korrelaten dargestellt werden. Insbesondere sollen dabei auch Einschränkungen dieser Fertigkeiten im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und störungsspezifischen Behandlungsansätzen angesprochen werden.
In den letzten Jahren wurde in der Psychiatrie eine Vielfalt moderner Behandlungssettings etabliert. Dabei spielen insbesondere die Auflösung klassischer Sektorengrenzen, Etablierung moderner klinikinterner und -externer Versorgungsstrukturen, Entwicklung neuartiger Prädiktionsmodelle und die Bewertung der Langzeitergebnisse (therapeutisches Outcome) eine wesentliche Rolle. Zu den sektorenübergreifenden Therapiekonzepten gehört vor allem das Track-Konzept. Beim Track-Konzept handelt es sich um eine syndromal orientierte, dezentral arbeitende, modular aufgebaute, stationär-teilstationär-ambulante Einheit. In den letzten Jahren konnten an einigen psychiatrischen Kliniken in Deutschland Track-Einheiten etabliert werden. In vier Vorträgen werden frühere und rezente konzeptuelle und wissenschaftliche Entwicklungen sowie Ergebnisse verschiedener Track-Konzepte psychiatrischer Routineversorgung vorgestellt und diskutiert. Das Ziel dieses Symposiums ist es, eine lebhafte Diskussion anzuregen, in der neuste wissenschaftliche Entwicklungen und vorläufige Daten aus dem Alltag der Patienten in verschiedenen Track-Einheiten vorgestellt werden. Dieses Symposium sollte für die Etablierung weiterer Track-Einheiten in der psychiatrischen Versorgungslandschaft sensibilisieren.
Der Umgang mit psychisch kranken Straftätern findet im Spannungsfeld medizinischer Erkenntnisse und rechtlichen Rahmenbedingungen statt. Dabei sind Erkenntnisse aus der neurobiologischen Grundlagenforschung und der Therapieforschung mit Bezug zu forensischen Aspekten in der Regel international konsentiert. Deren Umsetzung ist aber durch jeweils geltende nationale rechtliche Rahmenbedingungen heterogen und bedingt auch unterschiedliche Versorgungsstrukturen. In diesem Symposium werden aktuelle Diskussionen und angedachte Reformen im Maßregelvollzug diskutiert. Dabei werden in jeweils einem Vortrag die Entwicklungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich referiert und in einem vierten Vortag eine aktuelle Studie zur Situation der Forensischen Psychiatrie in den übrigen Ländern der Europäischen Union vorgestellt.
Das Verlassen einer früher sinnstiftenden und haltgebenden geschlossenen religiösen Gemeinschaft löst häufig eine spirituelle Krise aus, die in vielen Fällen mit krankheitswertigen psychosomatischen Beschwerden einhergehen. In den USA wurde dafür die diagnostische Beschreibung „religiöses Trauma-Syndrom RTS“ entwickelt. Das Panel stellt eine große aktuelle Studie von einer deutschsprachigen Stichprobe von der Universität Zürich sowie eine Pilotstudie aus Hamburg über die Begleitung ausstiegswilliger islamistischer Extremisten vor. Es gibt in Deutschland einige staatlich finanzierte Beratungsstellen, die Beratungsstrategien für Betroffene entwickelt hat, die von der Leiterin der Freiburger Stelle vorgestellt werden. Für den Umgang mit religiös traumatisierten Patienten sind spezielle therapeutische Kompetenzen erforderlich, die zum Schluss vorgestellt werden.
