Eine adäquate Personalausstattung ist eine Voraussetzung für eine gute Behandlungsqualität. Mit dem Ziel einer verbesserten Bestimmung des Personalbedarfs hat eine Arbeitsgruppe von wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Fachverbänden („Plattform Personalbemessung“) das sogenannte „Plattformmodell“ entwickelt, das die Abschätzung des Behandlungsaufwands unter Berücksichtigung von Bedarfs- bzw. Behandlungsclustern sowie einer leitliniengerechten Behandlung ermöglichen soll. Mit dem Projekt EPPIK soll das Plattformmodell evaluiert werden und eine Schätzung des Soll-Personalbedarfs vorgenommen werden. Erste Erkenntnisse in den Bereichen Erwachsenenpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychosomatische Medizin liegen vor und werden mit Schwerpunktsetzung auf das Plattformmodell, die Widerspiegelung des Patientenbedarfs im Plattformmodell, die Evaluation des Plattformmodells und Mindestvorgaben im Fachgebiet Psychosomatische Medizin vorgestellt.
08:30 Uhr
Personalbedarf aus den Bedarfen des Patienten ableiten – die Grundlagen des Plattformmodells
S. Claus (Klingenmünster, DE)
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Autor:in:
S. Claus (Klingenmünster, DE)
Seit 2017 arbeitete eine Gruppe von psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachgesellschaften und Verbänden, die sog. AG Plattform, daran ein Personalbemessungsinstrument für die Psychiatrie zu entwickeln, welches am Bedarf der Patient:innen ausgerichtet und in allen Settings anwendbar ist. Dabei leitet sich der Personalbedarf aus einem gestuften (regulär/erhöht) individuellen Behandlungsbedarf ab mit den 3 Dimensionen psychiatrisch/psychotherapeutisch, somatisch und psychosozial. Weitere Personalbedarfe ergeben sich aus dem Setting, in welchem die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen erbracht werden. Dabei benötigt jedes Setting spezifische Bedingungen, die ein genesungsförderndes, sicheres und therapeutische Milieu ermöglichen. Unabhängig vom individuellen und settingbedingten Personalbedarf entsteht auch durch die Institution ein Personalaufwand, z.B. um die Notfallversorgung aufrecht zu erhalten oder die regionale Vernetzung sicherzustellen.
Während mit der Richtlinie-PPP Mindestvorgaben gemacht werden, die als Personaluntergrenzen der Patientensicherheit dienen sollen, ermöglicht das Plattformmodell neben einer leitlinien-orientierten Behandlung auch die Sicherstellung von Autonomie, Selbstbestimmung und Partizipation, sowie eine Personalausstattung, die mittels therapeutischer Beziehung und 1:1 Betreuung einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Zwang und Gewalt in der Psychiatrie leisten kann. Innovative Versorgungsmodelle mit Fokus auf eine sektorenübergreifende nachhaltige Behandlung werden im Plattformmodell befördert und eine Dynamisierung und Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen ist jederzeit möglich..
Im Rahmen des vom Innovationsfond geförderten EPPIK-Projektes wird das Plattformmodell derzeit in einer großen multizentrischen Studie evaluiert, deren bisherige Ergebnisse in den folgenden Vorträgen beleuchtet werden.
