Qualität, Schulung und Weiterbildung der DDG
Symposium des DZD
Im Symposium "Neurobiologie des Essverhaltens" wird zunächst Prof. Dr. Annette Horstmann, Leiterin des O`BRAIN Labs in Leipzig und Helsinki, über Ihre Arbeit und Forschungsschwerpunkte berichten, deren Ziel es ist, die kognitiven und neuronalen Grundlagen der Entscheidungsfindung bei Adipositas zu verstehen. Anschließend gibt Prof. Dr. Soyoung Q Park vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung einen Einblick in Ihr Forschungsfeld, was sich mit den Zusammenhängen zwischen Ernährung, Hirnfunktion und Stoffwechsel beschäftigt. Dabei erforscht Ihre Gruppe einerseits, wie Konsumentscheidungen im Gehirn entstehen und wie diese verändert werden können und andererseits, welchen Einfluss unsere Ernährung auf Gehirn und Psyche hat. PD. Dr. Stefanie Kullman von der Universität Tübingen wird in Ihrem Vortrag darstellen, wie sich Insulin auf das Gehirn nach intranasaler Anwendung auswirkt. Dabei nutzt Sie moderne Neurobildgebungsverfahren und Messungen des peripheren Stoffwechsels, um die metabolischen und kognitiven Folgen von Hirninsulinresistenz zu untersuchen. Abschließend wird Prof. Dr. Wiebke Fenske vom Universitätsklinikum Bonn über Ihren Forschungsschwerpunkt berichten. Dieser beschäftigt sich mit der Adipositas-Chirurgie und deren Einfluss auf die Hirnregionen, die das Essverhalten kontrollieren.
AG Geriatrie und Pflege der DDG
2017 waren nach Statista 3,41 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig. Bei einer Diabetesprävalenz von etwa 30 % müssen wir mit ca. 1,2 Mio. pflegebedürftigen Menschen mit Diabetes, darunter mindestens 100.000 mit einem Typ-1-Diabetes rechnen. Drei Viertel dieser Patienten und Patientinnen werden zu Hause versorgt, davon knapp zwei Drittel durch Angehörige. Besonderheiten und Gefahren dieser Patientengruppe, wie die geriatrischen Syndrome, die besonderen Risiken von schweren Hyper- und Hypoglykämien mit differenzierten
BZ-Zielen bis hin zu veränderten Schwerpunkten in der Basistherapie mit Vermeidung von Mangelernährung und Gebrechlichkeit (frailty) sind vielen Ärzten und Ärztinnen nicht und noch weniger den betreuenden Pflegekräften bekannt. Die DDG versucht mit neuen Ausbildungsprogrammen diesen Mangel zu beheben. Noch fataler sieht es aber bei den pflegenden Angehörigen aus: hier ist spezifisches Wissen über Diabetes im Alter dem Zufall überlassen, eine breitere Ausbildungsstruktur gar nicht vorhanden. Die Konsequenzen mit unnötigen Komplikationen, Krankenhauseinweisungen und steigenden Kosten sind noch gar nicht überschaubar.
Ziel dieses Symposium ist es daher, den aktuellen Stand, Schulungsmöglichkeiten für Angehörige aber auch technische Verbesserungsmöglichkeiten in dieser Situation aufzuzeigen.
Die diabetische Nephropathie ist eine schwerwiegende Komplikation des Diabetes mellitus
und betrifft Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes. Die diabetische Nephropathie ist immer noch die
Hauptursache für die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz, die letztendlich zu
Dialyse oder Nierentransplantation führt. Trotz neuer Therapien bei der Diabetesbehandlung
gibt es immer noch viele Patienten und Patientinnen, die eine progressive Nierenfunktionsverschlechterung entwickeln. Deshalb besteht ein großer Bedarf, die Entwicklung und Progression der diabetischen Nephropathie besser zu verstehen, neue Therapietargets zu identifizieren und bessere Therapien zu entwickeln.
