Frühe zwischenmenschliche Traumatisierungen und Kindesmisshandlungen im Sinne von emotionaler oder körperlicher Vernachlässigung und Misshandlung oder sexuellem Missbrauch gehören zu den bedeutsamsten Risikofaktoren für die Entwicklung eines ganzen Spektrums psychischer und körperlicher Erkrankungen im Erwachsenenalter. Zur psychotherapeutischen Behandlung früher zwischenmenschlicher Traumatisierungen werden therapeutische Strategien aus verschiedenen trauma- und störungsspezifischen Ansätzen eingesetzt. Die Ansätze des EMDR und Imagery Rescripting sowie die Mentalisierung und spezifisch auf frühe zwischenmenschliche Traumatisierung zugeschnittene Strategien aus dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) werden in ihrer praktischen Anwendung und Ergebnissen zur Wirksamkeit vorgestellt.
Das Tourette-Syndrom ist eine chronisch verlaufende motorische und vokale Tic-Störung. Tics sind plötzliche, rasche, wiederkehrende, nicht-rhythmische, motorische Bewegungen oder Vokalisationen. Tics können „einfach“, aber auch sehr „komplex“ sein. Am häufigsten bestehen einfache motorische Tics wie Blinzeln, Grimassieren und Kopf rucken und einfache vokale Tics wie Räuspern, Schniefen und Hüsteln.
Während funktionelle Bewegungsstörungen mit Tic- oder Tourette-ähnlichen Symptomen bislang als seltene Form einer dissoziativen Störung galten, werden seit wenigen Jahren weltweit gehäuft Patientinnen und Patienten vorstellig, bei denen meist relativ akut dem Tourette-Syndrom ähnliche funktionelle Symptome auftraten mit überwiegend komplexen Bewegungen an den Armen, Ausrufen von Schimpfwörtern und Beleidigungen sowie anderen sozial unpassenden Verhaltensweisen.
Ziel des Symposiums ist es, auf diese neue Präsentation einer funktionellen Störung aufmerksam zu machen. Dazu werden zunächst die klinischen Merkmale des Tourette-Syndroms vorgestellt. Nachfolgend werden die typischen Kennzeichen einer funktionellen Tourette-ähnlichen Bewegungsstörungen beschrieben. In den Vorträgen werden insbesondere die Unterschiede aufgezeigt und praktische Hinweise zur Differentialdiagnose gegeben. Hierzu werden auch typische Videos von Patientinnen und Patienten mit Tics/Tourette-Syndrom einerseits und funktionellen Tourette-ähnlichen Bewegungsstörungen andererseits demonstriert. Im dritten Vortrag werden Daten zu Prognose und Verlauf der funktionellen Tourette-ähnlichen Bewegungsstörungen vorgestellt. Im letzten Vortrag wird eine Übersicht über mögliche Behandlungsansätze gegeben inklusive Psychoedukation, Psychotherapie und Empfehlungen zur Nutzung sozialer Medien mit Inhalten zum Tourette-Syndrom.
Katatonie ist eine komplexe psychomotorische Erkrankung, die durch motorische, affektive und kognitiv-behaviorale Symptome charakterisiert ist. Seit dem 1. Januar 2022 ist die Katatonie (wieder) als eigenständige Diagnose in der 11. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) anerkannt. Dieses State-of-the-Art-Symposium soll Psychiatern, Psychotherapeuten und anderen Fachdisziplinen die aktuellsten Informationen über Katatonie und ihre Subtypen vermitteln. Im ersten Vortrag werden die historisch-nosologische Entwicklung, die diagnostischen Kriterien der einzelnen Subtypen nach ICD-11 und die gängigsten klinischen Beurteilungsskalen vorgestellt. Der zweite Vortrag wird die aktuellen multimodalen Behandlungsansätze und die prognostischen Besonderheiten von Patienten mit Katatonie-Subtypen nach ICD-11 erörtern. Anhand von aktueller Evidenz und Praxisbeispielen werden den Klinikern Vorschläge gemacht, wie die Versorgung von Patienten mit Katatonie innerhalb bestehender klinischer Strukturen umgesetzt werden kann. Die Teilnehmer des Symposiums werden ein Verständnis für die leitlinienorientierten Praxisansätze zur Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Katatonie entwickeln.
Der Umgang mit traumatischen Erinnerungen und ihre klinische Bewertung werden immer wieder kontrovers diskutiert. In jüngster Zeit erfolgte eine weitere Zuspitzung dieser Debatte in Bezug auf Betroffene von organisierter Gewalt. Die Einschätzungen sowohl von klinisch als auch von wissenschaftlich Tätigen im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie wurden dabei in bislang nicht gekannter Form in Frage gestellt. Kritik in Bezug auf den klinischen Umgang mit Betroffenen führte zu einer starken Verunsicherung sowohl bei Patientinnen und Patienten als auch bei Therapeutinnen und Therapeuten, die sich auch auf andere Felder der Psychotraumatologie auszuweiten droht. Entscheidend erscheint eine nüchterne und ausgewogene Betrachtung der Debatte um schwere Gewaltformen um klinisch und gutachterlich Tätigen möglichst große Handlungssicherheit in der Praxis zu geben. Das geplante Symposium soll mit vier Vorträgen einen Beitrag zur fachlichen Einordnung der aktuellen Debatte leisten. Im ersten Vortrag stellen Jörg Fegert und Jelena Gerke, Ulm, Ergebnisse zur Häufigkeit organisierter und „ritueller Gewalt“ aus repräsentativen Umfragen vor. Im zweiten Vortrag berichtet Silke Gahleitner, Berlin, Erfahrungen der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs mit organisierter (ritueller) Gewalt. Peer Briken, Hamburg, diskutiert im dritten Vortrag die aktuellen Dynamiken in der wissenschaftlichen und öffentlichen Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt. Julia Schellong, Dresden, referiert schließlich wissenschaftliche Befunde zu Erinnerungen in der Traumatherapie und leitet Implikationen für die klinische und gutachterliche Praxis daraus ab.
Die systematische Beschreibung der Interaktion in der klinischen Untersuchungssituation wie auch der Beziehungsgestaltung von Patientinnen und Patienten im Alltag stellt nicht nur Nachwuchspsychiaterinnen und -psychiater, sondern auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen im klinischen Alltag vor Herausforderungen. Gängige psychopathologische Erhebungs- und Beschreibungsinstrumente bilden diese Dimension nicht in Gänze ab, und doch ist die Interpersonalität und Veränderungen ihres Erlebens und ihrer Gestaltung ein nicht unerheblicher Bestandteil psychischer Erkrankungen. Nicht zuletzt hängt auch die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen von als dysfunktional erachteten Arten der Beziehungsgestaltung ab. Wie aber lässt sich diese Dimension der täglichen Arbeit abbilden? Welche Konzepte und Begrifflichkeiten stehen dafür zur Verfügung? Das Symposium „Interpersonalität und Psychopathologie“ beginnt mit einem Vortrag von Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs, der in das für die klassische Psychopathologie wesentliche phänomenologische Verständnis von Interpersonalität und ihrer Bedeutung bei psychischen Erkrankungen am Beispiel von Autismus und Schizophrenie einführt. Im Anschluss wird Prof. Dr. Achim Haug vorstellen, wie sich mit Hilfe des für die psychopathologische Befunderhebung gängigen AMDP-Systems auch gesunde Anteile der Patientinnen und Patienten erfassen lassen, und abschließend wird Dr. Silke Kleinschmidt die Konzepte und Operationalisierungen von Interpersonalität, die die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) zur Verfügung stellt, vorstellen. Über alle drei Vorträge hinweg und in der anschließenden Diskussion mit den Zuhörenden sollen methodische Herausforderungen, Lücken, Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Zugänge zu Interpersonalität besonders im klinischen Alltag diskutiert werden.
Psychotische Störungen gehören zu den folgenschwersten psychiatrischen Erkrankungen weltweit. Ein großer Anteil der Betroffenen erfährt chronische oder wiederkehrende Symptome, jedoch variieren klinische Verläufe stark zwischen Individuen. Dies zeigt sich auch in den unterschiedlichen Schätzungen des Behandlungserfolges, der – je nach Stichprobe – zwischen 19 und 89% liegt. Ein besseres Verständnis dieser Heterogenität birgt die Chance auf eine personalisierte und damit effektivere Behandlung. Aktuell untersuchen Forschungsgruppen weltweit, inwiefern Individuen mit psychotischen Erkrankungen eine unterschiedliche Pathophysiologie aufweisen und inwieweit ein Aufdecken dieser Heterogenität zur Varianzaufklärung in der klinischen Präsentation der Individuen beiträgt. Im Fokus stehen dabei vor allem auch bekannte Risikofaktoren und Komorbiditäten psychotischer Erkrankungen und inwieweit deren Einfluss die individuelle Pathophysiologie prägen kann. Im Rahmen von vier komplementären Vorträgen sollen zugrunde liegende Mechanismen heterogener Pathophysiologe psychotischer Erkrankungen erörtert und vielversprechende Ansätze dieses aktiven Forschungsbereichs dargestellt werden. Als Erstes wird Simon Eickhoff die neurobiologische Heterogenität der Schizophrenie darstellen und somit einen Überblick über Varianz zwischen Individuen geben. Die folgenden Vorträge behandeln verschiedene Faktoren, die zur heterogenen Pathologie beitragen können. Nora Penzel wird zunächst über geschlechtsspezifische Abnormalitäten und den Einfluss von Sexualhormonen auf die weiße Substanz bei Menschen mit früher Psychose sprechen. Anschließend wird Andreas Meyer-Lindenberg den Aspekt somatischer Komorbiditäten in Menschen mit Psychose beleuchten und dabei multimodale Signaturen dieser Komorbiditäten aufzeigen. Als Letztes wird Johanna Seitz-Holland einen Einblick verschaffen, wie Alterungsprozesse mit der Pathophysiologie von psychotischen Erkrankungen zusammenhängen.
Die Liquoranalytik ist ein grundlegender Bestandteil der Differentialdiagnostik neuropsychiatrischer Syndrome. Dennoch bleibt die Einordnung pathologischer Liquorbefunde im klinischen Kontext aufgrund unklarer Prävalenzen oder kausaler Zuordnungen herausfordernd. Im Bereich der Präzisionspsychiatrie eröffnet die Liquorforschung neue Ansätze zur Identifikation von validen Biomarkern neuropsychiatrischer Erkrankungen. Das Symposium soll das Spektrum der aktuellen Liquorforschung in der Psychiatrie darstellen und einen Einblick in die Forschungsaktivitäten des CAP-Konsortiums (Cerebrospinal Fluid Analysis in Psychiatry) geben. Einleitend wird Niels Hansen (Göttingen) den aktuellen Wissensstand zur Bedeutung von neuronalen Autoantikörpern in der Psychiatrie sowie Erkenntnisse seiner Arbeitsgruppe für translationale Psychoneurowissenschaften zu seltenen Autoantikörpern im Liquor von Patienten mit neuropsychiatrischen Syndromen darstellen. Johann Steiner (Magdeburg) wird in seinem Vortrag das Thema der Immunopsychiatrie vertiefen und mit Fokus auf die Schizophrenieforschung Erkenntnisse zu inflammatorischen Prozessen aus den post-mortem Analysen der Magdeburger Hirnbank sowie von Serum- und Liquoranalysen zusammenfassen. Die klinische Relevanz einer Liquor-basierten Differentialdiagnostik wird anschließend in dem Vortrag von Thomas Skripuletz (Hannover) und Alexandra Neyazi (Magdeburg) beleuchtet. Anhand von Daten des Norddeutschen Liquorregisters sowie der psychoneuroimmunologischen Ambulanz werden Liquorbefunde und Fälle von Patienten mit Multipler Sklerose und neuropsychiatrischer Symptomatik/Erstmanifestation dargestellt. Abschließend widmet sich der Vortrag von Daniel Lüdecke (Hamburg) der Liquor-basierten Biomarkerforschung und präsentiert Daten zum unterschiedlichen Expressionsmuster von microRNA im Liquor bei Alzheimer Demenz im Vergleich zur frontotemporalen Demenz und diskutiert die Relevanz von microRNA bei der Erforschung neuropsychiatrischer Erkrankungen.
Deutschland besitzt ein komplexes, teilweise unübersichtliches System der medizinischen Rehabilitation, das durch gewachsene Strukturen und Angebotsschwerpunkte, aber auch durch unterschiedliche sozialrechtliche Regelungskontexte geprägt ist. Für bestimmte Personengruppen, darunter Menschen mit Beeinträchtigungen intellektueller und anderer mentaler Funktionen, sowie für Menschen mit Pflegebedürftigkeit ist die Nutzung der vorhandenen Reha-Angebote erschwert oder unmöglich. Das fragwürdige Konzept der Reha-Fähigkeit oder inadäquate Reha-Prognosen sind ebenso wie fehlende konzeptionelle, organisatorische und strukturelle Voraussetzungen der Leistungsanbieter zentrale Probleme.
Die fehlenden oder unzulänglichen Reha-Angebote beeinträchtigen die Teilhabe-Chancen der erwähnten Personengruppen offenkundig im eklatanten Widerspruch zur UN-Behindertenrechtskonvention. Das Symposium soll dem oft vernachlässigten Thema Aufmerksamkeit verschaffen, die Unzulänglichkeiten konkretisieren und konkrete Anforderungen an die Entwicklung des Reha-Systems darstellen.
Das Symposium umfasst vier Beiträge zur Prävention und Therapie bei psychischen Belastungen von Einsatzkräften der Bundeswehr.
Der erste Beitrag von Peter Zimmermann beschäftigt sich mit einem sekundärpräventiven Programm von allgemeinem und moralischem Stress für Pflegende auf COVID-Stationen am Bundeswehrkrankenhaus Berlin während der Pandemie. Dieses beinhaltet sowohl Elemente der allgemeinen Stressprävention als auch die spezifische Thematisierung entstehender moralischer Konflikte. In der Evaluationsstudie wurde eine hohe Akzeptanz erzielt, das Selbstwirksamkeitserleben zeigte signifikante Verbesserungen nach der Maßnahme.
Jennifer Spohrs berichtet über Prädiktoren posttraumatischen Wachstums bei Soldat:innen der Bundeswehr. Nicht nur psychische und soziale Einbußen können Folgen von psychotraumatisierenden Erlebnissen sein, sondern auch persönliche Entwicklungsprozesse wie eine größere Wertschätzung gegenüber dem Leben, tiefere soziale Beziehungen, mehr persönliche Stärke, veränderte bzw. neue Prioritäten im Leben sowie ein erweiterter Sinn für Spiritualität. In einer Pilotstudie im stationären Setting wurden bei Patient:innen mit PTBS Prädiktoren posttraumatischen Wachstums untersucht.
Thiemo Knaust und Kollegen beschäftigen sich mit virtuellen Entspannungsinterventionen, insbesondere mit deren entspannenden, emotionsregulativen und distraktorischen Wirkung. Nach Voruntersuchungen an N=102 gesunden Proband:innen wird ein Pilotierungsvorhaben vorgestellt, welches die entspannungsinduzierende Wirkung von monoskopischen 360°-Naturvideos bei Soldat:innen mit einer PTBS systematisch untersucht.
Im letzten Beitrag berichtet Ursula Simon über den Einsatz von Hunden im Rahmen der Psychotraumatherapie bei einsatzgeschädigten Bundeswehrsoldat:innen. In einem Sonderforschungsvorhaben am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz wird die hundegestützte Intervention in der Traumatherapie erprobt. Es werden erste Ergebnisse und Aspekte der praktischen Umsetzung berichtet.
Patienten mit Schizophrenie stellen weltweit die Mehrzahl an Patienten im Maßregelvollzug (MRV) dar mit auch in Deutschland weiter steigenden Fallzahlen. (Pharmako-)Therapieresistente Verläufe in dieser Population sind eine besondere Herausforderung mit Auswirkungen auf die Unterbringungsdauer. Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) ist ein etabliertes und leitlinienempfohlenes Verfahren zur Behandlung verschiedener schwerer und therapieresistenter psychiatrischer Störungen. Die Indikationen umfassen depressive, manische, psychotische und katatone Syndrome.
Die Implementierung der EKT in Einrichtungen des Maßregelvollzugs ist bislang noch eine Ausnahme in Deutschland und erfordert, wie die Vorstellung eines Praxisbeispiels aus Nordrhein-Westfalen zeigen soll, Zeit und die Überwindung zahlreicher Widerstände insbesondere auf Seiten der verschiedenen Aufsichtsbehörden. Ergebnisse eines systematischen Reviews (unter gegebenen methodischen Limitationen) sowie erste eigene Erfahrungen zeigen jedoch, dass eine Etablierung der EKT in Einrichtungen des MRV machbar ist und zu vielversprechenden Ergebnissen sowohl symptombezogen als auch auf der Verhaltensebene führen kann. Um das volle Potential dieser hocheffektiven Therapie im MRV zu bestimmen, sind systematisch erhobene Daten z. B. aus kontrollierten Beobachtungsstudien dringend erforderlich. Neben medizinischen Fragestellungen stellen sich beim Einsatz der EKT im MRV auch eine Reihe von ethischen Herausforderungen, vor allem im Hinblick auf die Sicherstellung eines gültigen informed consent, das Angebot von Entscheidungsassistenz oder den Rückgriff auf eine stellvertretende Entscheidungsfindung bei einwilligungsunfähigen Patienten. Auch grundsätzliche Fragen nach der Möglichkeit einer freiwilligen Zustimmung angesichts der Tatsache der unfreiwilligen Unterbringung sollen im Rahmen des Symposiums adressiert werden.
Im Symposium „Möglichkeiten der Suizidprävention“ werden anhand verschiedener Beispiele die Möglichkeiten der primären, sekundären und tertiären Suizidprävention diskutiert. Hierbei wird Christine Reif-Leonhard über die Ergebnisse des Frankfurter Suizidpräventionsprojektes FraPPE und die Bedeutung eines Mehrebenenansatz auf die Reduktion von Suizidversuchen und Suiziden referieren. Jessica Pohl stellt die Ergebnisse einer Studie über die spezifischen Belastungen von Angehörigen und Hinterbliebenen nach einem Suizid dar und geht hierbei auch darauf ein, von welchen Angeboten diese profitieren können und wie wichtig die Postvention als Suizidprävention ist. Birgit Wagner widmet ihren Vortrag Menschen, die einen Angehörigen durch einen assistierten Suizid verloren haben. Im Vortrag werden die möglichen Folgen der Suizidassistenz auf nahe Angehörige dargestellt und anhand einer Falldarstellung diskutiert. Im Vortrag zur Bedeutung der Suizid-Hot-Spot-Sicherung referiert Ute Lewitzka über die überzeugende Evidenz der Methodenrestriktion und stellt Ergebnisse einer Dresdener Studie dar.
Psychische Erkrankungen sind die Hauptursache für Berufsunfähigkeit (BU) in der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung. Neben Angst- oder somatoformen Störungen werden mit Abstand am häufigsten Leistungen wegen depressiven Erkrankungen geltend gemacht.
Entscheidend für die Beurteilung einer Berufsunfähigkeit ist nicht die Diagnose selbst, sondern sind die konkreten Funktions- und Leistungseinschränkungen, die für die zuletzt ausgeübte Tätigkeit bestehen.
Bei unzureichender oder widersprüchlicher Informationslage wird ein Sachverständigengutachten zur Leistungsentscheidung nötig. Ziel einer solchen Begutachtung ist es, die von Versicherten selbstberichteten Funktions- und Leistungseinschränkungen zu plausibilisieren und zu beurteilen, inwiefern die geltend gemachten Defizite die Berufsfähigkeit tatsächlich beeinflussen.
In diesem Symposium wird dargestellt, wie tätigkeitsbezogene Funktionsstörungen und Leistungseinschränkungen bei psychischen Erkrankungen unter Zuhilfenahme testpsychologischer Zusatzuntersuchungen objektiviert und quantifiziert werden. Der Fokus liegt auf praktischen Erfahrungen und auf neuesten Studienergebnissen und allgemeinen (Markt-) Trends.
Im ersten Teil wird ein Überblick zu statistischen Entwicklungen von psychischen Leistungsauslösern bis hin zu Reaktivierungen in der privaten Versicherungswirtschaft gegeben. Im zweiten Teil werden praktische Herausforderungen im Zusammenwirken von Leistungsprüfenden privater Versicherer und ärztlichen Sachverständigen diskutiert. Im dritten Teil des Symposiums wird schließlich die prädiktive Validität von Beschwerdevalidierungsverfahren und deren Klassifikationsgüte vor dem Hintergrund aktueller Studien dargestellt.
Konkrete Beispielfälle aus der Begutachtungspraxis werden vorgestellt und es wird Raum für Fragen und Diskussionen mit den Referierenden geben.
Partizipative Forschung beschreibt ein spezifisches Verständnis von Forschung, das Wissensproduktion durch Forschende oder Menschen mit eigene Krisen- und Genesungserfahrungen oder deren Angehörigen im gesamten Forschungsprozess vorsieht. In der Psychiatrie kommt der partizipativen Forschung eine besondere Bedeutung zu, indem das traditionell hierarchisch geprägte „Profi vs. Patient“-Verhältnis durch das Prinzip einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit ersetzt wird. Mittlerweile liegt eine gute Evidenz für den zusätzlichen Gewinn partizipativer Forschung im Kontext der Psychiatrie vor: Partizipative Forschung kann die Validität und Relevanz der Forschungsergebnisse für die Praxis erhöhen und zu einer an den subjektiven Bedarfen orientierten Weiterentwicklung psychiatrischer Angebote beitragen.
Ob dabei Wissen aus einer akademischen Institution heraus („inside-out“) oder außerhalb („outside-in“) dieser Institutionen, in kollaborativ-partizipativer Zusammenarbeit von Forschenden mit und ohne eigene Krisen- und Genesungserfahrungen oder nur durch selbst erfahrene Forschende produziert wird, kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen und entscheidend dafür sein, welche Perspektiven und Positionen leitend werden. Das Symposium richtet anhand von vier Beiträgen unterschiedlicher Akteurinnen und Akteuren den Blick darauf, unter welchen wissenschaftlichen bzw. außerakademischen Rahmenbedingungen, in welchen Rollen und mit welchen Wissensansätzen sie sich in partizipativen Forschungsprojekten eingebracht haben. Im Zentrum steht das konkrete forschungspraktische Vorgehen, um Anleitung für partizipatives Arbeiten zu bieten.
Dass aufsuchende Behandlungsangebote in der Psychiatrie den Patientinnen und Patienten nutzen und die Gesundheitsversorgung verbessern, ist wenig bestritten. Die S3-Leitlinie "Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen" empfiehlt sie als Maßnahmen mit wissenschaftlicher Evidenz auf hohem Niveau. Bei genauem Hinsehen handelt es sich aber um ein Sammelsurium von in Bezug auf Zielgruppe, Behandlungsfrequenz, Teamkonstellation und Behandlungskonzept unterschiedlichen Angeboten. Ungleiche gesundheitsökonomische Rahmenbedingungen führen zu einem Flickenteppich verschiedener Angebote im deutschsprachigen Raum in Form von Pilotprojekten und in der Regelversorgung. Das Symposium soll einen Überblick über diese Situation und über Praxisbeispiele in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben und gemachte Lernerfahrungen zusammentragen. Stefan Weinmann wird über Erfahrungen mit der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) in Deutschland berichten. Anja Rohenkohl und Daniel Schöttle präsentieren im Anschluss die Integrierte Versorgung „Hamburger Modell“, die seit über 15 Jahren ein fester Bestandteil der Versorgung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf für Menschen mit einer schweren psychotischen Erkrankung ist. Strukturen, Effektivität und Effizienz des Modells werden vorgestellt und zusammen mit der Nutzerperspektive auf das Behandlungskonzept diskutiert. Günter Klug gibt danach einen Überblick über die Varianten der Home-Treatment Landschaft in Österreich und stellt ein Referenzprojekt der mobilen alterspsychiatrischen Versorgung näher dar. Zuletzt berichtet Jörg Eysell von der aufsuchenden Behandlung von Heavy Usern und am Übergang von stationär zu ambulant, die seit Jahren als Pilotprojekt im Kanton Basel-Stadt in Erprobung ist. Sie zeigt klinisch gute Wirksamkeit, legen aber gleichzeitig grundsätzliche Probleme in der Finanzierung der Schweizerischen Gesundheitsversorgung offen.
Psychotherapie hat ein sehr breites Indikationsspektrum. Dies umfasst einerseits nahezu alle psychischen Störungen wie auch Hilfen bei körperlichen Erkrankungen. Dafür liegen fachliche Empfehlungen und empirisch gestützte Behandlungsleitlinien vor.
Hinzu kommen aber auch psychotherapeutische Hilfen für besondere Personengruppen. Dies erfordert dann Anpassungen des Vorgehens an die vorliegende Problematik, wie auch die sozialen Rahmenbedingungen. Der Zugang zu den Hilfsbedürftigen, die Auswahl der Therapieziele, das therapeutische Vorgehen und auch die Erfolgsmessung sind entsprechend anzupassen.
In dem Symposium zu „Psychotherapieadaptationen an besondere Personengruppen“ soll diese Problematik und das therapeutische Vorgehen an ausgewählten Personengruppen paradigmatisch dargestellt und diskutiert werden.
