Raum:
Saal A1/2 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 04: Affektive Störungen, F3
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Somatische Symptome wie Veränderungen des Appetits und Fatigue spielen eine wichtige Rolle bei Depressionen. Etwa die Hälfte aller Patienten – gerade bei höheren Schweregrad – leidet unter somatischen Symptomen und diese werden weniger effektiv durch gängige Therapien behandelt. Theorien zur Ätiologie der Depression postulieren, dass die Kommunikation zwischen körpereigenen Signalen und dem Gehirn über den Vagusnerv zu somatischen Symptomen beitragen könnte. Im Rahmen des Symposiums diskutieren wir deswegen aktuelle Erkenntnisse zu zentralen Mechanismen und innovativen Behandlungsansätzen.
Im ersten Vortrag präsentieren wir Unterschiede in der funktionellen Konnektivität des Belohnungssystems, welche jeweils einen Anstieg oder Rückgang des Appetits während einer depressiven Episode begünstigen. Im zweiten Vortrag diskutieren wir die strukturellen Veränderungen des Gehirns bei komorbider Adipositas, die Verbindungen mit einem verändertem Energiestoffwechsel verdeutlichen. Im dritten Vortrag beleuchten wir den Einsatz von nicht-invasiver Vagusnervstimulation zur verbesserten Wahrnehmung körpereigener Signale, was zum besseren Verständnis antidepressiver Effekte beitragen könnte. Im vierten Vortrag stellen wir die aktuelle Studienlage zum Einsatz von Vagusnervstimulation bei der Depression dar und diskutieren das Potenzial und die Herausforderungen in der klinischen Anwendung.
Ausgewählte Referenzen:
Edwin Thanarajah S, Reif A (2022) A pacemaker for happiness - tVNS in depression. Eur Neuropsychopharmacol
Kroemer NB, Opel N et al. (2022) Functional connectivity of the nucleus accumbens and changes in appetite in patients with depression. JAMA Psychiatry
Müller SJ, …, Kroemer NB (2022) Vagus nerve stimulation increases stomach-brain coupling via a vagal afferent pathway. Brain Stimul.
Opel N et al. (2021) Brain structural abnormalities in obesity: relation to age, genetic risk, and common psychiatric disorders. Mol Psychiatry
08:30 Uhr
Veränderte funktionelle Konnektivität des Belohnungssystems bei Appetitveränderungen in der Depression
N. Kroemer (Bonn, DE)
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Autor:in:
N. Kroemer (Bonn, DE)
Depressionen sind durch Veränderungen im Appetit und Körpergewicht gekennzeichnet. Obwohl der Verlust oder die Zunahme im Appetit häufig über depressive Episoden hinweg stabil auftritt, ist bisher wenig über mögliche Unterschiede in der grundlegenden Funktion des Belohnungssystems bekannt, die diese Veränderungen beeinflussen könnten.
Ziel des Vortrags ist es deshalb einen Überblick über die aktuellen Erkenntnisse zu Mechanismen eines veränderten Appetits bei Depressionen zu liefern. Dabei fasse ich die Ergebnisse aus kürzlich erschienenen Studien zusammen (z.B. Kroemer et al., 2022, JAMA Psychiatry; Piccolo et al., 2022, Psychol Medicine) und präsentiere plausible mechanistische Ansätze für innovative Therapien.
Abschließend diskutiere ich die Implikationen von symptomorientieren Analysestrategien für personalisierte Ansätze, um die gezielte Therapie von Störungen der Belohnungsverarbeitung voranzutreiben. Gerade mit Blick auf die zu erwartenden neurobiologischen Unterschiede bei einem Verlust versus einer Zunahme des Appetits erscheint eine Berücksichtigung der Richtung der Veränderungen zentral, um eine theoriegeleitete Verbesserung der Behandlung zu erreichen. Exemplarisch diskutiere ich in diesem Kontext vielversprechende Therapieoptionen über die Darm-Hirn-Achse.
08:52 Uhr
Strukturelle Veränderungen des Gehirns und die Rolle von komorbidem Übergewicht und Adipositas bei Depression
N. Opel (Jena, DE)
09:14 Uhr
Nicht-invasive Vagusnervstimulation erhöht die Kopplung zwischen Signalen des Magens und dem Gehirn
S. Müller (Tübingen, DE)
09:36 Uhr
Nicht-invasive Vagusnervstimulation bei der Depression: Potential und Herausforderungen im klinischen Einsatz
S. Edwin Thanarajah (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:in:
S. Edwin Thanarajah (Frankfurt am Main, DE)
Die Vagusnervstimulation ist ein zugelassenes Therapieverfahren für die Behandlung der therapie-resistenten Depression. Durch den invasiven Charackter sind randomisiert-kontrollierte Studien jedoch nur limitiert vorhanden und die Mechanismen, über die VNS seine antidepressive Wirkung entfaltet, sind bislang ungeklärt. Die Einführung nicht-invasiver Verfahren konnte diese Limitation überwinden. Es ist inzwischen etabliert, dass transkutane Vagunservstimulation vagale Hirnstammkerne und deren kortikale und subkortikale Projektionsareale im Gehirn aktiviert. Entsprechend, konnten erste Studien in gesunden Probanden eine modulierende Wirkung von Vagusnervstimulation auf Motivations- und Lernverhalten zeigen. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass Vagusnervstimulation über den cholinergen anti-inflammatorischen Reflex entzündungshemmend wirkt.
Wir werden die neuesten Erkenntnisse zur Wirkung der Vagusnervstimulation besprechen und mögliche klinische Einsatzfelder der transkutanen Vagusnervstimulation diskutieren.