15:30 Uhr
P-03-01: ADHS-Screening auf einer Spezialstation für affektive Störungen
S. Wudy (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
S. Wudy (Leipzig, DE)
N. Mauche (DE)
J. Huang (DE)
M. Strauß (Leipzig, DE)
Hintergrund:
ADHS ist eine häufige neurologische Entwicklungsstörung mit Beginn im Kindesalter und ist klinisch charakterisiert durch die Kernsymptome Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität und motorischer Hyperaktivität. Mittlerweile ist bekannt, dass bei bis zu zwei Dritteln der betroffenen Kinder einige oder alle Symptome bis ins Erwachsenenalter persistieren, was zu einer weltweiten Prävalenz von ca. 2,8% für erwachsene Betroffene führt. Trotz der zunehmenden Wahrnehmung der ADHS-Problematik auch für die Altersgruppe der Erwachsenen, werden nach wie vor viele Betroffene gar nicht oder zu spät diagnostiziert und nicht adäquat behandelt. Ein Grund hierfür ist unter anderem die hohe Komorbiditätsrate mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen, welche zu einer Maskierung der ADHS-Symptomatik führen können. Aus diesem Grunde ist das Ziel dieser Studie die Häufigkeit einer komorbiden ADHS bei Patient:innen einer Spezialstation für Affektive Störungen zu untersuchen.
Methode:
Jede/r neu aufgenommene Patient:in erhält Teil A der Selbstbeurteilungsskala ASRS v1.1. Bei auffälligen Screeningwerten wird das Screening um den Teil B der ASRS-v1.1 als auch die Wender-Utah-Rating-Scale (WURS-K) erweitert. Sollte sich der Verdacht auf eine ADHS weiterhin bestätigen wird eine ausführliche ADHS-Diagnostik mittels Selbst- & Fremdbeurteilungsbogen, Grundschulzeugnisanalyse sowie einem strukturierten Interview durchgeführt.
Ergebnisse:
Präsentiert werden erste Ergebnisse zur Komorbiditätsrate von ADHS bei erwachsenen Patient:innen einer Spezialstation für Affektive Störungen sowie mögliche Zusammenhänge zur Soziodemographie und Anamnese.
Zusammenfassung:
Die hohe Komorbiditätsrate von ADHS bei Depressionen sollte unbedingt bei der Differentialdiagnostik beider Entitäten Berücksichtigung finden. Der Einsatz von ADHS-Screening-Instrumenten bei Patient:innen mit Depressionen kann hierbei hilfreich sein und erste Hinweise für das Vorliegen einer ADHS-Symptomatik liefern.
15:35 Uhr
P-03-02: Prävalenz Emotionale Dysregulation (ED) bei adulter ADHS in einer Spezialambulanz für AD(H)S im Erwachsenenalter – Zusammenhang mit klinischen Korrelaten und Ableitungen für Beurteilung und Behandlung
N. Mauche (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
N. Mauche (Leipzig, DE)
J. Huang (DE)
M. Strauß (Leipzig, DE)
Einführung: Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine chronische Erkrankung mit Beginn in der Kindheit, welche durch Aufmerksamkeitsdefizit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Die Prävalenz wird in Deutschland auf 4,7% geschätzt. ADHS tritt häufig mit komorbiden psychischen Erkrankungen auf. Es konnte zudem gezeigt werden, dass 34-70% der Personen mit ADHS im Erwachsenenalter(aADHS) Schwierigkeiten mit der emotionalen Regulation haben. Dabei wird emotionale Dysregulation (ED) im Allgemeinen als mehrdimensionales Konstrukt betrachtet, dass durch Hemmungslosigkeit zusammen mit starken negativen und positiven Emotionen und dem Versagen von selbstregulierenden Handlungen gekennzeichnet ist. In der klinischen Diagnostik findet die ED bislang keine Berücksichtigung. Aktuell geht man jedoch davon aus, dass ED ein eindeutiges Symptom bei Personen mit ADHS ist. Vor dem Hintergrund, dass der ED-Präsentationstyp häufiger mit komorbiden Störungen assoziiert ist und weniger gut auf eine leitliniengerechte Behandlung anspricht, haben wir die Prävalenz des ED-Präsentationstyps und die Häufigkeit von komorbiden Störungen zwischen den ADHS Typen im Patientenstamm einer Spezialambulanz für aADHS untersuchen.
