15:30 Uhr
P-04-01: Medikationssicherheit bei älteren Menschen in psychiatrischen Notaufnahmen
M. Schulze Westhoff (Hannover, DE)
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Autor:innen:
M. Schulze Westhoff (Hannover, DE)
S. Schröder (Hannover, DE)
J. Heck (Hannover, DE)
T. Krüger (Hannover, DE)
S. Bleich (Hannover, DE)
A. Groh (Hannover, DE)
Einführung:
In psychiatrischen Notaufnahmen entfallen eine Vielzahl der Konsultationen auf geriatrische Patient:innen. Diese Patient:innengruppe ist aufgrund der gleichzeitig oft vorliegenden schweren somatischen Komorbiditäten für das Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) prädisponiert. In psychiatrischen Notfällen wird den Patient:innen häufig auch eine Medikation verabfolgt. Ziel der Studie war es, die Medikationssicherheit für gerontopsychiatrische Patient:innen in einer Notaufnahme eines großen deutschen Universitätskrankenhauses zu evaluieren.
Methode:
Zu diesem Zweck wurden die Aufnahmeberichte und Medikationslisten der Patient:innen mit einem Lebensalter von über 65 Jahren untersucht, die im Rahmen ihrer Vorstellung in der psychiatrischen Notaufnahme eine Medikation erhielten. Zur Beurteilung des Einsatzes potentiell inadäquater Medikamente für ältere Menschen (PIM) wurden die PRISCUS-Liste und die Fit fOR The Aged (FORTA)-Klassifikation verwendet. Ebenfalls wurden mithilfe eines Interaktionstools (mediQ) die Medikationen der Patient:innen auf das Vorliegen und den Schweregrad möglicher Interaktionen untersucht.
Ergebnisse/Diskussion:
Am häufigsten wurden Medikamente im Zuge von Entzugssymptomen, Verhaltensstörungen bei Demenzen und deliranten Zuständen verwendet. Die am häufigsten eingesetzten Medikamente waren Pipamperon, Oxazepam und Lorazepam. Etwa 25% der Patient:innen, die eine Medikation in der ZNA erhielten, wurden schließlich gegen ihren natürlichen Willen auf eine psychiatrische Station aufgenommen. Die intramuskuläre Gabe einer Zwangsmedikation stellte im Kollektiv nur einen Ausnahmefall dar.
Schlussfolgerung:
Häufig werden als Akutmedikamente in gerontopsychiatrischen Notfallsituationen in Notaufnahmen PIM eingesetzt. Die Gabe erfolgt nicht selten im Zuge unfreiwilliger Aufnahmen, wobei Zwangsmedikationen eher Ausnahmen darstellen. Die Medikationsempfehlungen in der Notaufnahme scheinen zur generellen Polypharmazie beizutragen.
15:35 Uhr
P-04-02: Psychiatric medication and physical performance parameters – are there implications for treatment?
A. Hirschbeck (Augsburg, DE)
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Autor:innen:
A. Hirschbeck (Augsburg, DE)
D. Silva Leao (Augsburg, DE)
E. Wagner (DE)
A. Hasan (Augsburg, DE)
A. Röh (Augsburg, DE)
Der Einfluss von Psychopharmaka und deren fördernde oder hemmende Wirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit sind noch nicht eindeutig geklärt. Mit diesem systematischen Review geben wir einen umfassenden Überblick über häufig eingesetzte Psychopharmaka und deren Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit, um empirische Informationen bereitzustellen und Verordnungs- und Therapieempfehlungen für die klinische Praxis abzuleiten.
Wir durchsuchten die Datenbanken PubMed, PsycInfo und Cochrane und extrahierten Studien, in denen die Wirkung von Psychopharmaka auf Parameter der körperlichen Leistungsfähigkeit bei körperlich gesunden TeilnehmerInnen untersucht wurde. Für die abschließende Analyse wurden 36 Studien ausgewählt, die Antidepressiva, Antipsychotika, Sedativa und Stimulanzien umfassten.
