Für den weiteren Ausbau und die Fortentwicklung der Versorgungsforschung (VF) fällt Universitäten, Hochschule und Fachhochschule als neuen Impulsgebern und -erzeugern eine entscheidende Rolle zu. Ihnen obliegt es, die komplexe Versorgungsrealität zu beschreiben und zu erklären und darauf aufbauend, Interventionen zu entwickeln und zu evaluieren. Leitend ist der Gedanke, die Qualität der diagnostischen, gesundheitlichen, pflegerischen, therapeutischen und palliativen Versorgung zu verbessern.
Die gegenwärtigen Schwerpunkte in der VF liegen in der kontinuierlichen Entwicklung und Evaluierung ihrer wissenschaftlichen Forschungsmethodik, dem Ausbau ihrer theoretischen Fundierung, der Vernetzung in interdisziplinären Forschungsansätzen und der transparenten Information über Versorgungsforschungsprojekte und -ergebnisse. Vor allem die Weiterentwicklung von qualitativen und quantitativen Methoden und die weitere theoretische Verankerung bilden die Aufgaben für die Zukunft. Daneben gilt es, auch das Studienangebot für die VF kontinuierlich auszubauen und in der Breite zu verankern, um die evidenzbasierte Steuerung im Gesundheitswesen und den Aufbau einer lernenden Versorgungsgestaltung zu gewährleisten.
10:30 Uhr
V109:
Bestandserhebung zu Versorgungsforschungsstrukturen an deutschen Hochschulen
N. Ernstmann (Bonn, DE)
10:48 Uhr
V110:
Positionspapier zur Situation der Versorgungsforschung an deutschen Hochschulen
H. Pfaff (Köln, DE)
11:06 Uhr
V111:
Weiterbildung in der Versorgungsforschung - die Spring School des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung e.V.
G. Nellessen-Martens (Köln, DE)
11:24 Uhr
V112:
Versorgungsforschung studieren: Erwartungen von Expert/innen, Lehrenden und Studierenden an ein zweijähriges Masterprogramm in Deutschland
C. Ullrich (Heidelberg, DE)
J. Forstner (Heidelberg, DE)
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Autor:innen:
C. Ullrich (Heidelberg, DE)
C. Mahler (Heidelberg, DE)
J. Forstner (Heidelberg, DE)
J. Szecsenyi (Heidelberg, DE)
M. Wensing (Heidelberg, DE)
Hintergrund
Erst seit gut zwei Jahrzehnten etablieren sich im deutschsprachigen Kontext vermehrt Studiengänge in den Gesundheitswissenschaften: 2015 gab es 43 Bachelor- und Masterstudiengänge in diesem Bereich, die überwiegende Mehrheit mit einem Fokus auf Epidemiologie, Gesundheitsförderung und Public Health [1]. Zum Wintersemester 2015 wurden nun in Deutschland die ersten beiden Studiengänge mit dezidiertem Versorgungsforschungs-Schwerpunkt eingerichtet. Diese zweijährigen Masterstudiengänge verbinden wissenschaftliche Perspektiven der Medizin, Gesundheits- und Sozialwissenschaften, die im Hinblick auf Fragen der gesundheitlichen Versorgung anwendungsbezogen zusammengeführt werden.
Fragestellung
Welche Erwartungen haben unterschiedliche Stakeholder – Expert/innen, Lehrende und Studierende – an Absolvent/innen eines Master-Studiengang im Bereich der Versorgungsforschung?
Methode
In einem Onlinefragebogen wurden vier Gruppen zu Erwartungen an Kenntnisse und Kompetenzen von Absolvent/innen eines Studiengang im Bereich der Versorgungsforschung befragt: Expert/innen im Feld der deutschen Versorgungsforschung (inklusive möglicher Arbeitgeber), Lehrende eines Studiengangs, Studierende eines Studiengangs sowie interessierte Studierende (angefragt n=169). Hierfür wurde eine Liste von 42 Items aus dem Modulhandbuch eines Studiengangs extrahiert und eine Likert-Skala mit fünf Antwortmöglichkeiten genutzt. Die Daten wurden deskriptiv analysiert.
Ergebnisse
Insgesamt konnten 83 Personen in die Studie eingeschlossen werden (Rücklaufquote: 49%). Die Befragung zeigt eine starke Übereinstimmung zwischen den Gruppen: Ungefähr zwei Drittel der aufgelisteten Kompetenzen (27) wurden von mehr als 80% der Befragten als entscheidend/sehr wichtig eingeschätzt. Hierbei gab es wenige Unterschiede zwischen den Gruppen. Besonders hohe Zustimmung mit über 94% fanden: a) Kenntnisse zentraler Konzepte und Theorien der Versorgungsforschung, b) Fähigkeiten zur Identifikation zentraler Themen der Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft, c) Kenntnisse der Strukturen des deutschen Gesundheitssystems sowie d) Kenntnisse von Outcome-Parametern.
Diskussion
Der untersuchte Masterstudiengang im Bereich der Versorgungsforschung adressiert die von den aktuellen und interessierten Studierenden, Lehrenden und nationalen Expert/innen genannten Erwartungen. Hierbei lassen sich einige Unterschiede feststellen, die jedoch aufgrund der relativ kleinen Sample-Größe vorsichtig zu interpretieren sind. Zu den nicht statistisch signifikanten beobachteten Unterschieden gehören unterschiedliche Erwartungen hinsichtlich Forschungskompetenzen und akademischem Ethos auf der einen und eher Anwendungsorientierung auf der anderen Seite. Erstere haben für Lehrende hohe Relevanz, wohingegen die meisten Studierenden eher Themen nennen, die direkten praktischen Bezug zur Versorgung aufweisen.
Praktische Implikationen
Die Ergebnisse unserer Befragungen stellen eine Momentaufnahme der Erwartungen unterschiedlicher Stakeholder an Kenntnisse und Kompetenzen, die im Feld der Versorgungsforschung benötigt werden, dar. Diese geben nicht nur für die Weiterentwicklung des untersuchten Studiengangs Anregungen, sondern darüber hinaus auch für die Konzeption von Studien- und Trainingsprogrammen im Bereich der Versorgungsforschung national und international.
[1] Hartmann T, Baumgarten K, Dadaczynski K, Stolze N. Gesundheitswissenschaften/Public Health und Gesundheitsförderung in Deutschland. Präv Gesundheitsf. 2015; 10(3):239–246.
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11:42 Uhr
Positionspapier zur Situation der Versorgungsforschung an Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen in Deutschland