Methode: Die Daten wurden retrospektive aus den Krankenakten einer Spezialambulanz für aADHS erhoben. Das Wender-Reimherr-Interview (WRI) wurde als Zielgröße verwandt, um eine Unterscheidung in den unaufmerksamen und emotional-dysregulierten Typ bei aADHS vorzuneh-men.
Ergebnisse/Diskussion: Präsentiert werden Ergebnisse zur Populationscharakteristik sowie deren Zusammenhang zu klinischen Korrelaten und assoziierten soziobiografischen Faktoren.
Schlussfolgerung: Eine zukünftige Einteilung in den unaufmerksamen und emotional-dysregulierten Typ in die klinische Diagnostik könnte sinnvoll sein, um perspektivisch eine frühzeitige spezifische Diagnostik und Behandlung der Subtypen implementieren zu können.
15:40 Uhr
P-03-03: Entwicklung und Evaluation eines Behandlungsmodells für erwachsene Autist:innen (Forschungsprojekt „BarrierefreiASS“)
S. Dückert (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
S. Dückert (Hamburg, DE)
P. Gewohn (DE)
H. König (DE)
D. Schöttle (DE)
A. Konnopka (DE)
P. Rahlff (DE)
K. Vogeley (DE)
H. Schulz (DE)
N. David (DE)
J. Peth (DE)
Hintergrund: Eine hinreichende medizinisch-psychotherapeutische Versorgung von erwachsenen Autist:innen ist in der deutschen Routineversorgung aktuell nicht gewährleistet. Mit „BarrierefreiASS“ erfolgte eine deutschlandweite, systematische Erfassung von Bedarfen und Barrieren in der medizinisch-psychotherapeutischen Versorgung von erwachsenen Autist:innen. Das partizipative Projekt hatte darauf aufbauend das Ziel, ein bedarfsgerechtes Behandlungsmodell zu entwickeln und zu evaluieren.
Methode: „BarrierefreiASS“ wird durch den Innovationsfond (G-BA) gefördert (Förderkz. 01VSF19011). Das Studiendesign beinhaltete zwei Erhebungswellen: die Bedarfsanalyse (Erhebung 2021-22) und die Evaluation des entwickelten Behandlungsmodells (Erhebung 2022-23) erfolgten jeweils in einem Mixed-Methods-Ansatz (zunächst qualitativ, dann quantitativ). Datenerhebungen erfolgten jeweils durch die Befragung von erwachsenen Autist:innen, Angehörigen und Behandelnden (qualitativ: n = 24, quantitativ: n = 500 pro Erhebungswelle). Die Evaluation des Behandlungsmodells beinhaltete neben Implementierungsaspekten auch eine gesundheitsökonomische Modellierung potentieller Kosten-Nutzen Effekte.
Ergebnisse: Das entwickelte BASS-Behandlungsmodell beinhaltet eine an aktuellen Leitlinien orientierte, gestufte, indikationsbezogene, bereichs- und sektorenübergreifende Versorgung durch multi-professionelle Autismus-Teams inklusive Peer-Beteiligung. Die BASS-Behandlung wird durch Fallmanagement koordiniert und soll in vorbestehende Behandlungsstrukturen eingebettet werden. Auf dem Kongress werden erste Daten der Modellevaluation präsentiert.
Diskussion: Im Erfolgsfall leistet das Projekt einen Beitrag zu einer Versorgung mit erhöhter Barrierefreiheit von erwachsenen Autist:innen, einschließlich einem verbesserten Zugang, zeitnaher Diagnostik, Umsetzung leitliniengerechter Behandlung, Entwicklung bedarfsorientierter Behandlungsplanung und langfristige Entlastung von erwachsenen Autist:innen und Angehörigen.
