Akuter, experimentell erzeugter Muskelschmerz führt zur Schonung des betroffenen Muskels und zu einer Umverteilung der Aktivität in synergistisch tätige und antagonistisch wirksame Muskeln. Die Details der Umverteilung sind individuell verschieden und aufgabenspezifisch. Sie sind schlecht vorhersagbar und lassen sich nur eingeschränkt durch Bewegungsbeobachtung feststellen. Betroffene suchen neue motorische Muster, um trotz Schmerz Bewegungsziele zu erreichen. Diese akuten Veränderungen werden als Ausgangspunkt für persistierend veränderte Muskelaktivität bei chronischen Schmerzpatienten betrachtet. Auch Schmerzpatienten demonstrieren individuell unterschiedliche motorische Strategien, die jedoch häufig charakteristische Defizite zeigen. So ist die Muskelaktivierung weniger variabel, Muskeln arbeiten weniger differenziert, weniger aufgabenspezifisch und zielgenau. Es etablieren sich Schutzmuster defizitärer Muskelaktivität. Darüber hinaus verändert sich mit dem Schmerz und der eingeschränkten Motorik die Körperwahrnehmung, und zwar nicht nur die Wahrnehmung des eigenen Körpers, sondern auch die Wahrnehmung anderer. Studien zeigen, dass schmerzbedingte Veränderungen muskulären Verhaltens und körperlicher Wahrnehmung sich reduzieren lassen, wenn Betroffene unter gezielter Anleitung aktiv daran arbeiten.