Seit drei Jahren sind internetbasierte Programme zur Behandlung psychischer Störungen auf Rezept verfügbar. Voraussetzung für die Verschreibung ist, dass ein Programm im Verzeichnis der Digitalen Gesundheitsanwendungen gelistet ist (DiGA-Verzeichnis). Über die Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis entscheidet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Grundlage von Kriterien, die der Gesetzgeber festgelegt hat. Diese Kriterien sehen vor, dass auch Programme aufgenommen werden können, die niemals in randomisierten Studien (RCT) gezeigt haben, dass sie wirksam sind. Bislang haben nur Programme eine dauerhafte Listung im DiGA-Verzeichnis erreicht, die erfolgreich in einem RCT auf ihre Wirksamkeit untersucht wurden. Wie das kommen konnte und ob das so bleiben sollte, wird in dieser Veranstaltung diskutiert. Auf dem Podium sitzen Prof. Dr. Karl Broich (Bonn), der die Perspektive des BfArM darstellt, Dr. Lars John (Universität Kiel), der die Sicht der praktisch tätigen Psychiater einbringt, und Dr. Mario Weiss (GAIA AG, Hamburg), der von seinen Erfahrungen als Entwickler von DiGA berichtet. Einleiten wird Prof. Dr. Jan Philipp Klein mit der Perspektive der evidenzbasierten Medizin. Jeder von ihnen beginnt mit einem kurzen Vortrag, anschließend wird auf dem Podium und mit dem Publikum diskutiert. Am Ende werden die Teilnehmenden eine konkrete Vorstellung davon haben, wie der Prozess der Aufnahme von Programmen in das DiGA-Verzeichnis funktioniert. So werden die Teilnehmenden in ihrem klinischen Alltag besser entscheiden können, welche DiGAs sie einsetzen wollen.
Das Symposium „Worst Case Kliniksuizid“ möchte das Augenmerk auf das für in der Psychiatrie Tätige schwerwiegendste Ereignis – den Suizid eines Patienten während oder kurz nach einem stationären Aufenthalt – richten. Hierzu wird Katharina König erste Ergebnisse einer deutschlandweiten Datenbank zur Erfassung von Kliniksuiziden referieren. Tim Krause widmet sich der erhöhten poststationären Suizidsterblichkeit und stellt die Ergebnisse einer multizentrischen Studie zu diesem Thema vor. Frieder Wurst diskutiert die Auswirkungen eines Kliniksuizides auf die Angehörigen und Hinterbliebenen und zeigt mit den Daten einer Fragebogenstudie die langfristigen und z. T. gravierenden Auswirkungen eines solchen Suizids. Robert Zappe wird in seinem Vortrag das Risikomanagement von Suizidalität in einer Klinik vorstellen und über die Bedeutung einer interdisziplinären und patientenzentrierten Behandlungsplanung im Kontext des Phänomens Suizidalität berichten.
Insbesondere bei Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen und/oder Behinderungen ergeben sich vielfältige Schnittstellen mit dem System der Eingliederungshilfe. Beide Systeme haben aber in ihrer Historie, Ausbildung der Mitarbeiter:innen und den „therapeutischen“ Vorstellungen nur wenig Überschneidungspunkte. In diesem Diskussionsforum soll es darum gehen, typische Schnittstellenprobleme aufzuzeigen und sich in der Diskussion mit den Teilnehmenden möglichen Lösungen anzunähern. Es werden sowohl rechtliche Aspekte zur Sprache kommen als auch vielfältige klinische Aspekte.
Das Ziel dieser Veranstaltung ist es, den Blick für die Bedeutung des Alter(n)s für die psychische Gesundheit und die psychotherapeutische Arbeit zu schärfen. Die Rahmenbedingungen dieser Lebensphase verändern sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Diese Verschiebungen führen natürlich dazu, dass es in Zukunft immer mehr Betroffene geben wird, aber sie ziehen auch Veränderungen in unserer Wahrnehmung des Alter(n)s nach sich, die für die Therapie affektiver Erkrankungen in dieser Lebensphase relevant werden können. Verbreitete Behandlungsansätze sind oft bemüht, dem vermeintlich verminderten Veränderungspotential im Alter dadurch Rechnung zu tragen, dass der therapeutische Fokus auf das noch Erreichbare gelegt wird. Dahinter steht vielfach ein Optimierungsgedanke, der eine eingehendere Auseinandersetzung mit der existenziellen Dimension altersspezifischer Themen und Erlebnisse eher verhindert. Demgegenüber rückt das Symposium diese existenzielle Dimension des Alter(n)s dezidiert in den Mittelpunkt, um ein rein defizitorientiertes Verständnis dieser Lebensphase aufzubrechen und den Blick auf affektive Erkrankungen im höheren Lebensalter zu weiten. Hierfür bringt es Beiträge aus Gerontopsychiatrie, phänomenologisch-qualitativer Psychotherapieforschung, Medizinethik und Philosophie im Hinblick auf existenzielle Fragen im Kontext der Alterspsychotherapie zusammen. Aus dieser Bündelung von Perspektiven sollen sich Erkenntnisse und Denkanstöße zu praktischen methodischen wie normativen Herausforderungen im psychiatrisch-psychotherapeutischen Umgang mit dem Alter(n) sowie neuen Forschungsansätzen ergeben. Dabei bildet die titelgebende Jasperssche Grenzsituation den Ausgangspunkt für Analysen, die die Dynamik eines immer geringer werdenden Zeithorizonts im Alter in den Fokus nehmen, so dass sich die Auseinandersetzung mit Tod, Schuld und Leid auch hinsichtlich früherer, u. U. als problematisch angesehener Weichenstellungen im eigenen Leben untersuchen lassen.