15:45 Uhr
P-03-04: Gesundheitsbezogene psychische Lebensqualität von Angehörigen erwachsener Autist:innen
S. Dückert (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
S. Dückert (Hamburg, DE)
P. Gewohn (DE)
H. König (DE)
D. Schöttle (DE)
P. Rahlff (DE)
A. Konnopka (DE)
K. Vogeley (DE)
H. Schulz (DE)
N. David (DE)
J. Peth (DE)
Hintergrund: Angehörige sind häufig die wichtigste Säule im Unterstützungssystem von erwachsenen Autist:innen. Dabei sind sie Belastungen ausgesetzt, die möglicherweise die gesundheitsbezogene psychische Lebensqualität beeinträchtigen. Die Datenlage ist jedoch inkonsistent und es besteht Bedarf an weiteren empirischen Untersuchungen.
Fragestellung: Erstmalig soll die gesundheitsbezogene psychische Lebensqualität von Angehörigen erwachsener Autist:innen in Deutschland sowie der Zusammenhang mit möglichen Prädiktoren analysiert werden.
Methode: Im Rahmen des Forschungsprojekts „BarrierefreiASS“ (G-BA Innovationsfond, 01VSF19011) wurde eine deutschlandweite Onlinebefragung von Angehörigen erwachsener Autist:innen durchgeführt. Die gesundheitsbezogene psychische Lebensqualität wurde mit der Mental Component Summary (MCS) des Short-Form Health Survey (SF-8) erhoben und mit einem deutschen Normdatensatz verglichen (je höher der Wert, desto besser die Lebensqualität). Die Analyse möglicher Zusammenhänge mit der MCS erfolgte mittels multipler linearer Regression, wobei Prädiktoren bezogen auf die/den pflegenden Angehörigen und Merkmale der/des Autist:in untersucht wurden.
Ergebnisse: Die Stichprobe (N = 149 Angehörige; M=51,95 J. ± SD=9,48; 87,2% weiblich; 70,7% Elternteil) zeigte im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine signifikant niedrigere psychische Lebensqualität. Das Regressionsmodell zeigte ein korrigiertes R² = .32 (p < .001). Je höher der Bildungsgrad, die Pflegebelastung, das Alter bei Diagnosestellung und die Anzahl von genutzten formeller Angeboten, desto niedriger war der Wert der MCS.
Diskussion: Die Studie zeigt, dass die gesundheitsbezogene psychische Lebensqualität von Angehörigen erwachsener Autist:innen in Deutschland verringert ist und liefert erste Indikationen zu potentiellen Verbesserungsansätzen. Zu den Limitierungen gehören das Querschnittsdesign und die homogene Stichprobe.
15:50 Uhr
P-03-05: Attention profiles in adults with high-functioning autism (HFA) compared to neurotypical controls
S. Groba (Hannover, DE)
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Autor:innen:
S. Groba (Hannover, DE)
A. Kniese (DE)
S. Bleich (DE)
M. Deest (DE)
H. Frieling (DE)
J. Wieting (DE)
Introduction: Deficits in basic attentional functions have often been associated with autism spectrum disorders and core behavioral characteristics. Research in children has suggested performance deficits in cognitive flexibility, inhibition, divided attention, and working memory. As heterogeneity in methodology has hindered consistent research, we applied van Zomeren & Brouver's comprehensive model of attentional functions, operationalized in the Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP, Zimmermann & Fimm, 2012), to systematically examine attentional profiles in adults with high-functioning autism.
Methods: Diagnosis of HFA was based on the Adult Asperger Assessment. IQ was measured with the WAIS-IV. Additional psychometric tests assessed global psychiatric distress and depression (SCL-90-R, BDI-II). TAP subscales for focused attention (cross-modal integration, divided attention, cognitive flexibility, inhibition, incompatibility & working memory) were used.
Results: The study included 37 subjects with HFA (20 male, 17 female, mean age 33.6 ± 10.1) and 34 neurotypical controls (16 male, 18 female, mean age 34.0 ± 11.0). There were no significant IQ differences. We found no significant between-group differences in performance scores (omission & commission errors) on any of the attention subscales tested. However, significant differences were found in reaction times on cross-modal integration, cognitive flexibility & working memory tasks in HFA compared to controls, even after adjustment for psychiatric comorbidities.