In diesem Symposium werden neue Therapieziele bei der Behandlung der diabetischen Nephropathie vorgestellt, kritisch evaluiert und diskutiert. Initial werden neue Erkenntnisse in der Pathophysiologie der diabetischen Nephropathie beschrieben. Insbesondere werden die renalen Effekte neuer Diabetesmedikamente, wie z.B SGLT-2 Inhibitoren and GLP-1 Agonisten, die in klinischen Studien (z.B. CANVAS, EMPA-REG und CREDENCE) renoprotektive Effekte gezeigt haben, diskutiert. Ein neuer, vielversprechender Therapieansatz ist die Entwicklung von speziellen Inhibitoren der NADPH oxidasen (oder Nox) und der damit assoziierten Sauerstoffradikalbildung. Die Bedeutung des sogenannten oxidative Stresses und neuer potentieller Therapien, z.B
spezifischer Nox inhibitoren werden vorgestellt. Oxidativer Stress und Inflammation sind eng
miteinander verbunden, deshalb wird auch die Rolle der Inflammation mit besonderem
Fokus auf das sogenannte “Inflammasome” vorgestellt. Neue Inflammasome-Inhibitoren,
die bereits in klinischen Studien positive Effekte in der Behandlung kardiovaskulärer
Erkrankungen gezeigt haben (CANTOS-Studie), werden im letzten Vortrag diskutiert. Zusammenfassend soll in diesem Symposium eine Übersicht über neuen
pathohysiologische Erkenntnisse neue Therapieansätze in der diabetischen Nephropathie
gegeben werden.
Symposium des DZD
Im Symposium “Beta cell (dys)function” wird Prof. Michele Solimena aktuelle und neue Befunde über den Verlauf der Beta-Zelldysfunktion vorstellen, die sein Team zusammen mit Kooperationspartnern aus mittels laser capture microdisection gewonnenem humanem Inselmaterial erhoben hat. Prof. Heiko Lickert stellt spannende Daten zur Beta-Zell Entwicklung und zu deren Regenerationsfähigkeit vor, die er und seine Arbeitsgruppe mit Hilfe von Einzelzelluntersuchungen in Kombination mit komplexen bioinformatischen Analysen erhielt. Prof. Susanne Ullrich wird erklären, dass es neben einer Hepatosteatose auch eine Pankreassteatose gibt und wie die Leber zusammen mit im Pankreas lokalisierten Fettzellen die Inselfunktion beim Menschen beeinflussen kann. Im Anschluss beleuchtet Frau Prof. Annette Schürmann wie sich Fettzellen, die mit Langerhans-Inseln ko-kultiviert werden, auf die Insulinsekretion auswirken. Sie erklärt auch, dass sich bereits die adipogenen Vorläuferzellen aus dem Unterhautfettgewebe und dem Pankreas deutlich unterscheiden. Dieses Symposium wird in englischer Sprache stattfinden.
AG Diabetes und Niere der DDG
Personalisierung spielt in der Medizin eine große Rolle. Bei einer so komplexen Erkrankungsbild wie dem Nierenschaden bei Diabetes ist Personalisierung nicht nur schwierig, sondern auch eine kontinuierliche Aufgabe.
Unser Symposium mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten wird sich diesem schwierigen Thema kompetent widmen. Neue Erkenntnisse aus experimentellen Arbeiten verbinden sich in unserem Symposium mit klinischer Relevanz: von bench to bedside.
Einen Überblick über die Präzisions-Diagnostik wird uns Prof. Dr. Berend Isermann aus Leipzig geben und uns einen Einblick in seine Forschungsergebnisse ermöglichen. Die molekularen Grundlagen bildeten die Basis für die praktische Diagnostik und die personalisierte Therapie.
Kontinuierliche Glukose-Messsystem sind aus dem klinischen Alltag in der Diabetologie nicht mehr wegzudenken. Bereits heute gibt es geschlossene Systeme, die mit Insulinpumpen zusammenarbeiten und so praktisch ein künstliches Pankreas hinsichtlich des Glukosestoffwechsels simulieren können. Frau Privatdozent Dr. Guthoff aus Tübingen wird aus ihren eigenen Forschungsergebnissen berichten und den Vergleich dieser Methodik mit der Pankreastransplantation ziehen.
Die Tübinger Forschungsgruppe um Herrn Prof. Dr. Wagner hat in Nature Medicine gerade einen Artikel publiziert. Eine Cluster-Analyse bei Patienten und Patientinnen mit Prädiabetes konnte bei einem bestimmten Phänotyp unter anderem ein erhöhtes Risiko für eine Nephropathie nachweisen. Der Referent wird uns die Frage beantworten können, inwieweit wir so in der Früherkennung dieses Krankheitsbildes einen wesentlichen Schritt näher gekommen sind.
