08:00 Uhr
PP01:
Guter und Gesunder Start Implementierung eines sektorenübergreifenden, integrierten Versorgungskonzeptes zur Sicherung der "Gesundheit rund um die Geburt" im ländlichen Raum
U. Hart (Sigmaringen, DE)
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Autor:innen:
U. Hart (Sigmaringen, DE)
F. Aydinözü (Sigmaringen, DE)
S. Haag-Milz (Sigmaringen, DE)
Guter und Gesunder Start
Implementierung eines sektorenübergreifenden, integrierten Versorgungskonzeptes zur Sicherung der "Gesundheit rund um die Geburt" im ländlichen Raum
Ausgangslage
Eine umfassende Analyse der Versorgungssituation im Bereich "Gesundheit rund um die Geburt für alle“ im Landkreis Sigmaringen ergab einen Hebammenmangel. Aus diesen Grund entschloss sich der Landkreis mit Fördermitteln des Landes drei Familiengesundheitszentren mit geburtshilflichem Schwerpunkt aufzubauen.
Aktueller Stand
Die drei Familiengesundheitszentren mit Hebammenambulanzen sind eingerichtet. Drei Hebammenkoordinatorinnen steuern die ambulante Hebammenhilfe im Landkreis. Alle Frauen, die vergeblich eine Hebamme gesucht haben werden inzwischen mit Hebammenhilfe versorgt. Durch die täglich stattfindenden freien Hebammensprechstunden kann jede Frau eine Hebamme ohne Voranmeldung aufsuchen bzw. telefonisch erreichen. Hebammen können Familien mit psychosozialem Unterstützungsbedarf direkt an ihre sozialpädagogischen Kolleginnen der Frühen Hilfen im Familiengesundheitszentrum vermitteln. Für die Finanzierung der drei Standorte sind zukünftig ca. 160 000 Euro jährlich zu veranschlagen.
Diskussion
Als Stärke des Projektes zeigte sich die engagierte Hebammenschaft und das multiprofessionelle, partnerschaftliche Arbeiten der beteiligten Projektpartner. Unterschätzt wurde, dass es lange Zeiträume erfordert um von einer ambulanten Hebammenbetreuung über Hausbesuche auf Betreuung über Hebammenzentren umzustellen. Wie in der Literatur beschrieben beobachteten wir keine Hinweise, dass eine ambulante Hebammenbetreuung mit Wechsel der betreuenden Hebamme und Verzicht auf Hausbesuche nach der Neonatalzeit zu Qualitätseinschränkungen in der Versorgung führt.
Zusammenfassung
Ein sektorenübergreifendes Versorgungskonzept zur Sicherung der "Gesundheit rund um die Geburt" im ländlichen Raum konnte implementiert werden. Das Versorgungsmodell mit drei Familiengesundheitszentren leistet trotz manifestem Hebammenmangel im Flächenlandkreis Sigmaringen eine lückenlose Versorgung vom Kinderwunsch über Schwangerschaft und Geburt bis hin zum dritten Lebensjahr des Kindes.
08:12 Uhr
PP02:
Psychische Gesundheit bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen stärken - ein Kooperationsprojekt zwischen Jugendhilfe und Gesundheitshilfe
A. Melville-Drewes (Düsseldorf, DE)
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Autor:innen:
A. Melville-Drewes (Düsseldorf, DE)
U. Kraus (Düsseldorf, DE)
I. Rohstock (Düsseldorf, DE)
B. Rohe (Düsseldorf, DE)
Das gemeinsame Projekt der Jugendhilfeplanung des Jugendamtes und der Abteilung Sozialpsychiatrie des Gesundheitsamtes der Landeshauptstadt Düsseldorf, gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland, zielt auf die Schaffung eines sektorübergreifenden Kooperationsverbundes mit niedrigschwelligen präventiven und gesundheitsfördernden Angeboten für psychisch belastete und kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie den Ausbau von Schulungen und Fortbildungen für Fachkräfte.
