Autor:innen:
V. Schmitt (Mainz, DE)
L. Hobohm (Mainz, DE)
O. Hahad (Mainz, DE)
V. Sivanathan (Mainz, DE)
F. Schmidt (Trier, DE)
T. Münzel (Mainz, DE)
P. Lurz (Mainz, DE)
T. Gori (Mainz, DE)
K. Keller (Mainz, DE)
Hintergrund: Diabetes mellitus Typ 1 (DM1) geht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher. Ziel der Studie war die Untersuchung des Einflusses des DM1 auf die innerklinische Mortalität bei aufgrund eines Myokardinfarktes hospitalisierten Patienten in einem Zeitraum von 12 Jahren in Deutschland.
Methoden: Die Studie umfasst alle aufgrund eines Myokardinfarktes erfolgten Hospitalisationen in Deutschland im Zeitraum 2005 bis 2016, basierend auf ICD-10-GM Codes und dem Operationen- und Prozedurenschlüssel (Quelle: RDC des Statistischen Bundesamtes, DRG Statistiken 2005-2016, und eigene Berechnungen). Nach Stratifizierung für das Vorhandensein eines Diabetes mellitus Typ 1 wurde der Einfluss des DM1 auf die Mortalität untersucht.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 3.307.703 Hospitalisationen von Patienten mit MI (37,6% weiblich; 56,8% im Alter von 70 Jahren oder älter) eingeschlossen. Bei 18.625 (0,6%) Fällen wurde zusätzlich ein DM1 kodiert. Von allen im Zeitraum 2005-2016 aufgrund eines MI hospitalisierten Patienten starben 410.737 Patienten (12,4%) während des Krankenhausaufenthaltes. Patienten mit MI und DM1 waren jünger (64,0 [Interquartilsabstand (interquartile range, IQR) 52,0 bis 75,0] vs. 73,0 [IQR 62,0-81,0] Jahre, P < 0,001), häufiger weiblich (38,7% vs. 37,6%, P < 0,001) und übergewichtig (13,2% vs. 9,3%, P < 0,001). Sie wiesen häufiger eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (14,2% vs. 6,4%, P < 0,001) und akute oder chronische Nierenerkrankung (38,5% vs. 27,2%, P < 0,001) auf, während Vorhofflimmern/-flattern (16,2% vs. 21,8%, P < 0,001) und COPD (6,8% vs. 8,9%, P < 0,001) weniger prävalent waren – möglicherweise bedingt durch das jüngere Alter der DM1 Patienten. Bei Patienten mit MI war ein zusätzlich vorliegender DM1 ein unabhängiger Risikofaktor für Tod während des Krankenhausaufenthaltes (Odds Ratio (OR) 1,23 [95%CI 1,18-1,29], P < 0.001), Rezidiv eines Myokardinfarktes innerhalb der ersten 4 Wochen (OR 1,56 [95%KI 1,35-1,80], P < 0,001), Apoplex (OR 1,75 [95%KI 1,63-1,88], P < 0,001), intrazerebraler Blutung (OR 1,65 [95%KI 1,35-2,03], P < 0,001) und Notwendigkeit für eine Transfusion (OR 1,64 [95%KI 1,58-1.71], P < 0,001). Eine Koronarangiographie (52,9% vs. 55,2%, P < 0,001) und perkutane Koronarinterventionen (PCI) (37,8% vs. 42,0%, P < 0,001) wurden weniger häufig und eine koronare Bypass-OP (7,4% vs. 4,6%, P < 0,001) häufiger durchgeführt bei vorliegendem DM1, was regressionsanalytisch bestätigt wurde (Koronarangiographie: OR 0,69 [95%KI 0,67-0,71], P < 0,001; PCI: OR 0,66 [95%KI 0,64-0,68)], P < 0,001; Bypass-OP: OR 1,54 [95%KI 1,45-1,63], P < 0,001).
Schlussfolgerung: Bei Patienten mit Myokardinfarkt stellt der DM1 einen eigenständigen Risikofaktor für Mortalität unabhängig von Alter, Geschlecht und Komorbiditäten dar. Die Ergebnisse unterstreichen die hohe Vulnerabilität der Patienten mit DM1 bei vorliegendem MI.