R. Zwerenz berichtet über Hilfen für Menschen aus der LGBTQIA+-Community.
B. Strauss berichtet über Probleme und Hilfen bei Personen, die auch noch viele Jahre nach Ende der DDR weiterhin unter ihren damaligen Erfahrungen leiden.
B. Muschalla diskutiert die Behandlung von Menschen, mit arbeitsplatzbezogenen Ängsten und Berentungserwartungen.
M. Linden und M. Tofighi berichten über Anpassungsprobleme von afghanischen Flüchtlingen und Hilfen mittels eines Weisheitstrainings.
Insomnien sind mit einer Häufigkeit von 6–10% der Bevölkerung eine der häufigsten Erkrankungen. Studien deuten auf eine hohe Chronifizierung hin: 70% der Betroffenen leiden länger als 1 Jahr und knapp 50% länger als 3 Jahre. Entsprechend nationaler und internationaler Behandlungsleitlinien gilt die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) als Firstline-Therapie und die Pharmakotherapie als Secondline-Therapie. Die hohe Zahl an Patienten und die fehlende flächendeckende Verfügbarkeit der KVT-I erfordern Stepped-Care Ansätze sowohl in der Diagnostik als auch der Behandlung der Patientinnen und Patienten. Im Symposion werden telemedizinische und digitale Behandlungsansätze vorgestellt, welche in der Lage sind, sich positiv auf die Versorgungslücke in Diagnose und Therapie der Insomnie auszuwirken. Diese Ansätze haben sich in letzter Zeit sehr dynamisch entwickelt und die Behandlung der Insomnie gehört zu den Bereichen der Psychiatrie, in denen solche Methoden schon am weitesten fortgeschritten sind.
Die flächendeckende Gewährleistung einer bedarfsgerechten integrierten gemeindepsychiatrischen Versorgung ist eines der zentralen Ziele des Aktionsplans zur psychischen Gesundheit der WHO für den Zeitraum 2013–2030 und stellt eine der grundlegenden Systemempfehlungen der S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“ dar. Mit dem vom Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Projekt „Gemeindepsychiatrische Basisversorgung schwerer psychischer Erkrankungen (GBV)“ sollte untersucht werden, wie sich ein derartiges Konzept so in das deutsche Gesundheitssystem integrieren lässt, dass es seine Wirksamkeit bestmöglich entfalten kann. Zu diesem Zweck wurden an 12 Standorten multiprofessionelle gemeindepsychiatrische Behandlungsteams in unterschiedlicher organisatorischer Trägerschaft implementiert, die in enger Kooperation mit bestehenden psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen das Angebot einer individuellen Bezugsbegleitung und Krisenintervention nach dem Prinzip des intensiven Case Management und der ambulanten Krisenintervention bereitstellten. Ziele der Intervention waren die Förderung der Möglichkeiten zu einer selbstbestimmten Lebensweise der Teilnehmenden im Sinne der Konzepte Empowerment und Recovery, die Reduzierung psychosozialer Beeinträchtigungen sowie die Verbesserung der subjektiven Lebensqualität.
Zur Evaluation der Wirksamkeit und der Kosten-Wirksamkeit der Intervention wurde eine randomisierte prospektive Studie mit einer Laufzeit von 24 Monaten durchgeführt. Zur Sicherstellung der Zielgruppenorientierung wurde ein Screeningverfahren für potentielle Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen entwickelt. Insgesamt wurden 936 Personen in die Studie eingeschlossen. Da Intervention und Studie zwischen Juni 2020 und Mai 2023 und damit während der Hochphase der COVID-19-Pandemie stattfanden, wurde der Kontrolle möglicher Pandemieeffekte bei der Auswertung der Studiendaten besonderes Gewicht beigemessen.
Stress is an experience common to all of us and it comes in various forms and dimensions. The two major stress systems of the body, the sympathetic nervous system and the hypothalamus-pituitary-adrenal (HPA) axis, are activated when perceiving or expecting environmental or physical changes. It is well known that stress is highly relevant to health: Individuals who perceive that stress affects their health and report large amounts of stress have an increased risk of for example premature death or coronary heart disease. Regarding mental health, stress is known to promote vulnerability to, or exacerbate symptoms of, almost all mental disorders and thus has been treated as a common risk factor. Several influencing factors on the stress response have been identified, including sex/gender, thus one major challenge for contemporary stress research is to explain and model individual differences in and trajectories of stress vulnerability.
Within the symposium we want to focus on women and women’s mental health, starting with pregnancy. Childhood maltreatment has long-term consequences for the regulation of stress biology which are particularly pronounced when mental and physical health sequelae have manifested. In the context of pregnancy, these dysregulations may in turn affect fetal, pregnancy, and birth outcomes. Her, Theresa Kleih (Berlin) will present results of two prospective, longitudinal studies on the association between maltreatment and inflammation during pregnancy. Birgit Derntl (Tübingen) will then present findings from research on the association of hormonal contraception, especially hormonal intra-uterine devices, with stress responsivity in healthy females within the context of laboratory stress paradigms and daily life stress reports. Following, Vibe Frokjaer (Copenhagen) will present recent data on the cortisol awakening response in oral contraceptive users vs non-user, postpartum vs non-postpartum women, and potential relations to the serotonergic system (PET data) of neuroendocrine control on the HPA-axis with clinical implications for protecting reproductive mental health. Finally, Julia Sacher (Leipzig) will discuss different measures of stress across menstrual cycle phases, including cortisol awakening response data in patients with premenstrual dysphoric disorder (PMDD) and their relationship to individual serotonin transporter changes underlying depressed mood.
Histrionische Störungen sind oftmals komorbid mit vielen anderen psychischen Störungen und stellen nicht selten einen aufrechterhaltenden Faktor für andere Symptome dar; darüber hinaus verfügen Histrioniker*innen über vielfältige soziale Kompetenzen der Manipulation, die häufig schwer zu erkennen sein können. Für Psychiater und Psychotherapeuten ist das Erkennen störungsgewinnbedingender, symptomaufrechterhaltender Pathologien und manipulativer Strategien jedoch eminent wichtig; allerdings wird in der ICD-11, ebenso wie schon im alternativen DSM-5-Modell für Persönlichkeitsstörungen, die Histrionische Persönlichkeitsstörung nicht mehr als spezifische („eigenständige“) diagnostische Kategorie geführt. Daher entsteht die Gefahr, dass wichtiges diagnostisches und interventionelles Wissen nicht mehr in die Curricula der Ausbildung von Psychiatern oder Psychotherapeuten übernommen wird.
Der Workshop soll einen Einblick in eine aktuelle Theorie zur Ätiologie und Aufrechterhaltung der Histrionischen Persönlichkeitsstörung geben und Heuristiken zum besseren Verständnis von Interaktionsschwierigkeiten vermitteln. Dabei wird sich in erster Linie auf das Modell der doppelten Handlungsregulation (Sachse, 1999) bezogen, sowie die daraus abgeleitete Motivstruktur bei Histrionischen Patient*innen vorgestellt. Anhand von Musik, Tonband- oder Videomaterial sollen die Konzepte lebendig verdeutlicht werden. Gleichzeitig sollen über die Vermittlung motivationspsychologischen Hintergrundwissens, praktische Empfehlungen zum Umgang mit persönlichkeitsgestörten Klienten/Patienten gegeben werden – diese soll in einer gemeinsamen Übung von den Teilnehmenden im Plenum angewendet werden. Wir laden zudem alle Teilnehmer ein, eigene Fälle aus der Praxis vorzustellen.
Der Workshop behandelt die wichtigsten Themen akuter psychiatrischer Situationen und Konstellationen. Neben rechtlichen und ethischen Grundlagen der psychiatrischen Akutversorgung werden wichtige Krankheitssyndrome und Diagnosen wie Delir, Schizophrenie, Suchterkrankungen, affektive Erkrankungen, aber auch diagnoseübergreifende Probleme der akuten Versorgung wie Suizidalität und Aggressivität behandelt. Anhand von Fallbeispielen werden die Themen illustriert und die Lösungsansätze mit dem Auditorium gemeinsam diskutiert und erarbeitet. Der aktuelle Stand zu Diagnostik und Therapie wird dargestellt.
Didaktische Methoden: Es werden zu verschiedenen Schwerpunktthemen Impulsreferate gehalten. Dabei geht es darum, anhand von typischen klinischen Fallbeispielen die Problematik zu erläutern und das zu diesem Thema vorhandene theoretische Wissen zu vermitteln. Die Teilnehmenden werden auf diese Weise in interaktiver Form in die Lösung und Erarbeitung mit eingebunden und können auch eigene Fälle mitbringen.
Zielgruppe: Die Zielgruppe sind Ärzte in der Facharztweiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie, Kollegen aus anderen medizinischen Fachrichtungen in der Akutversorgung und Berufserfahrene mit dem Wunsch nach einem Update.
Das Frühinterventions- und Therapiezentrum – „FRITZ“ am Urban“ (http://fritz-am-urban.de/) bietet niedrigschwellige und multiprofessionelle Behandlung für Jugendliche und junge Erwachsene mit psychotischen Symptomen an. Im Rahmen einer Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurden neben dem leitlinienbasierten Behandlungskonzept für junge Erwachsene, zusätzlich spezifische Therapieangebote für adoleszente Patienten entwickelt (Adoleszenten-/ Transitionsstation).
Nach einer Einführung in die Rationale und die Datenlage der Früherkennung und Frühintervention wird die Arbeit in folgenden Bereichen mit praktischen Beispielen, Implementationstipps und Diskussionsmöglichkeit vorgestellt: Öffentlichkeits- und Awareness-Arbeit, Diagnostik: therapeutische Grundhaltung, Beziehungsgestaltung, psychotherapeutische Interventionen und therapeutischer Umgang mit komorbiden Substanzkonsum, Intervention von Peermitarbeitenden, Supported employment and education nach dem Individual Placement and Support Modell (IPS), Angehörigenarbeit, Pharmakotherapie, hilfreiche Strategien zur Implementation.
Zielgruppe: Alle in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen (Psychologen, Ärzte, Pflegende, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter).
Didaktische Methoden: PowerPoint-Präsentation, Praxisbeispiele, Übungen und Diskussion.
Literatur: Bechdolf, A, Leopold, K, Lehmann, A, Burkhardt, E (2021). Junge Menschen mit Psychosen begleiten: Das Praxisbuch zum FRITZ. Köln: Psychiatrie-Verlag GmbH.
Sicherheit in der Basisdiagnostik der Demenz: Eine treffsichere und ökonomische Basisdiagnostik setzt auch heute noch eine sichere Klassifikation der häufigen demenziellen Syndrome voraus, eine hinreichende Kenntnis des diagnostischen Wertes neuropsychologischer Sceeningverfahren und deren Grenzen sowie das Wissen über Notwendigkeit und Nutzen weiterer Zusatzuntersuchungen.
Diese Kenntnisse werden im Workshop anhand von Fallbeispielen und Filmbeispielen vermittelt. Aktuelle Konzepte der prodromalen Diagnostik (Syndrome, Neuropsychologie, Biomarker) werden vorgestellt. Neben der Vermittlung dieser frühdiagnostischen Ansätze wird ihre Bedeutung für die heutige und zukünftige fachärztliche Diagnostik und Therapie (sowohl „nicht-medikamentös“ unter Einbeziehung der Angehörigen/Lebenspartner als auch aktuell: Indikationen für Krankheits-modifizierende Substanzen) in niedergelassener Praxis, Gedächtnisambulanz und Klinik dargestellt.
In allen neuen Leitlinien für bipolare Störungen wird Lithium als Mittel der ersten Wahl genannt (in einigen sogar als einziges Mittel der ersten Wahl). Gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen fühlen sich aber unsicher, diese Therapie einzusetzen, da spezielle medizinische Aspekte und Einschränkungen berücksichtigt werden müssen.
Die Teilnehmenden werden in der Lage sein, Lithium in der Praxis einzusetzen und werden sich dabei kompetent und sicher fühlen. Insbesondere werden sie erlernen, welche Kontrolluntersuchungen erforderlich sind, welche Ko-Medikationen besondere Aufmerksamkeit verlangen und welche Kombinationstherapien erfolgversprechend sind. Teilnehmende werden die Befunde der neuesten relevanten Studien zu Lithium kennenlernen. Der Einsatz von Lithium in speziellen Patientengruppen (Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangere, Ältere) wird ebenso vermittelt werden, wie Beginn und Dauer einer Lithium-Therapie. Fallbeispiele und praktische Übungen zur Anwendung von Lithium stellen einen wichtigen Teil des Workshops dar (inkl. Kombinationen und Alternativen und inkl. Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft und Wochenbett bei Bipolaren Störungen).
Für eine wirksame klinische Supervision ist eine kontinuierliche Reflexion und Weiterentwicklung eigener Kompetenzen notwendig.
Dieser interaktive Workshop richtet sich daher an klinische Supervisorinnen und Supervisoren, die bereits eine gewisse Erfahrung in der klinischen Supervisionspraxis gesammelt haben. Die Idee dieses Workshops ist, etabliertes Wissen zu vertiefen und anhand des Öffnens gemeinsamer Erfahrungsräume theoretische und praktische Fertigkeiten zu verfeinern. Dies wollen wir konkret anhand von Videoaufzeichnungen von Supervisionssitzungen durchführen, die die Teilnehmenden aktiv einbringen. Wir achten dabei auf eine sichere und wertschätzende Arbeitsatmosphäre.
Zu den Schwerpunkten gehören die Reflexion und Lösungssuche bei herausfordernden Situationen in der Supervision, das Führen von Feedback-Gesprächen innerhalb der Supervisionsbeziehung unter Beachtung des Entwicklungsstadiums der Supervisanden und die Erkundung einer Vielzahl von Ansätzen zur Beurteilung und Bewertung herausfordernder Supervisions- und Therapiesituationen. Nicht zuletzt wollen wir dabei die eigene persönliche und berufliche Identität als klinische Supervisoren reflektieren und stärken.
Obwohl Substanzgebrauchsstörungen in der gesamten Bevölkerung häufig vorkommen und ihre Behandlung daher von großer Bedeutung ist, stellt die Suchtmedizin in der Psychiatrie noch immer einen vorurteilbehafteten Bereich auch innerhalb der jungen Ärzteschaft dar. Die „Junge Suchtmedizin“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern.
In unserem Workshop möchten wir Nachwuchsmediziner und -therapeuten (Studierende, Ärzte in Weiterbildung, Psychologen im Praktikum) wichtige Basics und spannende Facetten der Suchtmedizin näherbringen und mit ihnen über die Zukunft dieses Fachbereichs diskutieren. Wir werden mit einem Überblick dazu starten, wie sich das Erkrankungsbild der Substanzgebrauchsstörungen äußert, welche Symptome auftreten und welche verschiedenen Faktoren zu seiner Entstehung beitragen können. Wir stellen Substanzen wie Alkohol, Opioide, Cannabis und Stimulanzien in ihren Besonderheiten vor und erläutern ihre Wirkungen. Anschließend gehen wir auf pharmakologische und psychotherapeutische Behandlungsstrategien ein.
In praktischen Übungen sollen die Teilnehmenden insbesondere erste hilfreiche psychotherapeutische Interventionen erlernen. Praxisnahe Einblicke geben wir außerdem durch Video-Interviews mit Betroffenen. In Diskussionsrunden möchten wir schließlich wichtige Fragen der Teilnehmenden besprechen und verschiedenen Aspekte der Suchtmedizin beleuchten.
Allgemeiner Teil: Was ist KL-Psychiatrie und Psychosomatik? Epidemiologie psychiatrischer Störungen in der somatischen Versorgung. Welche psychotherapeutischen Grundkenntnisse braucht der KL-Psychiater?
Spezieller Teil: Differentielle Diagnostik und Therapie häufiger Krankheitsbilder im psychiatrischen Konsiliardienst: Delir – ein biopsychosozialer Notfall. Was muss der KL-Psychiater wissen? Was kann der KL-Psychiater vom Internisten oder Chirurgen erwarten? Besonderheiten der KL-Versorgung auf Intensivstationen; Depressionsbehandlung bei körperlich Kranken; Umgang mit Suizidalität im KL-Dienst; Probleme bei der konsiliarischen Behandlung von Patienten mit alkoholbedingten Störungen; Umgang mit opiat-bezogenen Problemen im KL-Dienst; Psychosomatische Störungen im KL-Dienst.
Zielgruppe: Ärzte in Weiterbildung und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (anrechenbar für das DGPPN-Zertifikat Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst)
Methode: Mischung aus mediengestützten Schwerpunktreferaten, Falldarstellungen mit Videovorführung, Gruppendiskussionen unter Einbeziehung der Teilnehmenden, Kleingruppenarbeit, Handouts.
Die Auswahl der „richtigen“ Psychopharmaka stellt in der klinischen Praxis eine große Herausforderung dar. Auch wenn die Anzahl neuer Psychopharmaka in den vergangenen Jahren recht überschaubar geblieben ist, gibt es immer wieder wichtige neue Erkenntnisse zu bereits bekannten Substanzen.
In diesem Workshop informieren die jeweiligen Spezialisten in ihrem Fachgebiet über neue Erkenntnisse und Trends in der Psychopharmakologie und geben einen aktuellen Überblick über Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisatoren, Stimulanzien und Medikamente zur Behandlung von Schlafstörungen sowie über die Pharmakotherapie im Alter und bei Demenz. Dabei wird großer Wert auf den praxisnahen Einsatz gelegt, neben der patientenspezifischen Auswahl liegt der Schwerpunkt auf Kombinationsmöglichkeiten, Interaktionen und medikamentösen Strategien bei Therapieresistenz. In abschließenden Falldiskussionen können vorbereitete oder eigene Fälle besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
Hypnotherapie ist ein überaus vielseitiges und wissenschaftlich anerkanntes Verfahren. Dabei lässt sich die Hypnose sehr gut und zeiteffektiv in den psychiatrisch/psychotherapeutischen Stationsalltag oder in die ambulante Patientenversorgung integrieren. Dabei müssen Sie nicht jeden Patienten „hypnotisieren“, denn Kenntnisse hypnotherapeutischer Prinzipien können auch im normalen Patientengespräch, aber vor allem in Krisensituationen den entscheidenden Unterschied machen und insbesondere die Arbeit mit bisher „schwierigen“ Patienten erleichtern. Und falls Sie bereits mit imaginativen Techniken arbeiten, sei es bei der Imagination eines sicheren Ortes oder den imaginativen Techniken von Schematherapie oder Imagery Rescripting, dann kann ein solides Grundwissen über Hypnose Ihnen zu einem vertieften Verständnis verhelfen, wenn die Therapie mal nicht so läuft wie geplant.
In diesem Workshop möchte ich mit Ihnen wichtige Grundprinzipien der Klassischen wie auch der Erickson’schen Hypnotherapie erarbeiten. Dabei werden Sie Therapieprinzipien kennenlernen, die man auch als „Einsteiger“ gut in den Arbeitsalltag integrieren kann.
Polypharmazie beginnt lt. WHO ab 4 Medikamenten aufwärts. Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die durch Wechselwirkungen bedingt sind, gelten als „vermeidbare Medikationsfehler“ (Hiemke C, Eckermann G, Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279).
In diesem Workshop sollen medikamentöse Kombinationstherapien in Bezug auf Risiken, aber auch die mögliche erhöhte therapeutische Effizienz u. a. an praktisch-klinischen Beispielen dargestellt werden. Es werden Signale diskutiert, die auf die zu erwartenden Interaktionseffekte hinweisen und wir erörtern die sich regelmäßig ergebenden Fragen der z. T. Güterabwägung.
Arzneimittelinteraktionen werden in pharmakokinetische und pharmakodynamische eingeteilt: 1. Pharmakokinetische Interaktionen treten auf, wenn eine Substanz die Absorption, die Verteilung, die Metabolisierung oder die Exkretion eines Medikaments verändert und damit dessen Konzentration am Wirkort erhöht oder senkt. Die meisten pharmakokinetischen Wechselwirkungen finden auf der Ebene der Metabolisierung statt und hier an Enzymen des Cytochrom-P450-Systems (CYP). Es sind aber auch Interaktionseffekte zu berücksichtigen, die z. B. durch Resorptionsstörungen entstehen können, darauf wird oft zu wenig geachtet. 2. Pharmakodynamische Wechselwirkungen entstehen, wenn die kombinierten Substanzen an der gleichen Wirkstruktur oder an funktionell verbundenen Systemen gemeinsam angreifen. So können sich z. B. die Effekte auf die QT-Strecke im EKG durch Quetiapin plus Escitaloram (eine formale Kontraindikation!) zu einem TdP-Ereignis aufsummieren. Oder der additive Effekt von Blutbildstörungen, der natürlich gerade bei Clozapin nicht zu unterschätzen ist.
Ausführlich dargestellt werden Probleme, die sich bei der Kombination von Psychopharmaka mit Medikamenten ergeben, die bei internistischen Komorbiditäten eingesetzt werden, wie wir sie bei Infektionen und Entzündungsreaktionen, Tumorerkrankungen, z. B. Brustkrebs, neurologischen und endokrinologischen Erkrankungen finden. Dabei werden wir auch das Kapitel der sog. Prodrugs wie Tamoxifen, Clopidogrel oder Tramadol uns sorgfältig ansehen.
Diskutiert werden in diesem Workshop auch die Wechselwirkungen von Psychopharmaka mit Schmerzmitteln. Nahrungs- und Genussmittel (Rauchen) können zu erheblichen pharmakokinetischen Veränderungen der eingenommenen Medikamente und auch zu pharmakodynamisch additiven Schwierigkeiten führen, z. B. Goji-Produkte und Antikoagulanzien.
Diskutiert werden auch die pharmakogenetischen Polymorphismen. Ein veränderter pharmakogenetischer Status kann erhebliche Behandlungsrisiken in sich bergen wie z. B. Pseudotherapieresistenz, wenn man diesen Status nicht klärt. Auch dafür gibt es deutliche Signale, die man erkennen sollte.
Wir kümmern uns um die Probleme und Risiken durch Phytopharmaka und Selbstmedikation, die u. U. ein Hochrisiko-Hazard-Spiel darstellen.
Für die Psychopharmakotherapie speziell bedeutsame elektronische Interaktionsdatenbanken werden genauer vorgestellt: www.psiac.de und ein vergleichbar interessantes Programm wie www.mediQ.ch
Das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) ist eines der effektivsten Werkzeuge, um die Effekte von Wechselwirkungen zu detektieren und zu steuern. Durch Messung der Plasmakonzentrationen ist es möglich, die Dosis sehr patientenindividuell anzupassen. Allerdings ist die Interpretation von TDM-Befunden nicht ganz trivial. Wir werden uns deshalb das präzise Vorgehen bei der Befundinterpretation von Medikamentenblutspiegeln an Beispielen genauer anschauen. Das kann auch einmal haftungsrechtliche Bedeutung haben.
Ganz wesentlich geht es in diesem Workshop auch um die Fälle der Teilnehmenden, die diese besprechen möchten. Alle Kolleginnen und Kollegen sind aufgefordert, eigene Fälle mitzubringen, die sie als schwierig, interessant oder sehr komplex verstehen. Und wir bearbeiten diese Fälle gemeinsam. Und natürlich diskutieren wir auch Kasuistiken, die ad hoc eingebracht werden.
Weiterführende Literatur
Hiemke C., Eckermann G., Kombinationstherapie/Polypharmazie: Interaktionen von Psychopharmaka. Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279. Geisslinger/Menzel „Wenn Arzneimittel wechselwirken – wichtige Interaktionen erkennen und vermeiden“. Verlag Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2017.
Die Klimakrise wirkt sich in verschiedener Hinsicht auf unsere psychische Gesundheit aus: einerseits in der psychischen Verarbeitung der realen Bedrohungssituation, andererseits in steigenden Prävalenzen diverser psychischer Störungsbilder. Beide Aspekte betreffen Patienten und Behandelnde gleichermaßen. Unsere Berufsgruppen stehen in diesem Feld vor neuen Herausforderungen, die in diesem Workshop herausgearbeitet und im Sinne einer begrenzten Selbsterfahrung reflektiert werden sollen.
Im Folgenden sollen die psychischen Folgen der ökologischen Krisen gemeinsam mit den Teilnehmenden in den breiteren Rahmen von Planetary Health eingebettet und konkrete, praxisnahe Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden. Dazu wird der Blick von der Klimakrise auf die ökologischen Krisen in ihrer Gesamtheit erweitert, und zugleich die Bedeutung der sprechenden Medizin und der Prävention hervorgehoben. Dabei wird deutlich, dass Psychiater und Psychotherapeuten auf vielfältige Weise einen zentralen Beitrag für eine gesunde und gerechte sozial-ökologische Transformation leisten können.
EMDR hat sich in zahlreichen Studien als wirkungsvolle Intervention erwiesen und erhielt 2006 die wissenschaftliche Anerkennung für einzelne Anwendungsbereiche vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) in Deutschland. 2015 erfolgte die Zulassung als Richtlinienverfahren zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen in Deutschland. In den USA ist EMDR bereits seit 1998 anerkannt (APA) und in Großbritannien seit 2001 (UK Dept. of Health).
