Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Im Hinblick auf Entstehungsmechanismen spielen sowohl psychologische als auch biologische Faktoren gleichermaßen eine wichtige Rolle. Im Rahmen des Symposiums werden unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen in Krisensituationen in den Fokus genommen. Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder Kriegshandlungen werden als potentielle Auslöser oder Mediatoren in der Entstehung von Angsterkrankungen von A. Bendau diskutiert. Die speziellen Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Beschäftigten im Gesundheitswesen – in diesem Fall von Mitarbeitenden in einem großen psychiatrischen Versorgungskrankenhaus - werden von K. Feldker-Kasperek mit besonderem Fokus auf Angst in den Blick genommen. Aktuelle Ergebnisse zu neurobiologischen Korrelaten bei sozialer Phobie und deren Beziehung zur klinischen Symptomatik werden von B. Kreifelts dargestellt. Abgerundet wird das Symposium durch Untersuchungen von C. Plessen zur Effektivität digitaler Interventionen bei Angst.
17:15 Uhr
Einfluss der Pandemie auf die psychische Gesundheit in einem Versorgungskrankenhaus – Fokus auf Angst
K. Feldker-Kasperek (Wasserburg am Inn, DE)
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Autor:innen:
K. Feldker-Kasperek (Wasserburg am Inn, DE)
A. Bendau (DE)
J. Diemer (Wasserburg am Inn, DE)
A. Ströhle (DE)
P. Zwanzger (Wasserburg am Inn, DE)
Angst ist eine gesunde Reaktion des Organismus und ist in den meisten Fällen zunächst keine pathologische Reaktion. Medizinisches Personal war und ist in ganz besonderer Weise mit der Corona-Pandemie konfrontiert und durch diese gefordert. Neben veränderten Arbeitsabläufen und einer damit verbundenen erhöhten Arbeitsbelastung, sind auch die Angst, sich selbst zu infizieren, die Angst um Angehörige, eingeschränkte Ausgleichsmöglichkeiten sowie ein verschärfter Personalmangel durch Quarantänemaßnahmen zu nennen. Die vorliegende Studie analysiert die pandemiebezogene Belastung bei Mitarbeitern des Gesundheitswesens in einem bayrischen psychiatrischen Versorgungskrankenhaus. Im Rahmen einer Online-Umfrage in Kooperation mit der Charité erfolgte die Erhebung demographischer Parameter, pandemiebezogener Gedanken und Gefühle und allgemeiner Auswirkungen der Pandemie. Pandemiebezogene Ängste und mögliche Einflussfaktoren werden beleuchtet, um so einen Ausblick auf möglicherweise erforderliche Maßnahmen zu geben.
17:45 Uhr
Neurobiologische Korrelate sozialer Phobie
B. Kreifelts (Tübingen, DE)
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Autor:innen:
B. Kreifelts (Tübingen, DE)
A. Wiegand (DE)
S. Wächter (DE)
C. Brück (DE)
M. Lotze (DE)
A. Fallgatter (DE)
D. Wildgruber (DE)
In den vergangenen Jahrzehnten hat eine Vielzahl bildgebender Studien dazu beigetragen die zerebralen Korrelate der sozialen Phobie zu erhellen. In Metaanalysen konnte eine ganze Reihe in ihrer Aktivität und funktionellen Konnektivität veränderter Hirnregionen und Netzwerke studienübergreifend identifiziert werden. In Anbetracht der äthiologischen und psychobiologischen Komplexität dieses Störungsbilds, die neben Verzerrungen der Aufmerksamkeit auf und der Bewertung von sozialen Reizen, Prozessen der Emotionsregulation, kognitiver Nachverarbeitung, des Gedächtnisses auch lebensgeschichtliche und kulturelle Faktoren umfasst, um nur einige zu nennen, kann dies als großer Erfolg gewertet werden. Und dies zumal der Tatsache, dass im Bereich der funktionellen Hirnbildgebung Aktivierungsmuster hochgradig von der Art des Stimulusmaterials und der Aufgabenstellung abhängig sind.
In dem Vortrag wird anhand ausgewählter bildgebender Studien zu den neuronalen Korrelaten der sozialen Angst demonstriert, welche Herausforderungen diese doppelte Komplexität der sozialen Phobie einerseits und der kontextabhängigen Aktivierungsmuster des Gehirns andererseits für die Bildung eines neurobiologischen Models dieser häufigen psychischen Erkrankung zur Folge hat.
18:15 Uhr
Krisen, Kriege, Katastrophen – Ängste in bedrohlichen Zeiten
A. Bendau (DE)
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Autor:innen:
A. Bendau (DE)
M. Petzold (DE)
A. Ströhle (DE)
Angst ist eine natürliche Reaktion auf Bedrohungen und dementsprechend ein prävalentes Phänomen in Zeiten von Krisen, Kriegen und Katastrophen. Dieser Vortrag bietet einen Überblick über empirische Befunde zu Angstsymptomen und Angsterkrankungen in verschiedenen herausfordernden Kontexten, wie beispielsweise Epi- und Pandemien, Kriegen und Naturkatastrophen. Hierbei werden Parallelen sowie Unterschiede zwischen diesen verschiedenen Kontexten aufgezeigt. Einen Schwerpunkt bilden die Ergebnisse einer online-gestützten Längsschnitterhebung in einem Sample aus über 8000 Personen der erwachsenen Allgemeinbevölkerung in Deutschland mit elf Messzeitpunkten von März 2020 bis April 2023, die insbesondere den Verlauf der COVID-19-Pandemie sowie ein Jahr des Ukraine-Kriegs abdeckt. Neben den Erkenntnissen werden auch Limitationen der bisherigen empirischen Untersuchungen erörtert sowie zukünftig relevante Fragestellungen angesprochen. Es wird des Weiteren diskutiert, inwiefern sich Implikationen aus den Befunden für die Entwicklung zielgerichteter therapeutischer und präventiver Maßnahmen ergeben, um die psychische Gesundheit in Zeiten derartiger Herausforderungen kurz- und langfristig zu schützen und zu fördern.