Die meisten Studien (N=32) waren randomisierte kontrollierte Studien (RCT) mit einem doppel-blinden Crossover-Design. Antidepressiva (N=21) waren die am häufigsten untersuchte Medikamentenklasse mit widersprüchlichen Ergebnissen. Antipsychotika (N=3) zeigten vor allem eine leistungshemmende Wirkung, während Stimulanzien (N=4) häufig leistungssteigernd wirkten.
Während Antipsychotika leistungsmindernd zu sein schienen, waren die Ergebnisse für Antidepressiva und Sedativa uneinheitlicher. Stimulanzien waren die einzige Gruppe mit konstant leistungssteigernder Wirkung. Die meisten Studien wurden jedoch mit einer kleinen Stichprobengröße (N < 10), meist an gut trainierten ProbandInnen und nicht an psychiatrischen PatientInnen, durchgeführt. Die meisten Studien verwendeten Einzeldosen. Diese Aspekte erschweren die Formulierung allgemeiner Schlussfolgerungen für die Behandlung psychischer Erkrankungen und sollten daher in weiteren Längsschnittstudien berücksichtigt werden. Die Beantwortung unserer Forschungsfrage für die klinische Praxis ist daher relevant und sollte insbesondere angesichts der hohen Abbruchquoten bei der medikamentösen Behandlung weiter untersucht werden
15:40 Uhr
P-04-03: Menstruationszyklus-abhängige Medikamentenschwankungen bei affektiven Erkrankungen – MAMBA
J. Spadi (Würzburg, DE)
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Autor:innen:
J. Spadi (Würzburg, DE)
M. Scherf-Clavel (DE)
A. Leutritz (DE)
B. Hütz (DE)
M. Matentzoglu (DE)
M. Kurlbaum (DE)
S. Hahner (DE)
S. Kittel-Schneider (DE)
Hintergrund/Ziel: Wegen steigender Verschreibung von Psychopharmaka auch bei Frauen, gewinnen geschlechtsspezifische Unterschiede in der Psychopharmakotherapie zunehmend an Bedeutung. Bisher wurden diese Unterschiede in Zulassungsstudien vernachlässigt. Erste wissenschaftliche Studien deuten aber auf grundlegende Unterschiede in Neurobiologie affektiver Erkrankungen, Metabolismus, Pharmakodynamik-und Kinetik bei Frauen hin. Das legt eine genauere Untersuchung der zyklusabhängigen Schwankungen von Psychopharmaka nahe. Diese Pilotstudie untersuchte Medikamenten-und Hormonschwankungen bei affektiv erkrankten Patientinnen-und Kontrollprobandinnen, um ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen zyklusbedingten Hormonfluktuationen und Pharmakokinetik zu erlangen und damit eine effektivere und sicherere pharmakologische Therapie zu ermöglichen.
Methoden: Im Verlauf eines Zyklus wurden Blutproben von jeweils 27 Patientinnen und Kontrollprobandinnen zu 3 definierten Zeitpunkten (Menstruation, Ovulation und prämenstruell) entnommen und der Krankheitszustand mit MADRS/YMRS erfasst. Bei den Patientinnen wurden zusätzlich Hormonbestimmungen mittels Massenspektrometrie und ein therapeutisches drug-Monitoring (TDM) durchgeführt, wobei die Medikamente in Gruppen analysiert wurden.
Ergebnisse: Erste Analysen in der Bupropion-Gruppe zeigten signifikante Unterschiede in den Medikamentenkonzentrationen im Zyklusverlauf, und einen Trend bei Venlafaxin. Zudem wurden signifikante Unterschiede in den Hormonkonzentrationen zwischen Patientinnen und Kontrollen unter Berücksichtigung der Kontrazeptiva, Diagnosen und Medikamentengruppen festgestellt.
