Nationale VersorgungsLeitlinien fassen die neueste Evidenz und Expertise zum klinischen Vorgehen in Diagnostik und Behandlung sowie Versorgung der depressiven Störungen zusammen. Damit müssen auch neue Leitlinien-Empfehlungen mit der „Disease-Management-Programm-Anforderungen-Richtlinie“ (DMP-A-RL) abgeglichen werden und die DMP-A-RL sollte in einem nächsten Schritt angepasst werden. In dem Symposium werden neben den Empfehlungen der Versorgungsleitlinien auch die neuesten Entwicklungen in der Behandlung der unipolaren Depression diskutiert. Neben der Psychopharmakotherapie wird auch speziell auf Hirnstimulationsverfahren und Psychotherapie eingegangen.
Prof. Frodl referiert über die Behandlung bei akuter depressiver Störung und geht auf Diskrepanzen zwischen der derzeitig gültigen DMP-A-RL und der Leitlinie ein. Prof. Reif beleuchtet die Evidenz und die Empfehlungen zu den Maßnahmen bei Nichtansprechen und Therapieresistenz. Prof. Schramm stellt die Evidenz zu, aber auch die Umsetzbarkeit von psychotherapeutischen Verfahren in der Praxis vor, insbesondere bei der therapieresistenten Depression. Prof. Fallgatter stellt neue Studien zu Hirnstimulationsverfahren wie der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) und der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) vor und beschreibt wie diese zukünftig in der Praxis wirksam werden können und doch breiter als in spezialisierten Zentren eingesetzt werden können.
15:30 Uhr
Behandlung bei akuter depressiver Störung
T. Frodl (Aachen, DE)
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T. Frodl (Aachen, DE)
In dem Vortrag werden neben den Empfehlungen der Versorgungsleitlinien auch die neues-ten Entwicklungen in der Behandlung der unipolaren Depression diskutiert. Dabei wird auch auf Diskrepanzen zwischen der derzeitig gültigen DMP-A-RL und der Nationalen Versor-gungsleitlinie eingegangen. Adressiert werden dabei sowohl erstmalig auftretende als auch rezidivierende akute depressive Episoden nach Remission > 6 Monate. es wird dabei auf Empfehlungen zu niedrigintensiven Interventionen in die Leitlinie eingegangen, die angelei-tete Selbsthilfe und verschiedene gesprächsbasierte Interventionen unter Nutzung psycho-therapeutischer Techniken (z. B. Verhaltensaktivierung, Problemlöseansätzen, achtsam-keitsbasierte Interventionen) umfassen. Damit soll gerade bei leichten Depressionen ein abgestuftes Vorgehen angestrebt werden, bei dem Psychotherapie und medikamentöse Ver-fahren zum Einsatz kommen, wenn niedrigintensive Verfahren keine ausreichende Wirkung gezeigt haben, diese nicht in Frage kommen oder in der Vergangenheit ein Ansprechen auf Psychotherapie oder medikamentöse Therapie belegt ist. Bei mittelschweren Depressionen soll gleichwertig eine Psychotherapie oder medikamentöse Therapie angeboten werden, bei schweren Depressionen eine Kombinationsbehandlung. Es wird aufgrund der Diskrepanzen eine Aktualisierung der DMP-RL begrüßt, da sich seit der letzten Version einiger Fortschritt, in Hinsicht auf die Evidenz zum klinischen Vorgehen, ergeben hat und daher eine Revision notwendig ist.
15:52 Uhr
Maßnahmen bei Nichtansprechen und Therapieresistenz
A. Reif (Frankfurt am Main, DE)
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A. Reif (Frankfurt am Main, DE)
In 2022 wurde die NVL-Leitlinie "Unipolare Depression" aktualisiert. Umfangreiche Veränderungen wurden vorgenommen im Kapitel "Vorgehen bei Nichtansprechen" und "Therapieresistenz"; in diesem Vortrag wird der empfohlene Algorithmus vorgestellt und die Empfehlungen erläutert. Neuere (insbesondere medikamentöse) Verfahren, die aufgrund noch unzureichender Evidenz noch keinen Eingang in die Leitlinien gefunden haben, werden ebenfalls kritisch diskutiert.
16:14 Uhr
Psychotherapie der akuten und chronischen Depression
E. Schramm (Freiburg im Breisgau, DE)
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E. Schramm (Freiburg im Breisgau, DE)
Der Einsatz von psychotherapeutischen Verfahren gilt in der Behandlung von unipolaren Störungen im ambulanten, teilstationären und stationären Setting als indiziert. So belegen viele Studien und Metaanalysen, dass Psychotherapie als Monotherapie oder in Kombination mit Antidepressiva in der Therapie von unipolaren Depressionen generell wirksam ist, wobei jedoch die Effektivität je nach Schweregrad, Chronizität, Symptomen und Komorbiditäten sowie Form der Psychotherapie variiert. Insbesondere störungsspezifische Psychotherapien, die speziell auf die Behandlung affektiver Störungen zugeschnitten sind, zeigen im Vergleich mit Antidepressiva eine vergleichbare bzw. im Hinblick auf Nachhaltigkeit sogar höhere Wirksamkeit.
Chronische Depressionen gelten aufgrund ihrer Hartnäckigkeit, ausgeprägter Komorbidität mit anderen psychischen und physischen Störungen, dem meist frühen Beginn sowie der hohen Rate an Frühtraumatisierungen als schwierig zu behandeln oder therapieresistent. Dennoch ist auch bei der Behandlung chronischer und therapieresistenter Depressionen die Nützlichkeit von Psychotherapie bestätigt, die daher zusätzlich als Verfahren der Wahl bei Nicht-Ansprechen auf eine Pharmakotherapie gilt (NVL Unipolare Depression 2022).