09:00 Uhr
Die Wirkungslogik als Instrument für einen strukturierten Gesundheitszieleprozess im Landkreis Marburg-Biedenkopf
R. Reul (Marburg, DE)
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Autor:innen:
R. Reul (Marburg, DE)
B. Wollenberg (Marburg, DE)
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Stadt Marburg haben im Jahr 2016 die Initiative „Gesundheit fördern - Versorgung stärken“ als eine gemeinsam zu verantwortende Struktur zur kommunalen Steuerung der Themen Gesundheitsförderung und Prävention sowie der medizinisch-pflegerischen Versorgung implementiert. Das Leitungsteam hat sich bei der Entwicklung von Gesundheitszielen für einen partizipativen Weg entschieden und die drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise („Gesund aufwachsen“, „Gesund bleiben“, „Gesund altern“) einbezogen.
Der Gesundheitszieleprozess orientiert sich an dem Modell der Wirkungslogiken nach dem „Kursbuch Wirkung“ von PHINEO gAG. Die Moderatoren*innen der drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise wurden in dessen Anwendung, zur Entwicklung von Gesundheitszielen, geschult.
Die Gesundheitsziele werden als „Oberziele“ (Wirkung auf die Gesellschaft) angesehen, zu deren Erreichung im weiteren Prozess konkrete „Teilziele“ (Wirkung auf die Lebenslage der Zielgruppe sowie auf deren Fähigkeiten und Handeln) abgeleitet wurden.
Ergebnisse
Die Gesundheitsziele sind die Arbeitsgrundlage für die Weiterentwicklung des integrierten Präventionsplans „Gemeinsam für Gesundheit und Lebensqualität“. Sie wurden durch den Kreisausschuss des Landkreises und den Magistrat der Stadt Marburg beschlossen und bis zum Jahr 2030 festgelegt:
Beispiel Gesund aufwachsen:
• Kindern, Jugendlichen und Eltern wird mit Wertschätzung und einer fördernden Grundhaltung begegnet. Eltern haben Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärken und erfahren Selbstwirksamkeit hinsichtlich der eigenen Gesunderhaltung und der Gesundheit ihrer Kinder.
Das Gesundheitsamt wurde beauftragt, zusätzliche Maßnahmen zur Erreichung der Gesundheitsziele zu entwickeln.
Schlussfolgerung
Die ursprünglich angedachte, zeitliche Perspektive beim partizipativen Prozess zur Festlegung kommunaler Gesundheitsziele ist deutlich angewachsen. Die Heterogenität im Präventionsnetzwerk erforderte eine theoretische Grundlage (Instrumente) und Qualifikationen für die Moderatoren*innen und Mitglieder*innen. Die weitere Operationalisierung der Gesundheitsziele, als konkrete Teilziele konnte nur gelingen, da die Ebenen der Maßnahmen und notwendigen Ressourcen in den Entwicklungsprozess mit einbezogen wurden. Darüber hinaus war eine kritische und fachliche fundierte Nachbearbeitung der Teilziele notwendig, um im nächsten Schritt die Indikatoren für die Messbarkeit festlegen zu können.
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09:20 Uhr
Gesundheitsbedarf erkennen, regionale Handlungsspielräume eröffnen. Präventionsberichterstattung als Grundlage für eine gesundheitsfördernde Kommunalentwicklung.
M. Kolbe (Magdeburg, DE)
E. Sterdt (Magdeburg, DE)
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Autor:innen:
M. Kolbe (Magdeburg, DE)
E. Sterdt (Magdeburg, DE)
M. Weber (Magdeburg, DE)
M. Kahl (Magdeburg, DE)
Gesundheitsförderung und Prävention sind insbesondere in einer Gesellschaft des längeren Lebens wichtige Säulen des Gesundheitswesens und in jedem Alter bedeutsam. Vom frühen Kindes- bis ins hohe Lebensalter können Menschen in erheblichem Umfang von Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung profitieren. Dafür bietet die bestehende Gesundheitsberichterstattung (GBE) der Länder nur bedingt regionale Handlungsansätze. Health in All Policies erfordert neben ressortübergreifendem Denken und Handeln eine datenbasierte Bedarfsermittlung und ein Monitoring präventiver und gesundheitsfördernder Maßnahmen im Hinblick auf Verbreitung und Evaluation.
Wie dies umgesetzt werden kann, zeigt sich im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, der im Landes- und Bundesvergleich eine überdurchschnittlich hohe Alterung, Krankheitslast und Arbeitslosigkeit aufweist. Seit 2017 entwickelt der Landkreis, begleitet von der Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V., eine regionalspezifische Gesundheitsstrategie. Basis dafür sind landkreisspezifische Daten der GBE, Sozial- und Arbeitsmarktdaten sowie Strukturdaten ausgewählter Institutionen. Diese wurden ergänzt um eine Bevölkerungsbefragung u.a. zum Gesundheitszustand und -verhalten, orientiert an den Gesundheitszielen des Landes Sachsen-Anhalt.
Die eruierten Entwicklungspotenziale wurden von ÖGD, öffentlicher Verwaltung, Vereinen und Verbänden sowie den Menschen vor Ort genutzt, um gemeinsam nachhaltige lebensweltspezifische Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen: Drei Kommunen bearbeiten top down und bottom up modellhaft die Handlungsfelder des Präventionsgesetzes „Gesund aufwachsen“, „Gesund leben und arbeiten“ und „Gesund im Alter“. U.a. stellten sich 35 Bildungsstätten der Zertifizierung als „Gesunde KiTa“ bzw. „Gesunde Schule“. 10 Kindertagesstätten bieten Fortbildung zur Stärkung der Gesundheits- und Erziehungskompetenzen von Eltern. Ein Kinder- und Jugendrat redet bei städtischen Belangen mit. Erwerbsfähige erfahren Unterstützung, einen bewegten Familienalltag zu entwickeln. Bürger*innen gestalten barrierearme Wanderwege. Arbeitslosen wird Teilhabe an individuellen Präventionsmaßnahmen ermöglicht. Drei Bouleplätze und ein Bewegungsparcours bieten Bewegungsanreize für Jung und Alt.