Zusammenfassung: Wir konnten erste Hinweise für die Relevanz geschlechtsspezifischer pharmakologischer Therapieansätze erhalten und Anhaltspunkte für eine Untersuchung der Wechselwirkung von Sexualhormonen und Symptome affektiver Erkrankungen l
15:45 Uhr
P-04-04: Prevalence and characteristics of alcohol-drug and drug-drug interactions in alcohol-dependent patients – a retrospective cohort study
S. Schröder (Hannover, DE)
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Autor:innen:
S. Schröder (Hannover, DE)
C. Massarou (DE)
M. Schulze Westhoff (DE)
P. Proskynitopoulos (DE)
J. Heck (DE)
S. Bleich (DE)
A. Glahn (DE)
OBJECTIVE: Alcohol-dependent patients are at particular risk for adverse drug reactions due to multimorbidity, polypharmacy, and altered organ function. In this study, we report the frequency and characteristics of alcohol-drug and drug-drug interactions in an alcohol-dependent patient cohort over a six-year period.
METHODS: The medications of patients with alcohol dependence on an addiction-specific ward were examined for alcohol-medication interactions. Medication lists were reviewed using the drugs.com alcohol-medication interactions. Potential drug interactions were identified using the electronic drug interaction program mediQ.
RESULTS: The overall prevalence of potential alcohol-drug interactions among all treatment cases was 66.3%. The three most commonly prescribed medications that resulted in potential alcohol-drug interactions were levetiracetam (9.4%; 230/2444), mirtazapine (6.0%; 147/2444), and sertraline (5.0%; 122/2444). The three drugs most frequently identified as having potential DDIs were pantoprazole at 10.1% (492/4868), ramipril at 9.7% (473/4868), and torasemide at 6.6% (321/4868). Polypharmacy a risk factor for DDIs, defined as regular use of 5 or more different medications, was observed in 20.6% (339/1,643) of treatment cases.
CONCLUSION: Patients with alcohol dependence are frequently affected by potential alcohol-medication interactions.
15:50 Uhr
P-04-05: Psychedelisches Microdosing: mehr als „nur“ Placebo?
L. Kärtner (Mannheim, DE)
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Autor:innen:
L. Kärtner (Mannheim, DE)
M. Spangemacher (DE)
L. Mertens (DE)
D. Erritzoe (London, GB)
G. Gründer (DE)
Hintergrund: Psychedelisches Microdosing beschreibt die Einnahme von subperzeptuellen/niederschwellig wahrnehmbaren Dosen klassischer psychedelischer Substanzen. Dieses Phänomen hat durch seine vermeindlich positiven Auswirkungen auf die psychische Gesundheit in den letzten Jahren erhebliche mediale Aufmerksamkeit erlangt. Eben diese mediale Aufmerksamkeit hat vermutlich zu einer starken positiven Erwartungshaltung gegenüber Microdosing in der Populärkultur beigetragen und ein großes Potenzial für Placebo-Effekte geschaffen.
Methoden: In dieser Arbeit vergleichen wir verschiedene Evidenzstufen moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Effekte von psychedelischem Microdosing (Beobachtungsstudien vs. randomisierte kontrollierte Studien vs. „Hybridstudien“). Wir diskutieren beobachtete akute, post-akute und langfristige Effekte von Microdosing, wie auch Designlimitationen.
Resultate: Während die Ergebnisse von unkontrollierten Beobachtungsstudien die anekdotisch berichteten positiven Effekte von Microdosing unterstützen – aber keine Belege über den Placebo-Effekt hinaus liefern können – konnten moderne randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) keine aussagekräftigen Belege für positive Effekte auf Stimmung und Kognition finden. Neuere „Hybrid-Studien“ (laborbasiert * naturalistisch) liefern jedoch Hinweise für akute stimmungsaufhellende Effekte.
Schlussfolgerungen: Obwohl Psychedelika ein wichtiges Instrument zur Untersuchung von Placebo-effekten darstellen, sind Placebo-Effekte in Psychedelika-Studien (sowohl mit hohen, als auch niedrigen Dosen) noch weitestgehend unerforscht. In diesem Zusammenhang diskutieren wir offene Fragen bezüglich der Anwendbarkeit von Microdosing im therapeutischen Kontext und wie potenzielle "placebo-verstärkende" Eigenschaften und eine synergistische Kontextgestaltung genutzt werden könnten, um die therapeutische Wirksamkeit von Microdosing (speziell in klinischen Populationen) zu untersuchen.