EMDR gilt als effektiver Weg in der Therapie der PTBS auch in schweren und chronifizierten Fällen sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen. Der Einführungskurs verfolgt das Ziel, anhand praktischer Fallbeispiele erste Kompetenzen zur Durchführung von EMDR in der Therapie der PTBS aufzubauen und einzuüben. Neben Indikationen und Kontraindikationen, werden vor allem die acht Phasen der EMDR-Behandlung (EMDR-Standard-Protokoll) ausführlich vorgestellt. Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt. Im Workshop werden hierzu Therapievideos gezeigt, Rollenspiele durchgeführt und die Theorie anschaulich vermittelt. Zudem wird auf typische Probleme in der Therapieplanung einer posttraumatischen Belastungsstörungen eingegangen.
Die Therapie von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen in Kombination mit einer bestehenden Substanzgebrauchsstörung stellt eine besondere Herausforderung an die Behandler dar. Zum Abbau von aversiv erlebten Spannungszuständen werden von den Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und einer komorbiden Substanzabhängigkeit neben den suizidalen Handlungen, dem selbstverletzenden Verhalten, auch Substanzen eingesetzt. Aus dem parallelen Auftreten von Borderline-Persönlichkeitsstörung und Substanzgebrauchsstörung ergeben sich viele Probleme für den klinischen Alltag. Für Patientengruppen mit Doppeldiagnose besteht die Gefahr, von Therapieeinrichtungen nicht ausreichend profitieren zu können, da diese oft störungsspezifische Therapieprogramme anbieten, welche Patienten mit einer zusätzlichen Abhängigkeitserkrankung ausschließen. Die Spezialkliniken für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen behandeln ebenfalls häufig vorrangig die Substanzabhängigkeit, wobei die komorbiden Störungen häufig nachrangig oder nicht behandelt werden.
Das hier vorgestellte DBT-S Therapieprogramm wurde speziell für Patienten, die neben einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) eine Substanzgebrauchsstörung aufweisen, entwickelt. Das Therapieprogramm beinhaltet Module und Methoden der Dialektisch-Behavioralen-Therapie (DBT) sowie der Suchttherapie. Im Rahmen dieser Weiterbildung werden praxisnah die Grundsätze aus dem stationären und ambulanten Setting der DBT-S vermittelt und geübt.
Folgende Inhalte werden unter anderen behandelt: Grundlagen der DBTS, Integration von den Methoden moderner Suchttherapie mit DBT, dynamische Hierarchisierung mit Integration der Suchtsymptomatik, DBTS spezifische Strategien und suchspezifische Skills.
In diesem Workshop für Anfänger in der Begutachtung im Strafrecht sollen zunächst die Grundsätze der Erstellung von psychiatrischen Gutachten erklärt werden (u. a. Ablauf, Gliederung, Organisation, Abrechnung, Fehlerquellen). Sodann sollen die Grundlagen des Strafrechts, die für die psychiatrische Begutachtung relevant sind, besprochen werden. Weiter geht es um die Vertretung der Gutachten vor Gericht. Die genannten Aspekte sollen anhand praxisnaher Fälle vertieft werden.
„Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können.“ heißt es in der überarbeiten Fassung des Genfer Gelöbnisses des Weltärztebundes von 2017. Gerade bei Ärzten und Therapeuten scheinen im Sinne des Modus-Modells der Schematherapie nach Young häufig Schemata wie z. B. „Unerbittliche Standards“ oder „Aufopferung“ (Kaeding et al. 2017) zu bestehen. Daraus resultierende Schwierigkeiten im ärztlichen Berufsalltag wie z. B. mangelnde Grenzziehung, geringe Selbstfürsorge, mangelnde Selbstwahrnehmung und Emotionsregulation (u. a. Zwack et al. 2013) sollen im Workshop inhaltliche Schwerpunkte darstellen. Eigenes therapeutisches Wissen zu Resilienz fördernden Verhaltensweisen und Möglichkeiten der Grenzziehung im klinischen Alltag bei gleichzeitigem Weiter-Brennen für den Beruf soll aktiviert und mit dem eigenen Verhalten in Bezug gesetzt und reflektiert werden, um individuelle Wege zur Resilienz zu finden.
Mögliche Gliederung der einzelnen Tage: Bestandsaufnahme zum Thema „Ärztegesundheit in Deutschland“ – Einschätzung der eigenen Belastungs-Anforderungen und Ressourcen; Warum bin ich eigentlich Arzt/Ärztin oder Therapeut/Therapeutin geworden? Der verwundete Heiler – nur ein Mythos? Wie gelingt es mir, mich langfristig resilienter zu verhalten in 1. Arzt-Patienten-Beziehungen 2. kollegialen Beziehungen 3. eventuell auch in privaten Beziehungen. Ein Minimum an Selbstfürsorge; Selbstmitgefühl für Helfende; Möglichkeiten der akuten Stressreduktion; Zeitmanagement; Herausforderungen in der Behandlung von (psychisch) erkrankten Ärzte/Ärztinnen und Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen.
Bereitschaft zum Austausch, Neugier auf eigene Anteile und zur Selbsterfahrung im kollegialen Rahmen wird für diesen Workshop vorausgesetzt. Der Workshop ist gleichermaßen für Erfahrene wie Personen am Anfang der Ausbildung geeignet, da sich Themen und Herausforderungen durch berufliche Biografien hindurchziehen.
Die angewandte Improvisation stellt eine Integration von psychologischen Modellen mit Prinzipien und Übungen aus dem Improvisationstheater dar mit dem Ziel, interpersonale Kompetenzen zu trainieren. Bislang wird die angewandte Improvisation vorrangig in Team- und Führungskräftetrainings eingesetzt.
In dem Workshop wird ein von den Workshopleitenden manualisiertes Konzept zum Einsatz der angewandten Improvisation in der Psychotherapie vorgestellt, mit dem gezielt verschiedene psychische Grundfunktionen trainiert werden können. Die angewandte Improvisation bietet ein großes Potential für die Arbeit mit Patienten: Neben einer differenzierten verhaltensbasierten Diagnostik ermöglicht sie eine spielerische und erfahrungsorientierte Psychoedukation z. B. auf der Basis von interpersonellen Cirkumplexmodellen sowie die Förderung der interpersonellen Wahrnehmungsgenauigkeit, die Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit bzw. Empathie und die Förderung von annäherungsorientiertem (statt vermeidungsorientiertem) Verhalten. Darüber hinaus kann die angewandte Improvisation spielerisch zur Flexibilisierung des Interaktionsverhaltens beitragen. Nicht zuletzt werden Spontaneität und Assoziationsfähigkeit trainiert.
Die angewandte Improvisation bietet zudem neue Möglichkeiten für Therapeuten: Sie ermöglicht im Sinne einer kompetenzorientierten Perspektive die Förderung interpersonaler therapeutischer Fähigkeiten, die Reflexion der eigenen therapeutischen Haltung sowie u. a. die Einübung des Arbeitens mit Brüchen in der therapeutischen Allianz als rupture-repair Prozess. Sowohl für Patienten als auch für Behandler kann die angewandte Improvisation neue positive Erfahrungen der Interaktion und Zusammenarbeit in Gruppen und Teams ermöglichen.
In dem Workshop werden erste Befunde und aktuelle Projekte zum Einsatz angewandter Improvisation im klinischen Kontext vorgestellt. Der Fokus des Workshops liegt auf praktischen Übungen, bei denen die Teilnehmende spielerisch die eigene Haltung erleben, reflektieren und mit Motivation und Spaß Neues ausprobieren können.
Die Psychotherapie für und mit Menschen aus dem LGBT-Spektrum ist so unterschiedlich und vielfältig wie ihre Lebenswelten. Eine Gemeinsamkeit von LGBT-Menschen ist jedoch, dass sie in der Gesellschaft und in der Psychotherapie bis heute häufig mit Unkenntnis, Vorurteilen, Diskriminierungen und (Psycho-)Pathologisierung ihrer Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten konfrontiert sind. Unterschiede und daraus resultierende Spezifika in der Psychotherapie mit LGBT-Menschen lassen sich aufgrund besonderer Lebenswelten, Beziehungsgestaltungen, der Notwendigkeit von Coming-out-Prozessen und häufig damit einhergehenden Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen, Minderheitenstress und internalisierter Homo- und/oder Trans-Negativität erfassen. Auch die unterschiedlichen Dimensionen des Begriffes sexuelle Orientierung als erotisches Begehren, Sexualverhalten und Identität verdeutlichen die Notwendigkeit eines spezifischen Fachwissens für Psychotherapeut*innen.
In dem Workshop wird anhand von Vorträgen, Diskussionen und Fallvignietten auf eine offene, an den Lebenswelten der LGBT-Personen und an den Leitlinien orientierten affirmativen Psychotherapie mit folgenden Themenschwerpunkten eingegangen: Ethische Grundprinzipien von Psychotherapie im Kontext der Behandlung von LGBT-Patient*innen; Geschichte von (Psycho) Pathologisierungen in der Psychiatrie und Psychotherapie; Spezifische Entwicklungserfahrungen (Coming-out) und Lebenswelten von LGBT-Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen; Spezifische Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen (Minority Stress); internalisierten Einstellungen von Therapeuten*innen gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen (Heteronormativität, Homophobie und Transnegativität); Dimensionen und Vielfalt von sexuellen Orientierungen; Vorstellung APA Leitlinien zur Behandlung von LGBT-Patient*innen; Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung LGBT-Patient*innen
Zielgruppe: Psychiater*innen, ärztliche und psychologische Psychotherapeut*innen, Allgemeinärzt*innen, psychosoziale Berater*innen
Methode: Vermittlung von Grundlagen über Power-Point-Präsentationen und Video mit ausreichend Raum zur Diskussion. Austausch über eigene internalisierte Einstellungen gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, Besprechung von Lebensbeispielen und Fallvignietten, gerne aus eigenen Behandlungen der Workshopteilnehmenden.
Menschen mit Schizophrenie haben ein hohes Risiko für schwere Erkrankungsverläufe mit Rezidi-ven und somatischen Komorbiditäten. Eine hochqualitative und kontinuierliche Pharmakotherapie im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans mit Psychotherapie und psychosozialen Therapien ist deswegen für die meisten Patienten eine obligate Voraussetzung zur Erreichung von Remission, Rückfallverhinderung und dauerhafter Gesundung. Die Pharmakotherapie der Schizophrenie muss evidenzbasiert nach Leitlinien durchgeführt werden. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit die Effektivitätsziele der Pharmakotherapie zu erreichen.
In dem Vortrag „Erwünschte Wirkungen“ wird entsprechend eine leitliniengerechte Pharmako-therapie der Schizophrenie nach dem neuesten Stand 2023 erläutert. Dabei geht es zunächst um strukturelle und inhaltliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Pharmakotherapie. Anschließend wird die differenzierte Pharmakotherapie von ersterkrankten, unbehandelten Patienten und mehrfach-erkrankten Patienten erläutert. Bei der Schizophrenie gibt es viele besondere Behandlungssituationen. Entsprechend schließt sich die Vorgehensweise bei negativen, kognitiven, depressiven Symptomen sowie bei Therapieresistenz an. In dem Vortrag „Erkennen und Behandeln von unerwünschten Wirkungen“ wird der Fokus auf die Nebenwirkungen der antipsychotischen Therapie gelegt. Hier werden zum einen bekannte und häufige Nebenwirkungen anhand neuer Studien und Meta-Analysen besprochen, aber zum anderen wird ein Fokus auf häufig unerkannte, aber für die betroffenen Personen sehr belastenden Nebenwirkungen gelegt. Anhand neuer epidemiologischer Studie werden schließlich unerwünschte Wirkungen im Langzeitverlauf im Sinne der Risiko-Nutzen-Abwägung im Kontext der Rezidivprophylaxe in Beziehung gesetzt.
Das Symposium setzt einen gemeinsamen Fokus auf die komplexe Langzeittherapie der Schizo-phrenie. Hier werden Rückfallwahrscheinlichkeit, biologische Mechanismen der Rückfallentstehung, sowie die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Antipsychotika bezüglich der Rückfallverhinderung erläutert.
Prof. Katrin Giel vom Universitätsklinikum Tübingen beschäftigt sich im Rahmen der ImprovED-Studie mit Barrieren für den Beginn einer Therapie bei Essstörungen und gibt einen Überblick über aktuelle empirische Evidenz zu Faktoren, die den Beginn einer Therapie verhindern. Sie stellt eine neue Pilotstudie mit einem Peer-Ansatz zum Abbau von Barrieren für den Behandlungsbeginn vor.
Prof. Dr. Ulrike Schmidt, King`s College, London befasst sich mit der Frühintervention bei Anorexia nervosa (AN) und wird neue Ergebnisse ihrer Interventionsprogramme berichten, die die Dauer der unbehandelten Erkrankung (Duration of untreated eating disorder = DUED) verkürzen und das Chronifizierungsrisiko sowie psychosoziale Folgen der Erkrankung mindern. Ein Frühinterventionsprogramm (FREED = first episode rapid early intervention for eating disorders) bisherige Studienergebnisse mit diesem Versorgungsmodell werden vorgestellt.
PD Dr. Verena Haas von der Universitätsmedizin Charité berichtet Ergebnisse mit familienbasierter Therapie, die aktuell zu der am besten empirisch gesicherten Psychotherapie insbesondere bei Kindern und Jugendlichen mit AN zählt. Sie wird den Stand der bisherigen Forschung zur Wirksamkeit in Relation zu anderen Therapieverfahren sowie Ergebnisse und Erfahrungen bisheriger Pilotstudien in Deutschland vortragen.
Dr. Silke Naab, Schön Klinik Roseneck, Prien wird neue Ergebnisse zu Refeeding-Konzepten bei AN vorstellen. Es besteht weiterhin die Sorge, dass bei rascher Wiederernährung gefährliche Komplikationen (Refeeding-Syndrom) auftreten. Erstmalig wurden in mehreren Kohortenstudien Effekte von hochkalorischer Wiederernährung bei extrem ausgeprägter AN (BMI 10-14 kg/m2) im Hinblick auf Komplikationsrate und Psychopathologie analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass auch bei extremer Ausprägung von AN eine rasche, hochkalorische Ernährung sicher ist und zur schnelleren Stabilisierung führt, wenn bestimmte medizinische Aspekte beachtet werden.
Die psychedelisch-unterstützte Psychotherapie ist eine der bedeutsamen Entwicklungen der letzten Jahre in der psychiatrischen Therapieforschung mit erheblichem Potential, die psychiatrische Therapie zu verändern. Dabei werden vor allem in der Laienpresse, die aktuell dem Hype der „psychedelischen Renaissance“ folgt, Risiken, die mit der Einnahme von Psychedelika verbunden sind, wenig diskutiert. Kritischere Stimmen werden derzeit nur am Rande gehört. In diesem Diskussionsforum sollen kontroverse Diskussionen, die auf den letzten Kongressen nur am Rande, dafür aber zum Teil sehr hitzig, geführt wurden, aufgenommen und strukturiert werden. Neben Suchtmedizinerinnen (Ursula Havemann-Reineke) und einigen Aspekten der psychedelischen Medizin äußerst kritisch gegenüberstehenden Kollegen (Siegfried Kasper) sollen Therapeutinnen und Therapeuten der deutschen EPIsoDE-Studie (Wirksamkeit und Sicherheit von Psilocybin bei therapieresistenter Depression) und im Rahmen der Studie behandelten Patienten zu Worte kommen. Die Diskutanten werden eingangs einen jeweils nur fünfminütigen Impuls geben, um dann in die Diskussion mit dem Publikum einzusteigen.
Mobiles Arbeiten, Teilzeitstellen und Jobsharing in Führungspositionen, Elternzeiten und Co. Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht alle etwas an, auch wenn die Vereinbarkeit von privaten Interessen und Karriere mit jeder Generation bedeutsamer wahrgenommen wird. Während Teilzeitstellen gesetzlich verankert und auf Antrag jederzeit möglich sind, ergeben sich vielfach dennoch große Hürden im Alltag, nicht zuletzt in der Facharztweiterbildung. Aber vielerorts gelingt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits gut. Positivbeispiele bieten eine große Chance, voneinander zu lernen und schrittweise das psychiatrische Versorgungssystem zu einem familienfreundlichen Arbeitsumfeld weiterzuentwickeln.
In Theorie und Praxis werden zunächst verschiedene Aspekte der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufgezeigt und im Anschluss die Erfahrungen von Psychiater:innen diskutiert, denen der Spagat zwischen Familie und Karriere gelingt. Zudem stehen die Expert:innen Rede und Antwort für Fragen des Publikums.
Stumm- und frühe Tonfilme präsentierten Frauenfiguren als Patientinnen oder Gattinnen männlicher Seelenärzte. Wie maskuline Klischees nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zögernd, dann zügiger verändert worden sind, reflektieren vier Vorträge anhand von sorgfältig ausgewählten Filmszenen.
1. Von Claudette Colbert (Frankreich 1935) über Nancy Reagan bis zu Ingrid Bergman in Alfred Hitchcocks Klassiker „Ich kämpfe um Dich“ (USA 1945) – bis in die 1950er-Jahre können bereits sieben Pionierinnen des Genres nachgewiesen werden.
2. Seriöse Therapeutinnen boten erstmals „Ich hab’ dir nie einen Rosengarten versprochen“ (USA 1977), „Zelig“ (USA 1983) und „Engel im Feuer“ (USA 1985). Fortgeführt wurde jedoch weiterhin das Stereotyp des sentimentalen Dummchens mit grotesken Verzerrungen und heute nur noch schwer nachvollziehbaren gesellschaftlichen Konnotationen.
3. Ab Ende der 1980er-Jahre waren Psychotherapeutinnen endgültig im Filmalltag angekommen, ein geordnetes Tätigkeitsfeld war ihnen dennoch selten vergönnt In Thrillern wie „Lethal Weapon“ (USA 1987) und „Basic Instinct“ (USA 1992) mussten sie sich toxischer Männlichkeit erwehren, „Herr der Gezeiten“ (USA 1991) und „Couchgeflüster“ (USA 2005) stürzten sie in persönliche Verstrickungen.
4. Serien wie „Sopranos“ (USA 1999–2007) und „Suits“ (USA 2011–2019) brachten einen gewandelten Typus der Psychiaterin hervor: rundum eine starke Persönlichkeit, übt sie nun einerseits wirksam und in hervorragender Weise ihren Beruf aus; andererseits gelingt es ihr, männlichen Zumutungen gekonnt die Stirn zu bieten.
Fazit: Parallel zum realen Erstarken von Therapeutinnen in der westlichen Welt änderten sich auch die schillernden Kunstfiguren auf Leinwand und Laptopmonitor. Als Spiegelbild von Psychiatrie-, Film- und Gendergeschichte laden sie ein zu historischen Rekonstruktionen und aktuellen Diskussionen.
Psychiatric disorders, such as, schizophrenia, bipolar disorder or autism spectrum disorders, are chronic diseases that manifest across the entire life span. More importantly, clinical trajectories can be subject to significant changes. The chronicity of the symptoms, their sometimes progressive nature and their presence over different stages of neural development and maturation highlight the need for the longitudinal, rather than only cross-sectional, phenotyping. This panel revolves around the identification of longitudinal (endo-)phenotypes across several disorders. Our talks span different disorders, ranging from autism spectrum disorder over bipolar disorder and schizophrenia, and will introduce the audience to various methodical approaches involving both model organisms and human participants.
Our panel will start at early stages of neurodevelopment. Ted Abel will present data on longitudinal behavioral phenotypes and their molecular underpinnings in genetic mouse models for the study of neurodevelopmental disorders. We will then shift the focus to disorders starting in adolescence. Tilo Kircher will focus on the vulnerability stress model and its impact on longitudinal phenotypes. This talk will particularly introduce data from a large longitudinal cohort (DFG FOR2107). Based on findings from the Iowa Longitudinal Study cohort, Thomas Nickl-Jockschat will then report on clinical and neural trajectories In schizophrenia from first episode to late-life. Finally, Simon Eickhoff will present on the challenges and potential downstream effects of phenotypical choices before providing a overview on the power of data-driven methods for the definition of more robust and useful characterizations of behaviour and psychopathology.
Der Kurzfilm thematisiert einen wichtigen Abschnitt im Leben des
elfjährigen Niklas, dessen Eltern suchtkrank sind. Wir begleiten Niklas in alltäglichen Situationen mit den Stimmungsschwankungen seiner Eltern bis hin zu dem Punkt, an dem er realisiert, dass er Hilfe braucht und sich an eine Vertrauensperson wendet.
Durch den Einsatz eines auf die Zielgruppe abgestimmten Konzepts zwischen medialen Inhalten und fachlich aufbereitetem Begleitmaterial möchten wir die wichtige Arbeit in der Suchtprävention, -beratung und -therapie unterstützen und somit die Zahl der betroffenen Kinder und Erwachsenen messbar reduzieren.
Der Kurzfilm als Basis in Kombination mit dem darauf abgestimmten Material ist ein hilfreicher Begleiter für Fachkräfte in der Prävention, Beratung und Therapie sowie in Bildungseinrichtungen.
In der gesamten psychiatrischen Versorgung gerät zunehmend eine besondere Gruppe von Menschen in unser Blickfeld, denen wir mit unseren Versorgungsangeboten nicht wirklich gerecht werden können. Es handelt sich hier um Menschen, die aufgrund krankheitsbedingten, oft sehr herausfordernden Verhaltensweisen weder ein für sie passendes Behandlungsangebot in den Krankenhäusern incl. ihrer ambulanten Behandlungssysteme noch ein angemessenes Versorgungsangebot in den Strukturen unserer gemeindepsychiatrischen Verbünde erhalten. Aus der Krankenhausperspektive handelt es sich um Menschen, bei denen einerseits keine stationäre Behandlungsmöglichkeit oder -bedürftigkeit mehr besteht und für die andererseits aufgrund ihrer herausfordernden Verhaltensweisen und besonderer Gefährdungen eine Entlassung ohne adäquate Weiterversorgung nicht verantwortet werden kann. Ob sie als „Systemsprenger“, „Netzprüfer“, „Menschen mit fehlender Entlassperspektive“, „Nicht-Behandlungsfälle“ oder wie auch immer bezeichnet werden, ist letztlich irrelevant. Auf jeden Fall verbleiben diese Menschen häufig auf nicht absehbare Zeit auf geschützten Aufnahmestationen der Akutpsychiatrie, auch wenn offensichtlich ist, dass dieser Ort mit der Zeit für sie eher schädlich als hilfreich ist. Spezielle Einrichtungen, die sich dieser Gruppe von Menschen mit einem angemessenen therapeutischen Milieu zuwenden könnten, scheinen vielerorts kaum verfügbar – schon gar nicht in einer erreichbaren Entfernung zum bisherigen Wohnort. Die Fragen: Welche Wohneinrichtungen bräuchten wir und welche vielleicht auch nicht? Welche Konzepte könnten die starren Grenzen von SGB V und SGB IX – Einrichtungen konstruktiv überwinden helfen? Wie sieht die Problematik aus Sicht einer Wohneinrichtung aus und was ist die Perspektive aus Sicht der Psychiatrieplanung eines Ministeriums? Mit diesen Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven erwarten wir eine spannende Diskussion zu einer Versorgungsfrage, die uns alle dringend angeht.
Psychopathologie ist trotz aller Fortschritte in der Erforschung psychischer Störungen für deren Diagnostik und die Beurteilung des Behandlungsverlaufs unverzichtbar. Eine genaue Beschreibung und Erfassung psychopathologischer Einzelsymptome und Symptommuster stellt auch einen unerlässlichen Bezugspunkt für das Verständnis neurobiologischer Befunde dar. In diesem Symposium sollen aus verschiedenen Perspektiven die Bedeutung von Psychopathologie in der modernen Psychiatrie beleuchtet und Konsequenzen für die ärztliche Ausbildung, Forschung und klinische Praxis, sowohl hinsichtlich Diagnostik als auch für die Therapie psychischer Störungen diskutiert werden.
Im ersten Vortrag wirft Paul Hoff (Zollikon) aus einer historischen Perspektive einen Blick auf die Bedeutung der Psychopathologie. Der Vortrag nimmt Bezug auf Arthur Kronfeld, einen profunden Kenner der Ideengeschichte, der eine eigenständige, „autologische“ Psychiatrie auf dem Boden der Psychopathologie forderte.
Im zweiten Vortrag wird Ronald Bottlender (Warstein) auf die Bedeutung der Psychopathologie für die Diagnostik psychischer Störungen eingehen und die hieraus für die klinische Psychiatrie abzuleitenden Konsequenzen für die psychiatrische Ausbildung und klinische Praxis beleuchten.
Georg Juckel (Bochum) wird in seinem Beitrag kritisch auf die Risiken eingehen, die eine Vernachlässigung differenzierter Psychopathologie für Klinik und Forschung bedeuten kann.
Markus Jäger (Kempten) wird abschließend auf die Bedeutung der Psychopathologie in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung eingehen.