Projektbausteine:
1. Aufbau eines Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes (Fachstelle zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen)
2. Erweiterung eines digitalen Beratungs- und Informationsangebotes
3. Psychoedukation in Schulen unter Nutzung der MindMatters-Materialien
4. Gremienarbeit, Vernetzung (Implementierung eines Fachausschusses „Psychiatrie und Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“ als Unterarbeitsgruppe der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft - PSAG)
5. Schulungen und Fortbildungen für Multiplikatoren in den Settings
Durch das Projekt werden psychisch belastete oder bereits erkranke Kinder und Jugendliche, welche von alleine nicht den Weg ins Hilfesystem finden, in Hilfestrukturen integriert und begleitet. Ganzheitlich soll einer sozialen Problemlage, die häufig mit psychischen Erkrankungen einhergeht, entgegengewirkt werden.
Präventiv soll in Schulen psychoedukativ gearbeitet werden, um Verständnis und Akzeptanz für psychische Erkrankungen zu schaffen, Vorurteile abzubauen und einen unterstützenden Umgang mit Betroffenen nahezubringen. Hierdurch kann langfristig psychischen Erkrankungen und deren Tabuisierung entgegengewirkt sowie die Krankheitseinsicht und Behandlungscompliance gestärkt werden.
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08:24 Uhr
PP03:
Sozialraumbezogene frühkindliche Gesundheitsförderung – KiTa-Eingangsuntersuchung und Präventionsmanagement als Teil kommunalspezifischer Präventionsketten
S. Vatheuer (Düsseldorf, DE)
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Autor:innen:
S. Vatheuer (Düsseldorf, DE)
F. Schläger (Düsseldorf, DE)
R. Bredahl (Düsseldorf, DE)
U. Kraus (Düsseldorf, DE)
Ausgangslage, Intervention und Schlussfolgerung
Durch die frühzeitige Entwicklung von Hilfen für Kinder und Familien in Gebieten mit besonders hohem Handlungsbedarf werden die Grundlagen sozialer Teilhabe und Chancengerechtigkeit in Bezug auf gesundes Aufwachsen geschaffen. Neben der frühestmöglichen Erkennung von gesundheitlichen Risikolagen und Förderbedarfen ist Hilfe bei der Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen bedeutsam.
In elf ausgewählten Tageseinrichtungen für Kinder in drei entsprechenden Quartieren findet durch Kinderärzt*innen und Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*innen des Gesundheitsamtes eine Eingangsuntersuchung der neu aufgenommenen Kinder statt. Bei Bedarf erfolgen Verlaufsuntersuchungen. Für die Begleitung der Kinder und ihrer Eltern steht während der Untersuchung und vor allem auch im weiteren Verlauf der KiTa-Zeit eine für die KiTas zuständige Präventionsfachkraft zur Verfügung. Diese kann notwendige und passgenaue Unterstützungs- sowie Förderangebote vermitteln und bei Bedarf auch begleiten. Sie ist sozialräumlich, im Sinne der Umsetzung des Düsseldorfer Präventionskonzeptes U27, handlungsfeldübergreifend vernetzt. Die KiTa-Eingangsuntersuchung umfasst u.a. die Anamnese, ein Entwicklungs-Screening, Seh-und Hörtest, Impfberatung sowie eine kinderärztliche Untersuchung und Beratung. Sie erfolgt vor Ort in den teilnehmenden Tageseinrichtungen für Kinder und stellt somit ein niederschwelliges Angebot dar. Das Angebot bringt die Eltern und Kinder mit den Gesundheitsfachkräften, der Präventionsfachkraft des Stadtteils und den Fachkräften aus der KiTa an einen Tisch. Sie schafft die Grundlage für die weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten. Ziel der Maßnahme, die ein Beispiel für eine gelungene Kooperation zwischen Gesundheitsamt, Jugendamt und freien Trägern ist, ist es, auf Grundlage des gesundheitlichen Status der Kinder, den Eltern, der Präventionsfachkraft und den Fachkräften in der KiTa Hinweise zur weiteren Förderung der Kinder, innerhalb und außerhalb der Einrichtung, zu geben.
