Autor:innen:
T. Simperl (Tübingen, DE)
T. Freilinger ( Tübingen, DE)
V. Schubert (Tübingen, DE)
Hintergrund und Zielsetzung
Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Ursachen für ambulante Arztbesuche. Dies gilt nicht nur für den niedergelassenen Bereich, sondern auch für Notfallambulanzen. Bisher gibt es nur wenig epidemiologische Daten zu diesem Themenfeld. Insbesondere spezifisch zur Charakteristik von akuten Kopfschmerzpatienten im Kontext einer spezialisiert neurologischen Notfallambulanz ist die Datenlage rar.
Methoden
Die Arbeit wurde am Zentrum für Neurologie des Universitätsklinikums Tübingen durchgeführt. Mittels einer retrospektiven Aktenanalyse wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten alle Patienten identifiziert, die sich notfallmäßig mit dem Leitsymptom Kopfschmerz vorstellten. Dabei wurden u.a. folgende Parameter erfasst: Geschlecht, Alter, Beginn und zeitlicher Verlauf der Beschwerden, Lokalisation, Intensität, Charakter, Begleitsymptome, durchgeführte Diagnostik, gestellte Diagnose, verabreichte Therapie, erneute Vorstellung im Verlauf. Die erhaltenen Ergebnisse wurden analysiert, Zusammenhänge geprüft und mit Daten aus der Literatur abgeglichen, sowie auf die Relevanz für den klinischen Alltag überprüft.
Ergebnisse
Insgesamt wurden n=345 Patienten in die retrospektive Studie eingeschlossen. Dies entspricht 24,5% aller notfallmäßigen Patienten in der neurologischen Ambulanz. 65,8% waren Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 41,1 Jahren. 45,2% der Patienten waren zwischen 21 und 40 Jahren alt. n=137 gaben an, erstmals derartige Kopfschmerzen zu haben. Nur n=161 gaben an, bei der aktuellen Episode bereits vorher Medikamente eingenommen zu haben. 61,0% zeigten in der neurologischen Untersuchung keine Auffälligkeit. n=79 erhielten die Diagnose Migräne, 34,4% eine sekundäre Diagnose und 28,9% erhielten keine Diagnose. Insgesamt wurde in n=1 eine SAB diagnostiziert. 56,5% wurden ausschließlich ambulant geführt. Zusammenhänge wie beispielsweise des Vorstellungszeitpunktes oder der erhaltenen Diagnose wurden untersucht.
Einen plötzlich einsetzen Kopfschmerz von heftigster Intensität gaben n=11 Patienten an und wurden als Subgruppe der Donnerschlagpatienten gezielt analysiert. Hierbei lag das Durchschnittsalter bei 38,3 Jahren.
Zusammenfassung und Ausblick
Das Leitsymptom Kopfschmerz zählt in einer universitären spezialisiert neurologischen Notfallambulanz zu einem führenden Vorstellungsgrund. Es lag eine starke Repräsentation von Patienten im jungen/mittleren Erwachsenenalters vor. Übereinstimmend mit der Literatur ist eine Diagnosestellung nach den IHS-Kriterien oft anspruchsvoll. Primäre Kopfschmerzen und sekundäre Kopfschmerzen kommen circa so häufig vor, wie ein Patient keine Diagnose erhalten hat. Hinsichtlich der Patientenprofile konnten Konsequenzen für den klinischen Alltag abgeleitet werden.