Entsprechend der aktuellen Definition der International Association for the Study of Pain (IASP) sollten Schmerzen nur dann als „neuropathisch“ bezeichnet werden, wenn sie direkt Folge einer Läsion oder Erkrankung des für die Nozizeption relevanten somatosensorischen Nervensystems sind. Es sollte nur dann von „wahrscheinlichen“ und „sicheren“ neuropathischen Schmerzen gesprochen werden, wenn auch die sensiblen Veränderungen und die zugrunde liegende Läsion oder Erkrankung mittels elektrophysiologischer, morphologischer oder anderer apparativer Methoden objektivierbar sind.
Nach der Anamnese steht vor jeder diagnostischen Überlegung eine ausführliche klinisch-neurologische Untersuchung mit Schwerpunkt auf der Sensibilität. Die traditionell in der Diagnostik von Neuropathien eingesetzten elektrophysiologischen Untersuchungen, wie die Elektroneurographie (ENG) oder sensible somatosensorisch evozierte Potenziale (SSEP), erfassen dabei zwar die dick-bemarkten Aβ- Fasern, nicht jedoch die dünn- und un-bemarkten Aδ- und C-Fasern. Bei fehlendem Nachweis einer neurogenen Läsion oder Erkrankung mit Hilfe von ENG oder SSEP stehen weitere Methoden zur Untersuchung der kleinkalibrigen Nervenfasern zur Verfügung. Hierzu gehören die Ableitung von Laser-evozierten Potenzialen (LEP), Kontakthitze-evozierten Potenzialen (CHEP), Kälte-evozierten Potentialen oder elektrisch evozierten Schmerz-assoziierten Potenzialen (PREP), mit denen die Integrität der dünn- und unbemarkten afferenten Fasern des peripheren Nervensystems und des Tractus spinothalamicus überprüft werden kann. Morphologische Veränderungen und eine Reduktion der Nervenfasern können durch die Analyse der intraepidermalen Nervenfasern in Hautbiopsien und mittels einer mikroskopischen Untersuchung der kornealen, subbasalen Nervenfasern in vivo (corneal confocal microscopy, CCM) durchgeführt werden. Die QST (quantitative sensorische Testung) überprüft mittels der Patientenantwort auf standardisierte Reize die Funktion sowohl der dick- als auch der dünn- und unbemarkten Fasern und kann als wichtige Methode das somatosensorische Profil eines Patienten einschließlich Plus- und Minuszeichen erfassen.
Ziel des Workshops ist, den Teilnehmern ein Update über den klinischen Einsatz der o.g. Methoden in Form von fünf prägnanten Vorträgen, einschließlich Fallvorstellungen (Dauer jeweils ca. 17 Minuten) zu geben. Anschließend haben die Teilnehmer die Möglichkeit, mit allen Referenten über die Inhalte der Vorträge zu diskutieren (Dauer insgesamt ca. 22 Minuten).