Bei 40–80% der von COVID-19-Genesenen treten nach der Erkrankung länger als 12 Wochen anhaltende Symptome auf, die jedes Organsystem betreffen können und als „Post-COVID-Syndrom“ gegenwärtig intensiv erforscht werden. Besonders häufig werden in Bevölkerungsstichproben Fatigue mit Belastungsintoleranz, kognitive Störungen, Schlafstörungen und Depressivität beschrieben. Viele Betroffene sind erstmals mit psychischen Symptomen konfrontiert und suchen mit Verzögerung eine adäquate Behandlung auf. Viele Behandelnde sind verunsichert aufgrund der unzureichenden Sensitivität der verfügbaren klinischen Untersuchungsmethoden und der fehlenden Evidenz für wirksame Behandlungsempfehlungen. Die epidemiologische und neurowissenschaftliche Datenlage zeigt mittlerweile deutlich, dass es sich um eine komplexe, chronische Erkrankung mit noch unklarer Prognose handelt. Als Pathomechanismen werden eine anhaltende Virusaktivität, fortgesetzte systemische, möglicherweise autoimmune, (Neuro)inflammation bei gestörter Integrität der Blut-Hirn-Schranke und regenerative Prozesse geschädigter Gewebe diskutiert. Dynamische Inzidenzen und die nicht schnell genug anwachsende Datenbasis machen es anspruchsvoll, zeitnah die dringend benötigten evidenzbasierten Therapieformen zu entwickeln und anzubieten. Die Vortragenden ergänzen ihre Beiträge in diesem Jahr mit neuen Forschungsergebnissen. Zunächst erfolgt eine Darstellung der vielgestaltigen Symptomatologie von Post-COVID im Wechselspiel von Körper und Seele und die Bedeutung psychosozialer Faktoren im Kontext dieses Syndroms. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf den Schlafstörungen, die in bidirektionaler Beziehung zu den psychopathologischen Symptomen stehen. Zudem wird die zugrundeliegende Pathophysiologie anhand aktueller Befunde aus der Neurobildgebung in Verbindung mit inflammatorischen Biomarkern diskutiert. Darüber hinaus werden innovative Versorgungsstrukturen zur Behandlung von Betroffenen mit Post-COVID-Syndrom vorgestellt.