Raum:
Saal A8 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 04: Affektive Störungen, F3
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Immunologische, metabolische, hormonelle und Alterungsprozesse tragen zur Entstehung von Depressionen bei. Ferner erhöhen traumatische Lebensereignisse das Risiko, eine Depression zu entwickeln. Die Folge ist ein heterogenes Krankheitsbild mit unterschiedlichen Subformen. In diesem Symposium werden Depressionsformen und Faktoren erörtert, die zur Entstehung und Erhaltung von Depressionen beitragen, mit dem Ziel die Heterogenität der Krankheit besser zu erfassen.
Metabolische Substanzen greifen in den epigenetischen Stoffwechsel ein und können die Neuroplastizität im ZNS beeinflussen. Prof. Frodl stellt neue Ergebnisse zu immun-metabolischen Veränderungen bei Depression vor und berichtet über Untersuchungen von Stoffwechselmarkern mittels MR-Spektroskopie und Protonen-NMR sowie von immunologischen Markern zur Diagnose und zum Therapieverlauf.
Die Zeit um die Geburt ist bei jungen Eltern häufig mit Stimmungsschwankungen verbunden. Diese sind jedoch nicht homogen und umfassen eine Reihe von klinischen Bildern. Spezifische Risikofaktoren und Genderaspekte, die bei der Entstehung von Depressionen bei Müttern sowie bei Vätern nach Geburt des Kindes eine Rolle spielen, werden von Prof. Chechko anhand neuer Daten demonstriert.
Zu den stärksten Risikofaktoren für schwere Depressionen gehören Misshandlungen in der Kindheit. Prof. Dannlowski berichtet in seinem Vortrag welchen Spuren Misshandlung und Traumata in der Kindheit auf der Gehirnentwicklung hinterlassen und wie sie zur Entstehung der Depression beitragen.
Depressionen im Alter können einen Risikofaktor für dementielle Erkrankungen sein. Prof. Teipel berichtet in seinem Vortag zur Differentialdiagnostik von Depression und Demenz. Auch die Behandlung von Depressionen im Alter weist Besonderheiten auf aufgrund veränderter Pharmakokinetik, häufig bestehender Polypharmazie und erhöhter Anfälligkeit für anticholinerge Nebenwirkungen. Zugleich ist der Zugang zu Psychotherapie für ältere Patienten oft erschwert.
17:15 Uhr
Depressionen bei Eltern nach der Geburt des Kindes: Risikofaktoren und geschlechtsspezifische Unterschiede
N. Chechko (Aachen, DE)
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Autor:in:
N. Chechko (Aachen, DE)
Die Zeit um die Geburt ist bei jungen Eltern oft von Stimmungsschwankungen geprägt. Mütter erleben während der Schwangerschaft und postpartal körperliche und hormonelle Veränderungen, die wahrscheinlich zur PPD beitragen, einer potenziell separaten Entität. Während verschieden Verläufe der PPD-Symptome bei Frauen gut beschrieben wurden, ist die väterliche PPD wenig erforscht. Da die väterlichen Depressionen nicht durch endokrine Systemregulationen erklärt werden können, bietet die Väterforschung eine einzigartige Gelegenheit, geschlechtsspezifische Verhaltens-, Hormon- sowie morphologische und funktionelle Hirnänderungen während des Übergangs zur Elternschaft zu untersuchen.
In Bezug auf die biologischen Risikofaktoren und potenziellen Biomarker der postpartalen Depression (PPD) bei Müttern wurden eine höhere Empfindlichkeit gegenüber peripartalen Progesteron/Allopregnanolon-Schwankungen und Cortisolveränderungen, sowie ein prämenstruelles Syndrom in der Vorgeschichte mit PPD in Verbindung gebracht. Unmittelbar nach der Geburt zeigt das "mütterliche Gehirn" Anpassungen in verschiedenen Hirnregionen, darunter solche, die für kognitive Emotions- und Stressregulation sowie Belohnungsverarbeitung verantwortlich sind.
Die Vaterschaft geht auch mit einer erhöhter Neuroplastizität in Regionen einher, die für kognitive/emotionale Regulierung, Mentalisierungsfähigkeiten und Verarbeitung sensorischer Reize relevant sind. Diese Veränderungen fördern wahrscheinlich ein adaptives väterliches Verhalten und die Vater-Kind-Bindung, können jedoch auch zur Entwicklung depressiver Symptome beitragen, was die väterliche PPD als eigenständigen Endophänotyp charakterisiert.
Um abschließende Schlüsse über die spezifischen neurobiologischen Pathomechanismen, die beiden Geschlechtern bei elterlicher Depression zugrunde liegen, zu ziehen, sind weitere Langzeitstudien erforderlich.