Es gibt wohl kaum eine Neuerung im internationalen Gesundheitswesen, der mit so viel Hoffnung und Skepsis entgegen gesehen wird wie der e-Health und m-Health Technologie. Den ungeheuren Aussichten, breiten Bevölkerungsschichten mit hoch qualifizierter Gesundheitsfürsorge eine bessere Lebensqualität zu bereiten, stehen die mindesten ebenso großen Ängste vor dem "gläsernen Patienten" gegenüber.
In Deutschland wurde in "CHARISMHA“ (Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps; Chances and Risks of Mobile Health Apps) vom Peter L. Reichertz Institut für medizinische Informatik (PLRI) eine Studie durchgeführt, an dem multidisziplinär zum Thema Gesundheits-Apps geforscht und publiziert wurde. Insgesamt 18 Autoren waren beteiligt. Studienleiter war Dr. med. Urs-Vito Albrecht. In der Zusammenschau wird den Gesundheits-Apps eine Chance beigemessen, allerdings wird einschränkend festgehalten, dass die Gesundheits-App nur als Werkzeug im Gesundheitskontext ernstgenommen werden wird, wenn sie den Qualitätsansprüchen in Bezug auf Sicherheit, Bedienbarkeit, Funktionalität und Transparenz entspricht.(Albrecht, U.-V.: Kapitel Kurzfassung. In: Albrecht, U.-V. (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, 2016, S. 14–47.)
Zur erfolgreichen Anwendung von e- und m-Health bei der Behandlung von Schmerzen gibt es ebenfalls ernstzunehmende Hinweise. Aus verschiedenen Ansätzen zeigt sich, das die Vernetzung von Arzt und Patient über eine App zu guten Ergebnissen bei der Behandlung von Schmerzen führen kann. Weiterhin existieren wissenschaftliche Daten, wie die Anwendung von Apps zur Ruckenschmerztherapie, die in einer Meta-Analyse dargestellt werden sollen.
Als Beispiel für ein konkretes Versorgungskonzept soll "Rücken innovative Schmerztherapie mit e-Health für unsere Pati-enten" Rise-uP, das vom Innovationsfond (IF) des GBA gefördert wird, vorgestellt werden. Rise-uP will die fragmentierte, wenig strukturierte, von Fehl-, Über- und Unterversorgung bestimmte Behandlung von Rückenschmerzen in Deutschland überwinden. Die Überversorgung von zu vielen Patienten mit Bildgebung, Injektionen und Operation, die zur Entstehung konstenintensiver Behandlungsfälle beim Rückenschmerz beiträgt, wird von der Nationalen Versorungsleitlinie Kreuzschmerz (NVL) ausdrücklich mißbilligt. Dagegen werden die frühzeitige Edukation, Eigenaktivität und Einbeziehung der multimodalen Schmerztherapie vernachlässigt.
Deutschland ist einer der innovativsten Standorte, wenn es um i-Technologie und Digitalisierung im Gesundheitswesen geht. Hierzu gehört auch e- und m-Health. Die Deutsche Schmerzgesellschaft sollte daher nicht die Chance verpassen, an dieser Entwicklung frühzeitig und mit Einfluss auf die zukünftigen Technologien teil zu haben.