Autor:innen:
L. Manthey (Hannover, DE)
M. Stankov (Hannover, DE)
A. Cossmann (Hannover, DE)
A. Kempf (Göttingen, DE)
I. Nehlmeier (Göttingen, DE)
G. Morillas Ramos (Hannover, DE)
N. Calderón Hampel (Hannover, DE)
M. Hoffmann (Göttingen, DE)
S. Pöhlmann (Göttingen, DE)
A. Dopfer-Jablonka (Hannover, DE)
G. Behrens (Hannover, DE)
Zielsetzung
Nach dem Aufkommen der SARS-CoV-2 Immune Escape-Variante Omikron und ihren Subtypen wurde versucht, zunächst mittels bivalenter gegen Wuhan-Hu-1 und BA.4/5 sowie später monovalenter gegen XBB.1.5 gerichteter Impfstoffe einen besseren Schutz zu erzielen. Wir untersuchen die durch diese Impfstoffe induzierten Antworten der B-Gedächtniszellen (MBC) mit besonderem Fokus auf eine Omikron-Spezifität und den Einfluss von Immune Imprinting durch vorherige Antigenexposition.
Methoden
In der longitudinalen, prospektiven COVID-19 Contact (CoCo) Study wurden drei Gruppen untersucht: Immunkompromittierte HämodialysepatientInnen (DP) vor und nach BA.4/5- sowie XBB.1.5-Impfung; gesunde Personen (HC) aus dem medizinischen Fachpersonal vor und nach BA.4/5- sowie XBB.1.5-Impfung; und Personen nach Omikron-Infektion ohne vorangegangene COVID-19-Impfung. Die Spezifität der MBC wurde durchflusszytometrisch bestimmt. Daraus ergaben sich drei MBC-Populationen: XBB.1.5-spezifische, Wuhan-Hu-1-spezifische oder kreuzreaktiv gegen beide Antigene gerichtete MBC. Anti-S Antikörper wurden mittels ELISA bestimmt oder Pseudovirus-Neutralisationstest gemessen.
Ergebnisse
Die bivalente Impfung führte zu einem Anstieg der Gesamtfrequenz SARS-CoV-2-spezifischer MBC bei DP (0,81% auf 1,55%), bestehend aus überwiegend kreuzreaktiven MBC (relativer Anteil an S-Antigen-spezifischen MBC 74% auf 77,5%). Wuhan-Hu-1-spezifische MBC nahmen kaum zu und XBB.1.5-spezifische MBC stellten absolut einen untergeordneten Anteil dar (0,01% bzw. 0,06 %). Bei den HC zeigt sich ein ähnliches Bild mit eher geringer varianten-spezifischer Antwort bei verstärktem Anteil kreuzreaktiver MBC. Auch nach monovalenter XBB.1.5 Impfung erhöht sich in DP die Gesamtfrequenz der MBC (0,86% auf 1,57%) bei weiterhin niedrigem absolutem XBB.1.5 spezifischem MBC-Anteil (0,04% auf 0,09%). Auch hier präsentierte sich in HC das MBC-Spektrum ähnlich mit einem sehr geringen Anteil XBB.1.5 spezifischer MBC am Antikörperanstieg. Im Gegensatz dazu fanden sich bei Antigen-naive Personen nach Omikron-Infektion zwar eine insgesamt geringere Frequenz SARS-CoV-2-spezifischer MBC, die sich aber zu etwa gleichen Teilen aus kreuzreaktiven sowie Omikron-spezifischen und nur zu einem kleinen Anteil aus Wuhan-Hu-1-spezifischen MBC zusammensetzt.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass in XBB.1.5 geimpften DP und HC die Immunantwort gegen Omikron-Varianten vor allem auf kreuzreaktiven B-Zellen beruht, die bereits durch vorherige Impfung und Infektion aufgebaut wurde. Der Anteil von Omikron-spezifischen MBC nach bivalenter oder XBB.1.5 monovalenter Impfungen ist deutlich geringer, als in einem antigen-naiven Immunsystem. Unsere Daten zeigen jedoch, dass trotz Immune Imprinting durch die Akzentuierung von Kreuzreaktivität ein breiter Schutz gegen neue Omikron-Subvarianten erreicht werden kann.