Conclusions: Our findings of significant differences in reaction time, but not performance per se, in HFA adults on a majority of the focused attention subscales provide evidence for the persistence of focused attention difficulties in HFA into adulthood. While previous studies have shown performance deficits in children, this study shows a shift toward longer reaction times in adults. A dynamic towards a speed-accuracy trade-off can be hypothesiz
15:55 Uhr
P-03-06: Associations between childhood maltreatment history, white matter microstructure, and resilience
L. Berger (München, DE)
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Autor:innen:
L. Berger (München, DE)
P. Rojczyk (Munich, DE)
J. Seitz-Holland (Boston, MA, US)
F. Zhang (Boston, MA, US)
L. O’Donnell (Boston, MA, US)
S. Bouix (Montreal, Quebec, CA)
Y. Rathi (Boston, MA, US)
M. Stein (La Jolla, CA, US)
M. Shenton (Boston, MA, US)
I. Koerte (Munich, DE)
Introduction:
Evidence suggests that childhood maltreatment (CM) may lead to alterations in white matter (WM) microstructure, which may contribute to an increased susceptibility of adult trauma exposure and associated psychopathology. This study aims to investigate interactive effects between CM and post-traumatic stress disorder (PTSD) and mild traumatic brain injury (mTBI). Moreover, we assess whether resilience effects outcome.
Methods:
Clinical data as well as diffusion-weighted magnetic resonance imaging (dMRI) data were acquired from 299 participants of the Injury and Traumatic Stress (INTRuST) Clinical Consortium. Associations between severity of CM history and dMRI measures were tested using regression models. In addition, moderation models assessed the impact of PTSD and/or mTBI diagnosis on these associations. Using mediation models, we evaluated the effects of WM microstructure and resilience on the association between CM history and adult psychopathology (PTSD and post-concussive symptom severity).
Results:
Severity of CM history was positively associated with PTSD and post-concussive symptom severity and negatively associated with level of resilience. CM history was associated with lower mean (p < .05) and axial diffusivity (p < .05) in major WM tracts, independent of PTSD and/or mTBI (all p > .05) diagnoses. Finally, both WM microstructure (p < .05) and resilience (p < .05) mediated the association between CM history and PTSD and post-concussive symptom severity.
Conclusions:
These findings suggest that adverse long-term outcomes following CM, may be associated with WM microstructure alterations suggestive of axonal degeneration. This finding is independent of additional PTSD and/or mTBI. Importantly, resilience appears to mitigate detrimental effects of CM on adult psychopathology, highlighting the need for fostering resilience following CM.
16:00 Uhr
P-03-07: Oligoantigene Diät bei Kindern mit ADHS, Wirksamkeit akut und in einer Nachuntersuchung
H. Clement (Freiburg im Breisgau, DE)
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Autor:innen:
G. Walz (DE)
R. Jabbar (DE)
A. Mosdzin (DE)
R. Weber (DE)
C. Clement (DE)
K. Schneider-Momm (DE)
H. Clement (Freiburg im Breisgau, DE)
E. Schulz (DE)
R. Rauh (DE)
C. Fleischhaker (DE)
Einleitung:
Die Elimination bestimmter Nahrungsmittel während einer Oligoantigenen-Diät (OD) zeigte in mehreren Studien eine Verbesserung der typischen ADHS Symptomatik. In dieser Untersuchung stellen wir die Wirkungen der OD auf die ADHS Symptomatik nach der Diät und in einer Nachuntersuchung vor.
Methodik:
41 Kinder/Jugendliche nahmen bislang an einer unkontrollierten, offenen Studie zur OD teil. 2 Teilnehmer brachen die Studie vorzeitig ab. Die Dauer der eingeschränkten Eliminationsdiät betrug vier Wochen. Der primäre Endpunkt wurde durch Änderungen des ADHS-Symptomatik vor und am Ende der Diätphase mit der ADHD-Rating-Scale (ARS) gemessen.