15:55 Uhr
P-04-06: Ambulante Therapie mit inhalativem Esketamin – ein zweistufiges Behandlungskonzept bei schwer zu behandelnder Depression
A. Ruttmann (Nürnberg, DE)
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Autor:innen:
A. Ruttmann (Nürnberg, DE)
T. Stöckl (Nürnberg, DE)
S. Keitel (Nürnberg, DE)
T. Hillemacher (Nürnberg, DE)
Seit 3/2023 ist inhalatives Esketamin (Spravato®) zugelassen zur ambulanten Behandlung bei soge-nannter „therapieresistenter“ majorer Depression. Ein Behandlungszyklus umfasst dabei eine circa 6-monatige Serie aus Einzelsitzungen, in denen Patienten in einem medizinischen Bereich durch Fachpersonal beaufsichtigt werden. Neben klinischen Aspekten zur Indikation, Sicherheit und Effizienz stellen sich eine Reihe organisatorischer Fragen, etwa zum personellen Aufwand, zu Regularien der Verordnung, Bestellung und Lagerung sowie einem geeigneten Management zum Ein- und Ausschleusen in einen Behandlungszyklus. Wir präsentieren erste Ergebnisse eines zweistufigen Therapiekonzepts am Klinikum Nürnberg, bestehend aus tagesklinischer Vorbehandlung (Induktionsphase), Zwischenbilanz und ambulanter Erhaltungstherapie über eine PIA-Gruppe. Neben organisatorischen Fragen sollen dabei auch erste Erfahrungen zur Implementierung im multimodalen Setting sowie zur sektorenübergreifenden Vernetzung erörtert werden.
16:00 Uhr
P-04-07: Selective improvement of normal pressure hydrocephalus (NPH) related symptoms in major depression with glycyrrhizin – evidence of NPH related mechanisms
H. Murck (Marburg, DE)
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Autor:innen:
H. Murck (Marburg, DE)
L. Lehr (DE)
M. Zavorotnyy (CH)
Treatment resistance in depression is associated with increased ventricular and choroid plexus volume, which are influenced by body mass index and aldosterone/cortisol ratio as well as inflammatory mechanisms. Clinically signs of normal pressure hydrocephalus (NPH), i.e. cognitive impairment, gait disturbances and bladder control issues, are correlated with depression severity, which may imply a common biological causality. Glycyrrhizin (GL) acts antiinflammatory via TLR4 antagonism and reduces aldosterone secretion by inhibition of the 11-beta-hydroxysteroiddehydrogenase type 2 (11betaHSD2). We hypothesized that this may specifically act on symptoms related to NPH. 12 inpatients with a major depressive episode (MDE) were treated with a GL containing extract adjunct to standard antidepressant therapy (TAU) and compared to 10 subjects treated as usual. Change from baseline to day 14 and day 42 regarding depression severity, NPH symptoms and gait parameters where captured. As a high number of subjects treated with GL were released only change to day 14 are reported here in order to avoid bias. A significantly larger reduction in the Hamilton depression rating scale (HAMD) score (p < 0.05) and NPH scale ( p < 0.01) with GL vs. TAU was observed. Interestingly, NPH symptoms worsened in the TAU group, but improved in the GL group, pointing to a specificity of the effect. Furthermore, a reduction in heart rate and sleep duration correlated with clinical response of depression. Symptoms of NPH occur in major depression and respond to the TLR4/11betaHSD2 inhibitor glycyrrhizin. This is in line with the notion of neuroendocrine/inflammatory alterations in patients with a MDE, which respond to GL.