Psychiatrische Krisendienste und die Notfallversorgung dürfen auch angesichts geplanter Reformvorhaben die Schnittstelle zwischen somatischer und psychischer Morbidität insbesondere im höheren Lebensalter nicht aus dem Blick verlieren. Am Beispiel des Delirs und der Verhaltenssymptome bei Demenz zeigen wir aus aktuellen Studien, welche zentrale Rolle hier die somatische Komorbidität für die Erstdiagnostik und Therapie hat. Benninghoff stellt hier Versorgungslücken bei organisch psychischen Störungen im Alter anhand aktueller Daten vor. Priller referiert zur Chronobiologie und Insomnie bei Delir. Thomas berichtet aus der PAWEL Studie zur Prävalenz und Folgen kardiovaskulärer Komorbidität bei Delir im Alter und berichtet über die Möglichkeiten der Delirversorgung im Rahmen der stationsäquivalenten Behandlung. Kreisel schließlich über differentialdiagnostische Probleme bei Delir bei Demenz. Die Bedeutung für die psychiatrische Krisenversorgung im Lichte der geplanten Krankenhausreform werden abschließend diskutiert.
Neue Trends bezüglich (Party-)Drogen führen zu neuen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung. Insbesondere der Konsum von GHB/GBL hat in den letzten Jahren in Deutschland stark zugenommen. Dies geht mit verschiedenen Risiken einher und hat bereits zu Todesfällen im Berliner Club-Umfeld geführt. Entsprechend ist es wichtig, Konsummuster und Präventionsmöglichkeiten empirisch zu untersuchen und daraus praktische Implikationen abzuleiten. Auch sind Besonderheiten in der Entzugsbehandlung von GHB/GBL-Abhängigkeit zu beachten.
GHB/GBL wird zudem oft in Medien und der Allgemeinbevölkerung mit den Begriffen „K.O.-Tropfen“ und „Spiking“ (dem absichtlichen Verabreichen einer Substanz, meist über ein Getränk, ohne das Wissen und die Zustimmung der Zielperson) in Verbindung gebracht, was jedoch oftmals nicht der wissenschaftlichen Realität zu entsprechen scheint. So scheinen „Spiking“-Fälle deutlich seltener (und mit anderen Substanzen) vorzukommen als es die mediale Berichterstattung suggeriert. Folglich soll die empirische Evidenz in Bezug auf „Spiking“ vor dem Hintergrund sozialer Panikphänomene einerseits und subjektiver Betroffenheit andererseits, dargestellt werden.
Angesichts dieser Herausforderungen bedarf es neuer und progressiver Präventionsansätze. Restriktive Ansätze haben sich in der Vergangenheit als tlw. unzureichend bis kontraproduktiv erwiesen. Stattdessen ist ein moderner Ansatz im Sinne der „Harm-Reduction“ gefragt, der darauf abzielt, die Risiken von Substanzgebrauch zu minimieren und die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten zu schützen. Drug-Checking (insbesondere in Verbindung mit Beratungsangeboten) kann hierfür ein Beispiel sein.
Das Symposium dient der Reflexion dieser Facetten von Substanzgebrauch, indem relevante empirische Ergebnisse vorgestellt und Behandlungs- und Präventionskonzepte präsentiert werden, die in ihrer Gesamtheit einen Schlüssel darstellen, um Substanzmissbrauch sowie die damit einhergehenden Risiken langfristig zu reduzieren.
Obgleich der Großteil der Menschen mit psychischen Störungen erheblich von psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung profitiert, leiden manche Patientinnen und Patienten trotz kompetenter Behandlung dauerhaft unter hoher Symptomlast und reduziertem psychosozialen Funktionsniveau (sog. schwere und persistierende psychische Erkrankungen, severe and persistent illness, SPMI). Ein solcher Verlauf kann unter anderem bei Schizophrenie, Depression, Anorexia nervosa und emotional instabiler Persönlichkeitsstörung auftreten. SPMI sind mit einer Vielzahl negativer biopsychosozialer Outcomes assoziiert, darunter schlechtere körperliche Gesundheit und niedrigere Lebenserwartung: Menschen mit SPMI haben ein deutliches erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre, cerebrovaskuläre, respiratorische und metabolische Erkrankungen. Entsprechend ist die Lebenserwartung von Menschen mit SPMI um ein bis zwei Jahrzehnte reduziert. Dieses Symposium bietet einen Überblick über das Ausmaß der Übersterblichkeit von Menschen mit SPMI sowie bestehende Erklärungsmodelle. Der Fokus liegt auf Möglichkeiten zur Reduktion der Übersterblichkeit. Nach einer Darstellung von Interventionen aus dem internationalen Raum wird das deutsche Modellprojekt PSY-KOMO im Detail vorgestellt und konkrete Handlungsempfehlungen für Fachpersonen für psychische Gesundheit gegeben.
Because of the low physical activity levels, lack of drive related to negative and depressive symptoms, and high prevalence of cardiovascular comorbidities in patients with severe mental illness have been reported. Aerobic exercise interventions have been shown to improve global functioning, cognition, and negative and depressive symptoms in these patients. Physical exercise has been linked to beneficial effects on brain plasticity. Via influencing brain plasticity, aerobic exercise could contribute to the treatment of these patients. The basic mechanism of these exercise-related changes has been reported to be improved brain plasticity, e. g., increased volume of disease-related brain regions such as the hippocampus.
The following important aspects are highlighted in this symposium: M. Halle will report on how to train patients to maximize gain in fitness and report on lessons learned from professional athletes. J. Deenik discusses whether physical exercise works in mental disorders. P. Falkai reports on physical exercise counteracting brain matter loss in mental illness and H. Ehrenreich reports on functional hypoxia as a concept explaining benefits of exercise.
Soziale Inklusion wurde lange Zeit nicht als zentraler Bestandteil psychiatrisch-psychotherapeutischen Denkens und Handels gesehen. Sie wurden vielmehr als Aufgabe nicht-klinischer Organisationen wie beispielsweise von Sozialdiensten, Wohnheimen- und Gruppen sowie von Organisationen des zweiten Arbeitsmarktes. Nach wie vor existiert in der klinischen Praxis eine Fokussierung auf die Beeinflussung der Psychopathologie mit psychiatrischen und psychotherapeutischen Mitteln, dies vielfach ohne Berücksichtigung des umgebenden Sozialraums und der Nachhaltigkeit der erzielten klinischen Verbesserung. Die Bereiche Wohnen und Arbeiten sind jedoch unmittelbar mit dem Krankheitsgeschehen verknüpft. Viele von schwerer psychischer Erkrankung Betroffene verlieren Wohnung und Arbeitsplatz; Wohnungs- und Arbeitslosigkeit wiederum beeinflussen Krankheitsschwere- und verlauf, Recovery, Lebensqualität und nicht zuletzt die Lebenserwartung. In den letzten Jahren werden die Faktoren Arbeit und Wohnen auch im Handeln klinischer Berufsgruppen daher zunehmend berücksichtigt. Gleichzeitig wurde das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Fortschritts von Integrations- hin zu Inklusionsbemühungen geschärft. Dabei wird ein höherer Grad der Autonomie angestrebt. Trotz psychischer Erkrankung können mit der Methode des Individual Placement and Support (IPS) Menschen erfolgreich und schnell auf Arbeitsplätze im ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Im Bereich Wohnen wird das Leben in einer eigenen Wohnung mit eigenem Mietvertrag als Ziel definiert. Abgeleitet von dem im Bereich der Arbeitsinklusion bewährten IPS kommt dabei das Individual Housing and Support zum Einsatz. Im Rahmen des Symposiums werden methodisch anspruchsvolle prospektive Studien aus drei Schweizerischen Arbeitsgruppen vorgestellt sowie ein Überblick über die theoretischen Grundlagen gegeben.
Die Alkoholkonsumstörung stellt aktuell eine der häufigsten Ursachen einer Leberzirrhose dar, wobei die Lebertransplantation häufig die einzige kurative Behandlungsmöglichkeit der Lebererkrankung darstellt. Aufgrund der begrenzten Ressourcen an Spenderorganen herrscht jedoch eine Diskrepanz zwischen Menschen, die von einer Transplantation profitieren würden und der Verfügbarkeit an Organen, so dass eine Rationierung der Lebertransplantate erfolgen muss. Für Psychiaterinnen und Psychiater stellt sich an vielen Transplantationszentren die Herausforderung, dass sie im Rahmen der Evaluation zur Aufnahme auf die Warteliste zur Lebertransplantation Stellungnahmen verfassen müssen, oft auch in medizinischen Notfällen sehr kurzfristig oder ohne bzw. mit nur geringer Möglichkeit die Betroffenen selbst zu befragen. In den ersten beiden Beiträgen wird ein Überblick über Neuerungen in den Transplantationsrichtlinien und relevanten Leitlinien (Lebertransplantation, Psychosoziale Diagnostik und Behandlung von Patientinnen und Patienten vor und nach Organtransplantation) mit Bezug zur Listung und psychosozialen Versorgung von Personen mit alkoholassoziierten Lebererkrankungen gegeben – im ersten Beitrag aus internistischer, im zweiten aus Perspektive eines Mental Health Professionals. Im dritten Beitrag wurde anhand einer Fall-Vignetten-Studie untersucht, welche Faktoren die Transplantationsalloaktion von Patientinnen und Patienten mit einer äthyltoxischen Leberzirrhose beeinflussen. Lebertransplantationen finden an 22 Zentren statt. Die Versorgungsstrukturen sind historisch gewachsen und damit nicht einheitlich. Der vierte Beitrag stellt Ergebnisse einer qualitativen Studie zu suchtmedizinischen Versorgungsstrukturen verschiedener Lebertransplantationszentren dar und gibt einen Überblick über Barrieren in der Versorgung.
Bitte beachten Sie, dass diese Session nicht gestreamt wird
Eine intime Langzeitbeobachtung, die den Alltag einer Station der Basler Jugendpsychiatrie zeigt.
Im Fokus sind zwei Mitarbeiter*innen, die täglich mit Menschlich-Allzumenschlichem
konfrontiert werden: Sozialpädagogin Marion und Psychiatriepfleger Andreas
kümmern sich um Sorgen, Ängste und Suizidgedanken ihrer Patient*innen. Die Identität
der Jugendlichen bleibt bewusst geschützt, um sie vor jeglichen Voyeurismus zu
bewahren. So erkennt man keine Gesichter, doch die Lebensrealität der Jugendlichen
Dieses neue Veranstaltungsformat ermöglicht Journalistinnen und Journalisten vor Ort Einblicke in aktuelle Themen der Psychiatrie und Psychotherapie. Führende Expertinnen und Experten bieten je einen pointierten Überblick und stehen anschließend für Gespräche zur Verfügung.
Menschen in psychiatrischen Notfallsituationen benötigen psychiatrische Dienstleistungen, die niederschwellig zugänglich sind und auf individuelle Bedürfnisse und Anliegen eingehen können. Dementsprechend sollten sie durch Flexibilität, Verlässlichkeit und Belastbarkeit gekennzeichnet sein. Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Recovery-Ansatz hat sich in Fachkreisen die Überzeugung durchgesetzt, dass sich eine Recovery-orientierte Dienstleistung nicht alleinig auf die Symptomreduktion von Krankheitserfahrungen fokussieren sollte, sondern Patienten dabei unterstütz, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Recovery-orientierte Dienstleistungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Patienten Zuversicht vermitteln und Wahlmöglichkeiten sowie erweitere Formen der Zusammenarbeit anbieten und dabei so wenig Zwang wie möglich zur Anwendung kommt. Problemstellungen Fixierungen werden von Nutzenden psychiatrischer Dienstleistungen abgelehnt, stellen rechtlich u. a. vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention einen schweren Eingriff in das höchste Gut, nämlich die Freiheit eines Menschen dar und werden trotzdem von therapeutisch Tätigen in Ausnahmen als gerechtfertigtes Mittel zur Schadensbegrenzung akzeptiert und eingesetzt. Die Kultur und Haltung einer Institution und die individuellen Einstellungen Einzelner tragen neben den rechtlichen Rahmenbedingungen maßgeblich dazu bei, ob Patienten fixiert und dadurch nachhaltig traumatisiert werden.
Thema Psychiatrische Akutbehandlung, Reduktion von Zwangsmaßnahmen, Personenzentrierte Behandlung
Ziele: Im Workshop werden evidenzbasierte Verfahren zur Vermeidung von Zwang und Gewalt vermittelt und Erfahrungen aus der Umsetzung im Sanatorium Kilchberg geteilt. Die Teilnehmenden werden dann in Gruppen anhand von Reflexionsfragen Schritte zu einer Umsetzung und auch deren Widerstände in der eigenen Institution erarbeiten.
Der Workshop richtet sich an Anfänger und Fortgeschrittene.
Ablauf: Inputreferat, Reflexionsfragen, Diskussion
Gestaltung: Mittels eines Inputreferats werden die Merkmale einer Recovery-orientierten psychiatrischen Akutversorgung und Strategien zur Reduktion von Zwangsmaßnahmen vorgestellt. Die in der Diskussionsrunde gewonnenen Erkenntnisse der Teilnehmenden werden auf Flipchart visualisiert.
Lernziele: Merkmale der Recovery-orientierten psychiatrischen Akutversorgung kennen lernen; Strategien zur Reduktion von Zwangsmaßnahmen; Chancen und Herausforderungen für die eigene Praxis erkennen
In einem einleitenden interaktiven Vortrag werden die Grundlagen des Arbeitsvertragsrechts vermittelt und die Besonderheiten des ärztlichen Arbeitsverhältnisses beleuchtet. Zentrale Begrifflichkeiten des Arbeitszeitrechts wie Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft und Überstunden werden anhand von Beispielen aus der Erfahrung der Teilnehmenden erläutert, ebenso wie typische Problemlagen und Fallstricke beim Berufseinstieg. Darüber hinaus werden die gegenseitigen Rechte und Pflichten der Arbeitsvertragsparteien erörtert. Die Agenda ist dabei bewusst flexibel gestaltet, um auf besondere Fragen und Problemstellungen der Teilnehmenden eingehen zu können. Im Anschluss besteht zudem Gelegenheit, Einzelfragen vertraulich mit den Workshopleitern zu erörtern.
Patientinnen und Patienten mit persistierend depressiver Störung gelten häufig als therapieresistent. Das Cognitive Behavioral Analysis of Psychotherapy (CBASP) etabliert sich zunehmend als wirksame Behandlungsoption für diese Patient:innengruppe. Gleichzeitig sind die genauen Wirkfaktoren noch ungeklärt. Mögliche Mechanismen der Wirksamkeit könnten in der Fokussierung von CBASP auf interpersonelle Schwierigkeiten und deren Ursprünge in belastenden Beziehungserfahrungen liegen. Dabei ist anzunehmen, dass sich die Wirkung unterschiedlich schnell auf verschiedene Symptome und Symptom-Interaktionen entfaltet und CBASP beispielsweise auch bei Persönlichkeitsstörungen wirksam sein könnte, bei denen interpersonelle Schwierigkeiten ebenfalls häufig zu Belastung führen. Da sich belastende Beziehungserfahrungen im Sinne von Kindheitstraumatisierungen bereits im Kinder- und Jugendalter auswirken, spricht dies für ein frühes Intervenieren mittels CBASP. Um diese neuen Perspektiven auf CBASP zusammenzuführen, soll das Symposium auf aktuelle Forschungsprojekte rund um CBASP fokussieren, die sich mit dem Wirkspektrum von CBASP, neuen Forschungsansätzen und möglichen Zielgruppen beschäftigen.
Im ersten Vortrag wird Johannes Wolf Daten zur zeitlichen Dynamik und zum Zusammenhang der Veränderung von Depressivität, Einsamkeit und Suizidalität unter CBASP-Behandlung präsentieren, die mittels innovativem Ecological Momentary Assessment und Mobile Sensing erhoben wurden. Im zweiten Vortrag wird Lea Schumacher präsentieren, wie mittels Netzwerk-Analysen die Wirkung von CBASP auf komplexe Symptom-Interaktionen untersucht werden kann. Der dritte Vortrag von Matthias Reinhard wird die persistierende depressive Störung mit dem alternativen Persönlichkeitsmodell zusammenführen und Folgen für die Wirksamkeit von CBASP aufzeigen. Abschließend wird Eva-Lotta Brakemeier vorstellen, wie CBASP für Kinder und Jugendliche adaptiert werden kann, und erste Daten zur Wirksamkeit bei dieser Gruppe vorstellen.
Der Übergang von der sozialistischen Diktatur zu einer liberalen Demokratie in der DDR war mit enormen gesellschaftlichen Umbrüchen verbunden. Das traf auch für die medizinischen Fachgesellschaften zu. Die Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde in der DDR war aus der Sektion Psychiatrie der Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie der DDR hervorgegangen und ermöglichte die Vereinigung mit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde (DGPN). Über diesen Prozess hinaus ist wenig über das weitere Zusammenwachsen bekannt. Deshalb wurden Archivalien aus dem Archiv der DGPPN wie auch dem persönlichen Besitz damaliger Protagonisten genutzt und Zeitzeugeninterviews geführt. Es zeigt sich, dass für die DGPN u.a. die Frage nach dem Umgang mit dem vermuteten politischen Missbrauch der Psychiatrie in der DDR relevant war und zu einer Auseinandersetzung um die Institution Psychiatrie und ihre Einbindung in das politische System der DDR führte. Mit dem nötigen zeitlichen Abstand wird der Umgang mit dieser Frage untersucht und die Entwicklung zu Beginn der 1990er Jahre eingeordnet. Die unabhängig voneinander existierenden Fachgesellschaften vereinigten sich in organisatorischer Hinsicht. Doch bedeutete das auch, dass die zwei deutschen Fachgesellschaften mit ihrer zwar nie voneinander losgelösten, im Wesentlichen aber doch von Unterschieden geprägten Geschichte wieder zusammenfinden mussten. 40 Jahre Demokratie auf der einen und 40 Jahre SED-Diktatur auf der anderen Seite hatten beide geprägt.
Suchterkrankungen werden in den Diagnosekreis der Psychiatrie und Psychotherapie eingeordnet. Dies ist nachvollziehbar, weil es sich um Erkrankungen mit Einfluss auf Kognition, Emotion und Verhalten handelt. Suchterkrankungen, wie andere psychische Erkrankungen auch, entwickeln sich auf einer bio-psycho-sozialen Grundlage. Dennoch erscheint es, als würden Suchterkrankungen im Kontext anderer psychiatrischen Erkrankungen eine Sonderstellung einnehmen.
Suchterkrankungen stellen die häufigste Aufnahme und Behandlungsdiagnose in Allgemeinpsychiatrischen Kliniken dar. Wie kann es sein, dass es weiterhin Universitätskliniken der „Vollversorgung“ gibt, die keine Suchtbehandlungen anbieten, sondern diese an Versorgungskliniken in der Peripherie weitergeben? Wenn wir von Doppeldiagnosen reden, reden wir in der Regel nicht von depressiven Patienten mit Psychosen, sondern von Patienten mit Suchterkrankungen, obwohl sich alle psychiatrischen Diagnosen miteinander kombinieren lassen. Dies sind nur wenige der vielen Aspekte, die in Frage stellen, dass Suchterkrankungen im psychiatrischen Diagnoseformenkreis nicht so selbstverständlich sind, wie andere Diagnosen.
Das Symposium in Kooperation mit der DG-Sucht stellt aktuelle Suchtkonzepte dar und integriert diese in die Basiskonzepte psychiatrischer Erkrankungen, zum Beispiel im Hinblick auf die Research Domain Criteria (RDoC). Aus der Sicht der Weiterbildungsperspektive wird hinterfragt, ob die Suchtpsychiatrie in der allgemeinen, psychiatrischen Weiterbildung eine adäquate Repräsentanz findet. Neben der pharmakologischen Behandlung von Suchterkrankungen stellt sich die Frage von Komorbiditäten und Doppeldiagnosen. Das Symposium wird diese Fragestellung reflektieren und zur Diskussion anregen, ob eine gefühlte oder existierende Sonderstellung von Suchterkrankungen im Formenkreis psychiatrisch psychotherapeutischer Erkrankungen noch zeitgemäß oder berechtigt ist.
Die Krisen- und Notfallversorgung für Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung funktioniert in Deutschland heterogen und – leider – weitgehend getrennt von der somatischen Notfallversorgung. Abgesehen vom kassenärztlichen Notdienst sind die Strukturen länderbezogen gewachsen und Vorgaben kommen oft aus den PsychK(H)Gs der Länder. Während z. B. Berlin und Bayern flächendeckend Krisendienste etabliert haben, die niederschwellig teilweise auch aufsuchende Hilfe vorhalten, gibt es in anderen Ländern solche Krisendienste gar nicht, aber ähnliche Angebote werden oft z. B. vom SpDi gemacht. Andernorts, z. B. in Hamburg, wurden internationale Modelle wie die crisis resolution teams erprobt. Anlässlich einer Umfrage der DGPPN zum Thema will dieses Diskussionsforum die Vielfalt der Lösungen vorstellen und die Gelegenheit schaffen, Vor- und Nachteile abzuwägen.
Viele Patientinnen und Patienten müssen auch dann, wenn keine konkrete stationäre Behandlungsnotwendigkeit mehr besteht, in einer psychiatrischen Klinik verbleiben oder werden in die Obdachlosigkeit entlassen. Dahinter steht die bis heute ungelöste Problemlage, dass in der psychiatrischen Versorgung schwer psychisch kranker Menschen die erforderliche gemeinsame regionale Pflichtversorgung von psychiatrischen Kliniken und dem Teilhabe-System der Eingliederungshilfe fehlt. Die DGPPN führt aktuell gemeinsam mit ackpa, BDK und LIPPs eine Befragung aller psychiatrischen Kliniken mit Versorgungsauftrag durch, um die Datenlage zu verbessern und die sozial- und gesundheitspolitische Diskussion auf Bundes- wie Länderebene mit verbesserter Datenbasis erneut anzustoßen. Die Umfrage liefert erstmalig Daten zur Anzahl dieser Patienten, ihren klinischen Merkmalen und Gründen für die Nicht-Entlassung.
Im Symposium sollen anhand von markanten Einzelfällen (Bettina Wilms, Sylvia Claus) die schwierige Situation der sogenannten Langlieger aufgezeigt, die Ergebnisse der bundesweiten Studie der DGPPN präsentiert (Ingmar Steinhart) und aus der Perspektive der DGPPN-Task Force Geschlossene Heime (Andreas Heinz) bewertet werden.
Die großen Themen der Neuropsychiatrie haben sich in den letzten Jahrzehnten wenig geändert, die Berücksichtigung in den großen Klassifikationssystemen des DSM und ICD allerdings sehr. Wurden im ICD-8 noch ausdrücklich Psychosen bei Infektionen, bei anderen hirnorganischen Erkrankungen und anderen körperlichen Erkrankungen in separaten Kapiteln von den primär idiopathischen Störungen unterschieden, so rücken die diesbezüglichen Differenzierungen von Ausgabe zu Ausgabe mehr in den Hintergrund. Im ICD-11 sind nun die jetzt so genannten sekundären psychischen Störungen ganz ans Ende der Klassifikation gerückt. Damit droht viel an Wissen zu Spezifitäten der phänotypischen Präsentation und der Therapie von organischen psychischen Störungen in den Hintergrund zu geraten oder gar ganz vergessen zu werden. Dem will dieses Symposium entgegenwirken, indem vier klinisch wichtige Themen der Neuropsychiatrie in den Fokus genommen werden, nämlich psychische Störungen bei Schlaganfall, die postinfektiösen psychischen Störungen einschließlich Post-/Long-COVID und Post-Vaccinationssyndromen, die psychischen Störungen bei Parkinson-Syndromen und tiefer Hirnstimulation sowie die psychischen Störungen nach Schädel-Hirn-Traumen. Zu allen vier klinisch sowohl für Psychiatrie und Psychotherapie als auch für Neurologie und Allgemeinmedizin sehr relevanten Themenbereichen soll der Stand des Wissens zu Klinik, Diagnostik und Therapie prägnant zusammenfassend vorgestellt werden.
Mit der KSVPsych-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) wurde 2021 ein neues Versorgungsangebot geschaffen, das eine berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung für schwer erkrankte Patientinnen und Patienten mit komplexem psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlungsbedarf ermöglicht. Dem zu erstellenden Gesamtbehandlungsplan hat eine differentialdiagnostische Abklärung vorauszugehen – definiert als „psychische, somatische und soziale, soweit erforderlich interdisziplinär abzustimmende Diagnostik und Indikationsstellung“ (§ 8 Abs. 1 der RL); erforderliche Maßnahmen zur differenzialdiagnostischen somatischen Abklärung und zur Behandlungsnotwendigkeit somatischer Komorbiditäten sind im Gesamtbehandlungsplan aufzuführen (§ 9 Abs. 1 der RL). Infolge dieser Vorgaben hat die körperliche Abklärung psychischer Beschwerden eine gestiegene Relevanz und Aktualität für das Versorgungsgeschehen erfahren (i.e. obligater Bestandteil der Versorgungsform, Vergütungsfähigkeit der Maßnahmen, Dokumentationserfordernisse).