Ergebnisse:
Nach OD fiel der Gesamtwert der ADHD-Ratingskala auf etwa 55% ab, p < 0,001. 30 der Teilnehmer (76%) waren Responder mit einer Verbesserung um mindestens 40% auf der ARS. 21 Probanden (von 28 eingeschlossenen Probanden) wurden für diese Studie nach 3,5 Jahren erneut bewertet. Von 21 Teilnehmern erfüllten 14 das Responder-Kriterium, 7 Nonresponder. Bei der Nachuntersuchung nahmen 72 % der Teilnehmer keine ADHS-Medikamente ein. Der mittlere ARS-Gesamtscore verbesserte sich signifikant von vor zu nach Diät. Auch bei der Nachuntersuchung zeigte sich ein niedrigerer ARS-Gesamtscore im Vergleich zu vor der Diät (p < 0,001).
Zusammenfassung:
Insgesamt konnte gezeigt werden, dass nach einer OD ca. 70% der Teilnehmer deutliche Verbesserungen der ADHS-Symptomatik zeigen. 10 von 28 Kindern, mehr als 30 % der anfangs eingeschlossenen Kinder, profitieren von der OD-Intervention langfristig. Eine individuell angepasste Ernährung kann die ADHS-Symptomatik der Teilnehmer langfristig signifikant verbessern. Dies deutet darauf hin, dass eine OD mit anschließender individueller Ernährungsempfehlung eine zusätzliche Behandlungsoption für Kinder mit ADHS werden könnte.
16:05 Uhr
P-03-08: Hirnmorphologische Korrelate des Tourette-Syndroms: eine multizentrische voxel- und oberflächenbasierte Morphometriestudie
S. Schmitt (Hannover, DE)
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Autor:innen:
S. Schmitt (Hannover, DE)
K. Müller (Leipzig, DE)
A. Kanaan (Leipzig, DE)
R. Torrecuso (Leipzig, DE)
H. Möller (Leipzig, DE)
K. Müller-Vahl (Hannover, DE)
Bisheriger Bildgebungsstudien, die die Volumina der grauen Substanz bei Patienten mit Tourette-Syndrom (TS) untersuchten, ergaben uneinheitliche Ergebnisse. Hirnfaltungsparameter wurden nur selten untersucht. Diese kortikalen Faltungsparameter könnten ein vielversprechender Biomarker sein, da die Entstehung der Hirnfaltung genetisch beeinflusst ist und das TS eine deutliche genetische Grundlage hat. Zusätzliches Ziel der Studie war es, die Qualität der MRT-Scans bei Patienten mit TS zu untersuchen.
Unsere Stichprobe umfasst 99 TS-Patienten und 89 gesunde Probanden aus vier Studien. Mit der Software CAT12 extrahierten wir die Volumina der grauen Substanz, kortikale Dicke, Gyrifizierung und kortikale Komplexität aus t1-gewichteten Bildern. Es wurden Bildqualitätsscores berechnet und zwischen den beiden Gruppen verglichen. Zur Analyse der hirnmorphologischen Unterschiede verwendeten wir eine TFCE-Statistik mit α = 0,05 und FWE-Korrektur.
Die durchschnittliche Bildqualität war bei Patienten mit TS im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen signifikant schlechter. Patienten mit TS zeigten signifikant mehr kortikale Komplexität in einem Vertex-Cluster, das sich über den inferioren parietalen, superioren parietalen, postzentralen und supramarginalen Kortex in der linken Hemisphäre erstreckte (k=846, p=0,0016, FWE-korrigiert). Die Gruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich des Volumens der grauen Substanz, kortikaler Dicke und Gyrifizierung.
Alle morphologisch veränderten Hirnregionen sind Teil des Parietallappens, der eine Schlüsselrolle bei der Integration und Interpretation (somato)sensorischer Informationen spielt. Diese Befunde könnten dazu beitragen, die neurobiologische Grundlage des Vorgefühls bei Tic-Störungen besser zu verstehen. Bei der Interpretation von hirnmorphometrischen Studien mit Patienten mit TS sollte berücksichtigt werden, dass Artefakte in MRT-scans tendenziell zu einer Unterschätzung des Volumens der grauen Substanz führen.
