Raum:
Raum M6/7 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 27: Geschichte und Kulturwissenschaften
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
In dem Symposium wird das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Seelenarbeit im Sozialismus“ vorgestellt. Das Forschungsprojekt untersucht u. a. die Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR und hier insbesondere professionelle Strukturen sowie inhaltliche Entwicklungen. Im Kontext der Einbettung in die Gesundheitspolitik der DDR wird auch der Frage nach der politischen Instrumentalisierung der Fachgebiete nachgegangen. Bernhard Strauß wird darüber sprechen, was inhaltlich und konzeptionell aus der DDR-Psychotherapie übriggeblieben ist, aber auch, wie die Diktaturerfahrung die Einstellung zur Psychotherapie und zum Gesundheitswesen bis zum heutigen Tag beeinflusst. Dafür verwendet er Daten aus einer Repräsentativerhebung. Um das Ausloten von Handlungsspielräumen in der sozialistischen Diktatur geht es im Beitrag von Kathleen Haack. Sie fragt nach Gestaltungsmöglichkeiten für psychiatrisches Handeln unter den gegebenen persönlichen und strukturellen Rahmenbedingungen. An ausgewählten Beispielen werden Möglichkeiten selbstbestimmten Handelns und der damit verbundenen Mitgestaltung bei Inhalten, Zielen und Aufgaben der Psychiatrie in der DDR untersucht. Die Zeitschrift „Deine Gesundheit“ bot insbesondere den Reformkräften der Psychiatrie der DDR ein Podium zur Darstellung ihrer sozialpsychiatrischen Konzepte. Der Vortrag von Thomas R. Müller zeigt dies anhand von Beiträgen im Kontext des Rodewischer Symposiums (1963) und einer Artikelserie zum Leipziger Modell in den 80er Jahren. Die forensische Psychiatrie in der DDR wurde bislang kaum aufgearbeitet. Nach 1990 gerieten einige in den Blickpunkt skandalisierender Berichterstattung – darunter die forensisch-psychiatrische Klinik Berlin-Buch. Der Beitrag offenbart anhand von Archivmaterialien einige Innenansichten. So zeigt sich der Eindruck vom Missstand innerhalb der Psychiatrie der DDR und der staatlichen Unfähigkeit, das zu ändern. Es werden zudem Antworten auf Mutmaßungen im Zusammenhang mit dem Wirken des MfS gegeben.
17:15 Uhr
Gibt es ein Vermächtnis der Psychotherapie in der DDR?
B. Strauß (Jena, DE)
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Autor:in:
B. Strauß (Jena, DE)
Im Rahmen des Verbundprojekts zur Seelenarbeit im Sozialismus wurde in der Arbeitsgruppe in Jena auf die Geschichte und die zentralen Inhalte der Psychotherapie in der DDR fokussiert. In dem Beitrag werden die verschiedenen Ansätze der Rekonstruktion der DDR-Psychotherapie skizziert (speziell Inhaltsanalysen von Literatur, Interviews mit Zeitzeugen) und unter dem Gesichtspunkt dargestellt, welche bedeutenden Inhalte, aber auch Organisationstrukturen als ein "Vermächtnis" der DDR-Psychotherapie gesehen werden können. Ein wichtiger Aspekt der Aufarbeitung ist auch, wie der Transformationsprozess nach dem Mauerfall innerhalb der Profession erlebt und verarbeitet wurde.
17:59 Uhr
„Psychisch Kranke – Menschen wie wir“: Psychiatrie und psychiatrische Versorgung in der Zeitschrift „Deine Gesundheit“
T. Müller (Leipzig, DE)
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Autor:in:
T. Müller (Leipzig, DE)
Der Vortrag stellt die Präsenz von Themen der Psychiatrie und der psychiatrischen Versorgung in der in der DDR erschienenen populärwissenschaftlich-medizinische Zeitschrift „Deine Gesundheit“ (1955-1993) dar.
Für eine Untersuchung waren alle bis 1989 veröffentlichten Ausgaben durchgesehen und jene Beiträge ausgewählt worden, die sich mit dem Selbstverständnis der (Erwachsenen)Psychiatrie als Institution, dem psychiatrischen Versorgungssystem und dem öffentlichen Bild von der Psychiatrie in der DDR befassen. Diese Beiträge wurden im Kontext der Sozialpsychiatrie und der gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen bewertet.
Im Ergebnis zeigt sich, dass „Deine Gesundheit“ von reformorientierten Psychiaterinnen und Psychiatern als Medium genutzt wurde, um in der breiten Öffentlichkeit für eine größere gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber der Psychiatrie, insbesondere im Hinblick auf gemeindepsychiatrische Versorgungskonzepte, und für die Situation psychisch erkrankter Menschen zu werben.