In Deutschland weisen etwa 16% der Kinder und Jugendlichen Merkmale von psychischen Belastungen auf. Werden adäquate Unterstützungs- und Behandlungsangebote nicht in Anspruch genommen, kann es zu gravierenden Folgen in der Entwicklung kommen. Zudem ist das Unterstützungssystem gerade in den Übergängen (Kinder- und Jugendhilfe wie -psychiatrie, Erwachseneneingliederungshilfe und -psychiatrie) von Eigenlogiken und Abbrüchen gekennzeichnet. Um Exklusionsprozesse und chronische Verläufe zu verhindern, ist es notwendig, sich der Bedürfnisse dieser besonderen Zielgruppe der psychiatrischen und psychosoziale Versorgung bewusst zu sein und adäquate Unterstützungsangebote zu initiieren. Das Symposium nähert sich daher dem Thema Adoleszentenpsychiatrie aus verschiedenen Richtungen an. Michael Kölch geht zunächst auf die Transitionskriterien der DGPPN und DGKJP ein – als Grundlage für Kriterien der Struktur- und Prozessanforderungen an transitionsspezifische (teil-)stationäre Einheiten. Antje Werner stellt ein Modellprojekt des Landesverbands Sozialpsychiatrie M-V e. V. vor, das die Versorgungssituation von jungen Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen speziell im ländlichen Raum untersucht. Ausgehend von einer allgemeinen Bestandsaufnahme werden Empfehlungen zur Weiterentwicklung dargestellt. Junge geflüchtete Menschen stellen aufgrund der Kumulation an Belastungen eine vulnerable Zielgruppe dar. Anhand empirischer Ergebnisse des Forschungsprojektes „TraM“ werden durch Lisa Große die Besonderheiten der Zielgruppe aufgezeigt und Handlungsempfehlungen für die Praxis formuliert. Am Beispiel der Behandlung junger Erwachsenen mit einer ersten Psychose an den Universitätskliniken in Amsterdam wird Gesa Döringer exemplarisch darstellen, wie ein modernes, evidenzbasiertes ergotherapeutisches Angebot aussehen kann. Die einzelnen ergotherapeutischen Bausteine und deren Integration in ein multidisziplinäres Therapieprogramm werden vorgestellt.
08:30 Uhr
Kriterien für die Umsetzung transitionspsychiatrischer Angebote in Deutschland – Empfehlungen zu „Transitionskriterien“ der DGPPN und DGKJP
M. Kölch (Rostock, DE)
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M. Kölch (Rostock, DE)
Die Transitionskriterien der Task-force Adoleszenzpsychiatrie der wissenschaftlichen Fachgesellschaften DGPPN und DGKJP werden vorgestellt.
08:52 Uhr
„Jung, früh erkrankt und chancenlos…???“ – empirische Bestandsaufnahme und Versorgungsperspektiven für junge Menschen mit psychischen Erkrankungen im ländlichen Raum von Mecklenburg-Vorpommern
A. Werner (Rostock, DE)
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A. Werner (Rostock, DE)
Die Adoleszenz und vor allem das Erwachsenwerden sind bewegte und wegweisende biografische Lebensphasen, die für junge Menschen mit psychischen Störungen herausfordernd sein können, denn zusätzlich zu den vielfältigen Entwicklungsaufgaben, sind mitunter die krankheitsbedingten Veränderungen zu bewältigen. Hinzu kommt, dass die Behandlungs- und Unterstützungssituation für diese Zielgruppe durch unzureichend passgenaue und/ oder fehlende altersgerechte psychiatrische Behandlungsmöglichkeiten, fehlende Angebote zur Prävention und Frühintervention sowie Schnittstellenprobleme und Beziehungsabbrüche geprägt ist. Auch hinsichtlich der Lebensbereiche Wohnen, (Aus-)Bildung/ Arbeit und Freizeit bestehen Teilhaberisiken, weil auch hier kaum bedürfnisorientierte Angebote vorhanden sind. Im Rahmen eines Modellprojektes wurde die Versorgungssituation von Adoleszenten mit psychischen Erkrankungen, speziell im ländlichen Raum in Mecklenburg-Vorpommern, betrachtet. Ausgehend von einer allgemeinen Bestandsaufnahme wurden Empfehlungen und Perspektiven für eine notwendige Weiterentwicklung der Unterstützungslandschaft für diese Zielgruppe entwickelt. Im Rahmen des Symposiums werden die wesentlichen Projektergebnisse und Umsetzungserfahrungen präsentiert und die Antwort der Vortragenden auf die Frage: „Jung, früh erkrankt und chancenlos?“ zur Diskussion gestellt. Bedeutend sind die Themen Kooperation und Vernetzung, Prävention sowie Öffentlichkeitsarbeit.