16:10 Uhr
P-03-09: Functional connectivity of the nucleus accumbens predicts clinical course in treated and untreated adult ADHD
A. Zaher (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
A. Zaher (Frankfurt am Main, DE)
A. Reif (Frankfurt am Main, DE)
O. Grimm (Frankfurt am Main, DE)
ADHD is a neurodevelopmental disorder that often persists into adulthood, and is associated with a negative trajectory leading to high psychiatric and medical comorbidity. The clinical course of ADHD over adulthood is more dynamic than previously thought and is affected by treatment with stimulants. In order to provide a personalized treatment, it would be clinically valuable to have a predictive neuroimaging biomarker. In our study, we therefore examined the potential ability of seed-based functional connectivity (FC) to predict the clinical course of ADHD symptoms and its response to medication.
We followed up on a group of ADHD patients (n=54) who received their ADHD diagnosis during adulthood and received MRI measurement on a 3 Tesla Siemens TRIO Scanner. After a mean period of 3 years, patients were re-assessed by general and ADHD specific scales. Studies report the reward system as one of the major brain circuits that are impaired in ADHD.
Several lines of research have implicated the nucleus accumbens and its connections in the development and manifestation of ADHD symptoms. Dysfunction in the dopaminergic system, particularly involving the mesolimbic pathway, which includes the nucleus accumbens, has been observed in individuals with ADHD.
The nucleus accumbens is a key component of the brain's reward system and plays a crucial role in motivation, reinforcement, and the experience of pleasure. While the exact neurobiology of attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) is not fully understood, there is evidence to suggest that the nucleus accumbens may be involved in its neuropathology.
We examined if correlation between FC of the nucleus accumbens and the course of symptom development can predict the outcome of symptoms. We further examined if the FC of the nucleus accumbens differ in patients who were taking stimulants for a long term and those who were not using stimulants at the time of the follow up. An increase in connectivity between th
16:15 Uhr
P-03-10: SCP-Neurofeedback bei ADHS: Kann Trainingserfolg anhand der Gehirnstruktur vorhergesagt werden?
L. Weber (Tübingen, DE)
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Autor:innen:
L. Weber (Tübingen, DE)
M. Erb (DE)
D. Brandeis (DE)
A. Fallgatter (DE)
T. Ethofer (DE)
T. Banaschewski (DE)
c. ESCAlife (DE)
Das SCP-Training ist eine Neurofeedback (NF)-Methode zur Regulierung der kortikalen Erregung, welche u.a. zur Behandlung von AD(H)S eingesetzt wird. Angenommen wird, dass Defizite in der Regulation kortikaler Aktivierung bzw. Inhibition zugrundeliegen. Trotz vielversprechender Behandlungsergebnisse gibt es auch Studien, die zeigen, dass ein Teil der Teilnehmer nicht in der Lage ist, die Gehirnaktivität, entsprechend der Trainingsziele, zu verändern. Diese Unterschiede in der Fähigkeit zur Selbstregulation von Gehirnaktivität könnten auf neuroanatomische Merkmale zurückzuführen sein. Da die Behandlung aufwändig und kostenintensiv ist, wäre es vorteilhaft, anhand von Prädiktoren für Trainingserfolg, frühzeitig bestimmen zu können, welche Personen von NF profitieren werden. Zur Identifizierung von potentiellen hirnstrukturellen Markern für NF-Trainingserfolg sind strukturelle MRT-Daten von 53 ADHS-Patient:innen erhoben worden, bevor diese an einem SCP-Training (min. 18 Sitzungen) teilgenommen haben. Die Daten wurden im Rahmen einer größeren Multicenterstudie zur Optimierung der Behandlung von ADHS erhoben “ESCA-Life”. Die Voxel-basierte Morphometrie Analyse wurde eingesetzt, um das Volumen der grauen Substanz in unterschiedlichen Gehirnbereichen zu berechnen und Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne NF-Lernerfolg bezüglich der grauen Substanz feststellen zu können. Das Ergebnis zeigt ein Cluster mit größerem Volumen der grauen Substanz bei erfolgreichen Teilnehmern, verglichen mit Teilnehmern ohne Lernzuwachs im Trainingsverlauf. Das Cluster umfasst die Bereiche Gyrus cinguli, Motor Cortex und Anteriorer cingulärer Cortex, beidseitig. Diese Regionen liegen unterhalb der für dieses Training relevanten EEG Elektrode Cz und gehören überwiegend zu den Zielbereichen, die durch das SCP-Training beeinflusst werden sollen. Die Ergebnisse stehen im Einklang zu bisherigen Forschungsergebnissen und liefern weitere Evidenz für hirnstrukturelle Marker für NF-Trainingserfolg.
