Das Wissen zu möglichen genetischen Ursachen von Schmerzsyndromen hat sich in den letzten Jahren zunehmend vermehrt. Zuvor als „idiopathisch“, manchmal aufgrund eines nicht kategorisierbanden Phänotyps sogar als „nicht organisch“ eingestufte Fälle erscheinen plötzlich in einem ganz anderen diagnostischen und prognostischen Licht, wenn als zugrunde liegende Ursache eine genetische Alteration gefunden wird. Das Spektrum der zu beachtenden und potenziell beteiligten Proteine, auf deren codierenden Genen bei entsprechendem Phänotyp nach Mutationen gesucht werden sollte, geht weit über die am häufigsten in diesem Zusammenhang genannten Ionenkanäle hinaus. Zwar behalten letztere ihre besondere Position in der Schmerzforschung allein schon deswegen, weil es eine Mutation im spannungsabhängigen Natriumkanal NaV1.7 ist, die erstmals als die genetische Grundlage eines Schmerzsyndroms identifiziert werden konnte, aber mittlerweile ist klar, dass auch Proteine aus der Gruppe des Sphingolipidmetabolismus oder des axonalen Transportes betroffen sein können. Zunehmend erweitern sich auch die diagnostischen Möglichkeiten, um genetische Ursachen von Schmerzsyndromen in Klinik und Praxis nachweisen zu können. Dieses Symposium wird den aktuellen Stand des Wissens zur Schmerzgenetik präsentieren. In umfassenden und kritischen Vorträgen wird es zunächst um eine Standortbestimmung gehen, die eine Übersicht über mögliche genetisch-bedingte Schmerzsyndrome geben wird, die pathophysiologischen Grundlagen erläutern und die aktuell möglichen diagnostischen Maßnahmen erklären. Im zweiten Schwerpunkt werden Beispiele genetisch bedingter Schmerzsyndrome aus der klinischen Praxis berichtet und ihre Phänotypen, Genotypen und Prognosen sowie Behandlungsoptionen erörtert. Schließlich geht es im dritten Abschnitt um den aktuellen Stand des Wissens zur Erythromelalgie, die zwar selten ist, uns aber als erstes genetisch entziffertes Schmerzsyndrom sehr viel über die Grundlagen der Schmerzpathophysiologie gelehrt hat. Das Symposium ist klinisch und grundlagenwissenschaftlich breit zum Thema Schmerzgenetik aufgestellt und wird dem Auditorium nicht nur das nötige Grundlagenwissen für das Verständnis genetisch bedingter Schmerzerkrankungen geben, sondern auch Anleitungen zum praktischen Vorgehen bei der Diagnostik und Therapie von Schmerzsyndromen mit genetischer Verursachung.