16:05 Uhr
P-04-08: Bewertung der Effektstärke von Risperidon ISM®: Post-hoc-Ergebnisse der Phase-III-Studie PRISMA-3
E. Raja (Holzkirchen, DE)
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Autor:innen:
E. Raja (Holzkirchen, DE)
M. Javier (ES)
D. Naber (DE)
C. Correll (DE)
Einführung: Risperidon ISM® ist eine neue 4-wöchentliche intramuskuläre Depot-Formulierung, die unmittelbare und anhaltende Plasmaspiegel ermöglicht.
In der Zulassungsstudie PRISMA-3 zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Symptomatik (PANSS- und CGI-S-Scores) und des Schweregrads der Erkrankung bei Patienten mit akuter Schizophrenie. Diese Wirksamkeit wurde bereits am 8. Tag nach der ersten Injektion beobachtet und konnte im Verlauf von 12 Wochen noch weiter verbessert werden.
Zielsetzungen: Ziel dieser Post-hoc-Analyse war die Quantifizierung der Effektstärken der zwei Risperidon ISM Dosierungen (75 mg und 100 mg) im Vergleich zu Placebo.
Methode: Die Analyse wurde an der modifizierten ITT-Population der PRISMA-3-Studie durchgeführt. Die Effektstärken wurden für den PANSS-Gesamtscore, die PANSS-Subskalen, den CGI-S-Gesamtscore und den CGI-I-Score berechnet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 390 Patienten in die Analyse einbezogen. Die beobachteten Effektstärken für die Veränderung gegenüber dem Ausgangswert bei der Bewertung der Wirksamkeit von Risperidon ISM 75 mg und 100 mg gegenüber Placebo lagen zwischen einem mittleren und einem großen relativen Effekt (0,5-0,8). Darüber hinaus erreichten die Effektstärken für die CGI-I- und die positive PANSS-Subskala bei Patienten, die mit Risperidon ISM 75 mg bzw. 100 mg behandelt wurden, fast 0,8. Die Effektstärken der negativen PANSS-Subskala waren für beide Dosierungen annähernd mittelgroß (0,425 für 75 mg und 0,401 für 100 mg).
Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse zeigen, dass beide Risperidon ISM Dosierungen eine klinisch bedeutsame Wirkung auf die Symptomverbesserung bei mäßig bis schwer erkrankten Patienten haben.
Diese Beobachtung untermauern die Evidenz für Risperinon ISM als neue Behandlungsoption mit Risperidon, die das Potential hat, den bestehenden ungedeckten medizinischen Bedarf an einem schnell einsetzenden, langwirksamen injizierbaren Antipsychotikum zu decken.
16:10 Uhr
P-04-09: Pharmakokinetische/pharmakodynamische Modellierung und Simulation von Dopamin-D2-Rezeptor-Besetzungszeitprofilen im Vergleich zwischen monatlich verabreichtem Risperidon ISM und monatlich verabreichtem Paliperidonpalmitat
E. Raja (Holzkirchen, DE)
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Autor:innen:
E. Raja (Holzkirchen, DE)
E. Snoeck (IT)
N. Luyckx (FR)
C. Laveille (FR)
L. Ochoa (ES)
L. Anta (ES)
I. Gutierro (ES)
Einführung: Risperidon ISM ist eine neue schnellwirksame Depot-Formulierung für die Behandlung erwachsener Patienten mit Schizophrenie.
Die Belegung des Dopamin-D2-Rezeptors (D2RO) gilt als Schlüsselfaktor für die klinische Wirksamkeit und Sicherheit der antipsychotischen Behandlung bei Schizophrenie. Es ist allgemein anerkannt, dass die Belegung von D2RO zwischen 65 und 80% liegen sollte, um eine optimale antipsychotische Wirkung zu erzielen, wobei die Wahrscheinlichkeit eines klinischen Ansprechens deutlich zunimmt, wenn D2RO den Schwellenwert von 65 % überschreitet.