08:36 Uhr
PP04:
Sozialpädiatrie im ÖGD und „Frühe Hilfen“ – Wirkungsfeld sozialer Inklusion und Chancengleichheit
R. Chlebig (Düsseldorf, DE)
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Autor:in:
R. Chlebig (Düsseldorf, DE)
Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten und psychosozial belasteten Familien haben in der Regel schlechtere Entwicklungschancen und zeigen häufiger gesundheitliche Beeinträchtigungen. Das wurde hinreichend wissenschaftlich belegt. Ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital der Familien wirkt über negative Umwelteinflüsse, individuelle gesundheitsrelevante Verhaltensweisen und soziale Ausgrenzung benachteiligend auf Gesundheit und Bildung der Kinder.
Ziel der Sozialpädiatrie am Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf ist durch aufsuchende Unterstützungsangebote die Eltern in ihrer Versorgungskompetenz zu fördern und somit die Entwicklungschancen und die gesundheitliche Versorgung der Kinder zu verbessern. Es ist davon auszugehen, dass gesundheitlicher Status und Entwicklungschancen von Kindern durch die Pandemie zusätzlich beeinträchtigt werden. Soziale Isolation und Ängste vor Ansteckung durch die Inanspruchnahme von gesundheitlichen Versorgungsleistungen hemmen die Möglichkeiten der Eltern. Zusätzlich konnten auch die Leistungen der Sozialpädiatrie und der „Frühen Hilfen“ zeitweise nur eingeschränkt oder gar nicht angeboten werden. Perspektivisch wird es eine Aufgabe der Sozialpädiatrie im ÖGD sein die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesundheit von betreuten Kindern zu erfassen und die Eltern bei den erforderlichen gesundheitlichen Maßnahmen zu unterstützen. Dargestellt werden soll neben methodischem Vorgehen, qualitativer Ausgestaltung und quantitativen Angaben zur Quote der erreichten Kinder, wie die Sozialpädiatrie im ÖGD exkludierenden Mechanismen entgegenwirken und damit den Inklusionsgradienten der betreuten Familien verbessern kann.
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08:48 Uhr
PP05:
Stillförderung bei Müttern in belasteten Situationen – Ergebnisse einer qualitativen Zielgruppenanalyse
S. Lücke (Bonn, DE)
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Autor:innen:
S. Lücke (Bonn, DE)
K. Reiss (Bonn, DE)
Trotz der bekannten positiven Auswirkungen des Stillens auf die Gesundheit von Mutter und Kind zeigen aktuelle Stillquoten: Nur etwa zwei Drittel der Mütter stillen ihr Kind nach der Geburt ausschließlich, die Raten sinken entgegen den Empfehlungen in den Folgemonaten deutlich. Dabei gibt es einen starken Zusammenhang zwischen Stillverhalten und Sozialstatus. Eine geringere Stillquote und kürzere Stilldauer weisen Mütter in belasteten Situationen auf: Etwa Frauen mit einem geringen Sozialstatus, Frauen, die in einem jungen Alter erstmals Mutter werden, übergewichtige/adipöse Frauen sowie Frauen, die während der Schwangerschaft geraucht haben.
Um mehr über die Gründe für die geringere Stillquote und kürzere Stilldauer dieser Gruppe zu erfahren, wurde 2020 eine qualitative Zielgruppenanalyse durchgeführt. Ausgehend von Expertinnen-Interviews mit erfahrenen Hebammen fanden Fokusgruppengespräche mit 14 Frauen mit formal niedriger Bildung und weiteren o. g. Merkmalen statt, die nicht oder kurz (max. 2 Monate) gestillt hatten. Ergänzend wurden Einzelinterviews mit drei Vergleichsgruppen durchgeführt: Frauen mit formal niedriger Bildung und weiteren o. g. Merkmalen, die mindestens 4 Monate gestillt haben (n = 4) sowie Frauen mit formal höherer Bildung, die entweder nicht/kurz (n = 4) oder länger (n = 8) gestillt haben.