16:20 Uhr
P-03-11: Behandlung der ADHS mit transkranieller Gleichstromstimulation bei Erwachsenen: Studienprotokoll für eine randomisierte doppelblinde, scheinkontrollierte, multizentrische Studie mit parallelen Gruppen (STIM-ADHS)
N. Mauche (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
N. Mauche (Leipzig, DE)
C. Ulke (DE)
J. Huang (DE)
A. Franke (DE)
H. Bogatsch (DE)
M. Strauß (Leipzig, DE)
Einführung: Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betrifft etwa 4,7% der Erwachsenen in Deutschland. Auf Grund von Unwirksamkeit und/oder Unverträglichkeit der etablierten (non-) pharmakologischen Therapieoptionen bleiben circa 30% der Betroffenen unbehandelt oder berichten Restsymptome. Die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist eine nicht-invasive Neurostimulationstherapie, die eine gut verträgliche Alternative oder Ergänzung zu Psychostimulanzien bei der Behandlung der ADHS darstellen könnte. Frühere Studien liefern Belege für die Verbesserung von kognitiven Beeinträchtigungen und klinischen Symptomen bei pädiatrischen und erwachsenen Personen mit ADHS. Allerdings fehlen Daten aus multizentrischen randomisierten kontrollierten klinischen Studien (RCTs).
Methode: Das Ziel der STIM-ADHS Studie ist die Prüfung der Hypothese, dass tDCS effektiv zu einer Reduzierung der ADHS Symptome bei Erwachsenen beiträgt, die nachhaltig für mindestens zwei Wochen nach der Stimulation anhält, und der Scheinstimulation überlegen ist. Die Behandlung be-steht aus fünf 21-minütigen Behandlungen mit bifrontaler tDCS, mit der Anode über dem rechten und der Kathode über dem linken dorsolateralen präfrontalen Kortex; an fünf aufeinanderfolgen-den Tagen. Primärer Endpunkt ist der Gesamtwert der DSM-ADHS Skala der international etablier-ten Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten für Erwachsene (Screening-Version, Selbst-beurteilung, CAARS-S-SB), an Tag 14 nach der Intervention. Darüber hinaus wird die Wirkung der tDCS auf weitere, häufig bei Personen mit ADHS berichteten, Merkmale u.a. Schlaf-und Lebensqualität und psychische Belastung getestet.
Ergebnisse/Diskussion: Präsentiert werden erste Zwischenergebnisse zur Populationscharakteristik.
Schlussfolgerung: Die Bestätigung der oben genannten Hypothese würde die Behandlungsmöglichkeiten für Erwachsene mit ADHS um eine nebenwirkungsarme Alternativ- oder Zusatztherapie zu Psychostimulanzien erweitern.
16:25 Uhr
P-03-12: Untersuchung der Substantia Nigra mittels Transkranieller Sonographie (TCS) bei Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
D. Wozniak (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
D. Wozniak (Leipzig, DE)
I. Friedrich (DE)
D. von Kuenheim (DE)
P. Meyer (DE)
N. Mauche (DE)
J. Huang (DE)
J. Classen (DE)
J. Rumpf (DE)
M. Strauß (DE)
Hintergrund: Die ADHS ist eine häufige neuropsychiatrische Entwicklungsstörung mit Beginn in der Kindheit. Mittlerweile ist bekannt, dass bei bis zu zwei Dritteln der betroffenen Kinder einige oder alle Symptome bis ins Erwachsenenalter persistieren. Neben den ADHS bedingten Funktionseinschränkungen, haben erwachsene ADHS- Patient:innen ein deutlich erhöhtes Risiko sowohl für psychiatrische als auch für somatische Komorbiditäten. Studien haben gezeigt, dass Personen mit ADHS ein 2,4-fach erhöhtes Risiko für Bewegungsstörungen einschließlich des Morbus Parkinson (MP) haben. Die Transkranielle Sonographie (TCS) ist ein nichtinvasives bildgebendes Verfahren zum Nachweis struktureller Anomalien der Mittelhirnstrukturen, einschließlich der Substantia Nigra (SN). Bei MP gilt eine Hyperechogenität im Bereich der SN als typisches TCS-Merkmal, welches bei bis zu 90 % der Patient:innen nachweisbar ist. Vor dem Hintergrund des erhöhten Vorkommens von MP bei ADHS-Betroffenen, war das Ziel dieser Studie die Ausdehnung des echogenen Signals im Bereich der SN bei Erwachsenen mit ADHS mittels der TCS zu messen und mit gesunden Kontroll-Proband:innen zu vergleichen.
