Beschreibung:
Chronische Schmerzpatienten gelten im klinischen Alltag oft als schwierige
Patienten. Bei genauer Betrachtung stellt sich meist die Interaktion zwischen Ärzten
und Patienten mit chronischen Schmerzen als wesentliches Problem dar.
Die grundlegenden Schwierigkeiten gehen im Wesentlichen auf drei Aspekte zurück:
Das Drängen der Patienten auf weitere somatische Diagnostik und Therapie mit
konsekutiv deutlich appellativem Verhalten, die Befürchtung der Ärzte, vielleicht
doch eine verborgene Krankheit zu übersehen oder übersehen zu haben sowie
drittens die Diskrepanz in den jeweiligen Ursachenüberzeugungen. Patienten mit
chronischen Schmerzbeschwerden sprechen gleichsam eine „Sprache der
Schmerzen“; die Symptomklagen des Patienten sollten vom Therapeuten aktiv
entgegengenommen und durch Nachfragen und Anregungen strukturiert werden.
Die teils sehr ausführlichen Schilderungen der Schmerzen sollten dabei nicht als
Widerstand, sondern unvermeidbares Charakteristikum dieser Patientengruppe
verstanden werden. Aus dieser aktiv-stützenden Haltung entspringt insbesondere
bei Patienten mit einer psychischen Komorbidität die Form der tangentialen
Gesprächsführung. Dies bedeutet, dass Bereiche des intrapsychischen Erlebens eher
beiläufig angesprochen werden und die Patienten nicht vorschnell mit der Aussage
konfrontiert werden, die Beschwerden seien teilweise oder gänzlich psychisch oder
psychosomatisch zu erklären. Stattdessen kann ein positives Erklärungsmodell
angeboten werden, z.B. mit Information über psychophysiologische
Zusammenhänge wie veränderten Körperreaktionen bei Aufregung oder Stress.
Um eine konfrontative, psychische Aspekte zu sehr fokussierende Gesprächsführung
zu vermeiden, bieten sich auch Verweise auf andere Patienten an: „Bei vielen
meiner Kopfschmerz-Patienten ist es so, dass …“. Einen ähnlichen Effekt haben
sogenannte „Ich Botschaften“, z.B. die Formulierung: „Ich habe den Eindruck, dass
die hartnäckigen und lange anhaltenden Schmerzen Ihnen auch seelisch ziemlich
zusetzen.“ Hier hat der Patient die Möglichkeit, diesem Eindruck zuzustimmen, aber
auch ohne großes konfrontatives Moment zu verneinen. Dies bedingt eine
Anpassung der Gesprächsführung – insbesondere in der Frühphase der Arbeit mit
dem Patienten – um die fast regelhaft zu erwartenden interaktionellen
Schwierigkeiten zu minimieren. Hierzu ist eine zielgerichtete, rationale
Kommunikationsstrategie hilfreich, die lehr- und lernbar ist und im Rahmen des
Seminars mit Hilfe von Videosequenzen vermittelt wird.
Zielgruppe:
Keine Einschränkung; Seminar grundlagenorientiert
Ziele:
1. Selbstreflexion eigener Strategien in der Gesprächsführung mit Schmerzpatienten
2. Systematik effizienter verbaler Interventionstechniken –
nicht nur für Schmerzpatienten