Nach einjähriger Erprobung und ersten gesammelten Erfahrungen in der Umsetzung (die Einführung der ambulanten Komplexbehandlung im Rahmen der KSVPsych-RL in die ambulante Regelversorgung erfolgte im Oktober 2022) will sich das Symposium fokussiert den in der praktischen Durchführung differentialdiagnostischer Maßnahmen auftretenden Fragen widmen. Diese werden im ersten Vortrag von Christa Roth-Sackenheim vorgestellt und fachlich sowie praxisbezogen, aus Perspektive der in regionalen Netzverbünden zusammengeschlossenen Leistungserbringenden, eingeordnet. Im zweiten Vortrag diskutiert Peter Falkai den derzeitigen Standard somatischer Differentialdiagnostik in der Psychiatrie (Fokus: evidenzbasierte Leitlinien-Empfehlungen, Knowledge Translation, „State of the Art“ vs. „State of the Science“). Hieran anknüpfend stellt Jürgen Deckert im dritten Vortrag das aktuelle DGPPN-Leitlinienprojekt „Somatische, apparative und Labordiagnostik bei psychischen Erkrankungen“ vor (angemeldete LL-Klasse: S2e, AWMF-Registernummer: 038-029) und präsentiert neben Zielen, Vorgehen und Stand die bislang wichtigsten Erkenntnisse. Eva Buchholz spricht im abschließenden, vierten Vortrag über die Relevanz somatischer Differentialdiagnostik aus Betroffenensicht und diskutiert, wie der Anspruch der Patientenzentrierung im Kontext von (Differential-) Diagnostik realisiert werden kann.
Der Schlaf hat wichtige Funktionen für die psychische Gesundheit. Veränderungen des Schlafs sind nicht nur Risikomarker für neuro-psychiatrische Störungen, sondern auch Grundlage für Therapieentscheidungen. Dieses Symposium mit Vortragenden aus dem Referat Schlafmedizin der DGPPN gibt einen Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse, aber auch über die Leitlinie Insomnie mit klinischen Fragestellungen.
Herr Prof. Riemann aus Freiburg hat die Arbeitsgruppe zur Entwicklung dieser Leitlinie geleitet und gibt ein aktuelles Update.
Frau Dr. Claudia Schilling aus dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim wird über Daten einer bevölkerungsbasierten Studie mit knapp 12000 PCR-gesichert SARS-CoV-2-infizierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern berichten. Diese zeigt, dass eine vorbestehende Schlafstörung einen unabhängigen Risikofaktor für die nachfolgende Entwicklung eines Post-COVID-Syndroms darstellt.
Schlafstörungen sind ein Risikofaktor für die Verschlechterung psychotischer Symptome. Herr Prof. Dr. Robert Göder aus Kiel berichtet über eine Schlaflabor-Studie an jungen Menschen mit einem Psychose-Risikostadium.
In der Psychiatrie bestehen zahlreiche Ansätze einer Biomarker-gesteuerten Behandlung der Depression. Diese haben sich jedoch im klinischen Alltag noch nicht durchgesetzt. Herr Dr. Zeising aus Ingolstadt leuchtet aus, welchen Beitrag das Schlaf-EEG bringen könnte und was die Vorteile wären.
Neue Entwicklungen in der Erforschung von autoimmunen Prozessen wie neuronalen Antikörpern haben in den letzten zwei Dekaden zu einem enormen Aufschwung der Thematik in der Psychiatrie geführt. Hierdurch werden aber auch völlig neue Fragen hinsichtlich notwendiger diagnostischer Abklärung oder Behandlungsindikationen aufgeworfen. Diesem wissenschaftlichen und klinischen Spannungsfeld widmet sich dieses Symposium.
Im ersten Beitrag berichtet H. Ehrenreich über die Häufigkeit von 49 Autoantikörpern, die sie mit ihrer Arbeitsgruppe in der Zwischenzeit bei > 7000 Menschen untersucht hat (Daguano Gastaldi...Ehrenreich, 2023, Brain Behav Immun). Sie wird in diesem Kontext auch auf die aus der Grundlagenwissenschaft bekannte pathophysiologische Rolle der Autoantikörper eingehen und dabei insbesondere auf die Bedeutung von NMDAR1 Autoantikörpern fokussieren (z. B. Arinrad...Ehrenreich, 2022, Mol Psychiatry).
Im zweiten Vortrag wird D. Endres einen Überblick über die bisherigen Erfahrungen mit autoimmunen Psychosen, autoimmunen Depressionen und autoimmunen Zwangsstörungen geben. Er wird anhand von paradigmatischen Fällen und Fallserien das diagnostische und therapeutische Vorgehen im klinischen Alltag aufzeigen (z. B. Endres et al., 2022, Biol Psychiatry).
Im dritten Beitrag wird H. Prüß den aktuellen Stand über die Diagnostik und Behandlung von Antikörper-vermittelten neuropsychiatrischen Störungsbildern präsentieren (Duong und Prüß, 2023, Trends Mol Med). Er wird in diesem Kontext auch auf den Einfluss von Hirn-bindenden Autoantikörpern bei neurokognitiven Symptomen im Rahmen des Post-COVID-19 Syndroms und auf neue Befunde zu Autoantikörpern bei Demenzen eingehen (Franke...Prüss, 2023, Brain Behav Immun).
Im abschließenden Vortrag wird K. Bechter zurückblicken auf die Entwicklungen resultierend aus den 2020 von ihm und Kollegen veröffentlichen internationalen Konsensuskriterien für autoimmune Psychosen (Pollak...Bechter, 2020, Lancet Psychiatry).
Belastende Kindheitserfahrungen wie Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung sind assoziiert mit lebenslangen gesundheitlichen Folgen und stellen einen wichtigen Risikofaktor für verschiedene psychische Störungen dar. Bisherige Ergebnisse deuten auf eine neuronale Signatur belastender Kindheitserfahrungen sowie auf Veränderungen im Immunsystem der betroffenen Personen hin. In den letzten Jahren wurden zunehmend transdiagnostische Mechanismen diskutiert und untersucht, durch die die Exposition gegenüber belastenden Kindheitserfahrungen in ein Risiko für Psychopathologie im Erwachsenenalter vermittelt werden könnte. Solche transdiagnostischen Mechanismen könnten auch die Komorbidität verschiedener psychischer Störungen erklären und die Entwicklung neuer Präventions- und Interventionsansätze ermöglichen. Im Mittelpunkt dieses Symposiums steht daher ein transdiagnostisches, mechanistisches Verständnis von traumaassoziierten Störungen. Wir werden neue Erkenntnisse über die neurobiologischen Mechanismen belastender Kindheitserfahrungen vorstellen, die auf Studien mit Blutproben sowie strukturellen und funktionellen neuronalen Bildgebungsstudien beruhen. Außerdem werden methodische Schwierigkeiten und Mängel des Forschungsfeldes und Möglichkeiten zu deren Überwindung sowie neue Wege für Interventionen diskutiert werden.
Melissa Hitzler wird Längsschnittdaten über die mitochondriale Funktion des Immunsystems bei Frauen mit Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen in der Kindheit vorstellen. Janik Golterman wird einen Überblick über Studien zum Zusammenhang belastender Kindheitserfahrungen mit dem Volumen der grauen Substanz und der intrinsischen Aktivität des Gehirns geben und Schwierigkeiten bei der Reproduzierbarkeit von Ergebnissen erörtern. Katja Seitz wird Ergebnisse aus einer transdiagnostischen Stichprobe mit einer breiten Varianz an belastenden Kindheitserfahrungen vorstellen und sich dabei auf Zusammenhänge zwischen belastenden Kindheitserfahrungen, dem Volumen der grauen Substanz und dissoziativen Symptomen konzentrieren. Corinne Neukel wird über den Zusammenhang belastender Kindheitserfahrungen mit neuronalen Korrelaten von Theory of Mind und Empathie in einer transdiagnostischen Stichprobe sprechen.
In Schwangerschaft und Postpartalzeit haben Frauen ein erhöhtes Risiko für Depressionen und psychische Probleme, die unbehandelt oft chronifizieren und Entwicklungsstörungen beim Säugling zur Folge haben können. Trotz breiter Evidenz werden z. Zt. max. 15% leitliniengerecht behandelt.
In diesem Symposium zeigt Forschung zu neuen Versorgungsformen in der Peripartalpsychiatrie nicht nur die Versorgungslücke deutlich, sondern auch Interventionen, die Baby und Familie mit einbeziehen und individuell ausgerichtet sind. Reinsberger et al. haben in einem Review Versorgungsmodelle und Leitlinien zur Prävention und Versorgung international recherchiert und verdeutlichen die Notwendigkeit integrierter Versorgungsmodelle, klarer Überweisungswege, abgestufter Versorgungskonzepte und multiprofessioneller Netzwerke. Stentzel et al. konnten durch eine Literaturrecherche einen Nutzen telemedizinischer Interventionen in der Peripartalpsychiatrie zeigen, betonen jedoch, dass eine individuelle Ausrichtung erforderlich ist und kein One-Size-Fits-All-Ansatz erfolgreich sein kann. Pawils & Sigmund untersuchten in einer RCT-Studie kindzentrierte psychosoziale Grundversorgung in 24 Facharztpraxen mit über 8000 Familien. Die Ergebnisse bestätigen die massive Versorgungslücke in der Peripartalpsychiatrie und zeigen kindzentrierte psychosoziale Grundversorgung als sinnvoll und umsetzbar. Simen stellt das vom GB-A Innovationsfonds geförderte Projekt UPlusE: „U-Untersuchung für Kinder PLUS Eltern beim Pädiater zur Förderung kindlicher Entwicklung mit Impuls aus frauenärztlicher Schwangerenvorsorge“ vor sowie Ergebnisse des regionalen Pilotprojekts in Nürnberg, bei dem über 5000 Frauen in Gyn-/Päd-Praxen mit der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS-Plus) gescreent wurden.
Die vorgestellten Studien zielen auf Verbesserung der psychischen Gesundheit junger Familien und Reduktion der transgenerationalen Weitergabe von psychischen Erkrankungen durch u. a. Früherkennung und -intervention.
This symposium will point out highly innovative strategies for the search of novel treatment targets in depression and dementia.
Claus Normann will give an overview of the neuroplasticity-related pathways in psychiatric disorders, showing data ranging from hippocampal brain slices to behavioural experiments in rodents and its translation to humans. He will describe the molecular mechanisms of synaptic long-term plasticity that regulate the strength of synaptic transmission in response to environmental stimuli.
Stefan Vestring will go further into the modulation of plasticity related to rapid antidepressant action. He will present data on the role of excitation – inhibition balance and focuses on the specific inhibition of GluN2D-NMDAR subunits on inhibitory GABAergic interneurons by small molecules and siRNA-based strategies in MDD.
Tsvetan Serchov investigates the synaptic protein Homer1a-mediated modulation of metabotropic glutamate receptor 5 (mGluR5) signalling and AMPA receptor function as mechanism mediating the rapid antidepressant effects of ketamine and sleep deprivation. His data demonstrate a pronounced therapeutic potential of in-vivo application of different cell-membrane permeable TAT-fused peptides. Moreover, different pharmacological modulators and/or specific siRNA knockdown targeting selected elements of the circadian clock are tested as potential treatment approaches for depression.
Shira Knafo will present research on the neuroplasticity-related mechanisms for treating Alzheimer's dementia. Knafo's research reveals that by preventing the interaction of PTEN with synaptic proteins, we can effectively block the aberrant LTD associated with Alzheimer's disease. Her studies have shown that this approach restores normal synaptic function and cognition in both cellular and animal models of Alzheimer's disease. Furthermore, Knafo's research suggests that these mechanisms could also be utilized in treating MDD and anxiety disorders.
Wenngleich Organisationen wie die WHO, das Komitee der UN zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention und der Europarat in den letzten Jahren wiederholt eine vollständige Abschaffung aller Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie gefordert haben, erscheint dies gegenwärtig unrealistisch. Wir benötigen deshalb neue Ansätze, um Zwang zu vermeiden und müssen auch qualitative Aspekte verstärkt in den Fokus nehmen – wenn Zwangsmaßnahmen unvermeidbar sind, sollten sie auf eine Weise durchgeführt werden, die die Menschenwürde möglichst wenig beeinträchtigt.
Lieselotte Mahler wird über ihre an mehreren Kliniken verfolgten Ansätze zur Einbeziehung von Peers in die Akutbehandlung berichten. Rafael Traber hatte bereits letztes Jahr in einem Diskussionsforum sehr viel Aufmerksamkeit für seine Beiträge erhalten, wie im Tessin mittels intensiver ambulanter Betreuung und auch Zwangsmedikation Fixierungen verhindert werden (gemäß Schweizer Statistik 0 im Kanton Tessin 2022). Jessica Squire wird mit einem Auftrag der europäischen Forschungsgruppe FOSTREN nach Pennsylvania reisen und die dortige psychiatrische Versorgung erkunden. Aus diesem US-Bundesstaat gibt es seit vielen Jahren zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, die über eine zunehmende und inzwischen vollständige Abschaffung von Fixierungen und Isolierungen berichten. Anstelle bloßer Statistiken wollen wir hier persönliche Eindrücke von einem Besuch in mehreren psychiatrischen Kliniken hören.
Abschließend wird Tilman Steinert unter Verwendung von Videomaterial über eine Pilotstudie berichten, in der eine alternative Sicherungstechnik Fixierungen ersetzen soll. Dabei werden gefüllte Sandsäcke variablen Gewichts mittels herkömmlicher Fixiergurte an einem oder zwei Handgelenken befestigt. Dadurch wird die Gefahr körperlicher Aggressionen gut kontrollierbar, dennoch können solchermaßen immobilisierte Personen sich bewegen und können auch, anders als in einer Isolierung, 1:1 betreut werden.
Die sensomotorische (Dys)Funktion bei Psychosen ist durch verschiedene Symptome und Syndrome (z. B. Neurologische Soft Signs, Frühdyskinesien, Akathisie, Spätdyskinesien, Parkinsonismus und Katatonie) charakterisiert. Das Forschungsgebiet der sensomotorischen (Dys-)Funktionen bei Psychosen hat sich im Laufe der letzten zwei Dekaden rasant weiterentwickelt und eine kontroverse Diskussion über den klinischen Nutzen ausgelöst. Es wurden zwar vielversprechende Therapieoptionen identifiziert und repliziert, doch gibt es noch keine Biomarker des Ansprechens auf medikamentöse oder stimulationsbasierte Behandlungsansätze. In vier Vorträgen werden rezente wissenschaftliche Arbeiten zur Neurobiologie sowie leitliniengerechtes Praxiswissen zur Diagnostik, Therapie und Prognose von (1) Neurologischen Soft Signs, (2) Frühdyskinesien und Akathisie, (3) Spätdyskinesien und Parkinsonismus und (4) Katatonie vorgestellt und diskutiert. Wir streben eine lebhafte Diskussion an, in der neuste wissenschaftliche Entwicklungen und aktuelles leitliniengerechtes Praxiswissen vorgestellt werden. Die Teilnehmenden des Symposiums werden ein Verständnis für die neurobiologischen Grundlagen und leitlinienorientierten Praxisansätze zur Versorgung von Patientinnen und Patienten mit sensomotorischen Symptomen und Syndromen innerhalb bestehender klinischer Strukturen entwickeln.
Advance Care Planning (ACP) ist ein Konzept der gesundheitlichen Vorausplanung, welches sich durch die Unterstützung von Betroffenen bei der Bildung und Dokumentation von Behandlungswünschen für zukünftige Phasen der Einwilligungsunfähigkeit auszeichnet. ACP dient der Stärkung der Patientenautonomie und bringt weitere Vorteile, wie die Verbesserung der therapeutischen Beziehung, mit sich. Trotz der weit verbreiteten Forderung nach einer vermehrten Nutzung wird ACP in der psychiatrischen Versorgung bislang wenig eingesetzt.
In diesem interdisziplinären Symposium mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Medizinethik, der Psychiatrie, der Psychologie und den Rechtswissenschaften sollen aktuelle Forschungsergebnisse zu verschiedenen Ansätzen der gesundheitlichen Vorausplanung in der Psychiatrie vorgestellt und diskutiert werden.
Psychiatrische Behandlungsvereinbarungen sind Dokumente, die Absprachen zwischen Patientinnen und Patienten und psychiatrischen Kliniken für zukünftige Krisensituationen enthalten. Im ersten Vortrag werden vorläufige Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die untersucht, wie Behandlungsvereinbarungen besser in den klinischen Alltag implementiert werden können.
Psychiatrische Vorausverfügungen enthalten häufig Wünsche, welche über konkrete medizinische Behandlungsmaßnahmen hinausgehen. Im zweiten Vortrag wird aus ethischer Perspektive diskutiert, welcher Stellenwert diesen Wünschen zukommen sollte.
Das Projekt DECIDE untersucht, inwiefern das vertraute Zuhause als explizit räumliche Entscheidungsassistenz-Intervention Menschen mit Alzheimer-Demenz zu selbstbestimmten Entscheidungen im Rahmen von ACP befähigen kann. Ergebnisse des Projekts werden im dritten Vortrag vorgestellt.
Im vierten Vortrag sollen wesentliche Ergebnisse der Erforschung von ACP im somatischen Bereich auf ihre Übertragbarkeit auf den psychiatrischen Kontext untersucht werden. Ziel ist hierbei die Gewinnung weiterer Überlegungen für die Entwicklung und Implementierung von ACP im psychiatrischen Kontext.
Neue Erkenntnisse zu den neurobiologischen Grundlagen von Alkoholproblemen wurden vor allem im Bereich der Neuropsychologie und der akuten und chronischen Alkoholwirkungen auf die relevanten Neurotransmittersysteme gewonnen. Sie begründen ein vertieftes Verständnis der Krankheitsentstehung und des Krankheitsverlaufs. Die Behandlung besteht in einer individuell konzipierten Kombination ambulanter, teilstationärer oder stationärer Maßnahmen. Sie reichen vom ärztlichen Ratschlag über die „Qualifizierte Entzugsbehandlung“ zur pharmakologischen und psychotherapeutischen Rückfallprophylaxe und der stationären Langzeit-Rehabilitationsbehandlung. Hierzu liegen inzwischen umfangreiche S3-Leitlinien vor. Unter den aktuellen Therapiebedingungen lassen sich Abstinenzquoten von 50-60% über ein Jahr erzielen. Allerdings stellt sich aufgrund neuer Befunde die Frage, ob Abstinenz immer das einzige Therapieziel sein muss. Eine Reduktion wurde bereits früher mittels verhaltenstherapeutischer Verfahren beschrieben und kann auch pharmakologisch unterstützt werden.
Das Diagnostische und Statistische Manual (DSM-5) der amerikanischen Psychiatriegesellschaft hat die Diagnosen im Bereich der Sucht wesentlich verändert: die Begriffe Abhängigkeit und Abusus bzw. schädlicher Gebrauch werden aufgegeben; die neue Diagnose „Alkoholbezogene Störungen“, umfasst beides in einem dimensionalen Ansatz. Über die Anzahl der diagnostischen Kriterien wird eine Schweregradeinteilung möglich. Im ICD-11 werden dagegen die Diagnosen des schädlichen Gebrauchs und der Abhängigkeit beibehalten, allerdings werden die 6 Kriterien abhängigen Konsums jetzt zu 3 Doppelkriterien zusammengefasst. Die genannten Diskussionen und Veränderungen bilden die Grundlage für ein intensiviertes Engagement der in die Suchtbehandlung einbezogenen Therapeuten. Gegenstand des Symposiums sind die neurobiologischen Grundlagen und die neuen praktischen Aspekte für die Umsetzung aktueller Erkenntnisse.
Nachdem die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung von der Allgemeinpsychiatrie lange Zeit unbeachtet geblieben ist, hat in den letzten Jahren eine dynamische Entwicklung in der Erforschung der Auswirkungen dieser Entwicklungsstörung im Erwachsenenalter und hinsichtlich der Diagnostik und Therapie einer ADHS bei Erwachsenen eingesetzt. Nachdem zunächst verhaltenstherapeutische Konzepte und die Pharmakotherapie im Fokus der Therapieforschung standen, werden nunmehr auch zunehmend alternative Behandlungsansätze auf Ihre Wirksamkeit hin untersucht. Das Symposium möchte vor diesem Hintergrund einige aktuelle Themen der Behandlung von ADHS bei Erwachsenen in bestimmten Patientengruppen und neue Wege der Therapie aufgreifen.
In den letzten Jahrzehnten wurden psychische Störungen überwiegend auf die Neurobiologie und Genetik des betroffenen Individuums bezogen. Die daraus resultierenden wissenschaftlichen Erkenntnisse haben bislang jedoch eine begrenzte klinische Relevanz, wie sich anhand der praktisch unveränderten Verläufe schwerer psychischer Störungen wie z. B. der Schizophrenie zeigt. Das Paradigma der biologischen Psychiatrie und mögliche Gegenentwürfe für eine ökologische Psychiatrie sind daher zu prüfen. In diesem Symposium soll skizziert und diskutiert werden, wie die phänomenologische Psychopathologie mit ihrem Fokus auf die Lebenswelt einer ökologischen Psychiatrie den Weg mit bereiten kann. Lebenswelt umfasst zum einen unsere konkrete raumzeitliche Umgebung, in die wir als leibliche Subjekte eingebettet sind. Zum anderen umfasst sie die unhintergehbar interaktionellen, soziokulturell geprägten Selbstverständlichkeiten, die das alltägliche Handeln bei psychisch gesunden und kranken Menschen ausmachen.
Thomas Fuchs wird zunächst eine ökologische Theorie von psychischer Krankheit als nicht bloß biologische Störung, sondern als Störung des gesamten Organismus und seiner Interaktion mit der Umwelt skizzieren, die sich in einer Entfremdung von der Lebenswelt manifestiert.
Ausgehend von der ursprünglichen philosophisch-phänomenologischen Konzeption der Lebenswelt wird Marco Kramer diskutieren, wie der Begriff speziell einer schizophrenen Lebenswelt gedeutet werden kann und welche Konsequenzen sich hieraus für Forschung und Praxis ergeben.
Samuel Thoma wird die zentrale Rolle eines Verlusts der Offenheit zwischen Subjekt und Welt für die Pathogenese der Schizophrenie erläutern und hieraus ableiten, wie soziale Räume und therapeutische Beziehung gestaltet werden sollten.
Abschließend wird Andreas Jung das Symposium um sein EX-IN-Erfahrungswissen bereichern, wie Armut, Wohnungslosigkeit und psychotische Krisenerfahrungen miteinander wechselwirken.
Schon seit langem ist bekannt, dass viele psychische Erkrankungen mit Störungen des Schlafs, insbesondere im Sinne von Ein- und Durchschlafstörungen einhergehen. Zudem klagen nicht wenige Patienten über Müdigkeit oder Schläfrigkeit am Tage. Auch wenn diese Beschwerden oft in direktem Zusammenhang mit der psychischen Erkrankung stehen, kommen zusätzlich genuin schlafmedizinische Ursachen in Betracht, wie zum Beispiel das Schlafapnoe- oder das Restless-Legs Syndrom. Schließlich spielt auch die Insomnie als eigenständige psychische Erkrankung eine erhebliche Rolle, die sicher prädiktiv, möglicherweise aber auch ursächlich für andere psychische Erkrankungen sein kann. Das State-of-the-Art-Symposium gibt einen aktuellen Überblick über die evidenzbasierte Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. Dabei wird nicht nur auf alle wichtigen differentialdiagnostischen Erwägungen eingegangen, die für Psychiatrie und Psychotherapie wichtig sind, sondern auch auf die unterschiedlichen therapeutischen Ansätze und die pathophysiologischen Verbindungen zwischen gestörtem Schlaf und psychischer Gesundheit.
Personalisierte Medizin und verbesserte Outcomes durch Nutzung großer Datenmengen z. B. mittels AI stehen gerade im Bereich der Psychiatrie vor der Herausforderung, dass dafür digitalisierte längsschnittliche klinische Daten erforderlich sind. Wie können Digitalisierung der Datenerhebung für Forschungszwecke und künftige Routine-Anwendungen im klinischen Alltag gelingen und zugleich Bedürfnisse von Patientinnen Patienten und Behandelnden berücksichtig werden? Nach 4 kurzen Impulsvorträgen wird es gemeinsam mit der Patient:innen-Vertreterin Silke Lipinski eine Diskussion dazu geben.
Nils Opel wird die Frage der Implementierung innovativer digitaler Lösungen zur klinischen Phänotypisierung während und nach der psychiatrischen Behandlung diskutieren, mit besonderem Fokus auf der Akzeptanz derartiger Lösungen auf Patient:innenseite und Implementierungs- Erfahrungen in der klinischen Routine.
Gerrit Burkhardt stellt eine am LMU-Klinikum entwickelte Software vor, mit der eine Integration von digitalen Selbstangaben der Patientinnen und Patienten mit der Dokumentation der Behandelnden angestrebt wird. Es werden spezifische Barrieren, Einwände von Behandelnden, sowie zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten diskutiert.
Urs Braun stellt das Konzept des ambulanten Diagnose- und Aufnahmezentrums am ZI für Seelische Gesundheit vor, einer einheitlichen, sektoren- und klinikübergreifenden Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten für Diagnostik und Behandlungsplanung. Zentral ist dabei die Einholung des Broad Consents, der eine wissenschaftliche Nutzung von klinischen Routinedaten als Vorrausetzung für neue digitale Anwendungen ermöglicht.
