Das Referat Notfallpsychiatrie widmet sich aktuellen Themen der Notfallpsychiatrie im Kontext der neuen Versorgungssituation in Deutschland, im Kontext der Ereignisse der Pandemie und der weltweit geführten Diskussion um die Legalisierung von THC und deren Folgen für die Notfallpsychiatrie.
Die zunehmende Ambulantisierung stellt die Kliniken vor neue Herausforderungen. Stationäre Behandlungsplätze werden nicht in derselben Zahl wachsen, wie der Bedarf. Daher müssen neue Wege gegangen werden, die uns bisher fremd oder gar unmöglich erschienen. Eine davon ist die häusliche Versorgung von psychiatrischen Notfällen im StäB-Kontext. Was ist machbar? Wann ist die Klinikeinweisung unumgänglich?
Die Coronapandemie hat auch die psychiatrische Notfallversorgung vor große Herausforderungen gestellt. Wie sich dies auf Notarztkontakte ausgewirkt hat, erläutert ein Vortrag des Symposiums.
Cannabis ist nach wie vor eine der wichtigsten Drogen, welche als Auslöser psychotischer Erkrankungsbilder verantwortlich ist. Das Symposium liefert hier ein Update und versucht anhand von Erfahrungen anderer Länder zu prognostizieren, wie sich eine Cannabislegalisierung in Deutschland auf die Notfallpsychiatrie auswirken könnte.
17:15 Uhr
Psychiatrischer Notfall und STäB – wie geht Krisenversorgung und aufsuchende Behandlung?
K. Stengler (Leipzig, DE)
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K. Stengler (Leipzig, DE)
Die Versorgung (schwer) psychisch erkrankter Menschen ist insbesondere in Krisen- und Notfallsituationen auf verbindliche Zugangswege angewiesen. Hier sollten niedrigschwellige, an den Bedarfen der Betroffenen und ihrer individuellen Notsituationen angepasste Versorgungsstrukturen vorgehalten werden. Mit der Möglichkeit der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) nach § 115 SGB V regelhaft mit dem notwendigen Personal und Equipment einer vollstationären Einheit auch im aufsuchenden Kontext durch mobile Behandlungsteams intensiv wirksam zu werden, knüpft Deutschland an die internationale Evidenz an. Dabei zeigen sich deutliche Herausforderungen sowohl hinsichtlich der zu versorgenden Patient/innengruppen als auch bzgl. der neuen Aktionsfelder der Personale. Dennoch überwiegen die Chancen: die ca. 60 etablierten StäB-Angebote in Deutschland verweisen auf unterschiedliche Erfahrungen bzgl. der Schwerpunktversorgungen. In dem Vortrag soll das Leipziger Modell aufsuchender (Krisen)Versorgung vorgestellt und diskutiert werden, welches eine funktionale und lückenlose Brücke zu bestehenden institutsambulanten mobilen Angeboten geschaffen hat.
17:37 Uhr
Auswirkungen des Lockdowns 2020 auf den präklinischen psychiatrischen Notfall im Notarztsetting in einer deutschen Großstadt
H. Kirchner (Witten, DE)
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H. Kirchner (Witten, DE)
Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie hat die Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen gestellt. Speziell psychiatrische Patienten stellen eine vulnerable Gruppe dar und sind im Besonderen von Lockdown-Interventionen betroffen. Das Wissen zu möglichen Auswirkungen für diese Patientengruppe im Notarztsetting ist gering. Ziel der Arbeit Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Auswirkungen des Lockdowns während der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 auf Notarzteinsätze mit Kennzeichen eines psychiatrischen Notfalls in einer deutschen Großstadt zu untersuchen. Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller präklinischen Notarzteinsätze mit Kennzeichen eines psychiatrischen Notfalls einer deutschen Großstadt für den Zeitraum des ersten pandemie-bedingten Lockdowns im Jahr 2020. Der gleiche Zeitraum im Jahr 2019 diente als Referenz. Ergebnisse: Es fand sich eine deutliche Zunahme der Notarzteinsätze mit Kennzeichen eines psychiatrischen Notfalls während des ersten Lockdowns. Es konnte ein starker Anstieg substanzassoziierter Einsätze festgestellt werden. Der Anteil von psychiatrischen Patienten ohne Notfallkriterien stieg gleichfalls an. Suizidalität und der Erregungszustand spielten während des Lockdowns eine untergeordnete Rolle. Diskussion: Der Lockdown hatte eine deutliche Auswirkung auf die notärztliche Einsatzfrequenz und das Anforderungsprofil. Die deutliche Zunahme substanzassoziierter Einsätze kann einerseits als Verschlechterung des Zugangs zum Gesundheitswesen und andererseits als Ausdruck der Zunahme von Stress in der Bevölkerung, insbesondere in vulnerablen Gruppen interpretiert werden.
18:21 Uhr
THC-assoziierte Rettungsstellenkontakte in den Ländern, die THC legalisiert haben (Uruguay, Kanada, USA)
P. Neu (Berlin, DE)