AG Molekularbiologie und Genetik des Diabetes in Kooperation mit der AG Diabetes, Sport und Bewegung der DDG
Moderne Antidiabetika wie SGLT2-Inhibitoren und GLP1 Rezeptoragonisten („Inkretine“) haben einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von Menschen mit Diabetes mellitus eingeleitet. Diese Medikamente ermöglichen es, die antidiabetische Therapie primär auf die Verhinderung kardiovaskulärer und mikrovaskulärer Endpunkte bei Patienten und Patientinnen mit hohem Risiko für die Endpunkte auszurichten. Darüber hinaus ermöglichen diese Medikamente innovative Therapieansätze in besonderen Patientenpopulationen. Im Symposium werden neue Mechanismen und Effekte von SGLT2-Inhibitoren bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und Niereninsuffizienz, innovative Ansätze zur Differenzialtherapie mit GLP1 Rezeptoragonisten unter anderem zur oralen Anwendung, sowie der innovative Einsatz von SGLT2-Inibitoren bei Menschen mit Typ-1-Diabetes von Experten diskutiert. Es werden neue, praxisrelevante Erkenntnisse zum differenzialtherapeutischen Einsatz dieser innovativen Therapiestrategien besprochen, welche es ermöglichen, die Lebensqualität und die Prognose von Menschen mit Diabetes mellitus signifikant zu verbessern.
Ausschuss Soziales der DDG
Aus Sicht vieler Arbeitgeber und sie beratender (Betriebs-)Ärzte stellt Diabetes mellitus – historisch geprägt! – ein Hemmnis für Einstellungen zur Ausübung beruflicher Tätigkeiten dar. Trotz allseitigem Bekenntnis zur Inklusion. Im Symposium des Ausschuss' Soziales beleuchtet der niedergelassene Internist und Diabetologe Friedhelm Petry die verfügbaren technischen Hilfen für den Berufsalltag und richtet den Blick auf die resultierenden Chancen und Risiken. Eva Küstner beschreibt als Psychologin den oberflächlich oft verborgenen diabetesbezogenen Disstress am Arbeitsplatz und die Schwierigkeit einiger Menschen mit Diabetes damit umzugehen. Darüber hinaus schildert sie, welche Hilfen anzubieten sind. Arbeitsrechtliche Möglichkeiten von Menschen mit Diabetes zu ihrem Schutz vor Kündigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz zeigt Rechtsanwalt Oliver Ebert auf. Dabei gibt er praktische Hinweise, die verdeutlichen, dass Arbeitgeber mit ihren Standpunkten keineswegs per se richtig liegen. Bewusst offen und damit provokant formuliert Arbeitsmediziner Kurt Rinnert die häufig gestellte Frage: "Was dürfen Menschen mit Diabetes?" Und er gibt klare Antworten darauf. Generelle Verbote sind nicht mehr zeitgemäß. Eine individuelle Analyse und personenbezogene arbeits- und sozialmedizinische Bewertung der tätigkeitsbezogenen und krankheitsbedingten Risiken ist von jedem Arbeitsmediziner zu fordern Gefährdungsbeurteilung!, um relevante Gefährdungen genauso wie Benachteiligungen von Menschen mit Diabetes zu vermeiden. Diese Sicht wird noch längst nicht überall vertreten. Sozialmedizinische und sozialrechtliche Fragen bei der Arbeit bewegen viele Menschen, prägen viele Sichtweisen in unserer Gesellschaft, spielen in der diabetologischen Praxis eine enorme Rolle und bestimmen die Tätigkeit des Ausschuss' Soziales.
Viele Menschen fühlen sich durch die neuen Schlagworte, wie big data, mashine learning, deep learning, künstliche Intelligenz, neuronale Netzwerke, selbstlernende Algorithmen und ähnliches verunsichert und bedroht. Im Rahmen des Workshops soll beleuchtet werden, was hinten diesen Begriffen steckt, welche Anwendungen es derzeit gibt und wo die Chancen bzw. Gefahren dieser Entwicklungen liegen. Ob die ärztliche Tätigkeit hiervon bedroht wird, kann im Anschluss sicher jeder Teilnehmende beantworten.