Methodik: Es wurden 30 erwachsene Patient:innen mit ADHS und 30 gesunde Kontrollen untersucht.
Ergebnisse: Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede des echogenen Signals im Bereich der SN zwischen beiden Gruppen. Desweiteren zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der Ausdehnung des echogenen Signals der SN und der Einnahme von Psychostimulanzien.
Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen keine vermehrte Hyperechogenität der SN bei erwachsenen Patient:innen mit ADHS, so dass sich aktuell keine Hinweise für eine Eignung der Methode als ADHS-Biomarker ergeben. Auch zeigten sich keine Hinweise für eine Psychostimulanzien-assoziierte Veränderung des echogenen Signals der SN. Weitere Replikationen in größeren Populationen sind nötig um eine Generalisierbarkeit der Ergebnisse zu erlauben.
16:30 Uhr
P-03-13: Zusammenhang zwischen der zentralen Noradrenalintransporter-Verfügbarkeit und dem Ansprechen auf eine pharmakologische Therapie bei Erwachsenen mit ADHS
J. Huang (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
J. Huang (Leipzig, DE)
N. Mauche (DE)
M. Rullmann (DE)
C. Ulke (DE)
G. Becker (DE)
M. Patt (DE)
F. Zientek (DE)
S. Hesse (DE)
O. Sabri (DE)
M. Strauß (Leipzig, DE)
Einführung: Die Rolle des Noradrenalintransporters (NET) ist in jüngsten Studien bei ADHS verstärkt in den Fokus gerückt. In einer vorangehenden Studie konnten wir bei unmedizierten Erwachsenen mit ADHS eine verminderte Verfügbarkeit von NET in den Gehirnregionen zeigen, die für die Aufmerksamkeit relevant sind. Der prädiktive Wert von NET für den therapeutischen Effekt einer pharmakologischen Behandlung wurde bislang allerdings nur wenig untersucht. Diese Follow-up-Untersuchung hatte das Ziel den Zusammenhang zwischen dem Ansprechen auf die Therapie sowie den gesundheitlichen und sozialen Beeinträchtigungen mit der individuellen NET-Verfügbarkeit bei ADHS zu untersuchen.
Methode: Über Online- und Telefonumfragen wurden Daten von 10 Teilnehmern zu der persönlichen, familiären und beruflichen Situation, mentaler und körperlicher Gesundheit sowie den Behandlungen nach dem Studienende erhoben und mit den Ausgangsdaten verglichen.
Ergebnisse: Alle Teilnehmer erhielten eine pharmakologische Behandlung. 70% der Teilnehmer erhielten eine Methylphenidat-Monotherapie. 60% der Teilnehmer berichteten über eine allgemeine Verbesserung der ADHS-Symptome. Nur ein Teilnehmer erfüllte die Kriterien für eine vollständige Symptomremission. Es gab keinen Zusammenhang zwischen der NET-Verfügbarkeit vor der Behandlung und dem Ansprechen auf die Therapie und den bestehenden gesundheitlichen/sozialen Einschränkungen.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen keinen Zusammenhang zwischen der NET-Verfügbarkeit vor der Behandlung und dem Ansprechen auf die Therapie, so dass sich aktuell keine Hinweise für einen prognostischen Wert der individuellen NET-Verfügbarkeit für die Vorhersage des Ansprechens auf die Therapie ergeben. Dieser Aspekt sollte in größeren Studien weiter untersucht werden.