Hauke Wiegand berichtet vom BMBF geförderten Digitalen Fortschrittshubs DECIDE an der Unimedizin Mainz, wo im UseCase Unipolare Depression eine Infrastruktur entwickelt wird zur Digitalisierung klinischer Daten mit Aufbau einer Forschungsdatenbank, zur digitalen Entscheidungsunterstützung sowie zum Patient:innen-Empowerment über eine korrespondierende App-Lösung.
Das Thema assistierter Suizid ist angesichts der gesetzlichen Neuerungsbestrebungen ein in der deutschen Gesellschaft aktuell kontrovers diskutiertes Thema, welches individuelle und gesellschaftliche Bereiche betrifft. Psychiaterinnen und Psychiatern sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten begegnet das Thema Suizidalität auf vielfältige Weise in der alltäglichen Praxis, störungsbilderübergreifend und den klinischen Alltag in verschiedenen Facetten prägend. In diesem Symposium soll es sowohl Referate- als auch Fächerübergreifend darum gehen, sich diesem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven anzunähern. Es kommen u. a. Vertreterinnen und Vertretern einzelner DGPPN-Referate zur Sprache: des Referates für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie, Religiosität und Spiritualität sowie Suizidologie. Das Symposium wird mit einer philosophischen Perspektive auf die historischen Entstehungsbedingungen und einzelne geisteswissenschaftliche Strömungen durch G. Stotz-Ingenlath eröffnet. Im Anschluss wird I. Ohls religiös-ethische Aspekte darlegen. V.a. die Kirchen und einzelne Religionsgemeinschaften sehen sich hier vor besondere Herausforderungen gestellt, etwa in der seelsorglichen Begleitung von Suizidwünschen. Stellvertretend für das Referat für Suizidologie wird U. Lewitzka die psychiatrisch-psychotherapeutischen Erfahrungen mit dem assistierten Suizid im universitätsklinischen Kontext erörtern. Abschließend wird in einem vierten Beitrag durch H. Melching aus einer hospiz-palliativmedizinischen Sicht die Trauer nach assistiertem Suizid in den Blick genommen werden. Spielen (unverarbeitete) Trauerprozesse bei der Entstehung mentaler Erkrankungen eine nicht unwesentliche Rolle, so ist dieses für den assistierten Suizid in besonderer Weise anzunehmen. All diese Aspekte können Bausteine für die Erweiterung der alltäglichen Handlungskompetenz werden und sollen in einer anschließenden Diskussion mit dem Publikum in einen Diskurs mit der Psychiatrie und Psychotherapie geführt werden.
Berlin, Oberpfalz oder Freiburg? Allgemeinkrankenhaus, Fachklinik oder Uniklinik? Verhaltenstherapie, Systemische Therapie oder Psychoanalyse? Weiterbildungsverbund oder externes Institut? Die Facharztweiterbildung kann sehr unterschiedlich aussehen. Zuständig sind die Landesärztekammern, den Rahmen legt die Weiterbildungsordnung fest. Die einzelnen Weiterbildungseinrichtungen verfügen jedoch über sehr unterschiedliche finanzielle und strukturelle Voraussetzungen. Eine qualitativ hochwertige Weiterbildung liegt den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung und Weiterbildungsbefugten am Herzen. Was ist möglich? Was ist nötig? Wie gelingt eine gute Weiterbildung trotz Versorgungsauftrag, Kostendruck und bislang fehlender Finanzierung der Weiterbildung? Wie gelingt der Spagat zwischen hoher Qualität der Weiterbildung und Kostenneutralität sowie Weiterbildung während der Arbeitszeit und innerhalb von 60 Monaten? Was können wir voneinander lernen? Wo ist noch Luft nach oben und wie können wir gemeinsam die Weiterbildungsbedingungen nachhaltig weiter verbessern?
Bei der Behandlung von schwangeren und stillenden Frauen müssen immer der Nutzen einer Pharmakotherapie mit den möglichen Risiken ihres Einsatzes abgewogen werden. Aber auch bei der psychopharmakologischen Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter oder Frauen mit Kinderwunsch müssen bereits mögliche Risiken berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund sind Kenntnisse über den rationalen Einsatz von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit erforderlich.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass insbesondere psychotherapeutische Behandlungen durch das kontinuierliche Monitoring psychometrischer Daten und deren Einbeziehung in den therapeutischen Prozess deutlich verbessert werden können. In dem Symposium wird erstens die entsprechende Datenlage dargestellt und die Diskrepanz diskutiert, dass Verlaufsmonitoring zwar Eingang in Leitlinien gefunden hat, dies aber bisher außerhalb von Studien nicht routinemäßig umgesetzt wird. Zweitens wird ein bereits umfänglich erprobtes Monitoring-Verfahren dargestellt, welches routinemäßig im Rahmen stationärer und ambulanter Behandlungen individuelle psychometrische und Wearable-Daten erfassen kann. Diese können sowohl zur Qualitätssicherung als auch zur Steuerung eines personalisierten Therapieprozesses genutzt werden. Drittens wird hierzu dargestellt, wie vielfältig der therapeutische Prozess auf diese Weise gesteuert und erweitert werden kann. Viertens werden Wearables im Hinblick auf ihre diagnostischen und therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten, aber auch die hohen Qualitäts-Anforderungen bei ihrer klinischen Nutzung diskutiert.
Die Motive und Entstehungsdynamiken aber auch die Anforderungen an das Behandlungssetting und die Therapiegestaltung von Essstörungen im (Leistungs-)Sport weisen Besonderheiten auf, deren Berücksichtigung essentiell für den Behandlungserfolg und die Sekundärprävention sind. Ein Übersichtsvortrag führt in das Thema ein und erklärt u. a. Aspekte des Relativen Energiedefizit-Syndroms (RED-S). Überleitend sollen Erfordernisse an die Behandlungsbedingungen in der praktischen Arbeit mit Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern erörtert werden. Zudem berichtet eine erfolgreiche ehemalige Leistungsturnerin, mehrfache Deutsche Meisterin und Olympiateilnehmerin über eigene Erfahrungen zum Thema aus Athletinnensicht.
Seit Inkrafttreten des „Cannabis-Gesetzes“ im März 2017 sind die Verschreibungszahlen für Cannabis-basierte Medikamente in Deutschland kontinuierlich angestiegen. Arzneimittelrechtlich zugelassen sind allerdings bis heute nur der Cannabis-Extrakt Nabiximols (Sativex®) zur Behandlung von Spastik bei Multipler Sklerose, das Tetrahydrocannabidiol (THC)-Derivat Nabilon (Canemes®) zur Therapie von Übelkeit/Erbrechen infolge einer Chemotherapie und das Cannabidiol (CBD)-Präparat Epidyolex® für die Behandlung von Krampfanfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom, Dravet-Syndrom und Tuberöser Sklerose. Als erwiesen gilt die Wirksamkeit THC-haltiger Cannabis-basierter Medikamente mittlerweile auch bei chronischen (neuropathischen) Schmerzen.
Seit Jahren ist aus Umfragen bekannt, dass zahlreiche Patientinnen und Patienten mit ganz unterschiedlichen psychischen Erkrankungen Cannabis als Selbsttherapie für eine Vielzahl von Symptomen und Erkrankungen einsetzen. Die Studienlage ist allerdings nach wie vor mangelhaft, so dass die Wirksamkeit Cannabis-basierter Medikamente für keine einzige psychiatrische Erkrankung als erwiesen gilt. Gut begründete Hinweise für eine Wirksamkeit THC-haltiger Präparate finden sich mittlerweile für das Tourette-Syndrom, die Autismus-Spektrum-Störung, die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Schlafstörungen. Als weitere Indikationen werden Depressionen, ADHS, Suchterkrankungen, Persönlichkeits- und Zwangsstörungen diskutiert. Für manche psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Psychose gibt es Hinweise auf eine Wirksamkeit reiner CBD-Präparate.
In diesem Symposium geben wir einen umfassenden Überblick über alle aktuell verschreibungsfähigen Cannabis-basierten Medikamente inklusive THC, CBD, Cannabisblüten und -extrakten, stellen die Datenlage zur Wirksamkeit Cannabis-basierter Medikamente bei psychischen Erkrankungen vor und gehen auf klinisch relevante Neben- und Wechselwirkungen ein.
Neurobiologische Parameter stehen im Interesse suizidologischer Forschung, ist mit einem größeren Wissen darüber vor allem die Hoffnung verbunden, bessere prädiktive Marker für suizidales Verhalten gewinnen zu können. Im ersten Vortrag wird Lejla Colic über die Folgen von Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit auf die Gehirnstruktur und auf suizidales Verhalten referieren. Eberhard A. Deisenhammer stellt in seinem Vortrag die aktuellen Erkenntnisse zum Zusammenhang immunologischer Parameter und dem Entstehen suizidalen Verhaltens dar und ordnet die Ergebnisse eigener Forschung ein. Gerd Wagner richtet seinen Fokus auf den Übergang von Suizidgedanken zu suizidalen Handlungen und wird hier neueste Erkenntnisse funktioneller Bildgebungsstudien darstellen. Dan Rujescu diskutiert in seinem Vortrag aktuelle Erkenntnisse genetischer und epigenetischer Forschung und Suizidalität und geht der Frage nach, wie stark suizidales Verhalten durch genetische Marker bestimmt sind.
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) sowie die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) sind die häufigsten Traumafolgestörungen und haben einen erheblichen Einfluss auf die globale Krankheitslast. Um eine adäquate Versorgung diesbezüglich anbieten und gewährleisten zu können, ist eine kontinuierliche Forschung unabdingbar.
Das Symposium wird daher in drei Beiträgen aktuelle Erkenntnisse bzgl. Prävalenz der PTBS und kPTBS in einem anhaltenden Krieg sowie bzgl. spezifischer komorbider Symptome und Dysregulationen als Folge belastender Erlebnisse im Jugend- und Erwachsenenalter aufzeigen.
Der erste Beitrag stellt Daten zu Prävalenzen kriegsbedingter Stressoren, PTBS und kPTBS in einer Stichprobe von in der Ukraine lebenden Studierenden (n = 794) während des Krieges dar. Die Ergebnisse deuten eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen kriegsbedingten Stressoren und dem Risiko für eine PTBS und kPTBS an.
Der zweite Beitrag fokussiert auf die Adaptation auf Stress nach traumatischen Erlebnissen und versucht die Forschungslücke zu schließen hinsichtlich autonomer Stressreaktivität und -adaption bei der Konfrontation mit Erinnerungen an traumatische Erlebnisse im Jugendalter. Dahingehend werden Unterschiede zwischen traumatisierten Jugendlichen (n = 53) untersucht, welche keine PTBS vs. eine PTBS vs. eine komplexe PTBS entwickelt haben. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass gerade komplex traumatisierte Jugendliche Probleme mit der Adaption auf den induzierten Stress des Traumanarrativs haben.
Der abschließende Beitrag beschäftigt sich mit traumabezogenen Schuld- und Schamgefühlen bei Patientinnen und Patienten mit PTBS und stellt einen neuen Interventionsansatz zur Reduktion dieser belastenden Gefühle vor, der kognitive Techniken und Metta-Meditationen miteinander kombiniert. In der kontrolliert-randomisierten Pilotstudie (n = 32) konnte eine Reduktion der PTBS sowie der Schuld- und Schamgefühle gezeigt werden.
Durch die Psychiatriereform der 1970er Jahre gehören aufsuchende, multiprofessionelle Behandlungsformen zur Verkürzung oder Abwendung eines stationären Aufenthaltes mittlerweile zum festen Repertoire der psychiatrischen Versorgung. Als multiprofessioneller aufsuchender Ansatz ist in Deutschland ausgehend vom ZfP Südwürttemberg und dem Pfalzklinikum die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) seit 2018 allgemein verfügbar. Sie wird mittlerweile in zahlreichen Kliniken angeboten und trifft bei Patientinnen und Patienten wie Behandelnder auf positive Resonanz. Seit Anfang 2020 läuft am Pfalzklinikum das deutschlandweit größte Modellvorhaben nach §64b SGB V zur Entwicklung einer sektorübergreifenden psychiatrischen Versorgung, wobei stationäre, teilstationäre und ambulante Behandlungsformen flexibel und individuell angepasst eingesetzt werden. Ein zentraler Baustein des Modellvorhabens ist eine an Flexible Assertive Community Treatment (FACT) angelehnte multiprofessionelle Zuhause-Behandlung. Diese weist viele Parallelen zu StäB auf, hat jedoch flexiblere Rahmenbedingungen, die ein niederfrequenteres und längerfristiges Aufsuchen ermöglichen und auch andere Settings erlauben. StäB fordert einen täglichen persönlichen Kontakt und orientiert sich bzgl. der Verweildauer am stationären Setting. Im vorliegenden Symposium sollen Vor- und Nachteile von StäB und der Zuhause-Behandlung im Modellvorhaben gegenübergestellt und diskutiert werden. Dazu wird für jede der beiden Behandlungsformen die praktische Umsetzung in der Behandlung von gerontopsychiatrischen Patientinnen und Patienten beispielhaft vorgestellt. Denn auch wenn es für ältere psychiatrische Patientinnen und Patienten bisher wenige Studien zu aufsuchenden multiprofessionellen Behandlungsformen gibt, haben sie doch gerade hier besondere Vorteile und werden auch angesichts der demographischen Entwicklung in der Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Gegenstand des Symposiums ist die Identifikation und Analyse der Phänomene, die im 20. Jh. die gesellschaftliche und medizinisch-psychiatrische Sicht auf die Abhängigkeit von Opiumderivaten bestimmten. Im Fokus soll insbesondere der Umgang mit den Konsumierenden stehen, der im Verlauf des Jahrhunderts mehrfach einen deutlichen Wandel erfuhr. Dementsprechend reichen die Beiträge vom Morphinismus als Medikamentenabhängigkeit vornehmlich in medizinischen Kontexten über die Fertigarznei „Heroin“, die seit Ende des 19. Jahrhunderts auch als „nicht süchtig machendes“ Mittel gegen die Entzugssymptome des Morphins vermarktet wurde, bis hin zum „Heroin“ als illegaler Substanz ungewisser Zusammensetzung und Herkunft, deren Konsum sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts mit hohen gesundheitlichen, sozialen, ökonomischen und rechtlichen Risiken verband und den „Junkie“ als defizitäres Subjekt hervorbrachte.
Da substanzgebundene Abhängigkeit als biologisch-somatisches Phänomen begriffen wird, ist ihr die Pathologisierung mit entsprechender Zuweisung inhärent; die Expertise für die Krankheit „Sucht“ und die Behandlung der Süchtigen wurde und wird der Psychiatrie zugeschrieben. „Morphinisten“ und „Heroinisten“ – so die These – imponierten allerdings vornehmlich als deren „ungeliebte Kinder“ (Dirk E. Schwoon/Michael Krausz): Fragen der persönlichen Selbstbestimmung, des Krankheitswertes und auch des häufig ausbleibenden Therapieerfolgs machten es der Psychiatrie nicht leicht, Substanzabhängige „anzunehmen“. Dabei ist auch der Einschätzung Rechnung zu tragen, dass substanzbezogene Sucht eben nicht allein als pathophysiologische Tatsache aufzufassen ist, sondern dass interessengeleitete Politiken historisch darüber hinaus rechtliche, ethische und soziale Spannungsfelder erzeugen. Die daraus resultierenden gegensätzlichen, aber auch aufeinander wirkenden und sich gegenseitig beeinflussenden Kräfte im Umgang mit opiatabhängigen Personen sollen identifiziert und analysiert werden.
Schwere rezidivierende bzw. chronifizierte Verlaufsformen psychischer Erkrankungen erfordern häufig den Einsatz hirnstimulativer Verfahren wie EKT, TMS bzw. moderner, schnellwirkender Ansätze inklusive Ketamin. Das Symposium soll den aktuellen Stand hinsichtlich begleitender psychopharmakologischer Ansätze für den anhaltenden Therapieerfolg in der akuten Phase und der Erhaltungsphase beleuchten.
The impact of the atrocities experienced by the Ukrainian population since the beginning of the full scale war has placed additional pressure on an already strained mental health system. To handle the drastic increase of trauma related disorders which are expected to affect a third to one quarter of the population, will be one the main challenges of Ukrainian health care system and the society as such. Unfortunately, prior to the beginning of the full scale invasion, the transformation of the Ukrainian mental health care system from a rigid soviet style psychiatry to a psychiatry which would fulfill European standards was not fully accomplished.
Besides the public mental health care structures, there are a variety of stakeholders ranging from supranational organizations like WHO and international non-governmental actors like Caritas, “Doctors without borders” to regional community based initiatives which are trying to address the current mental health needs of the Ukrainian population.
This symposium is dedicated to present some international and national initiatives to foster mental health care in Ukraine und to discuss the challenge focusing on the aspect of coordination and integration of those projects into a coherent framework. The presentations will also discuss the importance of the Ukrainian historical context (e.g. punitive soviet psychiatry and transgenerational trauma) in that regard and will stress the need of rebuilding a new mental health system based on evidence based practices rather than a restoration of the remanences of the old (post-) soviet system.
Psychiater und Psychiaterinnen im Gesundheitsamt – was macht man da denn? PsychKG – das ist doch nur das Unterbringungsrecht? Die „Dritte Säule des Gesundheitswesens“ ist als psychiatrisches Arbeitsfeld kaum bekannt. In diesem Symposium geht es um die vielseitige aufsuchende psychiatrische Arbeit im alltäglichen Lebensumfeld psychisch erkrankter Menschen, ohne Formulare, Abrechnungsziffern oder MDK-Anfragen, aber immer mit dem Auftrag, den Betroffenen ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen und Zwangsmaßnahmen zu vermeiden. Der „Pakt für den ÖGD“ schafft seit 2022 neue Stellen und ermöglicht so kreative neue Angebote.
Im Beitrag von Elina Sakellaridou wird das spezifische Arbeitsumfeld gemeindeintegrierter psychiatrischer Arbeit inklusive seiner Entwicklungslinien dargestellt. Klaus Petzold zeigt, wie im ländlichen Raum, fern von institutionellen Angeboten, wirksame psychiatrische Interventionen funktionieren. Matthias Albers und Jens Köhler schildern am Beispiel sozialpsychiatrischer Dienste in Großstädten die zahlreichen Tätigkeitsfelder von der Versorgung psychisch kranker Wohnungsloser bis zur Kooperation mit der psychologischen Studierendenberatung. Im Beitrag von Kerstin Folgner geht es um die größte Berufsgruppe im SpDi, die Soziale Arbeit und die Zusammenarbeit mit Ärzten und Ärztinnen und anderen Gesundheitsberufen.
Eine somatische Grunderkrankung als Ursache einer psychischen Störung bleibt häufig unerkannt und kann zu unnötig langem Leiden der Patienten führen. Wenig Zeit in der ärztlichen Routine und teils umfangreiche Diagnostik erschweren eine schnelle Diagnosestellung. Ätiologisch lassen sich zwei, für den diagnostischen Prozess relevante Einflussfaktoren, unterscheiden: Primärfaktoren (z. B. Strukturveränderungen im Gehirn) und Sekundärfaktoren (z. B. somatische Erkrankungen). Vor allem im Konsiliardienst wird man häufig mit komplexen Befundkonstellationen konfrontiert.
Für die erfolgreiche Diagnosestellung und konsekutive Behandlung dieser Krankheitsbilder sind neben einer psychiatrischen Expertise auch fundierte somatische Kenntnisse unabdingbar.
Der praxisorientierte Workshop vermittelt das differentialdiagnostische Spektrum (primär und sekundär) organisch bedingter psychiatrischer Symptome, medikamenteninduzierter/iatrogener psychischer Störungen sowie psychiatrische Krankheitsbilder mit somatischen Komorbiditäten. Die Vertiefung relevanter Kenntnisse der engen Verflechtungen somatischer und psychischer Aspekte dieses Spektrums stellt das zentrale Lernziel des Workshops dar. Wir möchten mit Ihnen eindrückliche Fälle aus dem klinischen Alltag interaktiv und im interdisziplinären Austausch diskutieren.
Auf Basis individueller Erfahrungen der interdisziplinären Zusammenarbeit werden typische Berührungspunkte zwischen internistischen und psychiatrischen Behandlern diskutiert und um fundierte theoretische Hintergründe erweitert. Auf der Grundlage von Fallbeispielen werden folgende Themen vorgestellt: 1. ZNS-Veränderungen als Ursache von psychischen Störungen: a) primäre hirneigene Veränderungen (z. B. neurodegenerative Erkrankungen); b) sekundäre Veränderungen (z. B. Delirien) 2. Medikamentenbedingte/iatrogene psychische Störungen (medikamentöse Enzephalopathien, delirogene Medikamente, Interaktionseffekte) 3. Psychische Störungen bedingt durch eine somatische Grunderkrankung 4. Psychische Störungen als Risikofaktor für somatischen Erkrankungen.
Zielgruppe: Der Workshop wendet sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung als auch an erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die gezielt ihre Kenntnisse auf dem Gebiet organischer Ursachen psychischer Störungen erweitern wollen.
Durch den leichten Zugang von Pornographie, Cybersex und sexuelle Kontaktforen im Internet suchen in den letzten Jahren Patienten (vorwiegend Männer) mit sexuell süchtigen, exzessiven Verhaltensweisen verstärkt Hilfe bei Psychiatern und Psychotherapeuten. In der ICD-10 ist die Einordnung als „gesteigertes sexuelles Verlangen“ oder „sonstige Störung der Sexualpräferenz“ möglich, für die ICD-11 ist die Diagnose „Compulsive Sexual Behaviour Disorder“ (zwanghafte sexuelle Verhaltensstörung) operationalisiert worden, während die „Hypersexuelle Störung“ letztlich nicht in das DSM 5 aufgenommen wurde. Ätiologisch sind wahrscheinlich biologische Vulnerabilität, Bindungsstörungen, Störungen der Affektregulation (Bewältigung von Depression, aber auch Aggression) und der Kontrolle sexueller Erregbarkeit bedeutsam. Therapeutische Strategien umfassen neben Psychotherapie und Selbsthilfegruppen auch medikamentöse Behandlung (insbes. selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer).
Im Workshop sollen nach einem Überblick über den derzeitigen Wissensstand eine Sexualanamnese (als wichtigster Teil der Diagnostik) und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten (psychotherapeutisch und medikamentös) auch mithilfe von Fallbeispielen (Videoaufnahmen) erörtert und in Rollenspielen geübt werden. Die Teilnehmenden werden gebeten, eigene Fallvignetten mitzubringen.
Zielgruppe: Psychiater und Psychotherapeuten, Anfänger und Fortgeschrittene
Vermittelt werden eine fokussierte Sexualanamnese, weitere diagnostische und therapeutische Interventionen.
Die Behandlung von Menschen mit einer schwer behandelbaren Depression ist oft eine große Herausforderung in der klinischen Praxis. Ungefähr 30 % aller depressiven Patienten sind von „Therapieresistenz“ betroffen, die mit einer deutlich reduzierten Lebensqualität, sowie erhöhten Suizidraten und Mortalität einhergehen.
Innerhalb dieses Workshops wird der aktuelle Wissensstand in Bezug auf die schwer behandelbare Depression vermittelt und ein Überblick über neue wissenschaftliche Erkenntnisse gegeben. Es werden die Prävention einer „Therapieresistenz“, die detaillierte Differentialdiagnostik inklusive pharmakogenomischer und organischer Aspekte sowie ein strukturiertes Vorgehen zur Auswahl von pharmakotherapeutischen und neuromodulatorischen Therapieverfahren besprochen. Darüber hinaus werden die Effekte und die Bedeutung psychotherapeutischer Techniken, wie CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) bei schwer behandelbarer Depression diskutiert. Im Rahmen von interaktiven Falldiskussionen komplexer Kasuistiken, unter anderem von einer Spezialstation für Menschen mit einer schwer behandelbaren Depression, und eigenen Fällen der Teilnehmenden, werden Behandlungsstrategien erarbeitet und Erfahrungen mit den Referenten ausgetauscht.
Didaktische Methode: Der strukturierte Theorieunterricht beinhaltet klinisch hilfreiche Tabellen und Algorithmen, welche in Form eines Handouts zur Verfügung gestellt werden. Anhand von Fallbeispielen und Fragestellungen werden die wichtigsten Lernziele praxisorientiert dargestellt und praktische Erfahrungen diskutiert.
Zielgruppe: Dieser Workshop richtet sich an Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung und erfahrene Kolleginnen und Kollegen aus Klinik und Praxis, welche ihre Kenntnisse zur Therapie von Menschen mit einer schwer behandelbaren Depression gezielt vertiefen und aktualisieren möchten.
Die anhaltende Trauerstörung (ATS) ist in die ICD-11 als eigenständige Diagnose aufgenommen worden. Sie ist gekennzeichnet durch intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person und Trennungsschmerz sowie weitere behaviorale, emotionale und kognitive Symptome.
Der Workshop stellt verhaltenstherapeutische Methoden zur Behandlung der ATS vor. Neben Psychoedukation und der Entwicklung eines individuellen Störungsmodells wird in der ersten Phase der Behandlung ein Schwerpunkt auf den Motivations- und Beziehungsaufbau sowie das „Kennenlernen der verstorbenen Person“ gelegt. Daran schließen spezifische Interventionstechniken zur Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen (z. B. Schuldgefühle) oder zum Abbau trauerspezifischen Vermeidungsverhaltens (Exposition) an. Die Verarbeitung der schlimmsten Momente des Verlusts wird therapeutisch unterstützt. Die abschließende Therapiephase fokussiert, wie in Zukunft das Andenken der verstorbenen Person und die Trauer in das Leben der Patienten integriert werden können.