08:52 Uhr
Vorläufige Erkenntnisse aus der Evaluation des Plattformmodells im EPPIK-Projekt für die Kinder- und Jugendpsychiatrie
J. Breilmann (Günzburg, DE)
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Autor:innen:
J. Breilmann (Günzburg, DE)
M. Kösters (Chemnitz, DE)
Derzeit kann weder für die Personalvorgaben der Psych-PV noch für die Mindestvorgaben der PPP-RL abgeschätzt werden, inwieweit die dort formulierten Vorgaben eine leitliniengerechte psychiatrische Behandlung tatsächlich ermöglichen, bzw. welcher Mehraufwand über die Untergrenzen hinaus nötig ist, um eine leitliniengerechte Behandlung anbieten zu können. Für die Schätzung des Soll-Personalbedarfs auf Basis des neuen Plattformmodells stellt daher die Definition leitliniengerechter Behandlungsbestandteile eine wichtige Grundlage der Schätzung dar. Im Rahmen des EPPIK-Projekts wurden mittels expertenbasiertem Delphi-Verfahren leitliniengerechte Behandlungsbestandteile für 30 Fallvignetten der Kinder- und Jugendpsychiatrie abgeleitet, die nun für die Minutenschätzung der Zeitaufwände aller Berufsgruppen im psychiatrisch-klinischen Setting im Rahmen des Plattformmodells verwendet werden. Anhand dieser Beispiele aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie soll die Methodik der EPPIK Studie im Hinblick auf die Definition einer leitliniengerechten Behandlung illustriert und erste Ergebnisse vorgestellt werden.
09:14 Uhr
Personalbemessung im Fachgebiet Psychosomatische Medizin: erste Erkenntnisse aus dem EPPIK-Projekt
H. Friederich (Heidelberg, DE)
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Autor:innen:
H. Friederich (Heidelberg, DE)
U. Dinger-Ehrenthal (DE)
K. Blum (DE)
B. Wild (DE)
P. Brückner-Bozzetti (DE)
J. Breilmann (DE)
M. Kösters (DE)
Bislang fehlt eine empirische Datenbasis für die Personalbemessung in der modernen Psycho-somatischen Medizin. Im Teilprojekt Psychosomatik der EPPIK-Initiative erfolgte daher zusätzlich eine Ist-Standerhebung der Personalausstattung. Hierfür wurden die Personalausstattung und therapeutische Leistung an insgesamt 73 Kliniken in Deutschland erhoben. Die Auswahl der Kliniken erfolgte zufällig, wobei stratifiziert wurde für die vier verschiedenen Einrichtungstypen: Fachkliniken, Fachabteilungen (FA) an Universitätskliniken, FA an Allgemeinkrankenhäusern und FA an psychiatrischen Zentren. Ziel der Erhebung im Teilprojekt Psychosomatik ist erstens die Identifizierung, Quantifizierung und Validierung der im Plattformmodell entwickelten vier Behandlungscluster anhand der erbrachten Leistung (Therapeutische Einheiten (TEs), somatisch-medizinischer Versorgungsaufwand). Die vier Behandlungscluster ergeben sich aus einer jeweils zweistufigen Graduierung für die psychotherapeutische Leistung (TEs) und den somatisch-medizinischen Aufwand. Zweitens erfolgt eine Analyse der Ist-Personalausstattung für die identifizierten Behandlungscluster. Im Rahmen des Symposiums werden erste Ergebnisse zur Auswertung der Behandlungscluster sowie der Personalausstattung in den Behandlungsclustern vorgestellt.
09:36 Uhr
Vorläufige Erkenntnisse aus der Evaluation des Plattformmodells im EPPIK-Projekt für die Erwachsenenpsychiatrie
P. Brückner-Bozetti (Bremen, DE)
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Autor:in:
P. Brückner-Bozetti (Bremen, DE)
"In der ersten Phase des EPPIK-Projekts wurde die Basis des Plattformmodells evaluiert, indem die Reliabilität der Bedarfseinschätzung von Patient:innen für die drei Dimensionen durch klinisches Personal in beteiligten Kliniken überprüft wurde. Dafür erfolgten Schulungen des Personals entsprechend der Bedarfseinordnung gemäß des Plattformmodells. An vier Stichtagen wurden Patient:innen der Erwachsenenpsychiatrie von mindestens jeweils zwei unabhängigen Rater:innen anhand des beschriebenen Bewertungssystems hinsichtlich ihres Behandlungsbedarfs bewertet. Die Ergebnisse liefern die Verteilung der Bedarfscluster für verschiedenen Kliniktypen, was die Grundlage für die Ermittlung des erforderlichen Personalaufwandes darstellt."