Ziel: Vergleich der vorhergesagten Dauer und des Prozentsatzes der Patienten, die den Schwellenwert von 65 % D2RO-Besetzung überschreiten, als pharmakologische Prädiktoren für das Ansprechen auf eine antipsychotische Medikation nach monatlicher IM-Injektion von 100 mg Risperidon ISM im Vergleich zu 150 mg Paliperidon Palmitat (PP1M).
Methode: Es wurden populationsbezogene pharmakokinetische (PK) Simulationen durchgeführt. Die PK-Profile von 1000 Patienten wurden nach vier monatlichen glutealen Injektionen von 100 mg Risperidon ISM im Vergleich zu 150 mg PP1M simuliert. Die PP1M-Simulationen wurden mit dem zuvor veröffentlichten Pop-PK-Modell von PP1M durchgeführt. D2RO-Profile wurden unter Verwendung des Pop-PK-Modells für beide Formulierungen in Verbindung mit einem Emax-Modell simuliert.
Ergebnisse: Mehr als 10 % der mit PP1M behandelten Patienten bleiben während der ersten drei Behandlungsmonate unter einem D2RO-Wert von 65 %, während der Prozentsatz der mit Risperidon ISM behandelten Patienten seit Beginn der Behandlung weniger als 1 % betrug.
Schlussfolgerung: Simulierte D2RO-Profile zeigten, dass Risperidon ISM (100 mg) eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein klinisches Ansprechen (D2RO-Besetzung über 65 %) bietet als PP1M (150 mg). Somit kann Risperidon ISM eine wirksame therapeutische Strategie für eine rasche und nachhaltige Symptomreduzierung bei Patienten nach einem akutem Rückfall sein.
16:15 Uhr
P-04-10: Wirksamkeit von Cariprazin zur Therapie depressiver Symptome: gepoolte Daten aus Studien der Indikationen Schizophrenie, bipolarer Depression und Depression
C. Hahn (Ulm, DE)
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Autor:innen:
R. McIntyre (CA)
R. Csehi (HU)
C. Hahn (Ulm, DE)
G. Nemeth (HU)
EINFÜHRUNG: Depressive Symptome treten häufig auf bei Patienten mit Schizophrenie (SCZ) und definieren Depressionen (MDD) und Bipolare Störungen (BD). An der Entstehung beteiligt ist u.a. eine veränderte Neurotransmission an Serotonin- und möglicherweise auch Dopamin-D3-Rezeptoren. Cariprazin (CAR), ein partieller Dopamin-D2/D3-Agonist, bindet bevorzugt an D3-Rezeptoren, zudem als partieller Agonist an Serotonin 5-HT1A und Antagonist an 5-HT2B-Rezeptoren. Die Wirkung von Cariprazin auf depressive Symptome bei Patienten mit SCZ, Depressionen und bipolaren Störungen ist Gegenstand dieser Untersuchung.
METHODE: Gepoolte Daten randomierter klinischer Studien in den Indikationen SCZ (N=3; 1.5-9 mg/d), BD (N=3; 1.5-3 mg/d) und MDD (N=2, CAR als Add-On zur antidepressiven Therapie: 1 – 4,5 mg/d). Die Auswertung erfolgte in den SCZ-Studien mittels der vom Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS)- abgeleiteten Marder Angst/Depressions-Faktoren von Baseline (BL) bis Woche 6; bei Bipolarer Depression von BL bis Woche 6 mittels der Montgomery-Åsberg Depressions Skala (MADRS); bei Patienten mit MDD von BL bis Woche 6 resp. 8 mit dem MADRS Total Score.
ERGEBNIS: SCZ: Gepoolte Daten von 1466 Patienten (Plazebo PLB=442, CAR=1024) zeigen eine statistisch signifikante Überlegenheit von CAR vs. PLB. MDD: Die Daten der insgesamt 1046 mit CAR und 513 PLB behandelten Patienten lassen für 1,5mg [NCT03738215] und den Dosisbereich 2.0-4.5 mg/d (durchschnittliche Dosis 2.6 mg/d) [NCT01469377] CAR eine statistische Überlegenheit vs. PLB erkennen. FAZIT: Die Daten der Studien zur BD-Depression mit 1383 Patienten (PLB=460, CAR=923) zeigt eine Überlegenheit von CAR vs. PLB. Damit können die Schlussfolgerungen gezogen werden: 1) CAR wirkt positiv auf depressive Symptome; 2) Diese Wirkung ist Diagnosen-unabhängig. CAR zeigt damit ein breites Spektrum antidepressiver Wirkungen bei verschiedenen Patientenpopulationen.