09:14 Uhr
Junge geflüchtete Menschen – besondere Bedarfe an die psychotherapeutisch-psychiatrische Versorgung
L. Große (Berlin, DE)
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L. Große (Berlin, DE)
Junge geflüchtete Menschen sind aufgrund der Kumulation an Belastungen (Entwicklungsaufgaben, potenziell traumatische Erfahrungen vor und während der Flucht, postmigrantische Stressoren) eine besonders vulnerable Zielgruppe. Die seelischen Verletzungen werden von den Betroffenen oft nicht als solche erkannt. Eine adäquate Ein- und Anbindung an der psychiatrischen Versorgungslandschaft wird so erschwert. Anhand empirischer Ergebnisse des Forschungsprojektes „TraM“ (2019-2022, gefördert durch das BMBF) an der Alice-Salomon-Hochschule werden die Besonderheiten der Zielgruppe aufgezeigt und Handlungsempfehlungen für die Praxis formuliert.
09:36 Uhr
Stärken (er-)kennen, Möglichkeiten (er-)finden: Arbeit und Ausbildung als Medizin – evidenzbasierte ergotherapeutische Behandlung junger Patienten mit einer ersten Psychose
G. Döringer (Amsterdam, NL)
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G. Döringer (Amsterdam, NL)
Ein evidenzbasiertes ergotherapeutischen Angebot für junge Erwachsene mit einer ersten Psychose wird vorgestellt.
Recovery ist das übergeordnete Ziel der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Neben der Verminderung der Symptome (klinische Recovery) geht es um das Wiedererlangen von persönlichem Gleichgewicht (Persönliche Recovery) und um die Wiederaufnahme sozialer Rollen (Gesellschaftliche Recovery).
Seit 40 Jahren ist die Abteilung Frühe Psychose der Universitätskliniken in Amsterdam auf die Diagnostik und Behandlung junger Patienten mit einer ersten Psychose spezialisiert. Die multidisziplinäre Behandlung ist darauf gerichtet, die PatientInnen in allen drei Bereichen der Recovery zu unterstützen und umfasst alle empfohlenen, sowie einige optionale Behandlungsmethoden der Behandlungsleitlinien. Prodromale Symptome und erste psychotische Episoden erleben Betroffene oftmals in einer Zeit, in der wichtige Meilensteine in der persönlichen und beruflichen Entwicklung vollzogen werden und sowohl die Erkrankung selber als auch die damit einhergehenden Emotionen und Kognitionen stellen dafür ein erhebliches Hindernis dar. Die Expertise und das Einsatzgebiet der Ergotherapie liegen genau an dieser Schaltstelle zwischen Krankheit, Resilienz und gesellschaftlicher Teilhabe und sie kann in diesem Rahmen einen wertvollen Beitrag leisten.
Am Beispiel der Behandlung junger Erwachsenen mit einer ersten Psychose an den Universitätskliniken in Amsterdam (Niederlande) wird exemplarisch
dargestellt, wie ein modernes, evidenzbasiertes ergotherapeutisches Angebot aussehen kann. Unter anderem durch den (modellgetreuen) Einsatz von IPS in Kombination mit Kognitiver Remediation und Akzeptanz und Commitment Therapie. Die einzelnen ergotherapeutischen Bausteine und deren Integration in das multidisziplinäre Therapieprogramm werden dargestellt.