Die Befunde zeigen: Die Zielgruppe erwartet, dass ihre Entscheidungen zur Säuglingsernährung wertungsfrei akzeptiert werden. Gleichzeitig verspüren die Mütter einen besonderen Erwartungsdruck zu stillen, aber möglichst nicht öffentlich. Stillen in der Öffentlichkeit wird als Notlösung gesehen. Ein schwieriger Stillstart prägt nachhaltig ihre gesamte Stillzeit. Die befragten Frauen in Belastungslagen präferieren eine realistische, stigmasensible Darstellung des Stillens, die auch Herausforderungen und Schwierigkeiten aufgreift.
Auf der Grundlage der Ergebnisse können geeignete Maßnahmen und Botschaften zur besseren Erreichbarkeit und Ansprache entwickelt werden. Die Befunde zeigen aber auch, dass vor Ort mehr kostenfreie Angebote zur Stillberatung verfügbar sein sollten, das Stillen in der Öffentlichkeit selbstverständlicher gemacht und gleichzeitig mehr geschützte Räume für Mütter eingerichtet werden müssen, die nicht öffentlich stillen möchten. Eine langfristig erfolgsversprechende Aufgabe ist es, das Stillen von klein auf als normal zu prägen, also bereits in (früh-)kindliche Bildungsprozesse als selbstverständlich zu integrieren.
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09:00 Uhr
PP06:
Stillfreundliche Kommunen – wie können wir dieses Ziel erreichen?
S. Lücke (Bonn, DE)
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Autor:in:
S. Lücke (Bonn, DE)
Stillförderung beginnt vor Ort. In der Kommune können (werdende) Mütter in ihren Lebenswelten niedrigschwellig erreicht werden. Doch zielgruppenspezifische lokale Angebote zur Stillberatung – beginnend mit ärztlicher Aufklärung zur Säuglingsernährung bereits in der Schwangerschaft über die Information zu Stilltreffs bis hin zu Hilfe bei akuten Stillproblemen durch Ärzt*innen und einschlägige Gesundheitsfachberufe – sind bislang in Kommunen unterschiedlich gut ausgebaut. Oft sind auch die handelnden Akteure vor Ort zum Thema Stillberatung nicht optimal miteinander vernetzt.
Das Querschnittsthema Stillen könnte im Setting Kommune gut in bereits bestehende Strukturen integriert werden. Der Beitrag möchte Wege vorstellen, wie eine solche Integration und Vernetzung funktionieren kann, welche Voraussetzungen dafür nötig sind und welche Akteure dafür ins Boot geholt werden müssen, z. B. im Rahmen der Etablierung als stillfreundliche Kommune.
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09:20 Uhr
PP07:
Wie steht es um die Kindergesundheit in Baden-Württemberg? Der Kindergesundheitsbericht Baden-Württemberg 2020
C. Dilger (Stuttgart, DE)
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Autor:innen:
C. Dilger (Stuttgart, DE)
T. Stork (Stuttgart, DE)
V. Geisinger (Stuttgart, DE)
Bereits in der frühen Kindheit werden die Weichen für die Gesundheit im späteren Leben gestellt. Vorhandene Handlungsbedarfe sollten deshalb frühzeitig erkannt werden. Aber wie steht es um die Gesundheit der Kinder in Baden-Württemberg? Die Antwort auf diese Frage liefert der Kindergesundheitsbericht Baden-Württemberg 2020. Anhand für das Land repräsentativer Daten erläutert der Bericht die gesundheitliche Situation von baden-württembergischen Kindern unter sieben Jahren. Der Fokus dabei liegt bei den Kindern im Vorschulalter. Nicht nur der Gesundheits- und Entwicklungsstatus der Kinder an sich wird in diesem Bericht dargestellt, sondern auch verhältnis- und verhaltensbezogene Faktoren, die die Kindergesundheit beeinflussen. In einem Zusatzkapitel wird zudem die Gesundheit rund um die Geburt beleuchtet.
