13:30 Uhr
Klinischer Hochrisikostatus der Depression: Auftreten, Dauer und Symptommuster der Prodromalphase
N. Wege (Düsseldorf, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
N. Wege (Düsseldorf, DE)
E. Meisenzahl-Lechner (DE)
G. Schulte-Körne (DE)
E. Greimel (DE)
U. Dannlowski (DE)
T. Hahn (DE)
G. Romer (DE)
M. Romanos (DE)
L. Deserno (DE)
F. Schultze-Lutter (DE)
Hintergrund:
Zur Verringerung der Inzidenz von depressiven Störungen ist die indizierte Prävention ein relevantes Ziel der präventiven Psychiatrie. Das Konzept der indizierten Prävention wurde als präventive Interventionen etabliert, die sich auf klinisch hochriskante Personen konzentrieren. Jedoch ist das Prodrom der Depression bisher nur wenig erforscht. Das Ziel der aktuellen Studie war es, das Auftreten eines klinischen Hochrisikozustands der Depression, dessen Dauer und Symptomkonstellation zu erfassen.
Methoden:
73 stationäre Patienten mit einer diagnostizierten depressiven Störung in partieller Remission wurden mit unserem neu entwickelten semi-strukturierten klinischen Instrument, dem DEpression Early Prediction-INVENTORY (DEEP-IN) bewertet. Innerhalb von DEEP-IN wurde der Verlauf der Prodromalsymptome mithilfe einer Lifechart-Methode erfasst.
Ergebnisse:
Der überwiegende Anteil der Patienten (93,2%) berichtete über eine Prodromalphase vor der Entwicklung von depressiven Episode. Die durchschnittliche Dauer der Prodromalphase betrug 7,9 Monate (Standardabweichung 12,5). Innerhalb der Gruppe mit identifizierter Prodromalphase wurden sowohl psychopathologische (95,6%) als auch somatische Symptome (88,2%) berichtet. Somatische Symptome waren bei weiblichen Patienten signifikant häufiger als bei männlichen präsentiert (97,6% vs. 73,1%). Darüber hinaus zeigten männliche Patienten im Vergleich zu weiblichen eine signifikant längere Prodromalphase (10,7 vs. 6,1 Monate; p = 0,1).
Schlussfolgerungen:
Bei der Mehrheit der Patienten mit Depression wurde eine klinisch relevante prodromale Phase identifiziert, die mehrere Monate vor dem Beginn der Depression auftritt. Sowohl psychopathologische als auch somatische Symptome wurden berichtet. Die Entwicklung strukturierter Instrumente zur Bewertung von depressiven Prodromen ist ein vielversprechender Ansatz für die frühe Erkennung sowie die indizierte Prävention von Depressionen in der Zukunft.
13:42 Uhr
Prädiktoren von Depression nach Schwangerschaftsverlust: Einsatz adaptierter schwangerschaftsverlustspezifischer Messinstrumente
S. Balle (Neubiberg, DE)
C. Nothelfer (München, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
S. Balle (Neubiberg, DE)
C. Nothelfer (München, DE)
R. Mergl (DE)
S. Quaatz (DE)
S. Hoffmann (DE)
H. Hoffmann (DE)
K. Eichhorn (DE)
A. Allgaier (DE)
Erste wenige Studien wiesen darauf hin, dass für Frauen nach einem SSV ein erhöhtes Depressionsrisiko besteht, insbesondere für Frauen ohne lebende Kinder. Vereinzelte inkonsistente Befunde existieren zum Zusammenhang von Anzahl und Art der Verluste sowie einzelner Facetten von Partnerschaftsqualität und Bewältigung. In einer Vorstudie untersuchten die Autor:innen erstmals alle genannten Faktoren simultan in einer groß angelegten Regressionsanalyse. Dabei stellte sich insbesondere für die Partnerschaftsqualität und Bewältigung ein Fehlen von für SSV adaptierte Messinstrumente heraus. Daher wurden für die vorliegende Studie Fragebögen entwickelt, die an die spezifische Situation von Frauen nach SSV angepasst sind und in ihrem Zusammenhang mit Depression untersucht werden sollten.
Im Kontext einer Online-Studie bearbeiteten N = 505 Probandinnen mit einem SSV innerhalb der letzten 12 Monate soziodemografische Fragen, Fragen zu ihrer SSV-spezifischen Anamnese, die am Lehrstuhl entwickelten Fragebögen „Fragebogen zu Bewältigungsstrategien nach Schwangerschaftsverlusten“, „Fragebogen zu Attributionsprozessen nach Schwangerschaftsverlusten“ und „Fragebogen zur Partnerschaftsqualität nach Schwangerschaftsverlusten“ sowie die deutsche Version des Patient Health Questionnaire.
In einer Regressionsanalyse zeigten partnerschaftliche Differenzen in der Trauerverarbeitung, eine Belastung des/der Partner:in, dysfunktionale partnerschaftliche Kommunikation, Selbstbeschuldigung, Konsum/Rückzug und Schreiben einen positiven, persönliches Wachstum und aktive Ablenkung einen negativen Zusammenhang mit Depression.