Der Workshop ermöglicht den Teilnehmenden, ihr Wissen und ihre Erkenntnis über Trauer zu vertiefen, die Grundlagen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Einzeltherapie zu erlernen und einzelne Interventionen davon zu intensivieren. Die einzelnen Behandlungsphasen werden Schritt für Schritt erörtert und die entsprechenden therapeutischen Techniken anhand von Beispielen vorgestellt.
Chronische Stresserfahrung hat Effekte auf das Dopaminsystem, die Endorphine und das Oxytocin, diese führen beim Sozialwesen Mensch nach geraumer Zeit zu Verlust der Vitalität und Motivation, Herabstimmung und Ängste, erhöhte Schmerzempfindlichkeit, Schlafstörungen und dem Erlahmen der immunologischen Abwehrkräfte. Stressassoziierte psychische Störungen sind die Folge.
Im Rahmen des Workshops sollen Brücken zwischen Erleben, Verhalten, Genen, Immunologie und Gehirn gebaut werden. Aktuelle Daten aus der neurowissenschaftlichen Forschung im Zusammenhang mit psychischen Störungen werden referiert und diskutiert. Ideen und neue Möglichkeiten für die zukünftige Versorgung im klinischen Alltag und der Praxis sollen abgleitet werden.
In wachsendem Maße liegen bei Patienten mit medikamentös behandlungsbedürftigen psychischen Störungen somatische Komorbiditäten vor. Diese beeinträchtigen nicht nur die Prognose und den Verlauf der psychischen Erkrankung, sondern stellen auch eine Herausforderung an die Psychopharmakotherapie dar. Zwar haben Psychopharmaka der „zweiten Generation“ wie moderne Antidepressiva und atypische Antipsychotika bei mindestens vergleichbarer Wirksamkeit und besserer Verträglichkeit die Behandlung in der Psychiatrie der vergangenen ca. 20 Jahre revolutioniert. Dennoch sind auch moderne Psychopharmaka mit Risiken behaftet, die in diesem 2-Tage-Workshop eingehend behandelt werden sollen.
Im Fokus des ersten Tages stehen häufige allgemeinmedizinische bzw. internistische Probleme wie Risiken beim Einsatz von Psychopharmaka im Alter, bei vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Diabetes sowie Leber- und Nierenerkrankungen sowie COVID-19. Der zweite Tag steht im Zeichen neurologischer Risiken, wie der Psychopharmakotherapie bei Parkinsonerkrankung, Epilepsie und der „Post-Stroke“-Depression. Schließlich erfolgt ein Überblick über Aspekte von Polypharmazie und Arzneimittelinteraktionen.
Die Erkenntnisse über biologische Veränderungen in umschriebenen neuronalen Netzwerken bei Patienten mit psychiatrischen Störungen sowie die rasanten elektrophysikalischen technischen Entwicklungen sind wohl zwei wesentliche Säulen, weshalb im klinischen Alltag verschiedene Stimulationsverfahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben (Mutz et al. 2019). Dies führte auch dazu, dass die Neuromodulationsverfahren in das Facharzt-Prüfungsprogramm aufgenommen wurden.
Während des 2-tägigen Workshops sollen Zuweiser, Anwender sowie Auszubildende eine detaillierte Übersicht zu Elektrokonvulsionstherapie (EKT), repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS), tiefer Hirnstimulation (THS), Vagusnervusstimulation (VNS) und transkranieller direkter Gleich- und Wechselstromstimulation (tDCS) erlangen. Einleitend wird der historische Hintergrund der Stimulationstechniken beleuchtet. Es werden dann die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der Verfahren auch in Hinblick auf ihre klinische Bedeutung, insbesondere Differentialindikation und Handhabung, dargestellt. Dabei werden die elektrischen respektive magnetischen Stimulationsarten erörtert. Die Wirkungen werden unmittelbar am Stimulationsort, indirekt über Netzwerke oder durch ein generalisiertes Anfallsgeschehen vermittelt. In weiterer Folge wird auf die einzelnen Stimulationsverfahren eingegangen. So wird die Indikationsstellung zur EKT in der Akut- sowie in der Erhaltungstherapie, die Effektstärke, die Aufklärung von Patienten und Angehörigen sowie die Durchführung praxisrelevant diskutiert und u. a. anhand eines Films illustriert. Genauso wird die Indikation zur rTMS bearbeitet. Hier wird auch auf das enorme stimulationstechnische Entwicklungspotential eingegangen und die evidenzbasierte Anwendungsprotokolle der rTMS von den experimentellen unterschieden. Die Einführung zu THS, VNS und tDCS erfolgt informativ und auf der Basis der bestehenden Evidenz aus Fallserien oder durch Expertenmeinung unterlegt mit einer aktuellen Nutzbarkeit in der Klinik.
Die Stimulationstechniken sind somatische Verfahren, die integrativer Bestandteil eines gesamten bio-psycho-sozialen Behandlungskonzeptes sein müssen. Besondere Bedeutung erfährt deshalb die Indikationsstellung zur Psychotherapie v. a. als Begleittherapie der EKT. Abschließend werden die Teilnehmenden eingeladen, einen Algorithmus für die Indikation und Anwendung von Neuromodulationsverfahren auf der Basis der jeweiligen klinischen Expertise zu erstellen.
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) wird als megakognitive Methode ebenso wie z. B. die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) oder die Schematherapie zu den Verfahren der dritten Welle der Verhaltenstherapie gezählt. Während ein wichtiges Ziel z. B. in der DBT ist, Emotionen zu regulieren und Gedanken zu verändern, fokussiert ACT auf einen völlig anderen Schwerpunkt: das systematische Erlernen von „Akzeptieren“. Einsatzbereiche sind schwerwiegende Life Events, infauste Erkrankungen oder auch Hospizarbeit mit erzwungenen Änderungen im Lebensplan. Grundlage für diesen Ansatz ist die Erkenntnis, dass es nicht immer möglich ist, blockierende Gefühle zu regulieren oder sich von bestimmten Gedanken ausreichend zu distanzieren, um unter den neuen Bedingungen ein lebenswertes Leben zu führen. Nicht selten entwickeln Betroffene stattdessen Angst, Verbitterung oder Rückzug.
ACT ist ein therapeutisches Konzept das sich nicht auf komplizierte kognitive Modelle, sondern an den Werten des Betroffenen orientiert. ACT setzt dabei auf den geschickten Einsatz von einfachen Metaphern. Die Methode ist leicht erlernbar und sofort einleuchtend. Die Therapieform arbeitet direkt emotionsaktivierend und ist für ein sehr breites Klientel direkt und nachhaltig einsetzbar. Wie die Schematherapie besitzt ACT einen störungsübergreifenden Ansatz und ist für die Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen als wirksam evaluiert. Wirksamkeitsnachweise bestehen unter anderem für Angsterkrankungen, Abhängigkeitserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und Depressionen. Das übergeordnete Ziel dieser Behandlungsform ist es, Vermeidungsverhalten mit hohen Kosten aufzugeben und durch ein effektives, funktionales Verhalten zu ersetzen, um zukünftig ein erfüllenderes Leben zu führen.
In diesem Workshop erhalten Sie neben einer Einführung in ACT einen praktischen Einblick in die sechs Dimensionen der ACT, das Hexaflex einschließlich Patientenskills: Akzeptanz, Kognitive Defusion, Selbst-als-Kontext, Achtsamkeit, Werte, Engagiertes Handeln.
Das in diesem Training Gelernte ist nach dem „Plug- and Play-Prinzip“ so aufbereitet, dass es unmittelbar nach dem Workshop in Ihren Einzel- und Gruppentherapien angewendet werden kann. Eine verhaltenstherapeutische Vorbildung ist nicht notwendig. Elemente der Methode können auch effektiv in tiefenpsychologischen Verfahren angewendet werden.
Literatur zur Vorbereitung für diesen Workshop: Villatte M, Villatte J, Hayes S, übersetzt von Fedder C, Kienast T, Sipos V, Schweiger U: Sprache als psychotherapeutische Intervention. Kohlhammer Verlag 2020; Eifert, G. (2011) Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Göttingen: Hogrefe Verlag; Wengenroth, M. (2017) Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Weinheim: Beltz Verlag.
Die Autismus-Spektrum-Störungen sind gekennzeichnet durch Defizite in der sozialen Wahrnehmung und Kompetenz, die sich in der Regel bereits im frühen Kindesalter manifestieren. Darüber hinaus prägen Symptome aus dem Bereich der Wahrnehmung, zwangsartig, repetitive Verhaltensweisen und Sonderinteressen sowie -begabungen das klinische Bild des Asperger-Syndroms. Die Prävalenz wird mit etwa 1–2 % eingeschätzt und ist damit höher als die der schizophreniformen Störungen. Die autistischen Störungen sind wie die anderen Entwicklungsstörungen als strukturelle Diagnosen zu begreifen. Sie sind wechselseitig miteinander (Autismus, ADHS, Tic-Störungen und Besonderheiten der Intelligenz) vergesellschaftet und bilden die Grundlage (Basisstruktur) zahlreicher anderer psychiatrischer Komorbiditäten (Depression, Ängste, Sucht, Psychosen, Zwang, etc.). Bei dieser Veranstaltung sollen klinische Präsentation, Differentialdiagnose, Neurobiologie, Klassifikation und Therapie dieser Störungsbilder interaktiv und anhand zahlreicher Videobeispiele vorgestellt werden.
Selbstwertprobleme gelten als ein transdiagnostisches Phänomen bei vielen psychischen Störungsbildern, welche genetische, biografische und soziale Ursachen haben. Auch somatische Erkrankungen, die zu Arbeitsunfähigkeit führen, sind oft damit assoziiert. Ein niedriges Selbstwertgefühl ist verbunden mit Depressivität, Ängstlichkeit und mangelndem Wohlbefinden. In der Psychotherapie entstehen dadurch oft Probleme in der Interaktion und in der Umsetzung von Interventionen. Mit Hilfe eines bio-psycho-sozialen Modells (Vgl. Fennell, 2005, Petzold, 2012) können Selbstwertprobleme eingeordnet werden und mit Hilfe eines vielfältigen Methodenrepertoires aus den Bereichen Kognition, Verhalten, Emotion/Körper behandelt werden. Achtsamkeitsansätze ergänzen das Methodenspektrum.
Im Workshop soll auf die Grundlagen des Konzeptes eingegangen werden, dann jedoch mit Hilfe praktischer Übungen die Umsetzung erprobt und verstanden werden.
Zielgruppe: Anfänger und Fortgeschrittene.
Methoden: Informationsvermittlung mittels Handouts und diversen Übungen in Großgruppe und einzeln
Ziele und Fertigkeiten-Vermittlung: Fertigkeiten wie Konzeptualisierung des Falls, Psychoedukation zu Selbstwert, Motivationsaufbau, Achtsames Mitgefühl, Interventionswissen auf der Ebene Kognition, Verhalten, Emotion/Körper
Literatur: Annies, S (in Vorbereitung/ 2024): Selbstwertübungen für Groß und Klein. Schattauer, Stuttgart; Fennel, M (2005): Anleitung zur Selbstachtung. Huber, Bern; Lohmann; B & Annies, S (2016): Achtsamkeit in der Verhaltenstherapie. Schattauer, Stuttgart; Petzold, H.G. (2012): Transversale Identität und Identitätsarbeit. Die Integrative Identitätstheorie als Grundlage für eine entwicklungspsychologisch und sozialisationstheoretisch begründete Persönlichkeitstheorie und Psychotherapie – Perspektiven klinischer Sozialpsychologie; In Petzold, H.G. (Hrsg.) (2012): Identität. Ein Kernthema moderner Psychotherapie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Springer Fachmedien, Wiesbaden, S 407-603.
Die Bearbeitung von Gutachtenaufträgen beinhaltet eine Reihe von Tücken. Zum einen gilt es, den Inhalt der Gesetze und der Rechtsprechung zu verstehen, die im Rahmen der Begutachtung seelischer Erkrankungen von Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang ist es für Sachverständige oftmals schwierig, das normative Denken der Juristen zu verstehen und dieses Beurteilungsraster mit dem in den psychiatrisch-psychologischen Wissenschaften üblichen Denken in Kontinuitäten in eine sinnvolle Übereinstimmung zu bringen. Weiter gilt es, die Sprache (und damit das Denken) der Psychiatrie so zu übersetzen, dass auch medizinische Laien verstehen, was gemeint ist.
Der Workshop soll sich deshalb mit einigen ausgewählten Aspekten befassen, die bei der Begutachtung psychisch Kranker unabdingbar sind.
Die Schematherapie nach Jeffrey Young stellt eine moderne psychotherapeutische Methode zur Behandlung von Patienten mit chronischen, komplexen psychischen Erkrankungen dar. Die Verbreitung hat in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen der guten Studienergebnisse in der Behandlung von Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen stark zugenommen. Die Schematherapie geht davon aus, dass Menschen bereits in der Kindheit überdauernde, dysfunktionale Konzepte (Schemata) von sich selbst, von anderen und der Welt entwickeln, wenn die Grundbedürfnisse von Kindern (z. B. Sicherheit, Liebe oder Akzeptanz) nicht erfüllt werden. Während Schemata eher überdauernd und rigide sind („traits“), können die daraus resultierenden Modi sehr schnell wechseln und beschreiben so den aktuellen emotionalen Zustand („states“) einer Person. Das Modusmodell stellt die zentralen Probleme einer Person im Hier und Jetzt klar dar, wird schnell verstanden und ist das zentrale Element in der aktuellen schematherapeutischen Arbeit.
Dieser Workshop wird entsprechend der aktuellen Entwicklung der Schematherapie die Arbeit mit dem Modusmodell in den Vordergrund stellen. Neben der Vermittlung theoretischer Grundkenntnisse (Schema- und Modusmodell) sollen exemplarisch schematherapeutischer Techniken demonstriert und trainiert werden.
Methoden: Vortrag mit Powerpoint-Präsentation, Video- oder Livedemonstration, Arbeit mit Fallbeispielen mit Erarbeitung eines Moduskonzepts, Einübung der therapeutischen Techniken in Rollenspielen, Handout.
Zielgruppe: Vorkenntnisse zur Schematherapie sind nicht erforderlich.
Literatur: Zens, C. & Jacob., G. (2015). Poster Schematherapie. Das Modusmodell auf einen Blick. Weinheim: Beltz. Zens, C. & Jacob, G. (2014, 2015). Buch und DVD. Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz. Fassbinder, E., Schweiger U., Jacob, G. (2011). Therapietools Schematherapie. Weinheim: Beltz. Jacob, G. & Arntz, A. (2015). Schematherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz. Young, J. E., Klosko, J. S. & Weishaar, M. E. (2006). Schematherapie – ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann.
Die personalisierte Medizin gilt als eine Weiterentwicklung der evidenzbasierten Medizin, wobei individuelle Faktoren der Patienten in den Vordergrund gerückt werden. Neben bekannten Faktoren wie Alter, Geschlecht und klinische Symptomatik werden hierbei auch Faktoren wie ethnische Herkunft, Arzneimittelinteraktionen, TDM und pharmakogenetische Untersuchungen in den Vordergrund gerückt.
Im Workshop werden alle relevanten Grundlagen zu Arzneimittelinteraktionen, TDM sowie derzeit gängige genetischen Testverfahren präsentiert. Zu den ersten zwei Themengebieten wird Herr Dr. Eckermann zahlreiche und äußerst lehrreiche Fallbeispiele vorstellen, die detailliert erörtert und mit den Teilnehmenden diskutiert werden. Dabei wird nicht nur die Bedeutsamkeit von CYP-Enzymaktivitäten und Arzneimittelinteraktionen intensiv verdeutlicht, sondern auch haftungsrechtliche Implikationen aufgezeigt, um ärztliche Behandlungsfehler zu vermeiden. Zur Pharmakogenetik werden von Herrn Prof. Müller Grundlagen vermittelt, die auch auf derzeitige Empfehlungen von Expertengremien und Arzneimittel-Aufsichtsbehörden eingehen werden. Zusätzlich wird Frau Dr. Schmiedhofer Kasuistiken aus der Praxis aufzeigen, wie in schwierigen Behandlungsfällen genetische Untersuchungen zielführend eingesetzt werden können. Schließlich wird auch auf regionale Besonderheiten der genetischen Variabilität eingegangen, die in der Behandlung von Patienten mit nicht-europäischem Hintergrund bedeutsam sind.
Zusammenfassend werden in diesem Workshop die folgenden Lernziele angestrebt: Vermittlung von Grundlagenverständnis zu relevanten Arzneimittelinteraktionen, TDM und genetischer Variabilität; Präsentation von Fallbeispielen mit problematischen Arzneimittelnebenwirkungen/ Wechselwirkungen und wie diese zu vermeiden sind und Vorteile in der Anwendung von pharmakogenetischen Untersuchungen mit Fallbeispielen (insbesondere zu CYP2D6 und CYP2C19).
Zielgruppe: klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte im ambulanten und stationären Bereich, wie auch wissenschaftlich interessierte Kolleginnen und Kollegen zum Thema Behandlungsoptimierung durch vertiefende Einblicke im Bereich Genetik, TDM und Arzneimittelinteraktionen
An zwei Tagen werden Grundzüge der Psychiatriegeschichte, auch in Hinblick auf die Facharztprüfung, systematisch vermittelt und mit Hilfe von historischen Quellen anschaulich dargestellt.
Kernthema 1) Kompaktwissen Höhepunkte und Irrwege in der Geschichte der Psychiatrie. Schwerpunkte: von der Aufklärung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts; Tendenzen der Psychiatrie im 20. Jahrhundert; Psychiatrie im Nationalsozialismus.
Kernthema 2) Ausgewählte Quellen: Texte und Kontexte. Kleingruppenarbeit, strukturierte Diskussionen, Raum für Fragen und Kommentare.
Kernthema 3) Was weiß ich? Eponym-Quiz Didaktische Methoden: PowerPoint-unterstützte Vorträge und Diskussionen (Tag 1); Kleingruppenarbeit, Textlektüre und Videos (Tag 2)
Zielgruppe: Kolleginnen und Kollegen in der Vorbereitung zur Facharztprüfung; alle in der Psychiatrie Tätigen, die historisch interessiert sind, ebenso aus psychiatrienahen Berufen
Nach belastenden Erlebnissen entwickelt eine bedeutende Minderheit der Betroffenen anhaltende psychische Syndrome. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist die bedeutsamste und am besten untersuchte Traumafolgestörung. Deren Diagnose ist im Alltag mitunter nicht leicht und wird kompliziert durch komorbide Störungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klassifikationssysteme ICD und DSM unterschiedliche Wege gehen. Die Diagnostik der (komplexen) PTSD anhand der Klinik, wie auch von Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren wird vorgestellt. Risikofaktoren, Eigenschaften des Traumas selbst, die initiale psychopathologische Symptomatik sowie Kognitionen tragen zur Entwicklung einer (komplexen) PTSD bei. Diese Grundlagen werden im Workshop dargestellt. Traumatisierungen erschüttern die Integrität des Menschen, sein Weltbild, seine Überzeugungen und Einstellungen. Die Bearbeitung der Kognitionen ist ein wichtiges Element der Therapie und wird in Grundzügen vermittelt. Die Symptomatik wird von Patienten häufig nicht als Traumafolge verstanden bzw. kann nicht eingeordnet werden. Eine intensive Psychoedukation ist notwendig. Zur ersten Wiedergewinnung von Kontrolle haben sich Entspannungsverfahren und Atemtechniken bewährt. Zentral in der Verhaltenstherapie der PTSD ist die Konfrontationstherapie. Das von der Arbeitsgruppe von Edna Foa entwickelte Modell der Konfrontationstherapie wird im Workshop vorgestellt. Dies ist ein für Patienten wie Therapeuten belastendes Verfahren mit der Notwendigkeit, die bisher vermiedenen Emotionen und Kognitionen zu mobilisieren und mittels Habituation zu bewältigen. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden weitere spezifische Therapiemethoden entwickelt und evaluiert, z. B. die EMDR, die kurz gezeigt wird. Psychopharmaka reduzieren in kontrollierten Studien erfolgreich die PTSD-Symptomatik. Detailliert wird die medikamentöse Vorgehensweise im akuten wie auch chronischen Fall behandelt. Die Form und Wirksamkeit von Frühinterventionen sind umstritten. Aufgezeigt wird der aktuelle Forschungsstand wie auch Interventionen z. B. nach Unfällen oder Gewalterlebnissen. Die Wirksamkeit der genannten Verfahren in Metaanalysen und Cochrane-Analysen bei manifester PTSD wird vergleichend vorgestellt, ebenso die Empfehlungen der neuen AWMF-Leitlinie zur PTSD. Der Workshop hat einen verhaltenstherapeutischen Schwerpunkt mit den am besten evaluierten und wirksamen Verfahren bei Typ-I-Traumata. Die einzelnen Stufen und Elemente der Behandlung werden an Beispielen vorgestellt und geübt. Jedoch sind auch die Diagnostik und Behandlung von Typ-II-Traumata Gegenstand des Workshops. Die Begutachtung von Traumafolgestörungen wird ebenfalls vorgestellt. Auch werden Literaturempfehlungen und Links gegeben.
Didaktische Methoden: Vortrag, Video, eingehende Diskussion
Zielgruppe: Ärzte in fortgeschrittener Weiterbildung sowie Fachärzte
Literaturangaben: Frommberger, U., Nyberg, E., Angenendt, J., Lieb, K., Berger, M. (2019) Posttraumatische Belastungsstörungen. In: Psychische Erkrankungen (M. Berger, Hrsg.), S. 501-524, 6. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München.
Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine früh beginnende, lebenslang andauernde Entwicklungsstörung der neuronalen und mentalen Entwicklung (ICD-10/DSM-5/ICD-11). Kernmerkmale sind bereits in der Kindheit vorliegende und situations- und kontextübergreifende Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion und Kommunikation in Kombination mit stereotypen, repetitiven Verhaltensweisen. Der Ausprägungsgrad, die sprachlichen und kognitiven Beeinträchtigungen variieren erheblich, zusätzlich weisen mehr als 80% der Betroffenen mindestens eine komorbide Störung auf, die die Diagnose erschweren und die Therapie und den Verlauf der Symptomatik erheblich beeinflussen können. Der vielfältigen Pathologie und Heterogenität liegt eine komplexe genetische Ätiologie zugrunde, die vermutlich über eine reduzierte synaptische Plastizität vermittelt wird. Das Störungsbild ist mit einer reduzierten Lebensqualität sowie hohen familiären Belastung verbunden. Zahlreiche andere Entwicklungs- und/oder psychische Störungen weisen jedoch Symptomüberlappungen zur Autismus-Spektrum-Störung auf. Daher hat die Differentialdiagnostik hohe Relevanz und die Diagnosestellung sollte durch eine spezialisierte Stelle erfolgen. Die Behandlung von komorbiden Störungen ist von großer Bedeutung für den Verlauf, dabei haben sich neben medikamentösen auch (kognitiv-) behaviorale Interventionen als wirksam erwiesen. Es liegt eindeutige Evidenz für die Wirksamkeit von individualisierten, entwicklungsorientierten, verhaltenstherapeutischen Interventionen vor. In den State-of-the-Art-Vorträgen sollen die wesentlichen Bestandteile der Diagnostik und Differentialdiagnostik sowie auch die evidenzbasierten Therapie-Empfehlungen entsprechend der S3-Leitlinie für Kinder und Jugendliche (Vortrag Kamp-Becker) sowie Erwachsene (Vortrag Vogeley) vorgestellt werden.
Die klinische Forschung zur therapeutischen Wirksamkeit von Psychedelika nimmt in den letzten wenigen Jahren weltweit zu. Der wissenschaftliche Kenntnisstand bei verschiedenen psychiatrischen Indikationen sowie die bereits unter bestimmten Voraussetzungen genehmigungsfähige Anwendung einiger psychedelischer Substanzen in manchen Ländern geben auch in Deutschland Anlass zu Diskussionen über die Möglichkeit eines zukünftigen klinischen Einsatzes. Dabei steht das Feld noch vor grundsätzlichen Herausforderungen inklusive der Notwendigkeit einer kritischen Gestaltung von Rahmenbedingungen für eine mögliche klinische Anwendung. Das Symposium, welches von der Deutschen Gesellschaft für Psychedelische Forschung und Therapie (DGPFT e. V.) gestaltet wird, widmet sich verschiedenen Aspekten der Psychedelika-Thematik.