Als wesentliche Datenquellen des Kindergesundheitsberichts dienten die Erhebungen im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen (ESU) in Baden-Württemberg, amtliche Statistiken sowie Surveys des Robert Koch-Instituts (RKI). Da die ESU jedes Jahr bei einem kompletten Jahrgang durchgeführt wird, eignen sich die Daten im besonderen Maße um Entwicklungen der Kindergesundheit über die Zeit, regionale Unterschiede und Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen aufzuzeigen. Damit stellen die Daten eine gute Basis für die Identifizierung von Handlungsbedarfen für Präventions- und Förderprogramme dar.
Im Rahmen des Kongresses werden einige Daten und Fakten aus dem Bericht anschaulich an Hand des Regenbogenmodells in Posterform dargestellt.
09:32 Uhr
PP08:
Einführung und Rücknahme von Corona-Maßnahmen an Kita und Schule – Wie können Politik, Ärzteschaft und öffentlicher Gesundheitsdienst zusammenwirken? Erfahrungen aus dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
G. Hölscher (Oberschleißheim, DE)
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Autor:innen:
G. Hölscher (Oberschleißheim, DE)
A. Zeckey (Oberschleißheim, DE)
V. Lehner-Reindl (Erlangen, DE)
U. Nennstiel (Oberschleißheim, DE)
In Bayern bestand von politischer Seite bereits während einer recht frühen Phase der Corona-Pandemie der Wunsch, medizinische Fachgesellschaften beratend in Bezug auf die Einführung von Corona-Maßnahmen in Kindertagesstätten (Kita) und Schulen mit einzubeziehen. So wurde im Juli 2020 an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Bitte herangetragen, einen Expertenkreis aus Vertretern medizinscher Fachgesellschaften zusammenzurufen, um einen Leitfaden z.B. zum Umgang mit Kindern mit Erkältungssymptomen in Kitas in Zeiten von SARS-CoV-2 zu erstellen. Das LGL konnte auf ein gut ausgebautes Netzwerk zurückgreifen und Experten aus der Kinder-/Jugendmedizin, der Allgemeinmedizin, Infektiologie und Virologie verschiedener medizinischer Berufs- und Fachverbände zur Mitarbeit an diesem Projekt gewinnen. Von Seite des LGLs waren Vertreter aus den Bereichen Hygiene und Kindergesundheit beteiligt.
Nach nur 3 Wochen konnte der Expertenkreis gemeinsam mit dem LGL einen Leitfaden zum Umgang mit Kindern mit Erkältungssymptomen in der Kindertagesbetreuung herausgeben. Der Expertenkreis war beratend eingebunden in die Überarbeitung des vom LGL erstellten und vom Sozialministerium herausgegebenen Rahmenhygieneplan Kindertagesbetreuung und Heilpädagogische Tagesstätten, sowie des vom Kultusministerium zusammen mit dem Gesundheitsministerium veröffentlichten Rahmenhygieneplan Schulen.
Folgende Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Politik, Ärzteschaft und ÖGD lassen sich aus Sicht des LGL zusammenfassen. Das Engagement war bei allen Beteiligten sehr groß. Die Schwerpunkte und Vorstellungen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Professionen sowie auch innerhalb dieser z.T. sehr. Thematische Diskrepanzen zeigten sich insbesondere beim Maskentragen während des Unterrichts bzw. Sportunterrichts und beim Zutritt von Kindern mit leichten Erkältungssymptomen. Während der Zusammenarbeit ergaben sich hier aber durchaus Annäherungen. Insbesondere das Ziel, die Bildungseinrichtungen für Kinder- und Jugendliche offen zu halten, ist inzwischen unumstößlicher Konsens.
