Traumatische Ereignisse und frühe Misshandlungserlebnisse werden in den letzten Jahren zunehmend als Risikofaktoren für die Entstehung und Ausbreitung chronischer Schmerzen diskutiert (Tesarz et al. 2015; Häuser et al. 2013; Leisner et al. 2014). Bisherige Studienergebnisse zeigen, dass psychische Traumata im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für chronische Rückenschmerzen stehen (vgl. Tesarz et al. 2015); gleiches gilt für Fibromyalgie-Patienten hinsichtlich körperlichem und/oder sexuellem Missbrauch (Häuser et al. 2013). Vorhandene traumatische Erlebnisse bzw. eine PTBS können eine existente Schmerzerkrankung erheblich komplizieren und beeinträchtigen (Morasco et al. 2013, Häuser et al. 2013), der zugrunde liegende Mechanismus ist aber bis dato unklar.
In den bisherigen Untersuchungen, welche die Schmerzwahrnehmung experimentell bei traumatisierten Schmerzpatienten erheben, zeigten sich zum einen zwar generalisierte Hyperalgesien und reduzierte Druckschmerzschwellen (z.B. Tesarz et al. 2015, Möller-Bertram et al. 2014), zum anderen aber auch gegensätzliche Befunde (z.B. Defrin et al. 2008), sodass die Datenlage insgesamt als divergent bezeichnet werden kann.
Vor diesem Hintergrund sollen in diesem diskussionsorientierten Symposium zunächst kurz psychophysiologische Befunde von Personen mit unterschiedlichen Stresserfahrungen und traumatischen Erlebnissen in der Vorgeschichte präsentiert werden, um anhand dieser gemeinsam mit dem Auditorium sowohl mögliche Mechanismen als auch aktuelle Unklarheiten und Widersprüche zu diskutieren.
Hierfür sollen im Vortrag von K. Thieme zunächst die akuten Effekte von Stress auf das somatosensorische Empfinden dargestellt werden. Individualspezifische Stressreaktivitätsmuster geben Hinweise auf äthiopathogenetische Zusammenhänge von Krankheit und Stress. Deren psychosozialen Charakteristika sind von diagnostischer Relevanz.
Daran anknüpfend soll im Vortrag von K. Bernardy somatosensorische Profile von traumatisierten und nicht-traumatisierten CRPS-Patienten referiert werden.
Im weiteren soll im Vortrag von J. Tesarz untersucht werden, wie sich das somatosensorische Empfinden durch die psychotherapeutischen Bearbeitung zurückliegender traumatischer Ereignisse und früher Misshandlungserlebnisse verändern lässt.
Das Symposium schließt mit einer Diskussion über mögliche Implikationen für die Behandlung.