Sporttherapie ist als Behandlungsoption bei vielen psychischen Erkrankungen wirksam. Trotzdem ist unklar welche Faktoren Behandlungserfolg und Adhärenz bedingen und die Etablierung im klinischen Alltag bleibt herausfordernd. Sporttherapeutische Programme für Patient:innen mit Traumafolgestörungen sind mit besonderen Schwierigkeiten und Herausforderungen behaftet. Häufig finden sich andere komorbide psychische Störungen und die Adhärenz ist mäßig. Andreas Ströhle stellt vielversprechende Resultate einer Untersuchung an Patient:innen mit einer PTBS vor die sich einem hochintensiven Intervalltraining unterzogen haben. Bei Angststörungen wird Ausdauersport als Therapieoption empfohlen. Jens Plag stellt auch andere Formen von körperlicher Aktivität vor die nachweislich eine Wirksamkeit innerhalb dieser Erkrankungsgruppe haben und benennt Faktoren, die den anxiolytischen Effekt von Sport beeinflussen. Isabel Maurus wird in ihrem Vortrag über die Therapieadhärenz von 180 Menschen mit Schizophrenie berichten, die im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie an einem 6-monatigen sportlichen Trainings teilnahmen. Darüber hinaus berichtet sie über die Ergebnisse einer Querschnittsstudie mit 1700 Teilnehmenden mit und ohne psychische Erkrankung, die näher erfasste, was Hindernisse und Hilfen für eine regelmäßige körperliche Aktivität sein können. Dirk Wedekind wird in seinem Vortrag von der Implementierung eines standardisierten und strukturierten 6-wöchigen Sportprogrammes im akut-stationären Klinikalltag berichten. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Patient:innen mit Suchterkrankung, geringen körperlichen Beschwerden und fehlender Sportvorerfahrung weniger gut von der Sporttherapie profitieren und geringere Compliance aufweisen. Die Diskussion der Ergebnisse des Symposiums soll dazu beitragen, sporttherapeutische Interventionen allgemein und individuell an die Bedürfnisse einzelner Erkrankungsgruppen anzupassen und zu ermöglichen.
15:30 Uhr
Hochintensives Intervalltraining bei posttraumatischer Belastungsstörung
A. Jäger (Berlin, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
A. Jäger (Berlin, DE)
N. Schoofs (Berlin, DE)
K. Priebe (Berlin, DE)
A. Pieper (Berlin, DE)
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine häufige Traumafolgestörung, die bei den Betroffenen zu erheblichem Leidensdruck führt und für das Gesundheitssystem kostenintensiv ist. Komplementäre Behandlungen haben bei der Therapie der PTBS an Bedeutung gewonnen. Hochintensives Intervalltraining (HIIT) ist eine niedrigschwellige und erfolgreiche Behandlungsmethode bei vielen psychischen Erkrankungen. Bislang wurde in keiner Studie die Durchführbarkeit, Akzeptanz und Wirksamkeit von HIIT als alleinige Therapie der PTBS untersucht.
In unserer randomisiert-kontrollierten Studie wurden die klinischen Effekte eines zwölftägigen Ausdauertrainings auf die Symptomatik der PTBS untersucht. 40 Teilnehmer*innen, bei denen eine PTBS nach DSM-5 diagnostiziert wurde, wurden entweder HIIT oder einer Kontrollgruppe (Training mit niedriger Intensität, LIT) randomisiert zugeteilt. PTBS-, depressive und dissoziative Symptome sowie gesundheitsbezogene Lebensqualität wurden zu Beginn, sowie eine Woche (Post) und sechs Wochen nach dem Training (Follow-Up) erfasst. Mit Hilfe linearer gemischter Modelle wurden die Auswirkungen beider Trainings auf die klinischen Symptome untersucht.
In der HIIT- und auch in der LIT-Gruppe verringerte sich die klinische Symptomatik von Baseline zum Follow-Up signifikant. Dabei zeigten sich mittlere bis große Effektstärken in Bezug auf die PTBS-Symptomatik (Cohen's d = 0,76) und kleine bis mittlere Effektstärken in Bezug auf die depressiven (d = 0,45) und dissoziativen Symptome (d = 0,42) sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität (d = 0,43) und subjektive Schlafqualität (d=0,46).
Es wurden keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt.
HIIT stellt eine kostengünstige, durchführbare und akzeptierte Kurzzeitintervention dar. Entgegen unserer Hypothese zeigte sich HIIT LIT nicht überlegen. Sportinterventionen scheinen, möglicherweise unabhängig von der Intensität des Trainings, eine wirksame Behandlungsmethode für die PTBS zu sein.
16:14 Uhr
Determinanten von regelmäßiger sportlicher Aktivität bei Menschen mit Schizophrenie
L. Röll (München, DE)
Details anzeigen
Autor:in:
L. Röll (München, DE)
Zahlreiche großangelegte Metaanalysen zeigen, dass verschiedene Arten von supervidierten Sportprogrammen als Zusatztherapie bei post-akuter Schizophrenie zu weiteren Verbesserungen der klinischen Symptomatik, der kognitiven Leistungsfähigkeit und des beruflichen und sozialen Funktionsniveaus führen, sowie die körperlichen Nebenwirkungen der Pharmakotherapie abmildern können. Jedoch liegen die Drop-Out Raten im Rahmen dieser Sportinterventionen teilweise bei bis zu 80 Prozent, was bei den betroffenen Probanden mit einer deutlich verringerten Therapieeffizienz einhergeht.
Entsprechend untersuchten wir auf Basis der ESPRIT C3 Studie (NCT: NCT03466112; DRKS-ID: DRKS00009804), welche klinischen Charakteristika von Patienten mit Schizophrenie mit einer verbesserten Therapieadhärenz bei Sportinterventionen in Zusammenhang stehen.
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Patienten mit einem vergleichsweise höheren Funktionsniveau im Alltag die Sportprogramme deutlich häufiger erfolgreich beenden, wohingegen die Symptomschwere, die Lebenszufriedenheit und die physischen Voraussetzungen eine untergeordnete Rolle spielen.
Bei der Durchführung von Sportinterventionsprogrammen bei Schizophrenie sollten Patienten mit einem geringerem Alltagsfunktionsniveau besondere soziale Unterstützung und eine noch engere Supervision erfahren, um den maximalen Nutzen aus der sportlichen Betätigung ziehen zu können. Zukünftige Untersuchungen sollten zudem genauer in den Blick nehmen, welche Methoden rund um das entsprechende Sportprogramm (Trainingstagebuch, Belohnungssystem etc.), die Therapieadhärenz verbessern.
16:36 Uhr
SIWAS: ein standardisiertes, hochfrequentes 6-wöchiges Sportprogramm bei älteren Depressionspatient:innen, Suchtpatient:innen und Patient:innen mit einer Schizophrenie
D. Wedekind (Göttingen, DE)