Bei einer simultanen Betrachtung verschiedener potenzieller Prädiktoren von Depression mit SSV-spezifischer Operationalisierung relevanter psychologischer Konstrukte stellten sich partnerschaftliche und bewältigungsbezogene Aspekte als relevante Faktoren heraus. Dahingegen zeigten SSV-spezifische anamnestische Merkmale wie Kinderlosigkeit keine Zusammenhänge mit Depression.
13:54 Uhr
Leveraging smartwatches to assess stress for early detection and relapse prevention in depression
P. Prabhakaran (Freiburg im Breisgau, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
P. Prabhakaran (Freiburg im Breisgau, DE)
V. Galuba (DE)
S. Vestring (DE)
K. Domschke (DE)
C. Normann (DE)
Depression is a debilitating psychiatric condition that presents a significant challenge due to the lack of standardized screening procedures for early detection and relapse prevention. In this study, we leverage technology, specifically the Empatica EmbracePlus smartwatch, to assess stress as a potential biomarker for detecting depressive state and severity. Employing a cross-over design, that includes healthy controls and depressed patients, we compare the stress response of participants following two distinct interventions.
First, a mindfulness-based intervention (MBI), seeks to guide subjects away from their current problems and depressive symptoms, fostering a relaxing environment. Conversely, the structured interview using the Montgomery Åsberg Depression Rating Scale (SIGMA) repeatedly confronts subjects with depression symptoms and deficits, creating a stressful environment. SIGMA interview will induce a decrease in overall heart rate variability (HRV), with depressed patients demonstrating reduced baseline variability and a greater decline under stress compared to healthy controls. Moreover, the MBI will lead to late relaxation onset and diminished relaxation in depressed patients. Additionally, frequency analysis of HRV reveals a dominant low-frequency (LF) component in baseline condition for depressed patients, in contrast to a dominant high-frequency (HF) component observed in healthy controls. Moreover, depressed patients demonstrate electrodermal hypoactivity, as measured by electrodermal activity (EDA). Finally, the collected data will be utilized to develop an artificial intelligence model capable of detecting the worsening of depressive conditions, providing a valuable tool to aid in the early detection and relapse prevention of depression.
14:06 Uhr
Signaturen aus der Atemluft zur Unterscheidung von Patient:innen mit depressiver Störung und gesunden Proband:innen
L. Boesehans (Aachen, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
L. Boesehans (Aachen, DE)
A. Held (DE)
O. Lock (DE)
D. Henning (DE)
M. Qunaibi (DE)
A. Lemmrich (DE)
T. Frodl (DE)
Hintergrund:
Bei der Major Depression handelt es sich um eine der häufigsten psychischen Erkrankungen, welche noch immer beinahe ausschließlich durch das psychiatrische Gespräch diagnostiziert wird. Die Forschung konzentriert sich jedoch zunehmend auf die Entwicklung neuer, nicht-invasiver diagnostischer Instrumente. Ein einfach anzuwendendes Verfahren stellt die Atemgasanalyse da, mit der kürzlich gezeigt wurde, dass die Konzentrationen von kleinsten volatilen organischen Substanzen (VOCs), die mit dem Energiestoffwechsel, Tryptophan- und Lipidstoffwechsel zusammenhängen, bei der depressiven Störung im Vergleich zu gesunden Probanden erniedrigt sind (Lueno et al. 2022). Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob die exspiratorische Atemluft VOCs enthält, die Patienten mit einer klinisch gesicherten Depression eindeutig von gesunden Probanden unterscheiden und ob diese Moleküle eine Klassifikation in Depression versus gesund ermöglichen.
Methodik:
Es werden in der Testgruppe 80 an depressiver Störung erkrankte Patient:innen rekrutiert, wobei das Ziel ist 40 Patient:innen zu untersuchen, die bei Erstuntersuchung keine Antidepressiva einnehmen und 40 Patient:innen zu untersuchen, die bereits vor Einschluss in die Studie eine antidepressive medikamentöse Therapie begonnen hatten. Ferner werden 80 gesunde Proband:innen in die Studie eingeschlossen, die nach Alter und Geschlecht zu den gesunden Proband:innen gematcht sind. Die Atemluftanalyse erfolgt mittels Protonen-Transfer-Reaktions-Time of Flight- Massenspektrometrie (PTR-TOF-MS).
Ergebnisse:
Planmäßig sollen vorerst die Daten von 40 Patient:innen mit Depression und 40 gesunde Proband:innen ausgewertet werden. Damit wollen wir die Ergebnisse aus unserer ersten Publikation bestätigen und mittels der deutlich feineren Messmethode weitere Marker identifizieren.
Referenz: Marian Lueno et al. Volatile Organic Compounds From Breath Differ Between Patients With Majot Depression And Healthy Controls. Front Psychiatry (2022)