Hintergrund: Im Symposium werden besondere Herausforderungen für Menschen mit komorbiden psychischen und somatischen Erkrankungen, aber auch unterstützende Ressourcen und mögliche Maßnahmen zum Abbau von Barrieren beleuchtet.
Themen: Wir stellen zum einen aktuelle Arbeiten aus den vom Innovationsfonds geförderten Projekten PSY-KOMO (Komorbide somatische Erkrankungen bei Patienten mit schweren psychischen Störungen – Reduktion somatischer Komorbidität und erhöhter Mortalität) und SoKo (Die somatische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit psychischer Komorbidität) vor. Zunächst werden Herausforderungen und Möglichkeiten der Gesundheitsförderung bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (SMI) im Projekt PSY-KOMO dargestellt. Dort werden sowohl den SMI-Patientinnen und Patienten bei Prävention und Inanspruchnahme Hilfen angeboten (z. B. durch gezielte somatische Gesundheitsbegleitung) als auch die Behandelnden sensibilisiert und unterstützt (z. B. durch Beratung zu Polypharmazie). Bei SoKo wird aufseiten der Betroffenen die Bedeutung einer guten sozialen Einbindung und die Bedeutung der Förderung der Gesundheitskompetenz auf Basis der Ergebnisse einer Mixed-Methods-Studie in den Fokus gerückt. Weiterhin berichten wir über eine Befragung von SMI-Patientinnen und -Patienten zu verschiedenen Dimensionen erlebter Stigmatisierung in der (somatischen) Gesundheitsversorgung.
Praxisbezug: Abschließend werden im Symposium die Versorgenden in den Fokus genommen. Es wird – quasi mit ein wenig Selbsterfahrungscharakter – die Frage aufgeworfen, wie wir eigentlich als Behandelnde eigene Stigmatisierungstendenzen in diesem Feld bemerken können. Denn es kann im Versorgungsalltag allzu leicht passieren, dass man – ohne jeglichen bösen Willen – selbst dazu beiträgt, dass die somatische Gesundheit von SMI-Patientinnen und -Patienten aus dem Blick gerät (over-shadowing), oder dass diagnostische oder präventive Maßnahmen bei SMI-Patientinnen und -Patienten seltener durchgeführt werden als bei Menschen ohne psychische Erkrankung.
Impulsvorträge von Dr. Udo Wortelboer und Dr. Astrid Freisen sowie Erfahrungsberichte von Betroffenen aus den Bereichen Depression, ADHS und bipolare Störung sowie trialogischer Austausch von Betroffenen, Angehörigen, Professionellen.
Zunehmend werden im Rahmen der Früherkennung psychischer Störungen multimodale Daten erhoben, um durch eine Kombination klinischer und psychopathologischer mit Biomarkerdaten eine präzisere Prädiktion individueller Erkrankungsrisiken und von Verläufen zu ermöglichen.
Im ersten und zweiten Vortrag des Symposiums werden Updates zu Verlaufsdaten einer australischen und einer deutschen Risikokohorte für Bipolare Störungen präsentiert. Prof. Andreas Bechdolf wird Ergebnisse des 10-13-Jahres-Follow-up der Melbourner Risikokohorte berichten. Dr. Pavol Mikolas diskutiert anhand aktueller Auswertungen der Early-BipoLife-Studie Möglichkeiten, durch die Anreicherung klinischer Früherkennungs- mit Bildgebungsbiomarker-Daten eine Transition zu prädizieren. Im dritten Vortrag wird Prof. Nikolaos Koutsouleris aktuelle Erkenntnisse aus der Psychose-Früherkennung anhand der PRONIA-Studie zusammenfassen, um dann gemeinsam mit den anderen Referenten und den Zuhörern zu diskutieren, was wir aus der Erfahrung der multimodalen Psychose-Früherkennungsforschung für die Bipolar-Früherkennung und/oder die Erkennung eines breiteren Risikos für schwere psychische Störungen lernen können.