16:20 Uhr
P-04-11: Clinical Global Impression (CGI) von Cariprazin bei Schizophreniepatienten mit Negativsymptomatik: ein Vergleich von RCT-Daten vs. Real-World-Evidenz
C. Hahn (Ulm, DE)
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Autor:innen:
E. Rancans (LV)
Z. Dombi (HU)
C. Hahn (Ulm, DE)
G. Nemeth (HU)
EINFÜHRUNG: Doppelblinde, klinische Studien sind Goldstandard in der Forschung, können jedoch nur mit Limitationen auf Real World Praxis übertragen werden. Gerade bei neuen Medikationen wie Cariprazin, einem Antipsychotikum der 3. Generation zur Behandlung von Schizophrenie, ist der Bedarf nach deren Wirksamkeit in klinischer Praxis entsprechend hoch. Clinical Global Impression - (CGI) – Skalen sind ein einfach handzuhabendes klinisches Tool, um die Schwere einer Erkrankung (CGI-S) oder den Verlauf der Erkrankung (CGI-I) zu bestimmen.
METHODE: CGI-S und CGI-I von 2 Studien mit Cariprazin bei schizophrenen Patienten mit Negativsymptomatik werden verglichen: klassische klinische Studie (RCT) vs. Real-World-Untersuchung (NIS). Die Ergebnisse wurden so geplottet, dass ein visueller Vergleich der Daten trotz unterschiedlichen Studiendesigns ermöglicht wird. RCT: 220 Patienten mit Schizophrenie, stabil eingestellt, mit überwiegender Negativsymptomatik; p-Wert determiniert Signifikanz vs. Risperidon; Zieldosis Cariprazin 4,5mg vs. 4,0 mg Risperidon; NIS: 116 Patienten mit Schizophrenie und noch vorhandener Negativer Symptomatik /CGI „mildly ill” / open-label / 16 Wochen/ p-Wert = Signifikanz von Baseline; Cariprazin Dosierung nach klinischem Ermessen
ERGEBNIS: CGI-S-Score RCT: Nach Ende der 26-Wochen Beobachtungsdauer war unter Cariprazin der CGI-S Score signifikant reduziert (Risperidon: -0,7); CGI-S-Score NIS: In Woche 16 hatte sich der CGI-S ebenso signifikant verbessert (-0.9, p < 0.001). CGI-I-Score: In beiden Settings wurden hier Verbesserungen im Range „gering“ bis „sehr stark“ erreicht. Der Vergleich beider Studien belegt, dass die Wirkung von Cariprazin aus der RCT mit der von Real-World-Daten vergleichbar ist.
16:25 Uhr
P-04-12: Antipsychotic combination therapy for schizophrenia from a PET imaging perspective
M. Spangemacher (Mannheim, DE)
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Autor:innen:
M. Spangemacher (Mannheim, DE)
X. Hart (Tokyo, JP)
C. Schmitz (Mannheim, DE)
G. Gründer (Mannheim, DE)
Background
Treatment with combinations of antipsychotics is common clinical practice. Approximately 20% of all patients treated with antipsychotics are being administered antipsychotic polypharmacy [1]. The evidence supporting the benefit of antipsychotic combination treatment is limited [2].
There is only one small study that explored the effect of antipsychotic combination treatment on striatal D2-dopamine receptor occupancy [3]. However, D2-receptor occupancy for most antipsychotics can be predicted from a single antipsychotic plasma level [4].