Im Symposium berichtet zunächst Lea Mertens zum derzeitigen Forschungsstand zu Psychedelika bei Depressionen, dem aktuell hauptsächlich untersuchten Indikationsgebiet. Sie geht sowohl auf abgeschlossene wie auch noch ausstehende Studien ein. Stefan Borgwardt stellt neurobiologische Aspekte der Wirkung von Psychedelika vor mit einem Fokus auf bildgebende Untersuchungen und Konnektivitätsstudien. Hieraus lassen sich mögliche Modelle und ein integratives Verständnis der Psychedelika-Wirkung ableiten. Tomislav Majic widmet sich möglichen postakuten, bzw. anhaltenden Wirkungen nach Einnahme von Psychedelika, wobei sowohl anhaltende therapeutische Effekte nach einmaliger Gabe, wie auch Risiken und Nebenwirkungen angesprochen werden, welche nach Abklingen der akuten Substanzwirkung relevant sein können. Abschließend geht Uwe Herwig auf mögliche Perspektiven eines psychotherapeutischen Einsatzes ein. Dabei werden sowohl andere Indikationsgebiete wie Abhängigkeit und Trauma besprochen, als auch psychotherapeutische Wirkfaktoren und das Spektrum von möglichen Anwendungen hinsichtlich Setting, Frequenz und psychotherapeutischer Einbettung.
Die Forschung zu Persönlichkeitsstörungen (PS) hat sich hauptsächlich auf Patient:innen mit dem „Borderline-Specifier“ (BPS) konzentriert und dabei verschiedene dysfunktionale Muster der Informationsverarbeitung für selbstbezogene Signale (z. B. körperliche Schmerzen) und zwischenmenschliche Signale (z. B. Eigenschaften oder Emotionen anderer) - insbesondere im Kontext der Elternschaft - festgestellt. Eine Synthese aktueller Experimente zur Informationsverarbeitung bei Patienten mit BPS ist notwendig, um ein mechanistisches Verständnis für die Entwicklung dimensionaler Modelle der Erkrankung zu etablieren. Alle Referent:innen stellen neue empirische Studien vor, die das Verhalten von Patient:innen mit BPS mit einer Vielzahl modernster Versuchsanordnungen und Analyseansätze verwenden. Wir erörtern Möglichkeiten zur Synthese unserer Ergebnisse, um neue Perspektiven für dimensionale Modelle von PS zu entwickeln. Robin Bekrater-Bodmann stellt eine Studie zur Schmerzverarbeitung bei Personen mit BPS vor, bei der transkranielle Magnetstimulation an dem rechten temporo-parietalen Übergang (rTPÜ) eingesetzt wird. Frühere Ergebnisse deuten auf eine Rolle des rTPÜ bei dissoziativem Erleben hin. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass die Stimulation des rTPÜ die Schmerzwahrnehmung "normalisiert". Lisa Doppelhofer stellt eine Studie vor, in der mittels computationaler Modelle das Lernen über die Persönlichkeitsmerkmale anderer Personen mit oder ohne BPS beschrieben wird. Die Ergebnisse legen nahe, dass die negativen Ansichten der Patient:innen ihre Lernstrategien nicht beeinträchtigen. Allerdings zeigen alle Teilnehmer eine Beeinträchtigung des Lernens über Patienten mit BPS. Isabella Schneider stellt eine Studie vor, die Strukturanalysen des Mikroverhaltens in sozialen Interaktionen zwischen Eltern mit BPS und ihren Kindern verwendet. Dyaden mit Müttern mit BPS zeigen eine geringere Harmonisierung und Wirksamkeit des regulativen Verhaltens sowie eine erhöhte strukturelle Rigidität. Babette Renneberg stellt Ergebnisse über die Rolle der Emotionsregulation bei Eltern mit BPS vor. Videositzungen eines Elterntrainings für Mütter mit BPS wurden hinsichtlich der Anwendung von Emotionsregulationsstrategien bewertet. Die Daten stammen aus Pilottestungen einer multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie, in der eine gruppenbasierte Elternintervention getestet wurde.
New insights into the neurobiological basis of alcohol problems have been gained in the field of neuropsychology and the acute and chronic effects of alcohol on relevant neurotransmitter systems. They establish a deeper understanding of the origin and course of the disease. The treatment approach consists of an individually designed combination of outpatient, day clinic and inpatient measures. They include medical consultations, “qualified withdrawal treatment”, pharmacological and psychotherapeutic relapse prevention and long-term inpatient rehabilitation treatment. Extensive S3 guidelines are available for the treatment approach. With current treatments, abstinence rates of 50% to 60% can be achieved in one year. However, several findings raise the question whether abstinence always has to be the only therapeutic goal. A reduction in alcohol use was previously described with behavioral therapy and can also be supported pharmacologically.
The Diagnostic and Statistical Manual (DSM-5) of the American Psychiatric Association has significantly changed the diagnoses of dependence disorders: it no longer uses the terms “abuse” or “dependence” but encompasses both these terms in a dimensional approach under the new diagnosis “alcohol-related disorders”. ICD-11, on the other hand, will retain categories of harmful use and substance dependence, albeit with a regrouping of diagnostic criteria.
In sum, the above-mentioned advances emphasize the role of general practitioners and therapists in the treatment of substance use disorders. The symposium will present the diagnostic and neurobiological principles and describe practical aspects of the latest findings.
COVID-19-Erkrankungen stellen keinen Schrecken mehr dar. Allerdings sind wir nun täglich in den Praxen mit Beschwerdekonstellationen konfrontiert, die Folgeerkrankungen der Virusinfektionen vermuten lassen. Neben den biologischen Veränderungen sehen wir mitunter unklare psychische und neurologische Symptome. Das Management der Behandlung von „Fatique-Beschwerden“ ist und bleibt eine große Herausforderung für alle Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Gerade in den psychiatrischen Facharztpraxen sehen wir Patientinnen und Patienten, deren seit Jahrzehnten bestehende Beschwerden nun einen neuen Namen bekommen. Wie aber soll nun die Behandlung und die weitere sozialmedizinische Versorgung gestaltet werden?
In diesem Symposium werden ausgehend von dem Blick aus der psychiatrischen Versorgungspraxis neurologische und somatische Aspekte sowie die komplexe psychosomatische Sichtweise präsentiert. Neben den Diagnostik- und Behandlungsschritten präsentieren wir Ihnen die besonderen Herausforderungen in der Begutachtung der COVID-Folgen. Psycho-somatische und somato-psychische Behandlung muss durch Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten gemeinsam und eng abgestimmt erfolgen.
Ausgehend von den USA gab es in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts vermehrte Berichte über rituelle körperliche und sexuelle Gewalt, ausgeführt von „satanistischen“ Zirkeln, die als „Satanic Panic“ Eingang in die Literatur gefunden haben. Viele der Fälle wurden mit der Diagnose Dissoziative Identitätsstörung in Verbindung gebracht. Bis heute halten sich diese Narrative, Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologinnen und Psychologen stellen entsprechende Diagnosen und bieten Behandlungen an. In der Schweiz und in Deutschland wurden aktuelle Einzelfälle publik, in denen davon auszugehen ist, dass Patientinnen und Patienten durch diese Behandlungen Schaden genommen haben.
In diesem Symposium wollen wir uns der Thematik mithilfe vorliegender empirischer Evidenz, Berichten aus Beratungskontexten und Strafverfolgung zuwenden.
Eingangs gibt Stefan Röpke einen Überblick über die historische Entwicklung und die aktuelle Definition der Dissoziativen Identitätsstörung und Ihren Bezug zum Konzept ritueller Gewalt.
Kathlen Priebe stellt die empirischen Daten vor, die wir zur Dissoziativen Identitätsstörung zur Verfügung haben.
Axel Seegers stellt die Perspektive des Weltanschauungsbeauftragten vor, der in seiner täglichen Arbeit Menschen berät, die von entsprechenden Erfahrungen berichten.
Renate Volberts beschreibt basierend auf vorliegenden Forschungsergebnissen den Prozess, der zur Entstehung einer Scheinerinnerung führt. Dabei wird insbesondere auf mögliche Einflüsse im Rahmen therapeutischer Interaktionen eingegangen. Abschließend wird erörtert, ob sich einmal entstandene Scheinerinnerungen von genuinen Erinnerungen unterscheiden lassen.
Petra Hasselmann betrachtet „rituelle Gewalt“ aus kriminalistisch-kriminologischer Sicht. Sie geht dabei insbesondere auf ihre Forschungsergebnisse zu Erwartungshaltungen selbstdefinierter Betroffener an Akteure im Hilfesystem ein.
Insgesamt hoffen wir mit unserem Symposium zu einer sachlichen und objektiven Betrachtungsweise der Thematik beitragen zu können.
In dem Diskussionsforum sollen Ergebnisse einer Umfrage zum Einsatz von Sicherheitsdiensten in psychiatrischen Kliniken vorgestellt und diskutiert werden.
Entwicklung, Aktualisierung und Verbreitung von Leitlinien befinden sich in einer Umbruchphase. Sie werden mit neuen Finanzierungsmöglichkeiten und durch Chancen der Digitalisierung befördert. Von diesen Entwicklungen profitiert auch der Bereich der psychischen Störungen. In diesem Symposium wird der Stand aktueller Neuentwicklungen sowie die Aktualisierung bestehender Leitlinien vorgestellt, die die Digitalisierung umsetzen oder neue Förderformate nutzen. F. Jessen berichtet über die Aktualisierung der S3-Leitlinie Demenzen, in der eine Unterstützung der Evidenzrecherche durch das IQWIG erfolgte, und die als Living Guideline digital gestaltet und laufend überarbeitet werden kann. Damit ist eine schnellere Übertragung von neuen Forschungserkenntnissen in die klinische Praxis möglich. Zum Zeitpunkt des Kongresses wird die Leitlinie voraussichtlich fertiggestellt sein. A. Hasan berichtet über Erkenntnisse aus dem Innovationsfonds-geförderten Projekt SISYPHOS zu Förderfaktoren und Barrieren bei der Nutzung von Leitlinien in der Versorgungspraxis sowie zu möglichen Vorteilen einer App-basierten, digitalen Bereitstellung der Leitlinie inklusive Entscheidungshilfen. Anschließend berichtet er über die Erfahrungen der S3-Leitlinie Schizophrenie bei der Überführung in eine Living Guideline. R. Thomasius berichtet über den Entwicklungsstand der neuen S3-Leitlinie zu cannabisbezogenen Erkrankungen und erläutert die Unterstützung der Evidenzrecherche durch das IQWIG. Damit sollen die Entwicklerinnen und Entwickler künftig entlastet werden. Schließlich berichtet B. Schneider über den Stand der Entwicklung der S3-Leitlinie Umgang mit Suizidalität und die Erfahrungen mit der Projektförderung durch den Innovationsfonds. Das Spektrum der Beiträge zeigt, dass im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie die Chancen für Leitlinien durch neue Förderformate und die Digitalisierung intensiv genutzt werden. Dies wird zu einer Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen beitragen.
Im klinischen Alltag werden psychiatrische Professionelle häufig mit medizinethischen Fragen konfrontiert, beispielsweise wenn es darum geht, ob eine Person gegen ihren Willen behandelt werden soll: Ist dies der selbstbestimmte Wille der Person oder ist durch die Krankheit die Selbstbestimmungsfähigkeit eingeschränkt oder aufgehoben? Sollen die geäußerten Wünsche der Person oder ihr Wohlergehen höher gewichtet werden? Und wie kann gegebenenfalls eine Zwangsmaßnahme ethisch gerechtfertigt werden? Obwohl diese Fragen eine zentrale Rolle für Entscheidungen in der psychiatrischen Praxis spielen, werden sie häufig weder in der Fachärzteausbildung noch im Stationsalltag systematisch analysiert und diskutiert.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das Symposium das Ziel, solche ethischen Fragestellungen genauer zu untersuchen, um psychiatrischen Professionellen eine Hilfe für Entscheidungen in der klinischen Praxis zu bieten. Nach einem Übersichtsvortrag über grundlegende ethische Konzepte und Prinzipien werden dazu drei Fälle vorgestellt, ethisch analysiert und gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert.
Die ehemalige Weltklasse-Turnerin Kim Bui und Biathlon-Weltmeisterin Miriam Neureuther haben selbst erlebt, wie andauernder Druck, die Leistungsfähigkeit zu steigern, oder auch einer ästhetischen Norm entsprechen zu müssen, das Essverhalten beeinflussen und verändern kann.
Beide haben dabei unterschiedliche Erfahrungen. Miriam Neureuther verlor für den Sport viel Gewicht, Kim Bui geriet in den Teufelskreis der Bulimie. Gemeinsam mit Betroffenen sowie Expertinnen und Experten wollen Miriam Neureuther und Kim Bui in der BR-Dokumentation "Hungern für Gold" das Schweigen brechen, bestehende Systeme hinterfragen und Wege und Lösungen aus dem Teufelskreis der Essstörungen heraussuchen.
Die Realisierung von gesellschaftlicher Teilhabe bei Menschen mit schwerer psychischer Störung ist eine multiprofessionelle Aufgabe, die eine effiziente Steuerung in einem zunehmend komplexer werdenden Versorgungssystem erfordert.
Das gemeinsame Symposium von vier Referaten der DGPPN nimmt die Komplexität der Steuerung aus verschiedenen Blickwinkeln in den Fokus. Die Notwendigkeit einer gelingenden individuellen Versorgungsplanung ergibt sich, neben den Rechten der Betroffenen auf gesellschaftliche Teilhabe, aus der Zunahme nicht vermittelbarer Menschen in den Akutkliniken und dem Ruf nach geschlossenen Heimplätzen. Dies völlig konträr zum gesellschaftlichen Mainstream eines Primats der Autonomie, der auch in der Gesetzgebung mittlerweile verankert ist.
Ob die politische Umsetzung dieser Gesetzgebung gerade mit Blick auf individuelle Bedürfnisse von Menschen mit schweren psychischen Störungen gelungen ist, hinterfragt Raoul Borbé in seinem einleitenden Beitrag. Franz Begher beleuchtet die Bedeutung der Sozialen Arbeit und der verschiedenen Fachtherapien settingübergreifend und lotet Entwicklungsmöglichkeiten, nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines zunehmenden Ärztemangels aus. Was eine zunehmend spezialisierte und professionalisierte psychiatrischen Fachpflege auch therapeutisch leisten kann in der Versorgung schwer psychisch Kranker, widmet sich der Beitrag von André Nienaber. Katarina Stengler wird im Schlussvortrag in einer Synthese auf die Notwendigkeit einer regelhaften Einbeziehung teilhabeorientierter Bedarfe sowohl im rehabilitativen Bereich als auch an der Schnittstelle zum Akutsektor eingehen, bereits existierende Best Practice Modelle vorstellen und innovative Ansätze skizzieren.
Research in psychiatry has made tremendous progress in two key areas: genetics and systems neuroscience. Since the 1990s, studies have been able to identify a multitude of common and rare variants associated with psychiatric disorders, while decades of neuroimaging have delineated structural and functional changes of the brain related to disease. Despite outstanding successes in both fields, a translation into the clinical realm still is missing. This is largely owed to our incomplete understanding of the mechanisms, with which polygenic risk impacts distinct circuits in the brain to finally result into symptoms and behavioral changes. Our panel revolves around this challenge of how to bridge the gap between genetics and the neural systems level. Talks from experts in their fields will span topics ranging from basic research over mouse models for the study of psychiatric and neurodevelopmental disorders to approaches in humans.
Ana Oliveira will cover basic science related to cognition and memory formation. A special emphasis will rest upon epigenetic mechanisms of memory formation, providing a methodical and scientific foundation for the panel. Ted Abel’s presentation will then move the focus to mouse models for the study of psychiatric/neurodevelopmental disorders. In particular, he will focus on the molecular and cellular mechanisms underlying behavioral phenotypes. Thomas Nckl-Jockschat will present novel data on the transcriptomic foundations of brain diseases. This will include also new findings in human subjects. Andreas Meyer-Lindenberg will complete this session by talking about the Identifications of genetic and epigenetic risk signatures for serious mental illness. Together, the speakers, all experts in their respective fields, will provide an overview over rapidly growing and clinically increasingly relavant fields of cutting-edge research.
Psychiatrische Fachkrankenhäuser, Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern und Psychiatrische Universitätsklinika erfüllen einen Pflichtversorgungsauftrag und haben eine zentrale Rolle in der gemeindenahen Versorgung psychisch kranker Menschen. Die von der Krankenhaus-Kommission der Bundesregierung erarbeiteten Reformvorschläge für die Krankenhausversorgung beziehen sich primär auf somatische Kliniken und sind mit dem Auftrag einer flächendeckenden regionalen psychiatrischen Versorgungsverpflichtung schwer in Einklang zu bringen. Aufgrund der engen Verzahnung der somatischen und psychiatrischen Versorgung an den Allgemeinkrankenhäusern steht zu befürchten, dass sich eine Realisierung der aktuellen Vorschläge negativ auf die Versorgung psychisch kranker Menschen auswirken wird. Psychiatrische Fachkliniken hingegen arbeiten im Hinblick auf die hohe somatische Komorbidität der Patienten eng mit den sie umgebenden somatischen Krankenhäusern zusammen. Auch für psychiatrische Fachkrankenhäuser würde deshalb die Umsetzung der geplanten Krankenhausreform weitreichende Folgen haben. Psychiatrische Universitätsklinika haben Forschung und Lehre sicherzustellen, daneben zum Teil auch die regionale Pflichtversorgung mit vollumfänglicher Notfallversorgung, was schon jetzt komplexe Planungen erforderlich macht und bei unterschiedlich gewachsenen Strukturen Schwierigkeiten bereiten dürfte. In diesem Symposium werden die Reformvorschläge der Krankenhauskommission der Bundesregierung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, auch unter Berücksichtigung der Notfall- und Pflichtversorgung. Schon bestehende und zu entwickelnde innovative Behandlungsformen aus dem Krankenhaus heraus, die mit einer Reduktion vollstationärer Behandlung einhergehen, können dabei helfen, die notwendige Umstrukturierung der psychiatrischen Versorgungslandschaft zu befördern, ohne wie befürchtet auf Bewährtes verzichten zu müssen.
Die Coronapandemie hat zu einer zuvor undenkbaren Beschleunigung bei der Entwicklung digitaler Lehrformate geführt. Inzwischen sind die Studierenden in die Hörsäle zurückgekehrt und manch einer stellt sich die Frage wo jetzt der Platz für die mühsam erstellten digitalen Lehrmaterialien ist. In diesem Symposium stellen wir Ihnen einige best-Practice-Beispiele digitaler Lehre vor, die auch heute noch aktuell sind.
Sexuelle Übergriffe durch Menschen mit einer Störung der intellektuellen Entwicklung stellen eine Herausforderung für ihrer Begleiter, seien es Familien oder Mitarbeitende von Diensten und Einrichtungen der Eingliederungshilfe, dar. Sie lösen Angst und Ablehnung aus. Nicht selten kommt es zu Ausgrenzungen aus Wohn- oder Beschäftigungsangeboten oder zu strafrechtlichen Konsequenzen bzw. zur Anordnung von Maßregeln. Oft werden Psychiaterinnen und Psychiater von Angehörigen, von rechtlichen Betreuern oder aus Diensten und Einrichtungen um Hilfe gebeten, nicht selten mit der Erwartung, mittels pharmakologischer Interventionen das Problem zu lösen. Der Mangel an verfügbaren sozio- und psychotherapeutischen Angeboten sowie das Fehlen von Ressourcen und Kompetenzen bei den Leistungsanbietern der Eingliederungshilfe wirkt sich aus.
Das Symposium richtet sich an Psychiaterinnen und Psychiater, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die Orientierung zum praktischen Umgang mit der bezeichneten Problematik suchen. Es soll aus unterschiedlichen Perspektiven Hinweise für die Praxis geben und zugleich Richtungen der weiteren Entwicklung zielgruppenspezifisch ausgerichteter Angebote skizzieren.
Der gesellschaftliche Wandel spiegelt sich in neuen und drängenden Anforderungen an die Wissenschaft wider. Der schonende Umgang mit Ressourcen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dem stehen exponentiell wachsende Datenmengen gegenüber, die mit immer höherer Effizienz in der Grundlagen- und klinischen Forschung erzeugt werden. Das gewonnene Wissen muss ein hohes Maß an Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Wiederverwendbarkeit aufweisen. Andernfalls besteht das Risiko unnötiger Wiederholung und Verschwendung von Umwelt-, Human- und Tierressourcen. Gleiches gilt für die Sicherung der Datenqualität und Reproduzierbarkeit von Versuchen. Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert intelligente Forschungsdesigns, ausgereifte bioinformatische Analysemethoden und die konsequente Verfolgung des Open-Data-Prinzips. Im Symposium sollen die Herausforderungen mit möglichen oder bereits realisierten Lösungsansätzen aus verschiedenen Perspektiven der vielfältigen modernen psychiatrischen Forschung diskutiert werden. Zunächst wird Anne-Kathrin Gellner die Gratwanderung zwischen Tierschutz, Umweltschutz und reproduzierbaren Ergebnissen in der tierexperimentellen Stressforschung sowie aktuelle Entwicklungen in diesem heterogenen Feld erörtern. Eva-Christina Schulte wird aus der Perspektive der genetischen Forschung im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen berichten, wo finanzielle Ressourcen und die Notwendigkeit globaler Konsortien in einem ständigen Spannungsfeld mit Persönlichkeits- und Datenschutzaspekten stehen, und potentielle Lösungsansätze skizzieren. Anschließend wird Nils Opel die Anforderungen an die ressourcenintensive psychiatrische Bildgebung wie Wiederverwendbarkeit und Reproduzierbarkeit, aber auch Lösungsansätze wie Datenharmonisierung und Konsortialbildung darstellen. Den passenden Abschluss bildet Rafael Mikolajczyk mit der Vorstellung von Metadatenmodellen, in denen psychiatrische Forschungsdaten gepoolt, integriert und nachhaltig nutzbar gemacht werden.
Dieses Weiterbildungssymposium vermittelt Wissen über einige der spannendsten Bereiche im breiten Spektrum der Konsiliarpsychiatrie und -psychosomatik. Bei Allgemeinkrankenhauspatienten liegt die Komorbidität psychischer Störungen zwischen 30 und 50%. Je nach Komplexität, sowie Schwere und Akuität der psychischen Störung ist eine konsiliarische Mitversorgung oft entscheidend für den Verlauf der gesamten Behandlung.
Der Beitrag von N. Cosma stellt anhand klinischer Fallbeispiele differenzialdiagnostische und therapeutische Strategien bei katatonen Syndromen dar. Diese betreffen ca. 2% der Fälle im Konsiliardienst, ca. 60% bleiben jedoch im Allgemeinkrankenhaus unerkannt.
C. Laqua stellt die psychiatrische Differentialdiagnostik sowie medikamentöse und psychotherapeutische Interventionen bei Patienten nach schweren Suizidversuchen auf der ITS vor. Konsile bei diesen klinisch oft schwerkranken Patienten machten 15–20% aller Anforderungen aus und erfordern eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Besondere Herausforderungen in der konsiliarischen Mitbehandlung von Patienten mit Typ-1-Diabetes und komorbiden psychischen Störungen beleuchtet K. Wolters. Die Prävalenz komorbider Depressionen und Angstsyndrome liegt z. B. bei ca. 30%, das sogenannte Insulin-Purging erhöht die Mortalität. Krankheitsverlauf und Lebensqualität werden durch die psychische Komorbidität stark beeinflusst.
Nicht selten sind unerwünschte Medikamentenwirkungen Anlass klinischer Behandlungen bzw. Zustandsverschlechterungen von Patienten. Auf strukturierte Handlungsrichtlinien zur kritischen Überprüfung von Indikation und Nutzen psychopharmakologischer Therapien geht der Beitrag von V. Brisnik ein.
Im Rahmen der Behandlung und des Aufenthaltes auf einer akutpsychiatrischen Station kann es zu konflikthaften Situationen und Gewalt kommen. In diesem Zusammenhang kann es dann zur Anwendung freiheitseinschränkender Maßnahmen, wie z. B. Fixierung und Isolierung kommen. Das Erleben von Zwangsmaßnahmen kann sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für Mitarbeitende traumatisierende Folgen haben und den Behandlungsverlauf negativ beeinflussen.
Vor diesem Hintergrund fordert die S3-Leitlinie „Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen“ die Implementierung wirksamer Strategien zur Vermeidung und Minderung von Aggression und der Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen. Bei Safewards handelt es sich um eine komplexe Intervention, die im Rahmen der Leitlinie empfohlen wird und mittlerweile im deutschsprachigen Raum in vielen Kliniken implementiert wurde.
Das Safewards-Modell wurde von dem englischen Pflegewissenschaftler Len Bowers und seinem Team entwickelt. Michael Löhr, Michael Schulz und André Nienaber haben sich die zahlreichen Materialien übersetzt und so die Verbreitung im deutschsprachigen Raum möglich gemacht. Safewards bietet zum einen eine Erklärung für die Entstehung von Eskalation und Konflikten auf der Station und zum anderen konkrete Interventionen zur Prävention von Aggression und Zwang. Ziel der Intervention, die vor allem auf das Verhalten von Mitarbeitenden und Patienten abzielt, ist es, die Häufigkeit von Konflikten zu reduzieren und Eindämmungsmaßnahmen im akuten psychiatrischen Umfeld zu reduzieren.
In diesem Symposium wird einerseits die Darstellung wissenschaftlich empfohlener Implementierungsstrategien, sowie der konkrete Implementierungsprozesses einer Station mit entsprechender Evaluation und die Aufrechterhaltung im Alltag (5 Jahre nach Einführung) fokussiert, der ebenfalls erfolgreich evaluiert wurde.