Anhand dieses Projekts wird deutlich, dass Landesgesundheitsämter bzw. der ÖGD im Allgemeinen aufgrund des qualifizierten Personals, dem gut ausgebauten Netzwerk und der Nähe zu verschiedenen Ministerien prädestiniert dafür sind, eine Brücke zu schlagen zwischen Politik, Wissenschaft und Praxis. Dieses Potential gilt es in Zukunft noch stärker zu nutzen.
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09:44 Uhr
PP09:
SARS-CoV-2 bei Kindern und Jugendlichen - Ergebnisse einer Sentinelerhebung in Kinderarztpraxen der Stadt Bremen
B. Spieß (Bremen, DE)
K. Pawlowski (Bremen, DE)
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Autor:innen:
B. Spieß (Bremen, DE)
K. Pawlowski (Bremen, DE)
Einleitung
Bei Kindern und Jugendlichen ruft eine SARS-CoV-2-Infektion oft nicht die klassischen COVID-19-Symptome hervor, Krankheitsverläufe mit unspezifischen Symptomen und klinisch unauffällige Infektionen sind nicht selten. Somit ist von einer hohen Dunkelziffer hinsichtlich der Infektionszahlen auszugehen. Um das tatsächliche Vorkommen von SARS-CoV-2-Infektionen unter Minderjährigen in der Stadt Bremen einschätzen zu können und um Einblicke in das Infektionsgeschehen in dieser Altersgruppe zu gewinnen, organisierte das Bremer Gesundheitsamt eine Sentinelerhebung in ausgewählten Bremer Kinderarztpraxen.
Methodik
An der Studie beteiligten sich zehn Kinderarztpraxen aus verschiedenen Stadtteilen. Die Erhebung fand von September 2020 bis Mai 2021 statt. Die Probandenauswahl erfolgte quasi-randomisiert, 746 Kinder und Jugendliche ließen sich testen (PCR-Tests). Zur Ermittlung des Anteils asymptomatisch verlaufender SARS-CoV-2-Infektionen wurde eine begleitende Erhebung von Februar 2021 bis Mai 2021 mit 498 Kindern und Jugendlichen durchgeführt.
Ergebnisse
5,5% (n=41) der Probandinnen und Probanden wurden positiv getestet, Mädchen häufiger als Jungen (7,1% vs. 4,2%). Es zeigen sich saisonale Unterschiede in der Infektionshäufigkeit mit Höchstwert in den Wintermonaten. Infizierte Kinder und Jugendliche sind im Durchschnitt mehr als zwei Jahre älter als nichtinfizierte (8,7 Jahre vs. 6,4 Jahre). In Kinderarztpraxen, die in Stadtteilen mit niedrigem sozioökonomischen Status liegen, ist der Anteil nachgewiesener Infektionen mit 7,7% deutlich höher als in Praxen in besser situierten Stadtteilen (2,8%). Ein beachtlicher Teil (43,8%) der positiv getesteten Kinder und Jugendlichen zeigt sich asymptomatisch.
Diskussion
Die Besonderheit dieser Studie besteht darin, dass keine anlassbezogenen Testungen durchgeführt und ausschließlich Minderjährige untersucht wurden. In Anbetracht der Ergebnisse kann von einer verdeckten Prävalenz ausgegangen werden. Die ermittelte Periodenprävalenz beträgt nahezu das Doppelte der offiziell registrierten Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen im entsprechenden Zeitraum in der Stadt Bremen. Übereinstimmungen mit anderen Studien zeigen sich auch hinsichtlich der Abhängigkeit des Infektionsrisikos vom Alter und vom sozialen Status.