Autor:innen:
J. Brettner (Oberschleißheim, DE)
V. Reisig (Oberschleißheim, DE)
S. Zollikofer (Oberschleißheim, DE)
J. Kuhn (Oberschleißheim, DE)
Amtliche Statistiken, Daten aus der Gesundheitsversorgung oder Meldedaten sind Beispiele einer zunehmend größer werdenden Datenvielfalt, die in Bayern auf kommunaler Ebene auch vermehrt für die Gesundheitsberichterstattung genutzt wird, teilweise bereitgestellt über den bayerischen Indikatorensatz. Allerdings gestaltet es sich für die Gesundheitsämter oder kommunale Netzwerke (in Bayern die Gesundheitsregionenplus) oft schwierig, aufgrund solcher Daten zu entscheiden, ob ein Handlungsbedarf vorliegt.
Die Handlungshilfe „Aufgreifkriterien für Daten aus der kommunalen GBE“ des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit unterstützt die Gesundheitsämter und Gesundheitsregionenplus bei der Beurteilung, ob und wie aus statistischen Daten auf einen eventuellen Handlungsbedarf geschlossen werden kann. Beispielhaft wird das in der Handlungshilfe anhand von Indikatoren zur Hebammenversorgung, zur Adipositasprävalenz bei Kindern und zum Rauchverhalten veranschaulicht. So sollen die Daten auf ihre Eignung als „Aufgreifkriterien“ für kommunales Handeln geprüft werden.
Dazu wurde eine Systematik gewählt, die zunächst allgemeine Charakteristika eines ausgewählten Indikators, wie Datenverfügbarkeit, Datenvalidität und Aussagekraft betrachtet. Daraufhin folgen in einem zweiten Schritt der Abgleich mit gesetzlichen oder gesundheitspolitischen Vorgaben, regionale Rang- und Ratenvergleiche sowie zeitliche Trendaussagen. Im dritten Schritt geht es um vertiefende Überlegungen zu dem jeweiligen Indikator. Das kann die Recherche ergänzender Kennziffern oder eine Literaturrecherche ebenso beinhalten wie den Hinweis, über Experteninterviews oder Fachkreise zusätzliche Informationen einzuholen, um die Handlungsrelevanz einer Kennziffer besser einschätzen zu können. Der vierte und letzte Schritt beinhaltet die Priorisierung von Handlungsbedarfen.
Die Handlungshilfe stellt kein neues Datenanalyseverfahren vor und sie ersetzt im Einzelfall auch keine vertiefende wissenschaftliche Analyse. Sie soll lediglich dabei helfen, Daten mit Bedacht für Planungen zu nutzen. Im Idealfall kann so das Potential, das die Gesundheitsberichterstattung mit ihrem Datenangebot beinhaltet, auch für Praktiker, die den alltäglichen Umgang mit statistischen Daten nicht gewohnt sind, besser erschlossen werden.