Mit qualitativen und quantitativen Evaluationsmethoden werden die Wirkung der Maßnahmen im Sinne einer umfassenden Präventionsberichterstattung überprüft, Ressourcen gebündelt bzw. erschlossen und Folgemaßnahmen abgeleitet.
09:40 Uhr
Gelingensfaktoren integrierter Gesundheitsberichterstattung als Basis für Health in All Policies in der Kommune
B. Szagun (Weingarten, DE)
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Autor:innen:
B. Szagun (Weingarten, DE)
L. Kellermann (Stuttgart, DE)
Gesundheitsberichterstattung (GBE) kann wesentliche Anstöße für Health in All Policies-Ansätze auf kommunaler Ebene geben. Durch die Heterogenität kommunaler Strukturen und Rahmenbedingungen sind die Voraussetzungen dafür jedoch sehr unterschiedlich. Zur Weiterentwicklung des ÖGD bzgl. der Evidenzbasierung kommunalen Handelns wird einer Professionalisierung der GBE besonderer Stellenwert beigemessen. Ziel der Untersuchung ist es, Prädiktoren für integrierte GBE zu ermitteln, die methodische Integration und administrative Intersektoralität begünstigen können.
Untersuchungsbasis stellt eine bundesweite nonreaktive Vollerhebung zur kommunalen GBE Ende 2019 kurz vor Pandemiebeginn dar. Auf dieser Basis wird eine quantitative Dokumentenanalyse einer zufälligen Berichtsstichprobe durchgeführt (n = 53). Messgrößen für den Integrationsgrad sind methodische und intersektorale Aspekte. Die Auswertungen erfolgen stratifiziert nach Gebietskörperschaft (deutschlandweit 70,7% Landkreise, 18,2% kreisfreie Städte und 11,2% ÖGD-Einheiten über mehrere Kommunen), Berichtstyp und Ansiedlung des ÖGD in der Kommunalverwaltung.
Eine Integration von Daten mindestens zweier Themenfelder neben der Gesundheit findet sich in 29 Berichten (55%), Intersektoralität in Form der Einbindung weiterer Verwaltungsakteure in 9 Berichten (17%). Berichte kreisfreier Städte zeigen häufiger Intersektoralität als Berichte aus Landkreisen. Thematisch weisen Berichte zur Kinder- und Jugendgesundheit am häufigsten Intersektoralität auf (29%), während Berichte zu Infektionsschutz oder Impfungen unterdurchschnittlich integriert sind. Eine Ansiedlung des ÖGD nah an den Feldern Jugend oder Soziales ist mit einem höheren Integrationsgrad assoziiert.
Integration im Sinne der Einbindung weiterer Themenfelder findet sich in über der Hälfte aller Gesundheitsberichte, während eine intersektoral angelegte GBE im Sinne von Health in All Policies noch wenig etabliert ist. Vorteilhaft scheint das Themenfeld Kinder- und Jugendgesundheit zu sein, wo kleinräumige Analysen möglich und Schnittstellen zu weiteren kommunalen Handlungsfeldern gebahnt sind. Ebenso könnte eine Ansiedlung des ÖGD nah den Themenfeldern Jugend und Soziales positive Effekte bzgl. Integration haben. Die Ergebnisse bergen Implikationen für die Weiterentwicklung des ÖGD. Von besonderer Bedeutung wäre eine postpandemische Steigerung des Integrationsgrads von Berichten zu den Themenfeldern Infektionsschutz und Impfen.
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10:00 Uhr
Partizipative Studie 'Sichtbar' zur Lebenslage von Menschen mit seelischen Behinderungen in München - Zwischenstand
D. Wohlrab (München, DE)
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Autor:in:
D. Wohlrab (München, DE)
Partizipative Studie ‚Sichtbar‘ zur Lebenslage von Menschen mit seelischen Behinderungen in München – Zwischenstand
Die Studie ‚Sichtbar‘ ist eine Maßnahme des zweiten Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention der Stadt München. Im Vortrag soll ein erster Zwischenstand der noch laufenden Studie berichtet werden. Das Design der Studie wird dargestellt: partizipative Co-Forschung, quantitative und qualitative Methoden, Sekundärdatenanalysen.
Insbesondere wird die partizipative Vorgehensweise der Studie erläutert. Geforscht wird in einem gemeinsame Studienteam aus einer Mitarbeiterin des Gesundheitsreferats, dem durchführenden externen Institut und mehreren psychiatrieerfahrenen Co-Forscher*innen.
Erste Ergebnisse der quantitativen Befragung von Menschen mit längerfristigen seelischen Behinderungen (Schwerbehinderung) werden vorgestellt. Erste Ergebnisse der qualitativen Instrumente (z.B. Befragungen im Tandem, Sozialraumbegehungen) werden vorgestellt.
Der partizipative Forschungsprozess wird mit seinen Chancen und Risiken beschrieben. Vorteile (und Nachteile) einer partizipativen Vorgehensweise für die kommunale Gesundheitsberichterstattung werden diskutiert.
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