Als eine der größten Herausforderungen in den Fächern der Sprechenden Medizin gilt der sich zunehmend verschärfende Fachkräftemangel. Für eine leitlinienorientierte Behandlung in Psychiatrie und Psychotherapie mit den Mitteln des Krankenhauses sind Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen auf medizinische Kompetenz und kundige Kontinuität in der therapeutischen Beziehungsgestaltung angewiesen. Behandlungskonzepte zur Verhinderung von Zwangsmaßnahmen bedürfen therapeutischer Expertise und der Einbezug des Lebensumfeldes ist ohne stabile Kontakte zu den Behandelnden nicht denkbar. Gleichzeitig entsteht eine wachsende Verknappung der Ressource sprachlich und schriftlich sicherer ärztlicher Kompetenz. Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern stellt dies im Vergleich zu anderen medizinischen Disziplinen vor erhebliche Problemlagen, da der Einsatz wechselnden Fremdpersonals mit erheblichen Gefahren für die Behandlungsqualität einhergeht. Neben Recruitment-Initiativen und Zusatz-Angeboten von Arbeitgeberseite stellt sich insbesondere in kleineren Systemen die Frage wie berufsgruppenübergreifende Konzepte ärztliches Handeln so ergänzen können, dass einerseits eine Entlastung ärztlicher Kolleginnen und Kollegen ermöglicht wird und andererseits eine Verbreiterung der Handlungsoptionen in Personalmangelsituationen gelingt ohne die Behandlungsqualität zu beeinträchtigen. Das Symposium befasst sich mit erfolgreich umgesetzten Beispielen durch Referierende, die bereits über praktische Expertise in derartigen Konzepten verfügen. Zur Rahmung erfolgt außerdem eine juristische Einordnung, die die schon jetzt bestehenden Möglichkeiten aufzeigt.
13:30 Uhr
Bereitschaftsdienst durch Psychologen im Bezirkskrankenhaus Donauwörth
D. Matitschek (Donauwörth, DE)
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Autor:innen:
D. Matitschek (Donauwörth, DE)
K. Frasch (Donauwörth, DE)
Der zunehmende Ärztemangel in psychiatrisch-psychotherapeutischen Kliniken und Abteilungen stellt ein ernstes Problem dar, das die Qualität der Patientenversorgung und die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems bedroht. Wir diskutieren eine innovative Strategie zur Bewältigung dieser Herausforderung: Die Integration von Psychologen in den ärztlichen Vordergrunddienst. Als Vorreiter dient das Modell des Bezirkskrankenhauses Donauwörth, einem psychiatrischen Fachkrankenhaus mit regionalem Pflichtversorgungsauftrag, in dem seit 2019 Psychologen den Bereitschaftsdienst übernehmen, um die Versorgung psychisch akut erkrankter Menschen sicherzustellen. Im engen Austausch mit Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, dem Pflegepersonal sowie unterstützt durch v.a. internistische und chirurgische Assistenzärzte vor Ort nehmen Psychologen eine bis dato ungewohnte Rolle ein. Neben der Effizienz und Qualität der Patientenversorgung bietet der Ansatz auch eine kostengünstige Lösung, indem die tariflich geregelte Bezahlung von Psychologen im Bereitschaftsdienst im Vergleich zu insbesondere externen Honorarärzten günstiger ist.
Wir schlussfolgern, dass die Übernahme des ärztlichen Vordergrunddienstes durch Psychologen eine vielversprechende Strategie zur Bewältigung des Ärztemangels in der Psychiatrie darstellt. Sie bietet Vorteile für Patienten, therapeutische Teams, Psychologen selbst und das Gesundheitssystem insgesamt und zeigt, dass diese Lösung sowohl praktikabel als auch qualitätsförderlich ist.