We hypothesize that if one predicts D2-receptor occupancy for two different antipsychotics from plasma levels as therapeutic combination, most of them will exceed the 65 – 80 % window of receptor occupancy, which is associated with effective antipsychotic treatment.
Here we present a newly developed model for calculating occupancy during combination therapy.
Methods
The law of mass action (Michaelis-Menten kinetics) relates the serum concentration C of a single compound and receptor occupancy as follows (Emax = maximum attainable receptor occupancy; EC50 = serum concentration that leads to half maximum receptor occupancy):
occupancy [%] = (Emax x [C])/(EC50 + [C])
Our model modifies this calculation and takes into consideration the competition of two different compounds with different affinities.
occupancy [%] = 100 – 100/(1 + C1/EC501 + C2/EC502)
Results
For antipsychotic combinations, we show that the D2-receptor occupancy is high even at mediate dosages of the respective antipsychotic substance. For example, at serum levels of 200 ng/ml clozapine and 3 ng/ml haloperidol, D2-receptor occupancy is already 91%. If the serum concentration of haloperidol is increased to 10 ng/ml, the receptor occupancy rises to 97%.
Discussion
This new model illustrates that striatal D2-like receptor occupancy readily exceeds the 80% threshold level for extrapyramidal side effects when two compounds with moderate to high affinity are combined.
16:30 Uhr
P-04-13: Neue Behandlungsoption bei Schlaf-Wach-Rhythmusstörung vom verzögerten Typ: Einsatz des DORAs Daridorexant?
V. van Ginneken (Berlin, DE)
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Autor:in:
V. van Ginneken (Berlin, DE)
Fragestellung
Für die Therapie der Schlaf-Wach-Rhythmusstörung vom verzögerten Typ (DSWPD) werden aktuell meist verhaltenstherapeutische Maßnahmen mit dem Einsatz von Tageslicht und Melatonin kombiniert. Nicht in allen Fällen lässt sich damit die erwünschte graduelle Phasenvorverlagerung erreichen und ausreichend stabilisieren. Ist der Duale Orexin- Rezeptorantagonist (DORA) Daridorexant eine wirksame Therapieoption bei insomnischen Beschwerden im Rahmen einer zugrundeliegenden Schlaf-Wach-Rhythmusstörung?
Methode
Case Report: Diagnostik und Therapie eines 31-jährigen Patienten mit fremdanamnestisch seit der Kindheit bestehender DSWPD. Die schlafmedizinische Diagnostik und in Folge Therapieevaluation erfolgte mittels Aktimetrie und Einsatz eines digitalen Schlaf-Wach-Tagebuchs mit Erfassung der Tagesbefindlichkeit (Stimmung, Leistungsfähigkeit, Erschöpfung) mittels visueller Analogskala.
Ergebnis
Initial zeigte sich das typisches Profil einer DSWPD. Der Patient führte dann über 21 Tage eine Chronotherapie mit graduellem Vorziehen des Aufstehzeitpunktes kombiniert mit Tageslichtapplikation/Sport morgens und Melatonin (2mg 4h vor dem Zubettgehen) durch. Darunter erreichte er keine ausreichende Besserung, als UAW kam es zu holozephalen Kopfschmerzen. In Folge erfolgten multiple frustrane therapeutische Anpassungen, u.a. mit Einsatz von sedierenden Antidepressiva zum Schlafanstoß. Erst nach Therapieumstellung auf Daridorexant (50mg 60min vor dem Einschlafen) mit Beibehalten eines fixen Aufstehzeitpunktes wurde eine stabile Reduktion der Einschlaflatenz auf < 30min mit Vorverlagerung der Schlafphase, erholsamer Nachtschlafqualität sowie Besserung der Tagesbefindlichkeit erreicht. Der positive Effekt auf den Nachtschlaf war auch bei Nachkontrolle nach 3 Monaten stabil, der Patient berichtet zudem über eine weitere Besserung der Leistungsfähigkeit.
Schlussfolgerung
Der DORA Daridorexant ist potentiell wirksam und hilfreich bei der Behandlung einer DSWPD.