Die AGATE ist ein von Lobbyinteressen im Gesundheitswesen unabhängiger, länderübergreifender, interdisziplinärer Verbund aus Kliniken, Praxen, Apotheken und Forschungseinrichtungen. Er hat sich der Förderung und Unterstützung einer sowohl rationalen wie rationellen Pharmakotherapie verschrieben. Das Symposion stellt klinisch relevante Forschungs- und Entwicklungsdaten (F&E-Daten) vor, die exemplarisch aufzeigen, wie eine solche Kooperation zwischen Wissenschaft und klinischer Praxis für ganzheitliche Therapiekonzepte aus gezielter Abstimmung verschiedener Arzneimittelverordnungen mit anderen Therapiemaßnahmen zur Anpassung an die individuellen Bedürfnisse einzelner Patienten und Patientinnen genutzt werden kann.
In diesem Jahr erneuert der Klinische Pharmakologe Prof. Dr. Dr. Ekkehard Haen (Universität Regensburg und Institut AGATE) die Bedeutung der leider vielerorts als selbstverständlich betrachteten und deshalb oft nicht mehr beachteten altersbedingten pharmakologischen Besonderheiten. Dass nicht nur die Demenzerkrankung als solche, sondern auch die damit verbundenen psychischen Veränderungen ärztlicher Beachtung bedürfen, erläutert die Neurologin und Psychiaterin Dr. Ulrike Janka (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg). Anfang des Jahres wurde das Update der PRISCUS Liste im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht, das vor allem auch für die Psychiatrie große Bedeutung haben wird. Frau PD Dr. Johanna Seifert (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover) wird sich kritisch mit den klinischen Konsequenzen auseinandersetzen. Nur langsam setzt sich in Deutschland in der Arzneimitteltherapie die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der (Klinik-)Apotheke durch. Frau Dr. Mirjam Schwarz (Klinikapotheke, Bezirksklinikum Regensburg) stellt die Rolle und Aufgaben einer Klinischen Pharmazeutin auf einer geriatrischen Station in einem psychiatrischen Versorgungskrankenhaus vor.
Die Prävalenz psychiatrischer Notfälle ist hoch. Allein im notärztlichen Dienst hat die Inzidenz in den letzten Jahren um 10–15% zugenommen, damit sind psychiatrische Notfälle mittlerweile die zweit- bis dritthäufigste Einsatzursache. Auch in der hausärztlichen Sprechstunde und im KV-ärztlichen Bereitschaftsdienst muss bei schwerwiegenden akuten psychiatrischen Notfällen schnell, angemessen und möglichst ohne den Praxisalltag zu beeinträchtigen, interveniert werden. Die häufigsten Notfalldiagnosen sind Alkoholintoxikation, Verwirrtheit und Delir, psychomotorische Erregungszustände, depressive Zustände, Suizidalität, akute Angstzustände und Psychopharmaka-induzierte Notfälle. Vergleichbar mit somatischen Notfällen besteht auch bei psychiatrischen Notfällen eine unmittelbare Gefährdung, die oft eine sofortige Diagnostik und Therapie erforderlich macht. Besonders herausfordernd stellen sich die Handlungsnotwendigkeiten für Hausärzte dar, wenn bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung eine psychiatrische Einweisung gegen den Willen des Patienten oder seiner Familie erforderlich ist.
Die psychiatrische Notfalldiagnostik beruht in hohem Maße auf dem subjektiven Eindruck, der Verhaltensbeobachtung, der Kenntnis der Psychopathologie und der Erfahrung der Untersuchenden. In diesem Symposium soll ein Überblick über das mögliche diagnostische und therapeutisch-praktische Procedere in der hausärztlichen und gemeindenahen Versorgung gegeben und eine praxisorientierte Diskussion ermöglicht werden.
Das Symposium richtet sich an die ärztliche Kollegenschaft in Weiterbildung zur Psychiatrie und Psychotherapie oder in Weiterbildung zum Facharzt/zur Fachärztin für Allgemeinmedizin, angehende Amtsärztinnen und Amtsärzte und Notfallmedizinerinnen und Notfallmediziner sowie Bereitschaftsdienstleistende hausärztliche Versorgende.