13:52 Uhr
Bereitschaftsdienst durch Psychologen im Bezirkskrankenhaus Memmingen
B. Lutz (Memmingen, DE)
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Autor:innen:
B. Lutz (Memmingen, DE)
R. Steber (Memmingen, DE)
In den psychiatrisch-psychotherapeutischen Abteilungen und Kliniken, auch an Allgemeinkrankenhäusern, besteht ein zunehmender Ärztemangel, wodurch die Erfüllung des Versorgungsauftrags sowie die Sicherstellung einer kontinuierlichen, qualitativ hochwertigen Patientenversorgung gefährdet sind. Eine innovative Lösung für diese Herausforderung wird vorgestellt und kritisch diskutiert: Die Übernahme von Vordergrunddiensten durch PsychologInnen. Hierbei übernehmen die PsychologInnen in enger Abstimmung mit dem fachärztlichen Hintergrund sowie in Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal auf Station und den ärztlichen KollegInnen aus den somatischen Abteilungen die Rolle des AvD (Arzt vom Dienst). Dieses Modell wird am Bezirkskrankenhaus Memmingen, einer Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit regionalem Pflichtversorgungsauftrag, angelehnt an das Modell des Bezirkskrankenhauses Donauwörth, seit Juni 2022 umgesetzt. Basierend auf den Erfahrungswerten aus Memmingen, werden die Vorteile sowie Herausforderungen der Integration der PsychologInnen in den Vordergrunddienst aus der Perspektive verschiedener Berufsgruppen sowie für die Erfüllung der Patientenversorgung differenziert beleuchtet. Insgesamt überwiegen aus unserer Sicht die Vorteile hinsichtlich Effektivität, Qualität und Kosten die strukturellen und fachlichen Herausforderungen, sodass die Übernahme des Vordergrunddiensts durch PsychologInnen in Kliniken an Allgemeinkrankenhäusern eine chancenreiche und zukunftsweisende Lösung darstellt.
14:14 Uhr
Physician Assistants: neue Mitarbeiter in der Psychiatrie
J. Renz (Waldbreitbach, DE)
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Autor:in:
J. Renz (Waldbreitbach, DE)
Einsatz von Physician Assistant in der Psychiatrie
Der Physician Assistant ist ein für Deutschland relativ neues Berufsbild (2015 und 2016 wurde auf dem deutschen Ärztetag für die Neueinführung votiert), welches sich aber in den angloamerikanischen Ländern schon Jahrzehnte etabliert hat. Es handelt sich beim sog. Arzt-Assistent um eine akademisch-qualifizierte interdisziplinär einsetzbare Berufsgruppe, die noch selten in der Psychiatrie zu finden ist.
In Delegation wird ärztliche Tätigkeit übernommen und dem ärztlichen Dienst zugeordnet.
Ziel des Vortrages ist die Vorteile des Physician Assistants in der Psychiatrie im klinischen Alltag darzustellen. Vor- und Nachteile werden diskutiert, die delegierbaren Aufgaben in der Psychiatrie vorgestellt. Sichtbar wird eine deutliche Entlastung der Ärzte in ihren klinischen Tätigkeiten.
Der Physician Assistant könnte bei Anerkennung als Arztassistent dem Fachkräftemangel hilfreich entgegenwirken und die Attraktivität des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie noch einmal steigern.
14:36 Uhr
Zu Recht unbedenklich?!
B. Florange (Dinslaken, DE)
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Autor:in:
B. Florange (Dinslaken, DE)
Der zunehmende Fachkräftemangel stellt Akutkliniken mit Versorgungsauftrag vor immer grösser werdende Herausforderungen eine Besetzung von Bereitschaftsdiensten sicher zu stellen. Hierbei handelt es sich nicht nur um einen Realmangel an Personal, sondern auch der Wunsch von Mitarbeitern auf begrenzte und flexible Dienstplanung, sowie arbeitsrechtliche Begrenzung von Dienstbelastungen fordern Verantwortliche auf die Anzahl an Diensten pro Person zu begrenzen und/oder zu flexibilisieren. Die Möglichkeit eine Diensttätigkeit ergänzend oder zusätzlich auf andere, geeignete Berufsgruppen auszuweiten stellt somit einen wesentlichen Organisationsvorteil in der Bewältigung entsprechender Herausforderungen dar. Im Fachgebiet der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie ist dabei die Fachgruppe der angestellten Psychologen unterschiedlicher Ausbildungsstufe ein Modell zur Integration zusätzlicher Berufsgruppen in eine Dienstplanbesetzung, erfordert aber besondere Berücksichtigung des Arztvorbehaltes aus Sicht der Organisationsverantwortlichen. Der Vortrag bezieht sich auf die haftungsrelevanten Fragen der Organisation und Leitender Ärzte aus medizinrechtlicher Sicht und entwickelt aus diesem einen Vorschlag zur gegenseitigen Ergänzung haftungsrelevanter Fachkräfte im Kontext des Arztvorbehaltes und entwickelt den Vorschlag im Hinblick auf ein Curriculum zum haftungsreduzierenden Nachweis von Kernkompetenzen im Bereich psychologischer Fachkräfte.